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Forschungsbericht

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Theoretischer Rahmen<br />

eine Alternative konzentriert. Ein Täter möchte, dass seine Forderungen erfüllt<br />

werden, während der Verhandlungsführer der Polizei versucht, im Täter die Bereitschaft<br />

zu wecken, seine ursprünglichen Absichten aufzugeben, ohne dass seine<br />

Forderungen erfüllt werden. Somit verfolgen beide Seiten primär ihre eigenen Ziele.<br />

Dabei spielen interpersonale Einflussprozesse eine wichtige Rolle.<br />

2. Interpersonaler Einfluss<br />

Interpersonaler Einfluss kann als der Prozess definiert werden, mit dem ein<br />

Kommunikator versucht, die Haltung oder die Überzeugung und letztendlich das<br />

Verhalten einer anderen Person oder Personengruppe durch Übermittlung einer<br />

Botschaft zu ändern (Perloff, 1993). Einflussprozesse unterscheiden sich von den<br />

zwingenderen Phänomenen wie z. B. Manipulation und Indoktrination dadurch, dass<br />

die andere Person eine gewisse Wahlfreiheit besitzt und daher die Verhaltensänderung<br />

das Ergebnis persönlicher Akzeptanz ist (Gass & Seiter, 1999).<br />

Erstaunlicherweise findet ein mehr interpersonaler Ansatz bei sozialen Einflussprozessen<br />

erst in letzter Zeit Beachtung (Gass & Seiter, 1999; Perloff, 1993). Im<br />

Mittelpunkt des klassischen Ansatzes steht vor allem die Massenkommunikation wie<br />

z. B. bei Werbesendungen, in denen eine persuasive Botschaft einseitig an eine<br />

große Gruppe von Individuen gerichtet wird (vgl. auch Miller & Burgoon, 1978;<br />

Perloff, 1993). Interpersonaler Einfluss ist jedoch unauflösbar mit sozialen Interaktionen<br />

verbunden. Tatsächlich versuchen wir regelmäßig, bei den meisten Beziehungen<br />

andere so weit zu bringen, dass sie ihr Verhalten in eine gewünschte<br />

Richtung ändern (Perloff, 1993). Das heißt, wir versuchen, Kollegen dazu zu bringen,<br />

dass sie uns nach gewünschten Projekten fragen, wir versuchen, unseren Partner<br />

stärker in die Hausarbeit einzubinden, und wir setzen alles daran, bei anderen, die<br />

für uns wichtig sind, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Man könnte sogar<br />

sagen, dass es fast unmöglich ist zu kommunizieren, ohne dass Einflussprozesse<br />

dabei eine Rolle spielen (vgl. Gass & Seiter, 1999, S. 6).<br />

3. Bisherige Forschung zum Thema Einflussstrategien<br />

In der bisherigen Forschung und Theorie der interpersonalen Beeinflussung<br />

erscheinen zwei Forschungsrichtungen als relevant. Da ist zunächst die Arbeit des<br />

amerikanischen experimentellen Sozialpsychologen Robert Cialdini. Er unterscheidet<br />

sechs psychologische Mechanismen, die auf zahlreichen Studien gut kontrollierter<br />

Experimente beruhen (zur aktuellen Diskussion vgl. Cialdini, 2001). Er wies nach,<br />

dass Menschen ihr Verhalten deshalb ändern, weil sie jemanden mögen oder weil<br />

der andere eine Autorität darstellt. Ferner ändern Menschen ihr Verhalten wegen der<br />

sozialen Evidenz, also weil andere es tun, oder weil durch die begrenzte Verfügbarkeit<br />

eines Gutes ein Mangelgefühl entsteht. Dieser letztgenannte Mechanismus<br />

ist das Ergebnis des Wertes, den Menschen Mitteln, Möglichkeiten oder Personen<br />

beimessen, die weniger verfügbar sind. Und letztendlich neigen Menschen sehr<br />

dazu, den Grundsatz „eine Hand wäscht die andere“ anzuwenden, und bringen ihr<br />

Verhalten oder ihre Überzeugungen in Übereinstimmung mit dem, was sie in einer<br />

früheren Situation getan haben. Im letztgenannten Fall ist die Änderung des Verhalten<br />

die Folge der „kognitiven Dissonanzverminderung“ (Festinger, 1957).<br />

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