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1,8 MB, pdf - wiener wohnbau forschung

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Flexibilität im Wohnbereich – Endbericht das fernlicht, 2008<br />

Die Flexibilität besteht hier v.a. darin, dass die Rahmenbedingungen so gestaltet werden,<br />

dass die einzelnen BewohnerInnen ihren Tagesablauf so gestalten können, wie sie das<br />

möchten. So ist z.B. laut dem Koordinator der SeniorInnen-WG’s des Wiener Hilfswerkes,<br />

Christoph Kuss 54 , für die meisten BewohnerInnen die genaue Essenszeit sehr wichtig. Um<br />

darauf Rücksicht nehmen zu können, dass ein Bewohner immer um 19 Uhr und ein anderer<br />

um 19.30 Uhr essen möchte, wäre vom Wiener Hilfswerk viel Flexibilität gefordert. Diese sei<br />

aber entscheidend, damit sich die BewohnerInnen wohl fühlen, v.a. für Demenzkranke sei ein<br />

strikter Tagesablauf essenziell.<br />

Jedoch können laut Kuss auch bei SeniorInnen-WG’s dieselben Konflikte auftreten wie etwa<br />

bei StudentInnen. Diese drehen sich um Besuche, unterschiedliche Tag-Nacht-Rythmen und<br />

zu lautes Fernsehen. Allerdings falle das größte Konfliktpotenzial, Putzen und Haushaltsarbeit,<br />

durch die Erledigung dieser Aufgaben durch externe Dienstleister, weg.<br />

Auch die Art der vertraglichen Gestaltung von Wohnservices für SeniorInnen ist in diesem<br />

Zusammenhang relevant und kann Auswirkungen darauf haben, ob diese für die SeniorInnen<br />

einen Möglichkeit flexiblerer Lebensgestaltung darstellen, oder nicht (Schader Stiftung, 2000).<br />

Additive Verträge, bei denen Mietvertrag und Servicevertrag sowie die Abrechnung getrennt<br />

sind, ermöglichen eine flexible Auswahl, welche Serviceleistungen in Anspruch genommen<br />

werden. Außerdem ist es dadurch möglich, auch externe Dienstleistungen zu beziehen.<br />

Bei integrierten Verträgen, die Miete und Betreuungsleistungen (ähnlich wie in einem<br />

Pflegeheim) gemeinsam regeln und abrechnen, ist das nicht möglich. Auch eine einzelne<br />

Kündigung nur der Services ist hier nicht vorgesehen.<br />

Während additive Verträge für die BewohnerInnen mehr Wahlfreiheit bieten, bedeutet sie<br />

aber für die Anbieter, dass nicht mit fixen Einnahmen zu rechnen ist und dass der<br />

KundInnenkreis potenziell kleiner ist, da nicht alle BewohnerInnen einer Wohnanlage die<br />

Leistungen in Anspruch nehmen. Ein Ausweg wäre laut Schader Stiftung (2000) z.B., die<br />

Serviceleistungen auch in der Nachbarschaft der Wohnanlage anzubieten.<br />

Ein Beispiel dafür ist das „Bielefelder Modell“ (www.bgw-bielefeld.de/bielefeld_modell.html),<br />

das Versorgungssicherheit ohne Betreuungspauschale bieten soll. In den<br />

SeniorInnenwohnanlagen sind Serviceanbieter mit einem rund um die Uhr besetzten<br />

Servicestützpunk vertreten. Die MieterInnen können auf die Hilfs- und Betreuungsangebote je<br />

nach Bedarf zurückgreifen (auch Kosten fallen erst im Bedarfsfall an) und wenn sie das<br />

möchten auch andere Dienstleister in Anspruch nehmen.<br />

Für die Dienstleister ist die Auslastung dadurch gewährleistet, dass in den Anlagen ein<br />

Kontingent an Wohnungen an (von Beginn an) Hilfs- und Pflegebedürftige vermietet wird, die<br />

die Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Dadurch kann die Versorgungssicherheit rund um<br />

die Uhr sichergestellt und finanziert werden. Zudem können auch BewohnerInnen im Umkreis<br />

der Anlagen ihre Services in Anspruch nehmen.<br />

54<br />

Persönliches Interview mit Christoph Kuss, Koordinator SeniorInnen-WG’s Wiener Hilfswerk, am 10. Juni 2008<br />

90

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