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Sortierung - Lehrstuhl Mechanische Verfahrenstechnik

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138<br />

3.3 <strong>Sortierung</strong> 139<br />

3.3.1 Dichtesortierung 141<br />

3.3.1.1 Schwimm-Sink-Sortieren ............................................. 141<br />

3.3.1.2 Sortieren durch Setzen ................................................. 157<br />

3.3.1.3 Sortieren in Rinnen und auf Herden .......................... 160<br />

3.3.1.4 Aufstrom- und Querstromsortierung ......................... 163<br />

3.3.2 Flotation 177<br />

3.3.3 Elektrosortierung 183<br />

3.3.4 Magnetscheidung 187<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


139<br />

3.3 <strong>Sortierung</strong><br />

Mit Hilfe von Sortierprozessen werden Partikelkollektive, die eine Mischung<br />

darstellen, nach stofflichen Gesichtspunkten getrennt.<br />

Tabelle 3.10 Wirkprinzipien für Sortierprozesse F 3.30<br />

Gruppe Wirkprinzip Maschinen- und Apparatebeispiele<br />

a) Querstrom Ablenksortierung Trommelmagnetscheider mit oberer<br />

Aufgabe, Elektrowalzenscheider,<br />

Elektrokammerscheider<br />

Aushebesortierung Bandmagnetscheider, Naßtrommelmagnetscheider<br />

Rückhaltesortierung Plattenmagnetscheider, Füllkörpermagnetscheider<br />

Schwimm-Sink-<strong>Sortierung</strong> Schwertrübescheider, Schwimm-<br />

Sink-Trockenscheider<br />

b) Schichtung im pulsierenden<br />

Hydrosetzmaschinen<br />

Fluidaufstrom<br />

im stationär strömenden Hydrorinnen, Aerorinne<br />

Fluid<br />

c) Filmströmung<br />

feste Herden<br />

Kippherde<br />

gleichsinnig bewegte Herde Bandherde<br />

schwingende Herde Schüttelherde, Stoßherde<br />

d) Auf- oder<br />

Querstrom<br />

im stationär strömenden<br />

Fluid<br />

Zick-Zack-Aerosortierer,<br />

Aufstromsortierer<br />

e) Heterokoagulation<br />

Schaumflotation<br />

mechanische Flotationsmaschinen,<br />

pneumatische Flotationsapparate<br />

Schaumseparation Schaumseparatoren<br />

f) Klauben Handklauben Klaubetische, Klaubebänder<br />

automatisches Klauben optisch-mechanische, radiometrischmechanische<br />

Klaubegeräte<br />

Dabei bedient man sich eines Trennmerkmals, bezüglich dessen sich die zu<br />

trennenden Bestandteile genügend unterscheiden. Als solche kommen vor<br />

allem folgende physikalischen Eigenschaften in Betracht: F 3.30<br />

• die Dichte,<br />

• die magnetische Suszeptibilität,<br />

• die elektrische Leitfähigkeit oder die Dielektrizitätskonstante,<br />

• Grenzflächeneigenschaften (Benetzbarkeit) und<br />

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• optische Eigenschaften (Reflexion) sowie eine Eigenstrahlung.<br />

Tabelle 3.10 vermittelt einen Überblick über die hauptsächlich genutzten<br />

Wirkprinzipien. Man erkennt zunächst daraus, daß Querstromtrennungen<br />

relativ verbreitet sind und sowohl für die <strong>Sortierung</strong> nach der Dichte als<br />

auch nach magnetischen und elektrischen Eigenschaften angewendet werden.<br />

Schichtungstrennungen und Trennungen in Filmströmungen sind auf<br />

die Dichtesortierung beschränkt. Bei Heterokoagulationstrennungen werden<br />

Grenzflächeneigenschaften ausgenutzt. Der wichtigste zugehörige technische<br />

Prozeß ist die Schaumflotation. Für Klaubetrennungen werden vor allem<br />

optische Eigenschaften oder eine Eigenstrahlung als Trennmerkmal<br />

herangezogene, wobei letzteres an jedem Einzelstück oder -partikel geprüft<br />

wird.<br />

Aus der Sicht der Grundlagen und der ausrüstungsseitigen Realisierung dieser<br />

Prozesse ist es zweckmäßig, in Dichtesortieren, Magnetscheiden, Elektrosortieren,<br />

Flotieren und Klauben zu gliedern.<br />

Der Prozeßerfolg läßt sich wie bei Klassierprozessen ebenfalls mit Hilfe<br />

einfacher stationärer Massebilanzen, den Ausbringenskennzahlen und der<br />

Trennfunktion - Fraktionstrenngrad einschließlich der Trennschärfe<br />

κ = ξ 25<br />

/ ξ 75<br />

, dem dimensionsbehafteten Ecart probable oder Ecart de<br />

Terra E T<br />

= ( ξ75 − ξ25)<br />

/ 2 oder der dimensionslosen Imperfektion<br />

I = E T<br />

/ ξ T<br />

- eines möglichst einfach meßbaren, physikalischen Trennmerkmales<br />

ξ, ξ T beurteilen, siehe Bild F 3.31. Falls dies nicht oder nur sehr aufwendig<br />

quantifizierbar ist, z.B. bei den elektrischen oder optischen Eigenschaften<br />

können das Masseausbringen R m über die Produktqualität, z.B.<br />

den Wertstoffgehalt µ S,k der Komponente k, dargestellt werden, falls man<br />

das abgetrennte Produkt in einzelne Teilproduktmengen aufspalten kann -<br />

Sortier-, Anreicher- oder M-Kurven. Falls die Aufgabegehalte verschiedener<br />

Trennversuche zu stark voneinander abweichen, bietet die Auftragung<br />

des Masseausbringen über das Wertstoffausbringen in R m -R k -Kurven Vorteile,<br />

Bild F 3.32.<br />

Die Trennfunktion gibt an, welcher Masseanteil einer differentiell kleinen<br />

Merkmalsklasse ∆ξ j im Wertprodukt (Schwergut) ausgebracht wird:<br />

µ<br />

S,<br />

j<br />

Tj<br />

( ξ) = R<br />

m,<br />

S<br />

⋅ (3.1)<br />

µ<br />

A,<br />

j<br />

R m,S - Masseausbringen Schwergut<br />

µ S,j - Masseanteil Schwergut der Klasse j<br />

µ A,j - Masseanteil des Aufgabegutes der Klasse j<br />

140<br />

Die Trennschärfe κ ist folgendermaßen definiert:<br />

ξ<br />

κ = 25<br />

ξ<br />

75<br />

ξ 25 - Größe des Trennmerkmals ξ bei T j (ξ) = 0,25<br />

(3.2)<br />

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ξ 75 - Größe des Trennmerkmals ξ bei T j (ξ) = 0,75<br />

141<br />

Eine ideale Trennung ist mit κ = 1 gegeben: Die Trennkurve springt bei einem<br />

Trennschnitt ξ T von 0 auf 1. Je unschärfer die Trennung erfolgt, desto<br />

flacher ist der Verlauf der Trennkurve und desto mehr weicht κ von 1 ab. In<br />

diesem Fall wird der Abszissenwert an der Stelle T j (ξ) = 0,5 als Trennmerkmal<br />

definiert.<br />

Es ist zweckmäßig, die wesentlichen Einfluß- und Zielgrößen des Trennprozesses<br />

durch dimensionslose Kennzahlen zu beschreiben, z.B.:<br />

- charakteristische Partikelgröße d i und (Masse-) Verteilung Q 3 (d) für die<br />

Stoffbestandteile und die Schwertrübe<br />

- Aufschlußgrad der Partikeln des Wertstoffes der i-ten Partikelgrößenklasse<br />

mA,<br />

i<br />

µ AG , i<br />

=<br />

(3.3)<br />

m + m<br />

A, i V,<br />

i<br />

m A,i Masseanteil der i-ten Größenklasse der aufgeschlossenen<br />

Wertstoffpartikeln<br />

m V,i Masseanteil der i-ten Größenklasse der verwachsenen Wertstoffpartikeln<br />

- Porosität ε, Porenvolumenverteilung Q 3 (d ε ) für die Stoffbestandteile<br />

- Wassergehalt X W = m W / m S (m S - Feststoffmasse) der Stoffbestandteile<br />

- Trübedichte ρ Tr , Feststoffvolumenanteil ϕ s der Schwertrübe<br />

Die wichtigsten Einsatzgebiete der Sortierprozesse sind bei der Aufbereitung<br />

mineralischer Rohstoffe und zunehmend auch von Sekundärrohstoffen<br />

oder festen Abfällen zu finden. Weitere Anwendungen sind z.B. aus der<br />

Lebensmitteltechnik, der Landtechnik sowie der chemischen Industrie bekannt.<br />

3.3.1 Dichtesortierung<br />

Bei den Dichtesortierprozessen ist die Stück- oder Partikeldichte das wesentliche<br />

Trennmerkmal, siehe Bild F 3.33a-e. Diese Trennungen erfolgen<br />

vorwiegend im Schwerkraftfeld. Für Dichtetrennungen im Feinkornbereich<br />

haben jedoch Zentrifugalkraftfelder ständig an Bedeutung gewonnen, siehe<br />

Bild F 3.34.<br />

Es sind die Schwimm-Sink-<strong>Sortierung</strong>, die <strong>Sortierung</strong> durch Setzen, die<br />

<strong>Sortierung</strong> in Rinne und auf Herden sowie die Aufstrom- und Querstromsortierung<br />

zu unterscheiden.<br />

3.3.1.1 Schwimm-Sink-Sortieren<br />

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142<br />

Das Wirkprinzip der Schwimm-Sink-<strong>Sortierung</strong> ist im Bild 5.37 (Lehrbuch<br />

MVT) dargestellt. Das nach stofflichen Gesichtspunkten zutrennende Gut<br />

wird einem Trennmedium aufgegeben dessen Dichte zwischen den Dichten<br />

der spezifisch leichtesten und der spezifisch schwersten Bestandteile der<br />

Aufgabe liegt und für jeden konkreten Fall in Abhängigkeit von Prozeßziel<br />

festzulegen ist. In diesem Medium sollen die spezifisch schweren Körner<br />

absinken und spezifisch leichteren aufschwimmen (Bild 5.37). Am meisten<br />

verbreitet als Trennmedium sind wäßrige Schwerstoffsuspensionen<br />

(Schwertrüben). Echte Schwerflüssigkeiten, wie z.B. Wasser oder<br />

Tetrabromethan, spielen für technische Trennungen eine nur sehr geringe<br />

Rolle.<br />

Aerosuspensionen in Form von Gas-Feststoff-Wirbelschichten sind in trockenen<br />

oder sehr kalten Klimata zu erwägen.<br />

Für Schwertrüben werden vor allem Ferrosilizium FeSi mit 12 bis 15 % Si<br />

(ρ s ≈ 6900 kg/m³) durch Magnetit (Fe 3 O 4 , ρ s ≈ 5000 kg/m³) als Schwerstoffe<br />

benutzt. Diese zeichnen sich durch angemessene Härte, Korrosionsbeständigkeit<br />

günstige Beschaffbarkeit zu erträglichem Preis und vor allem auch<br />

dadurch aus, daß sie sich wegen ihrer ferromagnetischen Eigenschaften<br />

magnetisch relativ leicht regenerieren lassen. Mit gemahlenem FeSi sind<br />

unter betrieblichen Verhältnisse maximale Trübedichten von etwa 3200<br />

kg/m³ erreichbar, mit verdüstem FeSi sind wegen der rundlichen Partikelform<br />

Trübedichten bis etwa 3400 kg/m³ möglich.<br />

Für Schwertrüben sind vorwiegend Fließkurven ermittelt worden, die den im<br />

Bild F 3.35.1 angedeuteten Verlauf aufweisen. Dieser ist bei höheren Scherspannungen<br />

τ linear, d.h. er entspricht dort einem plastischen Medium, während<br />

der Anfangsteil auf ein pseudoplastisches Verhalten hindeutet, siehe<br />

auch Bild F 3.36. Dieses Fließverhalten ist eine Folge von Strukturbildung<br />

im Ergebnis der Wechselwirkung der Partikeln einschließlich deren Hydrathüllen.<br />

Die Strukturbildung tritt in derartigen Suspensionen immer dann ein,<br />

wenn die mittleren Partikelabstände genügend klein sind, d.h. hier bei Feststoffvolumenanteilen<br />

von etwa ϕ s > 20 %. Die Lage der Fließkurven bestimmen<br />

vor allem der Volumenanteil sowie die Feinheit des Feststoffes und<br />

der Umfang der Hydrathüllen, siehe auch Bild F 3.37-3.39, und zwar verschiebt<br />

sie sich bzw. die Fließgrenze τ o mit zunehmender Feinheit und<br />

wachsendem Volumenanteil sowie sich verstärkenden Hydrathüllen (Bild F<br />

3.39) zu höheren τ-Werten und umgekehrt.<br />

Modellierung der Schwimm-Sink-<strong>Sortierung</strong><br />

Charakterisierung der Schwertrübe<br />

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143<br />

Zur Beschreibung der <strong>Sortierung</strong> mit Schwerflüssigkeiten im Schwerefeld<br />

scheint das Modell der Querstromsortierung am geeignetsten. Nach diesem<br />

Modell bewegt sich das Schwergut während seiner Verweilzeit abwärts<br />

durch den Sortierapparat und muß dabei eine bestimmte Höhe überwinden.<br />

Die quasistationäre Sinkgeschwindigkeit v s eines Partikels in der Trübe<br />

ergibt sich hierfür zu:<br />

4 g ⋅ d ⋅ ( ρs<br />

− ρTr<br />

)<br />

vs<br />

= ⋅<br />

(3.80)<br />

3 c ⋅ ρ<br />

g<br />

d<br />

ρ s<br />

ρ Tr<br />

c W,s<br />

W,<br />

s<br />

Tr<br />

Erdbeschleunigung<br />

Partikeldurchmesser<br />

Partikeldichte<br />

Trübedichte<br />

Widerstandsbeiwert<br />

Die kennzeichnenden Merkmale der Trübe sind<br />

• die Trübedichte:<br />

m<br />

s<br />

+ ml<br />

ρ<br />

Tr<br />

= = ρl + ϕ<br />

s<br />

⋅ ( ρ<br />

s<br />

− ρl<br />

) (3.81)<br />

V + V<br />

s<br />

ρ Tr<br />

m s<br />

m l<br />

V s<br />

V l<br />

ρ l<br />

ρ s<br />

ϕ s<br />

l<br />

Trübedichte<br />

Feststoffmasse<br />

Flüssigkeitsmasse<br />

Feststoffvolumen<br />

Flüssigkeitsvolumen<br />

Flüssigkeitsdichte (Wasser)<br />

Feststoffdichte (Schwerstoff)<br />

Feststoffvolumenanteil<br />

• der Feststoffvolumenanteil:<br />

Vs<br />

ρ<br />

Tr<br />

− ρl<br />

ϕ<br />

s<br />

= =<br />

V + V ρ − ρ<br />

s<br />

l<br />

• der Feststoffgehalt in der Trübe:<br />

ms<br />

cs<br />

=<br />

V + V<br />

s<br />

l<br />

s<br />

• Die Trübeviskosität ergibt sich für ϕ s < 0,3 zu:<br />

2<br />

η = η 1+ 2,5⋅ ϕ + 10,05⋅ϕ<br />

( )<br />

Tr W s s<br />

η W<br />

l<br />

dynamische Viskosität von Wasser<br />

• Partikel-Reynolds-Zahl in der Schwerstofftrübe<br />

vs ⋅ d<br />

P<br />

⋅ ρTr<br />

Re P<br />

=<br />

ηTr<br />

v s stationäre Partikelsinkgeschwindigkeit<br />

d P Partikelgröße des Schwerstoffes<br />

ρ Tr Schwertrübedichte<br />

dynamische Zähigkeit der Schwertrübe<br />

η Tr<br />

(3.82)<br />

(3.83)<br />

(3.84)<br />

(3.85)<br />

Eine wichtige Eigenschaft ist das Fließverhalten der Schwertrübe. Bei den<br />

hier vorliegenden Schwerstoffkonzentrationen von 20...30 Volumen% wird<br />

theoretisch ein strukturviskoses (pseudoplastisches) Fließverhalten erwartet<br />

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(siehe Funktionsverlauf 3 in Bild F 3.36). Außerdem sind Entmischungserscheinungen<br />

durch große Scherkräfte bei der <strong>Sortierung</strong> zu berücksichtigen.<br />

Der allgemeine Ansatz für diese Fließkurven lautet:<br />

τ = τ + η ⋅ ⎛ n<br />

⎝ ⎜ du⎞<br />

0 B ⎟<br />

(3.86)<br />

dy⎠<br />

τ Scherspannung<br />

τ 0 Fließgrenze<br />

η B Plastizität<br />

γ = du / dy Schergeschwindigkeitsgradient (Schergefälle)<br />

n rheologischer Parameter<br />

Für den rheologischen Parameter<br />

2<br />

n gilt:<br />

Scherspannung<br />

τ<br />

3<br />

(1) NEWTON’sches Verhalten<br />

1<br />

τ 0 = 0, n = 1;<br />

(2) linear „plastisches“ (viskoplastisches<br />

Verhalten<br />

4<br />

τ 0<br />

(BINGHAM) τ 0 > 0, n = 1;<br />

(3) strukturviskoses (pseudoplastisches)<br />

Verhalten 0 < n < 1<br />

du<br />

Schergeschwindigkeitsgradient<br />

dy<br />

Bild F 3.36: Zeitunabhängigen Fließkurven<br />

verschiedener Medien<br />

und<br />

(4) dilatante Medien n > 1.<br />

Für die Beschreibung der wirksamen oder scheinbaren Viskosität von<br />

Schwertrüben kann auf verschiedene Modellansätze zurückgegriffen werden.<br />

Beispielsweise schlägt Bauckhage in Anlehnung an den Potenzansatz<br />

von Ostwald und de Waele<br />

⎛ ⎞<br />

τ = K ⎜<br />

du n<br />

P ⎟<br />

(3.87)<br />

⎝ dy⎠<br />

K P Steifigkeitsziffer<br />

folgenden Ansatz vor:<br />

2<br />

( n−1)/<br />

2<br />

⎡⎛<br />

τ =<br />

η<br />

⎝ ⎜ du⎞<br />

⎤ du ∗ du<br />

K<br />

P<br />

⎢ ⎟ ⎥ =<br />

(3.88)<br />

⎣⎢<br />

dy⎠<br />

⎦⎥<br />

dy dy<br />

η * wirksame oder scheinbare Viskosität<br />

Durch die letztere Gleichung wird berücksichtigt, daß bei strukturviskosem<br />

Fließverhalten die wirksame Viskosität für zunehmende Schergradienten<br />

und Schubspannungen abnehmen muß. Das strukturviskose Fließverhalten<br />

einer Schwertrübe ist um so deutlicher ausgeprägt, je höher der Feststoffvolumenanteil,<br />

je höher dessen Feinheit, je stärker die Hydratation und je ausgeprägter<br />

der Flockungszustand des Schwerstoffes ist.<br />

Das Fließverhalten von Schwertrüben kann durch den Einsatz von Reagenzzusätzen<br />

verändert werden. So ist es möglich, durch Reagenzzusätze die<br />

Ausbildung der Hydrathüllen der Partikeln (Hydrophobierung /<br />

Hydrophilierung) oder deren Dispergierungs- bzw. Flockungszustand zu<br />

144<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


145<br />

verändern. Diese Wechselwirkungen sind durch Messung des ζ-Potentials<br />

quantifizierbar. Ein modern ausgerüsteter Meßplatz steht am <strong>Lehrstuhl</strong> für<br />

<strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> zur Verfügung.<br />

Eine Hydrophobierung der Schwerstoffpartikeloberflächen (Ferrochrom<br />

oder Ferrosilizium) soll das Abgleiten der Doppelschichten durch die Umorientierung<br />

der Kraftrichtung der Wasserdipole entlang der<br />

Partikeloberfläche verbessern. Dadurch können die rheologischen Parameter<br />

τ 0 und η B vermindert und Schwerstoffverluste minimiert werden.<br />

Bei der Herstellung von Schwertrüben ist Ferrosilizium weit verbreitet. Es<br />

besitzt eine hohe Dichte und eine relativ hohe Härte, was mit einer guten<br />

Abriebsfestigkeit einhergeht. Weiterhin ist es korrosionsbeständig und läßt<br />

sich auf Grund seiner ferromagnetischen Eigenschaften leicht durch eine<br />

Magnetscheidung regenerieren. Tabelle 3.11 gibt einen Überblick über praktisch<br />

verwendete Schwerstoffe.<br />

Tabelle 3.11: verfahrenstechnisch relevante Schwerstoffe<br />

Schwerstoff<br />

Schwerstoffdichte<br />

in Trübedichte in<br />

max. erzielbare<br />

kg/m 3<br />

kg/m 3<br />

Baryt (BaSO 4 ) 4300...4700 2000<br />

Ferrochrom (etwa 15% Cr), verdüst etwa 7500 4200<br />

Ferrosilizium (etwa 15% Si) etwa 6900<br />

a) gemahlen 3200<br />

b) verdüst 3800<br />

Galenit (PbS) 7400...7600 3300<br />

Magnetit (Fe 3 O 4 ) 4900...5200 2400<br />

Pyrit (FeS 2 ) 4900...5200 2400<br />

Quarzsand etwa 2600 1400<br />

Da die zu sortierenden Partikel nicht einzeln sondern im Schwarm absinken,<br />

muß obige Sinkgeschwindigkeit korrigiert werden:<br />

v<br />

s,<br />

ϕ<br />

n<br />

= ( 1 − ϕs<br />

) = k<br />

ϕ<br />

(3.89)<br />

v<br />

s<br />

v s,ϕ<br />

ϕ s<br />

n<br />

k ϕ<br />

stationäre Schwarmsinkgeschwingikeit<br />

Feststoffvolumenanteil<br />

Parameter<br />

Schwarmturbulenzfaktor<br />

Außerdem beeinflußt natürlich die Partikelform dessen Sinkgeschwindigkeit.<br />

Dies wird durch den Formkorrekturfaktor k ψ berücksichtigt:<br />

k = ψ<br />

(3.90)<br />

ψ<br />

ψ A<br />

A<br />

Kornformfaktor<br />

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Für den Partikelformfaktor existieren sowohl Tabellen als auch für einfache<br />

Formen und konkrete Umströmungsbedingungen gültige Gleichungen.<br />

Letztendlich ergibt sich die Sinkgeschwindigkeit eines Schwergutpartikels<br />

in der Trübe zu:<br />

v = k ⋅ k ⋅ v<br />

(3.91)<br />

s,ϕ ϕ ψ<br />

s<br />

Um die Umströmungsbedingungen abzuschätzen, soll von folgender Beziehung<br />

für die Sinkgeschwindigkeit des Schwergutes ausgegangen werden<br />

(gültig für kugelförmige Partikel mit 10 3 < Re < Re krit )<br />

3 ⋅ g ⋅ d ⋅ ( ρs<br />

− ρTr<br />

)<br />

v<br />

s<br />

=<br />

(3.92)<br />

ρ<br />

Tr<br />

Mit ϕ s = 0,23, ρ Tr = 2500 kg/m 3 und ρ s = 7500 kg/m 3 (Ferrochrom) ergibt<br />

sich hier η Tr = 2,11 . 10 -3 Pa . s. Daraus folgt die Sinkgeschwindigkeit v s = 0,08<br />

m/s. Damit erhält man für 10 mm große kugelförmige Partikeln eine Reynolds-Zahl<br />

von Re = 948.<br />

Beim Absinken des Schwergutes herrschen also strömungstechnisch Übergangsbedingungen,<br />

gegebenenfalls ist auch turbulente Umströmung zu erwarten<br />

(Newton-Bereich).<br />

Außerdem muß eine Bewegung der Partikeln innerhalb der Trübe möglich<br />

sein. Dafür muß folgende Bedingung als Verhältnis des wirksamen<br />

Partikelgewichtes zum Scherwiderstand eingehalten werden<br />

FG − FA > FW<br />

bzw. VP ⋅ ( ρs − ρTr ) ⋅ g > k ⋅ τ ⋅ A<br />

τ 0 P<br />

(3.93)<br />

V P Partikelvolumen; für Kugeln gilt V P / A P = 2 / 3 d.<br />

A P Partikelanströmfläche (in Strömungsrichtung projiziert)<br />

k τ Proportionalitätsfaktor, partikelform- und orientierungsabhängig<br />

τ 0 Fließgrenze<br />

wenn man davon ausgeht, daß sich ein Partikel P in einer Schwertrübe erst<br />

bewegen kann, wenn die Fließgrenze τ 0 mit Hilfe der angreifenden Volumenkräfte<br />

