1,8 MB, pdf - wiener wohnbau forschung
1,8 MB, pdf - wiener wohnbau forschung
1,8 MB, pdf - wiener wohnbau forschung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Flexibilität im Wohnbereich – Endbericht das fernlicht, 2008<br />
Für den Wohnungsmarkt hat die Zunahme älterer Haushalte verschiedene Konsequenzen.<br />
Denn die Älteren werden die Familien als quantitativ größte Nachfragegruppe auf dem<br />
Wohnungsmarkt ablösen. Die Wohnbedürfnisse älterer Menschen verändern sich im Laufe<br />
des Alterungsprozesses rapide. Die Anpassbarkeit der Wohnung an sich verändernde<br />
körperliche und geistige Fähigkeiten und zusätzliche Möglichkeiten, unterstützende und<br />
Pflegedienstleistungen in Anspruch zu nehmen, sind Grundvoraussetzungen, damit<br />
SeniorInnen möglichst lange selbständig in ihren eigenen Wohnungen leben können.<br />
Alternativen für die flächendeckende Unterbringung pflegebedürftiger Menschen in<br />
Pflegeheimen sind auch aus Kostengründen gefordert.<br />
Hinzu kommt, dass das Alter heute nicht mehr nur die allerletzte Lebensphase umfasst, die<br />
meist durch einen massiven Pflege- und Betreuungsbedarf gekennzeichnet ist. Unter<br />
anderem durch die steigende Lebenserwartung erstreckt sich die Lebensphase nach dem<br />
aktiven Berufsleben heute über einen längeren Zeitraum, der zu einem großen Teil noch<br />
durch eine hohe Aktivität geprägt sein kann. Die SeniorInnen bilden also keine homogene<br />
Kategorie, sondern differenzieren sich in verschiedene Gruppen, die gleichzeitig die<br />
verschiedenen Stufen des Alterns darstellen:<br />
• Die aktiven FrühruheständlerInnen (ca. 55 bis 70 Jahre) wünschen sich Komfort und<br />
wohnbegleitende Dienstleistungen. Sie suchen nach Aufgaben und bergen somit ein<br />
großes Potential für bürgerliches Engagement in der Nachbarschaft.<br />
• Die eigentlichen RuheständlerInnen, bei denen die körperliche und geistige<br />
Leistungsfähigkeit abzunehmen beginnt (ca. 70 bis 80 Jahre), haben eine erhöhte<br />
Nachfrage nach betreutem Wohnen.<br />
• Die Hochbetagten (über 80 Jahre), bei denen der Betreuungs- und Pflegebedarf rapide<br />
zunimmt (80+), benötigen auch Gesundheitsdienstleistungen.<br />
Die Gemeinsamkeit dieser heterogenen Gruppe der SeniorInnen ist, dass sie mit dem<br />
konfrontiert werden, was Altern üblicherweise ausmacht:<br />
• biografische Umbrüche (Kinder aus dem Haus, PartnerInnenwechsel, Tod des/r PartnerIn,<br />
etc.)<br />
• beginnende oder fortgeschrittene physische Einschränkungen<br />
• Überlegungen für die Lebensgestaltung nach dem Berufsleben<br />
Dadurch verändern sich auch die Wohnbedürfnisse schrittweise. Eine mögliche Reaktion auf<br />
diese fortschreitende Veränderung wären flexible Lösungen, die eine schrittweise Anpassung<br />
der Wohnung erleichtern und es ihren BewohnerInnen somit erlauben, so lange wie möglich in<br />
ihren angestammten Wohnungen zu leben. Anregungen, wie das bewerkstelligt werden<br />
könnte, ergeben sich z.B. aus dem Konzept „Wohnungsbau hindernisfrei – anpassbar“<br />
(Manser et al., 1996) der Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen<br />
(www.hindernisfrei-bauen.ch). Näheres zu möglichen Lösungen wird unter anderem in Kapitel<br />
2.3.6 behandelt.<br />
Über Wohnbedürfnisse von SeniorInnen, die sich aus den Veränderungen im Altersverlauf<br />
ergeben, wurde ein Interview mit Felix Bohn, dem Fachbereichsleiter für altersgerechtes<br />
Bauen der Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen 6 , sowie mit Christoph<br />
Kuss, Koordinator der SeniorInnen-Wohngemeinschaften des Wiener Hilfswerkes 7 , geführt. Die<br />
folgende Aufstellung einiger dieser Bedürfnisse basiert auf diesen Interviews, ergänzt um<br />
Hinweise aus der Literatur (z.B. Bernegger, 2006) und erhebt keinen Anspruch auf<br />
Vollständigkeit:<br />
6<br />
Telefonisches Interview mit Felix Bohn, Architekt, Ergotherapeut und Gerontologe, am 30. Mai 2008<br />
7<br />
Persönliches Interview mit Christoph Kuss, Koordinator der SeniorInnenwohngemeinschaften des Wiener Hilfswerkes,<br />
am 10. Juni 2008<br />
22