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1,8 MB, pdf - wiener wohnbau forschung

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Flexibilität im Wohnbereich – Endbericht das fernlicht, 2008<br />

ausgedrückt, wenn man jung ist, wohnt man in der Stadt, mit Familie und Kindern zieht man<br />

später ins Grüne und wenn die Kinder aus dem Haus sind, ist oft wieder Urbanität gefragt.<br />

Damit einher geht auch eine Veränderung bei den architektonischen Anforderungen an das<br />

Haus oder die Wohnung.<br />

Aber auch für einkommensschwächere Schichten kann das in abgeschwächtem Ausmaß<br />

angenommen werden. So wohnt man als jüngerer Single z.B. in Wohngemeinschaften, die<br />

auch aufgrund der notwendigen Wohnungsgröße oft in zentrumsnahen Altbauwohnungen<br />

untergebracht sind. In einer Partnerschaft und insbesondere mit Kindern zieht man dann in<br />

eine eigene Wohnung, wegen Grünanbindung und weil diese meist auch kostengünstiger<br />

sind, eher an den Stadtrand. Und wenn die Kinder aus dem Haus sind sieht man sich oft nach<br />

einer kleineren Wohnung um.<br />

Gleichzeitig zieht man angesichts häufigerer Wohnungswechsel meist in fertige Wohnungen<br />

und fungiert kaum mehr als BauherrIn. Wenn die Wohnung gebaut wird, steht also meist noch<br />

nicht fest, für wen.<br />

Generell sinkt also auch in Österreich (allerdings in weit geringerem Ausmaß als im<br />

angelsächsischen Bereich) die emotionale Bindung an eine Wohnung, sowohl im Miet- als<br />

auch im Eigentumsbereich. Ändern sich die Lebensumstände und damit die Bedürfnisse, wird<br />

eine neue Wohnung gesucht. So werde laut einem Wiener Immobilienunternehmen 22 heute<br />

beim Bau meist schon ein möglicher Wiederverkauf ins Auge gefasst. Häuser werden schlicht<br />

und zeitlos geplant, nicht so sehr nach dem persönlichen Geschmack (Müllner, 2007).<br />

Das steht zunächst im Widerspruch mit dem Trend nach Individualisierung (siehe auch Kapitel<br />

2.3.3), für den zunehmend mehr Geld ausgegeben wird. Laut einem Mitarbeiter des<br />

gemeinnützigen Bauträgers Gesiba 23 sind z.B. gleichzeitig ein Anstieg von Übersiedlungen<br />

(v.a. auch innerhalb des selben Objektes) als auch ein Anstieg von individuellen Umbauten in<br />

den Wohnungen („Dass man die Wohnung so nimmt, wie sie ist, ist seltener geworden.“ 24 ) im<br />

Vergleich zu früher häufiger geworden. Selbst für eine Wohndauer zwischen zwei und vier<br />

Jahren würde häufig ein besseres Badezimmer eingebaut oder ein Parkettboden verlegt,<br />

auch im gemeinnützigen Bereich, in dem die BewohnerInnen meist über ein verhältnismäßig<br />

geringes Einkommen verfügen.<br />

Diese neue Entwicklung, dass auch kurzfristig in individuelle Ausstattung investiert und danach<br />

wieder verkauft wird, kann mit dem Begriff „instant society“ oder „Auktionsgesellschaft“<br />

(Homburg, 2008) beschrieben werden und findet in der Ebay-Kultur ihren markantesten<br />

Ausdruck. Dabei werden Dinge bei Bedarf gekauft und wieder verkauft, wenn sie nicht mehr<br />

gebraucht werden. Es geht also um deren aktive Nutzung, nicht um den passiven Besitz. Statt<br />

zu Horten oder Ungenutztes weg zu werfen, beginnen KonsumentInnen, Produkte nur so<br />

lange zu behalten, wie sie diese aktiv nutzen und sie danach weiter zu verkaufen. Dadurch<br />

wird auch wieder Geld frei, das wiederum für Konsum ausgegeben wird.<br />

Wurde also früher teils jahrelang auf die Einrichtung gespart, die Stück für Stück angeschafft<br />

wurde, so wird heute oft die gesamte Wohnungseinrichtung auf einmal gekauft. Ähnliches ist<br />

z.B. auch im Bereich des Hausbaus zu beobachten. So geht auch bei Kleingarten-Häusern der<br />

Trend zum Fertigteilhaus, laut dem Präsidenten des Zentralverbandes der Kleingärtner neigen<br />

heutige KleingartenbesitzerInnen dazu, ihr Haus in einem Guss errichten zu lassen 25 .<br />

Nach dem Prinzip des Hortens in den Nachkriegsjahren und der „Wegwerfgesellschaft“ in den<br />

1980er und 90er Jahren folgt nun also die Auktionskultur. Die Vernetzung durch das Internet<br />

22<br />

Gabi Spiegelfeld von Spiegelfeldimmobilien, in: Müllner, 2007<br />

23<br />

Persönliches Interview mit Richard Wiesmüllner, Gesiba, am 4. Juni 2008<br />

24<br />

Persönliches Interview mit Richard Wiesmüllner, Gesiba, am 4. Juni 2008<br />

25<br />

Vgl. telefonisches Interview mit Ing. Wilhelm Wohatschek, in: Maerki, Daniel O.; Schikowitz, Andrea (2006): Wohnen<br />

in Kleingärten. Vom Schrebergärtnern zum Wohntrend der Zukunft. Wien<br />

41

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