Ausgabe 04/13 - Wirtschaftsjournal.de
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Energie<br />
Wärmemarkt unterschätzt<br />
„Rund zwei Drittel <strong>de</strong>r Heizungsanlagen im Gebäu<strong>de</strong>bestand sind nicht auf <strong>de</strong>m Stand <strong>de</strong>r Technik.“<br />
„Neben <strong>de</strong>m Ausbau <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien in<br />
<strong>de</strong>r Stromerzeugung muss endlich auch <strong>de</strong>r Wärmemarkt<br />
stärker ins Blickfeld <strong>de</strong>r Politik gelangen:<br />
Immerhin 40 Prozent <strong>de</strong>s En<strong>de</strong>nergieverbrauchs und<br />
etwa ein Drittel <strong>de</strong>r CO ² -Emissionen in Deutschland<br />
entfallen auf <strong>de</strong>n Wärmemarkt. Rund zwei Drittel<br />
<strong>de</strong>r Heizungsanlagen im Gebäu<strong>de</strong>bestand sind nicht<br />
auf <strong>de</strong>m Stand <strong>de</strong>r Technik. Das CO ² -Min<strong>de</strong>rungsund<br />
Energieeinsparpotenzial ist <strong>de</strong>mentsprechend<br />
hoch", sagte Anke Tuschek, Mitglied <strong>de</strong>r Hauptgeschäftsführung<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Energieund<br />
Wasserwirtschaft (BDEW), anlässlich <strong>de</strong>r Eröffnung<br />
<strong>de</strong>r „ISH – Weltmesse für Bad, Energie-, Klimatechnik<br />
und Erneuerbare Energien" am 10. März<br />
in Frankfurt am Main.<br />
„Wenn wir die Energieeffizienzziele wirklich ernsthaft verfolgen<br />
wollen, dann ist die von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung ergänzte<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r energetischen Gebäu<strong>de</strong>sanierung nach<br />
<strong>de</strong>m Scheitern im Vermittlungsausschuss lei<strong>de</strong>r nur ein Tropfen<br />
auf <strong>de</strong>n heißen Stein. Hier müssen zur Steigerung <strong>de</strong>r<br />
Energieeffizienz weitere Angebote im Gebäu<strong>de</strong>bereich erfolgen",<br />
so Tuschek.<br />
In Deutschland wur<strong>de</strong> nach vorläufigen Angaben <strong>de</strong>s<br />
BDEW im Jahr 2012 knapp die Hälfte <strong>de</strong>r insgesamt 38,2<br />
Millionen Wohnungen mit Erdgas beheizt (49,2 Prozent).<br />
In 12,8 Prozent aller Wohnungen wird Fernwärme genutzt,<br />
während Heizöl in 29 Prozent aller Wohnungen für Wärme<br />
sorgt. Strom (Nachtspeicherheizungen und Wärmepumpen)<br />
lieferte für 6,1 Prozent die Heizenergie. Der Anteil <strong>de</strong>r übrigen<br />
Festbrennstoffe (darunter u.a. Holz, Koks/Kohle) lag bei<br />
2,9 Prozent.<br />
„Im Bestand sollte eine schnelle, effiziente und bezahlbare<br />
Mo<strong>de</strong>rnisierung auf bewährte und klimaeffiziente<br />
Anwendungen wie <strong>de</strong>r Gasbrennwerttechnik aufsetzen.<br />
Erdgassystemlösungen zum Beispiel in Kombination mit<br />
Solartechnik sind <strong>de</strong>r Treiber für eine schnelle, wirksame<br />
und bezahlbare CO ² -Absenkung und Effizienzsteigerung im<br />
Heizungsmarkt. Darüber hinaus ist <strong>de</strong>r Einsatz von <strong>de</strong>zentraler<br />
Kraft-Wärme-Kopplung beispielsweise in Verbindung<br />
mit Fernwärmesystemen auch langfristig eine sinnvolle<br />
Option zur CO ² -Reduktion in <strong>de</strong>r Strom- und Wärmeversorgung",<br />
so Tuschek.<br />
