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Peter von Staufenberg - PASSWORTGESCHÜTZT!!!

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60 DIE GESTÖRTE MAHRTENEHE. PETER VON STAUFENBERG<br />

nahmen sie Abschied <strong>von</strong> einander und reichten einander die Hand zur<br />

Verlobung.<br />

Das erste Jahr ging gut vorüber, ohne Störung, das zweite Jahr mußte er<br />

in den Krieg, der ein Jahr dauerte. Aber im Krieg hatte er immer Glück,<br />

und wenn er seine Verlobte sehen wollte, ging er allein in ein Zimmer und<br />

rief sie, und schon war seine Geliebte da. Einmal jedoch begehrte er seine<br />

Geliebte, und wie sie da war, weinte sie, und er fragte sie, was das bedeuten<br />

sollte. Sie sagte: «Erschrick nicht! Morgen im Gefecht wirst Du schwer<br />

verwundet. Mache Dir aber nichts daraus, denn Du wirst gleich wieder<br />

gesund sein.»<br />

Am anderen Tage kam er auch in ein großes Gefecht und wurde schwer<br />

verwundet, wie ihm seine Braut gesagt hatte. Doch seine unsichtbare Jungfrau<br />

wußte es und kurierte ihn in kurzer Zeit wieder.<br />

Als der Krieg zu Ende war, kam er wieder zurück auf das Schloß zu<br />

seinen Eltern, Bekannten und Freunden. Als sie sich bewillkommt hatten,<br />

zeigte er ihnen seine geheilte Wunde. Sie wollten wissen, wer ihn so schnell<br />

geheilt hätte. Er verschwieg aber alles, so sehr sie auch in ihn drangen, um<br />

etwas zu erfahren. Er schwieg immer und sagte nichts. Da richteten sie ein<br />

Freudenmahl her, weil er so glücklich vom Kriege heimgekommen war.<br />

Nun drangen (gingen an ihn) seine Eltern, Verwandten und Freunde wieder<br />

in ihn: er wäre jetzt alt genug, und er solle sich jetzt eine Braut suchen.<br />

Doch er hielt sich wieder tapfer und sagte, er hätte noch Zeit genug. Da<br />

ermunterten ihn seine Verwandten, er solle <strong>von</strong> dem guten Wein nur tüchtig<br />

trinken, denn er hätte doch solchen solange nicht mehr getrunken. Sie<br />

gedachten, auf diese Art etwas <strong>von</strong> ihm zu erfahren. Er trank ihnen auch<br />

tüchtig zu. Und so gingen seine Eltern, Verwandten und Freunde wieder<br />

an ihn heran, er solle sich doch jetzt eine schöne Frau suchen; es wäre doch<br />

wohl jetzt Zeit und seine Eltern würden alt, und sie möchten doch wissen,<br />

wie er einmal unterkäme. Auf einmal gestand er, daß er eine Frau hätte, und<br />

erzählte ihnen alles: wo er sie gefunden hatte und was ihm seither alles<br />

schon begegnet war. Da drangen sie noch mehr in ihn, bis er nachgab und<br />

ihnen sogar versprach, zu heiraten. Er hatte zuviel Wein getrunken und<br />

hatte einen Rausch. Als er wieder ein bißchen zu sich gekommen war, ging<br />

er in sein Zimmer. Plötzlich kam ihm alles ein, was er seinen Eltern und<br />

Verwandten versprochen hatte. Da wurde er traurig und sagte: «Wäre<br />

doch meine Braut bei mir», und auf der Stelle war sie da, weinte bitterlich<br />

und sagte: «lch bedauere Dich und habe großes Mitleid mit Dir. Du weißt,<br />

was Dir bevorsteht, und mir ist auch nicht mehr zu helfen. Ich werde jetzt<br />

auch nicht mehr erlöst. Und <strong>von</strong> jetzt ab verlange nicht mehr nach mir;<br />

denn Du wirst mich nicht mehr sehen.» Sie reichte ihm die Hand und war<br />

für immer verschwunden.<br />

Jetzt fing er an, nach ihr zu rufen und zu weinen und zu schreien. Aber<br />

DIE GESTÖRTE MAHRTENEHE. PETER VON STAUFEN BERG 61<br />

sie kam nicht mehr. Sie war verschwunden für immer! Er war seiner Braut<br />

die fünf Jahre der Verwünschung nicht treu geblieben! Von nun an ging er<br />

immer traurig umher und dachte nur daran, daß er ihr versprochen hatte,<br />

die fünf Jahre treu zu bleiben, um sie zu erlösen. Er hatte aber sein Versprechen<br />

nicht gehalten! Drum war es mit ihm vorbei.<br />

Inzwischen war der Tag gekommen, an dem er eine reiche Prinzessin<br />

heiraten sollte, wie er es seinen Eltern und Verwandten im Rausche versprochen<br />

hatte. Er verheiratete sich mit der prinzessin. Aber er sah immer<br />

traurig aus am Hochzeitstage. Alle Gäste kamen zu ihm und munterten ihn<br />

auf. Es half nichts. Er wußte viel zu gut, was er der Waldfrau versprochen<br />

hatte und was ihm jetzt bevorstand, weil er untreu gewesen war.<br />

Auf einmal hörte man ein Geräusch an der Decke des Zimmers. Alles<br />

schaute hinauf in die Höhe. Da sah man einen schönen Frauenfuß durch die<br />

Decke des Zimmers dringen. Der Prinz wollte den Fuß holen, stieg auf den<br />

Tisch und langte danach. Doch der Fuß verschwand, und man sah kein<br />

Loch in der Decke. Da fiel der Prinz vom Tisch auf den Boden und verlangte<br />

gleich nach einem Priester. Der kam sofort und machte ihn fertig für<br />

die Reise in die Ewigkeit, die er am Tage nach der Hochzeit antrat. Alles<br />

ging in Erfüllung, wie es ihm seine Waldfee gesagt hatte. Die Hochzeitsgäste<br />

mitsamt der reichen Prinzessin waren bestürzt und sie zogen in ihre<br />

Heimat.<br />

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