Forschungsbericht
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Die Perspektive der Opfer<br />
(Wieckzorek, 2003). 12 Was die Implikationen für das psychologische Wohlbefinden<br />
von Geiseln und die Implikationen für die Verhandlungsstrategien anbelangt, besteht<br />
eine negative Nebenwirkung der engen Bindung zwischen Geiseln und Geiselnehmern<br />
darin, dass sie negative Gefühle gegenüber der Polizei entwickeln. Diese<br />
können noch verstärkt werden durch die wahrscheinliche Ablehnung der Polizei, den<br />
Forderungen der Geiselnehmer nachzukommen. Die Geiseln können das Gefühl<br />
haben, ihr Leben sei den Behörden nicht viel wert und tatsächlich seien sie die wahren<br />
Gegner (Eitinger, 1982). Andererseits kann eine positive Beziehung zwischen<br />
Geiseln und ihren Kidnappern die Behandlung der Geiseln und somit ihr psychisches<br />
Wohlbefinden verbessern.<br />
Auf der Grundlage des vorstehend Gesagten verfolgt diese Studie das Ziel, die allgemeinen<br />
psychischen Reaktionen auf die Opferrolle in einer Krisensituation zu<br />
untersuchen, und ebenso die Art der Beziehung, die sich zwischen den Tätern, den<br />
Opfern und der Polizei hinsichtlich der Verhandlungsstrategien entwickelt.<br />
3. Die Forschungsmethode<br />
3.1 Verfahren und befragte Personen<br />
Nach der Genehmigung unseres Forschungsantrags durch die Justizministerien in<br />
den Niederlanden und Belgien luden wir zwölf niederländische und belgische direkte<br />
Opfer von Krisenvorfällen zur Teilnahme an unserem Forschungsprojekt ein. In<br />
einem Schreiben, das ihnen über die beteiligten Polizeiverwaltungen zugestellt<br />
wurde, erläuterten wir das Ziel unserer Befragung, nämlich aufgrund ihrer Erfahrungen<br />
und Sichtweisen weitere Einblicke für die Handhabung von Krisenfällen und<br />
speziell die damit verbundene Kommunikation zu gewinnen. Wir sicherten ihnen<br />
außerdem zu, dass wir die uns mitgeteilten Informationen vertraulich behandeln<br />
würden. Falls sie zur Mitarbeit bereit wären, könnten sie mit uns direkt oder über eine<br />
Verbindungsperson der Polizei Kontakt aufnehmen. Alle Opfer waren zu einer<br />
Befragung bereit, in erster Linie weil sie „künftigen Opfern helfen“ wollten.<br />
Alle befragten Personen waren in den letzten zehn Jahren Opfer einer Belagerungssituation,<br />
Entführung oder Erpressung gewesen. Tabelle 4.1 gibt einen Überblick<br />
über die Krisenvorfälle, an denen die Opfer beteiligt waren, und über die Dauer<br />
der Vorfälle. Acht der zwölf befragten Personen waren Opfer eines Vorfalls, dessen<br />
Verhandlungsgespräche ebenfalls analysiert wurden (vgl. Kapitel 3). Es war nicht<br />
möglich, die Opfer der anderen Vorfälle zu befragen, da ihre Wohnorte nicht mehr<br />
festgestellt werden konnten oder weil sie minderjährig waren. Außerdem wurden<br />
noch vier weitere Befragungen von Entführungsopfern im Ausland angesetzt, die<br />
auch von den zuständigen Polizeidienststellen nach ihrer Freilassung kontaktiert<br />
wurden. In praktisch allen Fällen hatten wir Zugang zu weiteren Informationen aus<br />
Polizeiakten. Zum Zeitpunkt des Vorfalls waren die Opfer zwischen 18 und 58 Jahre<br />
alt.<br />
12 Dies war so bei dem Vorfall in Stockholm, bei dem die vertrauliche Beziehung zwischen der Geisel<br />
und dem Geiselnehmer auch nach der Geiselnahme fortgesetzt wurde.<br />
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