Lektionen zur Vorlesung Industrielle Mess‐ und ... - Elektrotechnik
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<strong>Lektionen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>Industrielle</strong><br />
<strong>Mess‐</strong> <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />
Gerhard Geiger<br />
Stand 27.4.2009<br />
Inhalt<br />
Vorwort<br />
Gr<strong>und</strong>züge der Leittechnik<br />
Sensoren in der Leittechnik<br />
Gr<strong>und</strong>züge der Feldkommunikation<br />
Temperaturmessung<br />
Durchflussmessung<br />
Messung von Länge, Weg <strong>und</strong> Winkel<br />
Messung der Dehnung<br />
Kraftmessung<br />
Druckmessung<br />
Zeit‐ <strong>und</strong> Frequenzmessung
Vorwort<br />
Das vorliegende Skript fasst den Inhalt der <strong>Vorlesung</strong> <strong>Industrielle</strong> Messtechnik<br />
im 5. bzw. 6. Semester des Bachelor‐Studiengangs an der FH Gelsenkirchen<br />
zusammen.<br />
Diese <strong>Vorlesung</strong> ist Bestandteil des Hauptstudiums. Demzufolge wurden<br />
von den Studenten alle gr<strong>und</strong>legenden <strong>Vorlesung</strong>en des Gr<strong>und</strong>studiums<br />
schon absolviert. Der Inhalt dieser Lehrveranstaltungen wird demzufolge<br />
vorausgesetzt. Das betrifft insbesondere die Messtechnik.<br />
Skript <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>Industrielle</strong><br />
<strong>Mess‐</strong> <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />
Messtechnik vorausgesetzt<br />
Hier einen Überblick über die Nomenklatur.<br />
Größe Darstellung Beispiel<br />
Skalare Konstante Klein oder groß Ohmscher Widerstand R<br />
Vektor, Matrix Klein oder groß, fett Kraft F<br />
Momentanwert Klein Spannung u, Strom i<br />
Mittelwert Klein, Überstrich Spannung u , Strom<br />
i<br />
Konstanter Wert<br />
Groß<br />
Spannung U, Strom I<br />
im Gleichstromkreis<br />
Effektivwert<br />
Groß<br />
Spannung U, Strom I<br />
im Wechselstromkreis<br />
Komplexe Amplitude Groß, Unterstrich,<br />
Spannung U ˆ , Strom<br />
mit ^<br />
I ˆ<br />
Komplexer Effektivwert Groß, Unterstrich Spannung U , Strom<br />
I<br />
Allgemeine Gleichheit = U = R⋅<br />
I<br />
Definition<br />
≡<br />
A ≡ x−<br />
x W<br />
Tabelle 1: Nomenklatur für die Bezeichnung der einzelnen Größen.<br />
Jedes der folgenden Kapitel ist einer oder mehrerer Doppelst<strong>und</strong>en zugeordnet<br />
(Lektion).<br />
Sollte in der <strong>Vorlesung</strong> der entsprechende Stoff nicht komplett durchgearbeitet<br />
worden sein, so hat dies Zuhause zu geschehen.<br />
Kontrollfragen <strong>und</strong> Literaturangaben vervollständigen jede Lektion.<br />
Nomenklatur<br />
Lektion = Kapitel<br />
für eine oder mehrere Doppelst<strong>und</strong>e<br />
Ggf. zu Hause Stoff vervollständigen<br />
Kontrollfragen <strong>und</strong> Literaturangaben<br />
am Ende jeder<br />
Lektion
Gr<strong>und</strong>züge der Leittechnik<br />
Beginnen wir zuerst damit, einige für die Leittechnik wichtige Begriffe zu<br />
definieren.<br />
Technischer Prozess<br />
Die systematische Behandlung der Vorgänge in einer Anlage erfordert<br />
ein Instrumentarium, um das Verhalten dieser Vorgänge beschreiben zu<br />
können. In diesem Zusammenhang ist der Begriff des Prozesses einzuführen.<br />
(Technischer) Prozess = Instrumentarium<br />
<strong>zur</strong> systematische<br />
Behandlung der<br />
Vorgänge in einer Anlage<br />
Man versteht unter einem Prozess nach [DIN66201] die Gesamtheit von<br />
aufeinander einwirkenden Vorgängen in einem System, durch die<br />
• Materie,<br />
• Energie, <strong>und</strong><br />
• Information<br />
Definition nach DIN 66201<br />
entweder<br />
• umgeformt,<br />
• transportiert, oder<br />
• gespeichert<br />
werden. Ein technischer Prozess ist ein Prozess, dessen physikalische<br />
Größen (Prozessgrößen) mit technischen Mitteln<br />
• erfasst (Ergebnisgrößen), <strong>und</strong><br />
• beeinflusst (Einflussgrößen) werden.<br />
Der Technische Prozess<br />
Abbildung 1: Der technische Prozess nach [DIN66201].<br />
1
Man unterscheidet folgende Arten von (technischen) Prozessen:<br />
Kontinuierliche Prozesse<br />
Hier findet der Prozess kontinuierlich statt. Beispiele sind Prozesse in der<br />
Verfahrenstechnik, bei denen chemischen Reaktoren kontinuierlich Stoffe<br />
zugeführt werden, die im Reaktor <strong>zur</strong> Reaktion gebracht werden, wodurch<br />
ein neuer Stoff entsteht, der dann kontinuierlich abgeführt wird.<br />
Der kontinuierliche Prozess ist somit ein kontinuierliches Produktionsverfahren<br />
z.B. <strong>zur</strong> Synthese von Chemikalien.<br />
Stückprozess<br />
Hier werden einzelne (Werk‐)Stücke einer geordneten Folge von Prozessaktivitäten<br />
unterzogen, z.B. Montageprozesse am Fließband.<br />
Batch oder Chargenprozess<br />
Dabei handelt es sich um einen Prozess, der <strong>zur</strong> Herstellung von abgegrenzten<br />
Stoffmengen führt, indem Mengen von Einsatzstoffen innerhalb<br />
eines abgegrenzten Zeitraums einer geordneten Folge von Prozessaktivitäten<br />
unterzogen werden. Der Chargenprozess ist somit ein diskontinuierliches<br />
Produktionsverfahren z.B. <strong>zur</strong> Synthese von Chemikalien.<br />
Verfahrenstechnisches Beispiel<br />
eines kontinuierlichen<br />
Prozesses<br />
Fertigungstechnisches Beispiel<br />
eines Stückprozesses<br />
Verfahrenstechnisches Beispiel<br />
eines Batch‐ oder<br />
Chargenprozesses<br />
2
System<br />
Ein System ist dadurch gekennzeichnet, dass<br />
• eine Funktion bzw. Aufgabe erfüllt,<br />
• strukturiert ist, <strong>und</strong><br />
• ein Verhalten aufweist.<br />
Ein Prozess läuft auf einem System ab; hier handelt es sich also um ein<br />
abstraktes, systemtheoretisches Konzept. Das u.a. Beispiel verdeutlicht<br />
den Zusammenhang zwischen den Begriffen System <strong>und</strong> Technischer<br />
Prozess. Dabei werden in einem chemischen Reaktor zwei Stoffe eingefüllt,<br />
<strong>zur</strong> Reaktion gebracht, <strong>und</strong> der entstehende Stoff entleert. Es handelt<br />
sich hierbei also je nach Fahrweise um einen kontinuierlichen oder<br />
Chargenprozess.<br />
Definition eines Systems<br />
Ein Prozess läuft auf einem<br />
System ab<br />
System <strong>und</strong> Technischer<br />
Prozess für ein Beispiel<br />
Abbildung 2: System <strong>und</strong> Technischer Prozess an einem Beispiel.<br />
3
Leiten <strong>und</strong> Leittechnik<br />
Leiten bedeutet, einen technischen Prozess im Sinne festgelegter Ziele<br />
so zu führen, dass<br />
• er sich bestimmungsgemäß verhält, <strong>und</strong><br />
• zu keiner Zeit eine Gefährdung für Mensch <strong>und</strong> Umwelt vorliegt.<br />
Die Leittechnik umfasst dann alle leittechnischen<br />
Leiten <strong>und</strong> Leittechnik<br />
• Techniken,<br />
• Systeme, <strong>und</strong><br />
• Komponenten,<br />
die notwendig sind, um einen technischen Prozess zu führen.<br />
Automatisierungstechnik<br />
In Abgrenzung <strong>zur</strong> Automatisierungstechnik geht es in der Leittechnik<br />
auch immer darum, den Menschen in angemessener Art <strong>und</strong> Weise in<br />
das Prozessgeschehen mit einzubinden. Dies stellt nicht in Abrede, dass<br />
Teilfunktionen automatisch ablaufen können. In diesem Sinne ist die Automatisierungstechnik<br />
Teil der Leittechnik.<br />
Leittechnik involviert den<br />
Menschen, Automatisierungstechnik<br />
nicht<br />
Automatisierungstechnik<br />
als Teil der Leittechnik<br />
4
Aufgaben der Leittechnik<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Einrichtungen der Leittechnik lassen sich entsprechend<br />
der u.a. Abbildung aufteilen.<br />
Aufgaben der Leittechnik<br />
Abbildung 3: Aufgaben der Leittechnik nach [Ahrens].<br />
Auf der rechten Seite der Abbildung ist eine physikalische Größe dargestellt,<br />
die Gegenstand der Leittechnik ist. Es könnte sich hier z.B. um die<br />
Temperatur eines Stoffgemisches in einem chemischen Reaktor handeln.<br />
PLTBetriebseinrichtungen<br />
Die Betriebseinrichtungen der Prozessleittechnik (PLT) sind dem normalen<br />
Betrieb einer Anlage zugeordnet. Kennwerte wie z.B. die Produktqualität<br />
stehen im Vordergr<strong>und</strong>. Entsprechende Prozessgrößen (wie hier<br />
in diesem Beispiel die Temperatur) werden so gesteuert bzw. geregelt,<br />
dass diese sich in einem Gutbereich befindet. Diese Funktionen werden<br />
üblicherweise von MSR‐Einrichtungen (Messen, Steuern, Regeln) übernommen,<br />
dazu kommen typischerweise Einrichtungen zum Protokollieren<br />
<strong>und</strong> Registrieren.<br />
PLTÜberwachungseinrichtungen<br />
Verlassen nun eine oder mehrere Prozessgrößen (hier Temperatur) den<br />
Gutbereich, so wechseln sie zuerst in einen zulässigen Fehlbereich. Dies<br />
wird durch PLT‐Überwachungseinrichtungen gemeldet, um<br />
Betriebseinrichtungen für<br />
den normalen Betrieb einer<br />
Anlage<br />
Messen, Steuern, Regeln<br />
mit MSR‐Einrichtungen<br />
Überwachungseinrichtungen<br />
wenn Wechsel in den<br />
zulässigen Fehlbereich<br />
• erhöhte Aufmerksamkeit des Betriebspersonals , <strong>und</strong> ggf.<br />
• manuelle Eingriffe<br />
zu veranlassen. Die Fortführung des Betriebs ist i.d.R. bei erhöhter Aufmerksamkeit<br />
des Betriebspersonals möglich, sofern keine unmittelbare<br />
Gefährdung für Mensch <strong>und</strong> Umwelt vorliegt.<br />
Fortführung des Betriebs<br />
ggf. möglich<br />
5
PLTSchutzeinrichtungen<br />
Wechselt nun die Prozessgröße<br />
• vom zulässigen<br />
• in den unzulässigen<br />
Fehlbereich, so greifen die PLT‐Schutzeinrichtungen ein. Aufgaben dieser<br />
Einrichtungen sind die<br />
• Vermeidung von Störfällen, <strong>und</strong> die<br />
• Vermeidung bzw. Begrenzung von Schaden für Mensch <strong>und</strong><br />
Umwelt.<br />
Um diese Aufgaben zu bewältigen<br />
• sind die PLT‐Schutzeinrichtungen unabhängig von den Betriebs<strong>und</strong><br />
Überwachungseinrichtungen zu gestalten, <strong>und</strong><br />
• müssen die PLT‐Schutzeinrichtungen in der Lage sein die Anlage<br />
in einen sicheren Zustand zu versetzen (Fail‐Safe‐Prinzip).<br />
Überwachungseinrichtungen<br />
wenn Wechsel in den<br />
unzulässigen Fehlbereich<br />
Aufgaben<br />
Voraussetzungen<br />
Zusammenfassung<br />
Betriebs‐, Überwachungs‐ <strong>und</strong> Schutzeinrichtungen stellen ein gestaffeltes,<br />
red<strong>und</strong>ant ausgelegtes <strong>und</strong> mit organisatorischen Maßnahmen<br />
flankiertes Sicherheitssystem dar.<br />
6
Projektierung von Leitsystemen<br />
PLT‐Anlagen sind oftmals komplexe Gebilde, die große Kosten verursachen<br />
können. Eine zielgerichtete Projektierung solcher Systeme ist sehr<br />
wichtig um das Ziel einer produktionsfähigen Anlage bei überschaubaren<br />
Kosten zu erreichen. Die 1949 gegründete NAMUR als ein internationaler<br />
Verband der Anwender von Automatisierungstechnik der Prozessindustrie<br />
hat deshalb ein Projektierungsmodell vorgeschlagen.<br />
Noch nicht im WS 08/09<br />
Abbildung 4: Phasen der Projektierung nach NAMUR.<br />
Die PLT‐Anlagen‐Projektierung ist danach in folgende Phasen unterteilt:<br />
1. Die Gr<strong>und</strong>lagenermittlung dient <strong>zur</strong> Klärung <strong>und</strong> Vertiefung der<br />
Aufgabenstellung, die in einer Festlegung der Projektziele sowie<br />
in einer Abschätzung der Grobkosten (±30%) mündet. Ergebnis<br />
dieser Phase ist das Konzept einer durchführbaren Anlage.<br />
2. Während der Vorplanung werden mehrere alternative Lösungen<br />
gesucht, aus denen eine optimale ausgewählt wird. Aspekte der<br />
Sicherheit <strong>und</strong> rechtliche Aspekte werden dabei berücksichtigt,<br />
so dass das Konzept einer genehmigungsfähigen Anlage entsteht.<br />
Die Kostenabschätzung wird präzisiert.<br />
3. Die Basisplanung legt ein verbindliches Konzept für die Realisierung<br />
der Anlage vor; dieses wird häufig PLT‐Lastenheft oder PLT‐<br />
Pflichtenheft genannt. Danach kann die Anlage ausgeschrieben<br />
werden.<br />
4. In der sich anschließenden Ausführungsphase werden die vorher<br />
während den drei Planungsphasen erarbeiteten Unterlagen in<br />
Unterlagen zum Beschaffen, Errichten, Betreiben <strong>und</strong> Instandhalten<br />
eine funktions‐ <strong>und</strong> produktionsfähige Anlage umgesetzt.<br />
7
5. In der Errichtungsphase werden Bestellungen veranlasst, Lieferungen<br />
bestätigt, Software konfiguriert, Montagen überwacht<br />
<strong>und</strong> schließlich eine Funktionsprüfung durchgeführt.<br />
6. In der Inbetriebsetzungsphase wird die Anlage dem Betreiber<br />
übergeben. Dazu ist Personal auszubilden, die Inbetriebsetzung<br />
zu (beim ersten Mal)m unterstützen, Dokumentation des Ist‐<br />
Zustand anzupassen <strong>und</strong> diese dem Betreiber zu übergeben.<br />
7. Mit dem Projektabschluss ist das Projekt abgeschlossen. Es wird<br />
ein Abschlussbericht erstellt <strong>und</strong> eine Nachkalkulation durchgeführt<br />
um die geplanten Soll‐Kosten den tatsächlichen Ist‐Kosten<br />
gegenüber zu stellen.<br />
Noch nicht im WS 08/09<br />
Der korrekte Ablauf der Projektierung wird durch Maßnahmen<br />
• des Projektmanagements <strong>und</strong> der<br />
• Qualitätssicherung<br />
sichergestellt.<br />
Neben dem NAMUR‐Projektierungsmodell gibt es noch andere Modelle,<br />
siehe z.B. [Ahrens].<br />
8
Die Automatisierungspyramide<br />
Die Automatisierungspyramide dient der Einordnung von Techniken <strong>und</strong><br />
Systemen in der Leittechnik mittels Zuordnung zu bestimmte Ebenen. Es<br />
gibt verschiedene Darstellungen der Automatisierungspyramide; die<br />
gewählte Darstellung ist somit eine ausgewählte Variante.<br />
Jeder Ebene kommt eine eigene Aufgabe in der Produktion zu, wobei es<br />
je nach betrieblicher Situation fließende Grenzen gibt. Entsprechend der<br />
Aufgabe der Ebene haben sich spezifische Techniken entwickelt.<br />
Aufgaben der Automatisierungspyramide<br />
Es gibt mehrere Darstellungen<br />
Die Automatisierungspyramide<br />
Abbildung 5: Beispiel einer Automatisierungspyramide.<br />
Anlagenebene<br />
Die unterste Ebene 0 wird als Anlagenebene bezeichnet. Hier findet sich<br />
die eigentliche Anlage.<br />
Anlage auf Anlagenebene<br />
Feldebene<br />
In der Feldebene 1 finden sich die Techniken, Systeme <strong>und</strong> Komponenten,<br />
die zum einen Bestandteil des Leitsystems sind, zum anderen sich<br />
im Feld befinden. Diese Komponenten werden auch im Weiteren als<br />
Feldkomponenten bezeichnet. Beispiele sind<br />
• Sensoren <strong>zur</strong> Erfassung notwendiger Informationen über den<br />
Prozess (z.B. Durchflussmesssysteme <strong>und</strong> Temperaturmesssysteme)<br />
• Aktoren (oder Aktuatoren) <strong>zur</strong> Beeinflussung des Prozessgeschehens<br />
(z.B. Stellventile <strong>zur</strong> Beeinflussung der Durchflussmenge),<br />
• analoge bzw. digitale Komponenten <strong>zur</strong> Feldkommunikation (z.B.<br />
Feldbusse)<br />
• prozessnahe Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPSen)<br />
oder Industrie‐PCs (IPCs).<br />
Sensoren, Aktoren, Feldkommunikation<br />
<strong>und</strong> PNK<br />
auf Feldebene<br />
SPSen, IPCs sowie intelligente Sensoren <strong>und</strong> Aktoren in dieser Ebene<br />
werden auch als Prozessnahe Komponenten (PNK) bezeichnet.<br />
9
Steuerungsebene<br />
In der Steuerungsebene 2 finden sich die Techniken, Systeme <strong>und</strong> Komponenten,<br />
die <strong>zur</strong> Realisierung anlagenspezifischer Steuerungs‐ <strong>und</strong> Regelungsfunktionen<br />
dienen. Diese Steuerungsfunktionen werden überwiegend<br />
von<br />
Steuerung <strong>und</strong> Regelung<br />
mit SPS <strong>und</strong> IPC auf Steuerungsebene<br />
• SPSen, <strong>und</strong><br />
• Industrie‐PCs (IPCs)<br />
durchgeführt.<br />
Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPSen)<br />
Die u.a. Abbildung zeigt eine handelsübliche SPS.<br />
Die SPS<br />
Abbildung 6: SPS Simatic S7-400 der Fa. Siemens.<br />
Kennzeichen sind u.a.<br />
• ein den rauen Umgebungsbedingungen angepasster robuster<br />
mechanischer <strong>und</strong> elektrischer Aufbau,<br />
• leichte Montierbarkeit in einem Schaltschrank z.B. durch 19“‐<br />
Montagetechnik.<br />
• ein hoher Grad an Erweiterbarkeit durch einen modularen Aufbau,<br />
• vielfältige Möglichkeiten <strong>zur</strong> Verbindung z.B. mit Sensoren <strong>und</strong><br />
Aktoren,<br />
• angepasste Programmierbarkeit (keine Programmierung in C<br />
oder C++),<br />
• relativ schnelle Reaktionszeiten.<br />
Kennzeichen einer SPS<br />
10
IndustriePCs (IPCs)<br />
Die schon lange verfügbare SPSen werden seit einiger Zeit ergänzt durch<br />
Industrie‐PCs.<br />
Der IPC<br />
Abbildung 7: Rack-Industrie-PC der Fa. Siemens.<br />
Diese Automatisierungssysteme basieren gr<strong>und</strong>sätzlich auf der WINTEL‐<br />
PC‐Plattform (Windows als Betriebssystem + INTEL als CPU‐Hersteller).<br />
Der klassische Büro‐PC ist jedoch<br />
Einschränkungen eines Büro‐PCs<br />
• aufgr<strong>und</strong> seines mechanischen <strong>und</strong> elektrischen Aufbaus, aber<br />
auch<br />
• aufgr<strong>und</strong> des Windows‐Betriebssystems<br />
nur eingeschränkt für den Industrie‐Einsatz geeignet. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
haben sich modifizierte PC‐Varianten herausgebildet <strong>und</strong> etabliert, die<br />
den industriellen Gegebenheiten Rechnung tragen. Entsprechende Modifikationen<br />
der klassischen PC‐Plattform betreffen:<br />
• Mechanischer <strong>und</strong> elektrischer Aufbau. Es werden robuste Gehäusevarianten<br />
verwendet, die hohen mechanischen <strong>und</strong> elektrischen<br />
(EMV!) Belastungen gewachsen sind.<br />
• Kühlung. Sonderbauformen kommen ohne Kühlung aus; dadurch<br />
kann das Gehäuse ggf. staub‐ <strong>und</strong> wasserdicht ausgeführt werden.<br />
• Stromversorgung. Neben der normalen Stromversorgung mit<br />
110/230V haben sich auch Ausführungen mit 24V‐Gleichstrom<br />
etabliert.<br />
• Festplatte. Festplatten sind anfällig gegen mechanische Belastungen;<br />
aus diesem Gr<strong>und</strong> gibt es festplattenlose Ausführungen,<br />
die z.B. Solid‐State‐Disks mit Halbleitern verwenden.<br />
• Monitore. Robuste 19“‐Flat‐Panel‐Monitore mit Touchbedienung<br />
<strong>und</strong> kratzfester Scheibe sowie 24V‐Versorgung kommen häufig<br />
statt des normalen LCD‐Displays zum Einsatz.<br />
• Red<strong>und</strong>anz. Schließlich bieten viele IPCs vielfältige Red<strong>und</strong>anzoptionen,<br />
z.B. mittels red<strong>und</strong>anter Stromversorgung, red<strong>und</strong>anten<br />
Festplatten <strong>und</strong>/oder red<strong>und</strong>anten CPUs.<br />
Kennzeichen eines IPC<br />
11
Bleibt noch das Problem des Windows‐Betriebssystems, das nicht für<br />
den industriellen Einsatz konzipiert wurde <strong>und</strong> daher nur eingeschränkt<br />
dafür tauglich ist. Hier bieten sich sogenannte Soft‐SPSen (auch Soft‐<br />
PLCs genannt) an. Dabei handelt es sich um Ergänzungen zum Betriebssystem,<br />
die<br />
Soft‐SPS<br />
• zum einen die Funktion einer SPS bereitstellen,<br />
• zum anderen aber durch die SW‐Architektur ähnliche Stabilität<br />
<strong>und</strong> Robustheit wie normale SPSen versprechen.<br />
Darüber verzahnen die Soft‐SPSen die Prozess‐Welt mit der normalen<br />
PC‐WINTEL‐Infrastruktur.<br />
Prozessleitebene<br />
In dieser Ebene 3 finden sich die Techniken, Systeme <strong>und</strong> Komponenten,<br />
die <strong>zur</strong> Führung der kompletten Anlage als Ganzes dienen. U.U. werden<br />
mehrere Anlagen zu einem Anlagenverb<strong>und</strong> zusammengefasst, der<br />
dann Gegenstand der Anlagenführung ist. Beispiele für Funktionen dieser<br />
Ebene sind<br />
• Bedienen <strong>und</strong> Beobachten,<br />
• Rezepturverwaltung, sowie<br />
• (Messwert‐)Archivierung.<br />
Anbieter wie z.B. Siemens bieten Systeme an (hier SIMATIC PCS 7), die<br />
diese Ebene abdecken. Diese Prozessleitsysteme (PLS, engl. Process<br />
Control System, PCS) können mehrere 100.000 E/As aufweisen. Handelt<br />
es sich um Anlagen mit großer örtlicher Ausdehnung (z.B. Pipelines), so<br />
wird im englischen (als auch internationalen) Sprachraum von SCADA‐<br />
Systemen (Supervisory Control And Data Acquisition) <strong>und</strong> DCS‐Systemen<br />
(Distributed Control System) gesprochen.<br />
Betriebsleitebene<br />
Gegenstand der Betriebsleitebene 4 ist typischerweise ein Betrieb bestehend<br />
aus mehreren Anlagen bzw. Anlagenverbünden. Entsprechende<br />
leittechnische Systeme dieser Ebene werden als Manufacturing Execution<br />
System (MES) bezeichnet. Im deutschen Sprachraum ist der Begriff<br />
Produktionsleitsystem gängig. Typisches Merkmal dieser Systeme ist die<br />
Kontrolle der Produktion in Echtzeit auf Gr<strong>und</strong> der direkten Anbindung<br />
an die Prozessleitebene. Typische Aufgaben diese Ebene sind<br />
B&B, Rezepturverwaltung<br />
<strong>und</strong> Archivierung auf Prozessleitebene<br />
Sehr große Anzahl von E/A‐<br />
Punkten<br />
Verteiltes PLS = PCS, SCADA<br />
Produktionsleitsysteme<br />
(MES) auf Betriebsleitebene<br />
• Betriebsdatenerfassung (BDE),<br />
• Maschinendatenerfassung (MDE),<br />
• Personaldatenerfassung, sowie<br />
• Produktionsfeinplanung.<br />
12
Unternehmensebene<br />
In dieser Ebene 5 wird die unternehmerische Aufgabe gelöst, die in einem<br />
Unternehmen vorhandenen Ressourcen<br />
• Kapital,<br />
• Betriebsmittel, <strong>und</strong><br />
• Personal<br />
ERP auf Unternehmensleitebene<br />
möglichst effizient für den betrieblichen Ablauf einzusetzen. Die entsprechenden<br />
Systeme werden Enterprise Resource Planning (ERP)‐<br />
Systeme genannt. Ein Beispiel ist SAP/R3 der Fa. SAP. Typische Funktionsbereiche<br />
einer ERP‐Software sind<br />
• Materialwirtschaft (Beschaffung, Lagerhaltung, Disposition)<br />
• Produktion,<br />
• Finanz‐ <strong>und</strong> Rechnungswesen,<br />
• Personalwirtschaft, sowie<br />
• Verkauf <strong>und</strong> Marketing.<br />
13
Klassifizierung der Leittechnik<br />
Die Leittechnik kann nach den<br />
Anwendungsgebietenn eingeteilt werden.<br />
Leittechnik eingeteilt nach<br />
Anwendungsgebiet<br />
Abbildung 8:<br />
Klassifizierung der Leittechnik<br />
nach [Ahrens].<br />
Produktionsleittechnik<br />
Bei Produktionsbetrieben steht der Produktionsprozess mit der<br />
dazuge‐<br />
hörigen<br />
Produktionsleittechnik im Vordergr<strong>und</strong>. In verfahrenst<br />
echni‐<br />
schen Produktionsbetrieben ( Chemie, Petrochemie,<br />
Nahrungsmittelin‐<br />
dustrie, Papierindustrie) wird die dazugehörige Leittechnik Prozessleit‐<br />
die den Stückprozessen der Fertigungsindustrie (z.B. Automobilindust‐<br />
rie) zugeordnet ist.<br />
technik (PLT) genannt. Dem steht die Fertigungsleittechnik gegenüber,<br />
Anderee Leittechniken<br />
Andere nach Anwendungsbereiche klassifizierte Arten von Leittechniken<br />
sind:<br />
• Den Bereich<br />
der Netzleittechnik finden wir bei der Energieerzeu‐<br />
gung <strong>und</strong> Energieversorgung.<br />
• Die Gebäudeleittechnik finden wir in privaten<br />
<strong>und</strong> industriellen<br />
Gebäuden (z.B. Gewächshäusern)<br />
).<br />
Produktionsleittechnik bei<br />
Produktionsprozessen<br />
(Prozessleittechnik, Ferti‐<br />
gungsleittechnik)<br />
Anderee Leittechniken<br />
• Die Verkehrsleittechnik<br />
schließlichh ist der Beeinflussung<br />
des zu‐<br />
zuordnen.<br />
Eine weitere Möglichkeit <strong>zur</strong> Klassifizierung besteht auf Basis der gewählten<br />
Struktur der Leittechnik.<br />
14
Zentrale Leittechnik (ZLT)<br />
Bei der zentralen Leittechnik ( ZLT) werden die leittechnischen Kompo‐<br />
nenten (außer Sensoren <strong>und</strong> Aktoren) zentral z.B. in<br />
Schaltraum<br />
einer<br />
zentralen Messwarte untergebracht. Die Schnittstelle zum Prozess stel‐<br />
len Sensoren <strong>und</strong> Aktoren dar; diese befinden sich vor Ort im Feldbe‐<br />
reich.<br />
Zentrale Leittechnik (ZLT)<br />
Abbildung 9: Zentrale Leittechnik (ZLT) nach [Popp]<br />
Bei der (klassischen) zentralenn Leittechnik (ZLT) werden die Prozessgrö‐<br />
SPSen) übertragen. Der Strom<br />
wird dabei in eine Stromschleife<br />
eingep‐<br />
ßen per<br />
4‐20mA‐Stromsignal zu den zentralen Komponenten (z.B.<br />
rägt. 4mA entspricht der unteren Messbereichsgrenze, 20mA der obe‐<br />
ren. Dieser Standard ermöglicht die Erkennung von Kabelbruch<br />
oder<br />
fehlenden Anschlüssen; in diesem Fall fließt kein Strom (0mA), dieser<br />
Messwert kann daher zu Diagnosezwecken verwendet werden.<br />
Vorteile. Die ZLT hat den Vorteil, dass sämtliche leittechnische<br />
Kompo‐<br />
von prozessglobalen Funktionen, z.B. das<br />
koordinierte An‐ <strong>und</strong> Abfahren<br />
nenten örtlich zusammengefasst sind; dies erleichtert die Realisierung<br />
der gesamten Anlage. Außerdem gestaltet sich die Verbindung<br />
ver‐<br />
räum‐<br />
schiedener leittechnischer Komponentenn einfacher aufgr<strong>und</strong> der<br />
lichen Nähe.<br />
Nachteile. Dem stehen aber auch schwerwiegende<br />
Nachteile gegenü‐<br />
Hier<br />
ber. So ist der Aufwand für Verkabelung<br />
<strong>und</strong> Montage beträchtlich.<br />
muss für jeden Sensor <strong>und</strong> Aktor eine eigene Stromschleife realisiert<br />
werden! Die dadurch entstehenden Kosten sind enorm.<br />
Fernübertragung<br />
der Pro‐<br />
4‐<br />
zessgrößen via analoger<br />
20mA‐Feldkommunikation<br />
Vorteile der ZLT<br />
Nachteile der ZLT<br />
15
Dezentrale Leittechnik<br />
Die moderne Leittechnik ist durch drei Entwicklungen gekennzeichnet:<br />
• Dezentralisierung. Die leittechnischen Komponenten (z.B. SPSen<br />
oder IPCs) werden in den Feldbereich prozessnah verschoben; es<br />
entstehen so die PNK. Gleichzeitig steigt die Granularität: Statt<br />
großen Prozessrechnern, die große Prozessteile abdecken, werden<br />
kleine, verteilte PNK verwendet.<br />
• Digitale Feldkommunikation. Durch die Fortschritte in der Mikroelektronik<br />
ist es möglich, die Sensoren <strong>und</strong> Aktoren immer intelligenter<br />
zu machen. So können hierfür relativ kostengünstig digitale<br />
Busanschaltungen realisiert werden. Dadurch ist der Übergang<br />
von einer analogen Feldkommunikation (z.B. 4‐20mA) zu<br />
einer digitalen Feldkommunikation (z.B. PROFIBUS, CAN‐Bus<br />
oder Industrial Ethernet) möglich. Eine weitere Folge ist die Möglichkeit<br />
der Ausprägung von Busstrukturen: Während bei der<br />
analogen Feldkommunikation nur Punkt‐zu‐Punkt‐Verbindungen<br />
möglich sind, können bei der digitalen Feldkommunikation z.B.<br />
Busstrukturen realisiert werden (Feldbus).<br />
• Vernetzung mittels Rechner‐Netzarchitekturen. Die digitale<br />
Kommunikation ist im Bereich der Vernetzung von Rechnern<br />
schon weit entwickelt <strong>und</strong> etabliert. So dienen z.B. Local Area<br />
Networks (LAN) <strong>zur</strong> ortsnahen Vernetzung von Rechnern. Rechnernetzwerke<br />
haben im Vergleich mit digitalen, industriellen Automatisierungssystemen<br />
eine große Verbreitung. Dementsprechend<br />
ausgefeilt <strong>und</strong> kostengünstig sind die dazugehörigen<br />
Komponenten. Dies ist mit ein Hauptgr<strong>und</strong>, weswegen z.B. die<br />
Ethernet‐Netzwerktechnologie auch im Bereich der Leittechnik<br />
Einzug hält, u.a. in Form des Industrial Ethernet.<br />
Dezentralisierung<br />
Digitale Feldkommunikation<br />
Vernetzung mit Rechnern<br />
16
Folgendes Beispiel verdeutlicht die Zusammenhänge:<br />
Beispiel eines dezentralen<br />
Automatisierungssystems<br />
Abbildung 10: Beispiel eines dezentralen Automatisierungssystems<br />
nach [Kriestel].<br />
Eine zentrale SPS befindet sich<br />
in einer Schaltanlage. Über einee digitale<br />
Feldbusverbindung<br />
kommuniziert diese mit abgesetzten dezentralen<br />
SPS vor Ort; hierbei handelt es sich also um PNK. Die<br />
Sensoren <strong>und</strong> Akden<br />
SPSen<br />
toren sind ihrerseits mit einem<br />
eigenen Sensor‐Aktor‐Bus mit verb<strong>und</strong>en. Bei beiden Bussen<br />
handelt es<br />
sich um Feldbusse.<br />
Ein weiteres Beispiel:<br />
Ein weiteres Beispiel<br />
Abbildung 11: Ein<br />
weiteres Beispiel eines dezentralen leittechnischen<br />
Systems nach [Kriestel].<br />
17
Kontrollfragen<br />
1. Was versteht man unter „Leiten“ <strong>und</strong> „Leittechnik“?<br />
2. Was unterscheidet die „Leittechnik“ von der „Automatisierungstechnik“?<br />
3. Erläutern Sie Aufgaben <strong>und</strong> Einrichtungen der Leittechnik.<br />
4. Erläutern Sie das Projektierungsmodell der NAMUR.<br />
5. Erläutern Sie die Automatisierungspyramide.<br />
6. Was kennzeichnet eine SPS?<br />
7. Was kennzeichnet einen IPC?<br />
8. Klassifizieren Sie die Leittechnik nach Anwendungsgebiet <strong>und</strong><br />
Struktur.<br />
9. Was versteht man unter einem „Technischen Prozess“ <strong>und</strong> unter<br />
einem „System“?<br />
10. Welche Arten von Technischen Prozessen gibt es? Nennen Sie<br />
Beispiele.<br />
Literatur<br />
[DIN66201] DIN 66201: Begriffe der Prozessrechentechnik, 1981.<br />
[Ahrens]<br />
[Kriestel]<br />
Ahrens, W., Scheurlen, H.‐J., Spohr, G.‐U.: Informationsorientierte<br />
Leittechnik.. Oldenbourg‐Verlag, 1997.<br />
Kriestel, W., Heimbold, T., Telschow, D.: Bustechnologien<br />
für die Automation. Hüthig‐Verlag, 1998.<br />
[Lauber] Lauber, R., Göhner, P.: Prozessautomatisierung 1 <strong>und</strong> 2.<br />
Springer‐Verlag, 1999.<br />
[Popp]<br />
Popp, M.: Profibus DP/DPV1. Hüthig‐Verlag, 2. Auflage,<br />
2000.<br />
18
Sensoren in der Leittechnik<br />
Sensoren sind der Feldebene zugeordnet, siehe Abbildung 3; sie bilden<br />
zusammen mit den Aktoren die Schnittstelle der Automatisierungs‐ oder<br />
Leittechnik <strong>zur</strong> geführten Anlage.<br />
Sensoren <strong>und</strong> Aktoren als<br />
Schnittstellen zum Technischen<br />
Prozess<br />
Abbildung 12: Sensoren <strong>und</strong> Aktoren als Schnittstelle zum<br />
Technischen Prozess.<br />
Das Leitsystem beeinflusst das Prozessgeschehen, in dem Aktoren über<br />
elektrische Steuersignale angesteuert werden, die mittels Einflussgrößen<br />
auf den Prozess einwirken. Beispiele für Aktoren sind<br />
• Motorantriebe,<br />
• Stellklappen <strong>und</strong> Stellventile,<br />
• Pumpen,<br />
• Stellzylinder,<br />
• mikromechanische Aktoren wie der Piezo‐Aktor.<br />
Sensoren ermitteln Informationen über den Zustand des technischen<br />
Prozesses, in dem Ergebnisgrößen erfasst <strong>und</strong> mittels elektrischer Messsignale<br />
an das Leitsystem weiter gereicht werden. Alternative (aber<br />
nicht deckungsgleiche) Begriffe für Sensor sind<br />
• (<strong>Mess‐</strong>)Aufnehmer,<br />
• Messfühler,<br />
• Messwertgeber,<br />
• Messsystem<br />
usw. Die vom Sensor bereit gestellten elektrischen Messsignale sind<br />
häufig standardisiert bzw. normiert, z.B.<br />
• die analoge 4‐20mA‐Schnittstelle, oder<br />
• die digitale Profibus‐Schnittstelle.<br />
Aktoren <strong>zur</strong> Beeinflussung<br />