überwunden wird:<br />

ρs, P<br />

− ρTr ⋅ VP<br />

⋅g<br />

> 1 (3.94)<br />

k ⋅τ<br />

⋅A<br />

τ<br />

0<br />

P<br />

Die möglichen Werte des Proportionalitätsfaktors k τ sind in Tabelle 3.11<br />

wiedergegeben:<br />

Tabelle 3.11: k τ -Werte verschiedener Körperformen<br />

Partikelform und Orientierung Kugel Würfel<br />

Plättchen<br />

parallel*<br />

Plättchen<br />

quer*<br />

k τ 0,95 1,3 0,5 3,0<br />

Erforderliche Dichtediff. (ρ s - ρ Tr )<br />

in kg/m 3 für V P = 1 cm 3 , τ 0 = 2 Nm -<br />

2<br />

95 160 220 1100<br />

* Orientierung zur Bewegungsrichtung<br />

146<br />

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147<br />

Vom Standpunkt der Trennung sollte deshalb die Fließgrenze τ 0 möglichst<br />

klein sein. Diese Forderung begrenzt zunächst die mit einem Schwerstoff<br />

erreichbare maximale Trübedichte, weil oberhalb etwa 35 Vol.-% Feststoffe<br />

die Fließgrenze mit dem Feststoffvolumenanteil sehr stark zunimmt. Andererseits<br />

ist eine ausreichende Feinheit des Schwerstoffs Voraussetzung dafür,<br />

daß die Trübe im Prozeßraum eine gewisse Stabilität besitzt, d.h. sich<br />

nicht wesentlich entmischt, weil nur dann die Dichte und die rheologischen<br />

Parameter der Trübe keine Ortsfuntionen im Trübebad sind. In diesem Zusammenhang<br />

kommt auch den Strömungsverhältnissen im Prozeßraum Bedeutung<br />

zu. Folglich ist die Partikelgrößenverteilung des Schwerstoffs den<br />

jeweiligen Verhältnissen anzupassen. Im allgemeinen liegt die Feinheit etwa<br />

im Bereich d < 75 µm bis zu d < 200 µm.<br />

Charakterisierung des Aufgabegutes<br />

Zur Charakterisierung des Aufgabegutes - oft poröse Feststoffe - sind neben<br />

den Partikelgrößenverteilungen (Verteilungsdichte und -summe) die folgenden<br />

3 Größen von besonderer Bedeutung: Porosität, Dichte und Porengrößenverteilung.<br />

Die Porosität ε (0 < ε < 1) beschreibt den Anteil des äußeren Hohlraumvolumens<br />

am Gesamtvolumen und ist wie folgt definiert:<br />

VH<br />

Vs<br />

ε = = 1 −<br />

(3.95)<br />

V V<br />

V - Gesamtvolumen<br />

V H - Hohlraumvolumen<br />

- Feststoffvolumen<br />

V s<br />

Bei der Dichte muß unterschieden werden zwischen:<br />

• der reinen Feststoffdichte des porösen Gutes (auch Reindichte genannt),<br />

m<br />

s<br />

ρ s<br />

= (3.96)<br />

V<br />

s<br />

ρ s<br />

m s<br />

V s<br />

reine Feststoffdichte<br />

Masse des Feststoffes<br />

Feststoffvolumen<br />

• der porösen Feststoffdichte mit Berücksichtigung des inneren Porenvolumenanteils<br />

(Korn- oder Partikeldichte, auch Rohdichte genannt),<br />

ms<br />

ρs,p<br />

= = ρs( 1 − ε<br />

p )<br />

(3.97)<br />

V<br />

s,p<br />

ρ s,,p poröse Feststoffdichte<br />

V s,p poröses Feststoffvolumen<br />

ε p<br />

innere Partikelporosität<br />

• der Schüttgutdichte des aufgeschütteten aber nicht spannungsfreien Gutes<br />

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148<br />

mges<br />

ρ<br />

b<br />

= = ρs + ( 1 − ε<br />

p ) ⋅ ( 1 − ε<br />

b ) = f( σ)<br />

(3.98)<br />

V<br />

ρ b<br />

ε b<br />

ges<br />

Schüttdichte<br />

Schüttgutporosität<br />

m ges Gesamtmasse des Feststoffes<br />

V ges Gesamtfeststoffvolumen<br />

σ<br />

Normalspannung, -druck<br />

Bei der Schüttgutdichte muß noch unterschieden werden zwischen<br />

• locker aufgeschüttetem Gut mit einer Schüttdichte ρ b,0 und<br />

• verdichtetem oder gerütteltem Gut. Hierbei hängt die Schüttgutdichte<br />

z.B. ab von Druck, Haftkräften, Art der Verdichtung u.a.m.<br />

Bei der Hydrosortierung ist die poröse Feststoffdichte als Trennmerkmal<br />

entscheidend, siehe Bild F 3.40.<br />

Die wesentlichen Eigenschaftsunterschiede - hier also die Dichteunterschiede<br />

von Schwer- und Leichtgut - der Bestandteile des Aufgabegutes im Zusammenhang<br />

mit den Eigenschaften des Trennmediums - hier die Schwertrübe<br />

- können durch einen sogenannten Sortierbarkeitsindex als dimensionslose<br />

Kennzahl charakterisiert werden:<br />

ρs, p,<br />

S<br />

− ρTr<br />

q =<br />

(3.99)<br />

ρs, p,<br />

L<br />

− ρTr<br />

q Sortierbarkeitsindex<br />

ρ s,p,S poröse Partikeldichte des Schwergutes (Sinkgut)<br />

ρ s,p,L poröse Partikeldichte des Leichtgutes (Schwimmgut)<br />

Für das später beispielhaft behandelte Trennproblem von Betonbruch ergibt<br />

sich mit ρ s,p,S = 2600 kg . m -3 und ρ s,p,L = 2200 kg . m -3 ein Sortierbarkeitsindex<br />

von 1,23. Da dieser Wert der unteren Grenze von etwa 1,25 entspricht, ist<br />

ein Sortieren durch Setzen im Wasserbad nicht (oder nur sehr schwer) möglich,<br />

siehe auch folgender Abschnitt 3.3.1.2.<br />

Diese Art der Beurteilung einer Sortierbarkeit wird schon lange verwendet<br />

und findet sich schon in der Definition der „Gleichfälligkeitsklassen“ der<br />

Stromsortierung bei turbulenter Umströmung (Re > 10 3 ) bei RITTINGER:<br />

„Große“ und „leichte“ Partikeln sinken gleich schnell wie „kleine“ und<br />

„schwere“ Partikeln, d.h.<br />

vs( d<br />

i<br />

, ρ + s, p. L) = vs( d<br />

i<br />

, ρ 1 s, p,<br />

S)<br />

(3.100)<br />

d i Partikelgröße der kleineren Klasse i oder größeren i+1<br />

In Abhängigkeit von den Umströmungsbedingungen der Partikeln, ausgedrückt<br />

durch die Beziehung cW = f(Re) mit der Reynoldszahl<br />

Re = v ⋅ d ⋅ ρ / η , folgt dann allgemein:<br />

d<br />

i<br />

d<br />

+ 1<br />

i<br />

s p Tr Tr<br />

α+<br />

1<br />

⎛ ρs, p,<br />

S<br />

− ρTr<br />

⎞ 3⋅α<br />

≤<br />

⎜<br />

⎝ ρ<br />

s, p,<br />

L<br />

− ρ<br />

Tr<br />

⎟<br />

⎠<br />

(3.101)<br />

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D.h., der Klassieraufwand ist bei laminarer Umströmung wegen der geringeren<br />

Breite der Partikelgrößenklassen - Exponent ( α + 1) / ( 3⋅ α) = 1 / 2 - höher<br />

als bei turbulenter Umströmung - Exponent ( α + 1) / ( 3⋅ α)<br />

= 1, siehe<br />

Tabelle 3.12.<br />

Tabelle 3.12: Exponenten der Trennfunktion α Gl.(3.106), der Gleichfälligkeitsbedingung<br />

( α + 1) / ( 3 ⋅ α)<br />

und des Widerstandsgesetzes ( 1− 2 ⋅ α ) / 3<br />

α-Wert Gleichfälligkeit<br />

Widerstandsbeiwert<br />

Umströmungsbedingung<br />

REYNOLDS-<br />

Zahlbereich<br />

1−2⋅α<br />

α + 1<br />

3<br />

c<br />

3⋅<br />

α<br />

W<br />

∝ Re<br />

2 1/2 Re −1 laminar Re < 1<br />

2 < α < 1/2 1/2 ... 1 Re Übergang 1 < Re < 10 3<br />

1/2 1 Re 0 = const. turbulent 10 3 < Re <<br />

(2...4)⋅10 5<br />

Berechnung des Exponenten des Widerstandsgesetzes Re y aus den beiden<br />

bekannten Exponentenpunkten α 1 = 2, y 1 = -1, α 2 = ½¸y 2 = 0:<br />

y = m⋅ α + n mit dem<br />

Anstieg m y −<br />

=<br />

y = − −<br />

1 2<br />

1 0 2<br />

= − und dem<br />

α1 − α<br />

2<br />

2 − 1/<br />

2 3<br />

2 1 1<br />

Ordinatenabschnitt n = y2 − m⋅ α<br />

2<br />

= 0 − − ⋅ =<br />

3 2 3<br />

y = − 1 1<br />

⋅ + = − 2 ⋅ α<br />

α<br />

3 3 3<br />

(3.102)<br />

Die für die Hydrosortierung erforderliche Trenndichte kann nach den in Bild<br />

F 3.40 aufgezeigten Beziehungen eingestellt werden. Für die Dichte der<br />

Schwertrübe gilt nach Gleichung, daß sie ausgehend von der Dichte des reinen<br />

Wassers (ρ l = 1000 kg/m 3 ) ständig ansteigt. Diese Gerade besitzt einen<br />

Schnittpunkt mit der Geraden für die Partikeldichte in Abhängigkeit von<br />

deren Porosität und Wassergehalt in den Poren:<br />

ρ = ρ + ( 1 − ε ) ⋅ ( ρ − ρ )<br />

(3.103)<br />

s, p f , g P s f , g<br />

ρ f,g<br />

ρ<br />

Gesamtdichte der mit Wasser und Luft gefüllten Poren<br />

= S ⋅ ρ<br />

(3.104)<br />

f , g P,<br />

f f<br />

S P,f Sättigungsgrad der inneren Poren mit Wasser<br />

Dieser Sättigungsgrad ist für rein mit Luft gefüllte Poren gleich 0 (untere<br />

Gerade) und für vollständig mit Wasser gefüllte Poren gleich 1 (obere Gerade).<br />

Daraus ergibt sich der mögliche Arbeitsbereich zwischen den beiden<br />

Schnittpunkten der 3 Geraden. Praktisch sollte der Wert des linken Schnittpunktes<br />

(Feststoffvolumenanteil ϕ s,T ) als Arbeitspunkt angestrebt werden,<br />

um im Extremfall auch Quarzitpartikeln zu sortieren, deren Poren noch voll-<br />

149<br />

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150<br />

ständig mit Luft gefüllt sind - was praktisch zwar sehr unwahrscheinlich,<br />

aber theoretisch möglich ist.<br />

In der Regel treten in porösen Feststoffsystemen keine konstanten Porendurchmesser<br />

auf. Ähnlich den Partikelverteilungen können auch hier Porengrößenverteilungen<br />

ermittelt werden. Im Bild F 3.40.2 ist beispielhaft eine<br />

Porengrößenverteilung wiedergegeben, die mit dem neu angeschafften<br />

Quecksilberporosimeter „PoreSizer 9320“ der Firma Micromeritics gemessen<br />

wurde. Durch Vergleichsmessungen konnte festgestellt werden, daß eine<br />

ausreichende Reproduzierbarkeit von Messungen der Porengrößenverteilung<br />

nur in einer verhältnismäßig engen Dichteklasse ∆ρ s,j gewährleistet ist. Damit<br />

sollte ε P ≈ const. für alle Partikeln einer untersuchten repräsentativen<br />

Probe für die Reproduzierbarkeit sichergestellt werden. Außerdem zeigen<br />

die Messungen, daß die Porengrößenverteilungen auch bimodalen Charakter<br />

(lokale Maxima d P,h1 und d P,h2 in Bild F 3.40.2) aufweisen können, so daß<br />

eine methodisch äquivalente Auswertung der Meßreihen mit Hilfe der<br />

dreiparametrig-logarithmischen Normalverteilung, wie in der Zerkleinerungskinetik<br />

derzeitig gehandhabt, auch hier zukünftig günstig erscheint.<br />

Tabelle 3.13: Grobe Einteilung der Teilkollektive für innere Poren in Feststoffpartikeln<br />

Porenklasse Porendurchmesserbereich<br />

Mikroporen<br />

0,35 nm .. 400 nm<br />

Mesoporen 400 nm .. 6 µm<br />

Makroporen 6 µm .. 400 µm<br />

chemisch-mineralogische Charakterisierung des Aufgabegutes<br />

Wichtig ist auch eine ausreichende chemisch-mineralogische Charakterisierung<br />

der zu sortierenden Stoffe und ihrer Eigenschaften.<br />

Beispielsweise können bei Beton als Aufgabestoffe für den entstehenden<br />

Zementstein im wesentlichen 4 Klinkerminerale unterschieden werden:<br />

1. Das Alit (Kurzformel: C 3 S) ist der Hauptträger der Zementsteinerhärtung<br />

und besitzt eine große Festigkeit. Es erhärtet schnell (Früh- oder Anfangsfestigkeit<br />

nach max. 7 Tagen) und besitzt eine große Hydratationswärme.<br />

Chemisch gesehen handelt es sich um Trikalzium-Silikate<br />

(Ca 3 SiO 5 ), die in Verbindung und Kristallstruktur durch die Einlagerung<br />

von verschiedenen Fremdionen, speziell Mg 2+ , Al 3+ und Fe 3+ , modifiziert<br />

sind. Sein Anteil im Zementklinker beträgt 50..70 Massen%.<br />

2. Das Belit (Kurzformel: C 2 S) erhärtet langsam (Festigkeitszunahme über<br />

Jahre hinweg) mit einer geringeren Hydratationswärme, besitzt aber<br />

trotzdem eine hohe Festigkeit. Es besteht aus Dikalzium-Silikaten<br />

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151<br />

(Ca 2 SiO 4 ), die durch die Einlagerung von Fremdionen und durch entweder<br />

vollständig oder im großen Anteil vorhandene β-Modifikation der<br />

Kristallstruktur (spezielle Zustandsphase), gebildet werden. 15..30 Massen%<br />

des Zementklinkers bestehen aus Belit.<br />

3. Das Aluminat (Kurzformel: C 3 A) erstarrt recht schnell und benötigt die<br />

größte Hydratationswärme aller beteiligten Bestandteile. Es besitzt aber<br />

nur eine geringe Festigkeit und zeigt starkes Schwinden während der Erhärtung.<br />

Von seiner Struktur her handelt es sich um Trikalzium-<br />

Aluminate (Ca 3 Al 2 O 6 ), die durch substantielle Veränderungen in der<br />

chemischen Grundstruktur und die Einlagerung von Fremdionen (Si 4+ ,<br />

Fe 3+ , Na + und K + ) modifiziert sind. Im Zementklinker sind 5..10 Massen%<br />

enthalten.<br />

4. Das Aluminatferrit (Kurzformel: C 4 AF) erhärtet dagegen sehr langsam.<br />

Es handelt sich hier um Tetrakalzium-Aluminiumferrite (Ca 2 AlFeO 5 ), die<br />

durch substantielle Veränderungen in der chemischen Grundstruktur<br />

(Veränderung des Al-Fe-Verhältnisses) und die Einlagerung verschiedenster<br />

Fremdionen entstehen. Es ist mit einem Massenanteil von 5..15<br />

% im Zementklinker enthalten.<br />

Die bei Wasserzugabe nun folgende Zementerhärtung (Hydratationsreaktionen)<br />

kann in folgende Mikroprozesse unterschieden werden:<br />

• Lösung obiger Ausgangsminerale in Wasser,<br />

• Hydratation und Hydrolyse der gelösten Stoffe unter Bildung von Ca 2+ -,<br />

OH - -, Silicat-, Aluminat-, Ferrat- und Sulfationen,<br />

• chemische Reaktion der Ionen in der wäßrigen Phase zu Hydraten,<br />

• Ausfällung der Hydrate zu meist schlecht kristallisierten Partikeln, die in<br />

ihrer Wasserlöslichkeit um Größenordnungen geringer sind als die der<br />

Klinkerminerale.<br />

Dabei setzt sich ein großer Teil der 4 Ausgangsstoffe zu folgenden Reaktionsprodukten<br />

um (siehe auch TAYLOR, H.F.W.: Cement Chemistry, Academic<br />

Press, London 1990):<br />

5. In der ersten Gruppe mit der Kurzbezeichnung C-S-H-Phasen sind alle<br />

tobermorit-ähnlichen kristallinen und amorphen Verbindungen der Form<br />

xCaO . ySiO . 2 zH 2 O zusammengefaßt. Das Verhältnis von CaO zu SiO 2 beträgt<br />

dabei 0,8..2,0.<br />

6. In der C-H-Gruppe sind alle Kalzium-Hydroxyde (Ca(OH) 2 , CaO und<br />

deren Komplexe) verbunden. Gelegentlich findet man hierfür auch den<br />

Begriff Portlandit.<br />

7. In der Gruppe AFm (die Abkürzung steht für Al 2 O 3 -Fe 2 O 3 -mono) sind<br />

alle Reaktionsprodukte der Form [Ca 2 (Al,Fe)(OH) 6 ] . X . xH 2 O enthalten.<br />

8. In AFt (Al 2 O 3 -Fe 2 O 3 -tri) treten Verbindungen der Zusammensetzung<br />

[Ca 3 (Al,Fe)(OH) . 6 12H 2 O] . 2 X . 3 xH 2 O mit x < 3 auf.<br />

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152<br />

9. In FeHP (Ferro-Hydrogranat-Typ, C 3 AH 6 ) sind im wesentlichen Eisen-<br />

Verbindungen der Form xCaO . yFe 2 O . 3 zSiO 2 enthalten.<br />

10.Die MgHP-Gruppe (Magnesium-Hydrotalkit-Typ) beinhaltet komplexe<br />

Verbindungen mit Magnesium-Ionen, z.B.<br />

[Mg 0,75 ⋅Fe 0,25 ⋅(OH) 2 ]⋅(CO 3 ) 0,125 ⋅(H 2 O) 0,5 .<br />

Tabelle 3.14: Volumenanteil und Dichten der wesentlichen<br />

Zementsteinanteile (siehe auch TAYLOR... S. 219 ff.)<br />

Bestandteil Alite Belite Alum. Ferr. C-S-H C-H AFm AFt FeHP MgHP andere Poren<br />

Indize 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

Anteil ϕ k 1.0 0.6 0.0 1.0 33.4 13.2 12.7 6.2 1.8 1.7 1.4 27.0<br />

in Vol-%<br />

Dichte ρ s,k<br />

in kg . m -3 3130 3140 3040 3660 2180 2240 2010 1730 3100 2000 2710 1000 1)<br />

1)<br />

Poren vollständig mit Wasser gefüllt<br />

Diese 10 Hauptbestandteile bestehen jeweils aus einer großen Anzahl von<br />

chemischen Komplexverbindungen, die aber untereinander ähnliche physikalisch-chemische<br />

Eigenschaften aufweisen. Der Anteil dieser im ausgehärteten<br />

Zementstein vorliegenden Hauptbestandteile ist von vielen Faktoren<br />

abhängig (Wasser-Zement-Verhältnis, Umgebungsfeuchte bei Erhärtung,<br />

Wärmeleitungsbedingungen usw.). Exemplarisch sind in Tabelle 3.14 diese<br />

Zementsteinhauptbestandteile noch einmal mit ihrem Volumenanteil und<br />

ihren Dichten zusammengefaßt.<br />

Mit bekanntem Volumenanteil und Dichte jeder Komponente läßt sich nun<br />

durch<br />

12<br />

∑<br />

ρ = ρ ⋅ϕ<br />

s, p, ges s,<br />

k k<br />

k=<br />

1<br />

(3.105)<br />

die Gesamtdichte des Zementsteins abschätzen. Man erhält, unter der Voraussetzung,<br />

daß alle Poren vollständig mit Wasser gefüllt sind, eine poröse<br />

Feststoffdichte von etwa ρ s,p,ges = 1871 kg . m -3 . Es wurde für abgebundenen<br />

reinen Zementstein (ohne Sand und Zuschlagstoffe) praktisch eine poröse<br />

Feststoffdichte von ρ s,p,ges = 1810 kg . m -3 mit einem Flüssigkeitspyknometer<br />

gemessen, welcher der theoretisch ermittelten recht nahe kommt.<br />

Von diesem Zementstein sind die Zuschlagstoffe zu trennen. Die Dichten<br />

der verschiedenen Zuschlagstoffe sind in Tabelle 3.15 wiedergegeben:<br />

Tabelle 3.15: Richtwerte der reinen Feststoffdichten von Betonzuschlag<br />

Gesteinsart Feststoffdichte in kg . m -3<br />

Quarzitisches Gestein 2600 ... 2700<br />

Kalkstein 2650 ... 2850<br />

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Gesteinsart Feststoffdichte in kg . m -3<br />

Granit 2600 ... 2650<br />

Gabbro 2800 ... 3000<br />

Diabas 2750 ... 2950<br />

Basalt 2900 ... 3050<br />

Hochofenschlacke 2500 ... 2900<br />

Für eine Zuschlagsammelprobe wurde aus mehreren Einzelproben eine mittlere<br />

Dichte von 2540 kg . m -3 ermittelt. Für die sich daraus ergebenden Gesamtdichten<br />

von (teilweise) aufgeschlossenem Beton wurden Dichteklassen<br />

nach Tabelle 3.16 definiert:<br />

Tabelle 3.16: Dichteklassen von Beton<br />

Dichtebereich<br />

in kg . m -3<br />

< 1900 reiner Zementstein<br />

Inhaltsstoffe<br />

1900 bis 2300 Zementstein und verwachsene Sandanteile<br />

2300 bis 2500 grobe Zuschlagstoffe mit 0 bis 50 % anhaftendem Zementstein<br />

und Sandanteilen<br />

2500 bis 2700 weitestgehend reine Zuschlagstoffe (Kies, Splitt)<br />

153<br />

Modellierung der Prozeßgüte<br />

Das bekannte Trennmodell der turbulenten Querstromhydroklassierung<br />

(Suspensionsanzapfmodell, siehe VO MVT Abschnitt 4.3, Gln. (4.98) und<br />

(4.99b) gibt an:<br />

1<br />

T(d / d<br />

T)<br />

=<br />

α<br />

d d<br />

T<br />

( V F<br />

/ V 1 − ( / )<br />

1 +<br />

G<br />

)<br />

(3.106)<br />

V F<br />

Feingutsuspensionsvolumenstrom<br />

V G<br />

Grobgutsuspensionsvolumenstrom<br />

( VF<br />

3⋅<br />

VG<br />

)<br />

( 3⋅<br />

V V )<br />

1/<br />

α<br />

d ⎡ln / ( ⎤<br />

25<br />

κ = = ⎢<br />

⎥<br />

d<br />

75 ⎣⎢<br />

ln <br />

F<br />

/<br />

G ⎦⎥<br />

Typische Werte der Trennschärfe für V<br />

F<br />

/ V <br />

G<br />

(3.107)<br />

= 4 liegen bei:<br />

1/<br />

2<br />

d ( )<br />

25<br />

⎡ln 4 / 3 ⎤<br />

1) für α = 2, laminare Umströmung ist κ = = ⎢<br />

⎣ ( ⋅ ) ⎥ = 0,<br />

34<br />

d<br />

75<br />

ln 3 4 ⎦<br />

und für V<br />

/ V = 10 ist ( )<br />

F G<br />

κ = = ⎡ 2<br />

d<br />

25<br />

⎣ ⎢ ln 10 / 3 ⎤<br />

d ( ) ⎥<br />

⎦<br />

= 0, 6 ;<br />

75<br />

ln 30<br />

1<br />

d ( )<br />

25<br />

⎡ln 4 / 3 ⎤<br />

2) für α = 1, im Übergangsbereich ist κ = =<br />

d<br />

⎢<br />

⎣ ( ⋅ ) ⎥<br />

⎦<br />

= 0, 116;<br />

75<br />

ln 3 4<br />

2<br />

d ( )<br />

25<br />

⎡ln 4 / 3 ⎤<br />

3) für α = 1/2, turbulente Umströmung ist κ = =<br />

d<br />

⎢<br />

⎣ ( ⋅ ) ⎥<br />

⎦<br />

= 0, 0134 .<br />

75<br />

ln 3 4<br />

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Es läßt sich unmittelbar aus dieser Beziehung ablesen, daß je größer das<br />

