Zsolt Vitári Zur Geschichte des Hochlandlagers der Hitlerjugend

Zsolt Vitári Zur Geschichte des Hochlandlagers der Hitlerjugend Zsolt Vitári Zur Geschichte des Hochlandlagers der Hitlerjugend

nemettortenelem.tti.btk.pte.hu
von nemettortenelem.tti.btk.pte.hu Mehr von diesem Publisher
22.11.2013 Aufrufe

PDF-XChange w w w.docu-track.co m Click to buy NOW! PDF-XChange w w w.docu-track.co m Click to buy NOW! ken, „die für das Leben des Einzelnen in der Gemeinschaft und damit für die Gemeinschaft selbst von wesentlicher Bedeutung“ waren. 85 Die Flaggeneinholung hatte ähnlich demonstrativen Charakter, sie war schließlich der Abschluss eines erfolgreichen Tages. Der Lagergefolgschaftsführer oder bei kleineren Lagern der Lagerführer selbst wiederholte die Tageslosung, so dass sie den Jungen nochmals tief eingeprägt wurde. Die Fahne sank dann unter Trommelwirbel. Am Abend wurde nicht gesungen auch der Abmarsch erfolgte stillschweigend. Eventuelle Bemerkungen zum Tag oder Kundgebungen mussten vor der Fahneneinholung gemacht werden, weil mit ihr der Tag offiziell beendet war. 86 Mit der Eröffnung des Tages fing dann auch die praktische Arbeit an. Das Ausbildungsprogramm wurde in zwei größeren Blöcken ausgeführt. Sowohl während des Vormittagsdienstes als auch im Nachmittagsdienst waren weltanschauliche und körperliche Aufgaben einbezogen. Der täglichen Ausbildung widmete man ca. 7 Stunden, eine sehr lange Zeit, wenn man in Rücksicht nimmt, dass es während dieser Zeit nur kurze Pausen gab. Nach dem Mittagessen und der Mittagspause waren die Zelte wieder in Ordnung zu bringen, da sie in der Pause wieder benutzt waren, und der Nachmittagsdienst so nicht beginnen durfte, dass irgendwelche Schlamperei vorgekommen ist. Das Lager wurde von den höheren Führern erneut kontrolliert. Am Abend wurde dann eine Zeitspanne von anderthalb Stunden zur freien Verfügung gestellt, dies bedeutete jedoch nicht, dass während dieser Zeit alles erlaubt war. Die strenge Ordnung musste auch jetzt akzeptiert werden. So konnten die Kinder auch abends ungefähr dasselbe machen wie im Dienst. Es handelte sich vor allem um ernstere und lustigere Veranstaltungen um das Lagerfeuer. Sie waren zu diesem Zeitpunkt auch schon ziemlich müde, so dass körperliche Anstrengungen nicht forciert wurden. Die Abendfreizeit bot jedoch genügend Gelegenheit dazu, um einander besser kennen lernen zu können, alles zu besprechen, was am ganzen Tag passiert ist. Dies war besonders für Freunde wichtig, die eventuell nicht in der gleichen Zeltgemeinschaft wohnten. Im Verlauf der Nachtruhe gab es mit den Kindern höchstwahrscheinlich keine Mühe, ihre Kraft wurde schon tagsüber genügend beansprucht, und schließlich ging es mit dem Drill am nächsten Tag weiter. IV. 3. Sonderausbildung im Hochlandlager Im Hochlandlager fand alljährlich auch eine Sonderausbildung statt, die ebenfalls mit Prüfung und Sondervorführungen abgeschlossen wurde. Die Sondereinheiten der HJ leisteten dabei noch mehr als die allgemeinen HJ-Mitglieder, da sie neben der Grundausbildung auch die Sonderausbildung absolvieren mussten. Die Ausbildung in Marinewesen, Motorwesen, Feldscherwesen, Nachrichtenwesen, Flugwesen, Luftschutzwesen und bei dem Streifendienst erfolgte mit Hilfe von Ausbildungskräften, des Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps, des Nationalsozialistischen Fliegerkorps, der Reichspost, des Reichschutzluftbundes und der Polizei sowie von Ärzten. Wahrscheinlich waren nicht immer alle Sondereinheiten im Hochlandlager vertreten. 87 85 „Sie [die Morgenfeier – ZS. V.] ist keine erweiterte Flaggenhissung, sondern hat Aufgaben zu erfüllen, die nur mit denen des Gottesdienstes zu vergleichen sind. Sie dient dem Bekenntnis zu Gott, dem Glauben an Führer und Volk und dem Willen zum Einsatz und zur Tat. [...] es geht hierbei nicht um eine Verpflichtung auf den Tagesdienst, sondern um die innere Besinnung, die am Beginn des Feiertages stehen soll.“ –Ebd., pp. 62-63., 71-72., Zitat: p. 62. 86 Ebd., p. 70. 87 Zur Ausbildung in den Sondereinheiten siehe ausführlich VITÁRI, A testi felkészítés szerepe és fejldése a Hitlerjugendben 1933-1939.