des Prozessgeschehens<br />
Beispiele<br />
Sensoren <strong>zur</strong> Ermittlung des<br />
Prozesszustands<br />
Andere Begriffe<br />
Standardisierte Schnittstellen<br />
von Sensoren<br />
1
Beispiele<br />
Eine große Anzahl unterschiedlicher, i.d.R. nicht‐elektrische Messgrößen<br />
werden mittels Sensoren erfasst <strong>und</strong> via elektrischer Schnittstelle an die<br />
Leittechnik weiter gereicht. Hier nun einige Beispiele.<br />
Temperatur<br />
Temperaturmessungen kommen in allen industriellen Bereichen vor,<br />
besonders häufig im Bereich der Verfahrenstechnik. Die u.a. Abbildung<br />
zeigt ein sogenanntes Widerstandsthermometer.<br />
Ein Pt‐100 <strong>zur</strong> Temperaturmessung<br />
Abbildung 13: Widerstandsthermometer Pt-100 Serie 812 der Fa.<br />
Pförtner Messtechnik.<br />
Messprinzip<br />
Zur Anwendung kommt die Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit<br />
metallischer Materialien, wodurch eine Temperaturänderung eine Änderung<br />
eines elektrischen Widerstandes nach sich zieht. Sehr häufig<br />
wird Platin (Pt) verwendet, das bei 0°C einen Nennwiderstand von 100Ω<br />
besitzt; daher die Bezeichnung Pt‐100.<br />
Messprinzip: Temperaturabhängigkeit<br />
des elektrischen<br />
Widerstands<br />
Durchfluss<br />
Durchflussmesssysteme finden sich häufig im Bereich der Nahrungsmittelindustrie,<br />
Chemie <strong>und</strong> Petro‐Chemie. Die u.a. Abbildung zeigt einen<br />
magnetisch‐induktiven Durchflussmesser.<br />
Ein MID‐Durchflussmesser<br />
Abbildung 14: Magnetisch-induktiver Durchflussmesser OPTOF-<br />
LUX/IFC 300 der Fa. Krohne.<br />
2
Messprinzip<br />
Hier kommt das Induktionsgesetz zu Anwendung, in dem ein Magnetfeld<br />
aufgebaut wird, durch das die Flüssigkeit (= elektrischer Leiter) sich<br />
bewegt, wodurch eine Spannung induziert wird.<br />
Messprinzip: Induktionsgesetz<br />
Länge bzw. Weg<br />
Die Messung von Länge bzw. Weg kommt relativ häufig im Bereich der<br />
Fertigung bzw. Qualitätssicherung vor. Die u.a. Abbildung zeigt ein Linearpotentiometer.<br />
Linearpotentiometer <strong>zur</strong><br />
Wegmessung<br />
Abbildung 15: Linearpotentiometer der Fa. WayCon.<br />
Messprinzip<br />
Das o.a. Linearpotentiometer verändert die Position des Mittelabgriffs<br />
eines Linearpotentiometers bei Änderung der Position der Schubstange.<br />
Durch Messung des entsprechenden Widerstandes kann somit der Weg<br />
bestimmt werden.<br />
Dehnung<br />
Bei der Dehnung handelt es sich um die Verlängerung<br />
Δ l eines Körpers<br />
aufgr<strong>und</strong> eines äußeren Einflusses, beispielsweise einer Kraft F. Die u.a.<br />
Abbildung zeigt einen Metallfolien‐Dehnungsmessstreifen (DMS)<br />
Messprinzip: Verschiebung<br />
des Mittelabgriffs eines Potentiometers<br />
Dehnungsmessstreifen<br />
(DMS)<br />
Abbildung 16: Metallfolien-DMS Serie Y der Fa. HBM.<br />
Messprinzip<br />
Die Dehnung bewirkt eine Verlängerung (bei Stauchung Verkürzung) einer<br />
Widerstandslage, die auf eine Kunststoff‐Folie mäanderförmig aufgebracht<br />
ist. Dadurch ändert sich der zugeordnete elektrische Widerstand.<br />
Messprinzip: Widerstandsänderung<br />
bei Dehnung<br />
3
Kraft<br />
Neben der Temperaturmessung kommt auch der Kraftmessung eine<br />
sehr große technische Bedeutung zu. Die u.a. Abbildung zeigt eine Wägezelle,<br />
die <strong>zur</strong> Messung der Masse (bzw. Gewichtskraft) dient.<br />
Wägezelle <strong>zur</strong> Messung der<br />
Masse (Kraftmessung)<br />
Abbildung 17: Wägezelle Serie BLC der Fa. HBM.<br />
Messprinzip<br />
Die zu messende (Gewichts‐)Kraft wird hierbei in einen Federkörper eingeleitet<br />
(hier Biegebalken), der sich daraufhin entsprechend dem Hookeschen<br />
Gesetz dehnt (bzw. staucht). Diese kraft‐proportionale Dehnung<br />
wird dann mit DMS gemessen.<br />
Messprinzip: Dehnungsmessung<br />
an einem Federkörper<br />
Druck<br />
Druckmessungen kommen ebenfalls in allen industriellen Bereichen vor.<br />
Die u.a. Abbildung zeigt einen piezoelektrischen Drucksensor <strong>zur</strong> Messung<br />
des Zylinderdrucks in Verbrennungsmotoren.<br />
Piezoelektrischer Drucksensor<br />
Abbildung 18: Piezoelektrischer Drucksensor Typ 6013CA der Fa. Kistler.<br />
Messprinzip<br />
Zur Anwendung kommt der piezoelektrische Effekt, bei dem für bestimmte<br />
Kristalle (z.B. Quarz) bei mechanischer Beanspruchung mit einer<br />
Kraft auf bestimmten Kristallflächen druck‐proportionale Ladungen<br />
erzeugt werden.<br />
Messprinzip: Piezoelektrischer<br />
Effekt<br />
4
Funktionen eines Sensors<br />
Betrachten wir nun das funktionale Blockschaltbild eines Sensors, in<br />
dem wir seiner Wirkungslinie beginnend bei der primären Messgröße<br />
folgen.<br />
Primäre<br />
Messgröße<br />
Primäre<br />
Messgröße,<br />
erfasst<br />
Sek<strong>und</strong>äre<br />
Messgröße<br />
Sek<strong>und</strong>äre<br />
Messgröße,<br />
verarbeitet<br />
(Standardisiertes)<br />
Signal<br />
Die Funktionen eines Sensors<br />
x<br />
Messwerterfassung<br />
Primäre<br />
Messgrößenumformung<br />
Signalverarbeitung<br />
Schnittstellenanpassung<br />
y<br />
Sensor<br />
Abbildung 19: Blockschalbild eines Sensors.<br />
Erfassung der Messgröße<br />
Zuerst muss die Messgröße (z.B. eine Temperatur) erfasst werden. In<br />
der Regel muss dazu der Sensor mit dem Messobjekt in Berührung<br />
kommen.<br />
Erfassung der Messgröße<br />
i.d.R. mit Berührung des<br />
Messobjektes<br />
Abbildung 20: Einsatz eines Widerstandsthermometers <strong>zur</strong> Temperaturmessung<br />
in Rohrleitungen.<br />
Primäre Messgrößenumformung<br />
Danach folgt die primäre Messgrößenumformung. Dazu wird ein physikalischer<br />
Effekt ausgenutzt, um die eigentliche Messgröße (z.B. Temperatur)<br />
in eine andere, sek<strong>und</strong>äre physikalische Größe zu wandeln. Meistens<br />
handelt es sich dabei um eine elektrische Größe.<br />
Signalverarbeitung<br />
Danach folgt die Signalverarbeitung. Diese dient dazu, die sek<strong>und</strong>äre<br />
elektrische Größe aufzuarbeiten. Neben einer Wandlung (z.B. von Widerstand<br />
in Spannung) findet sich hier häufig auch eine Filterung, um die<br />
Qualität des Messsignals zu verbessern, sowie eine Linearisierung.<br />
Schnittstellenanpassung<br />
Schließlich folgt noch die Anpassung an die häufig standardisierte<br />
Schnittstelle. Diese hängt davon ab, ob es sich um eine analoge oder digitale<br />
Schnittstelle handelt. Im letzteren Fall handelt es sich um eine<br />
prozessorgesteuerte Kommunikationseinheit.<br />
Primäre Messgrößenumformung<br />
<strong>zur</strong> Umwandlung<br />
in eine elektrische Größe<br />
via physikalischem Effekt<br />
Signalverarbeitung <strong>zur</strong> Aufbereitung<br />
der elektrischen<br />
Größe (z.B. Filterung)<br />
Anpassung an eine standardisierte<br />
Schnittstelle<br />
5
Statisches Verhalten von Sensoren<br />
Ein Sensor weist ein statisches <strong>und</strong> ein dynamisches Verhalten auf. Das<br />
statische Verhalten eines Sensors wird durch seine Kennlinie beschrieben.<br />
y e<br />
y<br />
x<br />
y<br />
dy<br />
e ≡<br />
dx<br />
y<br />
(Nichtlineare) Kennlinie<br />
kennzeichnet das statische<br />
Verhalten eines Sensors<br />
y a<br />
x a<br />
x<br />
x e<br />
x<br />
Abbildung 21: Sensor mit nichtlinearer Kennlinie.<br />
Kenngrößen nach [DIN1319]<br />
Nach [DIN1319] gelten für Messgeräte allgemein <strong>und</strong> somit auch für<br />
Sensoren folgende Definitionen:<br />
Messbereich<br />
Der Messbereich ist derjenige Bereich von Messwerten der Messgröße<br />
x, in welchem<br />
Messbereich<br />
• vorgegebene,<br />
• vereinbarte, oder ggf.<br />
• garantierte<br />
Fehlergrenzen nicht überschritten werden.<br />
Messbereichsgrenzen<br />
Messbereichsgrenzen<br />
Der Messbereich einer Messgröße x wird durch seine Grenzen, Anfangswert<br />
x a <strong>und</strong> Endwert x e , angegeben.<br />
Messspanne<br />
Für die Messspanne gilt die Definition<br />
Messspanne<br />
xMS ≡xe− xa.<br />
Empfindlichkeit, Anfangsempfindlichkeit, Endempfindlichkeit<br />
Darunter wird die Ableitung<br />
Empfindlichkeit<br />
( )<br />
e = f x ≡<br />
dy<br />
dx<br />
verstanden.<br />
6
Die Empfindlichkeit e ist i.A. abhängig von dem Wert x der Messgröße.<br />
Die<br />
• Anfangsempfindlichkeit ist die Empfindlichkeit für x=x a , die<br />
• Endempfindlichkeit ist die Empfindlichkeit für x=x e .<br />
I.d.R. ist man an einen betragsmäßig großen Wert der Empfindlichkeit<br />
interessiert, weil dadurch kleinste Änderungen des Prozessgeschehens<br />
nachvollziehbar sind.<br />
Ansprechschwelle, Ansprechwert<br />
Dies ist derjenige Wert Δx einer erforderlichen geringen Änderung der<br />
Messgröße x, welcher eine erste eindeutig erkennbare Änderung Δy der<br />
Ausgangsgröße y hervorruft. Die Ansprechschwelle am Anfangswert x a<br />
wird auch Ansprechwert genannt.<br />
Ansprechschwelle <strong>und</strong> –<br />
wert<br />
Nichtlineares Verhalten eines Sensors<br />
Von Sensoren wird fast immer hinreichend lineares Verhalten verlangt.<br />
Genau genug betrachtet liegt bei Sensoren jedoch immer nichtlineares<br />
Verhalten vor.<br />
y a<br />
y<br />
x<br />
y e<br />
x a<br />
y( x)<br />
yˆlin<br />
( x)<br />
x e<br />
x<br />
y<br />
Festpunktmethode <strong>zur</strong> linearen<br />
Annäherung; maximale<br />
Kennlinienabweichung<br />
groß<br />
In der o.a. Abbildung sind<br />
Abbildung 22: Festpunkt-Methode.<br />
• die nicht‐lineare Ist‐Kennlinie y( x ) (schwarz), <strong>und</strong><br />
• die lineare Näherung y ( x ) (blau)<br />
ˆlin<br />
gegenüber gestellt. Die Abweichung<br />
NL<br />
( ) ≡ ( ) − ˆ ( )<br />
y x y x y x<br />
lin<br />
ist die<br />
• Kennlinienabweichung oder<br />
• absolute Nicht‐Linearität<br />
Kennlinienabweichung oder<br />
absolute Nicht‐Linearität<br />
eines Sensors.<br />
7
FestpunktMethode<br />
bei der in Abbildung 22 dargestellten Festpunktmethode stimmen<br />
• Anfangswert, <strong>und</strong><br />
• Endwert<br />
der Messbereichsgrenzen von<br />
• nicht‐linearer Ist‐, <strong>und</strong><br />
• linearer Näherungs‐Kennlinie<br />
überein; es gilt also<br />
( ) ( ) 0<br />
y x = y x = .<br />
NL a NL e<br />
Die Nicht‐Linearität y NL ist zwar im Bereich der Messbereichsgrenzen relativ<br />
klein; im häufig wichtigeren Bereich dazwischen liegen allerdings<br />
relativ große Nicht‐Linearitäten vor.<br />
ZwangsnullpunktMethode<br />
Zur Behebung des o.a. Nachteils kann die Zwangsnullpunkt‐Methode<br />
verwendet werden.<br />
x<br />
y a<br />
y<br />
yˆlin<br />
4<br />
( x)<br />
1 2 3<br />
y( x)<br />
y<br />
Zwangsnullpunktmethode<br />
verringert die maximale<br />
Kennlinienabweichung<br />
yˆlin<br />
( x)<br />
y e<br />
x a<br />
x e<br />
x<br />
Abbildung 23: Zwangsnullpunkt-Methode.<br />
Dabei stimmt der Nullpunkt (= Messbereichsanfang x a ) von<br />
• nicht‐linearer Ist‐, <strong>und</strong><br />
• linearer Näherungs‐Kennlinie<br />
überein; es gilt also<br />
NL<br />
( ) 0<br />
y x = ;<br />
die konstante Steigung m≡ dyˆlin<br />
dx der linearen Näherung aber kann<br />
nach verschiedenen Kriterien gewählt werden:<br />
a<br />
8
1. Die Steigung m wird so gewählt, dass die maximale Kennlinienabweichung<br />
y ( x),<br />
x ≤ x ≤ x minimal wird, d.h. es gilt<br />
NL a e<br />
( ) ( )<br />
max y x; m = m ≤ max y x;<br />
m ≠ m ∀ x ≤ x≤ x .<br />
NL opt NL opt a e<br />
Dieses Verfahren bietet sich dann an wenn gewährleistet werden<br />
muss dass die Kennlinienabweichung y NL global gesehen immer<br />
kleiner ist als ein bestimmter Grenzwert sein muss.<br />
2. Die Steigung m wird so gewählt, dass das quadratische Mittelwert<br />
der Kennlinienabweichung minimal wird, d.h. es gilt<br />
x<br />
e<br />
e<br />
2 2<br />
∫<br />
⎡yNL ( ξ; m = mopt ) ⎤ dξ ≤ ∫<br />
⎡yNL ( ξ;<br />
m ≠ mopt<br />
) ⎤ dξ<br />
.<br />
xa<br />
⎣ ⎦ ⎣ ⎦<br />
x<br />
xa<br />
Dieses Verfahren <strong>zur</strong> Bestimmung von m wird Methode der<br />
kleinsten Quadrate (engl. Least Squares, LS) genannt; es geht auf<br />
Carl Friedrich Gauß <strong>zur</strong>ück.<br />
3. Die Steigung m wird so gewählt, dass der Betragsmittelwert der<br />
Kennlinienabweichung minimal wird, d.h. es gilt<br />
x<br />
e<br />
e<br />
∫ yNL ( ξ; m = mopt ) dξ ≤∫ yNL ( ξ;<br />
m ≠ mopt<br />
) dξ<br />
.<br />
xa<br />
x<br />
xa<br />
Dieses Verfahren ist dann dem 2. Verfahren vorzuziehen, wenn<br />
die lineare Gewichtung der Nicht‐Linearitäten der nicht‐linearen<br />
Gewichtung vorzuziehen ist.<br />
4. Die Steigung m wird so gewählt, dass sie mit der Steigung am<br />
Messbereichsanfang übereinstimmt, d.h. es gilt<br />
dyˆ<br />
lin<br />
dy<br />
m ≡ = .<br />
dx dx<br />
x = x<br />
x = xa<br />
a<br />
1. Minimalprinzip minimiert<br />
das Maximum der Kennlinienabweichung<br />
2. Minimalprinzip minimiert<br />
den quadratischen Mittelwert<br />
der Kennlinienabweichung<br />
3. Minimalprinzip minimiert<br />
den Betragsmittelwert der<br />
Kennlinienabweichung<br />
Hier werden die Steigungen<br />
am MBA <strong>zur</strong> Übereinstimmung<br />
gebracht<br />
Dieses Verfahren bietet sich dann an wenn der Sensor nur gering<br />
ausgesteuert wird.<br />
Das 1. bis 3. zugr<strong>und</strong>e liegende Prinzip <strong>zur</strong> Bestimmung der Steigung m<br />
wird Minimalprinzip genannt, da hier ein vorgegebenes Kriterium minimiert<br />
wird.<br />
9
ToleranzbandMethode<br />
Über den gesamten Messbereich gesehen lassen sich noch kleinere<br />
Nicht‐Linearitäten erreichen, wenn auf die Übereinstimmung von<br />
• nicht‐linearer Ist‐, <strong>und</strong><br />
• linearer Näherungs‐Kennlinie<br />
an den beiden Messbereichsgrenzen vollständig verzichtet wird. Die sich<br />
daraus ergebende Methode wird Toleranzband‐Methode genannt.<br />
y a<br />
y<br />
x<br />
y e<br />
x a<br />
y( x)<br />
yˆlin<br />
( x)<br />
1 2 3<br />
x e<br />
x<br />
y<br />
Toleranzbandmethode verringert<br />
nochmal die maximale<br />
Kennlinienabweichung<br />
Abbildung 24: Toleranzband-Methode.<br />
Zusätzlich <strong>zur</strong> Steigung m ist nun der Anfangswert ( )<br />
yˆlin<br />
x a<br />
zu bestimmen.<br />
Zur Anwendung kommt wiederum eins der drei Minimalprinzipien,<br />
die wir bei der Zwangs‐Nullpunktmethode kennen gelernt haben. Es gilt<br />
also:<br />
1. Wähle m <strong>und</strong> ( )<br />
yˆlin<br />
x a<br />
so dass die maximale Kennlinienabweichung<br />
minimal wird.<br />
2. Wähle m <strong>und</strong> ( )<br />
yˆlin<br />
x a<br />
so dass der quadratische Mittelwert der<br />
Kennlinienabweichung minimal wird (Methode der kleinsten<br />
Quadrate).<br />
3. Wähle m <strong>und</strong> ( )<br />
yˆlin<br />
x a<br />
so dass der Betragsmittelwert der Kennlinienabweichung<br />
minimal wird.<br />
Minimalprinzipien wie bei<br />
der Zwangsnullpunktmethode<br />
10
Dynamisches Verhalten von Sensoren<br />
Zur Charakterisierung des dynamischen Verhaltens eines Sensors dient<br />
oftmals die Sprungantwort, d.h. die Reaktion des Sensors auf eine<br />
sprungförmige Anregung:<br />
Sprungantwort eines Sensors<br />
kennzeichnet sein dynamisches<br />
Verhalten<br />
Abbildung 25: Sprungantwort eines Sensors nach [Hoffmann].<br />
Die Sprungantwort kann durch folgende zeitliche Angaben charakterisiert<br />
werden:<br />
• Lauf‐ oder Totzeit t L<br />
. Diese Zeit vergeht, bis der Sensor irgendeine<br />
Reaktion zeigt.<br />
• Verzugszeit t V<br />
. Wie in der Abbildung gezeigt.<br />
• Anstiegszeit t A<br />
. Ist durch die Gerade gegeben, die als Tangente<br />
durch den Wendepunkt der Sprungantwort geht.<br />
• Einschwingzeit t E<br />
. Die Zeit bis zu dem Zeitpunkt, ab dem die<br />
Sprungantwort ein angegebenes Toleranzband nicht mehr verlässt.<br />
Üblich sind ein Toleranzband von ±5% (dann als T 95 bezeichnet),<br />
ein Toleranzband von ±10% (dann als T 90 bezeichnet)<br />
<strong>und</strong> ein Toleranzband von ±1% (dann als T 99 bezeichnet).<br />
Lauf‐ oder Totzeit<br />
Verzugszeit<br />
Anstiegszeit<br />
Einschwingzeit<br />
Einfacher wird es, wenn der Sensor eine Sprungantwort erster Ordnung<br />
aufweist.<br />
Sprungantwort 1. Ordnung<br />
11<br />
Abbildung 26: Sprungantwort erster Ordnung eines Sensors nach<br />
[Schrüfer].
(Die o.a. Abbildung zeigt exemplarisch den zeitlichen Verlauf einer<br />
Spannung.) Die Gleichung lautet<br />
a<br />
−t<br />
τ<br />
( 1 ) 0<br />
u = −e ⋅ U ,<br />
wobei U 0 die Sprunghöhe der Spannung am Eingang darstellt, <strong>und</strong> τ die<br />
sogenannte Zeitkonstante in s ist. Man erkennt:<br />
• Der asymptotische Grenzwert der Sprungantwort für t →∞ ist<br />
ua<br />
( t →∞ ) = U0<br />
.<br />
• Zur Zeit t = 0 können wir an die Sprungantwort eine Tangente<br />
mit der Steigung m= U0<br />
τ anlegen.<br />
• 63,2% des asymptotischen Grenzwerts sind nach 1⋅ τ erreicht.<br />
• Außerdem gilt: T95 ≈3⋅ τ (in guter Näherung) <strong>und</strong> T99 ≈ 5⋅ τ (grob<br />
abgeschätzt).<br />
Möchte man genau wissen, in welcher Zeit t a sich Sensor sich bis auf einen<br />
bestimmen (relativen) Betrag<br />
a<br />
( ) − ( )<br />
u t U u t<br />
a a 0 a a<br />
≡ = − 1 =<br />
U0 U0<br />
e<br />
t<br />
− a<br />
τ<br />
Kennzeichen der Sprungantwort<br />
1. Ordnung<br />
Berechnung des Einschwingverhaltens<br />
dem asymptotischen Grenzwert U 0 angenähert hat, so ist<br />
t<br />
− a<br />
t a<br />
τ<br />
a = e ⇒ =− a<br />
τ<br />
ln ( )<br />
auszuwerten. So ergeben sich z.B.<br />
ta<br />
T95<br />
: a = 0,05 ⇒ =− ln( a ) =− ln( 0,05)<br />
= 2,9957<br />
τ<br />
.<br />
ta<br />
T99<br />
: a = 0,01 ⇒ =− ln( a ) =− ln( 0,01)<br />
= 4,6052<br />
τ<br />
12
Kontrollfragen<br />
1. Welche Aufgabe(n) habenfallen Sensoren <strong>und</strong> Aktoren im leittechnischen<br />
Einsatz zu?<br />
2. Erläutern Sie das funktionale Blockschaltbild eines Sensors.<br />
3. Geben Sie sensorspezifische Kenngrößen nach [DIN1319] an.<br />
4. Erläutern Sie die Festpunkt‐Methode <strong>zur</strong> Bestimmung der linearen<br />
Näherung für eine nicht‐lineare Kennlinie.<br />
5. Erläutern Sie die Zwangsnullpunkt‐Methode <strong>zur</strong> Bestimmung der<br />
linearen Näherung für eine nicht‐lineare Kennlinie.<br />
6. Erläutern Sie die Toleranzband‐Methode <strong>zur</strong> Bestimmung der linearen<br />
Näherung für eine nicht‐lineare Kennlinie.<br />
7. Skizzieren Sie die allgemeine Sprungantwort eines Sensors unter<br />
Angabe <strong>und</strong> Erläuterung charakteristischer Werte.<br />
8. Skizzieren Sie die Sprungantwort erster Ordnung eines Sensors<br />
unter Angabe <strong>und</strong> Erläuterung charakteristischer Werte.<br />
Literatur<br />
[DIN1319] DIN 1319: Gr<strong>und</strong>begriffe der Messtechnik, T1( 1985),<br />
T2(1980), T3(1983) <strong>und</strong> T4 (1985).<br />
[Hoffmann]<br />
[Profos]<br />
Hoffmann, J.: Handbuch der Messtechnik. Hanser‐Verlag,<br />
1999.<br />
Profos, P., Pfeifer, T.: Handbuch der industriellen Messtechnik.<br />
Oldenbourg‐Verlag, 1994.<br />
[Schrüfer] Schrüfer, E.: Elektrische Messtechnik. Hanser‐Verlag, 8.<br />
Auflage, 2004.<br />
13
Gr<strong>und</strong>züge der Feldkommunikation<br />
Die Automatisierungspyramide Abbildung 5 weist<br />
• Sensoren <strong>zur</strong> Erfassung notwendiger Informationen über den<br />
Prozess,<br />
• Aktoren (oder Aktuatoren) <strong>zur</strong> Beeinflussung des Prozessgeschehens,<br />
sowie<br />
• prozessnahe Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPSen).<br />
der Feldebene 1 zu. Diese werden dann mit Einrichtungen <strong>zur</strong><br />
• analogen Feldkommunikation, <strong>und</strong>/oder<br />
• digitalen Feldkommunikation<br />
Feldkommunikation verbindet<br />
Sensoren, Aktoren <strong>und</strong><br />
PNK der Feldebene mit<br />
SPSen <strong>und</strong> IPCs der Steuerungsebene<br />
mit SPSen <strong>und</strong> IPCs der Steuerungsebene 2 verb<strong>und</strong>en.<br />
Analoge <strong>und</strong> digitale Feldkommunikation<br />
(FK)<br />
Abbildung 27: Analoge <strong>und</strong> digitale Feldkommunikation gegenübergestellt.<br />
Bei der analogen Feldkommunikation werden die Daten (z.B. Messwerte)<br />
in elektrischer Form dargestellt, so dass der Momentanwert der<br />
elektrischen Größe (z.B. Strom i) den Messwert x repräsentiert. Bei der<br />
digitalen Feldkommunikation wird ein digitaler Bus bis in das Feld hinein<br />
gelegt, den man Feldbus nennt; die über den Bus übertragenen Daten<br />
sind digital codiert. Man spricht von einer digitalen Datenübertragung.<br />
Momentanwertdarstellung<br />
der analogen FK<br />
Digitale Datenübertragung<br />
bei der digitalen FK<br />
1
Analoge Feldkommunikation<br />
Bei der analogen Feldkommunikation werden<br />
• analoge Signale <strong>zur</strong> Übertragung des Messwertes vom Feldbereich<br />
in den Steuerungsbereich (Sensor), sowie<br />
• analoge Signale <strong>zur</strong> Ausgabe eines Steuerungswertes vom Steuerungsbereich<br />
in den Feldbereich (Aktor)<br />
verwendet. Überwiegend kommt dabei die 4‐20mA‐Schnittstelle zum<br />
Einsatz.<br />
420mASchnittstelle<br />
Die 4‐20mA‐Schnittstelle wird im Weiteren für einen Sensor erläutert;<br />
die Ausführungen können leicht für Aktoren übernommen werden.<br />
Bei der 4‐20mA‐Schnittstelle wird der gesamte Messbereich linear auf 4‐<br />
20mA abgebildet.<br />
4‐20mA‐Schnittstelle für<br />
Sensoren <strong>und</strong> Aktoren<br />
Abbildung 28: 4-20mA-Schnittstelle.<br />
Der<br />
• Messbereichsanfang x a entspricht 4mA, das<br />
• Messbereichsende x e entspricht 20mA.<br />
Der lineare Teil der Kennlinie wird durch die Gleichung<br />
se<br />
− sa<br />
16mA<br />
s( x) = s + ⋅( x− x ) = 4mA+ ⋅( x−x ) x ≤ x≤<br />
x<br />
x −x x −x<br />
a a a e a<br />
e a e a<br />
Kennlinengleichung<br />
beschrieben.<br />
2
Die prinzipielle Realisierung dieser Schnittstelle zeigt folgende Abbildung:<br />
Prinzipielle Realisierung der<br />
4‐20mA‐Schnittstelle<br />
Abbildung 29: Realisierung einer 4-20mA-Schnittstelle.<br />
Folgende Vorteile haben dazu geführt, dass diese Schnittstelle zum industriellen<br />
De‐Facto‐Standard bei der analogen Feldkommunikation<br />
wurde.<br />
• Lebender Nullpunkt. Der lebende Nullpunkt 4mA macht es möglich,<br />
zwischen dem unteren Wert x a der Messgröße (häufig 0)<br />
<strong>und</strong> einem Kabelbruch bzw. Falschverkabelung zu unterscheiden.<br />
• Eliminierung von Leitungswiderständen. Insbesondere bei langen<br />
Feldleitungen können die Ohmschen Leitungswiderstände Einfluss<br />
auf die Güte der analogen Datenübertragung nehmen. Bei<br />
einer Stromschleife werden die Spannungsabfälle über den Leitungswiderständen<br />
weitestgehend eliminiert, da der Strom eingeprägt<br />
wird.<br />
• Störsicher. Die Übertragung als Strom ist störsicherer als die<br />
Übertragung als Spannung. Das liegt daran dass bei einer Stromschleife<br />
der Eingangswiderstand in Abbildung 29 idealerweise 0<br />
ist, während bei einem Spannungseingang idealerweise ein<br />
unendlich hoher Eingangswiderstand gefordert wird. Solche<br />
Spannungseingänge sind aber sehr empfindlich z.B. auf elektrostatische<br />
Effekte, parasitäre Kondensatoren etc.<br />
• Möglichkeit der Fernspeisung. Die 4.20mA‐Schnittstelle macht es<br />
möglich, angeschlossene Feldgeräte fernzuspeisen, da minimal<br />
ein Strom von 4mA gewährleistet ist. Für diese Feldgeräte entfällt<br />
dann die Notwendigkeit einer eigenen Spannungsversorgung.<br />
Vorteile:<br />
Lebender Nullpunkt<br />
Eliminierung von Leitungswiderständen<br />
Störsicherheit besser als bei<br />
der Spannungsübertragung<br />
Möglichkeit der Fernspeisung<br />
3
Die nun folgende Abbildung zeigt beispielhaft, wie eine analoge Feldkommunikation<br />
realisiert werden könnte.<br />
Analoge FK<br />
Abbildung 30: Analoge Feldkommunikation.<br />
Eine SPS ist mit analogen 4‐20mA‐Ein/Ausgabe‐Baugruppen ausgerüstet.<br />
Die im Feldbereich befindlichen Sensoren <strong>und</strong> Aktoren werden über eine<br />
Zweidrahtleitung mit der SPS in der Steuerungsebene verb<strong>und</strong>en; dazu<br />
sind sie ebenfalls mit einer 4‐20mA‐Schnittstelle verb<strong>und</strong>en.<br />
SOPS wird mit entsprechenden<br />
Baugruppen ausgerüstet<br />
4
Digitale Feldkommunikation<br />
Die in Abbildung 30 dargestellte analoge Feldkommunikation mit 4‐<br />
20mA‐SAchnittstelle hat sich in der industriellen Praxis bewährt. Sie hat<br />
aber auch Nachteile:<br />
1. Hohe Verkabelungskosten. Bei vielen Sensoren bzw. Aktoren fällt<br />
ein erheblicher Verkabelungs‐ <strong>und</strong> Installationsaufwand an. Diese<br />
Kosten dafür sind oft überraschend hoch.<br />
2. Daten nur unidirektionale übertragbar. Die analoge Datenübertragung<br />
vom Sensor <strong>zur</strong> SPS bzw. von der SPS zum Aktor ist eine<br />
Einbahnstraße: Es können also lediglich Daten in eine Richtung<br />
übertragen werden. So entfällt z.B. die Möglichkeit <strong>zur</strong> Parametrierung<br />
des Sensors via SPS.<br />
3. Nur Messwerte übertragbar. Die analoge Datenübertragung vom<br />
Sensor <strong>zur</strong> SPS gestattet lediglich die Übertragung des Messwertes;<br />
weitere Informationen wie z.B. Status‐ <strong>und</strong> Diagnoseinformationen<br />
können damit nicht übertragen werden.<br />
4. Evtl. Störungsanfällig. Die analoge Übertragung von Daten über<br />
längere Entfernungen ist störungsanfällig, da Signalstörungen<br />
sich additiv dem Momentanwert des Stroms <strong>und</strong> damit dem<br />
Messwert überlagern.<br />
5. Aufwändige Änderbarkeit. Insbesondere das Hinzufügen eines<br />
Sensors oder Aktors in ein bestehendes Leitsystem kann sehr<br />
aufwändig sein, da hierfür ein neues Kabel gelegt werden muss.<br />
Nachteile der anaalogen<br />
FK:<br />
Hohe Verkabelungskosten<br />
Nur unidirektionale Datenübertragung<br />
Nur Messwerte übertragbar<br />
Störanfällig bei langen Leitungslängen<br />
Aufwändig bei Änderungen<br />
Alle o.a. Nachteile können durch eine digitale Feldkommunikation mittels<br />
Feldbus behoben werden.<br />
Anzeige- <strong>und</strong><br />
Bedienkomponenten (ABK)<br />
SPS mit<br />
Feldbusinterface<br />
Digitale FK<br />
Feldbus<br />
FIF<br />
FIF<br />
FIF<br />
FIF<br />
S<br />
A<br />
S<br />
A<br />
Sensoren <strong>und</strong> Aktoren<br />
mit Feldbusinterface<br />
Abbildung 31: Digitale Feldkommunikation mit Feldbus.<br />
5
Ein einziges digitales Buskabel wird dabei von der SPS in das Feld hinein<br />
verlegt; alle dort befindlichen Sensoren <strong>und</strong> Aktoren werden elektrisch<br />
quasi parallel an dieses Buskabel angeschlossen. Dazu verfügen diese intelligenten<br />
Feldkomponenten über ein Feldbusinterface (FIF). Verglichen<br />
mit der analogen Feldkommunikation Abbildung 30 bedeutet das:<br />
1. Verringerung der Verkabelungskosten. Statt für jeden Sensor <strong>und</strong><br />
Aktor einzeln wird nur ein einziges Buskabel in das Feld hinein<br />
verlegt. Das verringert den Aufwand für Verkabelung <strong>und</strong> Installation<br />
insbesondere bei vielen Sensoren <strong>und</strong> Aktoren.<br />
2. Daten bidirektional übertragbar. Digitale Bustechniken bieten die<br />
Möglichkeit, Daten in beide Richtungen (von der SPS zum Sensor<br />
bzw. Aktor <strong>und</strong> umgekehrt) übertragen zu können<br />
3. Zusätzliche Informationen übertragbar. Neben dem Messwert<br />
können zusätzliche Informationen übertragen werden. Das bietet<br />
z.B. die Möglichkeit der Fernparametrierung von Sensoren<br />
<strong>und</strong> Aktoren. Außerdem können Sensoren <strong>und</strong> Aktoren zusätzlich<br />
Status‐ <strong>und</strong> Diagnoseinformationen an die SPS melden.<br />
4. Verringerung der Störanfälligkeit. Additiv überlagerte Signalstörungen<br />
sind solange wirkungslos, so lange daraus keine Bitfehler<br />
resultieren. Selbst wenn Bitfehler entstehen sind diese durch<br />
Maßnahmen der Bitfehlererkennung <strong>und</strong> Bitfehlerbehebung in<br />
gewissen Umfang behebbar. Die digitale Datenübertragung insbesondere<br />
über längere Strecken ist damit weniger störungsanfällig<br />
als die analoge Datenübertragung.<br />
5. Leicht zu ändern. Sensoren <strong>und</strong> Aktoren können leicht ohne Legen<br />
oder Rausziehen von Kabeln hinzugefügt werden, sofern eine<br />
Busankopplung während des Betriebs möglich ist.<br />
Ein einziges Kabel ins Feld<br />
hinein; alle Feldkomponenten<br />
mit FIF<br />
Vorteile:<br />
Verringerung der Verkabelungskosten<br />
Bidirektionale Datenübertragung<br />
zusätzliche Informationen<br />
übertragbar<br />
Verringerung der Störanfälligkeit<br />
Leichte Änderbarkeit<br />
Die<br />
• so erzielten prinzipiellen Vorteile einer digitalen Feldkommunikation<br />
gegenüber einer analogen Feldkommunikation, sowie<br />
• die großen Fortschritte <strong>und</strong> Innovationen im Bereich der Netzwerk‐Technologie<br />
haben dazu geführt, dass die analoge Feldkommunikation sukzessive<br />
durch die digitale Feldkommunikation abgelöst wird. Dies ist jedoch ein<br />
fortwährender Prozess: der große Umfang an bereits vorhandener analoger<br />
Feldverkabelung führt dazu, dass die Umstellung lange dauert.<br />
Umstellung ist ein fortlaufender<br />
Prozess<br />
6
Feldbussysteme<br />
Die in Abbildung 31 gezeigte digitale Busverbindung in das Feld hinein<br />
wird als Feldbus bezeichnet. An Feldbusse werden vielfältige Anforderungen<br />
gestellt, die sich z.T. widersprechen, d.h. die Erfüllung einer Anforderung<br />
macht die Erfüllung einer anderen Anforderung schwer. Die<br />
folgende Liste ist daher notwendigerweise unvollständig.<br />
Einsatzspektrum<br />
Feldbusse sollten einen möglichst großen Umfang des möglichen industriellen<br />
Bereichs abdecken. So sollte zumindest<br />
Anforderungen an Feldbussysteme<br />
widersprechen sich<br />
teilweise<br />
Abdeckung möglichst vieler<br />
industrieller Bereiche<br />
• der Bereich der Fertigungsindustrie (z.B. Automobilbereich), als<br />
auch<br />
• der Bereich der Prozessindustrie (z.B. Chemiebereich)<br />
abgedeckt werden. Die beiden wohl wichtigsten Feldbusse in Deutschland<br />
• Profibus‐DP (DP = Dezentrale Peripherie) bzw.<br />
• CAN‐Bus (CAN = Controller Area Network)<br />
erfüllen diese Voraussetzung.<br />
Umweltbedingungen<br />
Problematische Umweltbedingungen wie<br />
• Hitze,<br />
• Nässe, <strong>und</strong><br />
• Staub<br />
können besondere Anforderungen z.B. an die mechanischen Komponenten<br />
eines Feldbus nach sich ziehen. Besonders problematisch sind sogenannte<br />
Ex‐Bereiche: darunter versteht man Zonen, in denen unter ungünstigen<br />
Umständen eine Explosion nicht gr<strong>und</strong>sätzlich auszuschließen<br />
ist. Die sich daraus ergebenden Anforderungen sind nur von wenigen<br />
Feldbussen (z.B. Profibus‐PA, PA = Process Automation) zu erfüllen.<br />
Problematische Umweltbedingungen<br />
sollen zulässig<br />
sein<br />
Besonders problematisch<br />
sind Ex‐Bereiche<br />
7
Installation <strong>und</strong> Montage<br />
Digitale Feldbusse benötigen lediglich ein einziges Buskabel, das von der<br />
SPS zu den Sensoren bzw. Aktoren zu verlegen ist. Da praktisch alle<br />
