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Forschungsbericht

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Analyse der Verhandlungen<br />

Haltung des Verhandlungsführers schließlich erhöht durch Ausübung von direktem<br />

Druck die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter eine Beschränkung auferlegt.<br />

Abb. 3.5 Entführung und Erpressung: Universale Reaktionsmuster<br />

Strategie des Verhandlungsführers<br />

Tauschen<br />

Rationales Überzeugen<br />

Glaubwürdigkeit<br />

Direkter Druck<br />

Reaktion des Täters<br />

Tauschen<br />

Rationales Überzeugen<br />

Gleichberechtigung<br />

Auferlegen einer Beschränkung<br />

Täter aus Low-Context-Kulturen im Vergleich zu High-Context-Kulturen<br />

Zahlreiche allgemeine Ergebnisse stehen im Einklang mit der Theorie und der Forschung<br />

auf dem Gebiet von Low-Context- und High-Context-Kulturen (vgl. Kapitel 2).<br />

Zunächst einmal wurde festgestellt, dass Täter aus High-Context-Kulturen öfter<br />

hierarchisch orientierte Bemerkungen machen. Zu erkennen war dies z. B. an Äußerungen<br />

der Täter wie „Ich möchte den Chef sprechen“, „Ich habe jemanden losgeschickt,<br />

der das Geld abholen soll“ und „Sie sind nicht befugt, mit mir zu<br />

sprechen.“ Daneben haben wir auch indirektere Kommunikation festgestellt. Täter<br />

sagten beispielsweise, sie „würden jemanden mitnehmen“, was dem Dolmetscher<br />

zufolge bedeutet, dass sie „jemanden umbringen werden.“ Ein weiteres Beispiel<br />

betraf die Aussage „dann kriegt‘s ihr Sohn.“ Laut Dolmetscher war dies eine negativ<br />

geladene Aussage, die bedeutet: „Dann bringen wir ihn um.“ Schließlich wurden bei<br />

den Vernehmungen auch Verpflichtungen im Kontext von Beziehungen des öfteren<br />

als Grund für die Beteiligung an einer Tat erwähnt. Der gleiche Täter z. B. sagte in<br />

Bezug auf die Person, die ihm befahl, die Straftat zu begehen: „Er hat mir was zu<br />

essen und ein Zuhause gegeben. Deshalb habe ich ihm geholfen.“ Ob man etwas<br />

tun oder unterlassen „sollte“, hängt offensichtlich stärker von den sozialen Verpflichtungen<br />

als von den äußeren Normen wie z. B. dem Gesetz ab. Schließlich wurde die<br />

Einteilung nach High-Context- und Low-Context-Kulturen durch die Feststellung gestützt,<br />

dass Täter aus einer Low-Context-Kultur rationales Überzeugen öfter anwendeten<br />

als Täter aus einer High-Context-Kultur (10 % im Vergleich zu 6 %). Außerdem<br />

übten Täter aus einer High-Context-Kultur mehr direkten Druck aus als Täter aus<br />

einer Low-Context-Kultur (19 % gegenüber 15 %).<br />

Interaktionsmuster in Low-Context-Kulturen<br />

Die 12 Fälle mit Tätern aus Low-Context-Kulturen enthalten insgesamt 3.848 Sprechzyklen<br />

von Verhandlungsführern und Tätern. Aus Abb. 3.6 ist ersichtlich, dass<br />

Freundlichkeit im Umgang mit Tätern aus Low-Context-Kulturen eine freundliche<br />

Reaktion anregt und die Wahrscheinlichkeit verringert, dass eine Beschränkung auferlegt<br />

wird. Außerdem wird der Täter durch Tauschverhalten eines Verhandlungsführers<br />

veranlasst, Äußerungen über eine Bindung zum Verhandlungsführer zu<br />

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