PDF-XChange w w w.docu-track.co m Click to buy NOW! PDF-XChange w w w.docu-track.co m Click to buy NOW! IV. 4. Ausbildung im Wehrertüchtigungslager Die Ausbildung wurde mit dem Ausbruch des Krieges ständig verschärft. Noch bevor das Hochlandlager ein WE-Lager wurde, wurde das Programm im Lager mehr und mehr fast ausschließlich auf die Wehrertüchtigung ausgerichtet, wozu nunmehr die SS und die Wehrmacht herangezogen wurden. Abgesehen davon, dass das Schießen weiterhin erstrangig war, und ein wesentlicher Teil der Ausbildung nicht nur durch die Praxis damit in Zusammenhang stand, sondern auch durch den Unterricht über das Gewehr selbst, über die Theorie des Schießens, wurden die Hitlerjungen jetzt schon auch über die SS und die Wehrmacht selbst in verstärktem Maße geschult. Traditionelle Themen der weltanschaulichen Schulung gingen dadurch erheblich zurück, waren jedoch immer noch präsent. Die Tatsache, dass sich die Vorbereitung auf den Kriegsdienst schon ab 1939 immer mehr einsetzte, ließ die Einführung der WE-Lager als keine große Zäsur in der Geschichte der HJ erscheinen, es war eher ein fließender Übergang zur unverhüllten vormilitärischen Ausbildung. Das Wesen der Wehrertüchtigung wurde in der Zeitschrift „Das junge Deutschland“ auf folgende Weise interpretiert: „Die jugendgemäße deutsche Wehrertüchtigung ergibt sich aus drei Leitgedanken: der Idee des soldatischen Menschen, der Idee des totalen Krieges und der Idee der selbstverantwortlichen Führung der nationalsozialistischen Jugend.“ 88 Mit der Errichtung der WE-Lager war jedoch das letzte Motiv von den genannten drei in Gefahr geraten. Nicht wie vorher hatte die HJ die Ausbildung nämlich fest in der Hand, wenngleich Hilfe von außen immer in Anspruch genommen wurde, die Ausbilder kamen ab jetzt aus der Wehrmacht und der Waffen-SS, der Hitlerjugend stand nur die Organisierung zu. Die Lehrgänge dauerten drei Wochen und umfassten in der Regel 200-250 Jungen im Alter von 17 Jahren, später auch von 16 Jahren. Selbst der Lagerleiter war ein Offizier der Wehrmacht, oftmals ein ehemaliger HJ-Führer, und auch die Ausbilder rekrutierten sich aus der Wehrmacht und in kleinerem Teil aus der Waffen-SS. Es handelte sich um Soldaten, die sich nach einer Verwundung gerade in der Phase der Genesung befanden oder kurz danach waren und noch nicht an die Front zurückkehrten, oder dafür gar nicht mal in Frage kamen. 89 Die WE-Lager arbeiteten das ganze Jahr über, so auch im Winter, die Belegschaft wechselte sich sinngemäß alle drei Wochen. Die Jugendlichen sahen trotzdem mit gewisser Spannung der Einberufung in das WE- Lager entgegen, sie wussten, dass diese Ausbildung mit dem Spiel nichts mehr zu tun hatte und so sich in dieser das hochgeschätzte deutsche Soldatentum wiederspiegelte. Am Ende der Ausbildung, nachdem sämtliche Übungen absolviert waren, mussten die Jungen über das erworbene Wissen und Können Rechenschaft ablegen, indem sie der sogenannte K-Schein, d. h. den Kriegsausbildungsschein erworben haben. Wenn die Jugendlichen diese Prüfung bestanden, war der Weg in die Wehrmacht oder Waffen-SS frei, sie wurden kriegstauglich erklärt. V. Schlussbetrachtung Wie aus der geschilderten Entwicklung der Ausbildung im Hochlandlager hervorgeht, bedeutete sie im Grunde eine immer größere Belastung für die Jugendlichen. Während in den ersten Jahren das Programm auch schon am Anfang keine Ruhe den Jugendlichen während der Lagerzeit ließ, war sie im Grunde auch mit Hilfe des Teamgeistes noch locker zu leisten. Obwohl viele Momente auch schon Mitte der 30-er Jahre nicht zur „Verwöhnung“ der Jugend beitrugen, war das Lager mit seinem romantischen Gepräge insgesamt sehr beliebt. Die sich im Laufe der Lagerzeit ergebenden Schwierigkeiten waren mit dem starken Willen des 88 Das junge Deutschland, 8/1943, p. 190. 89 Deutsche Allgemeine Zeitung, 29. August 1942, BArch, R 43 II/522b, p. 102.