Verhältnis V<br />

/ V ist desto steiler ist die Trennfunktion und desto besser ist<br />

F<br />

G<br />

die Trennschärfe. Im STOKES-Bereich der Klassierung hat die Trennschärfe<br />

- mittlerer Anstieg der Trennfunktion im Bereich zwischen d 25 ... d 75 - den<br />

höchsten Wert.<br />

Diese Erkenntnisse sollen nun mit Hilfe der Gl.(3.101) und V V V<br />

A<br />

≈<br />

L<br />

>><br />

G<br />

auf die Dichtesortierung in der Schwertrübe übertragen werden;<br />

Vorraussetzung ist hier allerdings ρs, p<br />

≥ ρTr<br />

und ρs, p, T<br />

≠ ρTr<br />

:<br />

α+<br />

1<br />

+<br />

⋅<br />

α α α 1<br />

3<br />

α<br />

⎛ d ⎞ ⎛ ρs p<br />

− ρ ⎞ 3⋅<br />

⎛<br />

Tr<br />

s p<br />

− ⎞<br />

,<br />

ρ<br />

,<br />

ρTr<br />

⎜ ⎟ =<br />

⎝ d T ⎠<br />

⎜<br />

⎝ s p T<br />

− ⎟ =<br />

⎜<br />

ρ ρTr<br />

⎠ ⎝ ρs p T<br />

− ρ ⎟<br />

, ,<br />

, , Tr ⎠<br />

Damit folgt für die Sortier-Trennfunktion des Schwergutes<br />

⎛ ρs,<br />

p<br />

− ρ ⎞<br />

Tr<br />

T<br />

⎜<br />

α<br />

ρs, p,<br />

T<br />

− ρ ⎟<br />

⎝<br />

Tr ⎠<br />

= 1<br />

+ 1<br />

⎛ ρs,<br />

p −ρTr<br />

⎞ 3<br />

V<br />

ρs, p,<br />

T ρTr<br />

L<br />

+ ⎛ 1 −<br />

⎜<br />

⎝ ⎜ ⎞ ⎝ − ⎟<br />

⎠<br />

1<br />

V<br />

⎟<br />

S ⎠<br />

Typische Werte der Trennfunktion treten auf bei:<br />

1) ( ρs, p<br />

− ρTr ) / ( ρs, p,<br />

T<br />

− ρTr<br />

) = 0 ; d.h. ρs, p<br />

= ρTr<br />

1 V<br />

V<br />

S<br />

S<br />

T( 0)<br />

=<br />

1 = = = R<br />

mS<br />

1 + V<br />

/ V<br />

V<br />

S<br />

+ V<br />

L<br />

V<br />

!!!<br />

A<br />

( )<br />

2) ( ρs, p<br />

ρTr ) / ( ρs, p,<br />

T<br />

ρTr<br />

)<br />

T<br />

( 1)<br />

L<br />

S<br />

− − = 1; d.h. ρs p<br />

= ρ<br />

1 1<br />

=<br />

0 = = 50 %<br />

1 + V<br />

/ V<br />

2<br />

( )<br />

3) ( ρs, p<br />

ρTr ) / ( ρs, p,<br />

T<br />

ρTr<br />

)<br />

L<br />

S<br />

, s, p,<br />

T<br />

− − = ∞ ; d.h. ρs, p<br />

>> ρTr<br />

1<br />

1<br />

1<br />

T( ∞ ) =<br />

1−∞<br />

= ∞ = = 100 %<br />

1 + ( V L<br />

/ V S) 1 + 1 / ( V L<br />

/ V<br />

S)<br />

1 + 0<br />

Die Trennschärfe ist dann auch:<br />

( ρs, p,<br />

S<br />

− ρTr<br />

)<br />

( ρs, p,<br />

T<br />

− ρTr<br />

)<br />

( VL<br />

⋅ VS<br />

)<br />

( 3⋅<br />

V V )<br />

3<br />

α+<br />

1 ⎡ 3<br />

3<br />

α+<br />

1<br />

(3.101a)<br />

(3.108)<br />

κ =<br />

= ⎛ ⎝ ⎜ d ⎞ ln / ( ⎤<br />

25 25<br />

)<br />

⎟ = ⎢<br />

⎥<br />

d ⎠ ⎣⎢<br />

ln <br />

L<br />

/ <br />

75<br />

S ⎦⎥<br />

75<br />

(3.109)<br />

1<br />

⎡ln ( 4 / 3)<br />

⎤<br />

1) für α = 2 laminare Umströmung ist κ = ⎢<br />

⎣ ln( 3⋅<br />

4)<br />

⎥<br />

⎦<br />

0,<br />

116 ;<br />

3/<br />

2<br />

⎡ln ( 4 / 3)<br />

⎤<br />

2) für α = 1, im Übergangsbereich ist κ = ⎢<br />

⎣ ( ⋅ ) ⎥ =<br />

ln 3 4 ⎦<br />

0,<br />

04 ;<br />

2<br />

⎡ln ( 4 / 3)<br />

⎤<br />

3) für α = 1/2, turbulente Umströmung ist κ = ⎢<br />

⎣ ln( 3⋅<br />

4)<br />

⎥<br />

⎦<br />

0,<br />

0134<br />

und für V<br />

/ V ( )<br />

L S<br />

κ = ⎡ 2<br />

⎣ ⎢<br />

ln 10 / 3 ⎤<br />

ln( 30)<br />

⎥<br />

⎦<br />

0,<br />

125<br />

sowie für V<br />

/ V ( )<br />

L S<br />

κ = ⎡ 2<br />

⎣ ⎢<br />

ln 10 ⎤<br />

ln( 90)<br />

⎥<br />

⎦<br />

0,<br />

262 ;<br />

154<br />

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Wie bei der Klassierung ist für den Sortierprozeß die Trennschärfe bei laminarer<br />

Umströmung am höchsten. Der Absolutwert von κ lam = 0,116 liegt<br />

aber um den Faktor 3 geringer als bei der laminaren Klassierung κ lam = 0,34.<br />

Die <strong>Sortierung</strong> im turbulenten Umströmungsbereich ist hier nur sinnvoll,<br />

wenn der Unterlauf bzw. der Schwergutstrom VS<br />

minimiert werden kann,<br />

d.h. V<br />

/ V <br />

L S ⇑.<br />

Darüber hinaus sind neben einer akzeptablen Trennschärfe noch die Restgehalte<br />

an Stör- oder Schadstoffen im Wertstoff (Sink- oder Schwergut)<br />

zu bewerten und mit den geforderten Grenzwerten zu vergleichen:<br />

mS,<br />

k<br />

µ<br />

S,<br />

k<br />

= < µ<br />

S, k,<br />

Grenz<br />

(3.110)<br />

m<br />

m S<br />

m S,k<br />

S<br />

Masse Schwergut<br />

Masse Stör- oder Schadstoff<br />

155<br />

Prozeßgrößen<br />

REYNOLDS-Zahl des Prozeßraumes eines Apparates oder Maschine<br />

n D<br />

= ⋅ ⋅ ρ<br />

ηTr<br />

Drehzahl z.B. eines Trommelscheiders<br />

Trommeldurchmesser<br />

2<br />

Re Tr<br />

Tr Tr<br />

n<br />

D Tr<br />

(3.111)<br />

FROUDE-Zahl (Beschleunigungsvielfache) der äußeren Partikelschicht im<br />

Prozeßraum<br />

2<br />

v DTr<br />

2<br />

Fr = = ⋅ n<br />

(3.112)<br />

g ⋅ L g<br />

L charakteristische Prozeßraumlänge<br />

g Schwerebeschleunigung<br />

kritische Drehzahl n krit<br />

n<br />

krit<br />

= 1<br />

2π<br />

2g<br />

D<br />

Tr<br />

(3.113)<br />

trennflächenbezogener Feststoffdurchsatz, siehe auch Abschnitt 4.3 VO<br />

MVT und Gl.(4.91)<br />

m<br />

A<br />

m<br />

L<br />

m<br />

A, A<br />

= ≈ = cs, S<br />

⋅ vs ϕ T<br />

= cs,<br />

S<br />

⋅ H * ⋅uh<br />

/ L<br />

(3.114)<br />

A A<br />

c s,S<br />

u h<br />

charaktristische Schwergutkonzentration in der Trübe<br />

Trübehorizontalstrom des Leichtgutes, = 0,1...0,4 m/s<br />

H* Wehrhöhe des Horizontalstromes<br />

v sϕT<br />

stationäre Trennsinkgeschwindigkeit<br />

massebezogener Leistungseintrag in die leere Trommel P L und in die mit der<br />

Trübe gefüllten Trommel P L,Tr<br />

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P<br />

m<br />

P L,Tr<br />

m<br />

=<br />

P<br />

L,<br />

Tr<br />

m<br />

eingetragene Leistung<br />

Masse des zu sortierenden Aufgabegutes im Prozeßraum<br />

156<br />

(3.115)<br />

Leerlaufarbeit W m,0 (Energieeintrag bei trübegefüllter Trommel) und massebezogene<br />

Sortierarbeit (spezifischer Energieeintrag, Energiedissipation)<br />

W<br />

m<br />

= ∫ P dt<br />

(3.116)<br />

m<br />

Prozeßraum-Geometriedaten der Sortierapparate oder -maschinen<br />

- Abmessungen (Trommeldurchmesser D Tr und -länge L Tr )<br />

- Abmessungssimplexe, z.B. Schlankheitsgrad λ = L Tr / D Tr<br />

- Anzahl der in die Sortiertrommel eingebrachten Einbauten<br />

- Abmessungssimplexe, z.B. Trommelfüllungsgrad Φ = V Füll / V Tr (3.117)<br />

Das verfahrentechnische Fließbild einer Schwertrübeanlage läßt sich in<br />

vier charakteristische Prozesse aufgliedern, Bild F 3.41:<br />

• die Vorbereitung des Aufgabegutes,<br />

• den eigentlichen Trennprozeß,<br />

• die Trüberückgewinnung und<br />

• die Trübegeneration.<br />

Die Vorbereitung des Aufgabegutes schließt das Herstellen für die Trennung<br />

geeigneter Partikelgrößenbereiche einschließlich der Gutentschlämmung<br />

(gegebenenfalls durch Abbrausen) ein. Verarbeitbar sind<br />

Partikelgrößenbereiche, deren obere bzw. untere Partikelgröße in Abhängigkeit<br />

von der Scheiderbauart (Grobkornscheider, Feinkornscheider) in einem<br />

Bereich liegt, der etwa durch 0,5 mm nach unten bzw. 500 mm nach oben<br />

begrenzt wird.<br />

Die Schwimm-Sink-Scheider lassen sich in Schwerkraftscheider und<br />

Zentrifugalkraftscheider gliedern. Letztere sind ausgesprochene Feinkornscheider<br />

(etwa 0,5 ... 15 mm). Bei den Schwerkraftscheidern bildet<br />

entweder ein konus- bzw. kastenförmiger Behälter oder rotierende Trommel<br />

(Trommelscheider) den Prozeßraum. F 3.43, 3.44<br />

Tabelle 3.17: Prozeßdaten von ausgewählten Trommelscheidern<br />

Anlage<br />

Scheider-<br />

Bauart<br />

Aufgabegut<br />

d in mm<br />

ρ T in E T in<br />

g/ cm 3 g/cm 3<br />

Schwerstoff<br />

Schwerstoffverlust<br />

in kg/t<br />

Trüberegeneration<br />

Bleiberg / WEMCO-<br />

Kreuth, Trommelscheider<br />

Österr.<br />

Miková, CR TESKA-<br />

Scheider<br />

Pb-Zn-Erz 4...60 FeSi ≈2,4 magn.<br />

Magnesit 10...40 FeSi, ≈3,0 0,039 0,16 magn.<br />

verdüst<br />

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157<br />

Anlage<br />

Scheider-<br />

Bauart<br />

Aufgabegut<br />

d in mm<br />

ρ T in E T in<br />

g/ cm 3 g/cm 3<br />

Schwerstoff<br />

Schwerstoffverlust<br />

in kg/t<br />

Trüberegeneration<br />

N. N. Siderit 5...40 FeSi 3,10 0,3<br />

Die trennflächenbezogenen spezifischen Durchsätze betragen für Schwerkraftscheider<br />

1 bis etwa 50 t/(m 2 ⋅h).<br />

Die wichtigsten Zentrifugalkraftscheider sind die Schwertrübezyklone. Sie<br />

ähneln stark den im Abschnitt 4.4.2 (VO MVT) besprochenen Hydrozyklon.<br />

Das zu trennende Gut (Feststoff-Vol.-Anteil 15 bis 25 %) wird gemeinsam<br />

mit der Schwertrübe tangential aufgegeben. Um die Entmischung der<br />

Schwertrübe im Zentrifugalkraftfeld in Grenzen zu halten, ist relativ feiner<br />

Schwerstoff notwendig. Das Leichtgut wird durch die Überlaufdüse, das<br />

Schwergut durch die Unterlaufdüse ausgetragen.<br />

Die Trennprodukte werden auf Abtropfsieben enttrübt Bild F 3.42 und<br />

durch Bebrausen weitgehend von haftendem Schwerstoff befreit. Die bei<br />

letzterem anfallende Dünntrübe wird regeneriert, um Verunreinigungen abzuscheiden<br />

und sie wieder einzudicken. Bei ferromagnetischen Schwerstoffen<br />

überwiegt die Regeneration auf Naßtrommel-Magnetscheidern (s.<br />

Abschn. 3.3.4). Außerdem ist noch eine präzise Regelung der Dichte der<br />

Schwertrübe für das Erzielen einer ausreichenden Trennschärfe erforderlich,<br />

Bild F 3.45.<br />

⇒ Schwimm-Sink-Trennung in Schwerstoff-Aerosuspensionen F 3.46, 3.47<br />

⇒ Schwimm-Sink-Trennung in Aerosuspensionen des zu trennenden Aufgabegutes<br />

F 3.48, ⇒ Übergang zu Schichtungstrennungen 3.3.1.2 u. 3<br />

3.3.1.2 Sortieren durch Setzen<br />

In einer durch einen aufwärtsgerichteten Fluidstrom aufgelockerten<br />

Partikelschicht ordnen sich spezifisch leichtere Körner über den spezifisch<br />

schweren ein, falls die durchmischend Wirkungen in bestimmten Grenzen<br />

gehalten werden. Es vollzieht sich eine Schichtung nach der Dichte, die<br />

von einer weiteren nach der Partikelgröße überlagert sein kann. Offensichtlich<br />

hat sich für die Schichtung nach der Dichte eine periodische<br />

Fluidisierung mittels eines pulsierenden Aufstroms als am wirkungsvollsten<br />

erwiesen. Diesen Prozeß, der schon seit Jahrhunderten für die <strong>Sortierung</strong><br />

genutzt wird, bezeichnet man im deutschen Sprachgebrauch als Setzen.<br />

Hierbei gibt man das zu sortierende Gut einem Setzgutträger St auf, der aus<br />

einem Rost oder Siebbelag besteht (Bild F 3.49.1). Durch die Öffnungen des<br />

Setzgutträgers strömt das Fluid periodisch auf und ab, wobei dessen Ge-<br />

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schwindigkeitsverlauf als Funktion der Zeit z.B. sinusförmig sein kann. Im<br />

Ergebnis des Schichtungsvorganges entsteht eine Schichtenfolge, in der die<br />

Partikeldichten von unten nach oben abnehmen und die mit Hilfe von Austragvorrichtungen<br />

in Produkte verschiedener Dichte bzw. Qualität zerlegt<br />

werden kann (Bild F 3.49.3).<br />

Als Fluid kommt hauptsächlich Wasser (Hydrosetzmaschinen), selten Luft<br />

(Aerosetzmaschinen) in Betracht. Die pulsierende Bewegung des Fluids<br />

durch das Setzbett erreicht man bei Hydrosetzmaschinen entweder dadurch,<br />

daß der Setzgutträger im ruhenden Fluid periodisch gehoben und gesenkt<br />

wird (Stauchsetzmaschine, Bild F 3.49.2a) oder daß bei feststehendem<br />

Setzgutträger das Fluid mittels Kolbens (Kolbensetzmaschine, Bild F<br />

3.49.2b), Druckluft (luftgesteuerte Setzmaschine, Bild F 3.49.2c) oder auf<br />

andere Weise bewegt wird.<br />

Bei der Setzsortierung wird dem pulsierenden Fluidstrom meist ein stationärer<br />

überlagert (bei Hydrosetzmaschinen infolge von Unterwasserzusatz).<br />

Jedoch übersteigt in Hydrosetzmaschinen die Aufstromgeschwindigkeit des<br />

letzteren gewöhnlich nicht 0,6 cm/s, so daß dadurch die Auflockerung nicht<br />

allein herbeigeführt werden kann. Über den Durchströmungswiderstand einer<br />

Partikelschicht bei pulsierender Strömung liegen gegenwärtig nur wenige<br />

Untersuchungen vor. Entsprechend den Durchströmungsmodellen, siehe<br />

VO MVT 8.1.3.4.1, kann man für den Druckverlust setzen:<br />

∆p<br />

f<br />

⋅ u −<br />

= λ ρ 2<br />

1<br />

*<br />

ε<br />

3<br />

, (3.120)<br />

h d ε<br />

ST<br />

wobei die Widerstandszahl λ*<br />

*<br />

1− ε<br />

*<br />

λ*<br />

= k<br />

1 + k<br />

2<br />

(3.121)<br />

Re<br />

außer von Re und ε noch zusätzlich vom Charakter der Pulsbewegung (Hub,<br />

Hubzahl) abhängt. Letzteres gilt für tubulentes Durchströmen, weil das Pulsieren<br />

den Turbulenzcharakter der Strömungen im Inneren der<br />

Partikelschicht beeinflußt. Als untere Grenzbedingung, die überschritten<br />

werden muß, damit Auflockerung und der Setzprozeß eintreten können,<br />

ergibt sich für laminare pulsierende Durchströmung<br />

( λ * lam<br />

λ ; bzw. k *<br />

= k<br />

lam 1<br />

=<br />

1<br />

= 150 ):<br />

⎡<br />

2 3<br />

1 1 ( ρP − ρf ) ⋅dST ε ⎤<br />

L<br />

h n > ⎢<br />

− uw<br />

⎥<br />

(3.122)<br />

π<br />

⎣⎢<br />

150 η 1−<br />

ε<br />

L ⎦⎥<br />

h<br />

n<br />

u w<br />

Setzhub<br />

Hubzahl je Zeiteinheit<br />

Aufströmgeschwindigkeit des überlagerten stationären Fluidstromes<br />

bzw.<br />

1<br />

h n > uL<br />

− uw<br />

π ( ) (3.123)<br />

158<br />

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Diese untere Grenzbedingung für die Auflockerung im pulsierenden Fluidstrom<br />

entspricht jener unter stationären Strömungsverhältnissen. Bei turbulenter<br />

Durchströmung ergibt sich entsprechend:<br />

1 ⎛ 1 ρP<br />

− ρ<br />

⎞<br />

f 3<br />

h n > ⎜<br />

g dST L<br />

− w ⎟<br />

*<br />

ε<br />

w<br />

, (3.124)<br />

π ⎝ k ρ<br />

⎠<br />

*<br />

wobei λ turb<br />

2<br />

f<br />

159<br />

und somit auch k 2 * vom Charakter der Pulsbewegung abhängen.<br />

dabei gilt allgemein:<br />

*<br />

*<br />

λ > λ und deshalb auch k 2<br />

> 1,<br />

75 .<br />

turb<br />

turb<br />

Nach oben wird der für das Setzen in Betracht zu ziehende Bereich dadurch<br />

begrenzt, daß die Fluidbewegung nicht die Schwerebeschleunigung erreichen<br />

bzw. übersteigen darf:<br />

2<br />

g<br />

h n <<br />

2<br />

(3.125)<br />

2 π<br />

Durch die Gln. (3.122) bis (3.125) ist somit das Intervall gekennzeichnet, in<br />

dem der Setzprozeß durchzuführen ist. Beim Festlegen von Hub und<br />

Hubzahl ist noch folgendes zu beachten:<br />

Die Setzbetthöhe wird um so größer sein müssen, je gröber das Aufgabegut<br />

ist, weil für jedes auszutragende Produkt eine von der oberen Partikelgröße<br />

linear abhängige Mindestschichthöhe aufrechterhalten werden muß. Um<br />

eine bestimmte Auflockerung zu erreichen, muß folglich die absolute Ausbreitung<br />

des Setzbettes mit dessen Höhe zunehmen. Da aber zwischen maximaler<br />

Ausbreitung und dem Hub unmittelbare Wechselbeziehungen bestehen,<br />

muß man beim Grobkornsetzen wesentlich längere Hübe und geringere<br />

Hubzahlen als beim Feinkornsetzen wählen:<br />

0,<br />

6<br />

h ≈ 8, 1⋅<br />

d A , 95<br />

in mm (3.126)<br />

d A,95 obere Aufgabestück- oder Partikelgröße in mm<br />

Die Partikelgrößenzusammensetzung des Aufgabegutes beeinflußt das Setzen<br />

in verschiedener Hinsicht. Zunächst wird von ihr die Lockerungsgeschwindigkeit<br />

u L mit bestimmt (Gln. (3.123) und (3.124)). Beim Setzen von<br />

Steinkohlen auf Hydrosetzmaschinen ist es durchaus üblich, 0,5 ... 10 mm<br />

und 10 ... 80 (150) mm oder sogar 0,5 ... 80 gemeinsam zu setzen.<br />

Zur Beurteilung der Sortierbarkeit kann man den Quotienten q heranziehen:<br />

ρs,p,<br />

S<br />

− ρf<br />

q =<br />

(3.99)<br />

ρ − ρ<br />

s,p,<br />

L<br />

f<br />

ρ s,p,S; ρ s,p,L Schwergut- bzw. Leichtgutdichte<br />

q > 2,5 <strong>Sortierung</strong> bis zu Partikelgrößen von etwa 100 µm möglich,<br />

q > 1,75 <strong>Sortierung</strong> bis etwa 200 µm möglich,<br />

q > 1,5 <strong>Sortierung</strong> bis etwa 1,5 mm möglich, aber schwierig,<br />

q > 1,25 <strong>Sortierung</strong> gröberen Gutes noch möglich,<br />

q < 1,25 keine <strong>Sortierung</strong> durch Setzen möglich.<br />

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Die trennflächenbezogenen spezifischen Durchsätze betragen für Setzmaschinen<br />

