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1,8 MB, pdf - wiener wohnbau forschung

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Flexibilität im Wohnbereich – Endbericht das fernlicht, 2008<br />

2.3.2 Flexible Nutzung von Räumen<br />

Mit einer Auflösung der traditionellen Familien- und Alltagsstrukturen verändern sich auch die<br />

Nutzungsmuster von Räumen. Denn z.B. eine 75m2-Wohnung mit drei Wohnräumen kann für<br />

ein Paar mit oder ohne Kind oder einen Single genauso interessant sein wie für eine<br />

alleinerziehende Mutter mit einem Kind oder für eine Wohngemeinschaft. In jedem dieser<br />

Fälle wird allerdings die Nutzung der Räume, abhängig von der Alltagsstruktur und den<br />

spezifischen Bedürfnissen, unterschiedlich sein.<br />

Die „klassische“ Einteilung in Wohnzimmer, Schlafzimmer und Kinderzimmer, die sich auch in<br />

der Größe der Räume niederschlägt, kann nicht mehr als Standard angesehen werden. Hinzu<br />

kommen neue Funktionen, wie zum Beispiel von Arbeitszimmern, Fitnesszimmern oder<br />

Gästezimmern, oder die multifunktionelle Nutzung von Räumen, zum Beispiel für die Nutzung<br />

des Schlafzimmers auch als Arbeitsraum.<br />

Dieser Trend zur multifunktionellen Nutzung von Räumen zeigt sich z.B. an der Küche.<br />

Während einerseits der Trend zu offenen Kochnischen, die ins Wohnzimmer integriert sind,<br />

anhält, werden andererseits auch größere Wohnküchen wieder verstärkt nachgefragt. Beide<br />

Varianten bedeuten eine Verschränkung der Funktionen des Koch- und des<br />

Gemeinschaftsraumes. Bei einer MieterInnenbefragung von das fernlicht aus dem Jahr 2007<br />

gibt ein Viertel der Befragten an, dass sie eine Kochnische bevorzugen würden, ein weiteres<br />

Viertel ist unentschlossen und die Hälfte hätte lieber eine separate Küche.<br />

Welche Grundrissvarianten sich in Zukunft durchsetzten werden, kann aufgrund der Interviews<br />

mit Anbietern und NutzerInnen nicht eindeutig gesagt werden, da hier verschiedene Modelle<br />

gleichermaßen gewünscht werden (Details siehe Kapitel 5.1.1). Bei allen spielt aber eine<br />

gewisse Nutzungsneutralität der Räume (Details siehe Kapitel 3.4.1) eine Rolle. Das bedeutet,<br />

dass die Funktion eines Raumes nicht mehr durch Größe, Lage in der Wohnung, technische<br />

Ausstattung oder Form vorgegeben ist, sondern allein durch die Nutzung bestimmt wird.<br />

Auch eine temporäre Nutzung von Wohnraum außerhalb der eigenen Wohnung könnte in<br />

Zukunft verstärkt in Anspruch genommen werden. Gemeinschaftsräume oder mietbare<br />

Zusatzräume im Wohnumfeld wie Wellness- und Fitnessräume, Büros, Gästezimmer,<br />

Veranstaltungsräume oder Kinderspielräume zur Verlängerung der eigenen vier Wände<br />

werden immer häufiger angeboten und auch gewünscht. Möglich wäre z.B. auch eine<br />

Nutzung der massenhaft leerstehenden Erdgeschoß-Wohnungen als mietbare<br />

Lagerräumlichkeiten bzw. zur temporären Nutzung (Details siehe Kapitel 5.2.1).<br />

Diese halbprivaten Räume bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten.<br />

• Sie können als Orte der Begegnung und Kommunikation mit NachbarInnen dienen (z.B.l<br />

Veranstaltungsraum, Kinderspielraum),<br />

• sie bieten Platz und Möglichkeiten, die sich die einzelnen BewohnerInnen alleine nicht<br />

leisten könnten (z.B. Wellness, Fitnessraum) und<br />

• sie helfen durch ihre unmittelbare Nähe zur Wohnung, Zeit zu sparen (z.B. Mietbüros).<br />

In diesem Sinne könnte man von einer „Ökonomisierung des Luxus“ sprechen, da durch das<br />

ökonomische Modell der geteilten Nutzung solche Einrichtungen, die bisher als Luxus galten,<br />

auch für „NormalbürgerInnen“ zugänglich werden.<br />

Gemeinschaftsräume sind je nach wechselndem Bedarf für unterschiedliche BewohnerInnen<br />

mit unterschiedlichen Bedürfnissen flexibel nutzbar. Das erklärt auch, warum<br />

Gemeinschaftsräume gemäß verschiedenen Studien zur Wohnzufriedenheit beitragen, selbst<br />

wenn sie nicht oder kaum genutzt werden. Bei verschiedenen Befragungen von das fernlicht<br />

nennen regelmäßig zwischen 25 und 40 % der Befragten das Vorhandensein von<br />

Gemeinschaftseinrichtungen als wichtiges Entscheidungskriterium für eine Wohnung.<br />

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