Programm und Konzept - Unesco
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29. Juni 2006<br />
Das UNESCO-Übereinkommen zum Schutz <strong>und</strong> zur Förderung<br />
der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen –<br />
Was ist erreicht, was ist zu tun?<br />
V. Konsultation der B<strong>und</strong>esweiten Koalition für Kulturelle Vielfalt<br />
Berlin, Auswärtiges Amt, Europasaal, Dienstag, den 30. Mai 2006, 11-17h00<br />
<strong>Programm</strong>entwurf (Stand: 24. Mai 2006)<br />
Hauptziele der Arbeit der B<strong>und</strong>esweiten Koalition für Kulturelle<br />
Vielfalt 2006/2007:<br />
1. Analyse des Konventionstextes, Erarbeitung von Stellungnahmen <strong>und</strong> Vorschlägen<br />
zur Umsetzung des Übereinkommens:<br />
Zivilgesellschaft, Verbände, Vertreter der Kulturwirtschaft, Parlamentarier, kulturpolitische<br />
Verantwortliche in B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Gemeinden anregen, den deutschsprachigen Text des<br />
Übereinkommens vertieft zu rezipieren, intern zu verbreiten <strong>und</strong> zu diskutieren nach<br />
Relevanz, möglichen eigenen Beiträgen <strong>und</strong> Handlungsbedarf in den Dimensionen von<br />
Kulturpolitik, auswärtiger Kultur- <strong>und</strong> Bildungspolitik, Entwicklungszusammenarbeit,<br />
Handelspolitik, national/EU/International<br />
Bis 30. Mai 2006: erste Einschätzungen aus Sicht der verschiedenen Akteure<br />
Bis Dezember 2006: vertiefte Analysen für die einzelnen Handlungsfelder, erste Vorschläge<br />
zur Umsetzung der Konvention nach ihrem Inkrafttreten.<br />
2. Ratifizierungsprozesse: Zeitnahe Information über den Stand der Ratifizierungsprozesse<br />
in DEU, EU <strong>und</strong> international<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung strebt die Ratifizierung des UNESCO-Übereinkommens an. Hierzu liegt<br />
bereits eine deutsche Sprachfassung vor. Die Arbeit zum Beitritt der Europäischen<br />
Gemeinschaft – neben den EU-Mitgliedstaaten – hat begonnen. Der Rat der EU-<br />
Kulturminister hat dazu am 18.5.06 einen Beschluss gefasst. Das Übereinkommen tritt nach<br />
Ratifizierung durch 30 UNESCO-Mitgliedstaaten in Kraft.<br />
3. <strong>Konzept</strong>ion <strong>und</strong> Empirie der Vielfalt Kultureller Ausdrucksformen<br />
Erster Einstieg in mittelfristig wichtige Fragen nach geeigneten kulturpolitischen<br />
Instrumenten <strong>und</strong> Indikatoren mit Aussagekraft hinsichtlich Stand <strong>und</strong> Entwicklung der<br />
kulturellen Vielfalt, u.a. regionale Observatorien auf Ebene des Europarates (Compendium)<br />
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<strong>Programm</strong><br />
V. Konsultation der B<strong>und</strong>esweiten Koalition für Kulturelle Vielfalt<br />
Berlin, Auswärtiges Amt, Europasaal, Dienstag, den 30. Mai 2006, 11-17h00<br />
10:30 Ankunft, Kaffee/Tee<br />
11:00 Begrüßung: Staatsminister für Europa, Günter Gloser<br />
Einführungen:<br />
11:15: Ergebnisse der Verhandlungen zum UNESCO-Übereinkommen <strong>und</strong> Stand des<br />
Ratifizierungsprozesses, Ministerialdirektor Wilfried Grolig, Leiter der Kultur- <strong>und</strong><br />
Bildungsabteilung des Auswärtigen Amts<br />
11:30: „Was ist erreicht – Was ist zu tun“, Dr. Roland Bernecker, Generalsekretär der<br />
Deutschen UNESCO-Kommission<br />
12:00 - 13:30 Das UNESCO-Übereinkommen zum Schutz <strong>und</strong> zur Förderung der<br />
Vielfalt kultureller Ausdrucksformen – was ist erreicht, was ist zu tun?<br />
Erste Diskussionsr<strong>und</strong>e aus Sicht von Künstlern, Produzenten, Mittlern, Verwertern sowie<br />