2 bis etwa 20 t/(m 2 ⋅h).<br />

160<br />

3.3.1.3 Sortieren in Rinnen und auf Herden<br />

In Hydrorinnen und auf Hydroherden vollzieht sich die <strong>Sortierung</strong> nach der<br />

Dichte in einer strömenden Suspension, und zwar entweder in einer Strömung<br />

durch einen rinnenförmigen Trennapparat (Bild F 3.45) oder in einer<br />

Filmströmung über eine geeignete Fläche (Bild F 3.45). Letzteres ist entweder<br />

fest gelagert (fester Herd, Bild F 3.45), wird gleichsinnig (z.B.<br />

Bandherd, Bild F 3.49) oder schwingend (Schüttelherd, Stoßherd, Bild F<br />

3.47) bewegt.<br />

In einer Rinnenströmung stellt sich eine Schichtung nach der Dichte ein,<br />

wenn die Strömungsgeschwindigkeit entsprechend gewählt und eine angemessene<br />

Vorklassierung des Aufgabegutes vorgenommen worden ist. Dabei<br />

wird die erforderliche Fluidisierung und Schichtung des Feststoffs mit Hilfe<br />

der Turbulenz der Strömung und durch dynamische Auftriebskräfte in der<br />

Grenzschicht hervorgebracht:<br />

Bewegung von Einzelpartikeln im Flüssigkeitsstrom auf schwach geneigter<br />

Fläche<br />

Vereinfachend soll hier nur die Bewegung von Einzelpartikeln in Flüssigkeitsströmungen<br />

auf geneigter Flächen behandelt werden. Dabei interessieren<br />

aus der Sicht von Transport und <strong>Sortierung</strong> vor allem die Übergänge aus<br />

der Ruhelage eines Partikels, das sich im Kontakt mit dem Boden befindet,<br />

in die Gleitbewegung sowie in den Suspensionszustand.<br />

Auf ein Partikel, das sich in einer Flüssigkeitsströmung auf einer geneigten<br />

Fläche befindet, wirken folgende Kräfte:<br />

a) das scheinbare (um den statischen Auftrieb verminderte) Gewicht F * G<br />

:<br />

F * = V ⋅ ρ − ρ ⋅ g<br />

( )<br />

G P s f<br />

b) die Widerstandskraft bzw. „Schleppkraft“ der Flüssigkeit F W :<br />

2<br />

FW = cW ⋅ A<br />

P<br />

⋅ ρf ⋅ ur<br />

/ 2<br />

c) der dynamische Auftrieb F D in der Grenzschicht infolge unsymmetrischer<br />

Anströmung:<br />

2<br />

FD = cD⋅ A<br />

P<br />

⋅ ρf ⋅ ur<br />

/ 2<br />

d) Die Reibungskraft F R :<br />

*<br />

2<br />

F = µ ⋅ F ⋅ cos α − c ⋅ A ⋅ ρ ⋅ u / 2<br />

( )<br />

R w G D p f r<br />

ur<br />

= u − vw<br />

Relativgeschwindigkeit (Anströmungsgeschwindigkeit)<br />

u mittlere Anströmgeschwindigkeit (nicht mit u verwechseln !)<br />

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v w<br />

Partikelgeschwindigkeit auf dem Rinnenboden<br />

c W ; c D Widerstandsbeiwerte<br />

A P<br />

angeströmte Querschnittsfläche des Partikels<br />

µ w Rinnenwandreibungskoeffizient, siehe Tabelle 3.18<br />

Tabelle 3.18 Orientierungswerte der Rinnenwandreibungskoeffizienten<br />

(Gleitreibung) von Mineralkörnern in Fluiden<br />

Mineral auf Eisen auf Glas auf Holz auf Linoleum<br />

161<br />

in Wasser in Luft in Wasser in Luft in Wasser in Luft in Wasser in Luft<br />

Scheelit 0,66 0,53 0,50 0,51 0,78 0,70 0,73 0,71<br />

Hämatit 0,66 0,54 0,36 0,47 0,80 0,,67 0,75 0,74<br />

Quarz 0,67 0,37 0,80 0,72 0,60 0,75 0,80 0,78<br />

Somit ergibt sich für eine gleichförmige Gleitbewegung:<br />

F G<br />

sinβ + FW − FR<br />

= 0<br />

2<br />

2<br />

π<br />

πd<br />

3<br />

p ⎛ π<br />

3<br />

π<br />

2<br />

u ⎞<br />

r<br />

d<br />

p( ρs − ρf ) g sin α + cW<br />

ρ<br />

f<br />

− µ<br />

w<br />

⎜ d<br />

p( ρs − ρf ) g cosα<br />

− cD d<br />

p<br />

ρf<br />

⎟ = 0<br />

6 4 ⎝ 6 4 2 ⎠<br />

Nach Auflösen und Umstellen erhält man daraus unter Beachtung, daß für<br />

die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s eines Kornes gilt:<br />

g d ( )<br />

2<br />

4 ρs<br />

− ρf<br />

vs<br />

=<br />

3 cW<br />

ρf<br />

µ<br />

w<br />

⋅ (cosα − sin α)<br />

ur<br />

= vs<br />

⋅<br />

(3.127)<br />

1 + µ ⋅ c / c<br />

w D W<br />

Für den Fall kleiner Neigungswinkel (etwa α < 6°) kann man in Gl. (3.127)<br />

sinα vernachlässigt und cosα = 1 setzen, so daß sich ergibt:<br />

µ<br />

w<br />

ur<br />

= vs<br />

⋅<br />

(3.128)<br />

1 + µ<br />

w<br />

⋅ cD / cW<br />

Nunmehr folgt wegen ur<br />

= u − vw<br />

für die Gleitgeschwindigkeit v w eines<br />

Partikels auf dem Rinnenboden aus Gl. (3.128):<br />

µ<br />

w<br />

vw<br />

= u − vs<br />

⋅<br />

(3.129)<br />

1 + µ ⋅ c / c<br />

w D W<br />

Eine quantitative Auswertung der letzten Gleichung dürfte im allgemeinen<br />

wegen der Unkenntnis der Widerstandsbeiwerte - vor allem von c D - auf<br />

Probleme stoßen, wobei noch zu beachten ist, daß c D mit von der Asymmetrie<br />

der Anströmung abhängt. Die größten Werte der dafür mitbestimmenden<br />

Geschwindigkeitsgradienten treten in den untersten Strömungsbahnen auf,<br />

so daß dort auch die Maximalwerte des dynamischen Auftriebs wirken.<br />

Für die Gleitbewegung lassen sich aus den vorstehenden Gleichungen folgende<br />

wichtige Schlußfolgerungen ableiten:<br />

a) Von Partikeln gleicher Größe und Form gleiten die mit geringerer Dichte<br />

schneller als die mit höherer Dichte.<br />

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) Bei Partikeln gleicher Dichte und Form, aber unterschiedlicher Größe, ist<br />

zu beachten, daß u , d.h. die mittlere Strömungsgeschwindigkeit im Anströmbereich,<br />

wegen des Geschwindigkeitsgradienten in der Randzone<br />

für größere Partikeln auch größer als für kleinere ist. Infolgedessen können<br />

größere Partikeln durchaus schneller als kleinere gleiten.<br />

c) Plattige Partikeln werden langsamer als rundliche gleichen Volumens<br />

gleiten, weil erstere im allgemeinen flach auf dem Boden liegen und folglich<br />

die mittlere Strömungsgeschwindigkeit im Anströmbereich kleiner<br />

als bei den rundlichen ist.<br />

Einzelpartikeln lösen sich vom Boden ab, d.h. gehen in den Suspensionszustand<br />

über, wenn gilt:<br />

2 2<br />

π<br />

π d<br />

F<br />

* 3<br />

p ur<br />

G<br />

cosα = FD<br />

bzw. d<br />

p( ρs − ρf ) g cos α = cD<br />

ρf<br />

6 4 2<br />

Hieraus folgt für die erforderliche Relativgeschwindigkeit u r :<br />

4 d<br />

P<br />

g ( ρs − ρf<br />

)<br />

cW<br />

ur<br />

=<br />

cosα<br />

= vs<br />

cos α<br />

3 ρ c<br />

c<br />

f<br />

D<br />

oder bei hinreichend kleinem Neigungswinkel α (Ablösebedingung):<br />

cW<br />

ur<br />

= vs<br />

(3.130)<br />

c<br />

D<br />

D<br />

Die Bewegung eines solchen Einzelkorns wird sich, wie im Bild ?? schematisch<br />

dargestellt, vollziehen. Sobald sich das Korn vom Boden abgehoben<br />

hat, verläßt es die Grenzschicht und damit den Bereich hoher Geschwindigkeitsgradienten,<br />

und der dynamische Auftrieb geht gegen null. Somit wird es<br />

wieder auf den Boden zurückfallen und sich erneut von diesem abheben,<br />

wenn der dynamische Auftrieb wieder genügend groß ist. In diesem Zusammenhang<br />

ist zu beachten, daß die Grenzschichten und somit auch die<br />

dort wirkenden dynamischen Auftriebskräfte ständigen periodischen Veränderungen<br />

unterworfen sind.<br />

In einer turbulenten Fluidströmung ist aber auch noch zu berücksichtigen,<br />

daß suspendierte Körner den Wirkungen der Strömungsturbulenz ausgesetzt<br />

sind. Die in der VO MVT Abschnitt 4.2 erörterten Grundlagen über den<br />

Partikeltransport lassen sich entsprechend anwenden, solange die Feststoffvolumenkonzentration<br />

genügend gering ist.<br />

162<br />

Ausrüstungen<br />

Der nach der Dichte geschichtete Suspensionsstrom wird am Austragende<br />

der Rinne durch Teiler in die Trennprodukte zerlegt (Bild F 3.46). Auf der<br />

Grundlage dieses an sich schon seit Jahrhunderten bekannten Wirkprinzips<br />

sind in neuerer Zeit einige leistungsfähige Rinnenbauarten (Flächenrinnen,<br />

Wendelrinnen, Konusrinnen F 3.46) entwickelt worden, die in der Aufberei-<br />

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163<br />

tung mineralischer Rohstoffe im Partikelgrößenbereich zwischen 0,1 und 3<br />

mm bei Vorliegen ausreichender Dichtedifferenzen der zu trennenden Minerale<br />

eingesetzt werden.<br />

Der Übergang von der Schichttrennung in Rinnen zur Trennung in Fluidströmungen<br />

auf Herden ist fließend, wobei jedoch auf letzteren ausschließlich<br />

feine bis feinste Körnungen sortiert werden können. In Filmströmungen<br />

treten die turbulenten Wirkungen zurück, was für Trennungen im Fein- und<br />

Feinstkornbereich unerläßlich ist. Statt dessen gewinnen die im Bereich des<br />

Geschwindigkeitsgefälles der Grenzschicht vorhandenen dynamischen Auftriebskräfte<br />

für das Suspendieren der Körner an Bedeutung. Auf festen Herden<br />

(Bild F 3.48.3) und Bandherden (Bild F 3.49.5) werden die Strömungsverhältnisse<br />

so eingestellt, daß es zum Absetzen des Schergutes auf der<br />

Herdplatte kommt, während das Leichtgut überspült wird. Bei den<br />

Schwingherden wird die meist rechteckige oder trapezförmige Herdplatte in<br />

Längsrichtung schwingend bewegt (Bild F 3.49.6). In Querrichtung ist sie<br />

gering geneigt. Die Aufgabesuspension tritt aus dem Kasten A auf den Herd.<br />

aus der Brause W wird Querstromwasser regelbar zugeführt. Auf der Herdplatte,<br />

die gewöhnlich in Längsrichtung noch mit Rillen oder Riffeln versehen<br />

ist , vollzieht sich dann unter der Wirkung von Strömungs-, Reibungsund<br />

Trägheitskräften die Bewegung der Körner verschiedener Dichte in der<br />

im Bild F 3.47.2 angedeuteten Weise.<br />

Aerorinnen und Aeroherde ähneln hinsichtlich ihrer Ausbildung den Hydrorinnen<br />

bzw. Hydroherden. Jedoch wird hierbei die notwendige Fluidisierung<br />

durch aus dem perforierten Rinnenboden bzw. der perforierten Herdplatte<br />

aufströmende Luft gewährleistet.<br />

3.3.1.4 Aufstrom- und Querstromsortierung<br />

Unterschiedliche Sinkgeschwindigkeiten bzw. Bewegungsbahnen, die Partikeln<br />

oder Stücke in einem Fluid unter der Wirkung von Feld-, Strömungs<br />

und Trägheitskräften erreichen bzw. zurücklegen, werden in der Aufbereitungstechnik<br />

in umfangreichem Maße bei der Stromklassierung zur Erzeugung<br />

von Produkten unterschiedlicher Größenzusammensetzung genutzt<br />

(siehe VO MVT Abschnitt Stromklassieren 4.3 bis 4.5). Die dafür angewendeten<br />

Wirkprinzipien lassen sich jedoch auch für die <strong>Sortierung</strong> einsetzen,<br />

wenn die stationären Sinkgeschwindigkeiten der nach der stofflichen Zusammensetzung<br />

zu trennenden Partikeln oder Stücke hinreichend verschieden<br />

sind.<br />

Im Rahmen der Aufbereitung mineralischer Rohstoffe sind deren Möglichkeiten<br />

für stoffliche Trennungen jedoch sehr beschränkt, und sie sind hierfür<br />

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164<br />

heute trotz mancher Ansätze in den letzten Jahrzehnten nahezu bedeutungslos.<br />

Die Ursache ist vor allem darin zu suchen, daß bei körnigem Gut - wie<br />

es allgemeinen bei diesen Rohstoffen vorliegt - Partikelgröße und Partikeldichte<br />

allein als Stoffeigenschaften für die stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />

bestimmend sind. Folglich erfordert eine stoffliche Trennung dann eine sehr<br />

enge Vorklassierung des Aufgabegutes durch Sieben.<br />

Völlig anders ist demgegenüber die Situation beim Recycling einer Reihe<br />

fester Abfallstoffe. Hier können nicht nur günstigere Voraussetzungen hinsichtlich<br />

der Breite der Stückgrößenverteilung (z.B. bei durch vorwiegend<br />

schneidende Beanspruchung vorbereitenden Gutes) oder durch sehr hohe<br />

Dichteunterschiede (z.B. bei metallhaltigen Abfällen) gegeben sein, sondern<br />

vor allem stark ausgeprägte Formunterschiede (z.B. Teilstücke von Blechen,<br />

Folien, Papier u.a. neben mehr oder weniger körnigen Bestandteilen) die<br />

Trennung nach der Sinkgeschwindigkeit begünstigen. Es ist deshalb nicht<br />

verwunderlich, daß der Gegenstrom- und Querstromsortierung in neuerer<br />

Zeit vor allem im Rahmen des Recyclings fester Abfälle größere Beachtung<br />

geschenkt worden ist.<br />

Die Trennmodelle, die im VO MVT Abschnitt Stromklassieren für die<br />

Gegenstrom- und Querstromklassierung behandelt worden sind, sowie die<br />

Konsequenzen, die sich daraus für die Prozeß- und Prozeßraumgestaltung<br />

ergeben, lassen sich ohne Einschränkungen auf die <strong>Sortierung</strong> übertragen,<br />

siehe auch 3.3.1, Gl.(3.101). Der Klassieraufwand beträgt:<br />

d<br />

i<br />

d<br />

+ 1<br />

i<br />

⎛ ρ<br />

≤<br />

⎜<br />

⎝ ρ<br />

s, p,<br />

S<br />

s, p,<br />

L<br />

− ρ<br />

f<br />

− ρ<br />

f<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

α+<br />

1<br />

3⋅α<br />

(3.131)<br />

α = ½ turbulente Partikelumströmung<br />

α = 2 laminare Partikelumströmung<br />

Aufgrund des voranstehend kurz Erörterten hat man beim Recycling die<br />

stationäre Sinkgeschwindigkeit - exakter wäre es, von quasistationärer Sinkgeschwindigkeit<br />

zu sprechen - als komplexes Trennmerkmal aufzufassen,<br />

das außer von der Dichte und Größe auch starkem Maße von der Form der<br />

Stücke abhängt. Deshalb wäre es auch zweckmäßig, die Trennschärfe derartiger<br />

Trennungen ausschließlich auf dieser Grundlage zu bewerten. Dies<br />

stößt jedoch auf beachtliche Schwierigkeiten , weil es sehr aufwendig, wenn<br />

nicht teilweise sogar unmöglich ist, die Sinkgeschwindigkeitsverteilungen<br />

von Aufgabegut und Produkten experimentell zu ermitteln.<br />

Für eine Beurteilung von Trennmöglichkeiten bei ausgeprägten Formunterschieden<br />

können sich jedoch Vereinfachungen ergeben. So stellte BÖHME<br />

bei Untersuchungen mit verschiedenen Probekörpern (Parallelepipede und<br />

Zylinder aus Metallen sowie Kunststoffen) einerseits und zerkleinerten plattenförmigen<br />

Schrottstücken andererseits - beide im Millimeter- und Zenti-<br />

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meter-Bereich - fest, daß ein Zusammenhang zwischen der quasistationären<br />

Sinkgeschindigkeit v s der Stücke und dem Verhältnis ihrer scheinbaren<br />

Masse m* = V P<br />

⋅ ( s , p<br />

− f )<br />

ρ ρ zu ihrer größten Querschnittsfläche A P,max<br />

besteht:<br />

v<br />

s<br />

m<br />

= a ⋅ ⎛ ⎝ ⎜ * ⎞<br />

⎟<br />

A ⎠<br />

P,max<br />

b<br />

165<br />

(3.132)<br />

Die Parameter a und b hängen vom Fluid ab, siehe Bild F 3.52.4. Für Stücke<br />

mit Parallelepipedform und die plattenförmigen Abfallstücke stellte sich<br />

noch eine weitere Möglichkeit zu vereinfachter Darstellung heraus, indem<br />

die quasistationäre Sinkgeschwindigkeit in einem Fluid außer von der Dichtedifferenz<br />

(ρ s,p - ρ f ) nur noch von der kleinsten Hauptabmessung bei<br />

Parallelepipeden bzw. der Wandstärke s bei plattenförmigen Abfallstücken<br />

bei (d oder l)/s >> 3 abhängt. Das wird auch verständlich und zwar dann,<br />

wenn sich die Plättchen hinsichtlich ihrer größten Anströmfläche A P,max quer<br />

zur Hauptströmungsrichtung orientieren:<br />

V A s<br />

P P,max<br />

⋅<br />

= = s und damit (3.133)<br />

A A<br />

v<br />

s<br />

P,max<br />

P,max<br />

2 ( ρs<br />

− ρf<br />

) VP<br />

c<br />

A g 2 ( ρs<br />

− ρf<br />

)<br />

= ⋅ ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ s⋅<br />

g<br />

ρ<br />

c ρ<br />

W, s f<br />

P<br />

W,<br />

s<br />

Der Klassieraufwand ist damit:<br />

α+<br />

1<br />

3⋅α<br />

f<br />

(3.80)<br />

s ⎛ ρ<br />

i<br />

s p S<br />

− ⎞<br />

+ 1 , ,<br />

ρf<br />

≤ ⎜ s<br />

i ⎝ ρs p L<br />

− ρ ⎟<br />

(3.131a)<br />

, , f ⎠<br />

Aus dem größeren Dichteverhältnis 2 , 5 − 1 2,<br />

5<br />

= 15 , > = 1,<br />

25 folgt verständlicherweise<br />

auch hier die größere Trennschärfe einer Hydrosortierung im<br />

2 − 1 2<br />

Vergleich zur Aerosortierung. Der energetische Aufwand ist jedoch vergleichbar,<br />

da zwar die Fluidgeschwindigkeiten<br />

uWa<br />

f Lu<br />

u<br />

= ρ<br />

,<br />

ρ<br />

= 1,<br />

2<br />

1000<br />

≈ 1<br />

im Kanal wesentlich geringer sind, ansonsten<br />

30<br />

Lu<br />

f , Wa<br />

jedoch die gleichen Widerstandskräfte und kinetischen Energien<br />

2 2<br />

E ∝ ρ ⋅ u = ρ ⋅ u zur Trennung notwendig sind.<br />

f , Lu Lu f , Wa Wa<br />

Verfahrenstechnische Beurteilung und Auslegung eines<br />

Zickzacksichters<br />

Das bekannte Trennmodell der turbulenten Querstromhydroklassierung<br />

(Suspensionsanzapfmodell, siehe VO MVT Abschnitt 4.3, Gln. (4.98) und<br />

(4.99b) soll nun mit Hilfe der Gl.(3.101) und V ≈ V >> V<br />

auf die<br />

Dichtesortierung im Luftstrom übertragen werden:<br />

A L G<br />

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− Es werden im Trennraum sowohl ein homogenes Turbulenzfeld als auch<br />

ein homogenes Kraftfeld vorausgesetzt.<br />

− Es wird angenommen, daß sich in der Nähe der Produktausträge aus dem<br />

Trennraum die Konzentrationsverteilung über eine Höhe y gemäß Gl.<br />

(4.85) für jede Partikeldichteklasse unabhängig von den anderen einstellen<br />

konnte, d.h. daß für jede Partikelgrößenklasse i und<br />

Partikeldichteklasse j gilt die eindimensionale<br />

Partikelkonzentrationsbilanz:<br />

2<br />

∂cn<br />

∂cn<br />

∂ cn<br />

= −(<br />

−vs<br />

) ⋅ + Dt<br />

⋅<br />

2<br />

∂t<br />

∂y<br />

∂y<br />

(3.134)<br />

c n Partikelanzahlkonzentration pro Volumenelement<br />

D t turbulente Diffusionskoeffizient<br />

Der Feststofftransport durch die Sinkgeschwindigkeit erfolgt in Richtung<br />

der Feldkraft nach unten entgegen der z-Richtung; deshalb zusätzliches negatives<br />

Vorzeichen: n z<br />

= − ( −vs)<br />

⋅ cn<br />

Im stationären Fall liefern die erste und zweite Integration für h = 0, d.h. am<br />

