22.11.2013 Aufrufe

Volltext Prokla 22

Volltext Prokla 22

Volltext Prokla 22

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Klassenbewuf!.tsein eingingen, konnten diese Autoren nUI relativ unbegriffene, oberflachliche<br />

Zusammenhiinge reproduzieren. Klassenlage und Klassenbewuf!.tsein wtirden<br />

"einander zugeordnet statt rniteinander vermittelt" (15). Deshalb seien die inkriminierten<br />

Autoren ,)ediglich zur Formulierung empirischer Regelmaf!.igkeiten<br />

imstande, ohne den Verkehrungszusammenhang durchbrechen zu konnen, der dem<br />

Kapitalverhaltnis anhaftet" (16). Demgegeniiber gelte es, "aus der inneren Natur<br />

des Kapitals die Verkehrungen und Mystiflkationen logisch zu entwickeln und auch<br />

auf gleichem Wege die allgemeinen Bedingungen ihrer Auflosung zu bestimmen"<br />

(17). Auf der Ebene der "allgemeinen Untersuchung" der kapitalistischen Produktionsverhhltnisse<br />

solI die "Gesamtstruktur der Bewuf!.tseinsverfassung der Produktionsagenten"<br />

(18) abgeleitet werden. Da die Bewuf!.tseinsformen aus den okonomischen<br />

Formbestimmungen resultieren, da sie nUI "idealisierter Ausdruck" def<br />

sozialen Beziehungen der Produzenten zur Natur und zueinander sind, miisse die<br />

"Rekonstruktion" def Bewuf!.tseinsstruktur der Lohnarbeiter def Abfolge der okonomischen<br />

Formbestimmungen im "System def Kritik der politischen Okonomie"<br />

folgen (19). Die Entwicklung def Bewuf!.tseinsformen auf allgemeiner Ebene sei<br />

jedweder empirischen und historischen Analyse von Klassenbewuf!.tsein vorausgesetzt.<br />

Erst in einem zweiten Schritt konne es dann darum gehen, die konkreten<br />

Ausformungen von Klassenbewuf!.tsein unter besonderen okonomischen, sozialen<br />

und politischen Bedingungen zu analysieren (20).<br />

Betrachtet man die zum Tell sehr scharfe Kritik an den Arbeiten des Projekts<br />

Klassenanalyse, dann fallt auf, daf!. diese vorwiegend die Probleme des zweiten analytischen<br />

Schritts bzw. die Probleme des Obergangs zu diesem Schritt thematisiert.<br />

Dem Projekt wird sein borniertes Verhaltnis zur Geschichte, die in der Regel nur als<br />

das Zufallige, allgemeine Gesetzmaf!.igkeiten Verzerrende mif!.verstanden wird, vorgeworfen<br />

und die Vernachlassigung des entwicklungsgeschichtlichen Aspekts def<br />

Kapitalismus-Analyse zugunsten einer allgemeinen Strukturbetrachtung (21). Dagegen<br />

ist die Stichhaltigkeit dessen, was auf def Ebene der allgemeinen Untersuchung<br />

des Kapitals formuliert wurde, bisher kaum ernsthaft in Frage gestellt WOfden.<br />

Vielmehr kann man sagen, daB selbst von Kritikern elementare Postulate des<br />

Projekts iibernommen werden. Dies zeigt sich vor allem in der Bedeutung, die die<br />

Kategorie der GleichgiilUgkeit als relevantes Vermittlungsglied zwischen objektiver<br />

Steliung im Reproduktionsprozef!. und KlassenbwuBtsein auch in solchen Arbeiten<br />

bekommt, die den ahistorischen Ansatz des Projekts im iibrigen scharf verurteilen<br />

(<strong>22</strong>).<br />

15 Beckenbach u.a. (1973), S. 92.<br />

16 Ebenda.<br />

17 Ebenda. Vgl. die iihnliche Forrnulier.ung des Projekts Klassenanalyse (1973), S. <strong>22</strong>9.<br />

18 Projekt Klassenanalyse (1975), S. 192.<br />

19 Ebenda.<br />

20 Vgl. hierzu unter anderen: Beckenbach u.a. (1973), S. 92f und Projekt Klassenanalyse<br />

(1973), S. 20 f.<br />

21 Siehe dazu etwa die Arbeiten von Holzkarnp (1974) und Arrnanski u.a. (1975).<br />

<strong>22</strong> Vgl. zurn Beispiel Annanski u.a. (1975), S. <strong>22</strong> ff.<br />

71

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!