Kammertheater - Schauspiel Stuttgart
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zurechtgestutzt wird, sondern noch viel tiefer fällt, als wir uns<br />
das für uns jemals vorstellen können oder wollen.<br />
Das vielschichtige Verhältnis von Darsteller und Dargestelltem<br />
spielt in unserer Inszenierung was geschah mit baby jane?<br />
eine ebenso große Rolle wie das Thema der Romanvorlage –<br />
der Konflikt der miteinander erst um die Zuneigung der<br />
Eltern, dann um den Erfolg im Filmgeschäft konkurrierenden<br />
Schwestern. Denn bei uns spielen mit Corinna Harfouch und<br />
Catherine Stoyan zwei <strong>Schauspiel</strong>erinnen, die zugleich Schwestern<br />
sind, die Rollen der beiden Schwestern, die ebenfalls <strong>Schauspiel</strong>erinnen<br />
sind. Und da der Stoff nicht von der Verfilmung<br />
durch Robert Aldrich (der viele weitere Verfilmungen folgten)<br />
zu trennen ist, kommt noch eine weitere Folie hinzu: Das Spiel<br />
der <strong>Schauspiel</strong>erinnen unserer Inszenierung, die Schwestern<br />
sind und Schwestern spielen, kann immer auch ins Verhältnis<br />
gesetzt werden zum Spiel der <strong>Schauspiel</strong>erinnen Crawford<br />
und Davis, die den Konflikt zwischen den von ihnen verkörperten<br />
Figuren des Film angeblich auch hinter der Kamera fortsetzten.<br />
So entsteht ein höchst komplexes Vexierspiel, in dem <strong>Schauspiel</strong>er<br />
und Figur, Realität und Fiktion für den Zuschauer nicht ohne<br />
weiteres unterscheidbar sind. Für dieses Spiel mit Identitäten ist<br />
das Theater seit jeher der am besten geeignete Ort. Es erklärt<br />
sich daher von selbst, dass dieser als Film berühmt gewordene<br />
Stoff unbedingt auf die Bühne gehört.<br />
Christian Holtzhauer<br />
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