Boden, vereinfachend den Konzentrationsgradienten ∂c<br />

∂y<br />

= 0 und die<br />

Partikelkonzentration c n = c n,0 :<br />

c ⎛<br />

n<br />

vs<br />

= exp⎜<br />

− ⋅<br />

c ⎝ D<br />

h ⎞<br />

⎟ (3.135)<br />

⎠<br />

n,<br />

0<br />

c n<br />

c n0<br />

D t,s<br />

t<br />

Partikelanzahl/Volumeneinheit<br />

Partikelkonzentration am Boden<br />

turbulenter Diffusionskoffizient der Partikeln<br />

Hinsichtlich der Gestaltung der Produktausträge lassen sich das<br />

- Suspensionsteilungsmodell und das<br />

- Suspensionsanzapfmodell<br />

unterscheiden (siehe Bild F 4.10.4 VO MVT Abschnitt 4.3).<br />

In einigen technischen Trennapparaten (mechanische Klassierer) kommt<br />

man der Realisierung des Anzapfmodells nahe. Hierbei werden die Aerosuspensionsströme<br />

mit den jeweiligen Partikelkonzentrationen am unteren<br />

und oberen Ende angezapft (bestimmter Abstand der Entnahmestellen<br />

notwendig !) und die Grobgutsuspension mit den Konzentrationen c n0,j der<br />

Größenklassen und die Feingutsuspension mit c n,j ausgetragen. Dadurch<br />

gelingen trotz der Turbulenz relativ scharfe Trennungen. Für die Trennfunktion<br />

folgt aus Bild F 4.10.4:<br />

m<br />

S,j<br />

ρs,S,j<br />

⋅ V<br />

s,S,j<br />

1<br />

Tj<br />

= =<br />

=<br />

mA,j<br />

s,S,j<br />

Vs,S,j<br />

s,L,j<br />

Vs,L,j<br />

cn,j<br />

s,L,j<br />

V<br />

(1.136)<br />

ρ ⋅ + ρ ⋅ <br />

⋅ρ ⋅<br />

L<br />

1+<br />

cn,0,j<br />

⋅ρs,S,j<br />

⋅ V<br />

S<br />

V , V , V<br />

S L A<br />

Aerosuspensionsvolumenströme Schwergut, Leichtgut und<br />

Aufgabe<br />

n<br />

/<br />

166<br />

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167<br />

1<br />

1<br />

Tj<br />

=<br />

c V<br />

=<br />

n ij s j L<br />

s j V v<br />

L<br />

s j<br />

+ ⋅ ⋅<br />

c V<br />

+ ⋅ ⎡ (1.137)<br />

,<br />

ρ<br />

,<br />

ρ <br />

,<br />

,<br />

⎢−<br />

V D<br />

h<br />

⎤<br />

1<br />

1<br />

⎥<br />

n,<br />

ij+ 1<br />

ρ <br />

<br />

exp<br />

s,<br />

j+ 1 S ρs,<br />

j+<br />

1 S ⎣ t,<br />

s ⎦<br />

1<br />

T<br />

x bzw x 1<br />

= . 1 + =<br />

1<br />

1 + T<br />

T ( ρs)<br />

=<br />

ρ V<br />

v<br />

T<br />

s,<br />

j L<br />

s<br />

( ρs)<br />

+ ⋅ h x<br />

V<br />

exp<br />

⎡ ⎤<br />

1 1<br />

1<br />

⎢−<br />

⎥ = − 1 = −<br />

ρ<br />

D<br />

T T<br />

s, j+<br />

1 S ⎣ t,<br />

s ⎦<br />

⎡ v ( ) ⎤<br />

<br />

,<br />

exp ⎢−<br />

⎥ = − s<br />

ρs<br />

1 T ρs j+<br />

1 VS<br />

h ⋅ ⋅<br />

<br />

bzw.<br />

⎣ Dt,<br />

s ⎦ T ρs,<br />

j<br />

VL<br />

Daraus erhält man die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s der Dichte ρ s , der<br />

s,<br />

j+<br />

1<br />

der Trennfunktionswert T(ρ s ) zuzuordnen ist:<br />

D ⎡ V<br />

t, s<br />

ρ T ⎤<br />

s,<br />

j L<br />

vs<br />

( ρs) = ⋅ ln⎢<br />

⋅<br />

h ρs j<br />

V<br />

⋅ ⎥<br />

(3.138)<br />

⎣⎢<br />

, +1 S<br />

1−<br />

T⎦⎥<br />

ρs,<br />

j ρs,<br />

L<br />

Mit einem Dichtverhältnis k<br />

ρ<br />

= = < 1 und für die stationäre Sink-<br />

ρ ρ<br />

geschwindigkeit der Trenndichte ρ sT , weil T(ρ sT ) = 0,5 ist:<br />

D ⎡ V<br />

t, s<br />

ρ ⎤<br />

s,<br />

j L<br />

vsT<br />

( ρs,<br />

T) = ⋅ ln⎢<br />

⋅<br />

h ρs j<br />

V<br />

⎥<br />

(3.139)<br />

⎣⎢<br />

, +1 S ⎦⎥<br />

Das Umstellen nach T liefert:<br />

⎡ ρ <br />

<br />

s,<br />

j V<br />

ρ<br />

L<br />

T ⎤ vs<br />

s,<br />

j VL<br />

ln⎢<br />

⋅<br />

<br />

⋅ ⎥ ln<br />

ρ<br />

<br />

⎣⎢<br />

s,<br />

j+ VS<br />

− T⎦⎥ = v<br />

⋅ ⎡<br />

sT<br />

ρ<br />

⋅<br />

⎤<br />

⎢ ⎥<br />

1<br />

1<br />

⎣⎢<br />

s,<br />

j+<br />

1<br />

VS<br />

⎦⎥<br />

ρ<br />

ρ<br />

s,<br />

j<br />

V<br />

⋅<br />

V<br />

L<br />

T ⎡ ρs j V<br />

⎤<br />

, L<br />

⋅ = ⎢ ⋅<br />

− T ρs,<br />

j<br />

V<br />

⎥<br />

1 ⎣⎢<br />

S ⎦⎥<br />

s,<br />

j+ 1 S<br />

+ 1<br />

vs<br />

− 1+<br />

v<br />

v<br />

s<br />

sT<br />

T ⎡ ρ V<br />

⎤ vsT<br />

s,<br />

j L<br />

y 1<br />

= ⎢ ⋅ ⎥ = y T = y − yT T = =<br />

1 − T<br />

s j<br />

VS<br />

1 y 1<br />

⎣⎢<br />

ρ <br />

, + 1 ⎦⎥<br />

+<br />

1 +<br />

y<br />

Die Trennfunktion einer Trennstufe ist damit, siehe Bild F 3.68:<br />

⎛<br />

T ⎜<br />

v ⎝ v<br />

s<br />

sT<br />

⎞<br />

1<br />

⎟ =<br />

⎠<br />

⎡ ρs j V<br />

⎤<br />

, L<br />

1 + ⎢ ⋅ ⎥<br />

⎣⎢<br />

ρs j+<br />

1<br />

V<br />

, S ⎦⎥<br />

v<br />

1−<br />

v<br />

s<br />

sT<br />

s,<br />

S<br />

(3.140)<br />

Die Partikelgrößen-, Partikeldichte- und Partikelformabhängigkeit sind<br />

in der Sinkgeschwindigkeit zusammengefaßt.<br />

Trennfunktion, Trenndichte und Trennschärfe einer mehrstufigen Dichtesortierung:<br />

Für eine elegante wahrscheinlichkeitstheoretische Herleitung der Reihenschaltung<br />

von stochastisch unabhängigen Ereignissen lassen sich folgende<br />

einfache Betrachtungen anstellen:<br />

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168<br />

Werden die einzelnen diskreten Trennwahrscheinlichkeiten der Dichteklasse<br />

j der Leichtguttrennstufen T L,j im Oberlauf von den Schwerguttrennstufen<br />

T S,j im Unterlauf entkoppelt, so läßt sich die Gesamtwahrscheinlichkeit dafür,<br />

daß ein Partikel in das Schwergut ausgetragen wird, als Produkt der Stufentrennwahrscheinlichkeiten<br />

ausdrücken. Für den Massestrom im Unterlauf<br />

ergibt sich somit:<br />

m<br />

S,j<br />

zS<br />

= ∏T<br />

kS=<br />

1<br />

S,kS<br />

,j<br />

⋅m<br />

A,j<br />

(3.141.1)<br />

mit z S als Anzahl der Schwerguttrennstufen.<br />

Da die Trennfunktion Gl. (3.1) für das Schwergut definiert wurde, ist die<br />

Wahrscheinlichkeit eines Partikels, über den Oberlauf in das Leichtgut ausgetragen<br />

zu werden 1-T L,j . Somit gilt analog zu Gl. (3.141.1):<br />

m<br />

L,j<br />

zL<br />

= ∏<br />

kL<br />

= 1<br />

( 1−<br />

TL,k<br />

,j<br />

) ⋅ m<br />

A, j<br />

L<br />

(3.141.2)<br />

mit z L als Anzahl der Leichtguttrennstufen.<br />

Damit folgt allgemein für die Trennfunktion von z L Oberlauf- und z S Unterlauftrennstufen:<br />

1<br />

T<br />

ges,j<br />

=<br />

(3.141.3)<br />

zL<br />

1−<br />

T<br />

1+<br />

∏( k<br />

)<br />

L ,j<br />

kL<br />

= 1<br />

z<br />

S<br />

∏<br />

kS=<br />

1<br />

T<br />

kS<br />

,j<br />

Unter der Voraussetzung, daß die jeweiligen Stufentrennwahrscheinlichkeiten<br />

näherungsweise übereinstimmen und für sämtliche Trennstufen<br />

T = T T gesetzt werden kann, können die Gleichungen (3.141.1)<br />

L,kL ,j S,kS<br />

,j<br />

=<br />

z,j<br />

und (3.141.2) als<br />

zS m<br />

= T ⋅ m<br />

(3.141.4)<br />

S,j<br />

z,j<br />

A,j<br />

und<br />

m<br />

= 1−<br />

T<br />

zL ⋅ m<br />

(3.141.5)<br />

L,j<br />

(<br />

z,j<br />

)<br />

A, j<br />

geschrieben werden. Einsetzen in Gl. (1.136)) liefert:<br />

1<br />

Tges,j<br />

= (3.141.6)<br />

zL<br />

( 1−<br />

Tz,j<br />

)<br />

1+<br />

zS<br />

T<br />

z,j<br />

Für einen symmetrischen Trennapparat, d.h. gleiche Trennstufenzahlen im<br />

Ober- und Unterlauf z L = z S = z, folgt<br />

1<br />

1<br />

Tges,j<br />

≈ =<br />

(3.141.7)<br />

z<br />

z<br />

( 1−<br />

Tz,j<br />

) ⎛<br />

1<br />

1 ⎞<br />

+<br />

z 1+<br />

⎜ −1⎟<br />

T<br />

z,j T<br />

⎝ z,j ⎠<br />

Damit kann Gl.(3.140) in Gl.(3.141.7) eingesetzt werden und man erhält für<br />

die gesamte Trennfunktion die Gl.(3.141.8):<br />

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T<br />

ges,j<br />

=<br />

⎛ V<br />

1+<br />

⎜<br />

⎝ V<br />

L<br />

S<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

1<br />

⎡<br />

α+ 1 ⎤<br />

⎢ ⎛ ρs,<br />

j−ρf<br />

⎞ 3 ⎥<br />

⎢1−⎜<br />

⎟ ⎥⋅z<br />

⎢ ⎝ ρs,T<br />

−ρf<br />

⎠ ⎥<br />

⎣<br />

⎦<br />

169<br />

(3.141.8)<br />

Für eine turbulente Partikelumströmung α = ½ ist damit:<br />

1<br />

Tges,j( ρs,j<br />

) =<br />

. (3.141.9)<br />

⎛ ρs,<br />

j−ρf<br />

1<br />

⋅z<br />

⎟<br />

V<br />

⎟ ⎞<br />

⎜ −<br />

⎜<br />

⎛ ⎞ sT f<br />

L<br />

⎝<br />

ρ −ρ<br />

⎠<br />

1+<br />

⎜<br />

V<br />

⎟<br />

<br />

⎝ S ⎠<br />

Der Graph dieser stufenzahlabhängigen S-förmigen Wahrscheinlichkeitsfunktion<br />

ist im Bild F 3.69 prinzipiell dargestellt.<br />

Ausgangspunkt ist die Trennsinkgeschwindigkeit Gl.(3.138). Wenn T ≡ T z,j<br />

die Stufentrennfunktion sei, ist also:<br />

D ⎡ ⎤<br />

t,s V<br />

T<br />

L z,j<br />

vs(<br />

ρs<br />

) = ⋅ln⎢<br />

⋅ ⎥<br />

h ⎢⎣<br />

V<br />

S<br />

1−<br />

Tz,j<br />

⎥⎦<br />

1/ z<br />

D ⎡ ⎛ ⎞ ⎤<br />

t,s<br />

⎢<br />

V<br />

Tges,j<br />

D<br />

L<br />

v ρ = ⋅ ⋅⎜<br />

⎟ ⎥<br />

s(<br />

s<br />

) ln<br />

=<br />

h ⎢ V<br />

S<br />

⎥<br />

⎣ ⎝1−<br />

Tges,j<br />

⎠ h<br />

⎦<br />

t,s<br />

⎪⎧<br />

⎡V<br />

⋅⎨ln⎢<br />

⎪⎩ ⎣ V<br />

L<br />

S<br />

⎤ 1 ⎛ T<br />

⎥ + ⋅ln⎜<br />

⎦ z ⎝1−<br />

T<br />

(3.141.10)<br />

Setzt man nun für die turbulente Partikelumströmung Gl.(3.80) ein folgt:<br />

ρ<br />

s<br />

ρf<br />

⋅D<br />

≈<br />

3⋅d<br />

⋅g<br />

⋅h<br />

2<br />

t,s<br />

2<br />

⎪⎧<br />

⎡V<br />

⎤ T<br />

L<br />

1 ⎛<br />

⋅⎨ln⎢<br />

+ ⋅ln⎜<br />

⎪⎩<br />

V<br />

⎥<br />

S<br />

z<br />

⎣ ⎦ ⎝1−<br />

T<br />

ges,j<br />

ges,j<br />

⎞⎪⎫<br />

⎟<br />

⎬<br />

⎠⎪ ⎭<br />

2<br />

ges,j<br />

ges,j<br />

⎞⎪⎫<br />

⎟<br />

⎬<br />

⎠⎪⎭<br />

(3.141.11)<br />

Im Falle von T ges = 0,5 fällt der hintere Term ln 1 = 0 heraus. Die Trenndichte<br />

ρ s,T oder Trennkorngröße d T hängen also nicht von der Trennstufenzahl<br />

ab. Mit dem turbulenten Partikeldiffusionskoeffizienten läßt sich nun<br />

ein überschläglicher Ausdruck für die Trenndichte finden:<br />

2<br />

2 2<br />

k<br />

⎡ ⎤<br />

t<br />

ρf<br />

⋅u<br />

K<br />

⋅b<br />

2 ρs<br />

ρsT<br />

≈ ⋅ ⋅ln<br />

2 ⎢ ⎥<br />

(3.141.12)<br />

3 h ⋅d<br />

⋅g<br />

⎢⎣<br />

µ<br />

s,g<br />

⋅ρg<br />

⎥⎦<br />

Als Trennschärfe wird im allgemeinen das Verhältnis der Trennmerkmale,<br />

die zu 25% und 75% im Produkt enthalten sind, definiert. Für den Fall der<br />

Dichtesortierung gilt also<br />

ρs,25<br />

κ = . (3.141.13)<br />

ρs,75<br />

Wegen ρ<br />

s<br />

>> ρf<br />

kann die Trennschärfe auch als<br />

ρs,25<br />

− ρf<br />

κ =<br />

(3.141.14)<br />

ρ − ρ<br />

s,75<br />

f<br />

definiert werden. Dieses dimensionslose Verhältnis läßt sich aus der umgestellten<br />

Trennfunktion Gl.(3.141.12) für Tges ( ρ<br />

s, 25<br />

) = 0, 25 und<br />

ρ 0, bestimmen:<br />

( ) 75<br />

Tges s, 75<br />

=<br />

⎡z<br />

⋅ ln(V<br />

κ = ⎢<br />

⎣z<br />

⋅ ln(V<br />

L<br />

L<br />

/ V<br />

S<br />

) − ln 3⎤<br />

/ V<br />

⎥<br />

S<br />

) + ln 3⎦<br />

2<br />

(3.141.15)<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


Bezogen auf die Sinkgeschwindigkeit ergibt sich:<br />

v ln( k<br />

ρ<br />

⋅ V V ) −<br />

s<br />

L<br />

/ <br />

S<br />

ln3<br />

, 25<br />

κ = =<br />

vs,<br />

75 ln3+ ln k ⋅ V / V<br />

d.h. κ( ρ ) = κ( v )<br />

s<br />

s<br />

2<br />

( ρ L S )<br />

Da im Schwergut kein Luftstrom V S,<br />

Lu<br />

= 0 abgeführt wird<br />

V = V + V ≈ m / ρ m = µ ⋅ m = µ ⋅ρ<br />

⋅ V<br />

S S, Lu S,s S,s s, S s s, g g s,<br />

g g g<br />

(3.142)<br />

(3.143)<br />

und der Volumenstrom des Leichtgutes näherungsweise nur aus Luft besteht<br />

V<br />

<br />

L, Lu<br />

>> VL<br />

,s<br />

ρs p j V<br />

ρ<br />

ρ<br />

L sV<br />

V<br />

, ,<br />

L<br />

L, Lu<br />

+ V<br />

L,s<br />

s, p,<br />

T<br />

⋅<br />

ρs<br />

ρs p j<br />

V<br />

≈ =<br />

≈<br />

(3.144)<br />

, , + 1 S<br />

R<br />

m,<br />

S<br />

⋅ m<br />

s<br />

R<br />

m,<br />

S<br />

⋅ m<br />

s<br />

µ<br />

s,g<br />

⋅ρg<br />

kann dieses Verhältnis V<br />

/ V aus der mittleren Beladung des Leichtgutstromes<br />

abgeschätzt werden:<br />

( ρ<br />

s, p,T µ<br />

s,g<br />

⋅ρg<br />

) − 3<br />

3+ ( ρ<br />

s, p,T µ<br />

s,g<br />

⋅ρg<br />

)<br />

( ρ<br />

, ,T<br />

µ<br />

,g<br />

⋅ρ<br />

) − 3<br />

3+ ( ρ<br />

s, p,T µ<br />

s,g<br />

⋅ρg<br />

)<br />

⎡ln / ( ) ln ⎤<br />

κ( ρs)<br />

≈ ⎢<br />

⎥<br />

⎢<br />

⎣<br />

ln ln / ( ) ⎥<br />

⎦<br />

ln<br />

s p<br />

/ (<br />

s g<br />

) ln<br />

κ( v s<br />

) ≈<br />

ln ln / ( )<br />

z.B. für µ s,g = 100 g/kg:<br />

für µ s,g = 1000 g/kg:<br />

L<br />

S<br />

2<br />

( ⋅ )<br />

(3.145)<br />

(3.146)<br />

ln 2400 / ( 0, 1 1, 2) − ln3<br />

κ ≈<br />

≈ 0,<br />

8 u. κ( ρs) ≈ 0,<br />

64<br />

ln3+<br />

ln( 20000)<br />

( ⋅ )<br />

ln 2400 / ( 1 1, 2) − ln3<br />

κ =<br />

≈ 0,<br />

77 und κ( ρs) ≈ 0,<br />

56<br />

ln3+<br />

ln( 2000)<br />

Diese Werte stimmen erstaunlich gut mit den Meßwerten der <strong>Sortierung</strong> von<br />

Betonbruch κ( ρs ) = 0, 7... 0,<br />

85 überein !!!<br />

Die <strong>Sortierung</strong> im turbulenten Umströmungsbereich ist nur dann sinnvoll,<br />

wenn der Unterlauf bzw. der Schwergutgesamtstrom VS<br />

minimiert werden<br />

kann, d.h. V<br />

/ V ⇑ sehr groß gehalten werden kann.<br />

L<br />

S<br />

Für das Trennmerkmal quasistationäre Sinkgeschwindigkeit läßt sich<br />

bekanntlich schreiben<br />

D ⎡ V<br />

t, s<br />

ρ ⎤<br />

s,<br />

j L<br />

vsT<br />

( ρs,<br />

T) = ⋅ ln⎢<br />

⋅<br />

h ρs j<br />

V<br />

⎥<br />

(3.139)<br />

⎣⎢<br />

, +1 S ⎦⎥<br />

2<br />

g⋅ VP ⋅( ρsT − ρf<br />

)<br />

mit vsT<br />

= 2⋅<br />

und dem turbulenten Diffusionskoeffizienten<br />

A ⋅c<br />

⋅ρ<br />

P W,s<br />

f<br />

170<br />

D<br />

t<br />

≈ Λ ⋅ u′<br />

Λ ∝ b<br />

2<br />

u′ ∝ u<br />

x<br />

K<br />

2<br />

x<br />

Makromaßstab der Turbulenz, ∝ charakteristische<br />

Abmessung des turbulenzerzeugenden Werkzeuges, hier<br />

Kanalbreit b<br />

mittlerer Effektivwert der turbulenten<br />

Schwankungsgeschwindigkeit, ∝ charakteristische<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


Geschwindigkeit im turbulent durchströmten Prozeßraum,<br />

hier mittlere Kanalgeschwindigkeit u K<br />

D<br />

t<br />

= k<br />

t<br />

⋅ u<br />

K<br />

⋅ b mit k t ≈ 0,02 runder Freistrahl, k t ≈ 8⋅10 -4 beim<br />

Hydrozyklon<br />

ρsV<br />

V<br />

L<br />

L Lu<br />

V<br />

,<br />

+<br />

L,s<br />

ρs<br />

= ρs<br />

≈<br />

m<br />

s<br />

m<br />

s<br />

µ<br />

s,<br />

g<br />

⋅ρg<br />

D V<br />

t,s<br />

⎡ ⎤<br />

L<br />

u<br />

K<br />

⋅ b ⎡<br />

vsT<br />

(<br />

sT<br />

) = ⋅ ln⎢k<br />

⋅ k<br />

t<br />

k<br />

h V<br />

⎥ = ⋅ ⋅ ln⎢<br />

⎣ S ⎦ h ⎣<br />

v<br />

ρ<br />

ρ ρ<br />

u<br />

K<br />

⋅ b ⎡ ρs<br />

( ρ ) ≈ k ⋅ ⋅ ln⎢<br />

h ⎣⎢<br />

µ<br />

s,g<br />

⋅ρ<br />

sT sT t<br />

g<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦⎥<br />

V<br />

⎤<br />

L<br />

⋅<br />

V<br />

S ⎦ ⎥ (3.147)<br />

(3.148)<br />

Vergleiche mit Sichtversuchen für teilaufgeschlossenem Betonbruch im<br />

Zickzacksichter lieferten eine Turbulenzkonstante von k t ≈ 0,1...0,13.<br />

171<br />

Zusammenfassend kann dieses Mehrstufen-Trennmodell für die verfahrenstechnische<br />