Auch im Neubau bleibt Erdgas nach aktuellen Daten<br />
Nummer eins bei <strong>de</strong>n Heizungssystemen. 49,8 Prozent aller<br />
neuen Wohnungen wur<strong>de</strong>n 2012 mit einer Erdgasheizung<br />
Jahr<br />
Anteile in %<br />
Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Wohnungen<br />
1) Wärmepumpen<br />
Fern-<br />
Gas<br />
Strom Heizöl<br />
wärme<br />
ausgestattet. Q Wärmepumpen hatten einen Anteil von 24,5<br />
Prozent, gefolgt von Fernwärme mit 16,6 Prozent. Die verbleiben<strong>de</strong>n<br />
Anteile entfielen auf Heizöl (0,9 Prozent), Stromheizungen<br />
(0,6 Prozent) und sonstige Heizungssysteme (7,6<br />
Prozent, darunter vor allem Holzpellet-Heizungen). Insgesamt<br />
wur<strong>de</strong>n im vergangenen Jahr 211.000 neue Wohnungen<br />
gebaut.<br />
Auf <strong>de</strong>r Weltleitmesse für effiziente Heizungstechnik ISH<br />
informierte ein Gemeinschaftsstand <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Gaswirtschaft<br />
mit Beteiligung <strong>de</strong>s BDEW über die vielfältigen<br />
Einsatzmöglichkeiten von Erdgas im Wärmemarkt. Unter<br />
<strong>de</strong>m Motto „Die Energiewen<strong>de</strong> für Zuhause" wur<strong>de</strong>n bewährte<br />
und sichere Erdgassystemlösungen ausgestellt, welche<br />
die Vorteile <strong>de</strong>s Energieträgers schnell, ohne aufwendige<br />
Arbeiten an <strong>de</strong>r Bausubstanz und mit kurzer Amortisationsdauer<br />
nutzen. Erdgas kann mit seinen gleichfalls vorgestellten<br />
innovativen Anwendungen einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Effizienzsteigerung und verstärkten Integration<br />
<strong>de</strong>r erneuerbaren Energien in die Wärmeversorgung und<br />
zur <strong>de</strong>zentralen Energieversorgung leisten. Zusätzlich bietet<br />
ein wachsen<strong>de</strong>r Anteil von Bio-Erdgas ökologisch und<br />
ökonomisch sinnvolle Lösungen, um die CO ² -Min<strong>de</strong>rungsziele<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung für <strong>de</strong>n Wärmemarkt zu erreichen.<br />
Gas-basierte Heizungstechnologien, so <strong>de</strong>r BDEW,<br />
bieten die günstigsten CO ² -Vermeidungskosten und stellen<br />
damit eine effiziente Form <strong>de</strong>s Klimaschutzes dar.<br />
PM/CH<br />
Koks/<br />
Kohle<br />
Holz,<br />
Holzpellets<br />
Sonstige<br />
2)<br />
1996 500.554 72,1 • 9,9 1,1 16,5 • 0,1 0,3<br />
2000 3<strong>04</strong>.248 76,7 • 7,0 1,4 <strong>13</strong>,4 • 0,2 1,3<br />
20<strong>04</strong> 236.352 74,9 3,1 7,3 1,2 10,7 1,2 0,2 1,4<br />
2005 211.659 74,0 5,4 8,6 1,2 6,4 3,0 0,2 1,2<br />
2006 216.519 66,9 11,2 9,0 1,0 4,3 6,0 0,1 1,5<br />
2007 157.148 65,6 14,3 10,2 1,3 3,2 3,0 0,1 2,3<br />
2008 148.300 58,4 19,8 11,9 1,0 2,3 4,0 0,1 2,5<br />
2009 153.701 50,9 23,9 <strong>13</strong>,1 0,8 1,9 5,0 0,1 4,3<br />
2010 164.540 50,4 23,1 14,6 1,0 1,8 5,0 0,0 4,1<br />
2011 200.061 50,1 22,6 16,3 0,9 1,5 5,6 • 3,0<br />
2012* 211.000 49,8 24,5 16,6 0,6 0,9 6,0 • 1,6<br />
* Schätzung, vorläufig<br />
1) zum Bau genehmigte neue Wohneinheiten<br />
2) bis 2000 einschl. Wärmepumpen und Holz<br />
Rundungsdifferenzen<br />
Beheizungssysteme in neuen<br />
Wohnungen. Abbildung: BDEW<br />
Quelle: Statistisches Bun<strong>de</strong>samt<br />
16 <strong>Wirtschaftsjournal</strong> | April 20<strong>13</strong>