Feldbusse die Daten seriell übertragen, kommt man mit wenigen Signaladern<br />
aus, was den Installations‐ <strong>und</strong> Montageaufwand weiter verringert.<br />
Serielle Datenübertragung<br />
über eine geschirmte, verdrillte<br />
Zweidrahtleitung<br />
(Twisted Pair)<br />
Abbildung 32: Profibus-DP-Kabel.<br />
Das o.a. Kabel zeigt beispielsweise den einfachen Aufbau eines Buskabels<br />
für Profibus‐DP. Es handelt sich hier um eine geschirmte verdrillte<br />
Zweidrahtleitung (Twisted‐Pair). Dazu gehören dann entsprechende robuste<br />
9‐polige Sub‐D‐Busanschlussstecker.<br />
Der entsprechende Anschlussstecker<br />
Abbildung 33: Anschlussstecker für Profibus-DP.<br />
Profibus‐DP ermöglicht bei höheren Anforderungen an Störsicherheit<br />
<strong>und</strong> Übertragungsleistung die Verwendung von Glasfaserkabel.<br />
Verfügbarkeit (im kommerziellen Sinn).<br />
Als Anwender ist man daran interessiert Feldbuskomponenten von unterschiedlichen<br />
Herstellern beliebig mischen zu können. Dazu ist eine<br />
entsprechende Normung <strong>und</strong> Standardisierung notwendig. So sind u.a.<br />
• Profibus‐DP bzw.<br />
• CAN‐Bus (in einer DeviceNet genannten Variante)<br />
Erhöhung der kommerzielle<br />
Verfügbarkeit mittels Standardisierung<br />
<strong>und</strong> Normung<br />
in [IEC 61158] genormt. Außerdem unterstützen große Hersteller bestimmte<br />
Feldbusse; so wird z.B. Profibus in großem Umfang von Siemens<br />
unterstützt.<br />
8
BusTopologie <strong>und</strong> Buszugriffssteuerung<br />
Die Verbindungsstruktur eines Bussystems wird Bus‐Topologie genannt.<br />
Profibus‐DP unterstützt z.B. folgende Linienstruktur.<br />
Die Linienstruktur<br />
Abbildung 34: Topologie Linienstruktur beim Profibus-DP.<br />
Alle Busteilnehmer hängen an einer gemeinsamen Linie <strong>und</strong> sind elektrisch<br />
gesehen parallel geschaltet. Damit es beim Senden nicht zu Kollisionen<br />
kommt muss der Buszugriff gesteuert werden.<br />
Steuerung des Buszugriffs<br />
ist notwendig<br />
MasterSlaveVerfahren<br />
Beim von Profibus‐DP (<strong>und</strong> anderen Feldbussen) verwendeten Master‐<br />
Slave‐Verfahren gibt es<br />
Nach<br />
• einen (oder mehrere) zentrale Master, die in der Lage sind, Senderechte<br />
• an die sogenannten Slaves zu vergeben.<br />
Zentraler Master‐Slave‐<br />
Verfahren: Master vergibt<br />
Senderechte an Slave<br />
• Vergabe der Senderechte an einen bestimmten Slave sowie<br />
• ggf. Übertragung von zusätzlichen Daten<br />
sendet der Slave Daten (z.B. Prozess‐ oder Statusinformationen) <strong>zur</strong>ück<br />
an den Master(Kommando‐Antwort‐Schema). Alle anderen Slaves können<br />
nicht senden, sondern ggf. nur mithören.<br />
Zyklische Übertragung<br />
Bei der meistens verwendeten zyklischen Übertragung wird<br />
• jedem Slave eine gleiche maximale Zeitscheibe eingeräumt, <strong>und</strong><br />
• alle Slaves nacheinander abgearbeitet, bevor es von vorne beginnt.<br />
Zyklische Übertragung beim<br />
Master‐Slave‐Verfahren<br />
9
MultiMaster <strong>und</strong> MonoMaster<br />
Bei Multi‐Master‐Systemen können mehrere Master angeschlossen<br />
werden, denen jeweils bestimme Slaves zugeordnet sind. Master können<br />
z.B. sein<br />
Mono‐ <strong>und</strong> Multi‐Mastersysteme<br />
• SPSen, <strong>und</strong><br />
• Programmiergeräte (PGs) <strong>zur</strong> Unterstützung der Inbetriebnahme.<br />
Sowohl Profibus‐DP als auch CAN‐Bus sind Multi‐Master‐Systeme. Aus<br />
Performance‐Gründen werden Profibus‐DP‐Systeme nach der Inbetriebnahme<br />
üblicherweise als Mono‐Master‐Systeme betrieben.<br />
Ausdehnung <strong>und</strong> Übertragungsgeschwindigkeit<br />
Gerade im Feldbereich sind u.U. relativ große Entfernungen zu überbrücken;<br />
leicht kommen mehrere 100m zusammen. Felsbusse müssen daher<br />
Daten über große Entfernungen übertragen können. Profibus‐DP<br />
beispielsweise lässt eine Leitungslänge für ein Segment gemäß Abbildung<br />
34 zu, die abhängig von der Übertragungsgeschwindigkeit zwischen<br />
• 1200m bei 9,6kbit/s, <strong>und</strong><br />
• 100m bei 12Mbit/s<br />
liegt, wobei bei größeren Übertragungsgeschwindigkeiten (hier also<br />
12Mbit/s) keine Stichleitungen mehr verwendet werden sollten [Popp].<br />
Dabei sind max. 32 Busteilnehmer pro Segment erlaubt. Mittels Repeater<br />
kann der die Linienstruktur erweitert werden, wobei folgende Begrenzungen<br />
existieren [Scherff]:<br />
• Max. 7 Repeater, max. 9600m gesamte Buslänge bei 9,6kbit/s,<br />
<strong>und</strong><br />
• max. 2 Repeater, max. 200m gesamte Buslänge bei 12Mbit/s.<br />
Im Feldbereich sind relativ<br />
große Entfernungen zu<br />
überbrücken<br />
Zulässige Leitungslänge<br />
hängt von Übertragungsgeschwindigkeit<br />
ab<br />
Anzahl der Busteilnehmer<br />
ist begrenzt<br />
Repeater <strong>zur</strong> Erweiterung<br />
der Linienstruktur<br />
Insgesamt sind die Teilnehmer (Master, Slaves, Repeater) auf max. 126<br />
beschränkt.<br />
10
Echtzeitfähigkeit<br />
Feldbussysteme müssen echtzeitfähig sein. Dieser Begriff ist etwas<br />
schwammig; er bedeutet, dass die auftretenden Verzögerungszeiten für<br />
die Kommunikation den Gesamtablauf des Steuerungsprozesses nicht<br />
negativ beeinflussen bzw. stören dürfen [Scherff]. Für Feldbussysteme<br />
hat das folgende Konsequenzen:<br />
• Die pro Sek<strong>und</strong>e übertragene Anzahl Bits muss möglichst hoch<br />
sein. Als dazugehöriger Parameter wird die Übertragungsgeschwindigkeit<br />
angegeben. Diese beträgt z.B. für Profibus‐DP zwischen<br />
9,6kbit/s <strong>und</strong> 12Mbit/s.<br />
• Bei Master‐Slave‐Systemen mit zyklischer Übertragung wie Profibus‐DP<br />
muss die Gesamtzeit für die zyklische Abarbeitung der<br />
Slaves möglichst gering sein; diese Gesamtzeit wird Zykluszeit<br />
genannt. Bei 30 typischen Slaves <strong>und</strong> einer Übertragungsgeschwindigkeit<br />
von 12Mbit/s ist die Zykluszeit bei Profibus‐DP<br />
kleiner 1ms!<br />
Übertragungs <strong>und</strong> Betriebssicherheit<br />
Aus Sicherheitsgründen ist es zwingend erforderlich,<br />
• dass die digital übertragenden Daten in Form von Datentelegrammen<br />
sicher übertragen werden, <strong>und</strong><br />
• dass der Ausfall einzelner Systemkomponenten (Master, Slave)<br />
sicher behandelt wird.<br />
Bitfehler<br />
Bei der Übertragung von Daten kann es zu Bitfehlern kommen (0→1<br />
oder 1→0). Dafür gibt es verschiedene Ursachen:<br />
• Fehlerhafte Installation des Buskabels. Dazu zählen unterbrochene<br />
oder schlecht verb<strong>und</strong>ene Leiter, falsch angeschlossener<br />
Schirm, fehlerhafte Erdung.<br />
• Nichteinhaltung der erforderlichen Entfernungen. Feldbussysteme<br />
spezifizieren Minimal‐ <strong>und</strong> Maximalwerte für bestimme Entfernungen,<br />
z.B. zwischen Slaves untereinander oder zwischen<br />
Slave <strong>und</strong> Master; diese werden manchmal nicht eingehalten.<br />
• Falsche oder fehlerhafte Busterminierung. Feldbussysteme erfordern<br />
i.d.R. die Terminierung des Feldbusses mit einem bestimmten<br />
Widerstand bzw. einer bestimmten Impedanz, dem sogenannten<br />
Wellenwiderstand. Dadurch werden Signalreflektionen<br />
verhindert, die ansonsten durch Interferenzen zu Signalstörungen<br />
werden. Manchmal wird der Bus gar nicht oder falsch (mit<br />
dem falschen Wellenwiderstand) abgeschlossen.<br />
Feldbussysteme müssen<br />
echtzeitfähig sein<br />
dazu muss Übertragungsgeschwindigkeit<br />
hoch sein<br />
Zykluszeit muss niedrig sein<br />
Im Datentelegramm eingelagerte<br />
Daten müssen sicher<br />
übertragen werden<br />
Komponentenausfall muss<br />
behandelt werden<br />
Gründe für Bitfehler:<br />
Fehlerhafte Installation des<br />
Buskabels<br />
Nichteinhaltung erforderlicher<br />
Entfernungen<br />
Falsche bzw. fehlerhafte<br />
Busterminierung<br />
11
Zur Erkennung, Behebung <strong>und</strong> ggf. Behandlung dieser Bitfehler werden<br />
verschiedene Maßnahmen ergriffen.<br />
Protokollsicherung<br />
Auf Protokollebene werden Maßnahmen <strong>zur</strong> Protokollsicherung ergriffen.<br />
Bei Profibus‐BP wird dadurch eine Hamming‐Distanz von d=4 erreicht,<br />
was bedeutet das bis zu<br />
n = d − 1=<br />
3<br />
Qualität der Protokollsicherung<br />
wird durch Hamming‐<br />
Distanz angegeben<br />
gleichzeitig auftretende Bitfehler erkannt werden können. Ist das der<br />
Fall, so inkrementiert der Master einen Fehlerzähler <strong>und</strong> versucht beim<br />
nächsten Buszyklus das Telegramm erneut zu übertragen. Wenn der<br />
Fehlerzähler überläuft (i.d.R. bei mehr als drei Fehlversuchen), wird der<br />
entsprechende Slave vom Bus weggenommen.<br />
Watchdog <strong>zur</strong> Ausfallerkennung des Masters<br />
Jeder Slave erwartet eine Masterabfrage innerhalb eines vorgebaren<br />
maximalen Zeitintervalls. Erfolgt die Abfrage, so wird ein Timer auf 0 <strong>zur</strong>ückgesetzt.<br />
Danach läuft der Timer mit einer bestimmen Geschwindigkeit<br />
los. Versäumt nun der Master eine rechtzeitige Nullung des Timers<br />
im Rahmen des nächsten Buszyklus, so läuft der Timer über. Der Slave<br />
trennt sich dann vom Bus <strong>und</strong> geht in einen projektierten sicheren Zustand,<br />
da er von einem Ausfall des Masters ausgeht. Dieser Vorgang<br />
wird Watchdog (Wachh<strong>und</strong>) genannt.<br />
Watch‐Dog in den Slaves<br />
überwacht, ob der Master<br />
noch am Bus häntgt<br />
Neben den genannten Maßnahmen <strong>zur</strong> Fehlerbehandlung gibt es beim<br />
Profibus‐DP noch eine ganze Reihe weitere Maßnahmen, siehe z.B.<br />
[Popp].<br />
12
Beispiel ProfibusDP<br />
In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten vorher angegebenen Eigenschaften<br />
des Profibus‐DP zusammengefasst.<br />
Eigenschaft<br />
Beschreibung<br />
Anwendungsbereich<br />
Fertigungs- <strong>und</strong> Prozessindustrie<br />
Automatisierungsebenen Verbindet Steuerungs- mit Feldebene<br />
Normung IEC 61158<br />
Unterstützender Hersteller Z.B. Siemens<br />
Topologie<br />
Linie<br />
Busleitung<br />
Geschirmte verdrillte Zweidrahtleitung<br />
(Twisted-Pair) oder Glasfaserkabel<br />
Buszugriff<br />
Master-Slave mit mehreren Mastern<br />
Übertragungsgeschwindigkeit 9,6kbit/s (1200m) bis 12Mbit/s (100m)<br />
Buslänge <strong>und</strong> Teilnehmer pro<br />
Segment<br />
Erweiterung mit Repeatern<br />
Hamming-Distanz 4<br />
100m (12Mbit/s) bis 1200m (9,6kbit/s) pro<br />
Segment bei max. 32 Busteilnehmern<br />
9,6kbit/s : Max. 7, max. 9600m gesamte Buslänge<br />
12Mbit/s: Max. 2, max. 200m gesamte Buslänge<br />
Insgesamt max. 126 Busteilnehmer inkl. Repeater<br />
Einige Eigenschaften des<br />
Profibus‐DP<br />
Tabelle 2: Eigenschaften des Profibus-DP.<br />
13
Konnektivität <strong>zur</strong> Prozessleitebene<br />
Folgende Abbildung stellt beispielhaft ein leittechnisches System auf Basis<br />
Profibus‐DP dar, das<br />
• zum einen im Feldbereich einen Feldbus verwendet, <strong>und</strong><br />
• zum anderen eine Verbindungsmöglichkeit (Konnektivität) <strong>zur</strong><br />
Prozessleitebene bereit stellt<br />
Internet (WAN)<br />
Anzeige- <strong>und</strong> Bedienkomponenten (ABK)<br />
Engineering Workstation (EWS)<br />
Prozessleitebene<br />
Gateway<br />
Steuerungsebene<br />
SPS als Gateway mit<br />
Feldbusinterface<br />
Industrial Ethernet<br />
Konnektivität <strong>zur</strong> Prozessleitebene<br />
Feldbus (FAN)<br />
Feldebene<br />
FIF<br />
S<br />
FIF<br />
A<br />
FIF<br />
S<br />
FIF<br />
A<br />
Sensoren <strong>und</strong> Aktoren<br />
mit Feldbusinterface<br />
Abbildung 35: Leittechnisches System mit Profibus-DP <strong>und</strong> Verbindung<br />
<strong>zur</strong> Prozessleitebene.<br />
Den einzelnen Ebenen sind folgende Komponenten zugeordnet:<br />
1. Feldebene. Dort befinden sich die intelligenten Sensoren <strong>und</strong> Aktoren<br />
mit Feldbusinterface (FIF). Im Rahmen eines Profibus‐DP‐<br />
Systems handelt es sich um Slaves.<br />
2. Steuerungsebene. Dort befinden sich SPSen, die ein Profibus‐DP‐<br />
Feldbusinterface besitzen; im Rahmen eines Profibus‐DP‐<br />
Systems handelt es sich um Master. Außerdem sind in diesem<br />
Beispiel diese SPSen mit Industrial‐ Ethernet‐Kommunikationsbaugruppen<br />
ausgerüstet. (Industrial Ethernet ist eine für industrielle<br />
Belange angepasste Version von Ethernet TCP/IP, das standardmäßig<br />
für LANs zum Einsatz kommt.) Die SPSen stellen somit<br />
eine Art Gateway zwischen Profibus‐DP <strong>und</strong> Industrial Ethernet<br />
dar <strong>und</strong> verbinden die Steuerungsebene mit der Prozessleitebene.<br />
3. Prozessleitebene. Dort befinden sich Workstations z.B. zum Bedienen<br />
<strong>und</strong> Beobachten <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Messwertarchivierung. Ein dediziertes<br />
Gateway stellt eine Verbindung zum Internet her, dass als<br />
WAN dient. Hier könnten sich z.B. die Betriebsleitebene<br />
<strong>und</strong>/oder die Unternehmensebene anschließen.<br />
Slaves mit FIF in der Feldebene<br />
SPSen <strong>und</strong> IPCs als Master<br />
mit Feldbus‐Interface in der<br />
Steuerungsebene<br />
SPSen als Gateway zwischen<br />
Feldbus <strong>und</strong> Industrial<br />
Ethernet<br />
Workstations zum B&B in<br />
der Prozessleitebene<br />
Dediziertes Gateway zum<br />
Internet als WAN<br />
14
Erweiterung um Sensor‐Aktor‐Bus<br />
Die Sensoren <strong>und</strong> Aktoren in Abbildung 35 müssen mit einem Feldbusinterface<br />
ausgerüstet sein, mithin also eine hinreichende Intelligenz besitzen<br />
(Intelligente Sensoren <strong>und</strong> Aktoren). Die sich daraus ergebenden<br />
Systemkosten sind aber für einfache Sensoren (z.B. binäre mechanische<br />
Näherungsschalter) kaum tragbar.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> gibt es eine spezielle Feldbusart, die sogenannten<br />
Sensor‐Aktor‐Busse. Die Spezifikation eines Sensor‐Aktor‐Busses ermöglicht<br />
es,<br />
1. Sensoren <strong>und</strong> Aktoren mittels eines einfachen Feldbus‐Interfaces<br />
kostengünstig herzustellen, <strong>und</strong><br />
2. den Feldbus unaufwändig <strong>und</strong> damit kostengünstig zu installieren<br />
Einfache Sensoren <strong>und</strong> Aktoren<br />
werden mit normalem<br />
FIF oftmals zu teuer<br />
Sensor‐Aktor‐Busse mit EFIF<br />
ermöglichen kostengünstige<br />
Sensoren <strong>und</strong> Aktoren<br />
<strong>und</strong> unaufwändige, kostengünstige<br />
Installation<br />
Ein in Deutschland oft verwendeter Sensor‐Aktor‐Bus ist der ASI‐Bus<br />
(ASI = Aktor‐Sensor‐Interface). Mit folgenden Maßnahmen werden die<br />
beiden o.a. Ziele erreicht.<br />
• Funktionale Beschränkungen. ASI basiert auf einem Mono‐<br />
Master‐Slave‐Buszugriffsverfahren mit max. 31 Busteilnehmern.<br />
Die maximale Buslänge ist ohne Repeater ist 100m. ASI ist hauptsächlich<br />
auf den Anschluss binärer Sensoren <strong>und</strong> Aktoren ausgerichtet.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> fehlt eine vernünftige Analogwertverarbeitung,<br />
wiewohl diese auch über Umwegen möglich ist.<br />
• Kostengünstiges Buskabel. Es wird ein einfaches, unverdrilltes<br />
<strong>und</strong> ungeschirmtes zweiadriges Flachbandkabel verwendet.<br />
• Einfache Verbindungstechnik. Die Sensoren oder Aktoren werden<br />
häufig über sog. Durchdringungstechnik angeschlossen. Hierbei<br />
wird die Isolation des verpolsicher profilierten Flachbandkabels<br />
mittels zweier Durchdringungsdornen bei der Montage durchstoßen,<br />
ohne dass dieses vorher vorbereitet werden muss<br />
• Integrierte Zufuhr von Hilfsenergie. Über das digitale Buskabel<br />
wird zusätzlich Hilfsenergie für die angeschlossenen Feldgeräte<br />
bereit gestellt. Für viele Sensoren <strong>und</strong> Aktoren entfällt so die<br />
Notwendigkeit einer eigenen Energieversorgung.<br />
Funktionale Beschränkungen<br />
beim Sensor‐Aktor‐Bus,<br />
z.B. keine Analogwertverarbeitung<br />
Einfaches Buskabel<br />
Einfache Verbindungstechnik<br />
Integrierte Zufuhr von<br />
Hilfsenergie<br />
15
Folgende Abbildung zeigt die Integration eines einfacheren Sensor‐<br />
Aktor‐Busses in das leittechnische Profibus‐DP‐System Abbildung 35.<br />
Internet (WAN)<br />
Anzeige- <strong>und</strong> Bedienkomponenten (ABK)<br />
Engineering Workstation (EWS)<br />
Prozessleitebene<br />
Gateway<br />
Industrial Ethernet<br />
Steuerungsebene<br />
SPS als Gateway mit<br />
Feldbusinterface<br />
Feldbus (FAN)<br />
Feldebene<br />
FIF<br />
S<br />
FIF<br />
A<br />
FIF<br />
S<br />
Sensoren <strong>und</strong> Aktoren<br />
mit Feldbusinterface<br />
FIF<br />
A<br />
SPS als Gateway mit<br />
einfachem Feldbusinterface<br />
Sensor-Aktor-Bus (FAN)<br />
Erweiterung um einen Sensor‐Aktor‐Bus<br />
EFIF<br />
EFIF<br />
EFIF<br />
EFIF<br />
S<br />
A<br />
S<br />
A<br />
Sensoren <strong>und</strong> Aktoren mit<br />
einfachem Feldbusinterface<br />
Abbildung 36: Erweiterung des leittechnischen Systems um einen<br />
Sensor-Aktor-Bus.<br />
In der Feldebene befindet sich nun eine zusätzliche SPS, die als Gateway<br />
zum Sensor‐Aktor‐Bus dient. Die daran angehängten Sensoren <strong>und</strong> Aktoren<br />
besitzen nun ein einfaches Feldbusinterface (EFIF) mit den vorher<br />
genannten Vor‐ <strong>und</strong> Nachteilen.<br />
16
Erweiterung um analoge Feldkommunikation<br />
In vielen Fällen besteht eine vorhandene 4‐20mA‐Infrastruktur in Form<br />
von<br />
• Schaltschrank inkl. Komponenten wie Spannungsversorgung, Sicherungen,<br />
Kabelkanäle etc.,<br />
• Rangierverteilern,<br />
• Kabeln <strong>und</strong> Kabeltrassen, sowie<br />
• Sensoren <strong>und</strong> Aktoren mit analoger 4‐20mA‐Schnittstelle,<br />
Oft muss bestehende 4‐<br />
20mA‐Infrastruktur zumindest<br />
teilweise übernommen<br />
werden<br />
Oft soll dann die vorhandene Infrastruktur aus Kostengründen zumindest<br />
teilweise in ein modernes leittechnisches System mit digitaler Feldkommunikation<br />
integriert werden. Dazu wird das leittechnische System<br />
Abbildung 36 z.B. in folgender Art <strong>und</strong> Weise erweitert.<br />
Internet (WAN)<br />
Anzeige- <strong>und</strong> Bedienkomponenten (ABK)<br />
Engineering Workstation (EWS)<br />
Prozessleitebene<br />
Gateway<br />
Industrial Ethernet<br />
Steuerungsebene<br />
SPS mit<br />
4-20mA-<br />
Interface<br />
SPS als Gateway mit<br />
Feldbusinterface<br />
Erweiterung um analoge 4‐<br />
20mA‐Feldkommunikation<br />
Feldbus (FAN)<br />
Feldebene<br />
FIF<br />
S<br />
FIF<br />
A<br />
FIF<br />
S<br />
FIF<br />
A<br />
SPS als Gateway mit<br />
einfachem Feldbusinterface<br />
4-20mA<br />
Sensoren <strong>und</strong> Aktoren<br />
mit Feldbusinterface<br />
Sensor-Aktor-Bus (FAN)<br />
S<br />
A<br />
S<br />
Sensoren <strong>und</strong> Aktoren<br />
ohne Feldbusinterface<br />
A<br />
EFIF<br />
S<br />
EFIF<br />
A<br />
EFIF<br />
S<br />
EFIF<br />
Sensoren <strong>und</strong> Aktoren mit<br />
einfachem Feldbusinterface<br />
A<br />
Abbildung 37: Erweiterung des leittechnischen Systems um eine analoge<br />
4-20mA-Feldkommunikation.<br />
In der Steuerungsebene befindet sich nun eine weitere SPS mit analogen<br />
4‐20mA Ein/Ausgabe‐Baugruppen. Daran kann nun die vorhandene analoge<br />
Infrastruktur inkl. Schaltschränke, Rangierverteiler, Kabeln, Sensoren<br />
<strong>und</strong> Aktoren unverändert angehängt werden.<br />
17
Kontrollfragen<br />
1. Erläutern Sie die analoge Feldkommunikation mittels 4‐20mA‐<br />
Schnittstelle.<br />
2. Erläutern Sie Vor‐ <strong>und</strong> Nachteile der analogen Feldkommunikation<br />
mittels 4‐20mA‐Schnittstelle.<br />
3. Erläutern Sie wie die Nachteile der analogen Feldkommunikation<br />
durch den Einsatz einer digitalen Feldkommunikation vermieden<br />
werden.<br />
4. Erläutern Sie die Anforderungen an Feldbus‐Systeme.<br />
5. Erläutern Sie Bus‐Topologie <strong>und</strong> Buszugriffssteuerung bei Profibus‐DP.<br />
6. Erläutern Sie mögliche Ausdehnungen <strong>und</strong> Übertragungsgeschwindigkeiten<br />
bei Profibus‐DP.<br />
7. Erläutern Sie einige Maßnahmen <strong>zur</strong> Gewährleistung von Übertragungssicherheit<br />
<strong>und</strong> Betriebssicherheit bei Profibus‐DP.<br />
8. Was bedeutet eine Hamming‐Distanz von d=4?<br />
9. Welche Vorteile haben Sie bei der Verwendung eines Sensor‐<br />
Aktor‐Busses statt eines normalen Feldbusses wie Profibus‐DP?<br />
10. Durch welche Maßnahmen wird beim ASI‐Bus erreicht, dass die<br />
dazugehörigen Feldgeräte kostengünstig hergestellt werden<br />
können <strong>und</strong> Installation sowie Verkabelung unaufwändig <strong>und</strong><br />
damit ebenfalls kostengünstig sind?<br />
Literatur<br />
[IEC 61158]<br />
[Gevatter]<br />
[Kriestel]<br />
[Popp]<br />
[Scherff]<br />
IEC 61158: Digital data communication for measurement<br />
and control ‐ Fieldbus for use in industrial control systems,<br />
1999.<br />
Gevatter, H.‐J.: Handbuch der <strong>Mess‐</strong> <strong>und</strong> Automatisierungstechnik.<br />
Springer‐Verlag, 1999.<br />
Kriestel, W., Heimbold, T., Telschow, D.: Bustechnologien<br />
für die Automation. Hüthig‐Verlag, 1998.<br />
Popp, M.: Profibus DP/DPV1. Hüthig‐Verlag, 2. Auflage,<br />
2000.<br />
Scherff, B., Haese, E., Wenzek, H.R.: Feldbussysteme in<br />
der Praxis. Springer‐Verlag 1999.<br />
18
Temperaturmessung<br />
Die Temperatur T ist eine SI‐Basisgröße, die in K oder °C gemessen<br />
wird.<br />
• Mit dem absoluten Nullpunkt gibt es eine untere Grenze der<br />
Temperatur, der nicht unterschritten werden kann; diesem Nullpunkt<br />
ist die Temperatur 0K zugeordnet.<br />
• Beim Eispunkt findet für Wasser bei Normdruck (ca. 1bar) der<br />
Phasenübergang von fest nach flüssig statt; die dazugehörige<br />
Temperatur ist 273,15K.<br />
Temperatur ist eine SI‐<br />
Basisgröße, gemessen in K<br />
oder °C<br />
Absoluter Nullpunkt<br />
Eispunkt von Wasser<br />
Die Temperatur kann alternativ auch als besondere Temperaturdifferenz<br />
zum Eispunkt angegeben werden; in diesem Fall erfolgt die Angabe in<br />
°C, als Symbol wird üblicherweise ϑ verwendet. Es gilt also<br />
ϑ =<br />
° C<br />
T<br />
K<br />
− 273,15 .<br />
Angabe als besondere<br />
Temperaturdifferenz in °C<br />
Für den absoluten Nullpunkt gilt demzufolge<br />
T = 0K ⇔ ϑ = − 273,15° C ,<br />
für den Eispunkt<br />
T = 273,15K ⇔ ϑ = 0° C .<br />
Die Temperatur ist eine physikalische Größe, die sehr häufig gemessen<br />
wird, insbesondere in der Verfahrenstechnik. Dort ist die Prozessgröße,<br />
die am häufigsten gemessen wird [Hoffmann].<br />
Wird in der Verfahrenstechnik<br />
am häufigsten gemessen<br />
1
Widerstandsthermometer<br />
Für die elektrische Leitfähigkeit χ in Sm/m 2 (bzw. spezifische Widerstand<br />
ρ in Ωm 2 /m) eines Materials gilt nach [Hering] die Beziehung<br />
mit<br />
1<br />
χ = χ( T)<br />
= = e0<br />
⋅n( T) ⋅ μ( T)<br />
ρ<br />
( T )<br />
• der temperaturabhängigen Ladungsträgerdichte nT ( ) in 1/m 3 ,<br />
<strong>und</strong><br />
• der temperaturabhängigen Beweglichkeit μ ( T )<br />
in m 2 /(Vs)<br />
sowie der Elementarladung e0<br />
in C. Leitwert G <strong>und</strong> Ohmscher Widerstand<br />
R eines Materials hängen dann über<br />
A<br />
l<br />
G = G( T) = χ( T) ⋅ ⇔ R = R( T) = ρ( T)<br />
⋅<br />
l<br />
A<br />
Leitfähigkeit als<br />
Funktion der Ladungsträgerdichte<br />
<strong>und</strong> der Beweglichkeit<br />
Daraus sich ergebender<br />
Leitwert bzw. Ohmscher<br />
Widerstand<br />
von Leitfähigkeit χ bzw. spezifische Widerstand ρ ab, die ihrerseits<br />
von der Temperatur T abhängen.<br />
Ladungsträgerdichte<br />
Diese ist bei Metallen praktisch unabhängig von der Temperatur, da jedes<br />
Atom ohnehin seine Leitungselektronen <strong>zur</strong> Verfügung stellt, die<br />
sich als Bestandteil des Elektronengases innerhalb des Kristallgitters frei<br />
bewegen können.<br />
Bei Halbleitern ist die Ladungsträgerdichte um einige Größenordnungen<br />
geringer <strong>und</strong> i.A. temperaturabhängig.<br />
Elektrische<br />
Ladungsträgerbeweglichkeit<br />
Die Beweglichkeit μ hängt von der Häufigkeit von Zusammenstößen<br />
der bewegten Ladungsträger miteinander oder mit festen Störstellen im<br />
Atomgitter ab; μ nimmt daher i.A. mit zunehmender Temperatur ab.<br />
Bei Metallen ist die Ladungsträgerdichte<br />
praktisch<br />
unabhängig von der<br />
Temperatur<br />
Nicht so bei Halbleitern<br />
Die Beweglichkeit nimmt<br />
i.A. mit der Temperatur ab<br />
2
Temperaturverhalten des elektrischen Widerstandes metallischer<br />
Leiter<br />
Bei Metallen gilt also hinreichend genau n ( T ) = const . Die Beweglichkeit<br />
μ nimmt jedoch mit T ab; dadurch sinkt die Leitfähigkeit, der Widerstand<br />
von Metallen nimmt demzufolge mit steigender Temperatur zu.<br />
Temperaturabhängiges<br />
Verhalten des Ohmschen<br />
Widerstandes bei Metallen<br />
(PTC)<br />
Abbildung 38: Temperaturverhalten des Widerstandes von ausgewählten<br />
Metallen nach [Schaumbg]. R 0 ist der Widerstand bei 0°C.<br />
Das Temperaturverhalten wird durch den sogenannten Temperaturkoeffizienten<br />
(TK)<br />
dR R 1 dR 1 dR<br />
αT<br />
≡ = ⋅ = ⋅<br />
dT R dT R dϑ<br />
Der Temperaturkoeffizient<br />
(TK)<br />
in 1/K bzw. 1/°C beschrieben. Für Metalle ist der TK positiv; wir sprechen<br />
von einem Positive Temperature Coefficient (PTC).<br />
Ist für eine bestimmte Temperatur ϑ<br />
0<br />
der dazugehörige Widerstandswert<br />
R ≡ R( ϑ ) gegeben, so kann der Widerstandswert R R( ϑ)<br />
0 0<br />
≡ für<br />
eine beliebige Temperatur ϑ durch Integration der o.a. Gleichung ermittelt<br />
werden, d.h. es gilt<br />
1 dR<br />
1 1 R<br />
α = ⋅ ⇔ α dϑ = dR ⇒ dR= ln = α dϑ<br />
T T T<br />
R dϑ<br />
R R R<br />
R0 0 ϑ0<br />
R<br />
∫ ∫ .<br />
ϑ<br />
3
Wird der TK als konstant angenommen, so ergibt sich<br />
0<br />
ϑ<br />
αT<br />
⋅( ϑ−ϑ0<br />
)<br />
∫ αTdϑ αT<br />
( ϑ ϑ0)<br />
R R0<br />
e .<br />
ϑ<br />
R<br />
ln = = ⋅ − ⇒ = ⋅<br />
R<br />
0<br />
Berechnung des Widerstandes<br />
bei gegebenem TK<br />
Beispiel<br />
Für ein Metall wird ein konstanter Temperaturkoeffizient (TK) von<br />
= ⋅ ° angenommen. Bei ϑ<br />
0<br />
= 0° C betrage sein Widerstand<br />
3<br />
α 410 −<br />
T<br />
1 C<br />
R<br />
0<br />
= 100Ω. Dann beträgt der Widerstand für ϑ = 100°<br />
C<br />
α<br />
3<br />
( ϑ ϑ<br />
−<br />
)<br />
T ⋅ − 0 4⋅10 1 C⋅ 100°<br />
C<br />
0,4<br />
0<br />
100 100 149,1825<br />
R= R ⋅ e = ⋅ e = ⋅e<br />
≈ Ω.<br />
4
PlatinWiderstandsthermometer (PTWiderstände)<br />
Pt‐Widerstände aus Platin sind am gebräuchlichsten, da sie<br />
• hinreichend lineares Verhalten aufweisen,<br />
• sehr reproduzierbar herzustellen sind,<br />
• sehr beständig in ihren Eigenschaften sind (Edelmetall, nicht korrosionsgefährdet,<br />
chemisch sehr stabil), <strong>und</strong><br />
• einen sehr weiten Temperaturbereich haben (hohen Schmelzpunkt<br />
von Platin).<br />
Vorteile der Verwendung<br />
von Pt<br />
Temperaturabhängiges<br />
Verhalten des Ohmschen<br />
Widerstandes bei Pt<br />
Abbildung 39: Temperaturverhalten des Widerstandes von Platin (Pt)<br />
nach [Schaumbg]. R 0 ist der Widerstand bei 0°C.<br />
Die o.a. Abbildung zeigt, dass der TK α<br />
T<br />
(wenn überhaupt) nur in einem<br />
engen Temperaturbereich als konstant angenommen werden kann.<br />
Bei höheren Anforderungen an die Genauigkeit ist das nicht‐lineare<br />
Verhalten von R als Funktion von T geeignet zu berücksichtigen; in<br />
[DIN60751] finden sich deshalb geeignete Polynomansätze z.B. 3. Ordnung<br />
<strong>zur</strong> Beschreibung dieser Abhängigkeit.<br />
Standardmäßig verwendet man Platinwiderstände mit<br />
• 100Ω bei 0°C (Pt‐100).<br />
es gibt aber auch andere Nennwerte wie<br />
• 500Ω (Pt‐500), 1000Ω (Pt‐1000), <strong>und</strong> 2000Ω (Pt‐2000).<br />
Der nutzbare Bereich überdeckt eine Spanne von ca. ‐200°C bis ca.<br />
850°C, genaue Messwiderstände bis 650°C.<br />
TK nur in einem relativ kleinen<br />
Bereich hinreichend<br />
konstant<br />
Daher ggf. Polynomansätze<br />
für R=f(T)<br />
Pt‐100<br />
Pt‐500, Pt‐1000, Pt‐2000<br />
Nutzbarer Temperaturbereich<br />
5
Zulässige Abweichungen<br />
In [DIN60751] werden zwei Genauigkeitsklassen spezifiziert:<br />
• Klasse A: A ≤ ( 0,15+ 0,002⋅ ϑ ) °<br />
• Klasse B: A ( 0,30 0,005 ϑ )<br />
C<br />
≤ + ⋅ ° C<br />
Genauigkeitsklassen nach<br />
DIN<br />
Für Anwendungen mit besonderen Genauigkeitsanforderungen sind<br />
auch Teile der o.a. Abweichungen üblich. So gibt es z.B.<br />
1<br />
≤ ⋅ + ⋅ ° C<br />
10<br />
• 1/10 Klasse A: A ( 0,15 0,002 ϑ )<br />
Beispiel<br />
Mit einem Pt‐100 der Klasse B wird eine Temperatur von 100°C gemessen.<br />
Dann muss man im schlechtesten Fall mit einer absoluten Abweichung<br />
von<br />
( ϑ ) ( )<br />
Amax = 0,30 + 0,005⋅ ° C = 0,30 + 0,005⋅ 100 ° C = 0,8°<br />
C<br />
rechnen. Würde man einen Pt‐100 der 1/10 Klasse A verwenden, so wäre<br />
absoluten Abweichung im schlechtesten Fall<br />
1 1<br />
Amax<br />
= ⋅ ( 0,15 + 0,002⋅ ϑ ) ° C = ⋅ ( 0,15 + 0,002⋅ 100 ) ° C = 0,035° C ,<br />
10 10<br />
mithin also ein ganzes Stück besser.<br />
6
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
DrahtMesswiderstand<br />
Die Draht‐Messwiderstände werden in Form von dünnen Drähten verarbeitet,<br />
die auf einen Glas‐ oder Keramikkörper gewickelt werden. Sie<br />
sind sehr genau, aber relativ aufwändig zu fertigen <strong>und</strong> damit teuer.<br />
Teurer, aber sehr genauer<br />
Draht‐Messwiderstand auf<br />
Glas oder Keramik<br />
Abbildung 40: Draht-Messwiderstand aus Platin nach [Schrüfer].<br />
• Glasausführung. Bei der Glasausführung erhält der gewickelte<br />
Draht eine Glasschutzschicht, in die er eingeschmolzen wird;<br />
Messdraht <strong>und</strong> Glas bilden dann eine homogene Einheit.<br />
• Keramikausführung. Bei der Keramikausführung sind die Platin‐<br />
Wendeln in Kapillaren aus hochreinem Aluminiumoxid spannungsfrei<br />
eingebettet; sie erhalten dann einen Keramiküberzug.<br />
Draht‐Messwiderstände besitzen<br />
• eine sehr hohe Schock‐ <strong>und</strong> Erschütterungsfestigkeit, <strong>und</strong><br />
• sind unempfindlich gegen äußere Kräfte <strong>und</strong> Druck.<br />
Vorteile<br />
Sie sind ungeschützt z.B.<br />
• in wässrigen Flüssigkeiten,<br />
• Lösungsmitteln, <strong>und</strong><br />
• Ölen einsetzbar.<br />
Einsatzgebiete<br />
7
Dünnschichtwiderstand<br />
Draht‐Messwiderstände sind in der Fertigung relativ aufwändig <strong>und</strong> daher<br />
teuer; in kostenkritischen Anwendungen können sie daher nicht<br />
eingesetzt werden.<br />
Manchmal sind Draht‐<br />
Messwiderstände zu teuer<br />
Abhilfe schafft hier der etwas ungenauere Dünnschichtwiderstand. Dieser<br />
Messfühler lässt sich<br />
• automatisiert,<br />
• gut reproduzierbar, <strong>und</strong><br />
• preisgünstig<br />
Dünnschicht‐Widerstände<br />
sind kostengünstiger zu fertigen<br />
fertigen.<br />
Dünnschichtwiderstand aus<br />
Pt<br />
Abbildung 41: Dünnschichtwiderstand aus Platin nach [Schaumbg].<br />