Parlamentariern <strong>und</strong> kulturpolitisch Verantwortlichen in B<strong>und</strong>, Ländern, Gemeinden<br />
Moderation: Dr. Verena Metze-Mangold, Vizepräsidentin, DUK<br />
Peter Dinges, Vorstand, Filmförderungsanstalt<br />
Christian Höppner Generalsekretär des Dt. Musikrats<br />
Siegm<strong>und</strong> Ehrmann, MdB, Stellv Vorsitzender, Ausschuss für Kultur <strong>und</strong> Medien*<br />
Dr. Iris Magdowski, Vizepräsidentin der Kulturpolitischen Gesellschaft,<br />
ehem.Kulturbürgermeisterin der Landeshauptstadt Stuttgart<br />
Mathias Knauer, Filmemacher, Vizepräsident von Suisseculture, Vorstandsmitglied der<br />
Schweizer Koalition für die kulturelle Vielfalt<br />
Aussprache - weitere Statements der Fachgesprächsteilnehmer<br />
13:30 - 15:00 Mittagspause (Lunchbuffet, Kaffee), Gelegenheit für informelle Gespräche<br />
15:00 – 16:30 Zweite Diskussionsr<strong>und</strong>e aus der Sicht von Künstlern, Produzenten, Mittlern,<br />
Verwertern sowie Parlamentariern <strong>und</strong> kulturpolitisch Verantwortlichen in B<strong>und</strong>, Ländern,<br />
Gemeinden<br />
Moderation: Dr. Verena Metze-Mangold, Vizepräsidentin, DUK<br />
Johano Strasser, Präsident des P.E.N. – Zentrums*<br />
MdB Gitta Connemann, Dt. B<strong>und</strong>estag, Vorsitzende, Enquete-Kommission<br />
Dr. Verena Wiedemann, designierte Generalsekretärin der ARD<br />
Christoph Backes, Bremen, Kulturwirtschaftsexperte<br />
Prof. Dr. Max Fuchs, Direktor der B<strong>und</strong>esakademie für Kulturelle Bildung, Remscheid,<br />
Vorsitzender des Deutschen Kulturrates<br />
Aussprache - weitere Statements der Fachgesprächsteilnehmer<br />
16:30 Schlussfolgerungen - Ende ca. 17 Uhr<br />
* zu bestätigen / Hinweis: wg zeitgleicher Tagung des Kulturausschusses des EP in Brüssel leider keine<br />
Teilnahme der MdEPs möglich
Hintergr<strong>und</strong><br />
Mit dem UNESCO-Übereinkommen zum Schutz <strong>und</strong> zur Förderung der Vielfalt kultureller<br />
Ausdrucksweisen wird die Berechtigung nationaler Kulturpolitik auch im Hinblick auf die<br />
fortschreitende Liberalisierung im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO)<br />
völkerrechtlich festgeschrieben.<br />
Kulturpolitik <strong>und</strong> öffentliche Kulturförderung erhalten gegenüber möglichen<br />
wettbewerbsrechtlichen Einschränkungen eine neue Legitimität. Kulturpolitische Ziele<br />
nationaler Politik können mit internationalen Handelsabkommen wie zum Beispiel dem<br />
Allgemeinen Abkommen zum Handel mit Dienstleistungen (GATS) in Einklang gebracht<br />
werden.<br />
Kernstück des Übereinkommens ist das Recht eines jeden Staates, regulatorische <strong>und</strong><br />
finanzielle Maßnahmen zu ergreifen, die darauf abzielen, die Vielfalt der kulturellen<br />
Ausdrucksformen auf seinem Staatsgebiet zu schützen. Zugleich soll der Austausch von<br />
künstlerischen Ideen gefördert werden. Mit dem Übereinkommen wird die Besonderheit<br />
kultureller Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen anerkannt.<br />
Die erfolgreiche Annahme der Konvention im Oktober 2005 ist auf mehrere Faktoren<br />
zurückzuführen:<br />
• die starke politische Priorität für dieses Vorhaben bei einer Gruppe von UNESCO-<br />
Mitgliedsstaaten, darunter Kanada, Frankreich, Deutschland, Südafrika, Brasilien <strong>und</strong><br />
andere, ein derartiges Abkommen schnell <strong>und</strong> mit gezieltem kombinierten Einsatz des<br />
fachlichen <strong>und</strong> politischen Sachverstandes auszuarbeiten sowie eine sehr<br />
zielorientierte <strong>und</strong> flexible Verhandlungsstrategie der Entwicklungsländer (Gruppe<br />
77);<br />
