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Volltext Prokla 22

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Mutter irgendwelche Erleichterungen angeboten oder Losungsmoglichkeiten gezeigt<br />

werden. Gerade gegeniiber den berufstlitigen Miittern zeigt sich die ganze<br />

Widerspruchlichkeit def Miitterlichkeits- und Familienideologie (87) der splitbiirgerlich-kapitalistischen<br />

Gesellschaft. Eine in ihrem Kern in ganz anderen,<br />

nlimlich vorkapitalistischen Verhliltnissen entstandene Norm fur das Verhalten<br />

def Frauen als "Hausfrau" und Mutter wird unter Bedingungen aufrechterhalten<br />

und mitgeschleppt, die einem gro~en Tell def Frauen, besonders aber den Arbeiterffauen<br />

die au~erhliusliche Arbeit aufzwingen. Es gibt in dieser Gesellschaft keine<br />

den realen Bedingungen entsprechende Norm fur das Verhalten von Frauen, was<br />

sich als Unsicherheit, Schwanken, Widerspruchlichkeit und Ausflucht- und Verdrangungsmanover<br />

im Verhalten und in den Einstellungen der Frauen niederschlagt,<br />

mit entsprechenden Folgen fur die Sozialisation def Kinder, in denen<br />

def Widerspruch erst recht unbegriffen weiterlebt.<br />

Nicht nur in def Vergangenheit, sondern auch noch in der Gegenwart, so<br />

konnen wir das Resultat unserer Darstellung der Lage def Arbeiterinnen zusammenfassen,<br />

ist die emanzipatorische Wirkung der Frauenarbeit, "def Einbeziehung<br />

def Frauen in die gesellschaftliche Produktion", infolge der fast unverlindert<br />

fortbestehenden Belastung durch Haushalt und Kinder sehr begrenzt. Da die Arbeiterin<br />

diese Belastung in alIer Regel nUI beschrankt abwlilzen kann (z.B. Beaufsichtigung<br />

der Kinder dUTCh Gro~mi.itter usw., Offentliche Einrichtungen, bei<br />

alImlihlicher Vedagerung auf diese) ist sie den aus der doppelten Belastung resultierenden<br />

Widerspruchen elementar ausgesetzt und sucht, unterstiitzt vom traditionellen<br />

Frauenbild bzw. den in ihr selbst wirksanlen Einstellungen, normalerweise<br />

den leichteren Ausweg, nlimlich den Riickzug aus def "gesellschaftlichen<br />

Produktion" (88), wo in1mer ihr dies moglich ist. Die Folgen fUr das Bewu~tsein<br />

als Arbeiterin sehen entsprechend aus, worauf wir noch kurz eingehen wollen.<br />

Die Gewerkschaften waren def naheliegendste Ausdruck fUr die Bereitschaft<br />

der weiblichen Lohnabhangigen, sich als solche zu verstehen und an der<br />

Seite ihrer mlinnlichen Kollegen fUr ihre Interessen als "Arbeitnehmer" einzutreten.<br />

Der DGB zlihlte 1957 nur 1 077 652 weibliche Mitblieder, das waren 17,3% alIer<br />

im DGB Organisierten. Uberdies sank diese zaW bis 1967 kontinuierlich bis auf<br />

976793 ab; nur 13% def berufstatigen Frauen waren 1968 im DGB organisiert<br />

(89). Offensichtlich haben die Frauen wenig Vertrauen in eine Interessenorgani-<br />

87 Obwoh! wir starke Vorbehalte gegen die Verwendung der Begriffe "Mutterlichkeits-" und<br />

"F amilienideologie" haben - wei! sie gerade in de, linken Literatur so hliufig oberfllichlich<br />

verlichtlich gebraucht werden, so als ob den beschriebenen Bewu£tseinsinhalten<br />

nicht imme! auch hochst reale Verhliltnisse und Ursachen, ja Zwlinge zugrundelligen -<br />

halten wir es in diesem bestimmten Zusammenhang fUr richtig, sie zu gebrauchen.<br />

88 Eine weitere Folge des Fortbestehens der alten Rolle ist die gro£ere Bereitschaft, solche<br />

Berufe zu wiihlen, die dieser Rolle am ehesten entsprechen (unmittelbare Dienste am<br />

Menschen); gerade deshalb sind die Frauen in de! eigentlichen Produktion be sanders wenig<br />

vertreten, was durch den von uns in AnfUhrungszeichen gesetzten Begriff verschleiert<br />

werden kann. Eine genauere Aufschlilsselung de! von den Frauen bevorzugten Berufe<br />

wiirde hier zu weit fUhren.<br />

89 Angaben nach Helga Deppe-Wolfinger und Jutta von Freyberg, a.a.O., S. 330-331. Vgl.<br />

auch Dagmar Holzer, Renate Reder, Juliane Schuhler, a.a.O., S. 125.<br />

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