Die Fertigung geschieht im Prinzip in folgenden Schritten:<br />
1. Zuerst wird eine Platin‐ oder Nickel‐Schicht auf Aluminiumoxid<br />
(Al 2 O 3 ) als isolierenden Träger aufgestäubt oder aufgedampft.<br />
2. In diese flächenhafte Schicht wird mit einem Laserstrahl eine<br />
mäanderförmige Struktur gebrannt (Grobabgleich).<br />
3. Dann wird der so entstandene strukturierte Schichtwiderstand<br />
wiederum mit einem Laserstrahl auf Nennwert gebracht (Feinabgleich).<br />
4. Schließlich folgt noch der Überzug des ungeschützten Schichtwiderstandes<br />
mit einer Schutzschicht.<br />
Generell sind die verwendeten Massen <strong>und</strong> Abmessungen kleiner als bei<br />
den Draht‐Messwiderständen, wodurch ein besseres dynamisches Verhalten<br />
erreicht wird.<br />
Fertigungsschritte<br />
besseres dynamisches Verhalten<br />
8
Bauformen<br />
Standard‐Bauformen<br />
• <strong>zur</strong> Schraubmontage sind z.B. in [DIN43765],<br />
• <strong>zur</strong> Schweißmontage sind z.B. in [DIN43767]<br />
Normierte Bauformen<br />
genormt. Als Beispiel <strong>zur</strong> Schraubmontage dient nachstehende Abbildung.<br />
Pt‐100 <strong>zur</strong> Schraubmontage<br />
Abbildung 42: Widerstandsthermometer <strong>zur</strong> Schraubmontage nach<br />
[DIN43765].<br />
Man erkennt:<br />
• Anschlusskopf. Dient <strong>zur</strong> Aufnahme der Vor‐Ort‐Elektronik. Hier<br />
erfolgt der elektrische Anschluss.<br />
• Messeinsatz. In diesem ist der Pt‐100 (oder ein Thermoelement)<br />
montiert. Kann relativ leicht ausgewechselt werden.<br />
• Armatur. Dient <strong>zur</strong> Montage des Sensors in Behältern oder Rohrleitungen<br />
<strong>und</strong> <strong>zur</strong> Aufnahme des Messeinsatzes.<br />
Elemente<br />
Einschraub‐Widerstandsthermometer können für Temperaturmessungen<br />
in flüssigen <strong>und</strong> gasförmigen Medien eingesetzt werden.<br />
Neben den gezeigten Bauformen sind noch eine Reihe weiterer Bauformen<br />
gängig.<br />
9
Signalverarbeitung<br />
Widerstandsthermometer führen eine Temperaturänderung auf eine<br />
Widerstandsänderung <strong>zur</strong>ück. Aus diesem Gr<strong>und</strong> können die klassischen<br />
Verfahren <strong>zur</strong> Messung des elektrischen Widerstands verwendet werden.<br />
Dabei ist allerdings immer zu berücksichtigen, dass der Messstrom<br />
durch das Widerstandsthermometer nicht zu groß sein darf, um Eigenerwärmung<br />
<strong>und</strong> somit eine unnötige Messabweichung zu vermeiden.<br />
Widerstandsmessung <strong>zur</strong><br />
Signalverarbeitung<br />
Vermeidung von Eigenerwärmung<br />
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche<br />
Eigenschaften<br />
Wir wollen zuerst die wichtigsten Eigenschaften von Widerstandsthermometern<br />
zusammenfassen:<br />
• Genauigkeit. Widerstandsthermometer sind relativ genau. Das<br />
gilt insbesondere dann, wenn 1/10 Klasse A verwendet wird.<br />
• Temperaturbereich. Widerstandsthermometer (speziell auf der<br />
Basis von Platin, Pt) decken standardmäßig einen weiten Bereich<br />
ab. In der [DIN60751] finden sich Gr<strong>und</strong>werte in einem Bereich<br />
von ‐200°C bis 850°C, industriell genutzt wird ein Bereich bis ca.<br />
800°C. Mit speziellen Ausführungsformen lässt sich der Bereich<br />
auf ‐270°C bis 1000°C ausdehnen.<br />
• Messstelle. Widerstandsthermometer ermöglichen i.A. keine<br />
punktförmigen Messungen. Mit sehr kleinen Ausführungsformen<br />
kommt man dem aber sehr nahe.<br />
• Dynamisches Verhalten. Widerstandsthermometer sind relativ<br />
träge. Draht‐Messwiderstände der Ausführungsformen nach Abbildung<br />
40 weisen Einschwingzeiten (T 90 ) von typischerweise 5s<br />
in Wasser <strong>und</strong> 30s bis 60s in Luft auf. Dünnschichtwiderstände<br />
nach Abbildung 41 sind wesentlich schneller: typisch 0,3s in<br />
Wasser <strong>und</strong> 12s in Luft. In verfahrenstechnischen Anlagen ist die<br />
Verwendung von Armaturen üblich, siehe Abbildung 42. Daher<br />
wird die Dynamik dann bestimmt durch den Wärmewiderstand<br />
<strong>und</strong> die Wärmekapazität von Messeinsatz <strong>und</strong> Armatur.<br />
Einsatzbereiche<br />
Widerstandsthermometer, speziell basierend auf Platin (Pt‐100 usw.),<br />
haben sich in vielen Bereichen der Industrie bewährt. Sie werden insbesondere<br />
im Bereich der Verfahrenstechnik (z.B. Chemische Industrie,<br />
Petrochemische Industrie, Pharmazeutische Industrie) sehr häufig eingesetzt.<br />
Relativ genau<br />
Temperaturbereich bis ca.<br />
800°C, spezielle Ausführungsformen<br />
bis 1000°C<br />
Prinzipiell keine punktförmige<br />
Messung möglich<br />
Draht‐Messwiderstände<br />
sind relativ träge<br />
Dünnschichtwiderstände<br />
sind schneller<br />
Einfluss von Messeinsatz<br />
<strong>und</strong> Armatur<br />
Einsatzbereiche<br />
10
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für ein Widerstandsthermometer Pt‐100.<br />
Pt‐100 der Fa. Pförtner<br />
Messtechnik als Beispiel<br />
Abbildung 43: Widerstandsthermometer Pt-100 Serie 812 der Fa.<br />
Pförtner Messtechnik.<br />
Pförtner Messtechnik gibt u.a. folgende Eigenschaften für den Sensor<br />
an:<br />
• Bauform nach DIN 43765 <strong>zur</strong> Schraubmontage<br />
• Messbereich ‐50 … 550°C<br />
• Genauigkeit Klasse A, B <strong>und</strong> 1/5 Klasse B<br />
11
Thermoelemente<br />
Berühren sich zwei verschiedene Metalle z.B. aufgr<strong>und</strong> einer Verlötung<br />
oder einer Verschweißung, so tritt der Seebeck‐Effekt auf: Es tritt an der<br />
Übergangsstelle eine so genannte Thermospannung auf. Diese Thermospannung<br />
ist von zwei Einflussfaktoren abhängig:<br />
• Der absoluten Temperatur T der Übergangsstelle. Je größer die<br />
Temperatur, desto größer die Thermospannung U Th .<br />
• Der Metallkombination, z.B. Fe‐CuNi.<br />
Der Seebeck‐Effekt als<br />
Gr<strong>und</strong>lage der Thermoelemente<br />
Schauen wir uns nun die Entstehung einer Thermospannung mit folgender<br />
Schaltung an:<br />
U M<br />
A<br />
U1<br />
U<br />
2<br />
A<br />
Schaltung <strong>zur</strong> Entstehung<br />
einer Thermospannung<br />
B<br />
(1) (2)<br />
T1 ( ϑ<br />
1)<br />
T2 ( ϑ2)<br />
Abbildung 44: Schaltung <strong>zur</strong> Messung von Thermospannungen.<br />
An den Stelle (1) <strong>und</strong> (2) berühren sich zwei Metalle A <strong>und</strong> B. Dabei<br />
• diff<strong>und</strong>ieren Elektronen aus dem Metall mit der geringeren Austrittsarbeit<br />
(z.B. A)<br />
• in das Metall mit der höheren Austrittsarbeit (z.B. B).<br />
A wird positiv, B wird negativ. Dadurch entsteht ein elektrisches Feld<br />
<strong>und</strong> somit eine Spannung U. Dieses durch Diffusion entstandene elektrische<br />
Feld zieht Elektronen von B nach A, so dass insgesamt sich ein<br />
Gleichgewichtszustand einstellt. Dieser ganze Vorgang ist stark abhängig<br />
von der Temperatur T, <strong>und</strong> es gilt<br />
U = k ⋅ T U = k ⋅ T<br />
1 AB 1 2 AB 2<br />
mit der sogenannten Thermoempfindlichkeit k<br />
AB<br />
(z.B. in mV ° C ). Diese<br />
hängt von der Materialkombination A‐B ab <strong>und</strong> kann in erster Näherung<br />
als konstant angenommen werden. Für die Schaltung nach Abbildung 44<br />
erhält man so<br />
Die Thermospannung als<br />
Funktion der Temperatur<br />
<strong>und</strong> der Thermoempfindlichkeit<br />
( ) ( ϑ ϑ )<br />
U = U − U = k ⋅T −k ⋅ T = k ⋅ T − T = k ⋅ −<br />
M 1 2 AB 1 AB 2 AB 1 2 AB 1 2<br />
= k ⋅Δϑ<br />
AB<br />
.<br />
12
Es wird also eine Thermospannung U M gemessen, die<br />
• von der Thermoempfindlichkeit k<br />
AB<br />
<strong>und</strong> damit Materialkombination<br />
A‐B, <strong>und</strong><br />
• von der Temperaturdifferenz Δϑ ≡T1− T2 = ϑ1− ϑ2<br />
der Messstelle<br />
(1) gegen die Vergleichsstelle (2)<br />
abhängt.<br />
Die thermoelektrische Spannungsreihe<br />
Um nun die Thermoempfindlichkeit nicht für alle möglichen Werkstoffkombinationen<br />
A‐B angeben zu müssen, wurde die Thermoempfindlichkeit<br />
einzelner Materialien gegenüber Platin (Pt) ermittelt, mithin also<br />
k<br />
APt ( ). Die Ergebnisse sind in der so genannten thermoelektrischen Spannungsreihe<br />
tabelliert, wobei die Temperatur der Vergleichsstelle<br />
ϑ<br />
2<br />
= 0° C beträgt <strong>und</strong> die eigentliche Messstelle auf ϑ<br />
1<br />
= 100° C gebracht<br />
wird.<br />
Material A Kennzeichen<br />
k mV C<br />
( ) ( 100°<br />
)<br />
Konstantan CuNi -3,27<br />
Nickel Ni -1,9<br />
Platin Pt 0,0<br />
Wolfram W 0,7<br />
Kupfer Cu 0,7<br />
Eisen Fe 1,9<br />
Nickel-Chrom NiCr 2,2<br />
Silizium Si 44,0<br />
APt<br />
Die thermoelektrische<br />
Spannungsreihe gegenüber<br />
Pt<br />
Tabelle 3: Thermoelektrische Spannungsreihe gegenüber Platin (Pt).<br />
Möchte man z.B. die Thermoempfindlichkeit kAB<br />
= k( Fe)( CuNi)<br />
wissen, so<br />
erhält man diese mittels<br />
mV mV mV<br />
k = k − k = 1,9<br />
100° V<br />
− − 3, 27<br />
100° V<br />
= 5,17<br />
100°<br />
V ,<br />
( Fe)( CuNi) ( Fe)( Pt ) ( CuNi )( Pt ) ( )<br />
allgemein gilt<br />
k = k − k =− k .<br />
AB<br />
( ) BPt ( )<br />
APt<br />
BA<br />
Berechnung der Thermoempfindlichkeit<br />
einer beliebigen<br />
Materialkombination<br />
13
Gängiger Thermopaare<br />
In der industriellen Praxis haben sich bestimmte Materialkombinationen<br />
(Thermopaare) bewährt. Diese sind genormt <strong>und</strong> mit bestimmten Buchstaben<br />
(T, E, J, K, S, R, B, U, L) bezeichnet worden:<br />
• Typ T: Cu‐CuNi<br />
• Typ E: NiCr‐CuNi<br />
• Typ J: Fe‐CuNi<br />
• Typ K: NiCr‐Ni<br />
• Typ S: Pt10Rh‐Pt (Pt10Rh = Platin 10% Rhodium 90%)<br />
• Typ R: Pt13Rh‐Pt (Pt13Rh = Platin 13% Rhodium 87%)<br />
• Typ B: Pt30Rh‐Pt (Pt30Rh = Platin 30% Rhodium 70%)<br />
Für genauere Anforderungen ist zu berücksichtigen, dass die Thermoempfindlichkeit<br />
kAB<br />
nicht konstant ist; in [DIN60584] finden sich dann<br />
genauere, nicht‐lineare Angaben <strong>zur</strong> Abhängigkeit der Thermospannung<br />
von der Temperatur.<br />
Codes gängiger Thermopaare<br />
Keine Annahme konstanter<br />
Thermoempfindlichkeit bei<br />
höheren Genauigkeitsanforderungen<br />
Zulässige Abweichungen<br />
In [DIN60584] werden die drei Genauigkeitsklassen 1, 2 <strong>und</strong> 3 nach folgender<br />
Tabelle spezifiziert:<br />
Normierte Genauigkeitsklassen<br />
Abbildung 45: Zulässige Grenzabweichungen für Thermopaare nach<br />
[DIN60584].<br />
14
Beispiel<br />
Wird mit einem Thermopaar Typ J (Fe‐CuNi) der Klasse 2 eine Temperatur<br />
von 100°C gemessen, so gilt im schlechtesten Fall<br />
( ϑ )<br />
( )<br />
Amax = max ⎡<br />
⎣<br />
2,5 oder 0,0075⋅ ° C⎤<br />
⎦<br />
= max ⎡<br />
⎣<br />
2,5 oder 0,0075⋅ 100 ° C⎤<br />
⎦<br />
( )<br />
= max⎡⎣<br />
2,5oder 0,75 ° C⎤⎦<br />
= 2,5°<br />
C<br />
;<br />
wird hingegen eine Temperatur von 400°C gemessen, so gilt<br />
( ϑ )<br />
( )<br />
Amax = max<br />
⎣<br />
⎡ 2,5 oder 0,0075⋅ ° C⎤<br />
⎦<br />
= max ⎡<br />
⎣<br />
2,5 oder 0,0075⋅ 400 ° C⎤<br />
⎦<br />
( )<br />
= max ⎡⎣<br />
2,5 oder 3 ° C⎤⎦= 3°<br />
C<br />
.<br />
Temperaturmessung mit Vergleichsstelle<br />
Wir können also entsprechend Abbildung 44 bei Kenntnis der Temperatur<br />
einer Vergleichsstelle (VS) die an einer Messstelle (MS) bestimmen:<br />
U M<br />
U<br />
AC<br />
A<br />
U<br />
MS<br />
T<br />
An<br />
V<br />
C<br />
( ϑ )<br />
An<br />
UVS<br />
U<br />
AC<br />
A<br />
Temperaturmessung mit<br />
Vergleichsstelle<br />
B<br />
T ( ϑ )<br />
T ( ϑ )<br />
MS<br />
MS<br />
Abbildung 46: Temperaturmessung mit Thermoelement <strong>und</strong> Vergleichsstelle.<br />
Die Vergleichsstelle muss hier auf einen konstanten, bekannten Wert<br />
T VS gehalten werden; dies kann z.B. durch eine Temperatursteuerung<br />
mittels Thermostat geschehen. Dann gilt<br />
UM =− UAC + UMS − UVS + UAC = UMS −UVS<br />
= k ⋅T −k ⋅ T = k ⋅ T − T = k ⋅ ϑ − ϑ = k ⋅Δ ϑ<br />
,<br />
VS<br />
VS<br />
( ) ( )<br />
AB MS AB VS AB MS VS AB MS VS AB<br />
woraus schließlich<br />
folgt.<br />
U<br />
Δϑ ≡<br />
MS<br />
−<br />
VS<br />
= ϑMS − ϑVS<br />
=<br />
k<br />
M<br />
( T T ) ( )<br />
AB<br />
Berechnung der Temperaturdifferenz<br />
<strong>zur</strong> VS<br />
15
Die Temperaturen TAn<br />
der Materialkombination A‐C <strong>und</strong> damit die<br />
Thermospannungen U AC sind dabei für beide Anschlüsse gleich groß angenommen<br />
worden.<br />
Man ermittelt also die Temperaturdifferenz Δϑ ≡TMS − TVS = ϑMS − ϑVS<br />
gegenüber der bekannten Temperatur T VS der Vergleichsstelle mittels<br />
• Kenntnis der Thermospannung U M , <strong>und</strong><br />
der verwendeten Mate‐<br />
• Kenntnis der Thermoempfindlichkeit kAB<br />
rialkombination A‐B.<br />
Für höhere Anforderungen an die Genauigkeit muss das nicht‐lineare<br />
Verhalten der Thermoempfindlichkeit kAB<br />
berücksichtigt werden; dazu<br />
dient [DIN60584].<br />
Temperaturmessung mit isothermen Anschlussblock<br />
Die Verwendung einer temperaturstabilen Vergleichsstelle ist für industrielle<br />
Anwendungen häufig zu aufwändig bzw. nicht robust genug. Daher<br />
geht man oftmals anders vor. Dazu sehen wir uns folgende Abbildung<br />
an:<br />
A<br />
U CA<br />
T An<br />
C<br />
Temperaturmessung mit<br />
isothermen Anschlussblock<br />
TMS<br />
UMS<br />
V<br />
U M<br />
B<br />
U BC<br />
Thermoelement<br />
Isothermer Anschlussblock<br />
Abbildung 47: Temperaturmessung mit Thermoelement <strong>und</strong> isothermen<br />
Anschlussblock.<br />
Hier wird der Anschluss zum Messgerät auf einem isothermen Anschlussblock<br />
realisiert, der überall die gleiche Temperatur T An aufweist.<br />
Dann gilt<br />
Mit<br />
erhält man<br />
U = U + U + U = k ⋅ T + k ⋅ T + k ⋅T<br />
= k + k ⋅ T + k ⋅T<br />
M CA MS BC CA An AB MS BC An<br />
( )<br />
CA BC An AB MS<br />
k = k − k k = k − k k = k − k<br />
( ) ( ) ( ) ( ) ( ) ( )<br />
CA C Pt A Pt AB A Pt B Pt BC B Pt C Pt<br />
.<br />
16
( )<br />
U = k + k ⋅ T + k ⋅T<br />
M CA BC An AB MS<br />
(( C( Pt ) A( Pt)<br />
) ( B( Pt) C( Pt)<br />
))<br />
( k<br />
( )<br />
k<br />
( ))<br />
T<br />
APt BPt An<br />
kAB TMS<br />
= k − k + k −k ⋅ T + k ⋅T<br />
= − + ⋅ + ⋅<br />
woraus schließlich mit kAB = kAPt ( )<br />
− kBPt<br />
( )<br />
An AB MS<br />
,<br />
( )<br />
U =−k ⋅ T + k ⋅ T = k ⋅ T −T<br />
M AB An AB MS AB MS An<br />
U<br />
= kAB ⋅Δϑ ⇒ Δϑ ≡TMS − TAn = ϑMS − ϑVS<br />
=<br />
k<br />
M<br />
AB<br />
Berechnung der Temperaturdifferenz<br />
zum Anschlussblock<br />
folgt. Mit dieser Schaltung misst man also die Temperaturdifferenz<br />
Δϑ ≡T<br />
− T = ϑ − ϑ gegen die bekannte isotherme Temperatur<br />
MS An MS An<br />
T An des Anschlussblocks mittels<br />
• Kenntnis der Thermospannung U M , <strong>und</strong><br />
der verwendeten Mate‐<br />
• Kenntnis der Thermoempfindlichkeit kAB<br />
rialkombination A‐B.<br />
Für höhere Anforderungen an die Genauigkeit muss wiederum das<br />
nicht‐lineare Verhalten der Thermoempfindlichkeit kAB<br />
berücksichtigt<br />
werden; dazu dient [DIN60584].<br />
Temperaturmessung mit Ausgleichsleitungen<br />
Ist das Thermoelement örtlich weit vom isothermen Anschlussblock entfernt,<br />
so verwendet man Ausgleichsleitungen A‘ (Anschluss an A) <strong>und</strong> B‘<br />
(Anschluss an B), die näherungsweise die gleiche Thermoempfindlichkeit<br />
aufweisen wir die Schenkel des teureren Thermoelements.<br />
T<br />
An<br />
( ϑ )<br />
An<br />
( )<br />
T ϑ U<br />
MS<br />
MS<br />
MS<br />
U CA'<br />
Verwendung von relativ<br />
kostengünstigen Ausgleichsleitungen<br />
U BC '<br />
17<br />
Abbildung 48: Temperaturmessung mit Thermoelement <strong>und</strong> Ausgleichsleitung.<br />
An den Übergängen A‐A‘ <strong>und</strong> B‐B‘ entstehen so vernachlässigbare<br />
Thermospannungen aufgr<strong>und</strong> der übereinstimmenden Thermoempfindlichkeit.
Messung der Temperatur des Anschlussblocks<br />
Bleibt noch die Bestimmung der Temperatur T An des Anschlussblocks.<br />
Dazu kann z.B. ein Widerstandsthermometer verwendet werden:<br />
T<br />
An<br />
( ϑ )<br />
An<br />
T<br />
( ϑMS<br />
)<br />
MS ,1 ,1<br />
Messung der Temperatur<br />
des Anschlussblocks<br />
T<br />
( ϑMS<br />
)<br />
MS ,2 ,2<br />
T<br />
An<br />
( ϑ )<br />
An<br />
Abbildung 49: Temperaturmessung mit Messung der Temperatur des<br />
Anschlussblocks.<br />
Diese Lösung bietet sich aus Kostengründen insbesondere bei vielkanaligen<br />
Temperaturmessungen mit Thermoelementen an.<br />
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
Standard‐Bauformen<br />
• <strong>zur</strong> Schraubmontage sind z.B. in [DIN43765],<br />
• <strong>zur</strong> Schweißmontage sind z.B. in [DIN43767]<br />
Normierte Standard‐<br />
Bauformen<br />
genormt. Als Beispiel <strong>zur</strong> Schraubmontage dient Abbildung 42. Neben<br />
den gezeigten Bauformen sind noch eine Reihe weiterer Bauformen<br />
gängig.<br />
18
Signalverarbeitung<br />
Thermoelemente sind Spannungsgeber, wobei die erzeugten Spannungen<br />
sehr klein sind. So liefert z.B. ein Thermopaar Typ J (Fe‐CuNi) pro<br />
100°C in etwa 5,17mV. Demzufolge ist i.d.R. eine Spannungsverstärkung<br />
nötig. Außerdem muss ggf. entsprechend Abbildung 49 die Vergleichstemperatur<br />
gemessen <strong>und</strong> berücksichtigt werden.<br />
ϑ An<br />
μ<br />
10<br />
° C<br />
⋅( ϑ − ϑ )<br />
mV ° C<br />
⋅( ϑMS −ϑAn)<br />
51,7 V MS An<br />
ϑ MS<br />
10 mV ° C<br />
⋅ϑAn<br />
10 mV ° C<br />
⋅ϑMS<br />
Signalverarbeitung bei einem<br />
Thermoelement mit<br />
Anschlussblock<br />
ϑ An<br />
Abbildung 50: Signalverarbeitung für Thermoelement Typ J nach<br />
[TietzeSchnk]<br />
Die o.a. Abbildung ist ein Beispiel; weitere Schaltungsvarianten können<br />
[TietzeSchnk] entnommen werden.<br />
19
Beispiel<br />
Es wird ein Fe‐CuNi‐Thermoelement vom Typ J eingesetzt, dass zwischen<br />
0 <strong>und</strong> 100°C eine Thermoempfindlichkeit von ca. 51,7µV/°C besitzt.<br />
Die Signalverarbeitung findet in folgenden Schritten statt:<br />
1. Der erste Verstärker bewirkt mit seinem Verstärkungsfaktor von<br />
10 mV / ° C<br />
A = = 193<br />
51,7 μV / ° C<br />
eine Erhöhung der Spannungspegels auf ( )<br />
2. Zur Messung der Temperatur ϑAn<br />
eigener Sensor verwendet, der<br />
10 mV ϑ C An<br />
ϑAn<br />
10 mV MS An<br />
° C<br />
⋅ ϑ − ϑ .<br />
des Anschlussblocks wird ein<br />
in eine Spannungspegel von<br />
°<br />
⋅ umwandelt; dazu stehen fertige Temperatursensoren<br />
mit Celsius‐Nullpunkt inkl. Signalverarbeitung <strong>zur</strong> Verfügung, z.B.<br />
der LM 35 von National oder der LT 1025 von Linear Technology.<br />
3. Der sich anschließende Summierer addiert beide Spannungen<br />
pegelrichtig, sodass für die Ausgangsspannung U a ein Spannungspegel<br />
von<br />
Dimensionierung der Schaltung<br />
erhalten wird.<br />
( )<br />
mV mV mV<br />
10 ⋅ ϑ − ϑ + 10 ⋅ ϑ = 10 ⋅ϑ<br />
° C MS An ° C An ° C MS<br />
U a bewegt sich demzufolge für Temperaturen von 0° C ≤ϑ<br />
≤ 100°<br />
C<br />
im Bereich von 0V ≤U ≤ 1V<br />
.<br />
a<br />
M<br />
20
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereich<br />
Eigenschaften<br />
Wir wollen zuerst die wichtigsten Eigenschaften von Thermoelementen<br />
zusammenfassen:<br />
• Genauigkeit. Thermoelemente sind nicht so genau wie Widerstandsthermometer.<br />
• Temperaturbereich. Thermoelemente können ab ca. ‐200°C verwendet<br />
werden. Mit ihnen können (verglichen mit Widerstandsthermometern)<br />
sehr hohe Temperaturen bis hin zu 1700°C gemessen<br />
werden (Typ B).<br />
• Messstelle. Thermoelemente ermöglichen punktförmigen Messungen.<br />
Man kann kleine Bauformen realisieren.<br />
• Dynamisches Verhalten. Thermoelemente sind vom Messprinzip<br />
her schnelle Sensoren. In verfahrenstechnischen Anlagen ist die<br />
Verwendung von Armaturen üblich, siehe Abbildung 42. Daher<br />
wird die Dynamik dann bestimmt durch den Wärmewiderstand<br />
<strong>und</strong> die Wärmekapazität von Messeinsatz <strong>und</strong> Armatur.<br />
Einsatzbereiche<br />
Thermoelemente haben sich in vielen Bereichen der Industrie bewährt.<br />
Sie werden häufig im Bereich der Verfahrenstechnik (z.B. Chemische Industrie,<br />
Petrochemische Industrie, Pharmazeutische Industrie) eingesetzt,<br />
besonders dann wenn hohe Temperaturen gemessen werden sollen.<br />
Thermoelemente sind nicht<br />
so genau wie Widerstandsthermometer<br />
haben aber einen höheren<br />
Temperaturbereich<br />
Ermöglichen punktförmige<br />
Messungen<br />
Sind schneller<br />
Einfluss von Messeinsatz<br />
<strong>und</strong> Armatur<br />
Einsatzbereiche<br />
21
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für ein Thermometer mit einem Thermoelement.<br />
Thermoelement der Fa.<br />
Pförtner Messtechnik<br />
Abbildung 51: Thermoelement Serie 821 der Fa. Pförtner Messtechnik.<br />
Pförtner Messtechnik gibt u.a. folgende Eigenschaften für den Sensor<br />
an:<br />
• Bauform Schraubmontage nach DIN 43735<br />
• Thermoelemente: L (Fe‐CuNi), J (Fe‐CuNi), K (NiCr‐Ni)<br />
• Messbereich bis 800°C<br />
• Genauigkeit Klasse 1<br />
22
Kontrollfragen<br />
1. Worum handelt es sich bei beim absoluten Nullpunkt <strong>und</strong> beim<br />
Eispunkt?<br />
2. Erläutern Sie das Prinzip des Widerstandthermometers. Warum<br />
handelt es sich beim Widerstandthermometer um ein PTC?<br />
3. Warum kommt Platin bei Widerstandthermometern bevorzugt<br />
zum Einsatz?<br />
4. Welche Genauigkeitsklassen werden in [DIN60751] für Widerstandsthermometer<br />
spezifiziert?<br />
5. Mit welchen Verfahren wird das Signal eines Widerstandthermometers<br />
verarbeitet?<br />
6. Schildern Sie einige Ausführungs‐ <strong>und</strong> Bauformen des Widerstandthermometers.<br />
7. Schildern Sie Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche des Widerstandthermometers.<br />
8. Erläutern Sie das Prinzip des Thermoelements.<br />
9. Berechnen Sie die Thermoempfindlichkeit von drei Typen; wählen<br />
Sie aus aus T, E, J, K, S, R, B, U, L.<br />
10. Welche Genauigkeitsklassen werden in [DIN60584] für Thermoelemente<br />
spezifiziert?<br />
11. Schildern Sie das Prinzip der Temperaturmessung mit Thermoelement<br />
<strong>und</strong> Vergleichsstelle.<br />
12. Schildern Sie das Prinzip der Temperaturmessung mit Thermoelement<br />
<strong>und</strong> isothermen Anschlussblock.<br />
13. Skizzieren Sie eine Messschaltung <strong>zur</strong> Signalverarbeitung bei der<br />
Temperaturmessung mit Thermoelement <strong>und</strong> isothermen Anschlussblock.<br />
14. Schildern Sie einige Ausführungs‐ <strong>und</strong> Bauformen des Thermoelements.<br />
15. Schildern Sie Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche des Thermoelements.<br />
23
Literatur<br />
[DIN43765]<br />
[DIN43767]<br />
[DIN60584]<br />
[DIN60751]<br />
[Hering]<br />
[Hoffmann]<br />
DIN 43765: Messen, Steuern, Regeln; Elektrische Temperaturaufnehmer;<br />
Einschraub‐Thermometer mit Einschraubgewinde<br />
G ½, 1986.<br />
DIN 43767: Messen, Steuern, Regeln; Elektrische Temperaturaufnehmer;<br />
Einschweiß‐Thermometer, 1986.<br />
DIN EN 60584: Thermopaare, 1996 (T1) <strong>und</strong> 1998 (T2).<br />
DIN EN 60751: <strong>Industrielle</strong> Platin‐Widerstandsthermometer<br />
<strong>und</strong> Platin‐Widerstände, 1996.<br />
Hering, E., Martin, R., Stohrer, M.: Physik für Ingenieure.<br />
VDI‐Verlag, 4. Auflage, 1992.<br />
Hoffmann, J.: Handbuch der Messtechnik. Hanser‐Verlag,<br />
1999.<br />
[Schaumbg] Schaumburg, H.: Sensoren. Teubner‐Verlag, 1992.<br />
[Schrüfer] Schrüfer, E.: Elektrische Messtechnik. Hanser‐Verlag, 8.<br />
Auflage, 2004.<br />
[TietzeSchnk] Tietze, U.; Schenck, Ch.: Halbleiterschaltungstechnik.<br />
Springer‐Verlag, 12. Auflage, 2002.<br />
24
Durchflussmessung<br />
Zur Klärung des Begriffes Durchfluss (hier im Speziellen Durchfluss in einer<br />
Rohrleitung) dient folgende Abbildung:<br />
Propfenströmung durch ein<br />
kreisr<strong>und</strong>es Rohr<br />
Abbildung 52: Propfenströmung durch ein kreisförmiges Rohr.<br />
Ein Kontrollsystem ist die Zusammenfassung bestimmter, immer gleicher<br />
Fluidelemente, die durch eine bestimmte Begrenzungsfläche abgegrenzt<br />
sind. Für das angegebene Kontrollsystem S(t) gilt nun:<br />
• S(t) hat zum Zeitpunkt t die angegebene Gestalt, d.h. besitzt die<br />
rote Gestalt.<br />
• Zum Zeitpunkt t+dt hat es sich fortbewegt; es hat nun die blaue<br />
Gestalt S(t+dt).<br />
In der Zeit dt hat also das Volumen dV die Kontrollfläche A überschritten,<br />
wobei die rechte Stirnfläche des roten Zylinders sich mit der Geschwindigkeit<br />
v fortbewegt hat. Unter Durchfluss versteht man nun<br />
• die Geschwindigkeit v z.B. in m/s der rechten Stirnfläche des roten<br />
Zylinders,<br />
• den Volumenstrom V ≡ dV dt des Anteils des Kontrollsystems,<br />
der die Kontrollfläche A überschritten hat, z.B. in m 3 /s, oder<br />
• den Massenstrom M ≡ dM dt des Anteils des Kontrollsystems,<br />
der die Kontrollfläche A überschritten hat, z.B. in kg/s.<br />
Durchfluss = Fluidgeschwindigkeit,<br />
Volumenstrom<br />
oder Massenstrom<br />
Es gelten folgende Zusammenhänge:<br />
dV A dx<br />
V<br />
⋅<br />
≡ = = A⋅v<br />
dt dt<br />
.<br />
dM ρ dV<br />
M<br />
⋅<br />
≡ = = ρ ⋅ V<br />
= ρ ⋅A⋅v<br />
dt dt<br />
Umrechnungen ineinander<br />
Dabei wurde vorausgesetzt, dass Geschwindigkeit v <strong>und</strong> Dichte ρ auf<br />
der Kontrollfläche A konstant ist; wir sprechen von einer Propfenströmung.<br />
1
Beispiel<br />
Durch ein Rohr mit einem Innendurchmesser von D = 200mmfließt<br />
3<br />
3<br />
Wasser ( ρ ≈ 1000kg m ) mit ein Volumenstrom von V = 180m h .<br />
Dies entspricht einer Fluidgeschwindigkeit von<br />
3<br />
m 1h<br />
180<br />
V<br />
V<br />
⋅<br />
4 4<br />
h 3600s<br />
m<br />
V = A⋅v ⇒ v = = ⋅ = ⋅ ≈1,59<br />
.<br />
2 2<br />
A π ⋅ D π ⋅<br />
s<br />
Für den Massenstrom erhält man<br />
( 0, 2m)<br />
M<br />
3<br />
kg m 1h kg<br />
= ρ ⋅ V<br />
= 1000 ⋅180 ⋅ = 50<br />
3<br />
m h 3600s s<br />
kg 1t 3600s t<br />
= 50 ⋅ ⋅ = 180<br />
s 1000kg 1h h<br />
.<br />
Massen‐ <strong>und</strong> Energiebilanz<br />
Besonders wichtige Beziehungen in der Strömungsmesstechnik sind die<br />
Sätze, die die Erhaltung<br />
• der Masse, <strong>und</strong><br />
• der Energie<br />
postulieren. Wir beschränken uns hier auf den einfacheren Fall inkompressibler<br />
Strömung, d.h. die Dichte im bewegten Fluid ist überall konstant.<br />
Zur Massen‐ <strong>und</strong> Energiebilanz<br />
Abbildung 53: Zur Massen- <strong>und</strong> Energiebilanz nach [Bohl].<br />
Massenbilanz (Kontinuitätsgleichung)<br />
Der Satz der Erhaltung der Masse sagt aus, dass in einer <strong>und</strong>urchlässigen<br />
Stromröhre die bei 1 einfließende Masse auch bei 2 ausfließen muss. Es<br />
gilt also<br />
M = M ⇔ ρ ⋅ A ⋅ v = ρ ⋅ A ⋅v ⇒ A ⋅ v = A ⋅v<br />
.<br />
1 2 1 1 2 2 1 1 2 2<br />
Diese Gleichung wird auch Kontinuitätsgleichung genannt.<br />
Kontinuitätsgleichung<br />
2
Energiebilanz<br />
Der Satz der Erhaltung der Energie sagt aus, dass in einer energetisch<br />
gesehen <strong>und</strong>urchlässigen Stromröhre die bei 1 einfließende Energie<br />
auch bei 2 ausfließen muss. Setzen wir weiterhin Reibungsfreiheit voraus,<br />
so gilt nach Bernoulli<br />
2 2<br />
p1 v1 p2 v2<br />
g ⋅ z + 1<br />
g z2<br />
ρ<br />
+ 2 = ⋅ + ρ<br />
+ 2<br />
.<br />
Bernoulli‐Gleichung = Energieerhaltungssatz<br />
Dies ist die Bernoulli‐Gleichung mit den entsprechenden Anteilen an<br />
• potentieller Energie,<br />
• Volumenänderungsenergie, <strong>und</strong><br />
• kinetischer Energie.<br />
Reynoldszahl<br />
Häufig ist man in der Strömungsmesstechnik an der Frage interessiert,<br />
ob die Strömung<br />
• an einer verkleinerten (oder vergrößerten) Modell‐Geometrie<br />
• derjenigen einer entsprechenden Original‐Geometrie<br />
ähnlich ist. So werden z.B. aus Kostengründen kleine Windkanäle gebaut,<br />
in denen die Strömung an kleinen Modellen beobachtet <strong>und</strong> bewertet<br />
werden kann, um dann auf die Strömungsverhältnisse des Originals<br />
zu schließen. Damit das geht muss die Strömung am Modell <strong>und</strong> am<br />
Original ähnlich sein.<br />
Reynoldszahl <strong>zur</strong> Beurteilung<br />
ähnlicher Strömungsformen<br />
Zur Beurteilung, ob zwei Strömungen ähnlich sind, dient die dimensionslose<br />
Reynolds‐Zahl. Für Rohrströmungen gilt<br />
Re =<br />
v⋅<br />
D<br />
υ<br />
Berechnung der Reynoldszahl<br />
mit<br />
• dem Durchmesser D einer Rohrleitung in m, <strong>und</strong><br />
• der kinematischen Viskosität υ des Fluids in m 2 /s .<br />
Unterschiedliche Strömungen mit gleicher Reynoldszahl werden als physikalisch<br />
ähnlich bezeichnet. Häufig werden Durchflussmesser für einen<br />
bestimmten Bereich der Reynoldszahl spezifiziert.<br />
3
Beispiel<br />
3<br />
Bleiben wir bei unserem Fall von vorher: Wasser ( ρ ≈ 1000kg m )<br />
3<br />
fließt mit V = 180m h≈1,59m s durch ein Rohr mit D = 200mm. Wir<br />
nehmen weiterhin eine Wassertemperatur von 20°C an; dann beträgt<br />
−6 2<br />
die kinematische Viskosität von Wasser υ ≈110 ⋅ m s. Die Reynoldszahl<br />
ergibt sich so zu<br />
m<br />
1, 59 ⋅ 0, 2m<br />
v⋅<br />
D<br />
Re = =<br />
s<br />
= 318000 .<br />
2<br />
υ<br />
−6<br />
m<br />
10<br />
s<br />
−4 2<br />
Würde durch das gleiche Rohr Hydrauliköl fließen ( υ ≈110 ⋅ m s bei<br />
20°C), so müsste für eine ähnliche Strömung dieses Öl mit einer Geschwindigkeit<br />
von<br />
fließen!<br />
2<br />
−4<br />
m<br />
318000 ⋅10<br />
v⋅D Re⋅υ<br />
s m<br />
Re = ⇒ v = = = 159 .<br />
υ<br />
D 0, 2m s<br />
Strömungsformen<br />
In Wirklichkeit sind die Geschwindigkeiten der einzelnen Fluidteilchen<br />
auf der Kontrollfläche A in Abbildung 52 nicht gleich, d.h. es liegt in<br />
Wirklichkeit keine Propfenströmung vor.<br />
Stattdessen liegt eine rotationssymmetrische Strömungsform vor, bei<br />
der die Geschwindigkeit v der einzelnen Fluidteilchen von deren Abstand<br />
r <strong>zur</strong> Rohrmitte abhängen, d.h. es gilt<br />
Propfenströmung gibt es<br />
nicht<br />
( )<br />
v= f r .<br />
In Abhängigkeit von der Reynoldszahl Re findet man in der Praxis zwei<br />
unterschiedliche Strömungsarten vor.<br />
4
Laminare oder SchichtStrömung<br />
Für kleine Reynoldszahlen Re ≤ 2320 liegt sogenannte laminare oder<br />
Schichtströmung vor.<br />
R<br />
r<br />
v(r)<br />
Laminare<br />
Strömung<br />
Laminares Strömungsprofil<br />
für Re≤2320<br />
D<br />
vmax<br />
x<br />
0<br />
Abbildung 54: Laminare oder Schicht-Strömung für Re≤2320.<br />
Die Fluidteilchen bewegen sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />
auf <strong>zur</strong> Rohrachse parallelen Stromlinien ohne sich zu vermischen.<br />
( )<br />
v= f r lässt sich theoretisch berechnen; es ergibt sich eine Parabelform.<br />
Turbulente Strömung<br />
Für größere Reynoldszahlen Re > 2320 bildet sich eine sogenannte turbulente<br />
Rohrströmung aus.<br />
r<br />
D<br />
R<br />
v(r)<br />
vmax<br />
x<br />
Turbulente<br />
Strömung<br />
Turbulentes Strömungsprofil<br />
für Re>2320<br />
0<br />
Abbildung 55: Turbulente Strömung für Re>2320.<br />