Bewertung sowohl einer Querstromklassierung als auch einer<br />

Querstromsortierung in einem weiten Bereich der Partikelumströmung mit<br />

1−2⋅α<br />

3<br />

dem Widerstandsbeiwert c W<br />

∝ Re und der Partikelsinkgeschwindigkeit<br />

v s<br />

α<br />

∝ d mit α = 0,5 NEWTON; 0,5 < α < 2 Übergangsbereich, α = 2<br />

STOKES genutzt werden, Tabelle 3.19.<br />

Tabelle 3.19: Prozeßbewertungsgrößen für mehrstufige Querstromtrennungen<br />

(Anzapfmodell) in einem symmetrischen Trennapparat, z L =<br />

z o = z S = z u = z Trennstufenzahl<br />

Trennfunktion Trennmerkmalsgröße Trennschärfe<br />

T ges (ξ/ξ T ) =<br />

ξ T = ξ 50 (T ges = 0,5) =<br />

κ ges = ξ 25 /ξ 75 =<br />

Stromtrennung<br />

⎢ −<br />

1<br />

2 ⋅ ( ρsT<br />

− ρf<br />

) ⋅ VP,T<br />

⋅ g z ⋅ ln( V<br />

/ V<br />

o u<br />

) − ln3<br />

⎡ vs<br />

( d, ρs<br />

) ⎤ v<br />

1<br />

z<br />

sT<br />

=<br />

⎥⋅<br />

⎛ V<br />

⎞ ⎣ vsT<br />

( dT<br />

, ρsT<br />

)<br />

c<br />

⎦<br />

W,T<br />

⋅ ρf<br />

⋅ A<br />

P,T<br />

z ⋅ ln( V<br />

/ V<br />

o u<br />

) + ln3<br />

o<br />

ξ = v<br />

1+ s V<br />

⎟<br />

⎜ <br />

⎝ u ⎠<br />

2<br />

Klassierung<br />

d<br />

1<br />

ρ ⎡ D<br />

t,s ⎛<br />

f<br />

V<br />

⎞⎤<br />

F<br />

⎡<br />

α d<br />

⎤<br />

T<br />

≈ ⎢ ⋅ln<br />

⎛ ⎞<br />

⎢1−<br />

⎥⋅z<br />

dT<br />

ξ = d V<br />

⎢<br />

⎜<br />

⎟<br />

3<br />

s<br />

g k k h<br />

⎜<br />

V<br />

⎟⎥<br />

⎡z<br />

⋅ ln( V<br />

) ⎤<br />

F<br />

/ V<br />

G<br />

− ln 3<br />

⋅ρ ⋅ ⎢⎣<br />

⋅ ⋅ <br />

ψ ϕ ⎝ G ⎠⎥⎦<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎛ ⎞ ⎥<br />

F ⎣ ⎝ ⎠<br />

⎣z<br />

⋅ ln( V<br />

F<br />

/ V<br />

G<br />

) + ln 3⎦<br />

⎦<br />

1+ ⎜<br />

ρ s = const. V<br />

⎟<br />

für Kugeln c <br />

W = 0,44<br />

⎝ G ⎠<br />

2<br />

Dichtesortierung<br />

⎢ ⎛ ρs,<br />

j −ρf<br />

⎞ 3 ⎥ 3 d g k k h V<br />

1<br />

ρ ⎡ D<br />

t,s ⎛<br />

f<br />

V<br />

⎞<br />

L<br />

⎡<br />

α + 1<br />

⎤ sT<br />

ln<br />

⎢1−⎜<br />

⎟ ⎥⋅z<br />

S ⎥ ⎥ ⎤<br />

ρ ≈ ⎢ ⋅<br />

⎜<br />

⎟ ⎡ ⋅ ln( V<br />

L<br />

/ V<br />

S<br />

) − ln 3⎤<br />

α<br />

⋅ ⋅ ⎢⎣<br />

⋅ ⋅ <br />

⎝ ⎠ ⎢<br />

⎥<br />

ψ ϕ ⎦<br />

s,T f<br />

ξ = ρ s<br />

⎛ V<br />

⎞⎢<br />

⎝ ρ −ρ<br />

⎣z<br />

⋅ ln( V<br />

L<br />

/ V<br />

S<br />

) + ln 3⎦<br />

⎠ ⎥<br />

L<br />

1+ ⎣<br />

⎦<br />

⎜<br />

d = const. V<br />

⎟<br />

für Kugeln c W = 0,44<br />

⎝ S ⎠<br />

V o<br />

, V<br />

F,<br />

V<br />

L<br />

Oberlauf-, Feingut-, Leichtgut-Suspensionsvolumenstrom<br />

V , V<br />

, V<br />

Unterlauf-, Grobgut-, Schwergut-Suspensionsvolumenstrom<br />

u<br />

G<br />

S<br />

1<br />

α<br />

3<br />

1<br />

z<br />

+<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


Der spezifische, d.h. trennflächenbezogener Feststoffdurchsatz ist:<br />

m s,A<br />

mg<br />

⋅µ<br />

s,g<br />

= <br />

= ρg<br />

⋅ u<br />

K<br />

⋅µ<br />

s,g<br />

(3.149)<br />

A b ⋅l<br />

b, l Strömungskanalbreite und -tiefe<br />

Brauchbare Werte für gröberes Gut liegen zwischen 5 ... 50 t/(m 2 ⋅h).<br />

Für Druckverlust und spezifischer Energiebedarf lassen sich schreiben<br />

REYNOLDS-Zahl im Strömungskanal:<br />

u<br />

K<br />

⋅ Dh,K<br />

⋅ρf<br />

ReK<br />

= (3.150)<br />

η<br />

f<br />

Temperatur- und Druckabhängigkeit der Stoffwerte für Gase:<br />

p ⋅ V m / M ⋅ R ⋅T<br />

ρg<br />

⋅T<br />

=<br />

= und folglich<br />

p ⋅ V m / M ⋅ R ⋅T<br />

ρ ⋅<br />

0 0<br />

0 g,0<br />

T0<br />

p T<br />

0<br />

g<br />

= ρg,0<br />

⋅ ⋅<br />

p0<br />

T<br />

ρ (3.151)<br />

z.B. ρ Luft,0 = 1,188 kg/m 3 ≈ 1,2 kg/m 3 bei θ 0 = 20°C und p 0 = 1 bar<br />

Temperaturabhängigkeit der Viskosität für Gase:<br />

Aus der Gaskinetik folgen mit den molekularen Größen (Index M)<br />

• die häufigste Gasmolekülgeschwindigkeit (Maximum der MAXWELL-<br />

Geschwindigkeitsverteilungsdichte)<br />

2<br />

u<br />

M<br />

kB<br />

⋅ T<br />

mM<br />

= k<br />

B<br />

⋅T<br />

d.h. u<br />

M=<br />

2 ⋅<br />

2<br />

m<br />

M<br />

(3.152)<br />

• die mittlere Gasmolekülgeschwindigkeit (50%-Wert der MAXWELL<br />

Geschwindigkeitsverteilungsfunktion!)<br />

u<br />

M<br />

∞<br />

=∫<br />

0<br />

q<br />

( u<br />

M<br />

) ⋅ u<br />

M<br />

⋅du<br />

M<br />

= ⋅ u<br />

M<br />

2<br />

π<br />

<br />

(3.153)<br />

• die mittlere quadratische Abweichung der Gasmolekülgeschwindigkeitsverteilung<br />

u<br />

2<br />

M<br />

∞<br />

=∫<br />

0<br />

q<br />

2<br />

B<br />

2<br />

( u ) ⋅ u ⋅du<br />

= 3⋅<br />

= ⋅ u<br />

M<br />

M<br />

M<br />

k ⋅T<br />

m<br />

• der Selbstdiffusionskoeffizient mit<br />

1<br />

Dg=<br />

⋅l<br />

3<br />

c,M<br />

⋅ u<br />

M<br />

=<br />

• die Gasviskosität<br />

1<br />

6⋅<br />

n<br />

M<br />

1<br />

⋅π⋅d<br />

2<br />

M<br />

⋅<br />

M<br />

3<br />

2<br />

M<br />

m<br />

kB<br />

⋅T<br />

m<br />

<br />

M<br />

M<br />

(3.154)<br />

2<br />

⋅ u / 2 = (3/ 2) ⋅ k ⋅T<br />

(3.155)<br />

M<br />

T=<br />

const.<br />

=<br />

1<br />

6⋅<br />

p ⋅π⋅d<br />

2<br />

M<br />

B<br />

⎛ k<br />

B<br />

⋅T<br />

⎞<br />

⋅<br />

⎜<br />

m<br />

⎟<br />

⎝ M ⎠<br />

3/ 2<br />

(3.156)<br />

M B<br />

η = ⋅lc,M<br />

⋅ u<br />

M<br />

⋅ n<br />

M<br />

⋅ mM=<br />

Dg<br />

⋅ n ⋅ mM<br />

=<br />

(3.157)<br />

2<br />

3<br />

6 ⋅π⋅d<br />

M<br />

und damit die Zunahme von Selbstdiffusion und Viskosität mit steigender<br />

Temperatur<br />

m<br />

⋅ k<br />

⋅T<br />

172<br />

p=<br />

const.<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


3 / 2<br />

⎛ T<br />

Dg<br />

Dg,0<br />

T ⎟ ⎞<br />

= ⋅<br />

⎜<br />

(3.158)<br />

⎝ 0 ⎠<br />

T<br />

η<br />

g= ηg,0<br />

⋅<br />

(3.159)<br />

T<br />

0<br />

bzw. präziser mit der SUTHERLAND-Konstanten T S = 122 K für Luft (siehe<br />

HÜTTE, S. E 121), wobei η g,0 = 18,1⋅10 -6 Pa⋅s bei θ = 20°C und p 0 = 1<br />

bar<br />

T + T<br />

⎛ T ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

3/ 2<br />

T<br />

0 S<br />

η<br />

g= ηg,0<br />

⋅ ⋅ ≈ ηg,0<br />

⋅<br />

T + T ⎜<br />

S<br />

T ⎟<br />

(3.160)<br />

0<br />

T0<br />

EULER-Zahl und Druckverlust im Strömungskanal<br />

∆p<br />

ξ<br />

K K,ges<br />

Eu<br />

K= ≡<br />

(3.161)<br />

2<br />

u ⋅ρ 2<br />

K<br />

f<br />

Für den Druckverlust bei der Durchströmung eines leeren Rohres gilt<br />

2<br />

FW<br />

URohr⋅<br />

L ρf<br />

⋅ u<br />

K<br />

∆ pRohr=<br />

= λRohr⋅<br />

⋅<br />

(3.162)<br />

A 4⋅<br />

A 2<br />

Rohr<br />

Rohr<br />

D = 2R<br />

Rohrdurchmesser<br />

max<br />

L<br />

Rohrlänge<br />

u= u / 2 mittlere Geschwindigkeit, wenn u max Maximalgeschwindigkeit<br />

im quadratischem Strömungsprofil:<br />

2<br />

⎛ r ⎞<br />

u<br />

r = u(r) = u<br />

max ⋅ ⎜1<br />

− ⎟<br />

(3.163)<br />

2<br />

⎝ R ⎠<br />

2<br />

L ρf<br />

⋅ u<br />

K<br />

∆ pK= λRohr⋅<br />

⋅<br />

(3.164)<br />

D 2<br />

D<br />

4⋅<br />

A<br />

h,K<br />

K<br />

h,K<br />

= hydraulisch gleichwertiger Durchmesser des Strö-<br />

UK<br />

mungskanales<br />

mit dem Beiwert (= c W Widerstandsbeiwert) einer<br />

- laminare (reibungsbehafteten) Rohrströmung Re < 2320 (HAGEN-<br />

POISEUILLE):<br />

64<br />

λ<br />

Rohr<br />

= f (Re) =<br />

(3.165)<br />

Re<br />

- turbulente Rohrströmung<br />

# hydraulisch glatt 2320 < Re < 10 5 , laminare Grenzschicht der Dicke δ G<br />

(BLASIUS)<br />

0,3164<br />

λ<br />

Rohr=<br />

(3.166a)<br />

1/ 4<br />

Re<br />

# hydraulisch glatt 10 5 < Re< 3*10 6 , turbulente Grenzschicht<br />

(PRANDTL)<br />

1<br />

λ<br />

= 2,0⋅<br />

lg<br />

( Re⋅<br />

λ )<br />

−0,8<br />

≈<br />

0,309<br />

[ lg( Re/ )] 2<br />

Rohr<br />

Rohr<br />

7<br />

oder für 10 5 < Re< 10 8 (NIKURADSE)<br />

173<br />

(3.166b)<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


174<br />

0,3164<br />

λ<br />

Rohr=<br />

(3.166c)<br />

1/ 4<br />

Re<br />

# Übergangangsgebiet rauh, d r ≈ δ G , Re > 1300 ⋅ D / d<br />

r<br />

(COLEBROOK)<br />

1<br />

⎛ d 2,51 ⎞<br />

r<br />

= −2,0⋅<br />

lg⎜<br />

+ ⎟−0,8<br />

(3.166d)<br />

λ<br />

3,715 D<br />

Rohr<br />

Re<br />

⎝ ⋅ ⋅ λRohr<br />

⎠<br />

d r mittlere Rauhigkeitsabmessung der Rohrwand<br />

D ⎛ D<br />

# vollkommen rauh, d r >> δ G , ⎟ ⎞<br />

Re > 400⋅<br />

⋅lg<br />

⎜3,715⋅<br />

(3.166e)<br />

d<br />

r ⎝ d r ⎠<br />

0,25<br />

λ<br />

Rohr=<br />

(3.166f)<br />

2<br />

⎛ 3,715⋅<br />

D ⎞<br />

⎜lg<br />

d<br />

⎟<br />

⎝ r ⎠<br />

und dem Beiwert der Kanalkrümmungen bzw. Zickzack-Umlenkstellen<br />

des halben Kanalneigungswinkels β = 120°/2 (hier Rechteck-Krümmer, siehe<br />

HÜTTE, S. E 146 oder besser BURKE, H., KECKE, H.J. u. H.<br />

RICHTER: Strömungsförderer Vieweg & Sohn, Braunschweig 1989, S. 65):<br />

ξ = ξ + ξ<br />

(3.167)<br />

Krümmer<br />

u<br />

• Beiwert für die Umlenkung<br />

cβ<br />

⋅cRe<br />

⋅cd<br />

⋅c<br />

r A<br />

ξu<br />

=<br />

R / D<br />

m<br />

L<br />

h,K<br />

(3.168)<br />

c β = 0,17 Umlenkbeiwert für β = 60°<br />

c Re = 1 REYNOLDS-Zahl-Beiwert für Re > 10 5<br />

c dr = 2 Rauhigkeitsbeiwert für d r /D h,K > 10 -3 sehr rauh<br />

c A = 1 Kanalquerschnittsform-Beiwert<br />

R m = b/2 Krümmungsradius, auf die Kanalmittelachse bezogen<br />

• Beiwert für die Wirbelnachlaufstrecke (λ = 0,02)<br />

2⋅π⋅β<br />

R<br />

m<br />

ξL<br />

= ⋅ ⋅λ<br />

(3.169)<br />

360°<br />

D<br />

h,K<br />

β = 60° Kanalneigungswinkel, β = 120°/2<br />

• oder Beiwerte für Knierohrstücke<br />

- glattes Rohr<br />

2<br />

4<br />

ξ = 0,946 ⋅sin<br />

β / 2 + 2,047⋅sin<br />

β / 2<br />

(3.170a)<br />

Knie<br />

- rauhes Rohr<br />

−4<br />

ξ = 0,676<br />

⋅ ⋅β<br />

Knie<br />

10<br />

2,17<br />

(3.170b)<br />

• oder Rechteckkrümmer:<br />

ξRechteck,<br />

ξ =<br />

° Krümmer<br />

⋅ k<br />

(3.170c)<br />

c A<br />

90<br />

β<br />

c A = 1,45 Kanalquerschnittsform-Beiwert, da h/b = 0,5<br />

k β = 0,7 Beiwert für den Krümmungswinkel von β = 60°<br />

Der Zusatzdruckverlust infolge der Gutbeladung kann wie bei der Durchströmung<br />

von dichten Packungen das flächenbezogene Gewicht des in<br />

Schwebe gehaltenen Gutes im Apparat nicht überschreiten:<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


∆ p<br />

s<br />

m<br />

=<br />

A<br />

s,K<br />

⋅g<br />

µ<br />

=<br />

K<br />

s,g,ZZ<br />

⋅ρ<br />

A<br />

g<br />

⋅ V<br />

K<br />

ZZ<br />

⋅g<br />

= µ<br />

s,g,ZZ<br />

∆ p = µ ⋅ρ ⋅ H ⋅g<br />

(3.171)<br />

s<br />

s,g,ZZ<br />

g<br />

ZZ<br />

Der Gesamtdruckverlust von Einlauf (Ein), Kanal (K) und n Z Zickzack-<br />

⋅ρ<br />

g<br />

⋅ H<br />

ZZ<br />

⋅g<br />

Umlenkstellen sowie infolge Gutbeladung, Index s, ist:<br />

∆p<br />

ZZ<br />

= ∆p<br />

K<br />

+ ∆p<br />

Ein<br />

+<br />

∑<br />

n Z<br />

∆p<br />

K,n Z<br />

+ ∆p<br />

s<br />

ρ<br />

=<br />

g<br />

⋅ u<br />

2<br />

2<br />

K<br />

⎡<br />

⋅ ⎢λ<br />

⎣<br />

Rohr<br />

H<br />

⋅<br />

D<br />

ZZ<br />

h,K<br />

+ ξ<br />

Ein<br />

(3.172)<br />

+<br />

∑<br />

n Z<br />

175<br />

ξ<br />

K,n Z<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

+ ∆p<br />

s<br />

Der spezifischer Energiebedarf:<br />

2<br />

P ∆pZZ<br />

⋅ V<br />

ZZ<br />

g ∆pZZ<br />

u<br />

K<br />

Wm<br />

,ZZ<br />

= = = = ⋅ ξ<br />

m<br />

µ ⋅ρ ⋅ V<br />

∑<br />

µ ⋅ρ 2⋅µ<br />

Mit<br />

u<br />

K<br />

s,A<br />

t<br />

s,g<br />

g<br />

v ⋅ h<br />

= und v<br />

k ⋅ b ⋅ln<br />

g<br />

sT<br />

[ ρ /( µ ⋅ρ )]<br />

s<br />

s,g<br />

g<br />

s,g<br />

g<br />

sT<br />

s,g<br />

≈<br />

ZZ,ges<br />

+ H<br />

f<br />

ZZ<br />

3⋅di<br />

⋅(<br />

ρsT<br />

− ρf<br />

ρ<br />

⋅g<br />

) ⋅g<br />

(3.173a)<br />

folgt, daß der spezifische Energiebedarf und damit die durchsatzbezogenen<br />

Energiekosten nur etwas weniger als proportional mit steigender Trenndichte<br />

steigen und mit zunehmender Partikelbeladung fallen:<br />

W<br />

m,ZZ<br />

3⋅<br />

(<br />

≈<br />

∑<br />

ξ<br />

2 ⋅ k<br />

ZZ,ges<br />

2<br />

t<br />

) h<br />

⋅<br />

b<br />

2<br />

2<br />

⋅<br />

µ<br />

s,g<br />

⋅ ln<br />

2<br />

d ⋅ g<br />

ρ<br />

⋅<br />

s,p,T<br />

i<br />

[ ρs,p,T<br />

/( µ<br />

s,g<br />

⋅ρg<br />

)] ρg<br />

(3.173b)<br />

Mit den schon genutzten Werten für des Baustoffrecycling erhält man:<br />

m<br />

1⋅10mm⋅9,81<br />

⋅2200<br />

3⋅13<br />

2<br />

W s<br />

m ,ZZ<br />

≈ ⋅<br />

= 1,5J / g = 6kWh / t<br />

2<br />

2<br />

2⋅0,13<br />

0,1 ⋅ln<br />

2200 /(0,1 ⋅1,2)<br />

⋅1,2<br />

[ ]<br />

Das stimmt auch recht gut mit den Meßwerten von W m,ZZ = 3,5 ... 9,5 kWh/t<br />

überein !<br />

Abschätzung des energetischen Anteiles der Betriebskosten der Aerosortierung:<br />

K = W ⋅ k = 6kWh / t ⋅0,25DM / kWh 1,50 DM / t (3.174)<br />

B ,W,m m,ZZ B, W<br />

=<br />

Gerade deshalb hat im Rahmen des Recyclings von Abfällen die Aerosortierung<br />

eine größere Verbreitung als die Hydrosortierung. Die Ursachen hierfür<br />

dürften hauptsächlich in den spezifischen Vorteilen der erstgenannten zu<br />

suchen sein (geringerer Investitionsaufwand, Wegfall der Wasserkreisläufe),<br />

die sich besonders stark bei den für das Recycling typischen kleineren und<br />

mittleren Anlagengrößen auswirken.<br />

Die Gegenstrom- und Querstrom-Aerosortierung dient im Rahmen der Abfallaufbereitung<br />

vor allem zur Abtrennung von feinkörnig vorliegenden<br />

Nichtmetallen und von größeren, teilweise plattenförmig vorliegenden<br />

Nichtmetallen geringerer Dichte (ρ s < 1400 kg/m³) aus unzerkleinerten oder<br />

zerkleinerten Abfällen. Die <strong>Sortierung</strong> geschieht bisher ausschließlich in<br />

Schwerkraftsichtern. Größere Verbreitung hat hier wegen seiner guten<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


176<br />

Trenneigenschaften der Zickzacksichter Bild F 3.54 gefunden, den man<br />

bekanntlich als Kaskade von Querstromsichtern auffassen kann. Die besonderen<br />

Merkmale der Gutbewegung im Sichter fördern die Vereinzelung der<br />

Teilstücke durch Beseitigungen von Haftungen sowie Verhakungen und<br />

begünstigen dadurch die Trennung.<br />

Von den Horizontalstromsichtern haben sich einige Bauarten eingeführt, die<br />

speziell für die Erfordernisse der Abfallwirtschaft entwickelt worden sind<br />

und teilweise auch auf eine Mehrprodukten-Trennung abzielen, wie das im<br />

Bild F 3.54.8c schematisch angedeutet ist. Die Vereinzelung der Stücke<br />

wird auch durch die Art der Gutbewegung im Trennraum begünstigt, wie<br />

das bei allen Sichtern nach Bild F 3.54.8b und c anzutreffen ist. Beim<br />

Vibratorsichter F 3.54.8b fördert ein quer zum Luftstrom angeordnetes<br />

Schwingsieb das Aufgabegut durch den Trennraum und bewirkt dessen<br />

gleichmäßige Auflockerung und Verteilung über den Querschnitt. Auch die<br />

Art im Drehtrommelsichter Bild F 3.54.8d kann bei den für Abfälle charakteristischen<br />

Eigenschaften vorteilhaft für die <strong>Sortierung</strong> sein.<br />

Die Hydrosortierung eignet sich ebenfalls nur für Trenndichten bis etwa<br />

1800 kg/m³, wie z.B. die Trennung von Metallen und organischen Nichtmetallen.<br />

Die Realisierung höherer Trenndichten gelingt demgegenüber nur<br />

weniger befriedigend. In der Praxis eingeführt hat sich auch hier die Trennung<br />

im Schwerkraftfeld, wobei für die Erfordernisse des Recyclings entwickelt<br />

worden sind, gibt Bild F 3.55.10 schematisch wieder. Insbesondere für<br />

die Akkuschrott-<strong>Sortierung</strong> hat sich die Aufstrom-Hydrosortierung im industriellen<br />

Maßstab bewährt.<br />

In Tabelle 3.19 sind einige ausgewählte Setz- und Stromsortiermaschinen<br />

gegenübergestellt. Ihr Vorteil gegenüber Schwertrübescheidern ist der geringere<br />

apparative Aufwand: Das Wasser kann im Kreislauf gefahren werden<br />

und eine Schwertrübe, die ständig regeneriert werden müßte, existiert<br />

ebenfalls nicht. Außerdem sind auch feinere Partikel noch gut sortierbar.<br />

Allerdings haben diese Sortiermaschinen auch den Nachteil, daß sie nur bis<br />

zu einer Trenndichte von ca. 2,3 g/cm 3 genutzt werden können. Um diese<br />

Grenze zu überschreiten, sind höhere Fluidströmungen erforderlich, die<br />

wiederum eine höhere Turbulenz und damit eine Verringerung der Trennschärfe<br />

zur Folge haben. So ergab sich auch als ein Ergebnis der Laborversuche<br />

mit dem neuartigen schräggestellten Aufstromsortierer (vorletzte Zeile<br />

in Tabelle 3.19), daß für Trenndichten größer 1,5 g/cm 3 die <strong>Sortierung</strong> in<br />

mindestens 2 Stufen erfolgen sollte.<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


Tabelle 3.19: Technische Daten ausgewählter Setz- und Stromklassierer<br />

Aufgabegut Aufgabe<br />

d A in mm<br />

Durchsatz<br />

in t/h<br />

Sand, Kies 0 bis 30 50 bis 60 Wemco-<br />

Setzmasch.<br />

Kohle 0 bis 10 500 Batac-<br />

Setzmasch.<br />

Bauschutt 8 bis 45 schräggest.<br />

Aufstromsort.<br />

Sand 0 bis 4 250 allflux-<br />

Aufstromsort.<br />

Sortiererbauart<br />

Trenndichte<br />

in g/cm 3<br />

2,3<br />

177<br />

Bemerkung<br />

1,45 bis 1,9 Wasserbedarf<br />

20 m 3 /h<br />

1,0 bis 1,6 Laboranlage<br />

≈1,8<br />

3.3.2 Flotation<br />

Die Flotation gehört zu den sog. Heterokoagulationstrennungen (s. Bild F<br />

3.79). Das Charakteristische dieser Prozesse besteht darin, daß die abzutrennenden<br />

Körner an Fluidteilchen (Gasblasen, Öltropfen) angekoppelt werden,<br />

so daß ihre Dynamik im Prozeßraum und damit das Trennungsverhalten von<br />

den Eigenschaften der gebildeten Aggregate - insbesondere deren Dichte<br />

bestimmt werden. Angewendet wird vor allem das selektive Ankoppeln der<br />

Körner an Luftblasen in einer Suspension. Dies setzt zunächst die selektive<br />