PDF-XChange<br />

w w w.docu-track.co m<br />

Click to buy NOW!<br />

PDF-XChange<br />

w w w.docu-track.co m<br />

Click to buy NOW!<br />

IV. 4. Ausbildung im Wehrertüchtigungslager<br />

Die Ausbildung wurde mit dem Ausbruch <strong>des</strong> Krieges ständig verschärft. Noch bevor das<br />

Hochlandlager ein WE-Lager wurde, wurde das Programm im Lager mehr und mehr fast ausschließlich<br />

auf die Wehrertüchtigung ausgerichtet, wozu nunmehr die SS und die Wehrmacht<br />

herangezogen wurden. Abgesehen davon, dass das Schießen weiterhin erstrangig war, und ein<br />

wesentlicher Teil <strong>der</strong> Ausbildung nicht nur durch die Praxis damit in Zusammenhang stand,<br />

son<strong>der</strong>n auch durch den Unterricht über das Gewehr selbst, über die Theorie <strong>des</strong> Schießens,<br />

wurden die Hitlerjungen jetzt schon auch über die SS und die Wehrmacht selbst in verstärktem<br />

Maße geschult. Traditionelle Themen <strong>der</strong> weltanschaulichen Schulung gingen dadurch<br />

erheblich zurück, waren jedoch immer noch präsent.<br />

Die Tatsache, dass sich die Vorbereitung auf den Kriegsdienst schon ab 1939 immer<br />

mehr einsetzte, ließ die Einführung <strong>der</strong> WE-Lager als keine große Zäsur in <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong><br />

HJ erscheinen, es war eher ein fließen<strong>der</strong> Übergang zur unverhüllten vormilitärischen Ausbildung.<br />

Das Wesen <strong>der</strong> Wehrertüchtigung wurde in <strong>der</strong> Zeitschrift „Das junge Deutschland“ auf<br />

folgende Weise interpretiert: „Die jugendgemäße deutsche Wehrertüchtigung ergibt sich aus<br />

drei Leitgedanken: <strong>der</strong> Idee <strong>des</strong> soldatischen Menschen, <strong>der</strong> Idee <strong>des</strong> totalen Krieges und <strong>der</strong><br />

