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1,8 MB, pdf - wiener wohnbau forschung

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Flexibilität im Wohnbereich – Endbericht das fernlicht, 2008<br />

Die 14m hohe tragende Zentralsäule des Heliotrops® beinhaltet die Elektroinstallationen und<br />

eine Wendeltreppe. Sie ruht auf einem Drehkranz mit Schwenklager, der von einem<br />

Elektromotor angetrieben wird und so eine Orientierung des Gebäudes nach dem Lauf der<br />

Sonne ermöglicht. Das zylinderförmige Heliotrop® ist auf der einen Seite dreifach<br />

wärmeschutzverglast (U-Wert 0,5), zur anderen Seite hochwärmegedämmt (U-Wert 0,12).<br />

Das erste Heliotrop® wurde in Freiburg als Experimentierhaus gebaut. Seitdem wurden zwei<br />

weitere Projekte realisiert, der Solarturm der Firma Hansgrohe und das mobile Swissbau-<br />

Heliotrop® in Basel. Beide fungieren als Ausstellungsgebäude, wobei das Swissbau-Heliotrop®<br />

seit Juli 1995 in Hilpoldstein/ Bayern steht und ein modernes Zahntechnik-Labor beherbergt.<br />

Angesichts des Klimawandels und seiner enormen Auswirkungen stellt sich auch die Frage, ob<br />

nicht das gesamte Konzept der unbegrenzten Mobilität überdacht werden muss. Stellten der<br />

Individualverkehr mit dem Auto (auch gefördert durch Autobahnen, etc.) und vermehrte<br />

Linienflüge seit der Mitte des 20. Jahrhunderts noch Symbole der Freiheit und Dynamik dar, so<br />

sind diese mittlerweile als „Klimasünder“ gebrandmarkt.<br />

Es stellt sich die Frage, ob ein zunehmendes Bewusstsein für Umweltschäden und<br />

Klimaveränderungen sowie steigende Treibstoffkosten und somit eine Verteuerung der<br />

Mobilität auch beim Wohnen wieder kleinräumigere Strukturen und urbanes Wohnen<br />

begünstigen. In diesem Falle würde die Entwicklung wieder vom Wohnen im Stadtumland,<br />

bei dem ein Grossteil der täglichen Wege mit dem Auto zurückgelegt werden muss, zum<br />

urbanen Wohnen gehen, das meist durch eine sehr gute Infrastruktur bezüglich öffentlicher<br />

Verkehrsmittel und Nahversorgung geprägt ist.<br />

Eine Verknappung von fossilen Brennstoffen wäre natürlich auch in den Bereichen Mobilität<br />

und Wohnen von Konflikten und Widersprüchen begleitet.<br />

• Die nationale und internationale Entgrenzung der Wirtschaftsräume zwingt Viele zu einer<br />

erhöhten Mobilität, die aber unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit immer weniger<br />

tragbar wird.<br />

• Reisen wird wieder teurer und daher zunehmend wieder zu einem Privileg<br />

einkommensstärkerer Bevölkerungsschichten. Einkommensschwächere Schichten<br />

bleiben so vermutlich auch in der Freizeit stärker in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung<br />

verhaftet und sind darum verstärkt auf die dort zugänglichen Angebote angewiesen.<br />

Andererseits ziehen sich wahrscheinlich viele beruflich und in ihrer Freizeit darum<br />

zunehmend auch in den virtuellen Raum zurück. 39 Sowohl beruflich (Telearbeit) als auch<br />

privat wird diese Entwicklung manche realen Reisen ersetzen. Z.B. kann mittels (gratis)<br />

online Videotelefonie mit Verwandten im Ausland auch ohne regelmäßige Besuche<br />

Kontakt gehalten werden.<br />

• Es entsteht voraussichtlich eine Spannung zwischen günstigerem Wohnen im Stadtumland,<br />

das aber ein Angewiesensein auf das Auto und somit wieder höhere Kosten und<br />

Emissionen bedeutet, und dem teureren Wohnen in den innerstädtischen Gebieten, für<br />

das man sich oft mit kleinere Wohnungen begnügen muss.<br />

Für das Wohnen bedeutet das, dass Nachhaltigkeit eigentlich erst durch Flexibilität<br />

gesichert werden kann. Online und mobile Services könnten z.B. eine Ausdünnung der<br />

Infrastruktur des ländlichen Raumes (weniger Nahversorger, Schließung von Postämtern<br />

und Bahnhöfen, etc.) durch vermehrte Wegzüge teilweise kompensieren. Somit könnten<br />

Lieferdienste oder ein „rollender Supermarkt“, die von mehreren benachbarten<br />

Haushalten in Anspruch genommen würden, Wege einsparen, die sonst von jedem/r<br />

Einzelnen mit dem Auto zurückgelegt werden müssten.<br />

39<br />

Vgl. auch: Serloth, Andreas; Maerki, Daniel O. (2004): Zukunftsräume und ihre konstituierenden Parameter. das<br />

fernlicht, gefördert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank. Wien<br />

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