Hydrophobierung der Partikeloberflächen voraus, falls (in praktisch allerdings<br />

bedeutungslosen Fällen) nicht schon eine ausreichende natürliche<br />

Hydrophohie gegeben ist. Im Gegensatz zu den meisten anderen Trennprozessen<br />

hängen die Heterokoagulationstrennungen nicht von an<br />

Partikelvolumen bzw. die Partikelmasse gebundenen und damit im Prinzip<br />

nichtveränderbaren Trenneigenschaften (wie Partikelsinkgeschwindigkeit,<br />

Partikeldichte, Partikelsuszeptibilität u.a.m.) ab, sondern von Oberflächeneigenschaften<br />

(Benetzbarkeit), die sich durch gesteuerte Adsorptionsvorgänge<br />

weitgehend selektiv verändern lassen. Daraus erklären sich ihre vielfältigen<br />

Anwendungsmöglichkeiten. Hinzu kommt, daß diese Prozesse im<br />

Fein- bis Feinstkornbereich sortieren.<br />

Heterokoagulationstrennungen werden überwiegend in Form der Schaumflotation<br />

(Bild F 3.79) realisiert, bei der sich in der Suspension - meist unter<br />

hochturbulenten Strömungsverhältnissen - bildenden Partikel-Blase-Aggregate<br />

zur Oberfläche aufsteigen und dort als feststoffbeladener Schaum<br />

(Dreiphasenschaum) abgezogen werden. Die Flotationsluft wird bei den<br />

mechanischen Rührmaschinen und pneumatischen Flotationsapparaten von<br />

außen zugeführt, bei den mechanischen Apparaten im Turbulenzfeld des<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


Rotor-Stator-Systems (Bild F 3.80.4) zu Blasen etwa d Bl < 2 mm und bei<br />

den pneumatischen mittels einer geeigneten Vorrichtung (z.B. Düsen, Injektoren,<br />

Bild F 3.82.13) zerteilt. Bei der Wasserreinigung oder auch Altpapieraufbereitung<br />

auf flotativem Wege werden sehr kleine Blasen benötigt,<br />

wie sie durch Blasenausscheidung nach Druckentlastung (Entspannungsflotation)<br />

oder auch bei der Wasserelektrolyse (Elektroflotation) entstehen.<br />

Heterokoagulationstrennungen, bei denen die hydrobierten Partikeln an Öltropfen<br />

angekoppelt werden oder aus der wäßrigen Phase in eine Ölphase<br />

übertreten, haben eine relativ geringe technische Bedeutung, obgleich eine<br />

Reihe von Prozessen dieser Art vorgeschlagen worden ist.<br />

Für die Aufbereitung fester mineralischer Rohstoffe stellt die Schaumflotation<br />

den wichtigsten Prozeß für die Fein- und Feinkornsortierung dar. Im<br />

Weltmaßstab werden einige Milliarden Tonnen mineralischer Rohstoffe<br />

jährlich flotiert. Der Ablauf einer Schaumflotation sowie die wesentlichen<br />

Teil- und Mikroprozesse sollen mit Hilfe der schematischen Darstellung im<br />

Bild F 3.79 am Beispiel einer Trennung von Galenit (PbS) und Quarz (SiO 2 )<br />

verdeutlicht werden. Die zu trennenden Minerale sind in diesem Falle auf<br />

etwa d < 0,25 mm zu zerkleinern. Dem Prozeßraum (Flotationsapparat) ist<br />

das zu trennende Mineralgemisch als Suspension mit Feststoffvolumenanteilen<br />

etwa ϕ ≤30 s<br />

% zuzuführen und der Suspensionszustand im gesamten<br />

Prozeßraum zu gewährleisten. Das Ziel der Prozeßführung besteht im gewählten<br />

Beispiel darin, Galenit in dem Schaumprodukt an der Suspensionsoberfläche<br />

zu sammeln. Dafür ist zunächst notwendig, die Galenitoberfläche<br />

zumindest teilweise mittels eines polar-unpolar aufgebauten Reagens -<br />

eines Sammlers - zu hydrophobieren. Dies gelingt im vorliegenden Fall<br />

beispielsweise mit Na-Ethylxanthogenat, das auf Sulfiden hydrophobierende<br />

Adsorptionsschichten bilden kann. Dies wird vom pH-Wert der<br />

Suspension, dem Vorhandensein anderer Ionen und weiteren Faktoren beeinflußt.<br />

Reagenzien, die die Sammleradsorption modifizieren, heißen Regler<br />

(modifizierende Reagenzien). In neutraler bis schwachalkalischer Suspension<br />

verläuft bei Fehlen hemmender Reagenzien die Xanthogenat-<br />

Adsorption auf Galenit ohne Schwierigkeiten, und es genügen vielfach weniger<br />

als 100g Xanthogenat je Tonne Feststoff. Auf den Quarzoberflächen<br />

dagegen erfolgt keine Xanthogenatadsorption, so daß dieses Mineral<br />

hydrophil bleibt. Infolge der oberflächlichen Hydrophobierung können die<br />

Gelanit-Körner beim Zusammentreffen mit einer Gasblase an dieser haften.<br />

Die Partikel-Blase-Aggregate, deren Dichte geringer als die der Trübe sein<br />

muß, steigen zur Trübeoberfläche auf und bilden dort einen mineralbeladenen<br />

Schaum, der von der Oberfläche abgestreift wird. Damit ist die Trennung<br />

vollzogen. Um den Schaum an der Trübeoberfläche eine gewisse Zeit<br />

178<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


179<br />

stabil zu erhalten, ist der Zusatz eines weiteren grenzflächenaktiven Reagens<br />

- eines Schäumers - notwendig.<br />

Ist neben Galenit auch Sphalerit (ZnS) im Aufgabegut der Flotation enthalten,<br />

so besteht das Prozeßziel gewöhnlich darin, beide Wertstoffminerale<br />

nacheinander abzutrennen. Man flotiert dann den Galenit in der ersten Stufe<br />

und muß dort die Adsorption des Sammlers auf Sphalerit durch geeignete<br />

Regler (Drücker) verhindern. Vor der nachfolgenden Flotationsstufe muß<br />

die Sphaleritoberfläche durch Zusatz eines anderen Reglers (Beleber) für<br />

die Sammleradsorption wieder zugänglich gemacht werden.<br />

Aus der bisherigen Darstellung ist zu erkennen, daß sich für die Prozeßführung<br />

bei der Flotation zwei Komplexe unterscheiden lassen:<br />

a) die Gestaltung des Reagenregimes, die die selektive Hydrophobierung<br />

mit Hilfe von Sammlern und modifizierenden Reagenzien sowie die<br />

Steuerung der Schaumeigenschaften zum Ziel hat,<br />

b) die Gestaltung der Hydrodynamik, um folgende Teilprozesse zu realisieren:<br />

- das Suspendieren der Körner,<br />

- das Zuführen und Zerteilen der Flotationsluft,<br />

- das Durchmischen der begasten Trübe, um<br />

• die Reagenzien zu verteilen und einwirken zu lassen<br />

• die Partikel-Blase-Kollisionen als Voraussetzung für die Blasenhaftung<br />

zu gewährleisten,<br />

- das Aufsteigen der beladenen Blasen und den Schaumabzug.<br />

Zu a) Die Gestaltung des Reagensregimes eines Flotationsprozesses erfordert<br />

umfangreichere Kenntnisse insbesondere auf den Gebieten der Kristallchemie<br />

und -physik, der Physikalischen Chemie (vor allem Vorgänge<br />

und Erscheinungen an Phasengrenzflächen), der Organischen und Anorganischen<br />

Chemie. Deshalb ist auf entsprechende Spezialliteratur zu<br />

verweisen (siehe SCHUBERT, H.: Aufbereitung fester Stoffe - Band II<br />

Sortierprozesse, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Stuttgart 1996,<br />

S. 240 - 453).<br />

Hier sollen lediglich einige kurze Ergänzungen für die wichtigsten<br />

Reagensgruppen vorgenommen werden. Die Adsorption eines Sammlers<br />

an einer Mineraloberfläche muß deren zumindest teilweise Hydrophobierung<br />

bewirken. Folglich muß ein Sammlermolekül eine Gruppe besitzen,<br />

die diesen Effekt hervorzubringen vermag. Dafür kommen aus Sicht der<br />

Praxis ausschließlich Kohlenwasserstoffgruppen in Frage, d.h. Gruppen<br />

mit unpolarem Charakter, wobei gesättigte Kohlenwasserstoffgruppen<br />

und zudem geradkettige besonders geegnet sind. Weiterhin muß mindestens<br />

eine polare Gruppe vorhanden sein, die mit der Partikeloberfläche in<br />

Form einer Physi- oder Chemisorption möglichst selektiv in Wechselwir-<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


180<br />

kung tritt. Gewöhnlich ist diese Gruppe sogar ionogen, so daß Sammlerionen<br />

adsobiert werden. Bild F 3.83 gibt als Beispiel die Struktur eines n-<br />

Dodecylammoniumchlorids wieder, das z.B. als Sammler für Sylvin<br />

(KCI) oder Quarz (SiO 2 ) technisch genutzt wird. In Tabelle 3.20 sind einige<br />

der wichtigsten ionogenen Sammlergruppen zusammengestellt.<br />

Die Sulfhydryl-Sammler werden vor allem in der Sulfid-Flotation und<br />

Oxhydryl-Sammler für die Flotation von Oxiden, Silikaten und schwerlöslichen<br />

Slazen (z.B. Fluorit (CaF 2 ) und Baryt (BaSO 4 )) eingesetzt.<br />

Die n-Alkylammoniumsalze sind die Standard-Sammler für die Flotation<br />

und Sylvin und Feldspat.<br />

Tabelle 3.20 Wichtige ionogene Sammlergruppen<br />

1. Anionaktive Sammler:<br />

1.1 Sulfhydryl-Sammler<br />

Alkylxanthogenate (R: C 2 H 5 bis C 6 H 13 )<br />

Alkyl- und Aryldithiophosphate<br />

1.2 Oxhydryl-Sammler<br />

n-Alkankarbonsäuren<br />

(R: C 12 H 25 bis C 18 H 37 , aber auch C 17 H 33<br />

n-Alkylsulfate<br />

(R: C 12 H 25 bis C 18 H 37 )<br />

2. Kationaktive Sammler:<br />

n-Alkylammoniumsalze<br />

(R: C 12 H 25 bis C 18 H 37 )<br />

⎡R<br />

− O − C − S⎤<br />

⎢<br />

⎥<br />

Na<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢⎣<br />

S ⎦⎥<br />

−<br />

⎡R<br />

− O ⎤<br />

⎢<br />

P − S<br />

⎥<br />

⎢ ⎥ Na<br />

⎢R<br />

− O ⎥<br />

⎢ ⎥<br />

⎣ S ⎦<br />

⎡R<br />

− C − O⎤<br />

⎢ ⎥<br />

Na<br />

⎢ ⎥<br />

⎢⎣<br />

O ⎥⎦<br />

⎡ O ⎤<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢R<br />

− O − S − O⎥<br />

Na<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢⎣<br />

O ⎥⎦<br />

⎡ H ⎤<br />

⎢ ⎥<br />

⎢ ⎥<br />

⎢R<br />

− N − H⎥<br />

Cl<br />

⎢ ⎥<br />

⎢ ⎥<br />

⎢⎣<br />

H ⎥⎦<br />

−<br />

+<br />

+<br />

−<br />

+<br />

−<br />

−<br />

+<br />

+<br />

In neuerer Zeit gewinnen zunehmend ampholytische Sammler an Bedeutung.<br />

Derartige Verbindungen enthalten im Molekül zumindest eine<br />

anionaktive und eine kationaktive Gruppe.<br />

Die modifizierenden Reagenzien bzw. die Regler bilden eine sehr umfangreiche<br />

und vielgestaltige Reagensgruppe. Sie gliedern sich hauptsächlich<br />

in Beleber (aktivierende Reagenzien) und Drücker. Die zuerst<br />

genannten aktivieren die Sammlerwirkung, indem sie die Sammlerad-<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


181<br />

sorption ermöglichen oder die Hydrathülle in den vom Sammler nicht<br />

bedeckten Bereichen abbauen. Drücker beeinträchtigen bzw. unterbinden<br />

die Sammlerwirkung, indem sie die Sammleradsorption erschweren bzw.<br />

verhindern oder die Hydrophilie in den vom Sammler nicht besetzten Bereichen<br />

verstärken. Zu den Reglern zählen viele anorganische und organische<br />

Stoffe. Ob ein Reagens belebend oder drückend wirkt, kann nur vom<br />

Standpunkt der jeweiligen Verhältnisse beurteilt werden. Deshalb ist keine<br />

allgemeine Einteilung möglich.<br />

Zu den Flotationsschäumern i. e. S. zählen vor allem aliphatische Alkohole<br />

und Terpenalkohole. Allerdings bringen auch viele Sammler gleichzeitig<br />

eine Schäumerwirkung hervor (z.B. die in Tabelle 3.20 unter 1.2<br />

und 2. genannten Reagenzien). Die Struktur der Schäumermoleküle hat<br />

einen großen Einfluß auf Schaumbildung, Schaumstruktur und Schaumbeständigkeit.<br />

Zu b) Was die Gestaltung der Hydrodynamik anbelangt, so ist einerseits zu<br />

sagen, daß sich die im Abschnitt 8.2 der VO MVT zu besprechenden<br />

Makroprozesse des Mischens von Flüssigkeiten hierauf sinngemäß anwenden<br />

lassen. Andererseits ist hier aber zu beachten, daß es sich um<br />

turbulente Dreiphasensysteme handelt.<br />

In den Anlagen zur Aufbereitung mineralischer Rohstoffe dominieren die<br />

mechanischen Flotationsmaschinen. Insbesondere die pneumatischen Apparate<br />

haben erheblich an Bedeutung gewonnen. Die <strong>Mechanische</strong>n Rühr- und<br />

Begasungsmaschien verfügen über ein Rotor-Stator-System, das die für<br />

Suspendieren, Gasblasenzerteilen und Partikel-Blase-Kollision usw. erforderliche<br />

Energie in die belüftete Suspension einträgt. Die Luft wird über<br />

eine Trombe eingeschlagen (heute nur noch selten), vom Rotor angesaugt<br />

oder durch Fremdbelüftung (heute vorwiegend) zugeführt. Im Bild F 3.80 ist<br />

eine Maschine mit Fingerrührer und radialen Statorblechen dargestellt, bei<br />

dem die Rotorwelle zur Luftzufuhr als Hohlwelle ausgebildet ist.<br />

Bei den Flotationsmaschinen lassen sich solche vom Trogtyp und solche<br />

vom Zellentyp unterscheiden. Die erstgenannten bestehem aus einem Längstrog,<br />

der mittels nichtgeschlossener Querwände zur Verbesserung des Verweilzeitverhaltens<br />

gegliedert ist. Dazwischen befinden sich jeweils die Rotor-Stator-Systeme.<br />

Beim Zellentyp sind mehrere Zellen hintereinander geschaltet,<br />

und die Suspension fließt über verstellbare Wehre von einer Zelle<br />

zur anderen. Gewöhnlich sind 6 bis 12 Rotor-Stator-Systeme bzw. Zellen<br />

hintereinander geschaltet. Die maximalen Baugrößen je Rotor-Stator-System<br />

bzw. Zelle haben bei mehreren Herstellern 30 m³ schon überschritten. In<br />

Tabelle 3.21 sind dimensionslose Kennzahlen zur Beurteilung der Hydrodynamik<br />

von Flotationsmaschinen zusammengestellt, siehe auch Bild F 3.81.<br />

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182<br />

Die flotative Wasserreinigung gehört zu den Klärprozessen (siehe VO <strong>Mechanische</strong><br />

Trennprozesse, Abschn. 4.2), stellt also keinen Sortierprozeß dar.<br />

Trotzdem soll hier dazu wegen der prozeßtechnischen Verwandtschaft eine<br />

kurze Einführung gegeben werden. Wegen der Feinheit der dabei abzutrennenden<br />

Partikeln spielt einerseits das Suspendieren keine Rolle und andererseits<br />

sind feinere Blasen (d Bl < 0,1 mm) erforderlich, als sie sich im Turbulenzfeld<br />

eines Rotor-Stator-System erzeugen lassen. Infolgedessen unterscheiden<br />

sich die dafür eingesetzten Flotationsmaschinen deutlich von denen<br />

der Mineralaufbereitung. In den Apparaten der Entspannungsflotation<br />

nutzt man die Druckabhängigkeit der Gaslöslichkeit im Wasser aus. Wird<br />

ein an Luft gesättigtes Wasser entspannt, d.h. in einen Raum geringeren<br />

Druckes übergeführt, so scheiden sich feine Blasen solange aus, bis die<br />

Übersättigung aufgehoben ist.<br />

Tabelle 3.21: Dimensionslose Kennzahlen zur Beurteilung der Hydrodynamik<br />

in mechanischen Flotationsmaschinen<br />

Kenngröße Definition betriebliche Werte<br />

2<br />

REYNOLDS-Zahl<br />

ρf ⋅ n ⋅ D<br />

Re =<br />

2<br />

η<br />

(1 bis 7) ⋅ 10 6<br />

FROUDE-Zahl<br />

n<br />

⋅ D2<br />

Fr =<br />

g<br />

0,1 bis 5<br />

Leistungs-Zahl<br />

P<br />

c P<br />

3 5<br />

ρf<br />

⋅ n ⋅ D2<br />

Luftströmungs-<br />

VLu<br />

cLu<br />

= 0,01 bis 0,2<br />

3<br />

Zahl<br />

n ⋅ D2<br />

2 3<br />

WEBER-Zahl<br />

ρf<br />

⋅ n ⋅ D2<br />

We =<br />

σ<br />

D 2 Rührerdurchmesser<br />

V Lu<br />

Luftdurchsatz<br />

n Rührerdrehzahl ρ f Fluid-Dichte (Mehrphasensystem)<br />

P an das Fluid vom Rührer σ 1g Oberflächenspannung<br />

abgegebene Leistung<br />

1g<br />

Bei der Vakuum-Entspannungsflotation sättigt sich das Wasser unter atmosphärischem<br />

Druck, und es wird anschließend in einen Vakuumsbehälter<br />

übergeleitet. Bei der Überdruck-Entspannungsflotation, die vorherrscht,<br />

wird das Wasser unter erhöhtem Druck gesättigt und anschließend auf Atmosphärendruck<br />

entspannt. Dabei sind hinsichtlich der Prozeßführung die<br />

im Bild 5.51 LB MVT dargestellten Möglichkeiten zu unterscheiden. Bei<br />

den Varianten a und b wird der Zulauf bzw. ein Teil davon mit Luft gesättigt,<br />

bei der Variante c wird ein Teil des gesättigten Wassers im Kreislauf<br />

geführt und mit dem Zulauf vermischt. Dieser Kreislaufprozeß überwiegt in<br />

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183<br />

der Praxis wegen betrieblicher Vorteile, wobei etwa 15 % des Wassers im<br />

Kreislauf geführt werden. Für den Betriebsdruck hat sich der Bereich zwischen<br />

0,45 und 0,7 MPa als günstig erwiesen, weil dann die gewünschten<br />

feinen Blasen („milchiges“ Wasser) entstehen. Die Flotationsbecken sind als<br />

Rund- oder Rechteckbecken ausgeführt. Diese sind mit Schaumabstreifern<br />

an der Oberfläche und noch zusätzlich mit Krähl- bzw. Räumwerken zum<br />

Austragen von Sedimenten ausgerüstet. Außer Flockungsmitteln werden bei<br />

dieser Abwasserflotation im allgemeinen keine weiteren Reagenzien eingesetzt.<br />

Bei der elektrolytischen Zersetzung des Wassers bilden sich an der Kathode<br />

Wasserstoff und an der Anode Sauerstoff, die sich dort in Form sehr feiner<br />

Blasen ausscheiden. Von diesem Wirkungsprinzip der Blasenbildung wird<br />

in Apparaten der Elektroflotation Gebrauch gemacht. Eine entsprechende<br />

apparative Lösung zeigt schematisch Bild 5.52 LB MVT. Neben dem eigentlichen<br />

Flotationsapparat sind noch Transformator und Gleichrichter wesentliche<br />

Ausrüstungsbestandteile. Wichtig sind die Wahl geeigneter Elektrodenmaterialien,<br />

der Elektrodenabstand (etwa 6 bis 100 mm) sowie die Wartung<br />

der Elektroden. Falls das zu reinigende Wasser eine zu geringe Leitfähigkeit<br />

besitzt, ist ein entsprechender Elektrolytzusatz erforderlich.<br />

3.3.3 Elektrosortierung<br />

Beim Elektrosortieren kommt es darauf an, auf den nach stofflichen Gesichtspunkten<br />

zu trennenden Partikeln unterschiedlicher Größe und meist<br />

auch verschiedenen Vorzeichen zu erzeugen, damit diese im Anschluß<br />

überwiegend nach dem Wirkprinzip der Ablenksortierung auf Walzenscheidern<br />

oder auf Kammerscheidern getrennt werden können.<br />

Um dies zu verwirklichen, bedient man sich der Aufladung durch Kontaktpolarisation<br />

im elektrischen Feld, der Triboaufladung oder der Aufladung im<br />

Koronafeld, siehe Bild F 3.83. Während für die Trennung nach<br />

Triboaufladung Unterschiede in den Dielektrizitätskonstanten der Körper<br />

wesentlich sind, setzt die Anwendung der anderen Aufladungsmethoden<br />

genügend große Differenzen in der Partikelleitfähigkeit voraus. In beiden<br />

Fällen ist aber zu beachten, daß es sich dabei vorwiegend um die entsprechenden<br />

Eigenschaften der Oberflächenschichten handelt, die unbeabsichtigt<br />

oder gezielt durch äußere Einwirkungen (Adsorption, Oberflächenreaktion,<br />

Strahlung, mechanischer Energieeintrag u.a.m.) erheblich modifiziert werden<br />

können.<br />

Die Aufladung durch Kontaktpolarisation kann man sich mit Hilfe des<br />

Bildes F 3.83a verdeutlichen. Ein leitendes und ein nichtleitendes Partikeln<br />

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184<br />

liegen auf einer geerdeten Platte und werden dem Feld der Gegenelektrode<br />

ausgesetzt.<br />

Ein idealer Leiter nimmt sofort das Potential der geerdeten Elektrode an,<br />

d.h. er gibt bei negativer Gegenelektrode durch Influenz Elektronen an die<br />

Platte ab und wird positiv aufgeladen. Der ideale Nichtleiter dagegen wird<br />

nur polarisiert. Er trägt deshalb scheinbare Oberflächenladungen.<br />

Praktisch kommen weder der ideale Leiter noch der ideale Nichtleiter vor.<br />

Reale Partikeln mit begrenzter Leitfähigkeit erfahren eine Aufladung, deren<br />

