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1,8 MB, pdf - wiener wohnbau forschung

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Flexibilität im Wohnbereich – Endbericht das fernlicht, 2008<br />

Eine weitere Möglichkeit sind flexible Wandelemente (zum Beispiel Raumteiler aus Gipskarton,<br />

in die sogar Steckdosen und Türen eingebaut werden können) oder vollflexible Grundrisse mit<br />

Leichtbauwänden, die sich verändernden Platzbedürfnissen, zum Beispiel in<br />

Patchworkfamilien, entgegenkommen.<br />

Eine Veränderung der Wohnfläche (äußere Flexibilität) beschreibt Wachstums- und im<br />

weitesten Sinne auch Schrumpfungsprozesse von Wohnflächen. Wachstumskonzepte sehen<br />

oft spätere Erweiterungsmöglichkeiten des Grundrisses vor. Anbau- oder Ausbauzonen<br />

werden von Anfang an mit eingeplant. Durch die schrittweise Vergrößerung soll auch die<br />

Finanzierung erleichtert werden.<br />

Schrumpfungsprozesse durch Rückbau im Vergleich zum Nutzen relativ teuer. Statt eines<br />

Abbruchs können daher auch nachträgliche Unterteilungsmöglichkeiten des Grundrisses<br />

vorgesehen werden (z. B. durch Einliegerwohnungen). Auch so genannte „Schalträume“, die<br />

je nach Bedarf einer Wohnung oder der benachbarten Wohnung „zugeschaltet“ werden<br />

können, sind eine Möglichkeit, die Wohnungsgröße flexibel zu gestalten. So ist nach dem<br />

Auszug der Kinder bzw. beim Einzug eines Partners eine Verkleinerung bzw. Vergrößerung der<br />

Wohnung möglich (Pahl, Varrentrapp, 1998).<br />

Eher als Zukunftsmusik in Punkto Wohnraumerweiterung erscheinen Projekte wie das<br />

„Rucksack-Haus“ von Stefan Eberstadt, das als Objekt „zwischen Kunst und Architektur“ mit<br />

Stahlseilen an die Außenfassade eines Hauses gehängt wird und so eine mobile Erweiterung<br />

des Wohnraumes schafft. Teile der Wände sind als Klappmöbel ausgeführt.<br />

Abbildung 31 – „Rucksack-Haus“, Quelle:<br />

http://www.franzschaefer.de/hanka/eberstadt/eberstadt.htm<br />

Das Rucksack-Haus war als provokatives Kunstobjekt geplant und ist dann zu „einem<br />

Kontrapunkt dazu geworden, wie man heute über das Wohnen nachdenkt.“ 45<br />

Die Provokation besteht laut Eberstadt auch darin, dass hier quasi parasitär ein neuer Raum<br />

angedockt wird, der den Luftraum vor einer Wohnung einnimmt, der sonst eingehalten wird.<br />

Denn er nimmt im Bereich des Wohnens auch eine „administrative Überregulierung“ wahr,<br />

die Flexibilität und Kreativität erschwert. Hingegen sollte laut Eberstadt mehr Wert auf<br />

NutzerInnenbedürfnisse und auf lebendige, gewachsene Strukturen gelegt werden, die im<br />

Rahmen von sozialen Aushandlungsprozessen innerhalb eines nachbarschaftlichen Gefüges<br />

entstehen.<br />

Die Idee zum Rucksack-Haus entstand im Zuge von Reisen nach Lateinamerika, wo aufgrund<br />

beengter Platzverhältnisse in den Städten jeder noch so kleine Raum zum Wohnen ausgenutzt<br />

wird. So beschäftigte sich Eberstadt damit, wie Nischen genutzt werden könnten, um<br />

45<br />

Telefonisches Interview mit Stefan Eberstadt, bildender Künstler, am 30. Mai 2008<br />

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