22.11.2013 Aufrufe

Schutzlos hinter Gittern Abschiebungshaft in Deutschland - Pro Asyl

Schutzlos hinter Gittern Abschiebungshaft in Deutschland - Pro Asyl

Schutzlos hinter Gittern Abschiebungshaft in Deutschland - Pro Asyl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

32<br />

Abschiebegewahrsam<br />

Berl<strong>in</strong>-Koepenick<br />

© ddpimages/Theo Heimann<br />

Kontaktmöglichkeiten nach außen: Handys ohne Kamerafunktion<br />

s<strong>in</strong>d erlaubt. Besuche s<strong>in</strong>d jeden Tag zwischen 07:00<br />

und 19:00 Uhr möglich. Es gibt ke<strong>in</strong>e strikte, zeitliche Begrenzung.<br />

Der Besucherraum ist groß und hell. Hier s<strong>in</strong>d etwa 10<br />

bis 12 Tische mit entsprechenden Stühlen. Am Kopf des Raumes<br />

steht e<strong>in</strong> Tisch für die Bewachung. Es f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e optische<br />

Überwachung der Gespräche statt.<br />

Essen: E<strong>in</strong> Caterer liefert das Essen für die Inhaftierten. Es<br />

wird morgens und mittags ausgegeben. Das Abendessen<br />

wird auch mittags ausgegeben. Es steht e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Küche<br />

zur Verfügung, <strong>in</strong> der die Speisen aufgewärmt werden können<br />

oder Essen selbst zubereitet werden kann. Lebensmittel<br />

können im Gewahrsam erworben werden, jedoch ke<strong>in</strong> frisches<br />

Fleisch oder ähnliches (aus hygienischen Gründen). Die<br />

Inhaftierten können zwischen Schonkost, vegetarischer und<br />

Normalkost (mit Fleisch) wählen. Schwe<strong>in</strong>efleisch wird nicht<br />

gereicht.<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Versorgung: Es gibt ke<strong>in</strong>e obligatorische mediz<strong>in</strong>ische<br />

E<strong>in</strong>gangsuntersuchung. Den neu <strong>in</strong>haftierten Personen<br />

wird e<strong>in</strong> gesundheitlicher Fragebogen vorgelegt. Das<br />

Ausfüllen ist jedoch freiwillig. Obligatorisch ist h<strong>in</strong>gegen das<br />

Röntgen wegen TBC. Täglich ist e<strong>in</strong> Arzt <strong>in</strong> der Haft, e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong><br />

der Woche e<strong>in</strong> Zahnarzt und e<strong>in</strong> Psychiater. Wenn notwendig,<br />

werden Ausführungen zu weiteren Ärzten (z.B. Augenarzt,<br />

Gynäkologe, etc.) organisiert. Bei Suizidversuchen wird die<br />

Person zunächst ärztlich versorgt und dann <strong>in</strong> die Psychiatrie<br />

weiter geleitet. Psychische Erkrankungen/Traumatisierungen<br />

spielen im Alltag der <strong>Abschiebungshaft</strong> nach Aussage unserer<br />

Gesprächspartner jedoch ke<strong>in</strong>e große Rolle.<br />

Soziale Betreuung/unabhängige Beratung: Es gibt zwei<br />

Stellen für Sozialarbeiter/<strong>in</strong>nen, von denen aber nur e<strong>in</strong>e besetzt<br />

ist. Sie arbeiten im Auftrag der Senatsverwaltung und<br />

sollen sich um die „sozialen Belange“ der Inhaftierten kümmern.<br />

Daneben gibt es noch katholische und evangelische<br />

Seelsorger, die viel an unabhängiger Beratungsarbeit abdecken.<br />

E<strong>in</strong>e Rechtsberatung f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Woche durch<br />

den Republikanischen Anwaltsvere<strong>in</strong> statt. Diese Beratung<br />

der Rechtsanwälte ist ehrenamtlich. Der Jesuiten Flüchtl<strong>in</strong>gsdienst<br />

verfügt über e<strong>in</strong>en Rechtshilfefonds und kann, wenn<br />

diese als notwendig erachtete werden, rechtliche Interventionen<br />

f<strong>in</strong>anziell unterstützen.<br />

E<strong>in</strong>zelgewahrsam/Besonders gesicherter Haftraum (bgH):<br />

E<strong>in</strong>zelgewahrsam wird angeordnet, wenn sich Inhaftierte<br />

schlagen, sozial unverträglich s<strong>in</strong>d, bei mediz<strong>in</strong>ischen Gründen<br />

(z.B. Infektionskrankheiten, psychischen Erkrankungen<br />

oder Selbstverletzungen/Suizidversuchen), wenn damit<br />

e<strong>in</strong>e regelmäßige, gesundheitliche Versorgung gewährleistet<br />

werden kann. Sollte E<strong>in</strong>zelgewahrsam länger als 14 Tage<br />

andauern, ist dies gegenüber der zuständigen Senatsverwaltung<br />

zu begründen.<br />

Im Polizeigewahrsam Berl<strong>in</strong> gibt es ke<strong>in</strong>en speziellen, besonders<br />

gesicherten Haftraum. Es ist vielmehr e<strong>in</strong> normaler<br />

Haftraum, <strong>in</strong> dem die Möbel fest am Boden fixiert s<strong>in</strong>d und<br />

der nur mit e<strong>in</strong>er Person belegt wird. In den letzten drei Jahren<br />

gab es e<strong>in</strong>en Fall, bei dem e<strong>in</strong> Inhaftierter fixiert werden<br />

musste. Dies geschah nicht durch besondere Vorrichtungen<br />

sondern durch die Fesselung von Händen und Füßen an den<br />

Gitterstäben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!