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1,8 MB, pdf - wiener wohnbau forschung

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Flexibilität im Wohnbereich – Endbericht das fernlicht, 2008<br />

• Die Wände v.a. in Bad und WC sollten stabil genug bzw. an den erforderlichen Stellen<br />

verstärkt sein, um später Handläufe und Haltegriffe montieren zu können.<br />

• Die technische Infrastruktur sollte für eine behindertengerechte Zusatzausstattung<br />

geeignet sein. Das bedeutet z.B. genügend Stromanschlüsse und Schalter in allen<br />

Räumen für Treppenlift, Dusch-WC, etc. und Leerverrohrung oder entsprechende<br />

Verkabelung um den späteren Einbau von Rollladenantrieben, Notrufsystemen oder<br />

technischer Hilfssysteme zu ermöglichen.<br />

Auf dieser Basis kann eine Wohnung dann später, wenn der Bedarf entsteht, leichter und<br />

kostengünstiger um eine behindertengerechte Ausstattung erweitert werden. In diesem Sinne<br />

werden spätere Einschränkungen vermieden und somit eine flexible Adaptierung der<br />

Wohnung ermöglicht. Die Kosten für diese späteren Anpassungen fallen nicht dem Bauträger<br />

zur Last, sondern den MieterInnen selbst bzw. Dritten durch Versicherungen oder<br />

Förderungen. Darüber hinaus erhöht sich für den Bauträger durch anpassbare Wohnungen<br />

der Kreis der möglichen MieterInnen und die potenzielle Nutzungsdauer einer Wohnung<br />

(Manser et al., 1996, S. 11).<br />

„Auf diese Weise stellt der hindernisfreie und anpassbare Wohnungsbau eine sinnvolle<br />

Strategie dar, welche allen nützt, dem Bauträger wie dem Bewohner in den<br />

unterschiedlichen Lebensumständen. Sie ist somit eine Art „Versicherung“ für die<br />

langfristige Nutzbarkeit der Wohnungen, die keine Prämien kostet, die lediglich die<br />

entsprechende Aufmerksamkeit und Sorgfalt beim Planen erfordert“ (Manser et al.,<br />

1996, Vorwort von Architekt Werner Jaray, S. 6)<br />

Die Vorbereitung der Anpassungsfähigkeit von Wohnungen für eine behindertengerechte<br />

Ausstattung könnte dadurch neben der bereits in der Bauordnung festgelegten<br />

Barrierefreiheit als Kriterium für Neubauten gefordert werden.<br />

Die Akzeptanz für flexible Anpassungsmöglichkeiten sieht Bohn als sehr hoch an, da viele<br />

Maßnahmen, wie z.B. nutzungsneutrale Räume oder gut zugängliche Steckdosen, die eine<br />

spätere Adaptierung ermöglichen, gar nicht auffallen bzw. auch für Nichtbehinderte den<br />

Komfort erhöhen. Für die Akzeptanz wäre es laut Bohn also notwendig, auch in der<br />

Vermarktung von anpassungsfähigen Wohnungen den Lifestyle und den Komfort<br />

hervorzuheben, und nicht das (stigmatisierende) Attribut „behindertengerecht“.<br />

Neben der Lebenserleichterung und einem mehr an Sicherheit für ältere oder behinderte<br />

Personen merkt Felix Bohn an, dass diese Maßnahmen im Sinne eines „design for all“ auch<br />

mehr Flexibilität für andere Gruppen schaffen. Denn was mit dem Rollstuhl erreicht werden<br />

kann, ist auch mit dem Kinderwagen oder für LieferantInnen besser zugänglich und von einer<br />

leicht umbaubaren Kücheneinrichtung profitieren auch all jene, die hier ihre individuellen<br />

Vorstellungen verwirklichen möchten.<br />

Ein Beispiel für ein anpassbares und flexibles „design for all“ stellt „Die Küche für alle<br />

Lebenslagen“ der Schweizer Firma Sanitas Troesch (www.sanitastroesch.ch) dar, die<br />

gemeinsam mit Felix Bohn entwickelt wurde. Die Küche wurde nach ergonomischen<br />

Prinzipien (kurze Wege, gute Erreichbarkeit) entwickelt und ein einfacher, flexibler<br />

Elementetausch (z.B. für Rollstuhltauglichkeit) ist möglich.<br />

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