Volltext Prokla 22
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keit liiEt die burgerliche GeseHschaft, in deren Zusarnmenhang sich das menschliche<br />
Wissen erst zur Wissenschaft entwickelte, als natiirliche und richtige Gesellschaft er·<br />
scheinen, als die Vergesellschaftungsform, in der sich das in der Natur angelegte<br />
menschliche Erkenntnisvermbgen endlich voll entfalten kann. Nattirlich behaupten<br />
das sie Abbildtheoretiker nicht, die immanente Logik ihrer Theorie lauft aber<br />
darauf hinaus. Noeh einmal: objektive Realitatserkenntnis und wissensehaftlichquantitatives<br />
Denken entstehen parallel mit dem EntwicklungsprozeE blirgerlich-kapitalistischer<br />
Lebensformen, ja verkiirzt HUH sich sagen, dai~ die Wissenschaft ihrer<br />
Genesis nach Produkt der btirgerlichen Gesellschaft ist (10). Wird jedoch in dieser<br />
Feststellung nicht von def Einsicht ausgegangen, dal~ das gesellschaftliche Sein das<br />
BewuEtsein bestimmt, sondern ein nattirliches Erkenntnisvermogen<br />
das -- latent imIner schon vorhanden - nur auf angemessene r.."''''':>1''!UH5~,.n''''~'''H<br />
gewartet hat, dann 1st die blirgerliche Gesellschaft als richtige lind der menschHchen<br />
Natur adaquate oder zumindest annahernd adaquate Gesellschaft erwiesen -- cine<br />
Konsequenz, die die Abbildtheorie auf eine nur noch normative Ablehnung der bUrgerlichen<br />
Gesellschaft zuriickwirft (11).<br />
3. Das fehlende FormbewuBtsein macht sich in gleicher Weise bei def Erklarung def<br />
nicht-objektiven Erkenntnis geltend. "Verzerrte Widerspiegelung, falsches BewuEtsein,<br />
nicht-adaquate AbbHdung der objektiven Realitii t", schreiben NeuslissjUnger,<br />
machen "die Hauptmasse der Inhalte menschIichen BewuEtseins und der ihnen<br />
entsprechenden Formen aus ..." (S. 271). Wie aber "nicht-adaquate" Abbildungen<br />
erklaren, wenn zugleich, wie beschrieben, von der Grundkonzeption ausgegangen<br />
wird, daB die "... menschlichen Wahrnehmungsapparate, die diese Realitat widerspiegeln<br />
. . . prinzipiell auch danmf angelegt sind, sie widerzuspiegeln"<br />
(S.277)?<br />
Die abbildtheoretische Lasung des Problems liegt im Begriff cler "verzerrten Widerspiegelung".<br />
Genauer, in diesem Begliff zeichnet sich ab, daf. die Abbildtheorie<br />
historisch besondere Erkenntnisformen a priori<br />
eliminkrt und das Problem<br />
der nicht-objektiven Erkenntnis nicht anders denn als mechanisches Problem<br />
10 Vgl. Muller, Rudolf W .. Geld und Geist. Zm Entstehungsgeschichte von Identitiit<br />
und ,eit de! Antike, ersclleint Herbst 1976 irn Verlag, Berlin/New<br />
YOIk; vgl. femer meine Schrift: Gesellschaftsforrn und<br />
wrn Zusarnrnenhang<br />
von wissenschaftlicher und Entwicklung, Verlag,<br />
Berlin/New York 1976 (die 16 noeh unter altern zitiert).<br />
11 Neusiiss/Unger schreiben ill diesern /,I1"aITlm"n Gesellschaft miisse .<br />
".. " als menschheitliches Entwicklungsstadium h,,