Größe sich als Funktion der Zeit wie folgt beschreiben läßt:<br />

⎛ ⎡ t ⎤⎞<br />

Q = C ⎜<br />

⎟<br />

P<br />

⋅ U<br />

1 − exp⎢−<br />

⎥<br />

(3.200)<br />

⎝ ⎣ R<br />

P<br />

⋅ CP<br />

⎦⎠<br />

C P<br />

U<br />

R P<br />

Kapazität des Partikels<br />

Potentialdifferenz zwischen den Elektroden<br />

Gesamtwiderstand des Partikels<br />

Allerdings kompliziert sich auf technischen Scheidern die Aufladung infolge<br />

der gegenseitigen Beeinflussung der Partikeln.<br />

Partikeln, die sich in einem Koronafeld befinden, sind einem kräftigen Ionenstrom<br />

ausgesetzt und werden deshalb unabhängig von ihren stofflichen<br />

bzw. elektrischen Eigenschaften zunächst gleichsinnig aufgeladen. Partikeln,<br />

die sich nicht im Kontakt mit einer Elektrode befinden, könne eine<br />

maximale Ladung erwerben, die sich wie folgt berechnen läßt:<br />

2<br />

Q = 4 ⋅ π ⋅ ε ⋅ r ⋅ k ⋅ E<br />

(3.201)<br />

max<br />

0<br />

P<br />

P<br />

ε 0 elektrische Feldkonstante (Influenzkonstante = 8,8542 ⋅ 10 -12<br />

As/Vm)<br />

r P<br />

E<br />

k P<br />

Radius des elektrisch äquivalenten Rotationsellipsoides<br />

Feldstärke<br />

ein Faktor, dessen Größe vom Achsenverhältnis c/a des Rotationsellipsoides<br />

und von den relativen Dielektrizitätskonstanten ε r abhängt:<br />

c/r P ε r = ∞ ε r = 5<br />

0 0,666 0,532<br />

1 3,01 2,15<br />

5 36,2 27,15<br />

Liegen die Partikeln auf einer Gegenelektrode (Bild F 3.83b), so ergeben<br />

sich andere Verhältnisse. Ein idealer Nichtleiter befindet sich trotz des mechanischen<br />

Kontaktes nicht im elektrischen Kontakt mit der Platte. Er kann<br />

folglich die Maximal-Ladung gemäß Gl. (3.201) aufnehmen. Andererseits<br />

kann ein idealer Leiter auf einer geerdeten Platte keine Aufladung erfahren,<br />

weil er die im Koronastrom aufgenommene Elektrizitätsmenge sofort abgibt.<br />

Praktisch existieren aber weder ideale Leiter noch ideale Nichtleiter, so<br />

daß man in Abhängigkeit von der Leitfähigkeit eine mehr oder weniger gro-<br />

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ße Aufladung Ω im Gleichgewichtszustand erwarten darf. Für diese kann<br />

gesetzt werden:<br />

Ω<br />

Ω<br />

K K<br />

B P<br />

max<br />

K = 1 +<br />

B<br />

K<br />

P<br />

−<br />

⎛ K<br />

⎜1<br />

+<br />

⎝ B<br />

K<br />

P<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

−1<br />

Größe, die vom Koronafeld abhängt<br />

Entladungskonstante des Partikels<br />

(3.202)<br />

Das Verhältnis K K /B P ist zahlmäßig von der Größenordnung 10 14 /R P , wobei<br />

R P der äquivalente Gesamtwiderstand des Partikels in Ohm ist. Für einen<br />

Leiter erhält man 10 14 /R P → ∞ und damit Ω/Ω max → 0.<br />

Unabhängig davon, ob das Partikel ein Leiter oder ein Nichtleiter ist, soll die<br />

Gleichgewichtseinstellung relativ schnell erfolgen. Für die <strong>Sortierung</strong> in<br />

elektrischen Feldern ist weiterhin von Interesse, wie sich ein Partikel verhält,<br />

das im Koronafeld geladen wurde und sich im Kontakt mit der geerdeten<br />

Elektrode aus dem Koronafeld heraus in ein elektrostatisches Feld bewegt.<br />

Mit dem Eintritt in das elektrostatische Feld ist die Ladungszufuhr des<br />

Koronastroms beendet. Ein idealer Nichtleiter behält die aufgenommene<br />

Ladung. Den realen Partikeln wird demgegenüber eine Ladung der gleichen<br />

Polarität wie die der Elektrode zugeführt, mit der sie in Kontakt sind. Der<br />

zeitliche Ablauf der Ladungsaufnahme kann auch durch Gl. (3.201) beschrieben<br />

werden. Schließlich kann sogar Ladungsumkehr eintreten. Nach<br />

der Ladungsumkehr nimmt das Partikeln eine Ladung des gleichen Vorzeichens<br />

wie die der Elektrode an.<br />

Will man ein Partikelkollektiv durch Triboaufladung auf die Trennung im<br />

elektrostatischen Feld vorbereiten, so sind zahlreiche Kontakte der Partikeln<br />

untereinander (z.B. Mischen in rotierenden Trommeln oder Wirbelschichten)<br />

oder gegenüber einem geeignetem Kontaktpulver (Vibrorinne, geeignete<br />

Fläche) durch entsprechende Gutbewegung zu gewährleisten. Beim Kontakt<br />

erfolgen Elektronenübergänge entsprechend den unterschiedlichen Austrittsarbeiten<br />

der Kontaktpartner. Ausreichend hohe Ladungsunterschiede<br />

sind durch Triboaufladung dann möglich, wenn sich die Austrittsarbeiten<br />

der Kontaktpartner genügend unterscheiden, siehe triboelektrische Aufladungsreihe<br />

von Polymeren nach BRÜCK Bild F 3.84.<br />

Auf ein nichtgeladenes, polarisiertes Partikel, das aus einem Stoff mit der<br />

Permittivität (relativen Dielektrizitätskonstanten) ε r,s besteht, wirkt im Vakuum<br />

(bzw. in Luft) analog zu Gl. (3.206) die sog. Dipolkraft<br />

(COULOMB-Kraft zwischen permanenten Dipolen, gehört im mikroskopischen<br />

Bereich zu den VAN-DER-WAALS-Haftkräften), siehe auch<br />

Gl.(2.70):<br />

1 εr,s<br />

−1<br />

<br />

2<br />

FP<br />

= VP<br />

⋅ ε0<br />

⋅<br />

⋅ gradE<br />

(3.203)<br />

2 1 + k ⋅ ε −1<br />

e<br />

( )<br />

r,s<br />

185<br />

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k e<br />

Depolarisationsfaktor (Entelektrisierungsfaktor analog dem<br />

Entmagnetisierungsfaktor, siehe Gl. (3.207))<br />

ε = χ 1 Permittivität bzw. elektrische Suszeptibilität χ e , siehe auch<br />

r ,s e<br />

+<br />

Gln.(2.82) und (2.89) im Abschnitt 2.2.2.1<br />

Jedoch spielen diese Kräfte für die Elektrosortierung keine bedeutende Rolle,<br />

weil sie für Partikeln d P > 50 µm im Vergleich zu den COULOMB-<br />

Kräften F C sehr klein sind, für die gilt:<br />

<br />

= Q⋅<br />

E<br />

(3.204)<br />

F C<br />

Schließlich können bei der Elektrosortierung die Bildkräfte bedeutsam sein.<br />

Ein geladenes Partikel, das sich in der Nähe einer geerdeten Elektrode befindet,<br />

wird von einer Bildkraft F C,B angezogen:<br />

2<br />

1 Q<br />

F = C;B<br />

⋅<br />

4 ⋅ π ⋅ ε 2 ⋅ a<br />

(3.205)<br />

0<br />

( ) 2<br />

a Abstand Partikel-Elektrode<br />

Für die <strong>Sortierung</strong> auf Elektroscheidern wird - wie bei Magnetscheidern -<br />

überwiegend das Prinzip der Querstromtrennung angewendet, d.h. das elektrische<br />

Feld wirkt quer zur Förderrichtung des Aufgabestromes und lenkt die<br />

geladenen Partikeln aus dem letzteren aus.<br />

Besonders wichtige Scheiderbauarten sind Walzenscheider und Kammerscheider.<br />

Im Bild F 3.83a und 3.85 ist das Wirkungsprinzip für einen elektrostatischen<br />

Walzenscheider dargestellt. Das Gut gelangt aus der Aufgabevorrichtung<br />

A auf die geerdete rotierende Metallwalze W und wird von<br />

dieser in das elektrostatische Feld transportiert, das sich zwischen Metallwalze<br />

und Gegenelektrode E ausbildet. Letztere kann positive oder negative<br />

Polarität aufweisen. Für die Auslenkung der Körper aus dem Gutstrom sind<br />

die zu ihm senkrecht wirkenden Kräfte bzw. Kraftkomponenten wesentlich,<br />

d.h. die resultierende elektrische Kraft F <br />

e<br />

, wobei Fe<br />

= FC<br />

+ FC,B<br />

+ FP<br />

ist, die<br />

Zentrifugalkraft F <br />

Z<br />

und die radiale Komponente der Schwerkraft F G<br />

. F <br />

e<br />

wird vor allem durch die COULOMB-Kraft F C<br />

bestimmt. Die Bildkraft F C, B<br />

ist nur in Walzennähe bedeutsam, aber auch dort wesentlich kleiner als F <br />

C<br />

und immer nach innen gerichtet. Ein idealer Nichtleiter wird im elektrostatischen<br />

Feld nur polarisiert, d.h. er trägt keine wahre Ladung. Daraus folgt<br />

eine relativ geringe elektrische Anziehungskraft F <br />

e<br />

zwischen Walze und<br />

Partikeln. Ein leitendes Partikeln dagegen gibt z.B. bei negativer Gegenelektrode<br />

Elektronen an die Metallwalze ab. Daraus resultiert eine radial<br />

nach außen gerichtete elektrische Kraft F e<br />

.<br />

Das Wirkprinzip eines elektrostatischen Kammerscheiders gibt Bild F<br />

3.83b und 3.85 wieder. Die zu trennenden Partikeln werden triboelektrisch<br />

positiv oder negativ geladen und dann dem Prozeßraum von oben an der<br />

Mittelachse zugeführt. Zwischen den Plattenelektroden PI werden sie ent-<br />

186<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


187<br />

sprechend ihrem Ladungsvorzeichen nach der einen oder der anderen Seite<br />

ausgelenkt.<br />

Im Bild F 3.83c und F 3.85 ist das Wirkprinzip eines Korona-Walzenscheiders<br />

dargestellt. Hier werden sämtliche Partikeln unabhängig von ihrer<br />

Leitfähigkeit im Wirkungsbereich der Koronaelektrode - im dargestellten<br />

Beispiel negativ - aufgeladen. Für die Ladungsmenge gilt die Gleichgewichtsbedingung<br />

gemäß Gl. (3.202). Werden die Partikeln aus dem Bereich<br />

des Koronastroms heraus bewegt, so bleiben sie vorerst mit der Walze in<br />

mechanischem Kontakt. Aber nur leitende bzw. halbleitende befinden sich<br />

in elektrischem Kontakt mit der Walze, d.h. sie stehen im Ladungsaustausch<br />

mit der Walzenelektrode. Sie verlieren somit die im Koronafeld aufgenommene<br />

Ladung und werden schließlich sogar nach Maßgabe ihrer Leitfähigkeit<br />

umgeladen. Daraus folgen die im Bild F 3.83c und 3.85 dargestellten<br />

Bewegungsverhältnisse. Nichtleitende Partikeln behalten ihre im Koronafeld<br />

aufgenommene Ladung. Vor allem wegen der Bildkräfte haften sie meist<br />

noch an der Metallwalze, nachdem diese sich schon aus dem elektrostatischen<br />

Feld heraus bewegt hat.<br />

Der Trennerfolg einer einstufigen Elektrosortierung ist im allgemeinen nur<br />

mäßig, wenn nicht sehr hohe Leitfähigkeitsunterschiede vorliegen (Trennung<br />

von Leitern und Nichtleitern). Deshalb erfolgt die Elektrosortierung<br />

vorwiegend mehrstufig.<br />

Die wichtigsten Einsatzgebiete für die Elektrosortierung liegen im Bereich<br />

der Aufbereitung von mineralischen Rohstoffen sowie von Sekundärrohstoffen<br />

und bei der Saatgutreinigung.<br />

3.3.4 Magnetscheidung<br />

Die Trennung von Partikeln im Magnetfeld setzt voraus, daß sich diese hinsichtlich<br />

ihrer magnetischen Suszeptibilität genügend unterscheiden, siehe<br />

Tabellen in den Bildern F 3.86 und F 3.87. Daraus resultieren in homogenen<br />

Magnetfeldern unterschiedlich große magnetische Kräfte, die bewirken, daß<br />

die Körner im Prozeßraum verschiedene Bewegungsbahnen zurücklegen.<br />

Magnetscheider nutzen dafür Wirkprinzipien aus der Gruppe der Querstromtrennung,<br />

d.h. das magnetische Kraftfeld wirkt im wesentlichen quer zur<br />

Förderrichtung des Aufgabegutes bzw. zur Suspensionsströmung durch den<br />

Prozeßraum. Im Bild F 3.89.1 sind wichtige Wirkprinzipien dargestellt.<br />

Die Ableitung liefert für die magnetische Kraft F M , die auf ein einzelnes<br />

Partikel mit der Suszeptibilität χ m im Vakuum (bzw. in Luft oder in Wasser,<br />

da deren Suszeptibilitäten vernachlässigbar sind) wirkt, siehe auch Abschnitt<br />

2.2.2.2, Gln.(2.103) ff:<br />

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F<br />

1<br />

2<br />

<br />

2<br />

M<br />

= VP<br />

⋅µ<br />

0<br />

⋅ χm,P<br />

⋅ gradH<br />

(3.206)<br />

µ 0 magnetische Feldkonstante (Induktionskonstante µ 0 = 4π ⋅ 10 -7 N/A 2 )<br />

H <br />

magnetische Feldstärke<br />

Die Suszeptibilität χ m,P des Partikels ist kein reiner Stoffwert, sondern<br />

hängt mit von der Entmagnetisierung ab, und zwar gilt:<br />

χm<br />

χ<br />

m,P<br />

=<br />

(3.207)<br />

1 + k ⋅ χ<br />

χ m<br />

k m<br />

m<br />

m<br />

magnetische volumenbezogene Suszeptibilität des Stoffes<br />

188<br />

Entmagnetisierungsfaktor, von der Partikelform abhängig (Kugel k m<br />

= 1/3)<br />

Wenn man den nachfolgenden Zusammenhang beachtet:<br />

<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2 ∂H<br />

∂H<br />

∂H<br />

∂H<br />

∂H<br />

∂H<br />

<br />

gradH = gradH = i + j + k=<br />

2H i + 2H j + 2H k<br />

∂x<br />

∂y<br />

∂z<br />

∂x<br />

∂y<br />

∂z<br />

<br />

gradH<br />

2 = 2HgradH<br />

so läßt sich Gl. (3.206) auch in folgender Form schreiben:<br />

<br />

F = V ⋅µ ⋅ χ ⋅ H ⋅ gradH<br />

M<br />

P<br />

0<br />

m, P<br />

(3.208)<br />

bzw.<br />

<br />

FM<br />

= VP<br />

⋅ MP⋅<br />

gradH , (3.209)<br />

wobei M <br />

die Magnetisierung des Partikels bedeutet.<br />

P<br />

Aus den letzten Gleichungen ist unmittelbar zu erkennen, daß Magnetscheideprozesse<br />

inhomogene Magnetfelder voraussetzen, d.h. je größer grad H<br />

desto stärker die magnetische Kraft der Partikelablenkung F M<br />

.<br />

Falls schwach paramagnetische Stoffe vorliegen ( + k ⋅ χ ≈1<br />

), so folgt<br />

aus Gl. (3.208) in Verbindung mit Gl. (3.207):<br />

<br />

F = V ⋅µ ⋅ χ ⋅ H ⋅ gradH<br />

M<br />

P<br />

0<br />

m<br />

1<br />

m m<br />

(3.210)<br />

Die vorstehenden Gleichungen setzen mit Ausnahme von Gl. (3.209) einen<br />

linearen Zusammenhang zwischen der Induktion B und H bzw. M <br />

und<br />

H voraus. Diese ist bei ferromagnetischen Stoffen im Höchstfall im Anfangsteil<br />

der Magnetisierungskurven erfüllt, siehe Bild M<br />

= f (H<br />

<br />

) im<br />

Abschnit 2.2.2.2. Deshalb ist für ferromagnetische Stoffe eigentlich nur Gl.<br />

(3.209) anwendbar, wobei mit wachsender Feldstärke die Magnetisierung<br />

einen Sättigungswert zustrebt. Die massebezogene Kraft F / m M P<br />

hat die<br />

Dimension einer Beschleunigung, die senkrecht zur Bewegungsrichtung der<br />

Partikeln wirkt. Für paramagnetische Stoffe gilt:<br />

<br />

FM<br />

= µ<br />

0<br />

⋅ χm,m<br />

⋅ H ⋅ gradH<br />

(3.211)<br />

mP<br />

χm<br />

χ<br />

m,m<br />

= massebezogene Suszeptibilität<br />

ρ<br />

s<br />

P<br />

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Das Produkt<br />

189<br />

µ ⋅ H gradH<br />

heißt magnetische Kraftfelddichte und eignet<br />

0<br />

⋅<br />

sich zur Charakterisierung der Felder von Magnetscheidern.<br />

Die Entwicklung der Magnetscheidung ist in bedeutendem Maße von der<br />

Eisenerzaufbereitung bestimmt worden. Fein verwachsene magnetische Erze<br />

werden hier ausschließlich auf Schwachfeldscheidern angereichert. Die<br />

Magnetscheidung von hämatitischen Erzen gewinnt gegenwärtig stärkere<br />

Bedeutung, nachdem dafür leistungsfähige Starkfeldscheider entwickelt<br />

worden sind. Aber auch in anderen Bereichen der <strong>Verfahrenstechnik</strong>, wie z.<br />

B. beim Werkstoffrecycling, ist die Magnetscheidung für verschiedene<br />

Trennungen unentbehrlich.<br />

In der Gegenwart gewinnt auch die Abscheidung fein- bis feinstkörniger<br />

schwachmagnetischer Schadstoffe aus Suspensionen an Interesse. Schließlich<br />

ist die Magnetscheidung für die Eisenabscheidung aus körnigem Gut in<br />

verschiedenen Industriebereichen notwendig.<br />

Es ist zweckmäßig, die Magnetscheider in zwei Hauptgruppen einzuteilen,<br />

und zwar die Schwachfeldscheider und die Starkfeldscheider, Bild F 3.88.<br />

Die erstgenannten besitzen ein sog. offenes Magnetsystem, das überwiegend<br />

von Permanentmagneten erzeugt wird. Bei einem derartigen System sind die<br />

Magnetpole in einer Ebene oder auf einem Zylindermantel angeordnet (Bild<br />

F 3.89a und b). Die Feldstärke von Schwachfeldscheidern ist kleiner als<br />

100 bis 250 kA/m und µ ⋅ H gradH<br />

kleiner als etwa 3⋅10 5 bis 1,5⋅10 6<br />

0<br />

⋅<br />

N/m³. Verbreitet eingesetzte Schwachfeldscheider sind die Trockentrommelscheider<br />

mit oberer Aufgabe für grobe bis mittlere Körnungen, die hinsichtlich<br />

ihrer Arbeitsweise der Darstellung im Bild F 3.89a und 3.90 entsprechen.<br />

Fein- bis feinstkörnige ferromagnetische Stoffe (z.B. Magnetit)<br />

werden hauptsächlich auf Naßtrommelscheidern mit unterer Aufgabe abgetrennt.<br />

Im Bild F 3.89.2 ist ein Zweitrommel-Gleichlaufscheider, Bauart<br />

Sala, dargestellt.<br />

Starkfeldscheider besitzen immer ein sog. geschlossenes Elektromagnetsystem,<br />

d.h., die Magnetpole stehen sich im Prozeßraum so nahe gegenüber,<br />

wie es die zu verarbeitenden Körnungen zulassen, oder es werden zwischen<br />

den eigentlichen Polen des Magnetsystems weichmagnetische Füllkörper<br />

(z.B. Profil-Stahlwolle) eingebracht, um auch bei entsprechend größeren<br />

Prozeßraumabmessungen hohe magnetische Kraftfelddichten zu gewährleisten.<br />

Mit Hilfe neuerer Isolationswerkstoffe für die Wicklungen (Polyester,<br />

Epoxid- und Silikonharze) konnten die mit normalen Spulensystemen erreichbaren<br />

Feldstärken bis auf etwa 1,6 MA/m erhöht werden. Eine bedeutende<br />

Weiterentwicklung stellt die Anwendung der aus der Kerntechnik bekannt<br />

gewordenen Solenoid-Spulen dar. Mit supraleitenden Spulensystemen<br />

schließlich, lassen sich sogar bis 10 MA/m und mehr erreichen. Die magne-<br />

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tische Kraftfelddichte<br />

190<br />

µ ⋅ H gradH<br />

liegt bei Starkfeldscheidern vor allem<br />

0<br />

⋅<br />

im Bereich 10 7 bis 10 8 N/m³, bei den Sonderbauarten sogar bis etwa 10 10<br />

N/m³. Die ausgesprochene Starkfeldscheidung ist nur für Körnungen d P <<br />

10 mm möglich.<br />

Für die Trockenfeldmagnetscheidung werden gegenwärtig vor allem Induktionswalzenscheider<br />

mit oberer oder unterer Aufgabe eingesetzt. Im Bild F<br />

3.89.3 ist ein solcher Scheider dargestellt, der vom Institut Mechanobr Leningrad<br />

für die Aufbereitung von Erzen seltener Metalle sowie für die<br />

Schadstoff-Abtrennung aus verschiedenen Materialien entwickelt wurde.<br />

Die Walze (3) ist mit einer speziellen Riffelung versehen und rotiert mit 70<br />

bis 399 min -1 . Die Feldstärke auf den Riffeln der Walzenoberfläche beträgt<br />

bis zu 1,35 MA/m.<br />

Ein Matrix-Ringscheider (sog. Hochgradient-Magnetscheider) ist im Bild F<br />

3.89.4 dargestellt. Bei diesen Scheidern ist der Prozeßraum als rotierender<br />

Ring ausgebildet und mit Siebgewebe-Lagen oder einem fadenförmigen,<br />

filzartigen verdichteten ferromagnetischen Material (komprimierte „Stahlwolle“<br />

mit etwa ε = 95 %) ausgefüllt. Im Bereich der Sättigungsmagnetisierung<br />

dieser Matrix betragen die Feldgradienten etwa das 10 3 -fache anderer<br />

Starkfeldscheider. Für die Felderzeugung benutzt man Solenoid-Spulen, mit<br />

denen in dieser porösen Matrix etwa 1,6 MA/m erreichbar sind. Die Aufgabetrübe<br />

wird dem rotierenden Matrix-Ring im Feldbereich von oben zugeführt.<br />

Die magnetischen Partikeln werden dort in der Matrix festgehalten,<br />

während die Trübe mit den unmagnetischen dieselbe durchströmt. Am Ende<br />

des Feldbereiches wird durch Waschwasser eine Zwischengut abgespült M.<br />

Wichtig für die Trennung ist die Anpassung der Matrixausbildung (Drahtdicke<br />

und -form) sowie der anderen Prozeßbedingungen an das zu trennende<br />

Gut. Für die Abscheidung sehr feiner Partikeln (bis zu 0,1 µm herab !) haben<br />

sich Fäden in Form von Bändern mit scharf gerissenen Rändern bewährt.<br />

Die zunächst für den zyklischen Betrieb und die Abscheidung geringer<br />

Mengen (1 bis 2 %) entwickelten Matrixscheider fanden in der Kaolin-<br />

Industrie ihren ersten Einsatz. Der im Bild F 3.89.4 dargestellte Matrix-<br />

Ringscheider ist demgegenüber für Anwendungen entwickelt worden, bei<br />

denen höhere Anteile magnetischen Gutes abzutrennen sind. Gegenwärtig<br />

sind starke Tendenzen zu erkennen, die Feldstärke bei Magnetscheideprozessen<br />

durch die Anwendung von supraleitenden Spulensystemen auf etwa<br />

10 MA/m zu erhöhen. Diese Entwicklungen laufen einerseits im Zusammenhang<br />

mit der Weiterentwicklung der Matrix-Scheider und andererseits<br />

vor allem in Verbindung mit Ablenkscheidern, bei denen die magnetischen<br />

Partikeln beim Durchströmen eines geeignet ausgebildeten Trennkanals im<br />

Suspensionsstrom ausgelenkt und mittels eines Teilers getrennt ausgetragen<br />

werden.<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011


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Weitere Magnetscheider siehe Bilder F 3.90 bis 3.92<br />

AT_RC_33 © Vorlesung Aufbereitungstechnik und Recycling,Jürgen Tomas 14.11.2011

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