• ein auf politischen Konsens orientierter Vorentwurf einer unabhängigen<br />
Expertengruppe, der von den Regierungsexperten als Ausgangspunkt für die<br />
Verhandlungen akzeptiert wurde;<br />
• eine hochprofessionelle Steuerung des Verhandlungsprozesses durch das UNESCO-<br />
Sekretariat <strong>und</strong> den Konferenzvorsitzenden Kadar Asmal, die gemeinsam auf einen<br />
straffen Zeitplan drängten;<br />
• eine neue Form der Konzertierung <strong>und</strong> Kooperation seitens der EU-Mitglieder seit<br />
November 2004, die im Rahmen der Verhandlungen gemeinsam mit der EU-<br />
Kommission einheitlich auftraten, vorab Konsenspositionen erarbeiteten <strong>und</strong> diese<br />
jeweils mit der Stimme der Ratspräsidentschaft klar vertrat;<br />
• eine breite Konsultation <strong>und</strong> Mobilisierung der Zivilgesellschaft durch internationale<br />
NGO-Netze, darunter insbesondere die Bildung von inzwischen weltweit über dreißig<br />
Koalitionen für kulturelle Vielfalt.<br />
Aufgaben der b<strong>und</strong>esweiten Koalition für kulturelle Vielfalt 2006-2007<br />
Nach der erfolgreichen Verabschiedung der Konvention durch die 33. Generalkonferenz der<br />
UNESCO im Oktober 2005 gilt es, die Ratifizierung durch die UNESCO-Mitgliedstaaten<br />
sowie die Europäische Gemeinschaft zu begleiten. Hierbei ist es auch international wichtig<br />
parallel zur Ratifizierung kontinuierlich den Dialog mit den Skeptikern <strong>und</strong> den Noch-nicht-<br />
Überzeugten zu suchen. Für die b<strong>und</strong>esweite <strong>und</strong> die internationalen Koalitionen für<br />
Kulturelle Vielfalt stellt sich die besondere kurz- <strong>und</strong> mittelfristige Aufgabe, aktiv den Dialog
<strong>und</strong> die Kooperation mit Vertretern der Zivilgesellschaften derjenigen Länder zu suchen, die<br />
dem Konventionsprozess kritisch <strong>und</strong> ablehnend gegenüber stehen, allen voran die USA.<br />
Auf Basis des Krajewski-Gutachtens zu GATS <strong>und</strong> Kulturförderung in Deutschland (Februar<br />
2005) ist eine vertiefte Analyse der einzelnen Kultursparten zur Entwicklung von<br />
möglichen Szenarien im Rahmen des GATS nötig, als Spiegelbild zum Arbeitsprozess am<br />
Argumentationsleitfaden vom Sommer 2004. Diese komplexe Materie ist in allen Details<br />
schwer zu überblicken, z.B. im Hinblick auf die Privatisierung öffentlicher<br />
Kultureinrichtungen.<br />
Ab voraussichtlich Ende 2007 bzw. nach dem Inkrafttreten der Konvention wird die Frage<br />
der aktiven Nutzung dieses Instrumentes in der deutschen Kulturpolitik <strong>und</strong> in der<br />
internationalen Zusammenarbeit zentral werden. Wichtig ist auch die systematische<br />
Überprüfung der Optionen für die Entwicklung kultureller Vielfalt, einschließlich der<br />
wirtschaftlichen Anreize, wie in Kap. 3.3. des Argumentationsleitfadens der b<strong>und</strong>esweiten<br />
Koalition vom September 2004 skizziert. Ein möglicher Weg dazu ist z.B. die Aufnahme der<br />
Argumentation ‚Kultur <strong>und</strong> kulturelle Vielfalt als Potenzial’ in den Wirtschaftsbericht der<br />
B<strong>und</strong>esregierung.<br />
Ob die Konvention zum Schutz <strong>und</strong> zur Förderung kultureller Vielfalt mittelfristig ein Erfolg<br />
wird, hängt wesentlich mit davon ab, ob auch die Nutzer von Kultur <strong>und</strong> die K<strong>und</strong>en der<br />
Kulturwirtschaft darin einen Sinn sehen können. Hier liegt eine besondere Herausforderung<br />
der Mobilisierung für die Koalitionen für Kulturelle Vielfalt.<br />
Web-Ressourcen<br />
http://unesco.de/c_arbeitsgebiete/kulturelle_vielfalt.htm