Ausgabe 04/13 - Wirtschaftsjournal.de
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Energie<br />
Wasserpfennig sorgt für Unmut<br />
Kleine und mittlere Wasserkraftwerke in Sachsen in ihrer Existenz bedroht<br />
Die Energiewen<strong>de</strong> ist in aller Mun<strong>de</strong>, in Regierungskreisen,<br />
Parlamenten, bei Parteien, in <strong>de</strong>r Wirtschaft,<br />
bei Unternehmern und Umweltverbän<strong>de</strong>n,<br />
am Stammtisch und bei Lieschen Müller. Doch wenn<br />
es zur Sache geht, dann schei<strong>de</strong>n sich die Geister.<br />
Die einen wollen <strong>de</strong>n Atomstrom nicht, die an<strong>de</strong>ren<br />
nicht die Verstromung <strong>de</strong>r Kohle. Alle wollen<br />
erneuerbare Energien, allerdings ohne Windrä<strong>de</strong>r,<br />
die die Landschaft verschan<strong>de</strong>ln, ohne Flusswehren,<br />
weil sie <strong>de</strong>n Fischen scha<strong>de</strong>n, und die Sonne<br />
scheint auch nicht alle Tage. Egal, Strom kommt eh<br />
aus <strong>de</strong>r Steck dose. Die Lampen leuchten, <strong>de</strong>r Kühlschrank<br />
kühlt, <strong>de</strong>r Fernseher flimmert, <strong>de</strong>r Föhn stylt<br />
die Haare, <strong>de</strong>r Herd lässt die Speisen gar wer<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>r Computer gewährt Zugang zum World Wi<strong>de</strong> Web<br />
und auch alle an<strong>de</strong>ren technischen Geräte funktionieren<br />
ta<strong>de</strong>llos und versehen ihre Dienste. Um mehr<br />
braucht man sich eigentlich nicht zu kümmern.<br />
Einer, <strong>de</strong>m es nicht am Hut vorbeigeht, wo <strong>de</strong>r Strom herkommt,<br />
ob er umweltschonend und preiswert ist o<strong>de</strong>r nicht,<br />
heißt Onnen Krieger. Der ist Unternehmer im erzgebirgischen<br />
Hennersdorf. Sein seit 1977 bestehen<strong>de</strong>s mittelständisches<br />
Familienunternehmen mit 18 Mitarbeitern hat<br />
sich auf <strong>de</strong>n Stahlwasserbau und an<strong>de</strong>re Stahlbauarbeiten<br />
spezialisiert. Zu <strong>de</strong>n Auftraggebern <strong>de</strong>r Firma zählen Talsperrenverwaltungen,<br />
Flussmeistereien, Bauunternehmen,<br />
Energieversorger, Wasserkraftbetreiber, Fischzuchtbetreiber<br />
und Privatkun<strong>de</strong>n nicht nur in Deutschland, son<strong>de</strong>rn auch<br />
in Österreich, <strong>de</strong>r Schweiz und Frankreich.<br />
Wenn es um Energie geht, <strong>de</strong>nkt Onnen Krieger an<strong>de</strong>rs<br />
als die ewigen Nörgler und Zau<strong>de</strong>rer, die ständig nach Vorbehalten<br />
suchen. Krieger schwört auf erneuerbare Energie<br />
und beson<strong>de</strong>rs auf die Kraft <strong>de</strong>s Wassers. Die nutzt er zur<br />
Energiegewinnung seines kleinen Unternehmens. Und weil<br />
die Zschopau quasi vor <strong>de</strong>r Haustür am Betriebsgelän<strong>de</strong><br />
vorbeifließt, betreibt er hier ein kleines Wasserkraftwerk.<br />
„Unsere Familie nutzt die Wasserkraft seit 1937“, erzählt<br />
Onnen Krieger. „Nur zu DDR-Zeiten war unser Wasserkraftwerk<br />
20 Jahre lang stillgelegt. Seit 1993 ist es wie<strong>de</strong>r<br />
in Betrieb.“ Bei entsprechen<strong>de</strong>m Wasserstand produziert<br />
das Wasserkraftwerk bis zu 270 Kilowatt in <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>. Das<br />
ist nicht überwältigend, reicht aber zur Versorgung von<br />
Onnen Kriegers Metallbau GmbH. „Was wir darüber hinaus<br />
an Strom produzieren, geht ans öffentliche Netz und<br />
reicht umgerechnet für etwa 300 Haushalte“, so <strong>de</strong>r<br />
Firmenchef. Der ist mächtig stolz darauf, sauberen, umweltfreundlichen<br />
Strom zu produzieren.<br />
Das wird nicht von allen so gesehen. Betreiber von kleinen<br />
Wasserkraftwerken wer<strong>de</strong>n oft abfällig als Hobby -<br />
stromerzeuger abgetan, die <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>r Fische in <strong>de</strong>n<br />
Flüssen Scha<strong>de</strong>n zufügen. Onnen Krieger wi<strong>de</strong>rspricht <strong>de</strong>m.<br />
„Früher, zu DDR-Zeiten wur<strong>de</strong>n in Sachsen rund 3000 Wasserkraftwerke<br />
betrieben. Heute sind es lediglich noch 350.<br />
Und trotz<strong>de</strong>m gab es früher wesentlich mehr Fische in unseren<br />
Flüssen als heute“, sagt <strong>de</strong>r Wasserkraftswerksbetreiber.<br />
„Die geringeren Fischbestän<strong>de</strong> heute haben also<br />
nichts mit unseren Anlagen zu tun.“ Und dann zählt Onnen<br />
Krieger auf, was er alles getan hat, damit die Fische in<br />
<strong>de</strong>r Zschopau ungehin<strong>de</strong>rt ihre Bahn ziehen können. So<br />
hat er 2002 nach <strong>de</strong>m Jahrhun<strong>de</strong>rthochwasser aus freien<br />
Stücken eine Fischtreppe angelegt, obwohl das damals<br />
keine Pflicht war.<br />
Und <strong>de</strong>nnoch sieht er sein Wasserkraftwerk heute in <strong>de</strong>r<br />
Existenz gefähr<strong>de</strong>t. Der Grund ist die geplante Einführung<br />
eines Entgeltes für die Wasserentnahme von Wasserkraftanlagen.<br />
Die Anlagenbetreiber müssten dann pro Kubikmeter<br />
Wasser, <strong>de</strong>n sie entnehmen, 0,01 Cent zahlen und<br />
min<strong>de</strong>stens 15, aber höchstens 25 Prozent ihrer Strompreisvergütung<br />
an <strong>de</strong>n Freistaat abgeben. Das Land rechnet<br />
mit drei Millionen Euro.<br />
„Wir als mittlere Wasserkraftanlage könnten das vielleicht<br />
gera<strong>de</strong> noch verkraften, wür<strong>de</strong> dieser so genannte<br />
Wasserpfennig wie geplant 2014 erhoben. Wir müssten<br />
Onnen Krieger, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />
Metallbau und Wasserkraft GmbH, am<br />
großen Schütz, <strong>de</strong>r die Wasserzuführung<br />
reguliert. Solche Anlagen wer<strong>de</strong>n von<br />
<strong>de</strong>m Hennersdorfer Unternehmen für<br />
an<strong>de</strong>re Betreiber <strong>de</strong>utschlandweit<br />
gebaut. Fotos: Wolfgang Baltzer<br />
26 <strong>Wirtschaftsjournal</strong> | April 20<strong>13</strong>