Idee <strong>der</strong> selbstverantwortlichen Führung <strong>der</strong> nationalsozialistischen Jugend.“ 88<br />

Mit <strong>der</strong> Errichtung <strong>der</strong> WE-Lager war jedoch das letzte Motiv von den genannten drei in<br />

Gefahr geraten. Nicht wie vorher hatte die HJ die Ausbildung nämlich fest in <strong>der</strong> Hand,<br />

wenngleich Hilfe von außen immer in Anspruch genommen wurde, die Ausbil<strong>der</strong> kamen ab<br />

jetzt aus <strong>der</strong> Wehrmacht und <strong>der</strong> Waffen-SS, <strong>der</strong> <strong>Hitlerjugend</strong> stand nur die Organisierung zu.<br />

Die Lehrgänge dauerten drei Wochen und umfassten in <strong>der</strong> Regel 200-250 Jungen im Alter<br />

von 17 Jahren, später auch von 16 Jahren. Selbst <strong>der</strong> Lagerleiter war ein Offizier <strong>der</strong><br />

Wehrmacht, oftmals ein ehemaliger HJ-Führer, und auch die Ausbil<strong>der</strong> rekrutierten sich aus<br />

<strong>der</strong> Wehrmacht und in kleinerem Teil aus <strong>der</strong> Waffen-SS. Es handelte sich um Soldaten, die<br />

sich nach einer Verwundung gerade in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Genesung befanden o<strong>der</strong> kurz danach<br />

waren und noch nicht an die Front zurückkehrten, o<strong>der</strong> dafür gar nicht mal in Frage kamen. 89<br />

Die WE-Lager arbeiteten das ganze Jahr über, so auch im Winter, die Belegschaft wechselte<br />

sich sinngemäß alle drei Wochen.<br />

Die Jugendlichen sahen trotzdem mit gewisser Spannung <strong>der</strong> Einberufung in das WE-<br />

Lager entgegen, sie wussten, dass diese Ausbildung mit dem Spiel nichts mehr zu tun hatte<br />

und so sich in dieser das hochgeschätzte deutsche Soldatentum wie<strong>der</strong>spiegelte. Am Ende <strong>der</strong><br />

Ausbildung, nachdem sämtliche Übungen absolviert waren, mussten die Jungen über das erworbene<br />

Wissen und Können Rechenschaft ablegen, indem sie <strong>der</strong> sogenannte K-Schein, d. h.<br />

den Kriegsausbildungsschein erworben haben. Wenn die Jugendlichen diese Prüfung bestanden,<br />

war <strong>der</strong> Weg in die Wehrmacht o<strong>der</strong> Waffen-SS frei, sie wurden kriegstauglich erklärt.<br />

V. Schlussbetrachtung<br />

Wie aus <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten Entwicklung <strong>der</strong> Ausbildung im Hochlandlager hervorgeht, bedeutete<br />

sie im Grunde eine immer größere Belastung für die Jugendlichen. Während in den ersten<br />

Jahren das Programm auch schon am Anfang keine Ruhe den Jugendlichen während <strong>der</strong> Lagerzeit<br />

ließ, war sie im Grunde auch mit Hilfe <strong>des</strong> Teamgeistes noch locker zu leisten. Obwohl<br />

viele Momente auch schon Mitte <strong>der</strong> 30-er Jahre nicht zur „Verwöhnung“ <strong>der</strong> Jugend<br />

beitrugen, war das Lager mit seinem romantischen Gepräge insgesamt sehr beliebt. Die sich<br />

im Laufe <strong>der</strong> Lagerzeit ergebenden Schwierigkeiten waren mit dem starken Willen <strong>des</strong><br />

88 Das junge Deutschland, 8/1943, p. 190.<br />

89 Deutsche Allgemeine Zeitung, 29. August 1942, BArch, R 43 II/522b, p. 102.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!