Dabei bewegen sich die Fluidteilchen über den Querschnitt verteilt turbulent<br />
(chaotisch) in allen Richtungen, es kommt zu Mischungseffekten.<br />
( )<br />
v= f r lässt sich theoretisch nicht berechnen; es gibt aber theoretisch‐heuristische<br />
Gleichungen. Diese Strömungsform findet sich in der<br />
Praxis am häufigsten.<br />
Meistens ist die Strömung<br />
turbulent<br />
Propfenströmung<br />
Um nun trotzdem mit dem unrealistischen, aber einfachen Modell einer<br />
Propfenströmung rechnen zu können, bildet man mit<br />
v<br />
1<br />
≡ ⋅ v⋅dA<br />
A<br />
∫<br />
A<br />
Umrechnung in eine äquivalente<br />
Propfenströmung<br />
die über den Querschnitt A gemittelte Geschwindigkeit v <strong>und</strong> verwendet<br />
diese für die Annahme der Propfenströmung.<br />
5
Beispiel<br />
Wir wollen für den Fall von vorher (Wasser mit<br />
−6 2<br />
110 m s<br />
3<br />
ρ ≈ 1000kg m <strong>und</strong><br />
υ ≈ ⋅ fließt durch ein Rohr mit D = 200mm) die kritische Geschwindigkeit<br />
v K ausrechnen, bei der die Strömung von einer laminaren<br />
auf eine turbulente Strömungsform umschlägt. Es gilt<br />
Re<br />
K<br />
2<br />
−6<br />
m<br />
2320 ⋅10<br />
vK<br />
⋅D ReK<br />
⋅υ<br />
m<br />
= = 2320 ⇒ v<br />
s<br />
K<br />
= = ≈ 0,01116 .<br />
υ<br />
D 0, 2m s<br />
Das ist eine sehr geringe Strömungsgeschwindigkeit, die in der industriellen<br />
Praxis selten vorkommt.<br />
Ein <strong>und</strong> Auslaufstrecken<br />
Für eine präzise Durchflussmessung ist es wichtig, dass die Strömung im<br />
Durchflussmesser voll ausgebildet ist, also die in Abbildung 55 gezeigte<br />
turbulente Strömungsform entlang des Querschnitts aufweist. Wirbel<br />
sowie sonstige Asymmetrien in der Strömungsform müssen vermieden<br />
werden.<br />
Um das zu gewährleisten, werden häufig Ein‐ <strong>und</strong> Auslaufstrecken gefordert.<br />
Dabei handelt es sich um gerade Rohrstücke entsprechender<br />
Länge, die vor <strong>und</strong> nach dem Durchflussmesser vorzusehen sind.<br />
Ein‐ <strong>und</strong> Auslaufstrecken<br />
<strong>zur</strong> präzisen Durchflussmessung<br />
Abbildung 56: Ein- <strong>und</strong> Auslaufstrecke.<br />
Ein‐ <strong>und</strong> Auslaufstrecke L e <strong>und</strong> L a werden meistens als Vielfaches des<br />
Durchmessers D angegeben. Häufig finden sich Angaben für L e <strong>und</strong> L a in<br />
den Datenblättern zu den Durchflussmessern, z.B. in der Form<br />
• Einlaufstrecke L > 10⋅ D,<br />
• Auslaufstrecke L > 5⋅ D .<br />
e<br />
a<br />
6
Wirkdruckverfahren<br />
Kommen wir nun zu den Verfahren <strong>zur</strong> Durchflussmessung. Beim Wirkdruckverfahren<br />
wird in die Strömung ein Strömungswiderstand eingebracht;<br />
der Druckabfall Δ p daran ist dann ein Maß für den Durchfluss.<br />
Dieser Druckabfall wird Wirkdruck genannt, die entsprechenden Verfahren<br />
<strong>zur</strong> Bestimmung des Durchflusses dementsprechend Wirkdruckverfahren.<br />
Prinzip des Wirkdruckverfahrens<br />
mittels Drosselgerät<br />
Abbildung 57: Prinzip Wirkdruckverfahren mittels Drosselgerät nach<br />
[Bohl].<br />
Die o.a. Abbildung zeigt ein Drosselgerät, das den Strömungswiderstand<br />
erzeugt. Wir setzen zuerst vereinfachend voraus, dass die Dichte innerhalb<br />
des Drosselgerätes konstant ist; später kann diese Annahme fallen<br />
gelassen werden. Dann gilt aufgr<strong>und</strong> der Kontinuitätsgleichung<br />
2<br />
d<br />
π ⋅<br />
v A v A v v v v v<br />
π ⋅<br />
4<br />
2<br />
A2<br />
4 ⎛ d ⎞<br />
2<br />
1⋅ 1<br />
=<br />
2⋅ 2<br />
⇒<br />
1<br />
= ⋅<br />
2<br />
= ⋅<br />
2 2<br />
=<br />
2<br />
β<br />
2<br />
A1<br />
D<br />
⎜ ⎟ ⋅ = ⋅<br />
⎝D⎠<br />
Kontinuitätsgleichung<br />
mit dem Durchmesserverhältnis<br />
d<br />
β ≡ 0< β < 1.<br />
D<br />
Die Strömung wird durch die Einschnürung also entsprechend beschleunigt.<br />
Das hat Konsequenzen für die Energiegleichung<br />
p v p v<br />
g ⋅ z + ρ<br />
+ 2 = ⋅ + ρ<br />
+ 2<br />
2 2<br />
1 1 2 2<br />
1<br />
g z2<br />
Bernoulli‐Gleichung<br />
nach Bernoulli.<br />
7
Setzen wird horizontale Montage des Drosselgerätes voraus, so gilt mit<br />
z = z <strong>und</strong> damit in Folge<br />
1 2<br />
p v 2 p v 2<br />
1 1 2 2 2 2 1 2<br />
2 1<br />
2 p − p Δ<br />
+ = + ⇒ v − v = ⋅ = 2⋅ p .<br />
ρ 2 ρ 2<br />
ρ ρ<br />
Die Erhöhung der Geschwindigkeitsenergie durch die Erhöhung der Geschwindigkeit<br />
mit der Einschnürung hat somit wegen der Erhaltung der<br />
Energie eine Verminderung der Druckenergie <strong>und</strong> somit eine Verminderung<br />
des Drucks <strong>zur</strong> Folge.<br />
Wir erhalten eine Druckdifferenz Δp ≡ p1− p2, die Wirkdruck genannt<br />
wird. Berücksichtigen wir nun die o.a. Kontinuitätsgleichung, so folgt<br />
2 2 2 4 Δp<br />
v2 − v1 = v2<br />
⋅( 1− β ) = 2⋅<br />
ρ<br />
1 Δp<br />
Δp<br />
⇒ v2 = ⋅ 2⋅ = α′<br />
⋅ 2⋅<br />
4<br />
1−<br />
β ρ ρ<br />
So bestimmt man theoretisch<br />
die Geschwindigkeit<br />
für Flüssigkeiten<br />
mit der theoretischen Durchflusszahl<br />
α′ ≡<br />
1<br />
4<br />
1−<br />
β<br />
.<br />
Theoretische Durchflusszahl<br />
Die Geschwindigkeiten v 2 sowie<br />
v<br />
= β ⋅ v lassen sich also bei<br />
2<br />
1 2<br />
• bekanntem Durchmesserverhältnis β , <strong>und</strong><br />
• bekannter Dichte ρ<br />
aus dem Wirkdruck Δ p berechnen; die Wirkdruckverfahren sind also<br />
von ihrer Natur her Verfahren <strong>zur</strong> Messung der Fluidgeschwindigkeit<br />
von Flüssigkeiten (wegen der konstant angenommenen Dichte ρ ).<br />
I.d.R. interessieren jedoch eher Volumen‐ oder Massenstrom. Für den<br />
Volumenstrom V gilt mit<br />
2<br />
A2<br />
π d 4 ⎛ d<br />
2 ⎜<br />
1<br />
π 4 ⎝<br />
2<br />
⎞<br />
= = ⎟ = β ⇒ A = β ⋅A<br />
A D D⎠<br />
2 2<br />
2 1<br />
sowie V = A2 ⋅v2<br />
die Beziehung<br />
p<br />
2 p<br />
V Δ<br />
Δ<br />
= A2⋅ v2 = α′ ⋅A2⋅ 2⋅ = α′<br />
⋅β<br />
⋅A1⋅ 2⋅<br />
.<br />
ρ<br />
ρ<br />
So bestimmt man theoretisch<br />
den Volumenstrom für<br />
Flüssigkeiten<br />
8
Aufgr<strong>und</strong> z.B.<br />
• Reibung (bei Flüssigkeiten <strong>und</strong> Gasen), <strong>und</strong><br />
• Expansion (bei Gasen)<br />
sind empirisch begründete Veränderungen vorzunehmen; man erhält<br />
dann schließlich<br />
2 p<br />
2 p<br />
V<br />
Δ<br />
Δ<br />
= ε ⋅( C⋅α′<br />
) ⋅β ⋅A1⋅ 2⋅ = ε ⋅α⋅β<br />
⋅A1⋅ 2⋅<br />
ρ<br />
ρ<br />
Zwischenergebnis<br />
mit der<br />
• (tatsächlichen oder empirischen) Durchflusszahl α , <strong>und</strong> der<br />
• Expansionszahl ε , die für Flüssigkeiten 1 ist.<br />
Für die Durchflusszahl findet also mit<br />
α ≡C<br />
⋅ α′<br />
=<br />
C<br />
4<br />
1−<br />
β<br />
Tatsächliche, empirische<br />
Durchflusszahl<br />
eine empirisch begründete Anpassung statt; C wird Durchflusskoeffizient<br />
genannt. C hängt u.a. von der geometrischen Form des Drosselgerätes<br />
ab. Details <strong>zur</strong> Berechnung von C <strong>und</strong> ε können [ISO5167‐3] entnommen<br />
werden. Damit erhält man bei üblicherweise vorgegebenem<br />
Durchmesser D für den Volumenstrom<br />
2 2 2<br />
C p C D p<br />
V ⋅ β Δ ⋅<br />
A1<br />
2 β π Δ<br />
= ε ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ = ε ⋅ ⋅ ⋅ 2⋅<br />
;<br />
4 4<br />
1−β<br />
ρ 1−β<br />
4 ρ<br />
interessiert man sich für den Wirkdruck<br />
V , so gilt<br />
Δp<br />
bei vorgebendem Durchfluss<br />
So bestimmt man tatsächlich<br />
den Volumenstrom für<br />
Flüssigkeiten <strong>und</strong> Gase<br />
⎛<br />
⎞<br />
⎜<br />
⎟<br />
2<br />
4<br />
1 V<br />
1 4 1 β<br />
p ρ<br />
⎜ <br />
⎛ ⋅ − ⎞<br />
Δ = ⋅ ⋅<br />
⎟<br />
= ⋅ ⋅ρ⋅V<br />
2 2 2 2<br />
2 ⎜ C⋅β πD ⎟ 2 ⎜ε ⋅C⋅β ⋅πD<br />
⎟<br />
ε ⋅ ⋅<br />
⎝<br />
⎠<br />
⎜<br />
4<br />
1−<br />
β 4 ⎟<br />
⎝<br />
⎠<br />
4<br />
8 ⎛ 1−<br />
β ⎞<br />
= ⋅ ⋅ρ<br />
⋅V<br />
2 2 2<br />
π ⎜ε ⋅C⋅β<br />
⋅D<br />
⎟<br />
⎝<br />
⎠<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
.<br />
So kann man rückwärts den<br />
Wirkdruck berechnen<br />
9
Beispiel<br />
Für eine Venturi‐Düse gemäß Abbildung 57 berechnet sich für Wasser (<br />
3<br />
ρ ≈ 1000kg m ) mit ε = 1 der Wirkdruck allgemein zu<br />
4<br />
8 ⎛ 1−<br />
β ⎞<br />
Δ p = ⋅ ⋅ρ<br />
⋅V<br />
2 2 2<br />
π ⎜1⋅C⋅β<br />
⋅D<br />
⎟<br />
⎝<br />
⎠<br />
2<br />
2<br />
.<br />
Nehmen wir z.B. D = 200mm, β = 0,6 <strong>und</strong> C = 0,9 an. Dann ergibt<br />
sich so ein Wirkdruck z.B. für<br />
von<br />
m m 1h m<br />
V<br />
= 180 = 180 ⋅ = 0,05<br />
h h 3600s s<br />
3 3 3<br />
2<br />
4<br />
8 ⎛ 1−<br />
β ⎞<br />
2<br />
Δ p = ⋅ ⋅ρ<br />
⋅V<br />
2 2 2<br />
π ⎜C<br />
β D ⎟<br />
⎝<br />
⋅ ⋅<br />
⎠<br />
2<br />
4 3<br />
2<br />
8 ⎛ 1−<br />
0,6 ⎞ kg ⎛ m ⎞<br />
= ⋅ ⋅1000 ⋅ 0,05<br />
2 2 2 2 3 ⎜ ⎟ .<br />
π ⎜10,90,6 0,2m ⎟<br />
⎝<br />
⋅ ⋅ ⋅<br />
⎠<br />
m ⎝ s ⎠<br />
3<br />
4 1 m<br />
5<br />
≈1,05⋅10 ⋅kg ⋅ = 0,105⋅ 10 Pa = 0,105bar = 105mbar<br />
4 2<br />
m s<br />
Trägt man für das Beispiel den Wirkdruck für verschiedene Durchflüsse<br />
auf, so erhält man folgende Abbildung.<br />
140<br />
Wirkdruck Δp an einer Venturi-Düse<br />
120<br />
Δ p/mbar<br />
100<br />
80<br />
60<br />
Der charakteristische parabelförmige<br />
Verlauf des<br />
Wirkdrucks<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />
FV/(m 3 /h)<br />
Abbildung 58: Wirkdruck in Abhängigkeit vom Volumenstrom für das<br />
Beispiel.<br />
Man erkennt den sehr kleinen Wirkdruck für kleine Durchflüsse.<br />
10
Signalverarbeitung<br />
Der Durchfluss wird hier indirekt über die direkte Messung des Wirkdrucks<br />
Δ p bestimmt. Dieser muss aufgr<strong>und</strong><br />
Δp<br />
ε α β<br />
∼<br />
ρ<br />
2<br />
V = ⋅ ⋅ ⋅A1 ⋅ 2⋅ Δp<br />
Signalverarbeitung: Wurzelziehen<br />
radiziert werden. Früher wurden mechanische Radizierer eingesetzt,<br />
heute kommen überwiegend elektronische Verfahren zum Einsatz.<br />
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
In Deutschland sind in [ISO5167‐3] folgende Ausführungsformen genormt:<br />
Normierte Drosselgeräte<br />
Abbildung 59: In Deutschland nach [Hoffmann] genormte Drosselgeräte.<br />
Daneben gibt es noch weitere, nicht genormte Bauformen für Drosselgeräte,<br />
wobei diese im industriellen Bereich nicht oft eingesetzt werden.<br />
11
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche<br />
Eigenschaften<br />
Durchflussmesssysteme nach dem Wirkdruckverfahren haben folgende<br />
Eigenschaften:<br />
• Messprinzip. Wirkdrucksysteme messen vom Prinzip her Fluidgeschwindigkeiten.<br />
• Robust <strong>und</strong> einfach. Wirkdrucksysteme haben keine bewegte<br />
Elemente, sind daher robust <strong>und</strong> einfach im Aufbau.<br />
• International genormt. Wirkdrucksysteme sind international genormt,<br />
siehe z.B. [ISO5167‐3]<br />
• Druckverlust. Der Aufbau eines Wirkdrucks bewirkt einen Druckverlust,<br />
der u.U. störend sein kann.<br />
• Ein‐ <strong>und</strong> Auslaufstrecken. Es sind relativ lange Einlaufstecken<br />
5… 80⋅<br />
D <strong>und</strong> Auslaufstrecken 4…<br />
8⋅<br />
D notwendig.<br />
• Empfindlich gegen Schmutz <strong>und</strong> Vibrationen. Schmutz kann die<br />
meistens sehr dünnen Zuleitungen <strong>zur</strong> Messung des Differenzdrucks<br />
verstopfen. Vibrationen der Zuleitungen können Störungen<br />
überlagern.<br />
• Sind ungenau im Bereich der unteren Messbereichsgrenze. Kleine<br />
Durchflüsse bewirken einen überproportional kleinen Wirkdruck,<br />
siehe Abbildung 58. Dass kann bei entsprechenden Störungen<br />
auf den Signalleitungen ein Problem sein.<br />
Wirkdrucksysteme:<br />
Messen eigentlich v<br />
Sind robust <strong>und</strong> einfach<br />
Sind international genormt<br />
Haben einen Druckverlust<br />
Benötigen signifikante Ein<strong>und</strong><br />
Auslaufstrecken<br />
Sind empfindlich gegen<br />
Schmutz <strong>und</strong> Vibrationen<br />
Sind in der Nähe des MBA<br />
ungenau<br />
Einsatzbereiche<br />
Wirkdruckverfahren werden sehr häufig eingesetzt. Man verwendet sie<br />
<strong>zur</strong> Messung des Volumen‐ <strong>und</strong> Massenstroms für<br />
• Flüssigkeiten,<br />
• Gase, <strong>und</strong><br />
• Dämpfe<br />
Einsatzbereiche<br />
besonders<br />
• in der Verfahrenstechnik,<br />
• sowie in der chemischen <strong>und</strong> petrochemischen Industrie.<br />
12
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für eine Normblende:<br />
Eine Normblende der Fa‐<br />
Dosch<br />
Abbildung 60: Normblende der Fa. Dosch.<br />
Dosch gibt u.a. folgende Eigenschaften für die Normblende an:<br />
• Nenndruck PN 6 bis PN 100<br />
• Nennweite DN 50 bis DN 1600<br />
• Einbau waagrecht, senkrecht oder schräg<br />
• Ein‐ <strong>und</strong> Auslaufstrecken abhängig von konkreter Geometrie<br />
13
Magnetisch‐Induktives (MID)‐Verfahren<br />
Bei der Durchfluss‐Messung auf der Basis des magnetisch‐induktiven<br />
Verfahrens (MID‐Verfahren) wird das Induktionsgesetz <strong>zur</strong> Anwendung<br />
gebracht.<br />
das Induktionsgesetz für<br />
den bewegten Leiter im<br />
Magnetfeld<br />
Abbildung 61: Prinzip MID-Verfahren (Induktionsgesetz) nach [Hering].<br />
Demzufolge wird auf einem in einem Magnetfeld der magnetischen<br />
Flussdichte B mit der Geschwindigkeit v bewegten Leiter der Länge l die<br />
Spannung<br />
( B ⋅ A)<br />
dΦ<br />
d<br />
dA ds<br />
U = = = B ⋅ = B ⋅ l ⋅ = B ⋅ l<br />
dt dt dt dt<br />
induziert, wobei Φ = B⋅ A den magnetischen Fluss darstellt. Angewendet<br />
<strong>zur</strong> Durchflussmessung stellt das bewegte, elektrisch leitende Fluid<br />
den bewegten Leiter dar.<br />
⋅ v<br />
Berechnung der induzierten<br />
Spannung<br />
Messprinzip der MIDs: Induktionsgesetz<br />
Abbildung 62: Prinzip MID-Verfahren (Anwendung) nach [Bohl].<br />
Das Rohr ist innen isoliert, die induzierte Spannung wird über 2 Elektroden<br />
abgegriffen. Ansonsten gibt es keine Einbauten im Rohr.<br />
14
Theoretisch berechnet sich die Fluidgeschwindigkeit zu<br />
D l ⇒ U = B⋅D⋅v;<br />
tatsächlich ist aufgr<strong>und</strong> der Abweichung des tatsächlichen Verhaltens<br />
vom theoretischen Verhalten ein k‐Faktor einzuführen, d.h. es gilt<br />
1<br />
U = k ⋅B⋅D⋅v ⇒ v = ⋅U<br />
.<br />
k ⋅B⋅D<br />
So berechnet sich die induzierte<br />
Spannung theoretisch<br />
So berechnet man v praktisch<br />
I.d.R. interessiert man sich statt für die Fluidgeschwindigkeit für den Volumenstrom,<br />
den man mit<br />
2<br />
A D D<br />
V<br />
π ⋅ π ⋅<br />
= A⋅ v = ⋅ U = ⋅ U = ⋅U<br />
k⋅B⋅D 4⋅k⋅B⋅D 4⋅k⋅B<br />
Und so berechnet man den<br />
Volumenstrom praktisch<br />
berechnet. MIDs<br />
• benötigen ein Fluid mit einer bestimmten Leitfähigkeit,<br />
• sind aber vom Messprinzip her unabhängig von Fluid‐<br />
Parametern wie Dichte, Viskosität, Druck, Temperatur.<br />
MIDs sind von ihrer Natur her Verfahren <strong>zur</strong> Messung der Fluidgeschwindigkeit<br />
von Flüssigkeiten (wegen der erforderlichen Leitfähigkeit<br />
des Fluids).<br />
Beispiel<br />
Bleiben wir beim Beispiel von vorher. Durch einen MID mit D=200mm<br />
mit einer magnetischen Flussdichte von B = 0,1T<br />
fließt Wasser mit<br />
3 3<br />
V<br />
= 180m h=<br />
0,05m s. Der k‐Faktor soll idealerweise k=1 betragen.<br />
Dann ergibt sich eine induzierte Spannung von<br />
D<br />
V<br />
π ⋅<br />
= ⋅U<br />
4 ⋅k⋅B<br />
4⋅k⋅B 4⋅1⋅0,1T m<br />
⇒ U = ⋅ V<br />
= ⋅0,05 ≈ 0,03183V = 31,83mV<br />
π ⋅D π ⋅0, 2m s<br />
;<br />
trotz des relativ großen Volumenstroms ist das nicht sehr viel.<br />
15
Signalverarbeitung<br />
Die induzierte Spannung U ist wie oben gesehen relativ gering. Demzufolge<br />
müssen hochwertige Verstärker mit hoher Spannungsverstärkung<br />
verwendet werden. Der Innenwiderstand des Aufnehmers bezüglich der<br />
beiden Elektroden hängt von der Leitfähigkeit des Fluids <strong>und</strong> der Geometrie<br />
der Anordnung ab; üblicherweise ergibt sich ein vergleichsweise<br />
hoher Innenwiderstand im MΩ‐Bereich. Demzufolge muss der Spannungsverstärker<br />
zusätzlich einen hohen Eingangswiderstand aufweisen.<br />
Man kann z.B. folgende Schaltung verwenden:<br />
Signalverarbeitung: Hochohmige<br />
Spannungsverstärker<br />
mit hoher Verstärkung<br />
Abbildung 63: Signalverarbeitung beim MID nach [Tränkler].<br />
Der Differenzverstärker am Eingang realisiert den hochohmigen Eingang,<br />
die zweite Verstärkerstufe die benötigte Spannungsverstärkung.<br />
Geschaltet Gleichfeld statt reines Gleichfeld<br />
Wird ein zeitlich konstantes Gleichfeld verwendet, so stört die Volta‐<br />
Spannung an dem Kontakt‐Übergang von Elektrode <strong>zur</strong> Flüssigkeit; außerdem<br />
kommt es zu Polarisationseffekten durch den Stromfluss in der<br />
Flüssigkeit. Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat sich mit Ausnahme weniger Sonderanwendungen<br />
das geschaltete Gleichfeldverfahren durchgesetzt, bei<br />
dem ein Gleich‐Magnetfeld zyklisch geschaltet (umgepolt) wird.<br />
Geschaltetes Gleichfeld<br />
statt reinem Gleichfeld <strong>zur</strong><br />
Vermeidung von Volta‐<br />
Spannung <strong>und</strong> polarisation<br />
16
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
Es werden heute MIDs für verschiedenste Anwendungen mit Nennweiten<br />
• im mm‐Bereich, bis hin<br />
• zu mehreren Metern<br />
angeboten. Neben Standard‐Ausführungen stehen Ausführungen im<br />
Hochtemperatur‐ <strong>und</strong> Hochdruck‐Bereich sowie überflutungs‐ <strong>und</strong> explosionssichere<br />
Ausführungsformen <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Sehr weiter Nennbereich<br />
Spezielle Bauformen verfügbar<br />
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche<br />
Eigenschaften<br />
MID haben folgende Eigenschaften:<br />
• Messprinzip. MID messen sind vom Prinzip her Fluidgeschwindigkeiten<br />
in beiden Richtungen.<br />
• Robust. MID haben keine bewegte Elemente, sind daher robust.<br />
• Unabhängig von anderen Einflussgrößen. MID sind vom Messprinzip<br />
her unabhängig von Viskosität, Dichte, Druck <strong>und</strong> Temperatur.<br />
• Kein Druckverlust. Es werden keine mechanischen Teile in den<br />
Strömungsgang gestellt, so dass es keinen Druckverlust gibt.<br />
• Auch im Bereich der unteren Messbereichsgrenze noch genau. Im<br />
Gegensatz z.B. zu Wirkdrucksystemen können auch kleine Durchflüsse<br />
noch genügend genau gemessen werden.<br />
• Mindest‐Leitfähigkeit notwendig. Die benötigte Mindest‐<br />
Leitfähigkeit beträgt ca. 1μ S / cm . Leitungswasser hat ca.<br />
500 … 800 μS / cm ; destilliertes Wasser mit ca. 1μ S / cm liegt an<br />
der Grenze. Kohlenwasserstoffe haben eine deutlich geringere<br />
Leitfähigkeit, MID kommen hier nicht in Frage.<br />
• Keine Gase <strong>und</strong> Dämpfe. Aufgr<strong>und</strong> der geringen Leitfähigkeit sind<br />
Gase <strong>und</strong> Dämpfe mit MID ebenfalls nicht messbar.<br />
Einsatzbereiche<br />
MID werden sehr häufig für Flüssigkeiten mit ausreichender Leitfähigkeit<br />
eingesetzt. Man verwendet sie <strong>zur</strong> Messung des Volumen‐ <strong>und</strong><br />
Massenstroms für Flüssigkeiten besonders<br />
• in der Verfahrenstechnik, <strong>und</strong><br />
• im Bereich der Versorgungs‐ <strong>und</strong> Entsorgungstechnik <strong>zur</strong> Messung<br />
von Wasser <strong>und</strong> Abwasser.<br />
MIDs:<br />
Messen eigentlich v mit<br />
Vorzeichen<br />
Sind robust<br />
Sind unabhängig von anderen<br />
Einflussgrößen<br />
Haben kein Druckverlust<br />
Sind überall genau<br />
Benötigen eine bestimme<br />
Leitfähigkeit des Fluids<br />
Können daher nur bei Flüssigkeiten<br />
verwendet werden<br />
Einsatzbereiche<br />
17
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für einen MID‐Durchflussmesser:<br />
MID der Fa. Krohne<br />
Abbildung 64: Magnetisch-Induktiver Durchflussmesser OPTOF-<br />
LUX/IFC 300 der Fa. Krohne.<br />
Krohne gibt u.a. folgende Eigenschaften an:<br />
• Nennweite DN 2,5 bis DN 3000<br />
• Genauigkeit ±0,15% vom Messwert ±1mm/s<br />
• Leitfähigkeit mindestens 1 μ S / cm, Wasser mindestens<br />
20 μ S / cm<br />
• Umgebungstemperatur ‐40 … 65°C<br />
18
Ultraschallverfahren<br />
Bei der Ultraschall (US)‐Durchflussmessung nach dem Laufzeitdifferenz‐<br />
Verfahren wird mit einem Piezo‐Sendekristall ein kurzer Schallimpuls im<br />
MHz‐Bereich erzeugt, der sich im ruhenden Fluid mit der fluidabhängigen<br />
Schallgeschwindigkeit c ausbreitet. Beim bewegten Fluid hat die<br />
Fluidgeschwindigkeit v einen Einfluss auf die resultierende Geschwindigkeit.<br />
Dies nutzt man folgendermaßen aus:<br />
Prinzip des US‐Verfahrens<br />
mit Laufzeitdifferenz<br />
Abbildung 65: Prinzip Laufzeitdifferenzverfahren nach [Tränkler].<br />
S stellt das Piezo‐Sendekristall dar, dass den Schallimpuls erzeugt, E den<br />
entsprechenden Piezo‐Empfänger. Der US‐Strahl schließt aufgr<strong>und</strong> der<br />
geometrischen Anordnung von S <strong>und</strong> E einen Winkel von ϕ gegen die<br />
Horizontale ein. L ist die Länge des US‐Pfades, c die i.A. unbekannte<br />
Schallgeschwindigkeit im entsprechenden Medium.<br />
• Stromabwärts beträgt die resultierende Geschwindigkeit der<br />
Schallausbreitung c+ v⋅ cosϕ<br />
,<br />
• stromaufwärts c−v⋅ cosϕ<br />
.<br />
Damit ergibt sich stromabwärts eine Laufzeit des Schallimpulses von<br />
L<br />
Δ tab<br />
= ,<br />
c + v ⋅ cosϕ<br />
stromaufwärts erhalten wir<br />
L<br />
Δ tauf<br />
= .<br />
c − v ⋅ cosϕ<br />
Laufzeit stromabwärts<br />
Laufzeit stromaaufwärts<br />
Es handelt sich um zwei Gleichungen für die beiden Unbekannten v <strong>und</strong><br />
c, so dass wir beide Größen leicht ermitteln können. Zur Berechnung der<br />
gesuchten Fluidgeschwindigkeit v erhalten wir<br />
1 c+ v⋅cosϕ<br />
1 c−v⋅cosϕ<br />
= =<br />
.<br />
Δt L Δt L<br />
ab<br />
auf<br />
19
Daraus folgt<br />
1 1 v⋅<br />
cosϕ<br />
L ⎛ 1 1<br />
− = 2 ⋅ ⇒ v = ⋅ −<br />
Δt Δt L 2⋅cosϕ<br />
⎜<br />
⎝Δt Δt<br />
ab auf ab auf<br />
⎞<br />
.<br />
⎟<br />
⎠<br />
Wir erhalten also die Fluidgeschwindigkeit v durch Messung der beiden<br />
Laufzeiten t ab<br />
<strong>und</strong> t auf<br />
<strong>und</strong> Anwendung der o.a. Gleichung. Berücksichtigt<br />
man weiterhin sinϕ = D L , so erhält man<br />
L ⎛ 1 1 ⎞ D ⎛ 1 1 ⎞<br />
v = ⋅ − = ⋅ −<br />
2⋅cosϕ ⎜ tab t ⎟<br />
auf<br />
2 sinϕ cosϕ<br />
⎜ tab t ⎟<br />
⎝Δ Δ ⎠ ⋅ ⋅ ⎝Δ Δ<br />
auf ⎠<br />
.<br />
D ⎛ 1 1 ⎞<br />
= ⋅ −<br />
sin 2ϕ<br />
⎜<br />
Δtab<br />
Δt<br />
⎟<br />
⎝<br />
auf ⎠<br />
Der Volumenstrom kann dann einfach mit der Beziehung<br />
2 3<br />
π D D ⎛ 1 1 ⎞ π D ⎛ 1 1 ⎞<br />
V<br />
⋅<br />
⋅<br />
= A⋅ v = ⋅ ⋅ − = ⋅ −<br />
4 sin2ϕ<br />
⎜ Δtab Δt ⎟<br />
auf<br />
4⋅sin2ϕ<br />
⎜Δtab Δt<br />
⎟<br />
⎝ ⎠ ⎝ auf ⎠<br />
So berechnet man v<br />
So berechnet man den Volumenstrom<br />
bestimmt werden. v <strong>und</strong> V sind vom Messprinzip her unabhängig von<br />
Fluid‐Parametern wie Dichte, Viskosität, Druck, Temperatur usw. US‐<br />
Durchflussmesser sind von ihrer Natur her Verfahren <strong>zur</strong> Messung der<br />
Fluidgeschwindigkeit.<br />
Als Nebenprodukt kann auch die Schallgeschwindigkeit gemessen werden.<br />
Es gilt nämlich mit sinϕ = D L<br />
1 1 c<br />
D ⎛ 1 1<br />
+ = 2 ⋅ ⇒ c = ⋅ +<br />
Δt Δt L 2⋅sinϕ<br />
⎜<br />
⎝Δt Δt<br />
ab auf ab auf<br />
⎞<br />
.<br />
⎟<br />
⎠<br />
So berechnet man die<br />
Schallgeschwindigkeit<br />
Diese Möglichkeit kann z.B. <strong>zur</strong> Produkt‐Identifikation genutzt werden,<br />
wenn mehrere Fluide (= Produkte) in einer Rohrleitung transportiert<br />
werden. Dann kann durch Vergleich<br />
• der gemessenen Schallgeschwindigkeit mit<br />
• den vorab bekannten Schallgeschwindigkeiten der einzelnen<br />
Produkte<br />
Kann man <strong>zur</strong> Produkt‐<br />
Identifikation nutzen<br />
entschieden werden welches Produkt momentan den US‐<br />
Durchflussmesser passiert.<br />
20
Beispiel<br />
Bleiben wir beim Beispiel von vorher. Durch einen US‐Durchflussmesser<br />
3 3<br />
mit D=200mm fließt Wasser mit V = 180m h= 0,05m s≈1,59m s.<br />
Der US‐Pfad‐Winkel beträgt ϕ = 45°= π 4rad . Wasser hat eine Schallgeschwindigkeit<br />
von c≈<br />
1480m s. Dann erhalten wir<br />
L D 1 0,2m<br />
1<br />
Δ tab<br />
= = ⋅ = ⋅<br />
c+ v⋅ cosϕ sinϕ c+ v⋅cosϕ<br />
π m m π<br />
sin 1480 + 1,59 ⋅sin<br />
4 s s 4<br />
≈ 190,9647μs<br />
sowie<br />
D 1 0,2m<br />
1<br />
Δ tauf<br />
= ⋅ = ⋅<br />
sinϕ<br />
c−v⋅cosϕ<br />
π m m π<br />
sin 1480 −1,59 ⋅sin<br />
.<br />
4 s s 4<br />
≈ 191,2554μs<br />
Signalverarbeitung<br />
Bleiben wir bei dem o.a. Beispiel. Für die Laufzeitdifferenz ergibt sich<br />
lediglich<br />
Δt ≡ Δt −Δ t = 190,9649μs−191, 2552μs ≈ − 290ns;<br />
ab<br />
auf<br />
daran erkennt man, dass an das Zeitmessungssystem des US‐<br />
Durchflussmessers hohe Anforderungen gestellt werden.<br />
Die Laufzeit muss sehr genau<br />
gemessen werden<br />
21
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
US‐Durchflussmesser gibt es in zwei Bauformen.<br />
InLine<br />
Das sind eigenständige Rohrteile, die in den Verlauf der Rohrleitung z.B.<br />
mittels Flansche eingebaut werden. Der Aufwand für bauliche Umbauten<br />
kann ggf. erheblich sein, da die Rohrleitung aufgeschweißt werden<br />
muss; dass kann z.B. Produktionsstopp bedeuten.<br />
In‐Line: Aufwändig nach<strong>zur</strong>üsten,<br />
aber genau<br />
Abbildung 66: In-Line US-Durchflussmesser (Krohne UFM 500 K).<br />
ClampOn<br />
Bei dieser Bauform werden die schienenförmigen US‐Durchflussmesser<br />
aufgeschnallt <strong>und</strong> mit Spannbändern, Ketten o.ä. befestigt. Zur akustischen<br />
Ankopplung wird zwischen den Sensor‐Kantaktflächen <strong>und</strong> der<br />
Rohraußenwand ein Koppelfett aufgetragen.<br />
Clamp‐On: Einfacher nach<strong>zur</strong>üsten,<br />
aber ungenauer<br />
Abbildung 67: Clamp-On US-Durchflussmesser (Krohne UFM 610 P).<br />
Diese Bauform reduziert den Aufwand für bauliche Umbauten erheblich,<br />
da die Rohrleitung nicht aufgeschweißt werden muss. Allerdings sind<br />
Abstriche an die Genauigkeit der Messung zu machen.<br />
22
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche<br />
Eigenschaften<br />
US‐Durchflussmesser haben folgende Eigenschaften:<br />
• Messprinzip. US‐Durchflussmesser messen sind vom Prinzip her<br />
Fluidgeschwindigkeiten in beiden Richtungen.<br />
• Robust. US‐Durchflussmesser haben keine bewegten Elemente,<br />
sind daher robust.<br />
• Unabhängig von anderen Einflussgrößen. US‐Durchflussmesser<br />
sind vom Messprinzip her unabhängig von Viskosität, Dichte,<br />
Druck <strong>und</strong> Temperatur.<br />
• Kein Druckverlust. Es werden keine mechanischen Teile in den<br />
Strömungsgang gestellt, so dass es keinen Druckverlust gibt.<br />
• Auch im Bereich der unteren Messbereichsgrenze noch genau. Im<br />
Gegensatz z.B. zu Wirkdrucksystemen können auch kleine Durchflüsse<br />
noch genügend genau gemessen werden; allerdings bereitet<br />
der Umschlag von laminarer Strömung zu turbulenter Strömung<br />
Probleme. Abhilfe schaffen hier US‐Durchflussmesser in<br />
Mehrkanal‐Technik, d.h. mit mehreren US‐Pfaden.<br />
• Zusätzlich gemessene Schallgeschwindigkeit. US‐Durchflussmesser<br />
messen neben der Fluidgeschwindigkeit zusätzlich die<br />
Schallgeschwindigkeit des Fluids. Das kann z.B. <strong>zur</strong> Produkt‐<br />
Identifikation genutzt werden.<br />
US‐Durchflussmesser:<br />
Messen eigentlich v mit<br />
Vorzeichen<br />
Sind robust<br />
Sind unabhängig von anderen<br />
Einflussgrößen<br />
Haben keinen Druckverlust<br />
Sind überall genau<br />
Mehrkanaltechnik wenn<br />
Strömungsumschlag auftritt<br />
Schallgeschwindigkeit wird<br />
zusätzlich gemessen<br />
Einsatzbereiche<br />
US‐Durchflussmesser werden <strong>zur</strong> Messung des Volumen‐ <strong>und</strong> Massenstroms<br />
für<br />
• Flüssigkeiten,<br />
• Gase, <strong>und</strong><br />
• Dämpfe.<br />
Einsatzbereiche<br />
besonders<br />
• in der Verfahrenstechnik,<br />
• sowie in der chemischen <strong>und</strong> petrochemischen Industrie<br />
eingesetzt. Bei der Messung bei Flüssigkeiten dürfen Gas‐ <strong>und</strong> Feststoffanteil<br />
im Medium bestimmte Grenzen nicht überschreiten, weil die<br />
Dämpfung (auch wg. Reflexionen an den Störkörpern) sonst zu hoch<br />
wird.<br />
23
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für einen US‐Durchflussmesser:<br />
in‐Line US‐<br />
Durchflussmesser der Fa.<br />
Krohne<br />
Abbildung 68: Ultraschall-Durchflussmesser UFM 3030 der Fa. Krohne.<br />
Krohne gibt u.a. folgende Eigenschaften an:<br />
• Nennweite DN 25 bis DN 2000<br />
• Messbereich bis 20m/s<br />
• Genauigkeit ±0,5% vom Messwert<br />
• Prozesstemperatur ‐170 … 500°C (Hochtemperaturversion)<br />
• Umgebungstemperatur ‐40 … 65°C<br />
24
Messung des Massenstroms<br />
Aus abrechungstechnischen Gründen kann es sinnvoll sein, statt<br />
• eines transportierten Volumens<br />
• eine transportierte Masse<br />
Manchmal ist es sinnvoller<br />
den Massenstrom zu messen<br />
festzustellen. Bei Fluiden (also Flüssigkeiten <strong>und</strong> Gase) ändert sich nämlich<br />
das Volumen in Abhängigkeit<br />
• von der Temperatur T (Flüssigkeiten <strong>und</strong> Gase), <strong>und</strong><br />
• von dem Druck p (hauptsächlich Gase).<br />
Möchte man also wissen was tatsächlich transportiert wurde (unabhängig<br />
von T <strong>und</strong> p), so bestimmt man besser den Massenstrom.<br />
Indirekte Bestimmung<br />
Mit den bisher vorgestellten Verfahren wurde der Volumenstrom V <br />
bestimmt. Diese Verfahren werden deshalb auch als volumetrische Verfahren<br />
bezeichnet. Der Massenstrom kann indirekt über<br />
M<br />
= ρ ⋅V<br />
Indirekte Bestimmung aus<br />
Volumenstrom mittels<br />
Kenntnis der Dichte<br />
bestimmt werden. Es wird also die Dichte ρ des Fluids benötigt. Diese<br />
kann auf drei verschiedene Arten ermittelt werden.<br />
Messung<br />
Über eigene Messsysteme kann ρ direkt gemessen werden.<br />
Möglichkeit 1: Dichte wird<br />
direkt gemessen<br />
Bestimmung aus T <strong>und</strong> p<br />
Für<br />
• einige wichtige Flüssigkeiten (z.B. Wasser, Kohlenwasserstoffe),<br />
<strong>und</strong><br />
• viele Gase<br />
ist der Zusammenhang zwischen<br />
• der Dichte ρ einerseits, von<br />
• der Temperatur T <strong>und</strong> Druck p andererseits<br />
bekannt. Diese Beziehung f ( T,<br />
p)<br />
ρ = wird thermische Zustandsgleichung<br />
genannt. ρ kann dann bei Kenntnis der thermischen Zustandsgleichung<br />
indirekt aus T <strong>und</strong> p bestimmt werden.<br />
Möglichkeit 2: Dichte wird<br />
aus p <strong>und</strong> T bestimmt aus<br />
Kenntnis der thermischen<br />
Zustandsgleichung<br />
25
Vorgabe<br />
In einigen Flüssigkeitsanwendungen verändert sich die Temperatur so<br />
wenig, dass ρ als konstant vorausgesetzt werden kann. ρ wird dann<br />
als konstanter Parameter vorgegeben.<br />
Möglichkeit 3: Dichte ist<br />
bekannt <strong>und</strong> ändert sich<br />
nicht<br />
Direkte Bestimmung<br />
Daneben ist es möglich, den Massenstrom direkt zu bestimmten. In diesem<br />
Zusammenhang sind zwei Messverfahren erwähnenswert:<br />
CoriolisVerfahren<br />
Bei diesem Verfahren wird die Coriolis‐Kraft ausgenutzt [Hering].<br />
