Forschungsbericht

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22.11.2013 Aufrufe

Analyse der Verhandlungen Tabelle 3.4 – Die Problemlösungsphase bei Belagerungen: Die Zehner-Tabelle und Effektivität Ergebnis: Effektiv Ineffektiv Relationale Strategien Freundlichkeit 33 % 31 % Gleichberechtigung 6 % > 2 % Glaubwürdigkeit 9 % 7 % Inhaltsstrategien Emotionaler Appell 3 % 2,5 % Einschüchterung 1 % 1 % Auferlegen einer Beschränkung 0,5 % < 5 % Direkter Druck 18 % 17,5 % Legitimierung 0 % 1 % Tausch 0,5 % 1,5 % Rationales Überzeugen 12 % 8 % Es stellte sich außerdem heraus, dass relativ ineffektive Belagerungssituationen in höherem Maß durch „Auferlegen einer Beschränkung“ gekennzeichnet sind. Verhandlungsführer erlegen einem Geiselnehmer Beschränkungen auf, wenn sie Dinge aufschieben müssen oder wenn sie auf eine Forderung nicht eingehen können. Unsere Daten lassen darauf schließen, dass das Risiko eines unerwünschten Ergebnisses steigt, je öfter dies der Fall ist. Belagerungen: Die Endphase Für diese letzte Verhandlungsphase ist nur ein signifikanter Unterschied festzustellen, nämlich das Formulieren eines emotionalen Appells (vgl. Tabelle 3.5). Dies lässt sich damit erklären, dass diese Phase normalerweise einen hohen praktischen Anteil aufweist, weil sie sich darauf konzentriert, wie die vereinbarte Lösung realisiert werden soll. In Übereinstimmung mit der Richtlinie, dass derartige Vereinbarungen ausführlich durchzusprechen sind, um die Sicherheit aller Betroffenen zu gewährleisten, haben wir festgestellt, dass in relativ effektiven Belagerungssituationen mehr prozedurale Vereinbarungen zwischen den Parteien getroffen wurden als dies in relativ ineffektiven Belagerungssituationen der Fall war. Im Allgemeinen ist diese Phase mehr auf den Austausch von Informationen als auf gegenseitige Beeinflussungsversuche konzentriert. 34

Analyse der Verhandlungen Tabelle 3.5 – Die Endphase bei Belagerungen: Die Zehner-Tabelle und Effektivität Ergebnis: Effektiv Ineffektiv Relationale Strategien Freundlichkeit 32 % 30 % Gleichberechtigung 2 % 1 % Glaubwürdigkeit 6 % 7 % Inhaltsstrategien Emotionaler Appell 11 % > 4 % Einschüchterung 1 % 0,5 % Auferlegen einer Beschränkung 4 % 2 % Direkter Druck 17 % 21 % Legitimierung 4 % 0 % Tausch 0,2 % 1,5 % Rationales Überzeugen 4 % 7 % Interaktion zwischen Verhandlungsführer und Täter In diesem Abschnitt berichten wir über die wichtigsten Ergebnisse, die sich aus der Interaktionsanalyse ergeben, einem Analyseverfahren zur Auswertung von Interaktionsmustern zwischen Verhandlungsführer und Täter 8 . Die Ergebnisse dieser Analysen zeigen auf, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine bestimmte Art von Einflussverhalten eines Verhandlungsführers zum Zeitpunkt 1 eine bestimmte Verhaltensart des Geiselnehmers zum Zeitpunkt 2 zur Folge hat. Falls diese Wahrscheinlichkeit signifikant größer ist, als nach dem Zufallsprinzip zu erwarten wäre, bedeutet dies, dass die betreffende Einflussstrategie einem bestimmten Reaktionstyp seitens des Geiselnehmers förderlich ist. Falls diese Wahrscheinlichkeit signifikant kleiner ist, als nach dem Zufallsprinzip zu erwarten wäre, bedeutet dies, dass die betreffende Einflussstrategie einer bestimmten Reaktion seitens des Geiselnehmers abträglich ist. Auf diese Weise bietet die Interaktionsanalyse die Möglichkeit, die Effektivität der Verhandlungen auf einer anderen Ebene zu erörtern, da sie Erkenntnisse darüber verschafft, welche Einflussstrategien eines Verhandlungsführers einen Täter zu erwünschtem oder nicht erwünschtem Verhalten bewegen könnten. Als erwünschtes Verhalten eines Täters betrachten wir Manifestationen wie „Freundlichkeit“ und „Gleichberechtigung“. Das bedeutet, dass diese Verhaltensweisen auf die Entwicklung positiver Gefühle des Geiselnehmers gegenüber dem Verhandlungsführer hinwirken. Auch „Tauschen“ könnte als wünschenswert angesehen werden, weil es Gegenseitigkeit bei einem Geben-und-Nehmen-Verhalten impliziert: Der Geisel- 8 Vgl. Analyzing Interaction, Sequential Analysis with SDIS and GSEQ (Bakeman & Quera, 1995). 35

Analyse der Verhandlungen<br />

Tabelle 3.4 – Die Problemlösungsphase bei Belagerungen: Die Zehner-Tabelle und<br />

Effektivität<br />

Ergebnis: Effektiv Ineffektiv<br />

Relationale Strategien<br />

Freundlichkeit 33 % 31 %<br />

Gleichberechtigung 6 % > 2 %<br />

Glaubwürdigkeit 9 % 7 %<br />

Inhaltsstrategien<br />

Emotionaler Appell 3 % 2,5 %<br />

Einschüchterung 1 % 1 %<br />

Auferlegen einer<br />

Beschränkung<br />

0,5 % < 5 %<br />

Direkter Druck 18 % 17,5 %<br />

Legitimierung 0 % 1 %<br />

Tausch 0,5 % 1,5 %<br />

Rationales Überzeugen 12 % 8 %<br />

Es stellte sich außerdem heraus, dass relativ ineffektive Belagerungssituationen in<br />

höherem Maß durch „Auferlegen einer Beschränkung“ gekennzeichnet sind. Verhandlungsführer<br />

erlegen einem Geiselnehmer Beschränkungen auf, wenn sie Dinge<br />

aufschieben müssen oder wenn sie auf eine Forderung nicht eingehen können.<br />

Unsere Daten lassen darauf schließen, dass das Risiko eines unerwünschten Ergebnisses<br />

steigt, je öfter dies der Fall ist.<br />

Belagerungen: Die Endphase<br />

Für diese letzte Verhandlungsphase ist nur ein signifikanter Unterschied festzustellen,<br />

nämlich das Formulieren eines emotionalen Appells (vgl. Tabelle 3.5). Dies<br />

lässt sich damit erklären, dass diese Phase normalerweise einen hohen praktischen<br />

Anteil aufweist, weil sie sich darauf konzentriert, wie die vereinbarte Lösung realisiert<br />

werden soll. In Übereinstimmung mit der Richtlinie, dass derartige Vereinbarungen<br />

ausführlich durchzusprechen sind, um die Sicherheit aller Betroffenen zu<br />

gewährleisten, haben wir festgestellt, dass in relativ effektiven Belagerungssituationen<br />

mehr prozedurale Vereinbarungen zwischen den Parteien getroffen<br />

wurden als dies in relativ ineffektiven Belagerungssituationen der Fall war. Im<br />

Allgemeinen ist diese Phase mehr auf den Austausch von Informationen als auf<br />

gegenseitige Beeinflussungsversuche konzentriert.<br />

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