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1,8 MB, pdf - wiener wohnbau forschung

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Flexibilität im Wohnbereich – Endbericht das fernlicht, 2008<br />

Denn selbst wenn momentan kein Bedarf besteht, so kann sich das ändern – und für diesen<br />

Fall ist man beruhigt, wenn dann die Möglichkeit zur Nutzung vorhanden ist. Zudem werden<br />

diese Einrichtungen oft als Prestigeobjekte empfunden. Man ist stolz, ein Schwimmbad am<br />

Dach zu haben, selbst wenn man es nicht benutzt (das fernlicht, Hilti, Maerki, 2004). Im<br />

Rahmen einer MieterInnenbefragung von das fernlicht aus dem Jahr 2007 kommentiert z.B.<br />

eine Bewohnerin die Gemeinschaftsräume im Haus stolz mit „Das hat nicht jeder!“.<br />

2.3.3 Individualisierung von Ausstattung und Möbeln<br />

Im Zuge der gesellschaftlichen Individualisierung werden auch neue Ansprüche an die<br />

Wohnungseinrichtung gestellt, Standardvarianten haben ausgedient. Gleichzeitig nimmt<br />

auch die Mobilität zu, Lebensweisen und Wohnorte werden häufiger gewechselt. Im<br />

Zusammenhang mit flexiblen Wohnmodellen gilt es also auch, dem Spannungsverhältnis<br />

zwischen einem großen Bedarf nach Individualisierung und einem häufigen Nutzungs- und<br />

Wohnungswechsel gerecht zu werden.<br />

Die Wohnung dient auch als Ausdruck der Lebensweise, des persönlichen Geschmackes und<br />

des sozialen Standes. Bourdieu hat ja bereits 1979 in seinem Werk „Die feinen Unterschiede“<br />

verschiedene Lebensstile unter anderem anhand der Wohnungseinrichtung analysiert.<br />

Neu ist heute, dass die Wohnung von den BewohnerInnen zunehmend aktiv gestaltet und<br />

permanent verändert und an neue Lebensumstände und Moden angepasst wird. Die<br />

Einrichtungszyklen wechseln immer schneller, Möbel werden nicht nur dann ersetzt, wenn sie<br />

kaputt oder nicht mehr funktional sind, sondern auch wenn der Geschmack sich verändert<br />

oder wenn sie nicht mehr „in“ sind. Auch Wohnmagazine stellen immer mehr, ähnlich wie<br />

Modezeitschriften, kurzfristige Trends dar und Einrichtungshäuser im Billigsektor bewerben und<br />

verkaufen Möbel wie Assecoirs als kurzfristige Konsumgüter. Dieser Umgang setzt sich beim<br />

Weiterverkauf auf Ebay fort (Details siehe Kapitel 2.2.8).<br />

Zudem wird die Wohnung zunehmend zum Status- bzw. Prestigeobjekt. Im Rahmen einer<br />

deutschen Befragung (Trend Büro, 2007) werden von FinanzexpertInnen als wichtigste<br />

Finanzierungsobjekte für Konsumkredite Möbel und Einrichtungsgegenstände genannt. Das<br />

lässt darauf schließen, dass neben den klassischen Status-Aushängeschildern wie Auto und<br />

Kleidung mittlerweile auch die Wohnungseinrichtung an Aufmerksamkeit gewinnt. Das trifft<br />

insbesondere auch auf Multimedia-Geräte zu, die laut Markt<strong>forschung</strong> 27 immer noch als<br />

Prestige-Objekte dienen und daher gut sichtbar im Raum aufgestellt werden, anstatt bei<br />

Nichtgebrauch in Kästen, etc. versteckt zu werden.<br />

Eine weitere Dimension der Individualisierung und Flexibilität im Bereich der<br />

Wohnungsausstattung ist das Bedürfnis nach der freien Platzierbarkeit von Möbeln und<br />

Geräten. Bei häufigeren Wohnungswechseln muss die Einrichtung auf wechselnde<br />

Raumverhältnisse adaptierbar sein. Das setzt einen modularen Aufbau voraus, bei Eckbänken<br />

mit ungleichlangen Seiten müssen diese beispielsweise je nach Standort links oder rechts<br />

montierbar sein und Regalsysteme oder Schrankwände sollten im Idealfall teilbar und<br />

unterschiedlich zusammenstellbar sein. Einbaumöbel oder Komplettsysteme wie Betten mit fix<br />

montierten Nachttischen oder fixe Vorzimmersysteme erweisen sich dabei als unpraktisch. Um<br />

Geräte frei platzieren zu können sind auch genügend Anschlüsse und Steckdosen in allen<br />

Räumen notwendig.<br />

27<br />

z.B. Sophie Karmasin im Rahmen der Präsentation einer Befragung bei der Veranstaltung „Smart Home“ in der<br />

Wiener Wirtschaftskammer im Jänner 2008<br />

47

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