Direkte Messung des Massenstroms<br />
mittels Coriolis‐<br />
Prinzip<br />
Abbildung 69: Coriolis-Prinzip <strong>zur</strong> Massenstrommessung.<br />
Das zu messende Fluid fließt durch das o.a. U‐Rohr; dieses schwingt wie<br />
angegeben, wodurch die beiden angezeigten Kräfte F<br />
c<br />
auf die bewegten<br />
Massen wirken. Diese Kraft F<br />
c<br />
ist direkt von der Masse m <strong>und</strong> der<br />
Geschwindigkeit v des Fluid, mithin also vom Massenstrom M abhängig.<br />
F<br />
c<br />
bewirkt wie gezeigt ein Drehmoment M <strong>und</strong> eine Torsion θ ; diese ist<br />
somit ein Maß für M . Die Messung von M erfolgt also indirekt über die<br />
Messung des Torsionswinkels θ .<br />
Coriolis‐Durchflussmesser wurden ursprünglich für Flüssigkeiten entwickelt,<br />
stehen aber jetzt auch für die Messung des Massenstroms bei Gasen<br />
<strong>zur</strong> Verfügung. Neben<br />
• dem Massenstrom M wird auch<br />
• die Dichte ρ<br />
des Fluids bestimmt <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Mittlerweile stehen<br />
auch Durchflussmesser mit geradem Messrohr <strong>zur</strong> Verfügung, die den<br />
Nachteil des großen benötigten Einbauplatzes vermeiden.<br />
Durchflussmesser basierend auf dem Coriolis‐Prinzip erfreuen sich zunehmender<br />
Beliebtheit, u.a. weil sie keine Ein‐ <strong>und</strong> Auslaufstrecken benötigen.<br />
Sie sind jedoch zum gegenwärtigen Stand der Technik auf kleine<br />
Rohrnennweiten < DN 80 beschränkt.<br />
Gibt es für Flüssigkeiten<br />
<strong>und</strong> Gase<br />
Messen zusätzlich die Dichte<br />
Gibt es auch mit geradem<br />
Messrohr<br />
Sind noch auf relativ kleine<br />
Nennweiten beschränkt<br />
26
Thermische Durchflussmessungen<br />
Dieses Verfahren nutzt das thermische Verhalten von Fluiden <strong>zur</strong> Messung<br />
des Massenstroms aus.<br />
Prinzip der thermischen<br />
Durchflussmessung<br />
Abbildung 70: Prinzip der thermischen Durchflussmessung.<br />
Diese thermischen Verfahren werden bevorzugt (jedoch nicht ausschließlich)<br />
für Gase eingesetzt. Die o.a. Messstrecke besteht aus<br />
• zwei Temperatursensoren stromaufwärts <strong>und</strong> stromabwärts,<br />
sowie<br />
• ein zwischen den beiden Sensoren angebrachtes Heizelement<br />
<strong>zur</strong> Erwärmung des Gases.<br />
Es bildet sich ein Temperaturfeld aus, das in etwa die gezeigte Gestalt<br />
aufweist. Die Gestalt dieses Temperaturfeldes hängt<br />
• von der Wärmekapazität des Fluids ab, <strong>und</strong><br />
• vor allem vom Massenstrom M .<br />
Die Messung von M erfolgt also indirekt über die Messung der Temperaturdifferenz.<br />
27
Kontrollfragen<br />
1. Erläutern Sie den Begriff „Durchfluss“. In welchen Einheiten wird<br />
dieser gemessen?<br />
2. Worum handelt es sich bei der „Kontinuitätsgleichung“ <strong>und</strong><br />
„Bernoulli‐Gleichung“?<br />
3. Worum handelt es sich bei der Reynolds‐Zahl? Wie ist sie für<br />
Rohrströmungen definiert?<br />
4. Welche Strömungsformen kommen in der industriellen Praxis<br />
vor? Wann liegt welche Strömungsform vor? Welche Strömungsform<br />
kommt in der industriellen Praxis am häufigsten vor?<br />
5. Worum handelt es sich bei „Einlaufstrecke“ <strong>und</strong> „Auslaufstrecke?<br />
6. Erläutern Sie das Prinzip des Wirkdruckverfahrens.<br />
7. Welche Drosselgeräte sind in Deutschland genormt?<br />
8. Schildern Sie einige Ausführungs‐ <strong>und</strong> Bauformen zum Wirkdruckverfahren.<br />
9. Schildern Sie Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche des Wirkdruckverfahrens.<br />
10. Erläutern Sie das Prinzip des MID.<br />
11. Skizzieren Sie eine Schaltung <strong>zur</strong> Signalverarbeitung beim MID.<br />
12. Warum wird bei MID i.d.R. das geschaltete Magnetfeldverfahren<br />
eingesetzt (statt des ungeschalteten Magnetfeldverfahrens)?<br />
13. Schildern Sie einige Ausführungs‐ <strong>und</strong> Bauformen des MID.<br />
14. Schildern Sie Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche des MID.<br />
15. Erläutern Sie das Prinzip des US‐Durchflussmessers mit Laufzeit‐<br />
Differenzverfahren.<br />
16. Beim US‐Durchflussmesser muss die Laufzeit mit sehr hoher Präzision<br />
gemessen werden; warum?<br />
17. Schildern Sie einige Ausführungs‐ <strong>und</strong> Bauformen des US‐<br />
Durchflussmessers.<br />
18. Schildern Sie Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche des US‐<br />
Durchflussmessers.<br />
19. Warum dürfen bei der US‐Messung bei Flüssigkeiten Gas‐ <strong>und</strong><br />
Feststoffanteil im Medium bestimmte Grenzen nicht überschreiten?<br />
20. Warum kann es sinnvoller sein den Massenstrom zu messen als<br />
den Volumenstrom?<br />
21. Schildern Sie, wie man indirekt den Massenstrom aus dem Volumenstrom<br />
bestimmen kann.<br />
22. Mit welchen Verfahren kann der Massenstrom direkt bestimmt<br />
werden?<br />
28
Literatur<br />
[ISO5167‐3]<br />
[Bohl]<br />
[Hering]<br />
[Hoffmann]<br />
[Tränkler]<br />
DIN EN ISO 5167‐3: Durchflussmessung von Fluiden mit<br />
Drosselgeräten in voll durchströmten Leitungen mit<br />
Kreisquerschnitt, 2004.<br />
Bohl, W.: Technische Strömungslehre. Vogel‐Buchverlag,<br />
12. Auflage, 2002.<br />
Hering, E., Martin, R., Stohrer, M.: Physik für Ingenieure.<br />
VDI‐Verlag, 4. Auflage, 1992.<br />
Hoffmann, J.: Handbuch der Messtechnik. Hanser‐Verlag,<br />
1999.<br />
Tränkler, H.‐R.: Taschenbuch der Messtechnik. Oldenbourg‐Verlag,<br />
3. Auflage, 1992.<br />
29
Messung von Länge, Weg <strong>und</strong><br />
Winkel<br />
Die (translatorische) Länge l (bzw. der Weg x) ist eine von sieben SI‐<br />
Basisgrößen; sie wird in m (für Meter) angegeben.<br />
Das rotatorische Pendant ist der Winkel α. Der Winkel ist eine abgeleitete<br />
SI‐Größe, die nach SI üblicherweise in rad (für Radiant) angegeben<br />
wird. rad ist eine Hilfsmaßeinheit (oder auch Pseudoeinheit), für die<br />
1rad<br />
≡ 1 m = 1<br />
m<br />
Länge bzw. Weg sind SI‐<br />
Basisgrößen, die in m gemessen<br />
werden<br />
Rotatorisches Pendant ist<br />
der Winkel α, der in rad (SI)<br />
bzw. ° (Nicht‐SI) gemessen<br />
wird<br />
gilt. Der Wert eines Winkels in rad ergibt sich aus der Länge s des dazugehörigen<br />
Kreisbogens des Einheitskreises.<br />
Neben der Angabe in rad wird der Winkel häufig aus historischen Gründen<br />
nicht‐SI‐konform auch in ° (für Grad) angegeben. Für die Umrechnung<br />
gilt<br />
α α α 360 α α 2π α<br />
= ⇒ = ⋅ ⇒ = ⋅<br />
360° 2πrad 1° 2π<br />
1rad 1rad<br />
360 1° .<br />
Weg‐ <strong>und</strong> Winkelmessungen werden beispielsweise benötigt in der<br />
Umrechnung von ° in rad<br />
<strong>und</strong> umgekehrt<br />
• Verfahrenstechnik (Füllstand, Stellung von Klappen <strong>und</strong> Ventilen),<br />
• Fertigungstechnik (Lagesteuerung an Werkzeugmaschinen, Qualitätskontrolle),<br />
sowie<br />
• Ortung <strong>und</strong> Navigation.<br />
Über die direkte Messung des Weges x bzw. des Winkels α können mittels<br />
Differentiation weitere Größen indirekt gewonnen werden wie<br />
dx dα<br />
• (Winkel‐)Geschwindigkeit v ≡ bzw. ω ≡ , <strong>und</strong><br />
dt<br />
dt<br />
2<br />
2<br />
dv d x<br />
• (Winkel‐)Beschleunigung a ≡ 2<br />
dt<br />
= dt<br />
bzw. dω<br />
d α<br />
β ≡ = .<br />
2<br />
dt dt<br />
Berechnung von Geschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> Beschleunigung<br />
via Differentiation<br />
1
Resistive Weg‐ <strong>und</strong> Winkelmessung<br />
Bei diesen wird ein weg‐ oder winkelabhängiger Ohmscher Widerstand<br />
R an einem Draht oder an einer Wicklung abgegriffen.<br />
Prinzip der resistiven Weg<strong>und</strong><br />
Winkelmessung<br />
Abbildung 71: Prinzip resistiver Weg- <strong>und</strong> Winkelaufnehmer nach<br />
[Tränkler].<br />
Wegaufnehmer<br />
Der abgegriffene Widerstand R verändert sich über<br />
ρ<br />
R = ⋅ x= R( x)<br />
∼ x<br />
A<br />
proportional mit dem Messweg x; ρ ist der spezifische Widerstand der<br />
2<br />
Widerstandsbahn z.B. in Ω mm m <strong>und</strong> A der Querschnitt des verwendeten<br />
Drahtes z.B. in mm 2 . Für den absoluten <strong>und</strong> relativen Messweg<br />
ergibt sich dann mit R0 ≡ρ<br />
A⋅<br />
x0<br />
A x A ρ ⋅ R R<br />
x = ⋅ R = x( R)<br />
∼ R = = .<br />
ρ<br />
x A ρ⋅<br />
R R<br />
0 0 0<br />
Berechnung des Wegs aus<br />
dem Widerstand<br />
Winkelaufnehmer<br />
Hier gilt s = r ⋅ α <strong>und</strong> damit<br />
ρ ρ<br />
= ⋅ = ⋅ ⋅ α = α ∼ α<br />
A A<br />
R s r R( )<br />
mit der Kreisbogenlänge s, dem Radius r des Potentiometer‐Kreises in m<br />
<strong>und</strong> dem aufzunehmenden Winkel α in rad. Für den absoluten <strong>und</strong> relativen<br />
Messwinkel ergibt sich dann mit R0 ≡ ρ A⋅r⋅<br />
α0<br />
A 1<br />
α A ρ ⋅1<br />
r⋅<br />
R R<br />
α = ⋅ ⋅ R = α( R)<br />
R<br />
ρ r ∼ = =<br />
α A ρ⋅1<br />
r⋅R R<br />
.<br />
0 0 0<br />
Berechnung des Winkels<br />
aus dem Widerstand<br />
2
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
Widerstandsmaterial<br />
Als Widerstandsmaterialien kommen z.B.<br />
• Konstantan (Nickel‐Kupfer‐Legierung) mit ρ ≈ 0,5Ωmm 2 m , <strong>und</strong><br />
• edelmetallhaltige Legierungen wie AgPd (Silber‐Palladium‐<br />
Legierung)<br />
Widerstandsbahn aus Konstantan<br />
<strong>und</strong> edelmetallhaltigen<br />
Legierungen<br />
zum Einsatz. Diese Materialien<br />
• haben eine geringe Temperaturabhängigkeit,<br />
• sind leicht zu verarbeiten, <strong>und</strong><br />
• hinreichend korrosionsbeständig.<br />
Beispiel<br />
Ein Linearpotentiometer basiert auf einer Widerstandsbahn aus Konstantandraht<br />
mit A = 0,1mm<br />
; daraus ergibt sich eine Empfindlichkeit<br />
2<br />
von<br />
0,5<br />
= ⎜<br />
ρ ⋅ ⎟= ρ = Ω = 5<br />
Ω .<br />
dx dx ⎝ A ⎠ A 0,1mm m<br />
2<br />
dR d ⎛ ⎞<br />
mm m<br />
x<br />
2<br />
Pro mm Verfahrweg werden also 5mΩ Widerstandsänderung erreicht;<br />
das ist nicht viel.<br />
Zur Erzielung einer höheren Empfindlichkeit wird der Widerstandsdraht<br />
daher oft gewendelt. Allerdings ergeben sich dann durch die Riffelung<br />
Unstetigkeiten im Widerstandsverlauf; es entsteht der so genannte<br />
Windungssprung. Durch eine zusätzliche Schicht aus leitfähigem<br />
Kunststoff („Leitplastik“) erzielt man eine hinreichend glatte Oberfläche;<br />
dadurch wird der Windungssprung vermieden <strong>und</strong> der Abrieb stark<br />
vermindert.<br />
Schleifkontakt<br />
Als Schleifkontakt werden häufig Drahtbürsten aus einer Gold‐Legierung<br />
benutzt; der Übergangswiderstand kann dann schon bei geringen Anpresskräften<br />
unter 0,5mΩ gehalten werden. Oftmals werden die Schleifer<br />
<strong>zur</strong> Erzielung eines noch geringeren Übergangswiderstandes mehrfach<br />
ausgeführt.<br />
Wendelung <strong>zur</strong> Erhöhung<br />
der Empfindlichkeit<br />
Aber: Windungssprung<br />
Kann (wie auch Abrieb)<br />
durch Leitplastik vermieden<br />
werden<br />
Schleifkontakt = Drahtbürsten<br />
aus Gold‐Legierung<br />
Können mehrfach ausgeführt<br />
sein<br />
3
Signalverarbeitung<br />
Resistive Aufnehmer führen eine Weg‐ bzw. Winkeländerung auf eine<br />
Widerstandsänderung <strong>zur</strong>ück. Aus diesem Gr<strong>und</strong> können die klassischen<br />
Verfahren <strong>zur</strong> Messung des elektrischen Widerstands verwendet werden;<br />
oftmals kommt ein einfacher Spannungsteiler zum Einsatz.<br />
Einfache Signalverarbeitung<br />
als Spannungsteiler<br />
Abbildung 72: Spannungsteiler für resistive Aufnehmer.<br />
Im idealen, unbelasteten Fall ohne Bürde gilt<br />
u ( ) m<br />
x<br />
0<br />
U ( x ) R ( x ) x<br />
0 x<br />
≡ = = = .<br />
R<br />
U R R x<br />
=<br />
⋅<br />
x<br />
0 0 0<br />
Weg kann aus Spannung<br />
berechnet werden<br />
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche<br />
Eigenschaften<br />
Wir wollen zuerst die wichtigsten Eigenschaften von resistiven Weg‐ <strong>und</strong><br />
Winkelaufnehmern zusammenfassen:<br />
• Typische Kenndaten. Messwege zwischen 1cm <strong>und</strong> 1m, mit Getriebe<br />
auch mehr. Winkel bis ca. 300°, mit Getriebe auch über<br />
360° möglich.<br />
• Temperaturbereich. ‐50°C bis 100°C (Kunststoff) bzw. 250°C (Metall).<br />
• Mechanische Eigenschaften. Bis zu 10 8 Lastspiele.<br />
• Nachteile. Berührung Schleifer/Widerstandsbahn, Reibung (daher<br />
Hysterese <strong>und</strong> Verschleiß), Korrosion/Verschmutzung der<br />
Widerstandsbahn.<br />
Einsatzbereiche<br />
Hauptsächlich Fertigungstechnik.<br />
Typische Eigenschaften<br />
Einsatzbereiche<br />
4
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für einen resistiven Wegsensor, der oft<br />
auch also Linearpotentiometer bezeichnet wird.<br />
Linearpoti der Fa. WayCon<br />
Abbildung 73: Linearpotentiometer Serie LRW der Fa. WayCon.<br />
WayCon gibt u.a. folgende Eigenschaften für den Sensor an:<br />
• Messwege zwischen 50mm <strong>und</strong> 900mm<br />
• Verfahrgeschwindigkeit max. 10m/s<br />
• Nicht‐Linearität ±0,05%<br />
• Ansprechschwelle 0<br />
• Betriebstemperatur ‐30 … +100°C<br />
• Lebensdauer: Bis zu 10 8 Lastspiele<br />
• Widerstand 5kΩ <strong>und</strong> 10kΩ<br />
• Preise je nach Messweg zwischen 108 <strong>und</strong> 258€<br />
5
Induktive Weg‐ <strong>und</strong> Winkelmessung<br />
Bei den induktiven Weg‐ oder Winkelaufnehmern wird durch die Messgröße<br />
Weg oder Winkel die Selbstinduktivität einer Spule oder die Gegeninduktivität<br />
(Kopplung) zwischen zwei Spulen beeinflusst.<br />
Die Induktivität einer Spule mit Eisenkreis in H berechnet sich zu [Gilles]<br />
N<br />
L =<br />
2<br />
R m<br />
Induktivität einer Spule mit<br />
Eisenkreis<br />
mit der Windungszahl N <strong>und</strong> dem magnetischen Widerstand R m in 1/H.<br />
Ist der Eisenkreis nicht homogen (z.B. aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Permeabilitätskonstanten<br />
μ ), so wird der Eisenkreis in n verschiedene homogene<br />
Bereiche unterteilt; dann gilt<br />
R<br />
m<br />
n<br />
= ∑ R ,<br />
1<br />
mi<br />
wobei für die magnetischen Teilwiderstände<br />
R<br />
mi<br />
li<br />
=<br />
μ ⋅ A<br />
i<br />
i<br />
Berechnung des magnetischen<br />
(Teil‐)Widerstandes<br />
gilt [Gilles]. l i ist die Länge des Bereichs in m, A i der Querschnitt in m 2 ,<br />
<strong>und</strong><br />
μ die dazugehörige Permeabilitätskonstante in ( Vs) ( )<br />
i<br />
diese gilt allgemein<br />
μ = μ ⋅ μ<br />
r<br />
0<br />
Am . Für<br />
mit der relativen Permeabilitätszahl μr<br />
≥ 1 <strong>und</strong> der Permeabilitätskonstanten<br />
μ0 4 10<br />
Vs<br />
Am<br />
−7<br />
= ⋅π<br />
⋅ ,<br />
die für Vakuum <strong>und</strong> hinreichend genau auch für Luft gilt.<br />
Bei dem induktiven Wegaufnehmer wird nun der magnetische Widerstand<br />
R m im magnetischen Kreis <strong>und</strong> dadurch die Induktivität L durch<br />
die Weg‐ bzw. Winkeländerung verändert.<br />
6
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
TauchankerAufnehmer<br />
Im einfachsten Fall geschieht die Veränderung des magnetischen Widerstandes<br />
R m durch die Lageänderung eines Kerns, der in eine Zylinderspule<br />
eintaucht.<br />
μ μ >> 1<br />
0<br />
r<br />
Prinzip der induktiven<br />
Wegmessung mit Tauchanker<br />
Abbildung 74: Prinzip des induktiven Wegaufnehmers mit Tauchanker.<br />
Die Feldlinien schließen sich im Wesentlichen über<br />
1. den mit Luft gefüllten Bereich innerhalb der Spule,<br />
2. im Weicheisenmantel, <strong>und</strong><br />
3. im Eisen innerhalb des Tauchkerns.<br />
Der magnetische Widerstand in den Bereichen 2. <strong>und</strong> 3. kann gegen den<br />
des Bereiches 1. vernachlässigt werden; es ergibt sich so<br />
3<br />
R = R ≈ R = x = R x<br />
∑<br />
m mi m1<br />
m<br />
1 μ0<br />
⋅ A<br />
( )<br />
Der magnetische Widerstand<br />
hängt proportional<br />
vom Messweg ab<br />
<strong>und</strong> daraus<br />
N N<br />
1 1<br />
= ≈ = ⋅ ⋅ ⋅ = ( ) ∼ .<br />
R R x x<br />
2 2<br />
2<br />
L N μ0<br />
A L x<br />
m m1<br />
Es besteht also eine nicht‐lineare Abhängigkeit der Induktivität L von<br />
dem Weg x. Bezüglich der Anschlussklemmen stellt der Tauchanker‐<br />
Wegaufnehmer in erster Näherung eine komplexe Impedanz der Größe<br />
1<br />
= ∼<br />
x<br />
( ) jωL( x)<br />
Z x<br />
Die Induktivität hängt antiproportional<br />
vom Messweg<br />
ab<br />
Dito die komplexe Impedanz<br />
dar. Die Impedanz Z ist also nicht‐linear vom Messweg x abhängig.<br />
7
DifferentialTauchankerAufnehmer<br />
Eine weitere Variante ist der Differential‐Tauchanker:<br />
Δx<br />
Δx<br />
μ0<br />
μ<br />
r<br />
>> 1<br />
μ0<br />
Prinzip der induktiven<br />
Wegmessung mit Differential‐Tauchanker<br />
Abbildung 75: Prinzip des induktiven Wegaufnehmers mit Differential-<br />
Tauchanker.<br />
Für den linken Teil gilt<br />
während für den rechten Teil<br />
( )<br />
2<br />
1<br />
+ Δ ,<br />
L x0 +Δ x = N ⋅μ0⋅A⋅<br />
x<br />
0 x<br />
( )<br />
2<br />
Lx0−Δ x= N⋅μ0⋅A⋅<br />
x<br />
0<br />
−Δ x<br />
gilt. Bezüglich der Anschlussklemmen stellt der Differential‐Tauchanker‐<br />
Wegaufnehmer in erster Näherung zwei komplexe Impedanzen der<br />
Größe<br />
1<br />
( +Δ ) = ω ( +Δ )<br />
Z x x j L x x<br />
0 0<br />
∼<br />
1<br />
x + Δx<br />
0<br />
<strong>und</strong><br />
( −Δ ) = ω ( −Δ )<br />
Z x x j L x x<br />
0 0<br />
∼<br />
1<br />
x − Δx<br />
0<br />
dar. Die Impedanzen Z ist also nicht‐linear von x0<br />
− Δ x abhängig.<br />
+ Δ x bzw. x0<br />
8
QuerankerAufnehmer<br />
Bei Queranker‐Aufnehmer ist der Anker quergestellt.<br />
Prinzip der induktiven<br />
Wegmessung mit Queranker<br />
Abbildung 76: Prinzip des induktiven Wegaufnehmers mit Queranker<br />
nach [Tränkler].<br />
Im magnetischen Kreis sind jetzt zwei magnetische Widerstände vorhanden,<br />
die sich (unter Vernachlässigung der dazu geringen magnetischen<br />
Widerstände im Eisen) zu<br />
2⋅<br />
x<br />
Rm<br />
≈ = Rm<br />
x<br />
μ ⋅ A<br />
0<br />
( )<br />
Der magnetische Widerstand<br />
hängt proportional<br />
vom Messweg ab<br />
addieren. Es ergibt sich so<br />
N 1 1 1<br />
= ≈ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ = ( ) ∼ .<br />
R x x<br />
2<br />
2<br />
L N μ0<br />
A L x<br />
m<br />
2<br />
Es besteht also eine nicht‐lineare Abhängigkeit der Induktivität L von<br />
dem Weg x. Bezüglich der Anschlussklemmen stellt der Tauchanker‐<br />
Wegaufnehmer in erster Näherung eine komplexe Impedanz der Größe<br />
1<br />
= ∼<br />
x<br />
( ) jωL( x)<br />
Z x<br />
Die Induktivität hängt antiproportional<br />
vom Messweg<br />
ab<br />
Dito die komplexe Impedanz<br />
dar. Der Queranker‐Aufnehmer kommt insbesondere <strong>zur</strong> Schichtdickenmessung<br />
zum Einsatz. Die Impedanz Z ist also nicht‐linear von x abhängig.<br />
9
Signalverarbeitung<br />
Bei den induktiven Weg‐ <strong>und</strong> Winkelaufnehmern wird über eine Lageänderung<br />
der magnetische Widerstand R m <strong>und</strong> in Folge die Induktivität<br />
L verändert.<br />
Vereinfachte Wechselstrombrücke<br />
Zur Bestimmung des Weges muss also die Induktivität gemessen werden;<br />
dies kann z.B. durch Wechselstrombrücken im Ausschlagverfahren<br />
erfolgen.<br />
Zur Signalverarbeitung wird<br />
die Wechselstrombrücke<br />
im Ausschlagverfahren eingesetzt<br />
Prinzip der vereinfachten<br />
Wechselstrombrücke<br />
Abbildung 77: Prinzip einer vereinfachten Wechselstrombrücke.<br />
Man erhält bei Vernachlässigung des Diagonalstroms für die komplexen<br />
Spannungsteiler des linken <strong>und</strong> rechten Teils jeweils<br />
R<br />
0<br />
3<br />
U1 = ⋅ U U<br />
3<br />
= ⋅U<br />
R0 + R0<br />
Z3 + Z4<br />
<strong>und</strong> daraus für die komplexe Brückenspannung<br />
Z<br />
( )<br />
( )<br />
= −<br />
⎛<br />
=<br />
Z 1 ⎞<br />
− ⋅<br />
2 ⋅Z =<br />
− Z + Z<br />
⋅<br />
⎝<br />
⎠<br />
Z3 − Z 4 U<br />
= ⋅<br />
Z + Z 2<br />
3<br />
3 3 4<br />
U<br />
d<br />
U<br />
3<br />
U1<br />
⎜<br />
⎟ U U<br />
Z3 + Z<br />
4<br />
2 2⋅ Z3 + Z<br />
4<br />
3 4<br />
.<br />
Berechnung der komplexen<br />
Diagonalspannung<br />
10
Tauchanker <strong>und</strong> QuerankerAufnehmer<br />
Einfache Tauchanker‐Aufnehmer werden wie auch Queranker‐<br />
Aufnehmer oft in einer Viertel‐Brücke betrieben.<br />
( + Δx)<br />
Z x<br />
0<br />
Δx<br />
x<br />
Der Tauchanker in der ¼‐<br />
Brücke<br />
Abbildung 78: Tauchanker-Aufnehmer in einer Viertel-Brücke.<br />
Hier gilt also<br />
U<br />
d<br />
( (<br />
0<br />
+Δ ) −<br />
0)<br />
( )<br />
Z( x +Δx)<br />
−Z U jω<br />
L x x L U<br />
Z( x +Δ x) + Z 2 jω<br />
L( x +Δ x) + L 2<br />
0<br />
0<br />
= ⋅ = ⋅<br />
0 0<br />
0 0<br />
Lx ( +Δx)<br />
−L U<br />
Lx ( +Δ x) + L 2<br />
0 0<br />
= ⋅<br />
0 0<br />
.<br />
Mit<br />
2<br />
N<br />
L( x0<br />
+ Δx)<br />
=<br />
= μ0<br />
⋅ N<br />
R ( x + Δx)<br />
m<br />
0<br />
2<br />
⋅<br />
x<br />
0<br />
A<br />
+ Δx<br />
<strong>und</strong><br />
L<br />
0<br />
≡ L(<br />
x0<br />
)<br />
= μ ⋅ N<br />
0<br />
2<br />
⋅<br />
A<br />
x<br />
0<br />
erhalten wir<br />
1 1<br />
−<br />
Lx (<br />
0<br />
+Δx)<br />
− L0 x0 +Δx x x<br />
0 0<br />
− ( x0<br />
+Δx)<br />
−Δx<br />
= = =<br />
Lx ( 1 1<br />
0<br />
+Δ x) + L0 +<br />
x0 + ( x0 +Δx)<br />
2⋅ x0<br />
+Δx<br />
x +Δx x<br />
0 0<br />
Δx<br />
x0<br />
=−<br />
Δx<br />
2 +<br />
x<br />
0<br />
11
<strong>und</strong> somit<br />
U<br />
d<br />
Δx<br />
Lx (<br />
0<br />
+Δx)<br />
−L0 U U x0<br />
= ⋅ =− ⋅<br />
Lx (<br />
0<br />
+Δ x) + L0<br />
2 2 Δx<br />
2 +<br />
x<br />
0<br />
.<br />
Die komplexe Diagonalspannung<br />
für den Tauchanker<br />
in der ¼‐Brücke<br />
Die Messspannung U d ist nicht‐linear bezüglich Δ x x0<br />
; i.A. sind also<br />
weitere Maßnahmen <strong>zur</strong> Linearisierung notwendig. Für kleine relative<br />
Wege Δ x x
DifferentialTauchankerAufnehmer<br />
Differential‐Tauchanker‐Aufnehmer werden meistens in einer Halbbrücke<br />
betrieben.<br />
( + Δx)<br />
Z x<br />
0<br />
Δx<br />
x<br />
Der Differential‐Tauchanker<br />
in der ½‐Brücke<br />
( − Δx)<br />
Z x<br />
0<br />
Δx<br />
x<br />
Abbildung 79: Differential-Tauchanker-Aufnehmer in einer Halb-<br />
Brücke.<br />
Hier gilt<br />
U<br />
d<br />
( (<br />
0<br />
+Δ ) − (<br />
0<br />
−Δ ))<br />
( )<br />
Z( x +Δx) −Z( x −Δx)<br />
U jω<br />
L x x L x x U<br />
Z( x +Δ x) + Z( x −Δ x) 2 jω<br />
L( x +Δ x) + L( x −Δx) 2<br />
0 0<br />
= ⋅ = ⋅<br />
0 0 0 0<br />
Lx ( +Δx) −Lx ( −Δx)<br />
U<br />
Lx ( +Δ x) + Lx ( −Δx) 2<br />
0 0<br />
= ⋅<br />
0 0<br />
.<br />
Mit<br />
N<br />
A<br />
Lx ( x)<br />
N<br />
R x ±Δ x x ±Δx<br />
2<br />
2<br />
0<br />
±Δ = ( ) = μ 0⋅ ⋅<br />
m 0 0<br />
erhalten wir<br />
1 1<br />
−<br />
L( x0 +Δx) −L( x0 −Δ x)<br />
x0+Δx x0−Δx<br />
= =<br />
L( x 1 1<br />
0<br />
+Δ x) + L( x0−Δx)<br />
+<br />
x0−Δ x + x0+Δx<br />
x +Δx x −Δx<br />
0 0<br />
−2⋅Δx<br />
Δx<br />
= =−<br />
2⋅<br />
x x<br />
0 0<br />
( x0 − Δx) − ( x0+Δx)<br />
( ) ( )<br />
<strong>und</strong> somit<br />
U<br />
Lx ( + Δx) −Lx ( −Δx)<br />
U U Δx Δx<br />
∼ .<br />
0 0<br />
d<br />
= ⋅ =− ⋅<br />
L( x0 +Δ x) + L( x0 −Δx) 2 2 x0 x0<br />
Bezüglich der relativen Brückendiagonalspannung<br />
• handelt es sich also exakt um eine lineare Abhängigkeit zum relativen<br />
Weg Δ x x , mit<br />
• einer Empfindlichkeit von − 12.<br />
Ud<br />
U<br />
Die komplexe Diagonalspannung<br />
für den Differential‐Tauchanker<br />
in der 1/2‐<br />
Brücke<br />
Eigenschaften der ½‐Brücke<br />
Die Empfindlichkeit doppelt so groß wie bei der Viertel‐Brücke Abbildung<br />
78.<br />
13
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche<br />
Eigenschaften<br />
Wir wollen zuerst die wichtigsten Eigenschaften von induktiven Weg<strong>und</strong><br />
Winkelaufnehmern zusammenfassen:<br />
• Typische Kenndaten. Messwege zwischen 0,1 <strong>und</strong> 10cm.<br />
• Temperaturbereich. ‐150°C bis +180°C; bei örtlicher Trennung<br />
des Ankers auch bis +800°C.<br />
• Mechanische Eigenschaften. Lastspiele nahezu beliebig. Berührungsloses<br />
Messen, daher keine Reibung, kein Verschleiß.<br />
• Nachteile. Speisung mit Wechselspannung notwendig, mäßige<br />
Signalleistung, erhebliche Nichtlinearität, erhebliche Temperatur‐<br />
<strong>und</strong> Feuchteabhängigkeit, nur für kleine Wege.<br />
Einsatzbereiche<br />
In allen Bereichen der Fertigungstechnik sowie in der Labortechnik <strong>und</strong><br />
der Werkstoffprüfung (z.B. Schichtdicke).<br />
Typische Eigenschaften<br />
Einsatzbereiche<br />
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für einen induktiven Wegsensor.<br />
Induktive Wegsensoren der<br />
Fa. Micro‐Epsilon<br />
Abbildung 80: Induktive Wegsensoren Serie LDR der Fa. Micro-<br />
Epsilon.<br />
Micro‐Epsilon gibt u.a. folgende Eigenschaften für den Sensor an:<br />
• Messwege zwischen 10mm <strong>und</strong> 50mm<br />
• Nicht‐Linearität max. ±0,7% bezogen auf den Messwert<br />
• Betriebstemperatur ‐15 … +80°C<br />
14
Kontrollfragen<br />
1. Erläutern Sie das Prinzip der resistiven Wegmessung. Wie wird<br />
das Signal des Aufnehmers typischerweise verarbeitet? Stellen<br />
Sie Vor‐ <strong>und</strong> Nachteile gegenüber der induktiven<br />
Weg/Winkelmessung zusammen.<br />
2. Schildern Sie die Eigenschaften der resistiven Wegmessung.<br />
3. Erläutern Sie das Prinzip der induktiven Wegmessung mittels<br />
Tauchanker, Differential‐Tauchanker <strong>und</strong> Queranker. Wie wird<br />
das Signal des Aufnehmers typischerweise verarbeitet?<br />
4. Schildern Sie die Eigenschaften der induktiven Wegmessung.<br />
Literatur<br />
[Gilles]<br />
[Tränkler]<br />
Gilles, P.: Gr<strong>und</strong>gebiete der <strong>Elektrotechnik</strong>, Band 1. Hannemann‐Verlag,<br />
2. Auflage, 1995.<br />
Tränkler, H.‐R.: Taschenbuch der Messtechnik. Oldenbourg‐Verlag,<br />
3. Auflage, 1992.<br />
15
Messung der Dehnung<br />
Bei der Dehnung handelt es sich um die Verlängerung Δ l eines Körpers<br />
aufgr<strong>und</strong> eines äußeren Einflusses, beispielsweise einer Kraft F. Der<br />
umgekehrte Vorgang wird Stauchung genannt; eine Stauchung ist demzufolge<br />
eine Dehnung mit negativem Vorzeichen.<br />
Dehnung = Verlängerung<br />
(oder Stauchung) eines<br />
Körpers aufgr<strong>und</strong> eines äußeren<br />
Einflusses, z.B. Kraft<br />
Die nachstehende Abbildung zeigt die Vorgänge bei der Dehnung eines<br />
zylindrischen Festkörpers.<br />
Dehnung eines zylindrischen<br />
Festkörpers unter<br />
Krafteinfluss<br />
Abbildung 81: Dehnung eines zylindrischen Festkörpers unter Krafteinfluss.<br />
Der zylindrische Festkörper dehnt sich um Δ l (bzw. dl), wobei gleichzeitig<br />
der Durchmesser sich um Δ D (bzw. dD) verringert. Die Dehnung<br />
wird üblicherweise mit<br />
ε ≡ dl l<br />
relativ dargestellt; sie wird dann oft angegeben in m/m, mm/m oder<br />
µm/m. Das Verhältnis<br />
dD D dD D<br />
μ ≡− =−<br />
dl l ε<br />
Definition der Dehnung<br />
Die Poisson‐Zahl beschreibt<br />
die mit der Dehnung einhergehende<br />
Einschnürung<br />
ist nun spezifisch für ein bestimmtes Material; es wird Poisson‐Zahl genannt.<br />
Für praktisch relevante Materialien gilt<br />
0,1 ≤ μ ≤ 0,5 .<br />
Die Messung der Dehnung dient indirekt z.B. <strong>zur</strong> Bestimmung von<br />
• Kraft F,<br />
• Drehmoment M, <strong>und</strong><br />
• Druck p.<br />
Dehnungsmessung dient<br />
indirekt <strong>zur</strong> Messung von<br />
Kraft, Drehmoment <strong>und</strong><br />
Druck<br />
1
Dehnungsmessstreifen (DMS)<br />
Dehnungsmessstreifen (DMS) sind vom Prinzip her Wegaufnehmer, die<br />
• eine Dehnung Δ l (bzw. dl)<br />
• in die Änderung Δ R (bzw. dR)<br />
DMS sind eigentlich resistive<br />
Wegaufnehmer<br />
des elektrischen Widerstandes R umwandeln. Sie werden i.d.R. an das<br />
Messobjekt fest angebracht (z.B. angeklebt).<br />
Prinzip der Dehnungsmessung<br />
mittels DMS<br />
Abbildung 82: Prinzip der Dehnungsmessung mit DMS nach<br />
[Schrüfer].<br />
MetallDehnungsmessstreifen (DMS)<br />
Für den Ohmschen Widerstand eines metallischen Leiters gilt allgemein<br />
mit<br />
l l 4 1<br />
R = ρ<br />
ρ ⋅ l R l D<br />
2<br />
2<br />
A<br />
= ρ ⋅ ⎛π<br />
D ⎞<br />
= π<br />
⋅ ⋅ D<br />
=<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ 4 ⎠<br />
• dem spezifischen Widerstand ρ ,<br />
• der Länge l, <strong>und</strong><br />
• dem Durchmesser D<br />
( , )<br />
des metallischen Leiters. Wird der metallische Leiter nun wie in Abbildung<br />
81 gezeigt gedehnt, so verändert sich sein Ohmscher Widerstand R<br />
absolut um (totales Differential)<br />
∂R<br />
∂R<br />
4ρ<br />
⎛ 1 1 ⎞<br />
dR = ⋅ dl + ⋅ dD = ⋅ ⋅dl −2⋅l ⋅ ⋅dD<br />
l D π D D<br />
⎜ 2 3 ⎟<br />
∂ ∂ ⎝ ⎠ .<br />
Ausgenutzt wurde dabei, dass für metallische Leiter davon ausgegangen<br />
werden kann, dass sich bei einer Dehnung der spezifische Widerstand<br />
ρ nicht ändert.<br />
Für die relative Änderung dR R gilt demzufolge<br />
1 1<br />
⋅dl −2<br />
⋅l ⋅ ⋅dD<br />
= D D = −2<br />
⋅ .<br />
R 1<br />
l ⋅<br />
l D<br />
2<br />
D<br />
dR 2 3 dl dD<br />
2
Wir arbeiten nun<br />
ε ≡ dl l<br />
<strong>und</strong><br />
dD D dD D dD<br />
μ ≡− =− ⇒ =−ε⋅<br />
μ<br />
dl l ε D<br />
ein <strong>und</strong> erhalten<br />
dR dD<br />
= ε −2⋅ = ε ( 1+ 2⋅ μ)<br />
= k ⋅ ε .<br />
R D<br />
Für DMS aus Metall gilt also für den sogenannten k‐Faktor die Beziehung<br />
k ≡ 1+ 2⋅ μ .<br />
Der k‐Faktor<br />
Die Dehnung ε kann dann leicht mittels<br />
dR<br />
1 dR<br />
= k ⋅ε<br />
⇒ ε = ⋅<br />
R k R<br />
aus der relativen Widerstandsänderung dR R ermittelt werden, wobei<br />
lediglich der k‐Faktor k des DMS bekannt sein muss. Metall‐DMS verwenden<br />
sehr häufig<br />
• Konstantan, <strong>und</strong><br />
• Karma (Legierung aus Ni, Cr, Fe <strong>und</strong> Al)<br />
So ändert der DMS seinen<br />
Widerstand abhängig von<br />
der Dehnung<br />
Metall‐DMS verwenden<br />
sehr häufig Konstantan <strong>und</strong><br />
Karma<br />
als metallischen Werkstoff. Diese beiden Legierungen weisen eine Poisson‐Zahl<br />
von μ ≈ 0,5 <strong>und</strong> damit k‐Faktoren von k = 1+ 2⋅μ<br />
≈ 2 auf, so<br />
dass hier<br />
dR<br />
= k ⋅ε<br />
≈2⋅<br />
ε<br />
R<br />
gilt. Die in der Praxis zu messenden Dehnungen liegen im Bereich zwischen<br />
−6 −3<br />
10 ≤ ε ≤ 10 ,<br />
so dass die zu verarbeitenden relativen Widerstandsänderungen<br />
dR<br />
R<br />
= k ⋅ε<br />
≈2⋅ε<br />
≤2⋅<br />
10<br />
−3<br />
im besten Fall um ca. 0,2% liegen.<br />
3
HalbleiterDMS<br />
Im Gegensatz zu Metall‐DMS ändert sich bei Halbleiter‐DMS (bevorzugt<br />
aus Germanium oder Silizium) der spezifische Widerstand ρ bei Dehnung<br />
erheblich. Dies liegt am sogenannten piezoresistiven Effekt.<br />
• Wird demzufolge z.B. dotiertes Silizium unter Krafteinfluss gedehnt,<br />
so<br />
• verändert sich die Ladungsträgerbeweglichkeit <strong>und</strong> somit<br />
• der spezifische Widerstand ρ ,<br />
was einen verglichen mit Metall‐DMS größeren Betrag des k‐Faktors zu<br />
Folge hat. Typische Werte des k‐Faktors sind k ≈ ± 100 .<br />
Temperaturabhängigkeit<br />
Störend ist allerding u.U. die stärkere Temperaturabhängigkeit der Halbleiter‐DMS,<br />
