Kammertheater - Schauspiel Stuttgart
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helden und stars<br />
Der französische Philosoph Roland Barthes hat die Massenkultur<br />
einmal treffend mit einer Maschine verglichen, die unser<br />
kollektives Begehren sichtbar macht. Sie diktiert, was uns<br />
interessieren soll, als wären wir ohne diese äußere Hilfe unfähig<br />
herauszufinden, was wir begehren. Wie sehr die Objekte, die<br />
wir mit unseren Phantasien besetzen, von der Kulturindustrie<br />
bereitgestellt werden, wird jedoch nirgends so deutlich, wie<br />
beim Phänomen des Stars. Am Star werden Erzählungen festgemacht,<br />
die für uns Modellcharakter haben, weil sie der<br />
Verlaufskurve jener alten Geschichten folgen, die kulturell<br />
immer schon in Umlauf gesetzt wurden, um Antworten auf<br />
Sinnfragen zu liefern.<br />
In diesem Sinne stellt der Star sich meist als Verschränkung<br />
von Erlösungs- und Identifikationsfigur zur Schau. Wir haben<br />
immer schon Figuren gebraucht, die wir aufgrund ihrer Persönlichkeit,<br />
ihrer Leistungen und ihrer öffentlichen Wirkung<br />
bewundern können, um die Wunden zu heilen und die Mängel<br />
zu glätten, die sich in jeder kulturellen Gemeinschaft ergeben.<br />
Brisant an dem Umstand, dass wir seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
dazu tendieren, den klassischen Helden durch den Star<br />
zu ersetzen, ist vor allem die Verschmelzung von öffentlicher<br />
und privater Person, die den Starkörper kennzeichnet. Denn<br />
wenn der klassische Held dadurch der kollektiven Sinnstiftung<br />
diente, dass er denkwürdige und meisterhafte Taten vollbrachte,<br />
so hält der Star sein Publikum vor allem durch Einblicke in<br />
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