die ggf. durch schaltungstechnische Maßnahmen zu kompensieren<br />
ist. Ursache dafür ist, dass der piezoresistive Effekt stark temperaturabhängig<br />
ist.<br />
Bei Halbleiter‐DMS kommt<br />
der piezoresistive Effekt<br />
zum tragen<br />
Haben daher einen viel höheren<br />
k‐Faktor als Metall‐<br />
DMS<br />
Dieser ist je nach Art der<br />
Dotierung positiv oder negativ<br />
Aber: Der piezoresistive Effekt<br />
ist stark Temperaturabhängig<br />
Temperaturgang<br />
DMS (insbesondere Halbleiter‐DMS) ändern ihren Widerstand dR R<br />
• nicht nur aufgr<strong>und</strong> einer Dehnung ε ,<br />
• sondern auch bei einer Änderung der Temperatur ϑ .<br />
Die Temperatur ϑ ist also eine Störgröße, die – entsprechend umgerechnet<br />
– als scheinbare Dehnung ε<br />
sch<br />
bezeichnet wird. Es gilt<br />
dR<br />
= k ⋅ ( ε + εsch<br />
( ϑ)<br />
).<br />
R<br />
ε<br />
sch<br />
ist die scheinbare Dehnung, die i.A. von der Temperatur ϑ abhängig<br />
ist. Der Verlauf von ε<br />
sch<br />
hängt in Praxis ab<br />
ε<br />
sch<br />
• vom DMS,<br />
• vom Messobjekt, <strong>und</strong><br />
• von der Art der Aufbringung (Verklebung) des DMS auf dem<br />
Messobjekt.<br />
( ϑ)<br />
= f wird als Temperaturgang der Messstelle bezeichnet.<br />
Der Einfluss der Störgröße<br />
Temperatur wird durch die<br />
scheinbare Dehnung beschrieben<br />
Einflussfaktoren der<br />
scheinbaren Dehnung<br />
Temperaturgang einer<br />
Messstelle<br />
4
ε sch<br />
Der Temperaturgang einer<br />
DMS‐Messstelle<br />
Abbildung 83: Temperaturgang einer DMS-Messstelle.<br />
Man erkennt an o.a. Abbildung deutlich den<br />
• temperaturabhängigen Verlauf der scheinbaren Dehnung ε<br />
sch<br />
,<br />
der außerdem<br />
• von der Werkstoffkombination DMS – Messobjekt<br />
abhängt. Im vorliegenden Fall wurde der DMS primär <strong>zur</strong> Messung an<br />
Aluminium ausgelegt.<br />
DMS, die <strong>zur</strong> Messung für eine bestimmte Materialart des Messobjektes<br />
ausgelegt werden, weisen daher eine vergleichsweise geringe scheinbare<br />
Dehnung ε<br />
sch<br />
auf <strong>und</strong> werden als selbsttemperaturkompensierte DMS<br />
bezeichnet.<br />
MetallDMs vs. HalbleiterDMS<br />
Da bei Metall‐DMS der spezifische Widerstand ρ hinreichend konstant<br />
ist, sind Metall‐DMS unempfindlicher gegenüber Temperatureinflüssen<br />
als Halbleiter‐DMS <strong>und</strong> daher bei höheren Genauigkeitsanforderungen<br />
immer noch zu bevorzugen.<br />
Halbleiter‐DMS können vorteilhaft eingesetzt werden, wenn es primär<br />
auf hohe Empfindlichkeiten ankommt, <strong>und</strong> die Genauigkeitsanforderungen<br />
in den Hintergr<strong>und</strong> treten. Im Laborbereich sind Halbleiter‐DMS oft<br />
deshalb günstig einzusetzen, weil dort die Temperatur der Messstelle<br />
oft hinreichend konstant ist <strong>und</strong> der schlechter Temperaturgang der<br />
Halbleiter‐DMS so nicht zum tragen kommt.<br />
Selbsttemperasturkompensierte<br />
DMS passen zum Material<br />
der Messstelle<br />
Metall‐DMS sind bei höheren<br />
Anforderungen an die<br />
Genauigkeit zu bevorzugen<br />
Halbleiter‐DMS können gut<br />
im Labor eingesetzt werden<br />
weil da die Temperatur keine<br />
so große Rolle spielt<br />
5
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
Es stehen u.a. folgende Ausführungsformen für DMS <strong>zur</strong> Verfügung [Profos]:<br />
MetallfolienDMS<br />
Metallfolien‐DMS stellen die bei weitem bedeutendste Ausführungsform<br />
dar [Gevatter].<br />
Die bei weitem häufigste<br />
Bauform: Der Metallfolien‐<br />
DMS<br />
Abbildung 84: Metallfolien-DMS.<br />
Eine dünne Kunststoff‐Folie (ca. 50μ m ) trägt eine ca. 5μ m dicke Lage<br />
aus Konstantan oder Karma. Diese Widerstandsschicht ist mittels Fotolithografie<br />
mäanderförmig strukturiert; man nennt diese Struktur Messgitter.<br />
Zur Messung der Dehnung wird der Metallfolien‐DMS i.d.R. auf das<br />
Messobjekt aufgeklebt; dafür sind Reaktionskleber geeignet. Es gibt eine<br />
Vielzahl unterschiedlicher Formen von Metallfolien‐DMS für unterschiedlichste<br />
Messaufgaben.<br />
Wird i.d.R. aufgeklebt<br />
DünnfilmDMS<br />
Diese werden direkt auf das Messobjekt bzw. einen Federkörper<br />
• aufgedampft, <strong>und</strong><br />
• mit lithografischen Verfahren strukturiert.<br />
Messobjekt bzw. Federkörper <strong>und</strong> DMS bilden somit eine Einheit. In<br />
qualitativer Hinsicht sind Dünnfilm‐DMS den konventionellen Metallfolien‐DMS<br />
vergleichbar. Bei sehr kleinen Messobjekten bzw. Federkörpern<br />
haben Dünnfilm‐DMS durch ihre geringe Ausdehnung Vorteile, da<br />
die Rückwirkung auf das Messobjekt kleiner ist als bei konventionellen<br />
DMS. Außerdem können Voll‐Brücken zusätzlich aufgebracht werden.<br />
Die Fertigungskosten können aber groß werden.<br />
HalbleiterDMS<br />
Halbleiter‐DMS werden z.B. in Form von Halbleiterstreifen angeboten,<br />
die auf einer Folie aufgebracht sind. Auch diese Ausführungsform wird<br />
auf dem Messobjekt aufgeklebt.<br />
Dünnfilm‐DMS<br />
Halbleiter‐DMS in Form von<br />
Halbleiter‐Streifen<br />
Metallfolien‐ <strong>und</strong> Dünnfilm‐DMS werden im Weiteren zu Metall‐DMS<br />
zusammengefasst.<br />
6
Signalverarbeitung<br />
DMS führen eine Dehnung ε auf eine Widerstandsänderung dR R<strong>zur</strong>ück.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> können prinzipiell alle klassischen Verfahren <strong>zur</strong><br />
Messung des elektrischen Widerstands verwendet werden.<br />
Brückenschaltung nach Wheatstone<br />
Meistens kommt aber eine Gleich‐ oder Wechselstrom‐Brückenschaltung<br />
nach Wheatstone zum Einsatz.<br />
ϑ<br />
ϑ<br />
DMS in verschiedenen Brückenschaltungen<br />
ϑ<br />
Abbildung 85: DMS in verschiedenen Brückenschaltungen nach<br />
[Schrüfer].<br />
ViertelBrücke<br />
Im ersten Fall wird ein DMS mit einem Nennwert von R auf ein Messobjekt<br />
angebracht, der die Dehnung ε<br />
l<br />
in Längsrichtung erfasst. Es gilt unter<br />
Berücksichtigung des Temperaturgangs<br />
dRl<br />
R<br />
( ε<br />
l<br />
εsch( ϑ)<br />
)<br />
= k ⋅ + .<br />
Zum Einsatz kommt nun folgende Brückenschaltung, wobei wir uns auf<br />
den Gleichstromfall beschränken.<br />
Ein einzelner DMS in der ¼‐<br />
Brücke<br />
Abbildung 86: DMS in einer Viertel-Brücke.<br />
Hier gilt<br />
( l )<br />
( )<br />
U 1 R − R 1 R+ dR −R<br />
1 dR 1 dR<br />
= ⋅ = ⋅ = ⋅ ≈ ⋅<br />
U 2 R + R 2 R + dR + R 2 2R + dR 4 R<br />
d 3 4<br />
l l<br />
3 4<br />
l<br />
l<br />
.<br />
7
Daraus folgt schließlich<br />
Ud<br />
1 1 Ud<br />
1<br />
= ⋅k<br />
⋅ ( εl + εsch( ϑ)<br />
) ⇒ ⋅ = ⋅ ( εl + εsch( ϑ)<br />
).<br />
U 4 k U 4<br />
Man erkennt, dass die Viertel‐Brücke<br />
• eine Empfindlichkeit von ¼ aufweist, <strong>und</strong><br />
• den Temperaturgang nicht kompensiert.<br />
Berechnung der Diagonalspannung<br />
für die ¼‐Brücke<br />
Eigenschaften der ¼‐Brücke<br />
HalbBrücke mit unbelastetem ReferenzDMS<br />
Im zweiten Fall wird an ein Referenz‐Objekt ein zweiter, baugleicher Referenz‐DMS<br />
angebracht. Dieses Referenz‐Objekt hat die gleiche Temperatur<br />
ϑ wie das Messobjekt, ist aber ohne mechanische Beanspruchung,<br />
es gilt also hierfür unter Berücksichtigung des Temperaturgangs<br />
dR<br />
R<br />
ref<br />
( ( )) 0 ( )<br />
( ) ( )<br />
= k⋅ ε + ε ϑ = k⋅ + ε ϑ = k⋅ ε ϑ .<br />
ref sch sch sch<br />
Zum Einsatz kommt nun folgende Halb‐Brücke mit unbelastetem Referenz‐DMS.<br />
U<br />
R 1 =R<br />
U d<br />
R 3 =R+dR l<br />
Ein <strong>Mess‐</strong>DMS zusammen<br />
mit einem unbelasteten Referenz‐DMS<br />
in der ½‐Brücke<br />
R 2 =R<br />
R 4 =R+dR ref<br />
Abbildung 87: Zwei DMS in einer Halb-Brücke mit unbelastetem Referenz-DMS.<br />
Bezugnehmend auf die vorherigen Ergebnisse erhalten wir<br />
( ) ( )<br />
3<br />
−<br />
4<br />
3 4 ( ) ( )<br />
( dR − dR ) ⎛dR<br />
dR ⎞<br />
( )<br />
( )<br />
Ud<br />
1 R R 1 R + dRl − R + dRref 1 dRl −dRref<br />
= ⋅ = ⋅ = ⋅<br />
U 2 R + R 2 R+ dR + R+ dR 2 2R+ dR + dR<br />
1 1 l<br />
≈ ⋅ = ⋅⎜<br />
−<br />
4 R 4 ⎝ R R<br />
l ref ref<br />
l ref l ref<br />
⎟<br />
⎠<br />
.<br />
Daraus folgt schließlich<br />
U 1 ( ( ( )) ( ))<br />
1 1 1<br />
d<br />
Ud<br />
= ⋅ k⋅ ε<br />
l<br />
+ εsch ϑ −k⋅ εsch ϑ = ⋅k⋅εl ⇒ ⋅ = ⋅ ε .<br />
l<br />
U 4 4 k U 4<br />
Berechnung der Diagonalspannung<br />
für die ¼‐Brücke<br />
8
Man erkennt, dass die Halb‐Brücke mit unbelastetem Referenz‐DMS<br />
• wie die Viertel‐Brücke eine Empfindlichkeit von ¼ aufweist, <strong>und</strong><br />
• den Temperaturgang kompensiert.<br />
Eigenschaften der ½‐Brücke<br />
HalbBrücke mit zwei gegensinnig belasteten DMS<br />
Im dritten Fall wird an das Messobjekt ein zweiter, baugleicher DMS angebracht,<br />
der gegensinnig beansprucht wird. Im vorliegenden Fall ist es<br />
die Stauchung<br />
ε<br />
q<br />
=−μ⋅<br />
ε<br />
l<br />
in Querrichtung, für die unter Berücksichtigung des Temperaturgangs<br />
dR<br />
R<br />
q<br />
( εq εsch ( ϑ)<br />
) k μ εl εsch<br />
( ϑ)<br />
( )<br />
= k⋅ + = ⋅ − ⋅ +<br />
gilt mit der Poisson‐Zahl µ. Zum Einsatz kommt nun folgende Halb‐<br />
Brücke mit einem zusätzlichen gegensinnig belasteten DMS.<br />
U<br />
R 1 =R<br />
U d<br />
R 3 =R+dR l<br />
Ein <strong>Mess‐</strong>DMS zusammen<br />
mit einem gegensinnig belasteten<br />
<strong>Mess‐</strong>DMS in einer<br />
½‐Brücke<br />
R 2 =R<br />
R 4 =R+dR q<br />
Abbildung 88: Zwei gegensinnig belastete DMS in einer Halb-Brücke.<br />
Bezugnehmend auf die vorherigen Ergebnisse erhalten wir<br />
Daraus folgt schließlich<br />
U 1 ⎛dR<br />
≈ ⋅⎜<br />
−<br />
U 4 ⎝ R R<br />
d l<br />
dR q<br />
⎞<br />
⎟.<br />
⎠<br />
U 1 1<br />
d<br />
= ⋅ ⋅ + − ⋅ − ⋅ + = ⋅ ⋅ ⋅ +<br />
U 4 4<br />
1 U<br />
d<br />
1+<br />
μ<br />
⇒ ⋅ = ⋅ ε<br />
l<br />
k U 4<br />
.<br />
( k ( ε<br />
l<br />
εsch( ϑ)<br />
) k ( μ εl εsch( ϑ)<br />
)) k εl<br />
( 1 μ)<br />
Berechnung der Diagonalspannung<br />
für die ¼‐Brücke<br />
Man erkennt, dass die gegensinnig belastete Halb‐Brücke<br />
9<br />
• die Empfindlichkeit von ¼ auf ( μ )<br />
• den Temperaturgang kompensiert.<br />
1+ 4 erhöht, <strong>und</strong><br />
Eigenschaften der ½‐Brücke
VollBrücke mit zwei mal zwei gegensinnig belasteten DMS<br />
Am effektivsten ist die Voll‐Brücke, die durch Doppelung der entsprechenden<br />
DMS entsteht.<br />
U<br />
R 1 =R+dR q<br />
R 2 =R+dR l<br />
U d<br />
R 3 =R+dR l<br />
R 4 =R+dR q<br />
Zwei <strong>Mess‐</strong>DMS zusammen<br />
mit zwei gegensinnig belasteten<br />
<strong>Mess‐</strong>DMS in einer<br />
1/1‐Brücke<br />
Abbildung 89: Vier gegensinnig belastete DMS in einer Voll-Brücke.<br />
Wir erhalten<br />
2<br />
2<br />
( ) ( )<br />
2⋅ 3− 1⋅<br />
R+ dR<br />
4<br />
l<br />
− R+<br />
dRq<br />
2<br />
+ ⋅ +<br />
(( +<br />
q) + ( +<br />
l)<br />
)<br />
2 2<br />
⋅( l<br />
−<br />
q) + ( l<br />
−<br />
q ) ⋅( l<br />
−<br />
q)<br />
2 2<br />
2R+ ( dR )<br />
( 2R)<br />
q<br />
+ dRl<br />
U R R R R<br />
= =<br />
d<br />
U ( R1 R2) ( R3 R4)<br />
R dR R dR<br />
2R dR dR dR dR 2R dR dR<br />
= ≈<br />
( )<br />
1 ⎛dR<br />
dR<br />
l<br />
= ⋅⎜<br />
−<br />
2 ⎝ R R<br />
Daraus folgt schließlich<br />
q<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
.<br />
U 1 1<br />
d<br />
= ⋅ ⋅ + − ⋅ − ⋅ + = ⋅ ⋅ ⋅ +<br />
U 2 2<br />
1 U<br />
d<br />
1+<br />
μ<br />
⇒ ⋅ = ⋅ ε<br />
l<br />
k U 2<br />
.<br />
( k ( ε<br />
l<br />
εsch( ϑ)<br />
) k ( μ εl εsch( ϑ)<br />
)) k εl<br />
( 1 μ)<br />
Man erkennt, dass die gegensinnig belastete Voll‐Brücke<br />
• die Empfindlichkeit von ¼ auf ( μ )<br />
• den Temperaturgang kompensiert.<br />
1+ 2 erhöht, <strong>und</strong><br />
Berechnung der Diagonalspannung<br />
für die 1/1‐<br />
Brücke<br />
Eigenschaften der1/1‐<br />
Brücke<br />
10
Beispiel<br />
An einem Beton‐Block (Poisson‐Zahl µ=0,2) wird entsprechend Abbildung<br />
85 mittels Metall‐DMS (k‐Faktor k=2) eine Längs‐Dehnung ε l =10 -4<br />
mit den verschiedenen Brückenschaltungen gemessen. Die Brückenspeisespannung<br />
betrage in allen Fällen U=10V.<br />
Ein Beispiel<br />
Die Viertel‐Brücke Abbildung 86 kommt bei der Verwendung eines einzelnen<br />
<strong>Mess‐</strong>DMS zum Einsatz. Es ergibt sich eine Empfindlichkeit für die<br />
relative Brückendiagonalspannung von ¼; der Temperaturgang wird<br />
nicht kompensiert. Die Diagonalspannung erhält man ohne Berücksichtigung<br />
der scheinbaren Dehnung ε ( )<br />
sch<br />
ϑ zu<br />
1 Ud<br />
1 k 2 110<br />
−4<br />
⋅ = ⋅εl ⇒ Ud = ⋅εl<br />
⋅ U = ⋅ ⋅ ⋅ 10 V = 0,5 mV .<br />
k U 4 4 4<br />
Die Halb‐Brücke Abbildung 87 kommt bei der Verwendung eines <strong>Mess‐</strong><br />
DMS zusammen mit einem unbelasteten Referenz‐DMS zum Einsatz. Es<br />
ergibt sich eine Empfindlichkeit für die relative Brückendiagonalspannung<br />
von ¼; der Temperaturgang wird kompensiert. Daraus resultiert<br />
wiederum eine Brückendiagonalspannung von U d =0,5mV.<br />
Die Halb‐Brücke Abbildung 87 kommt auch bei der Verwendung eines<br />
<strong>Mess‐</strong>DMS zusammen mit einem gegensinnig belasteten <strong>Mess‐</strong>DMS zum<br />
Einsatz. Es ergibt sich eine Temperaturkompensation sowie<br />
1 U<br />
d<br />
1+<br />
μ<br />
⋅ = ⋅ ε<br />
l<br />
k U 4<br />
k<br />
2<br />
−4<br />
⇒ Ud<br />
= ⋅ ( 1+ μ) ⋅εl<br />
⋅ U = ⋅1,2⋅1⋅10 ⋅ 10V = 0,6mV<br />
4 4<br />
für die Brückendiagonalspannung.<br />
Die Voll‐Brücke Abbildung 89 kommt bei der Verwendung zweier <strong>Mess‐</strong><br />
DMS zusammen mit zwei gegensinnig belasteten <strong>Mess‐</strong>DMS zum Einsatz.<br />
Es ergibt sich eine Temperaturkompensation sowie<br />
1 U<br />
d<br />
1+<br />
μ<br />
⋅ = ⋅ ε<br />
l<br />
k U 2<br />
k<br />
−4<br />
⇒ Ud<br />
= ⋅ ( 1+ μ) ⋅εl<br />
⋅ U = 1⋅1,2 ⋅1⋅10 ⋅ 10V = 1,2mV<br />
2<br />
für die Brückendiagonalspannung.<br />
11
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche<br />
Eigenschaften<br />
Metall‐DMS haben u.a. folgende Eigenschaften [Profos]:<br />
• Typische Kenndaten. k‐Faktor (Konstantan, Karma) ca. 2. Nennwiderstand<br />
zwischen 60Ω <strong>und</strong> 1kΩ.<br />
• Sehr gute Genauigkeit. Je nach Aufwand, Entwicklungsstand <strong>und</strong><br />
Fabrikationstechnik kann die Fehlergrenze bei Betriebsbedingungen<br />
(!) unter 0,01% gedrückt werden.<br />
• Robust. Metall‐DMS eignen sich aufgr<strong>und</strong> ihrer Robustheit auch<br />
für sehr raue Umgebungsbedingungen. Die maximale Dehnbarkeit<br />
geht typischerweise bis ca. ε ≤ 80 ⋅ 10<br />
−3<br />
.<br />
• Für statische <strong>und</strong> dynamische Messungen geeignet. Metall‐DMS<br />
sind sowohl für statische als auch für dynamische Messungen<br />
uneingeschränkt einsetzbar. Als obere Messfrequenz sind 50kHz<br />
ohne Probleme erreichbar.<br />
Typische Eigenschaften von<br />
Metall‐DMS<br />
Die Eigenschaften von Halbleiter‐DMS weichen in folgenden Punkten<br />
von den Eigenschaften der Metall‐DMS ab:<br />
• Typische Kenndaten. k‐Faktor um ca. ±100, damit ca. 50mal höhere<br />
Empfindlichkeit wie Metall‐DMS. Zusätzlich höhere Nennwiderstände<br />
verfügbar, z.B. 5kΩ <strong>und</strong> 10kΩ<br />
• Genauigkeit. Halbleiter‐DMS sind i.d.R. aufgr<strong>und</strong> ihres schlechteren<br />
Temperaturverhaltens ungenauer.<br />
• Maximale Dehnbarkeit. Die maximale Dehnbarkeit von Halbleiter‐DMS<br />
ist kleiner aufgr<strong>und</strong> Sprödigkeit des Halbleiter‐<br />
Materials.<br />
Einsatzbereiche<br />
DMS haben unter allen Dehnungsmesssystemen das breiteste Anwendungsgebiet<br />
<strong>und</strong> die größte Bedeutung [Profos]. Neben der direkten<br />
Messung der Dehnung ε als geometrische Größe werden mit DMS<br />
Abweichende Eigenschaften<br />
von Halbleiter‐DMS<br />
Einsatzbereiche<br />
• Kraft,<br />
• Drehmoment, <strong>und</strong><br />
• Druck<br />
indirekt gemessen. Dazu werden die DMS an entsprechende Federkörper<br />
angebracht <strong>und</strong> die Dehnung ε entsprechend ausgewertet.<br />
12
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für Metall‐Folien‐DMS.<br />
Ein Metallfolien‐DMS der<br />
Fa. HBM<br />
Abbildung 90: Metallfolien-DMS Serie Y der Fa. HBM.<br />
HBM gibt u.a. folgende Eigenschaften für den Sensor an:<br />
• Maximale Dehnbarkeit 50mm/m<br />
• Material Messgitter: Konstantan, k ca. 2<br />
• Widerstandstoleranz 0,3%<br />
• Gebrauchstemperatur ‐70 … +200°C<br />
• Nennwiderstand 120, 350, 700 <strong>und</strong> 1000Ω<br />
13
Kontrollfragen<br />
1. Erläutern Sie das Prinzip der Metall‐ <strong>und</strong> Halbleiter‐DMS.<br />
2. Vergleichen Sie die prinzipielle Temperaturstabilität von Metall<strong>und</strong><br />
Halbleiter‐DMS.<br />
3. Was versteht man unter dem Temperaturgang einer DMS‐<br />
Messstelle?<br />
4. Schildern Sie Ausführungs‐ <strong>und</strong> Bauformen der DMS.<br />
5. Schildern Sie die verschiedenen Möglichkeiten <strong>zur</strong> Signalverarbeitung<br />
von DMS unter Angabe von Vor‐ <strong>und</strong> Nachteilen.<br />
6. Geben Sie Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche der DMS an.<br />
Literatur<br />
[Gevatter]<br />
[Profos]<br />
Gevatter, H.‐J.: Handbuch der <strong>Mess‐</strong> <strong>und</strong> Automatisierungstechnik.<br />
Springer‐Verlag, 1999.<br />
Profos, P., Pfeifer, T.: Handbuch der industriellen Messtechnik.<br />
Oldenbourg‐Verlag, 1994.<br />
[Schrüfer] Schrüfer, E.: Elektrische Messtechnik. Hanser‐Verlag, 8.<br />
Auflage, 2004.<br />
14
Kraftmessung<br />
Neben der Temperaturmessung kommt auch der Kraftmessung eine<br />
sehr große technische Bedeutung zu [Schaumbg]. Anwendungen reichen<br />
von der<br />
• Wägetechnik,<br />
• Mechanik, bis hin <strong>zur</strong><br />
• allgemeinen Druckmessung.<br />
Die Kraft F ist eine abgeleitete SI‐Größe. Als Einheit ist nach SI das N (für<br />
Newton) vereinbart mit<br />
1 1 kg ⋅<br />
N ≡ m .<br />
2<br />
s<br />
Der Kraftmessung kommt<br />
ebenfalls eine sehr große<br />
Bedeutung zu<br />
Die Kraft ist eine abgeleitete<br />
SI‐Größe, die in N gemessen<br />
wird<br />
Ein Newton ist also die Kraft, die auf einen Körper der Masse 1kg bei einer<br />
Beschleunigung von 1m/s 2 wirkt.<br />
1
Kraftmessung mit Federkörpern <strong>und</strong> DMS<br />
Die verbreiteteste Methode <strong>zur</strong> Messung der Kraft F ist die Messung der<br />
elastischen Verformung (Dehnung, Stauchung) eines Festkörpers.<br />
F<br />
0 10,5 17,5 35<br />
x<br />
Abbildung 91: Das Hookesche Gesetz für eine Schraubenfeder.<br />
Die o.a. Abbildung dient <strong>zur</strong> Verdeutlichung des Hookeschen Gesetzes,<br />
das in seiner einfachsten Form für Schraubenfedern die Form<br />
F<br />
= C⋅<br />
x<br />
annimmt. C ist dabei die sogenannte Federkonstante in N/m. Die<br />
Das Hookesche Gesetz für<br />
eine Schraubenfeder<br />
• Kraft F kann demzufolge<br />
• indirekt über die Auslenkung x der Schraubenfeder bestimmt<br />
werden.<br />
Das Hookesche Gesetz für Festkörper<br />
Die Dehnung eines Festkörpers zeigt folgende Abbildung:<br />
A<br />
l<br />
E<br />
dl<br />
F<br />
Festkörper<br />
Abbildung 92: Das Hookesche Gesetz für einen Festkörper.<br />
Die mit der Dehnung verb<strong>und</strong>ene Einschnürung des Festkörpers entsprechend<br />
seiner Poisson‐Zahl µ ist hier ohne Belang <strong>und</strong> wurde weggelassen.<br />
Das Hookesche Gesetz hat nun die allgemeinere Form<br />
F<br />
σ ≡ = E ⋅ ε .<br />
A<br />
Das Hookesche Gesetz für<br />
einen Festkörper<br />
• σ ist die Normalspannung in N/m 2 bzw. N/mm 2 ,<br />
• E das E‐Modul in N/m 2 bzw. N/mm 2 , <strong>und</strong><br />
• ε ≡ dl l ist die relative Längenänderung des Festkörpers, die als<br />
Dehnung bezeichnet wird.<br />
2
Beispiel<br />
11 2<br />
An einem l=70cm langen Stab aus Stahl (E‐Modul E = 210 ⋅ N m ) mit<br />
einem Querschnitt von A=10cm 2 greift eine Kraft von 100kN an. Die zugehörige<br />
Normalspannung beträgt<br />
Es ergibt sich so eine Dehnung von<br />
F 5<br />
10 N 8<br />
10<br />
N<br />
−3 2 2<br />
σ ≡ = = .<br />
A 10 m m<br />
8 2<br />
F<br />
σ 10 N m<br />
σ ≡ = E ⋅ε ⇒ ε = = = 510 ⋅<br />
11 2<br />
A E 210 ⋅ N m<br />
−4<br />
ergibt. Durch diese Dehnung wird der Stab um<br />
länger.<br />
dl<br />
ε ≡ ⇒ = ⋅ = ⋅ ⋅ =<br />
l<br />
−4<br />
dl ε l 510 0,7m 0,35mm<br />
Eine Kraft F kann also indirekt<br />
• über die Messung der Dehnung ε , oder alternativ<br />
• über die Messung der Verlängerung dl<br />
eines Festkörpers bestimmt werden, wenn<br />
Messung der Kraft indirekt<br />
mittels Messung der Dehnung<br />
(mit DMS) oder Verlängerung<br />
(Wegmessung)<br />
• dessen Geometrie (hier Querschnittfläche A) gegeben ist, <strong>und</strong><br />
• das E‐Modul E des Festkörpers bekannt ist.<br />
Ein der Kraftmessung in dieser Art <strong>und</strong> Weise dienender Festkörper wird<br />
als Federkörper bezeichnet.<br />
Festkörper = Feederkörper<br />
3
Messung der Kraft mittels DMS<br />
Heute werden <strong>zur</strong> Messung der Dehnung ε zwecks Kraftmessung<br />
überwiegend Dehnungsmessstreifen (DMS) eingesetzt. Ohne Berücksichtigung<br />
des Temperatureinflusses gilt für DMS die Beziehung<br />
mit dem k‐Faktor k des DMS.<br />
dR<br />
= k ⋅ ε .<br />
R<br />
Temperaturabhängigkeit<br />
DMS (insbesondere Halbleiter‐DMS) sind empfindlich gegen Änderungen<br />
der Temperatur ϑ . Die o.a. Beziehung wird daher angepasst, man<br />
erhält somit<br />
dR<br />
= k ⋅ ( ε + εsch<br />
( ϑ)<br />
).<br />
R<br />
Das Aufgabengesetz des<br />
DMS ohne Temperatureinfluss<br />
Dito mit Temperatureinfluss<br />
ε<br />
sch<br />
ist die scheinbare Dehnung, die i.A. von der Temperatur ϑ abhängig<br />
ist; deren Verlauf von ϑ wird als Temperaturgang der Messstelle bezeichnet.<br />
Bei höheren Anforderungen an die Messgenauigkeit sind daher<br />
entsprechende Kompensationsmaßnahmen zu treffen.<br />
Biegebalken in ViertelBrücke<br />
Ein standardmäßig eingesetzter Federkörper ist der einseitig befestigte<br />
Biegebalken der Länge l, Höhe h <strong>und</strong> Breite b.<br />
l<br />
U 0<br />
U d<br />
unten<br />
E<br />
b<br />
DMS R2<br />
+e<br />
oben<br />
E<br />
unten<br />
F<br />
h<br />
R 1 =R<br />
R 2 =R+dR o<br />
Messung der Kraft mit Biegebalken<br />
<strong>und</strong> einem DMS<br />
oben in einer ¼‐Brücke<br />
Biegebalken<br />
R 3 =R R 4 =R<br />
DMS R2<br />
oben<br />
E<br />
Abbildung 93: Kraftmessung mit Biegebalken <strong>und</strong> DMS in Viertel-<br />
Brücke.<br />
4
Bei einer mechanischen Belastung mit der Kraft F dehnt sich der Biegebalken<br />
auf der Oberseite wie gezeigt um ε > 0 ; diese Dehnung wird von<br />
einem dort angebrachten DMS R2 erfasst.<br />
DMS werden üblicherweise wie gezeigt in einer Wheatstoneschen Brücke<br />
im Ausschlagverfahren <strong>zur</strong> Bestimmung der dehnungsbedingten Widerstandsänderung<br />
dR verschaltet. Allgemein gilt bei vernachlässigbarem<br />
Diagonalstrom<br />
Ud<br />
R2⋅R3 −R1⋅R4<br />
=<br />
U R R R R<br />
( + ) ⋅ ( + )<br />
0 1 2 3 4<br />
Für die gegebene Anordnung der Widerstände gilt somit<br />
Mit<br />
( 2R+ dRo<br />
) ⋅2R ( 2R)<br />
( o )<br />
( )<br />
2<br />
Ud<br />
R2⋅R3−R1⋅R<br />
R+ dR ⋅R−R<br />
4<br />
= =<br />
U0 ( R1+ R2) ⋅ ( R3+ R4)<br />
( R+ R+ dRo<br />
) ⋅2R<br />
RdR ⋅<br />
o<br />
RdR ⋅<br />
= ≈<br />
.<br />
1 dR<br />
= ⋅<br />
4 R<br />
o<br />
o<br />
2<br />
.<br />
dR<br />
R<br />
o<br />
( ε εsch<br />
( ϑ)<br />
)<br />
= k ⋅ +<br />
erhalten wir<br />
U<br />
U<br />
d<br />
0<br />
1 dRo<br />
1<br />
= ⋅ = ⋅k<br />
⋅ +<br />
4 R 4<br />
( ε εsch<br />
( ϑ)<br />
)<br />
bzw.<br />
1 U<br />
d<br />
1<br />
⋅ = ⋅ ( ε + εsch<br />
( ϑ)<br />
).<br />
k U 4<br />
0<br />
Der Biegebalken in einer sogenannten Viertel‐Brücke<br />
• hat eine Empfindlichkeit von ¼, <strong>und</strong><br />
• kompensiert den Temperaturgang der Messstelle nicht.<br />
Berechnung der dehnungsabhängigen<br />
Diagonalspannung<br />
für die ¼‐Brücke<br />
Eigenschaften der ¼‐Brücke<br />
5
Bleibt noch die Berechnung der Kraft F aus der Dehnung ε . Nach<br />
[Tränkler] gilt<br />
σ<br />
BB<br />
F F<br />
≡ = = EBB<br />
⋅ε<br />
,<br />
A l⋅b<br />
wobei es sich bei<br />
E<br />
BB<br />
2<br />
1 ⎛h<br />
⎞<br />
≡ ⋅⎜<br />
⎟ ⋅E<br />
6 ⎝ l ⎠<br />
um das Ersatz‐E‐Modul des Biegebalkens handelt. Somit gilt<br />
F = A⋅EBB<br />
⋅ ε .<br />
Berechnung der Kraft aus<br />
der gemessenen Dehnung<br />
Beispiel<br />
2<br />
Ein Biegebalken aus Aluminium ( E = 70kN mm ) hat eine Länge von<br />
l = 5cm<br />
bei einer Breite von b= 1cm<br />
<strong>und</strong> einer Höhe (Dicke) von<br />
h = 5mm. Es ergibt sich so für das Ersatz‐E‐Modul des Biegebalkens<br />
E<br />
BB<br />
2 2 3<br />
9 8<br />
E<br />
70 10 10<br />
−6 2 2 2<br />
1 ⎛h⎞ 1 ⎛ 5mm ⎞ 10 N 70 N 7 N<br />
≡ ⋅⎜ ⎟ ⋅ = ⋅⎜ ⎟ ⋅ ⋅ = ⋅ = ⋅<br />
6 ⎝ l ⎠ 6 ⎝50mm⎠<br />
10 m 600 m 6 m<br />
.<br />
8 N<br />
≈1,167⋅10<br />
2<br />
m<br />
Dieser Biegebalken wird wie in Abbildung 93 gezeigt mit einer Kraft von<br />
F=10N beansprucht; es ergibt sich eine Spannung von<br />
σ<br />
BB<br />
F F 10N 4 N<br />
≡ = = = 210 ⋅ ,<br />
−4 2 2<br />
A l⋅b 510 ⋅ m m<br />
woraus eine Dehnung von<br />
σ<br />
BB<br />
6 12<br />
σBB<br />
= EBB<br />
⋅ε ⇒ ε = = 210 ⋅ ⋅ ⋅ 10 = ⋅10 ≈1,7110<br />
⋅<br />
E 7 7<br />
BB<br />
4 −8 −4 −4<br />
folgt. Die Viertel‐Brücke Abbildung 93 wird mit U 0 =10V betrieben; bei<br />
Vernachlässigung des Einflusses der Temperatur erhalten wir so bei<br />
Verwendung eines Metallfolien‐DMS mit einem k‐Faktor von 2 eine Diagonalspannung<br />
von<br />
k⋅U0 210 ⋅ V 12 −4 60 −4<br />
Ud<br />
= ⋅ ε = ⋅ ⋅ 10 = ⋅10 V ≈ 0,86mV<br />
.<br />
4 4 7 7<br />
Das ist ziemlich wenig.<br />
6
Biegebalken in HalbBrücke<br />
An der Unterseite des Biegebalkens Abbildung 93 wird nun ein zusätzlicher<br />
DMS identischer Bauart angebracht.<br />
l<br />
U 0<br />
unten<br />
DMS R1<br />
E<br />
b<br />
DMS R1<br />
DMS R2<br />
+e<br />
-e<br />
F<br />
oben<br />
E h<br />
unten<br />
Biegebalken<br />
R 1 =R+dR u<br />
U d<br />
R 2 =R+dR o<br />
R 3 =R R 4 =R<br />
Messung der Kraft mit Biegebalken,<br />
je einem DMS<br />
oben <strong>und</strong> unten in einer ½‐<br />
Brücke<br />
oben<br />
DMS R2<br />
E<br />
Abbildung 94: Kraftmessung mit Biegebalken <strong>und</strong> DMS in Halb-<br />
Brücke.<br />
Zusätzlich<br />
• <strong>zur</strong> Dehnung ε > 0 an der Oberseite des Biegebalkens<br />
• staucht sich dieser betragsgleich an der Unterseite mit − ε .<br />
Diese Stauchung wird zusätzlich von dem auf der Unterseite des Biegebalkens<br />
angebrachten DMS R1 erfasst.<br />
Für die gegebene Anordnung der Widerstände gilt somit<br />
d 2 3 1 4<br />
= =<br />
0 1 2 3 4<br />
( ) ( )<br />
( )<br />
( + ( u<br />
+<br />
o)<br />
) ⋅<br />
( o) ( u)<br />
(( u) ( o)<br />
)<br />
( )<br />
2<br />
( )<br />
U R ⋅R −R ⋅R<br />
R + dR ⋅R − R + dR ⋅R<br />
U R + R ⋅ R + R R + dR + R + dR ⋅2R<br />
R ⋅ dR −dR R ⋅ dR −dR<br />
= ≈<br />
2R dR dR 2R 2R<br />
1 ⎛dRo<br />
dR<br />
= ⋅⎜<br />
−<br />
4 ⎝ R R<br />
o u o u<br />
u<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
.<br />
7
Mit<br />
dR<br />
R<br />
dR<br />
R<br />
o<br />
u<br />
( ε εsch<br />
( ϑ)<br />
)<br />
= k ⋅ +<br />
(( ε ) εsch<br />
( ϑ)<br />
)<br />
= k ⋅ − +<br />
erhalten wir<br />
Ud 1 ⎛dRo dRu<br />
⎞ 1<br />
= ⋅ k<br />
U0<br />
4<br />
⎜ −<br />
R R<br />
⎟ = ⋅ ⋅<br />
⎝ ⎠ 4<br />
+ − − +<br />
1 1<br />
= ⋅k⋅2<br />
⋅ ε = ⋅k⋅ε<br />
4 2<br />
1 U<br />
d 1<br />
⇒ ⋅ = ⋅ε<br />
k U 2<br />
0<br />
(( ε εsch<br />
( ϑ)<br />
) ( ε εsch<br />
( ϑ)<br />
))<br />
.<br />
Berechnung der dehnungsabhängigen<br />
Diagonalspannung<br />
für die ½‐Brücke<br />
Der Biegebalken in einer sogenannten Halb‐Brücke<br />
• erhöht also die Empfindlichkeit gegenüber der Viertel‐Brücke<br />
Abbildung 93 von ¼ auf ½, <strong>und</strong><br />
• kompensiert den Temperaturgang der Messstelle.<br />
Eigenschaften der ½‐Brücke<br />
Die Berechnung der der Kraft F erfolgt wie bei der Viertel‐Brücke dargelegt.<br />
Beispiel<br />
Für den vorher angegebenen Biegebalken aus Aluminium ergab sich für<br />
sein Ersatz‐E‐Modul<br />
E<br />
BB<br />
2<br />
1 ⎛h⎞<br />
7 N N<br />
≡ ⋅⎜<br />
⎟ ⋅ E = ⋅ 10 ≈ 1,167 ⋅ 10<br />
6 ⎝ l ⎠ 6 m m<br />
8 8<br />
2 2<br />
,<br />
woraus bei Beanspruchung mit F=10N eine Dehnung von<br />
σ<br />
BB<br />
12<br />
ε = = ⋅ 10 ≈ 1,71 ⋅ 10<br />
7<br />
E BB<br />
−4 −4<br />
folgte. Die Halb‐Brücke Abbildung 94 mit U 0 =10V liefert so eine Diagonalspannung<br />
von<br />
k⋅U0 210 ⋅ V 12 −4 120 −4<br />
Ud<br />
= ⋅ ε = ⋅ ⋅ 10 = ⋅10 V ≈ 1,714mV<br />
.<br />
2 2 7 7<br />
Das ist doppelt so viel wie bei der Viertel‐Brücke Abbildung 93; außerdem<br />
wird der Temperaturgang kompensiert.<br />
8
Biegebalken in VollBrücke<br />
An Ober‐ <strong>und</strong> Unterseite des Biegebalkens Abbildung 94 werden nun zusätzlich<br />
zwei DMS identischer Bauart angebracht.<br />
l<br />
U 0<br />
DMS R1<br />
DMS R4<br />
+e<br />
-e<br />
unten<br />
E b<br />
F<br />
oben<br />
E h<br />
unten<br />
Biegebalken<br />
DMS R1<br />
R 1 =R+dR u<br />
R 3 =R+dR o<br />
U d<br />
DMS R2<br />
R 2 =R+dR o<br />
R 4 =R+dR u<br />
Messung der Kraft mit Biegebalken,<br />
je zwei DMS oben<br />
<strong>und</strong> unten in einer 1/1‐<br />
Brücke<br />
DMS R2<br />
DMS R3<br />
oben<br />
E<br />
DMS R3<br />
DMS R4<br />
Abbildung 95: Kraftmessung mit Biegebalken <strong>und</strong> DMS in Voll-Brücke.<br />
Die beiden zusätzlich angebrachten DMS R3 <strong>und</strong> R4 erfassen somit<br />
• die Dehnung ε > 0 auf der Oberseite (DMS R3), <strong>und</strong><br />
• die betragsgleiche Stauchung − ε auf der Unterseite (DMS R4)<br />
des Biegebalkens.<br />
Für die gegebene Anordnung der Widerstände gilt somit<br />
2 2<br />
( ) ( )<br />
( 2R+ ( dRu<br />
+ dRo)<br />
)<br />
2 2<br />
( R+ dRo) − ( R+<br />
dRu)<br />
(( u) ( o)<br />
)<br />
Ud<br />
R2⋅R3−R1⋅R4<br />
= =<br />
U0 ( R1+ R2) ⋅ ( R3+ R4)<br />
R+ dR + R+<br />
dR<br />
2<br />
( )<br />
( 2R)<br />
2R⋅ dR − dR + dR −dR 2R ⋅ dR −dR<br />
= ≈<br />
1 ⎛dRo<br />
dR<br />
= ⋅⎜<br />
−<br />
2 ⎝ R R<br />
o u o u o u<br />
2 2<br />
u<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
.<br />
9
Mit<br />
dR<br />
R<br />
o<br />
dR<br />
= k⋅ + = ⋅ − +<br />
R<br />
u<br />
( ε εsch<br />
( ϑ)<br />
) k ( ε) εsch<br />
( ϑ)<br />
( )<br />
erhalten wir<br />
Ud 1 ⎛dRo dRu<br />
⎞ 1<br />
= ⋅⎜<br />
− ⎟= ⋅k<br />
⋅<br />
U0<br />
2 ⎝ R R ⎠ 2<br />
+ − − +<br />
1<br />
= ⋅k⋅2⋅ ε = 1⋅k⋅ε<br />
2<br />
1 Ud<br />
⇒ ⋅ = 1⋅ε<br />
k U<br />
0<br />
(( ε εsch<br />
( ϑ)<br />
) ( ε εsch<br />
( ϑ)<br />
))<br />
.<br />
Berechnung der dehnungsabhängigen<br />
Diagonalspannung<br />
für die 1/1‐Brücke<br />
Der Biegebalken in einer sogenannten Voll‐Brücke<br />
• erhöht also die Empfindlichkeit gegenüber der Halb‐Brücke Abbildung<br />
94 von ½ auf 1, <strong>und</strong><br />
• kompensiert den Temperaturgang der Messstelle.<br />
Eigenschaften der 1/1‐<br />
Brücke<br />
Die Berechnung der der Kraft F erfolgt wie vorher dargelegt.<br />
Beispiel<br />
Für den vorher angegebenen Biegebalken aus Aluminium ergab sich für<br />
sein Ersatz‐E‐Modul<br />
E<br />
BB<br />
2<br />
1 ⎛h⎞<br />
7 10<br />
8 N 8 N<br />
≡ ⋅⎜<br />
⎟ ⋅ E= ⋅ ≈<br />
2 1,167 ⋅ 10<br />
2<br />
,<br />
6 ⎝ l ⎠ 6 m m<br />
woraus bei Beanspruchung mit F=10N eine Dehnung von<br />
σ<br />
BB<br />
12<br />
ε = = ⋅ 10 ≈ 1,71 ⋅ 10<br />
7<br />
E BB<br />
−4 −4<br />
folgte. Die Voll‐Brücke Abbildung 95 mit U 0 =10V liefert so eine Diagonalspannung<br />
von<br />
k⋅U0 210 ⋅ V 12 −4 240 −4<br />
Ud<br />
= ⋅ ε = ⋅ ⋅ 10 = ⋅10 V ≈ 3,429mV<br />
.<br />
1 1 7 7<br />
Das ist doppelt so viel wie bei der Halb‐Brücke Abbildung 94 <strong>und</strong> viermal<br />
so viel wie bei der Viertel‐Brücke Abbildung 93; außerdem wird der<br />
Temperaturgang kompensiert.<br />
10
Ringkörper<br />
Ringkörper werden folgendermaßen angewendet.<br />
Kraftmessung mit Ringkörper<br />
<strong>und</strong> DMS<br />
Abbildung 96: Kraftmessung mit Ringkörper <strong>und</strong> DMS.<br />
Die gezeigte Krafteinwirkung bewirkt<br />
• auf der Außenseite des Ringkörpers eine Dehnung um ε > 0 ,<br />
• auf der Innenseite eine betragsgleiche Stauchung um − ε .<br />
Stauchung <strong>und</strong> Dehnung können wie gezeigt von DMS identischer<br />
Bauart erfasst werden. Wie beim Biegebalken bietet sich auch hier die<br />
Verschaltung in einer Voll‐Brücke an, um<br />
• hohe Empfindlichkeit mit einer<br />
• Temperaturkompensation<br />
zu verbinden.<br />
Stauchkörper<br />
Der Stauchkörper (oft allerdings mit kreisförmigen Querschnitt A) wird<br />
ebenfalls bei einigen Kraftmesssystemen verwendet.<br />
Stauchkörper<br />
F<br />
e r >0<br />
e a
Die gezeigte axial gerichtete Krafteinwirkung bewirkt in axialer Richtung<br />
eine Stauchung um<br />
−F<br />
1 F<br />
σ ≡ = E ⋅εa<br />
⇒ εa<br />
= − ⋅ < 0 ,<br />
A E A<br />
Axiale Stauchung<br />
während in radialer Richtung eine Dehnung um<br />
dD D ε<br />
r<br />
μ ≡− =− ⇒ εr<br />
=−μ⋅ εa<br />
> 0<br />
dl l ε<br />
a<br />
Radiale Dehnung<br />
bewirkt wird.<br />
• Axiale Stauchung ε<br />
a<br />
< 0 , <strong>und</strong><br />
• radiale Dehnung ε<br />
r<br />
> 0<br />
können wie gezeigt mit entsprechend angebrachten DMS erfasst werden.<br />
Wie beim Biegebalken <strong>und</strong> beim Ringkörper bietet sich auch hier<br />
die Verschaltung in einer Voll‐Brücke an, um<br />
Signalverarbeitung: 1/1‐<br />
Brücke<br />
• hohe Empfindlichkeit mit einer<br />
• Temperaturkompensation<br />
zu verbinden.<br />
12
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
Kraftsensoren mit Federkörpern verwenden meistens DMS <strong>zur</strong> Messung<br />
der Dehnungen am Federkörper. Neben den gezeigten Federkörpern<br />
• Biegebalken,<br />
• Ringkörper, <strong>und</strong><br />
• Stauchkörper<br />
gibt es auf dem Markt noch eine Vielzahl anderer Federkörper, deren<br />
Aufzählung <strong>und</strong> Untersuchung den Rahmen dieser Lehrveranstaltung<br />
sprengen würde. Es sei daher auf die entsprechende Fachliteratur verwiesen,<br />
z.B. [Schaumbg].<br />
Eine spezielle Anwendung hat die Kraftmessung auf Basis von Federkörper<br />
<strong>und</strong> DMS nach [Schrüfer] in Form der Kraftmessdose gef<strong>und</strong>en.<br />
Schema einer Kraftmessdose<br />
mit Stauchkörper<br />
Abbildung 98: Schema einer Kraftmessdose nach [Schrüfer].<br />
1. Die Kraftmessdose basiert auf der Kraftmessung mittels Stauchkörper,<br />
siehe Abbildung 97.<br />
2. Die DMS <strong>zur</strong> Messung der axialen Stauchung <strong>und</strong> radialen Dehnung.<br />
3. Gehäuse.<br />
4. Deckel<br />
5. Druckstück.<br />
13
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche<br />
Eigenschaften<br />
DMS‐Kraftaufnehmer mit Federkörper haben folgende Eigenschaften<br />
[Profos]:<br />
• Weiter Messbereichsumfang. Handelsübliche DMS‐Kraftsensoren<br />
decken einen weitern Bereich von 1N bis größer 10MN ab.<br />
• Gute Genauigkeit. Handelsübliche DMS‐Kraftsensoren können in<br />
der Genauigkeitsklasse zwischen 0,03% <strong>und</strong> 2% liegen.<br />
• Robust. Hermetisch abgedichtete Aufnehmer eignen sich aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer Robustheit auch für sehr raue Umgebungsbedingungen.<br />
• Geringe Messwege. Die Messwege liegen typischerweise in einem<br />
Bereich von 0,1mm bis 0,5mm <strong>und</strong> sind daher für die meisten<br />
Anwendungen hinreichend klein.<br />
• Für statische <strong>und</strong> dynamische Messungen geeignet. DMS‐<br />
Kraftaufnehmer sind (im Gegensatz zu den später behandelten<br />
piezoelektrischen Aufnehmern) sowohl für statische als auch für<br />
dynamische Messungen uneingeschränkt einsetzbar. Als obere<br />
Messfrequenz sind mehrere kHz ohne Probleme erreichbar.<br />
Einsatzbereiche<br />
DMS‐Kraftsensoren mit Federkörper werden in allen industriellen Bereichen<br />
mit Erfolg eingesetzt; sie haben von allen Kraftmesssystemen die<br />
größte Bedeutung erlangt [Profos]. Sie werden neben der Messung der<br />
Kraft auch <strong>zur</strong> Messung des<br />
Typische Eigenschaften<br />
Einsatzbereiche<br />
• Drucks, <strong>und</strong><br />
• der Masse<br />
eingesetzt. So wird z.B. die Kraftmessdose Abbildung 98 bevorzugt als<br />
Messelement in elektromechanischen Waagen verwendet [Schrüfer].<br />
5<br />
Der Messbereichsumfang reicht dabei 5kg bis ca. 510t ⋅ bei einer Ungenauigkeit<br />
von ca. 0,05%, teilweise noch weniger. Solche hochgenauen<br />
Waagen sind dann eichfähig. Kommt es auf eine sehr schnelle Kraftmessung<br />
an, z.B. bei der indirekten Messung der Beschleunigung, so sind<br />
ggf. piezoelektrische Kraftsensoren zu bevorzugen, wie wir gleich sehen<br />
werden.<br />
14
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für eine sogenannte Wägezelle.<br />
Eine Wägezelle der Fa.<br />
HBM<br />
Abbildung 99: Wägezelle Serie BLC der Fa. HBM.<br />
Wägezellen dienen <strong>zur</strong> Messung der Masse. HBM gibt u.a. folgende Eigenschaften<br />
für den Sensor an:<br />
• Nennlast von 5550kg bis 1,76t<br />
• Linearitätsabweichung < 0,05%<br />
• Nennmessweg 0,5mm<br />
• Gebrauchstemperatur ‐30 … +70°C<br />
15
Piezoelektrische Kraftaufnehmer<br />
Piezoelektrischer Effekt<br />
Bei der mechanischen Deformation gewisser anisotroper (= nicht in allen<br />
Richtungen die gleiche Eigenschaft aufweisender) Kristalle werden<br />
auf bestimmten Kristallflächen elektrische Ladungen erzeugt.<br />
Der piezoelektrische Längseffekt<br />
erzeugt kraftabhängig<br />
Ladungsträger<br />
Abbildung 100: Piezoelektrischer Längseffekt nach [Schaumbg].<br />
Das o.a. Quarz‐Kristall (SiO 2 ) wird vertikal mit einer Kraft F beansprucht,<br />
wodurch es zu einer vertikalen Stauchung kommt. Das<br />
• positive Ladungszentrum der Silizium (SI)‐Atome verschiebt sich<br />
ebenso wie<br />
• das negative Ladungszentrum der Wasserstoff (O)‐Atome,<br />
wodurch es zu einer Polarisation kommt. Positive Ladungsträger der Ladungsmenge<br />
+Q lagern sich unten, negative Ladungsträger der Ladungsmenge<br />
–Q lagern sich oben an. Man spricht von einem piezoelektrischen<br />
Längseffekt.<br />
Dito der piezoelektrische<br />
Quereffekt<br />
Abbildung 101: Piezoelektrischer Quereffekt nach [Schaumbg].<br />
Daneben existiert noch der piezoelektrischen Quereffekt, s.o. Ein piezoelektrischer<br />
Effekt wird bei Quarz auch bei einer Scherbelastung beobachtet.<br />
Piezoelektrische Materiale sind<br />
• Einkristalle wie z.B. Quarz (SiO 2 ),<br />
• Polykristalle wie z.B. Bariumtitanat (BaTiO 3 ), <strong>und</strong><br />
• organische Polymere wie z.B. Nylon.<br />
Piezoelektrisch aktive Materialien<br />
16
Für die auf Basis des piezoelektrischen Effekts erzeugte Ladung gilt<br />
mit<br />
Q= kp<br />
⋅ F<br />
Berechnung der von der<br />
Messkraft erzeugten Ladung<br />
(Piezo‐Modul)<br />
• der Ladung Q in C (für Coulomb) mit 1C = 1A⋅ 1s,<br />
• der Kraft F in N, <strong>und</strong><br />
• dem sogenannten Piezo‐Modul oder der Ladungskonstante k p in<br />
C/N.<br />
k p hängt von der Art des piezoelektrischen Effekts ab, ist also abhängig<br />
davon ob es sich um den Längs‐, Quer‐ oder Schereffekt handelt.<br />
Material Kennzeichen Kristallart k ( C N)<br />
p<br />
⋅10<br />
Quarz SiO 2 Einkristall 2,3<br />
Bariumtitanat BaTiO 3 Polykristall 374,0<br />
Polyvinylidendifluorid PVDF Polymer 30,0<br />
−12<br />
Piezo‐Modul des Längseffektes<br />
für bestimmte Materialien<br />
Tabelle 4: Piezo-Modul einiger ausgewählter Materialen für den<br />
Längseffekt nach [Schrüfer].<br />
Das Polykristall Bariumtitanat (BaTiO 3 ) ist (neben anderen Polykristallen)<br />
speziell in Hinblick auf das piezoelektrische Verhalten entworfen worden;<br />
es hat gegenüber Quarz (SiO 2 ) ein über 150‐mal größeres Piezo‐<br />
Modul. Aufgr<strong>und</strong> des pyroelektrischen Effekts (siehe z.B. [Schaumbg]) ist<br />
die erzeugte Ladungsmenge Q allerdings stark abhängig von der Temperatur,<br />
die für die piezoelektrische Kraft‐ bzw. Druckmessung eine Störgröße<br />
darstellt.<br />
Zur Erhöhung der Empfindlichkeit von Piezo‐Elementen können Piezo‐<br />
Materialien gestapelt werden.<br />
Stapelung von Piezo‐<br />
Materialien erhöht die<br />
Empfindlichkeit<br />
17<br />
Abbildung 102: Stapeln zweier Piezo-Materialien <strong>zur</strong> Erhöhung der<br />
Empfindlichkeit nach [Herold].<br />
Q= n⋅kp<br />
⋅F<br />
mit der Anzahl n der ge‐<br />
Für die erzeugte Ladung gilt dann<br />
stapelten Elemente.
Reziproker piezoelektrischer Effekt<br />
Der piezoelektrische Effekt ist umkehrbar: Wird ein piezoelektrisch aktives<br />
Material in ein elektrisches Feld E gebracht, so dehnt er sich aus<br />
oder zieht sich zusammen (Elektrostriktion, reziproker piezoelektrischer<br />
Effekt). Beide Effekte sind in der Technik von Bedeutung:<br />
• Zur Messung von Kraft, Druck <strong>und</strong> Beschleunigung;<br />
• Als Ultraschallsender <strong>und</strong> Ultraschallsenderempfänger;<br />
• Als Tonabnehmer für akustische Instrumente;<br />
• als Piezo‐Feuerzeug;<br />
• als piezoelektrischer Aktor, z.B. bei Tintenstrahldruckern oder als<br />
Dieseleinspritzsystem.<br />
Es gibt auch einen reziproken<br />
piezoelektrischen Effekt,<br />
der auch Elektrostriktion<br />
genannt wird<br />
Anwendungen<br />
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
Folgende Abbildung zeigt den typischen Aufbau eines piezoelektrischen<br />
Kraftsensors.<br />
Schema eines piezoelektrischen<br />
Kraftsensorsd<br />
Abbildung 103: Schema eines piezoelektrischen Kraftsensors.<br />
Zum Einsatz kommt ein gestapeltes Piezo‐Element mit n=2 wie in Abbildung<br />
102 gezeigt.<br />
1. Die beiden Piezo‐Materialien aus Quarz (SiO 2 ) bilden den aktiven<br />
Kern des Sensors.<br />
2. Die Deckscheibe führt die Kraft F dem Piezo‐Element zu.<br />
3. Die Gehäusewand dient als Träger der einzelnen Komponenten.<br />
4. Die beiden Piezo‐Materialien werden mit der Mittelelektrode<br />
abgetrennt, siehe Abbildung 102.<br />
5. Schließlich dient dieser Stecker <strong>zur</strong> Kontaktierung des Sensors.<br />
18
Signalverarbeitung<br />
Ersatzschaltbild des PiezoElements<br />
Die folgende Abbildung stellt das Ersatzschaltbild eines Piezo‐Elements<br />
dar.<br />
R , C<br />
q<br />
Q = kp<br />
⋅F<br />
q<br />
dQ dF<br />
i = = kp<br />
⋅<br />
dt dt<br />
ES <strong>und</strong> Sprungantwort eines<br />
Piezo‐Elements<br />
Abbildung 104: Darstellung des elektrischen Verhaltens eines Piezo-<br />
Elements nach [Schrüfer].<br />
1. Links ist das Schema eines mit einer Kraft F beanspruchten Piezo‐Elements<br />
dargestellt, bei dem der Längseffekt ausgenutzt<br />
wird. Es wird eine Ladung von Q = kp<br />
⋅ F erzeugt.<br />
2. In der Mitte findet sich die Ersatzschaltung. Bei einer Kraftänderung<br />
(hier von 0 auf F 0 ) wird von einer idealen Stromquelle mit<br />
dem Kurzschlussstrom i = dQ dt = k<br />
p<br />
⋅ dF dt die Ladung<br />
Q = k ⋅ F erzeugt, die den durch das Piezo‐Element gebildeten<br />
0 p 0<br />
Platten‐Kondensator C q auflädt. Der parallel liegende Isolationswiderstand<br />
R q des Piezo‐Elements bewirkt eine langsame Entladung<br />
des Kondensators.<br />
3. Rechts ist die Sprungantwort Qt ( ) des Piezo‐Elements auf eine<br />
sprungförmige Änderung der Kraft F( t ) von 0 auf F 0 dargestellt.<br />
Man erkennt dass die Ladung sofort auf Q0 = k<br />
p<br />
⋅ F0<br />
springt; danach entlädt sich der Kondensator C q über R q mit der<br />
Zeitkonstante τ<br />
q<br />
≡ Rq ⋅ C .<br />
q<br />
19
Beim Piezo‐Element handelt es sich also um einen Kondensator C q , der<br />
• nicht von außen, sondern<br />
• von innen<br />
in Abhängigkeit von der Kraft F aufgeladen wird, <strong>und</strong> zwar entsprechend<br />
der Beziehung Q = kp<br />
⋅ F .<br />
i<br />
q<br />
dQ dF<br />
= = kp⋅<br />
dt dt<br />
ES eines Piezo‐Elements<br />
Abbildung 105: Ersatzschaltung des Piezo-Elements.<br />
Diese Ladung führt entsprechend der Beziehung<br />
u<br />
q<br />
Q<br />
=<br />
C<br />
q<br />
Berechnung der Ausgangsspannung<br />
dafür<br />
zu einer am Kondensator C q messbaren Spannung.<br />
20
Beispiel<br />
Das Piezo‐Element bestehend aus Quarz (SiO 2 ) habe eine Querschnittsfläche<br />
von A = 10cm<br />
<strong>und</strong> eine Dicke von d = 1mm. Die dielekt‐<br />
2<br />
rische Leitfähigkeit von SiO 2 ist ε<br />
r<br />
= 5bei einem spezifischen Widerstand<br />
14<br />
von ρ = 10 Ω cm . Die Kraft ändere sich sprungförmig von 0 auf<br />
F0 = 1kN<br />
, siehe Abbildung 104. Beginnen wir mit den Elementen der<br />
Ersatzschaltung. Hier gilt<br />
Ein Beispiel<br />
d 14 0,1cm<br />
12<br />
Rq<br />
= ρ ⋅ = 10 Ωcm⋅ = 10 Ω = 1TΩ<br />
2<br />
A<br />
10cm<br />
sowie<br />
−3 2<br />
A −12<br />
C 10 m<br />
Cq<br />
= εr⋅ε0 ⋅ = 5⋅8,85⋅10 ⋅ = 44,25pF ≈44<br />
pF<br />
−3<br />
d Vm 10 m<br />
−12<br />
mit der elektrischen Feldkonstanten ε 0<br />
= 8,85⋅ 10 CVm. Bezüglich<br />
der Sprungantwort ergibt sich<br />
C<br />
0 0<br />
2,3 10 10 2,3 10<br />
N<br />
−12 3 −9<br />
Q = kp<br />
⋅ F = ⋅ ⋅ N = ⋅ C<br />
mit k aus Tabelle 4. Die Zeitkonstante berechnet sich schließlich zu<br />
p<br />
τ<br />
12 −12<br />
q<br />
Rq Cq<br />
10 44 10 F 44s<br />
≡ ⋅ ≈ Ω⋅ ⋅ = .<br />
−9<br />
Die mit einer Kraft von F0 = 1kN<br />
erzeugte eine Ladung Q0 = 2,3⋅<br />
10 C<br />
ergibt am Anfang eine messbare Spannung von<br />
Q 2,3⋅10<br />
C<br />
uq<br />
( 0)<br />
= U = = ≈52,3V<br />
.<br />
F<br />
−9<br />
0<br />
0 −12<br />
Cq<br />
44 ⋅10<br />
Diese Spannung würde allerdings durch den Isolationswiderstand von<br />
= 1TΩ entsprechend Abbildung 104 mit einer Zeitkonstante von<br />
Rq<br />
τ = 44s<br />
kontinuierlich abgebaut. So wäre z.B. nach<br />
q<br />
0,01⋅ τ q<br />
= 0,01⋅ 44s = 0,44s<br />
die Spannung um 1% von 52,3V auf ca.<br />
( τ ) ( ) ( )<br />
uq 0,01⋅ q<br />
= uq<br />
0, 44s ≈U0 ⋅ 1− 0,01 = 0,99 ⋅U0<br />
≈ 0,99 ⋅52,3V<br />
≈ 51,78V<br />
abgesunken.<br />
21
Spannungsverstärker <strong>zur</strong> Signalverarbeitung<br />
Das o.a. Beispiel zeigt, dass bei Piezo‐Elementen durchaus hohe kraftabhängige<br />
Spannungen entstehen, so dass eine Signalverarbeitung auf<br />
Basis der Spannung U plausibel erscheint, z.B. die Verwendung eines<br />
Spannungsverstärkers:<br />
Signalverarbeitung mit dem<br />
gelegentlich verwendeten<br />
Spannungsverstärker<br />
Abbildung 106: Spannungsverstärker <strong>zur</strong> Signalverarbeitung bei der<br />
piezoelektrischen Kraftmessung nach [Schrüfer].<br />
Wie die o.a. Abbildung (mit Verwendung eines nicht‐invertierenden<br />
U/U‐Verstärkers) im oberen ersten Teil zeigt, sind aufgr<strong>und</strong> des kleinen<br />
Werts von C q <strong>und</strong> des großen Werts von R q die parasitären Effekte des<br />
Anschlusskabels (C K , R K ) zu berücksichtigen. Es gilt somit für die im unteren<br />
zweiten Teil dargestellte Ersatzschaltung<br />
C = C || C = C + C R = R || R .<br />
e q K q K e q K<br />
Die o.a. Schaltung wird gelegentlich verwendet; es treten jedoch zwei<br />
Probleme auf:<br />
• Die Spannung u e <strong>und</strong> damit auch u a hängen von der in der genauen<br />
Größe an sich unbekannten Kapazität C e ab. Die wirksame<br />
Kapazität C e muss bestimmt, das Piezo‐Element <strong>und</strong> Kabel müssen<br />
i.d.R. eingemessen werden. Außerdem ist hochwertiges <strong>und</strong><br />
damit teures Kabel‐ <strong>und</strong> Steckermaterial zu verwenden.<br />
• Bei einer Kraftänderung ΔF entsteht lediglich eine dazu proportionale<br />
Ladung Δ Q = n⋅kp<br />
⋅Δ F ; diese fließ aber sukzessive <strong>und</strong><br />
irreversibel über den Widerstand R e ab. u e <strong>und</strong> damit auch u a<br />
brechen also bei statischen Konstant‐Kräften mit der Zeitkonstante<br />
τe ≡Re⋅ Ce<br />
zusammen, siehe Abbildung 104 rechts; daran<br />
Parasitärer Einfluss des Kabels<br />
Piezo‐Element <strong>und</strong> Kabel<br />
müssen eingemessen werden<br />
Ladungsabfluss über Rq<br />
ändert der Spannungsverstärker nichts. Statische Messungen<br />
(fast) konstanter Kräfte sind daher nicht möglich.<br />
22
Ladungsverstärker <strong>zur</strong> Signalverarbeitung<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat sich für viele Anwendungen folgende Schaltungsvariante<br />
durchgesetzt.<br />
dQ dF<br />
iq<br />
= = kp⋅<br />
dt dt<br />
u ≈ 0<br />
e<br />
Signalverarbeitung mit dem<br />
bevorzugt verwendeten Ladungsverstärker<br />
Abbildung 107: Ladungsverstärker <strong>zur</strong> Signalverarbeitung bei der piezoelektrischen<br />
Kraftmessung.<br />
Bei dem sogenannten Ladungsverstärker handelt es sich um einen Integrator<br />
mit Stromeingang. Unter Annahme eines idealen Kondensators<br />
in der Gegenkopplung erhalten wir<br />
Ladungsverstärker = Integrator<br />
mit Stromeingang<br />
dQ dF dua<br />
1 k<br />
p<br />
i≈ iq = = kp⋅ ≈−C ⇒ ua<br />
≈− ⋅ Q=− ⋅ F .<br />
dt dt dt C C<br />
Die im Piezo‐Element erzeugte Ladung Q wandert also zum Gegenkopplungskondensator<br />
C. Diese Ladungsverstärker‐Schaltung hat gegenüber<br />
der Spannungsverstärker‐Schaltung Abbildung 106 folgende Vorteile:<br />
• Die <strong>zur</strong> Kraft F proportionale Ausgangsspannung u a hängt nur<br />
noch von dem Gegenkopplungskondensator C ab, nicht mehr<br />
von den unbekannten <strong>und</strong> möglicherweise temperaturabhängigen<br />
Größen R q , R K , C q <strong>und</strong> C K . Das Kalibrieren (Einmessen) des<br />
Zuleitungskabels kann entfallen, man kommt ggf. mit kostengünstigerem<br />
Kabel‐ <strong>und</strong> Steckermaterial aus.<br />
• Die Spannung u e über R e <strong>und</strong> C e wird näherungsweise zu 0. Das<br />
verhindert größtenteils ein Abfließen der Ladung Q über R e . Statische<br />
Messungen (fast) konstanter Kräfte sind daher (mit gewissen<br />
Einschränkungen) möglich.<br />
Einmessen kann entfallen<br />
Ladungsabfluss wird verringert<br />
23
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche<br />
Eigenschaften<br />
Piezoelektrische Kraftaufnehmer haben u.a. folgende Eigenschaften:<br />
• Hohe Überlastbarkeit <strong>und</strong> hohe Nennkräfte. Es können Kräfte bis<br />
1MN <strong>und</strong> darüber gemessen werden.<br />
• Einsatz auch bei hohen Temperaturen möglich.<br />
• Nahezu weglose Messung. Das Auftreten des piezoelektrische Effekts<br />
benötigt praktisch keinen Weg. Daher ist eine fast weglose<br />
Messung möglich.<br />
• Sehr schnell. Der piezoelektrische Effekt ist fast ohne Trägheit.<br />
Entsprechende Kraftaufnehmer sind daher sehr schnell mit sehr<br />
hoher Eigenfrequenz. Messungen bis in den MHz‐Bereich sind<br />
möglich [Schaumbg].<br />
• Einschränkungen bei statischen Messungen. Ändert sich die<br />
Kraft minuten‐ oder gar st<strong>und</strong>enlang nicht, so kommt der Ladungsabfluss<br />
in Abbildung 107 doch zum tragen. Entsprechende<br />
statische Messungen werden daher ungenau.<br />
Einsatzbereiche<br />
Piezoelektrische Kraftsensoren werden mit Erfolg dort eingesetzt, wo es<br />
auf eine sehr schnelle Kraftmessung ankommt, z.B. zum Messen des Zylinderdrucks<br />
in Verbrennungsmotoren.<br />
Typische Eigenschaaften<br />
Einsatzbereiche<br />
Außerdem seien Beschleunigungssensoren erwähnt, mit denen eine Beschleunigung<br />
a aufgr<strong>und</strong> der Beziehung<br />
F = m⋅a ⇒ a =<br />
F<br />
m<br />
aus der Messung der Kraft F an einer seismischen Masse m ermittelt<br />
werden kann.<br />
Schließlich werden piezoelektrische Kraftsensoren auch <strong>zur</strong> Druckmessung<br />
verwendet, wie wir später noch sehen werden.<br />
Werden hinlänglich statische Kraftmessungen gefordert, bei denen die<br />
Kraft sich minuten‐ oder gar st<strong>und</strong>enlang nicht ändert, so können piezoelektrische<br />
Kraftsensoren nicht eingesetzt werden.<br />
Die i.A. aufwändige <strong>und</strong> störungsanfällige Signalverarbeitung mittels Ladungsverstärker<br />
nach Abbildung 107 führt dazu, dass piezoelektrische<br />
Kraftmessungen zwar häufiger im Laborbereich anzutreffen sind, im<br />
rauen industriellen Umfeld aber seltener anzutreffen sind.<br />
24
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für einen piezoelektrischen Kraftsensor.<br />
Ein piezoelektrischer Kraftsensor<br />
der Fa. Kistler<br />
Abbildung 108: Piezoelektrischer Kraftsensor Typ 9217A der Fa. Kistler.<br />
Kistler gibt u.a. folgende Eigenschaften für den Sensor an:<br />
• Für Zug‐ <strong>und</strong> Druckkräfte bis ±500N<br />
• Linearitätsabweichung < 0,2% vom Vollausschlag<br />
• Ansprechschwelle 10 13 Ω<br />
• Eigenfrequenz > 20kHz<br />
• Betriebstemperaturbereich ‐80 … +205°C<br />
25
Kontrollfragen<br />
1. Erläutern Sie die verschiedenen Druckarten, die mit Drucksensoren<br />
gemessen werden können.<br />
2. Wie lautet das Hookesche Gesetz für eine Schraubenfeder <strong>und</strong><br />
einen (elastischen) Festkörper.<br />
3. Erläutern Sie das Prinzip der Kraftmessung mit Biegebalken <strong>und</strong><br />
DMS in einer Viertel‐Brücke.<br />
4. Erläutern Sie das Prinzip der Kraftmessung mit Biegebalken <strong>und</strong><br />
DMS in einer Halb‐Brücke.<br />
5. Erläutern Sie das Prinzip der Kraftmessung mit Biegebalken <strong>und</strong><br />
DMS in einer Voll‐Brücke.<br />
6. Erläutern Sie Vor‐ <strong>und</strong> Nachteile bei der Verwendung von Biegebalken<br />
<strong>und</strong> DMS in Viertel‐, Halb‐ <strong>und</strong> Voll‐Brücke.<br />
7. Schildern Sie Ausführungs‐ <strong>und</strong> Bauformen sowie Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> Einsatzbereiche von DMS‐Kraftsensoren mit Federkörper.<br />
8. Erläutern Sie den piezoelektrischen Effekt.<br />
9. Erläutern Sie das Ersatzschaltbild eines Piezo‐Elements.<br />
10. Skizzieren Sie für das Piezo‐Element die Signalverarbeitung auf<br />
Basis des Spannungsverstärkers.<br />
11. Skizzieren Sie für das Piezo‐Element die Signalverarbeitung auf<br />
Basis des Ladungsverstärkers. Was ist der Vorteil gegenüber dem<br />
Spannungsverstärker?<br />
12. Schildern Sie Ausführungs‐ <strong>und</strong> Bauformen sowie Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> Einsatzbereiche von piezoelektrischen Kraftsensoren.<br />
Literatur<br />
[Gevatter]<br />
Gevatter, H.‐J.: Handbuch der <strong>Mess‐</strong> <strong>und</strong> Automatisierungstechnik.<br />
Springer‐Verlag, 1999.<br />
[Herold] Herold, Harry: Sensortechnik. Hüthig‐Veerlag, 1993.<br />
[Profos]<br />
Profos, P., Pfeifer, T.: Handbuch der industriellen Messtechnik.<br />
Oldenbourg‐Verlag, 1994.<br />
[Schaumbg] Schaumburg, H.: Sensoren. Teubner‐Verlag, 1992.<br />
[Schrüfer] Schrüfer, E.: Elektrische Messtechnik. Hanser‐Verlag, 8.<br />
Auflage, 2004.<br />
[Tränkler]<br />
Tränkler, H.‐R.: Taschenbuch der Messtechnik. Oldenbourg‐Verlag,<br />
3. Auflage, 1992.<br />
26
Druckmessung<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
Neben der Messung von Temperatur <strong>und</strong> Kraft kommt auch der Druckmessung<br />
eine sehr große technische Bedeutung zu [Schaumbg]. Anwendungen<br />
reichen von der<br />
• Meteorologie (z.B. Luftdruck),<br />
• Medizin (Blutdruck),<br />
• Motorsteuerung (Ansaugdruck, Öldruck usw.), bis hin <strong>zur</strong><br />
• Druckmessung in der Verfahrenstechnik.<br />
Unter dem Druck p versteht man die auf eine Fläche A bezogene Kraft,<br />
d.h. es gilt<br />
F<br />
p ≡ .<br />
A<br />
Verfahren <strong>zur</strong> Kraftmessung können also i.d.R. leicht <strong>zur</strong> Druckmessung<br />
verwendet werden, in dem<br />
• eine Fläche A (z.B. Membran)<br />
• dem Messdruck p<br />
ausgesetzt wird. Die Messung der Kraft F <strong>und</strong> Anwendung der Beziehung<br />
p≡ F A liefert dann indirekt den Druck p.<br />
Als Einheit für den Druck ist nach SI das Pa (für Pascal) vereinbart mit<br />
1Pa<br />
≡ 1 N .<br />
2<br />
m<br />
Für industriell übliche Drücke ist diese Einheit allerdings sehr klein. Man<br />
verwendet daher häufig<br />
5<br />
1bar<br />
≡ 10 Pa<br />
bzw.<br />
MPa Pa bar<br />
.<br />
kPa Pa mbar<br />
6<br />
1 ≡ 10 = 10<br />
3<br />
1 ≡ 10 = 10<br />
1
Man unterscheidet nach u.a. Abbildung folgende Arten von Druck:<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
Abbildung 109: Verschiedene Druckarten nach [Gevatter].<br />
1. Absolutdruck. Das ist der Druck p der absolut herrscht, also die<br />
Druckdifferenz Δp ≡ p− pref<br />
= p− 0 gegen Vakuum.<br />
2. Relativdruck. Das ist die Druckdifferenz gegen einen gegebenen<br />
Referenzdruck p , also<br />
ref<br />
Δp ≡ p− p .<br />
ref<br />
3. Atmosphärendruck. Das ist der Relativdruck gegen den örtlich<br />
vorhandenen Luftdruck (Umgebungsdruck, Atmosphärendruck<br />
p<br />
atm<br />
).<br />
4. Differenzdruck. Das ist die Differenz Δp ≡ p2− p1<br />
zwischen zwei<br />
Messdrücken.<br />
2
Druckmessung mittels Membran<br />
Für den Druck p gilt<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
F<br />
p ≡ .<br />
A<br />
Es liegt daher nahe eine Fläche A einem Druck p auszusetzen <strong>und</strong> den<br />
Druck p dann unter Anwendung der o.a. Beziehung indirekt auf Basis einer<br />
Kraftmessung zu bestimmen.<br />
Häufig werden <strong>zur</strong> Druckmessung Membranen verwendet, wobei deren<br />
elastische Verformung in Form, von<br />
• Dehnungen, <strong>und</strong><br />
• Stauchungen erfasst<br />
wird. Diese Dehnungen bzw. Stauchungen werden z.B. mittels DMS erfasst.<br />
Die so ausgeführte Druckmesstechnik kann somit als Sonderfall<br />
der Kraftmessung mit einer Membran als Federkörper aufgefasst werden.<br />
Topfmembran oder ebene Plattenfeder<br />
Die einfachste Membranart ist die Topfmembran, auch ebene Plattenfeder<br />
genannt.<br />
Abbildung 110: Prinzip der Druckmessung mit Topfmembran nach<br />
[Tränkler].<br />
3
Die o.a. Topfmembran ist eine eingespannte ebene Platte der Dicke h,<br />
die einen wirksamen Durchmesser von R aufweist. Auf die Oberseite der<br />
Membran wirkt ein gleichmäßiger Druck p, der die Membran in einen<br />
bestimmten Spannungszustand versetzt. Daraufhin verformt sich die<br />
Membran, es kommt zu<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
• radialen Dehnungenε r<br />
, <strong>und</strong><br />
• tangentialen Dehnungen ε<br />
t<br />
.<br />
Bezogen auf die Membran‐Unterseite haben ε = f ( r)<br />
<strong>und</strong> ε = f ( r)<br />
den in o.a. dargestellten Verlauf, wobei<br />
gilt. Es kommt demzufolge<br />
( ) ( )<br />
ε0 = ε 0 = ε 0<br />
r<br />
• zu radialen <strong>und</strong> tangentialen Dehnungen (Dilatationen) ε<br />
r<br />
> 0 ,<br />
ε > 0 im Bereich der Membranmitte r → 0 , <strong>und</strong><br />
t<br />
• zu radialen <strong>und</strong> tangentialen Stauchungen (Kompressionen)<br />
ε < 0 , ε < 0 im Bereich des Randes der Membran r → R.<br />
r<br />
ε<br />
r<br />
= f ( r ) <strong>und</strong><br />
t<br />
f ( r )<br />
t<br />
t<br />
ε = hängen vom Druck p ab, so dass durch Erfassen<br />
<strong>und</strong> Auswerten des Spannungszustandes der Membran der Druck p<br />
ermittelt werden kann.<br />
r<br />
t<br />
4
Messung mit DMS<br />
Zur Messung der Dehnungen in Abbildung 110 können z.B. DMS verwendet<br />
werden.<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
Dehnung<br />
(Dilatation)<br />
Stauchung<br />
(Kompression)<br />
Erfassung ε r für r→R<br />
Erfassung ε t für r→0<br />
Abbildung 111: Druckmessung mit Topfmembran <strong>und</strong> DMS nach<br />
[Tränkler].<br />
Der unten dargestellte Rosetten‐DMS beinhaltet vier verschiedene DMS,<br />
die<br />
• im Bereich der Membranmitte r → 0 die dort überwiegenden<br />
tangentialen Dehnungen (Dilatationen) ε<br />
t<br />
> 0 , <strong>und</strong><br />
• im Bereich des Randes der Membran r → R die dort betragsmäßig<br />
überwiegenden radialen Stauchungen (Kompressionen)<br />
ε<br />
r<br />
< 0<br />
erfassen. Die vier DMS werden in Äquivalenz zu Abbildung 95 in einer<br />
Voll‐Brücke verschaltet.<br />
5
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für einen DMS‐Drucksensor mit Membran.<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
Abbildung 112: DMS-Drucksensor Typ P6A der Fa. HBM.<br />
HBM gibt u.a. folgende Eigenschaften für den Sensor an:<br />
• Für Absolutdrücke bis 500bar<br />
• Linearitätsabweichung einschließlich Hysterese < ±0,2%<br />
• Genauigkeitsklasse 0,2<br />
• Eigenfrequenz ca. 13kHz (10bar) bis > 100kHz (500bar)<br />
• Nenntemperaturbereich ‐10 … +80°C<br />
6
Messung mit Wegaufnehmer<br />
Daneben kann die o.a. Topfmembran genutzt werden um den Druck<br />
über eine Wegmessung zu bestimmen.<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
Abbildung 113: Druckmessung mit Topfmembran <strong>und</strong> Wegmessung<br />
nach [Tränkler].<br />
Für den Weg x gilt nach [Tränkler]<br />
4<br />
3 2 R 1<br />
( 1 μ ) 3<br />
x = ⋅ − ⋅ ⋅ ⋅ p<br />
16 h E<br />
mit der Poisson‐Zahl μ der Topfmembran; für Stahl gilt μ ≈ 0,3. Der<br />
o.a. Zusammenhang gilt allerdings nur für kleine Ausdehnungen x, in<br />
etwa in einem Bereich 0 ≤ x ≤ h , da sich die Plattenfeder durch die auftretenden<br />
Zugspannungen versteift.<br />
Ein Beispiel für die Anwendung dieses Prinzips stellt folgender induktiver<br />
Druckaufnehmer dar.<br />
Abbildung 114: Druckmessung mit induktiver Wegmessung nach<br />
[Schrüfer].<br />
1. Die beiden Drücke p 1 <strong>und</strong> p 2 werden in getrennten Druckmesskammern<br />
mit den Membranfedern erfasst.<br />
2. Die Membranfedern sind mit der Querstange verb<strong>und</strong>en.<br />
3. Der Raum dazwischen ist mit inkompressiblem Öl gefüllt.<br />
7
4. Die auf den gemeinsamen Deckel der Topfspulen wirkende Kraft<br />
ist demzufolge<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
( )<br />
F = A⋅ p − p ;<br />
diese bewirkt eine Auslenkung<br />
1 2<br />
( )<br />
Δ x ∼ F = A⋅ p − p<br />
1 2<br />
der beiden Membranfedern. Der mit den Topfspulen <strong>und</strong> dem<br />
gemeinsamen Deckel gebildete Differential‐Queranker‐Geber<br />
wird so verstimmt.<br />
5. Mit den Federn kann der Messbereich eingestellt werden.<br />
6. Die Anschlüsse des Differential‐Queranker‐Gebers werden über<br />
diese Glasdurchführen herausgeführt.<br />
Der rechte Teil der o.a. Abbildung zeigt, wie die Signalverarbeitung in<br />
einer Wechselstrom‐Voll‐Brücke stattfindet. Für die Wechselstrombrücke<br />
gilt demzufolge<br />
( ) ( )<br />
⋅( 2<br />
−<br />
1)<br />
( )<br />
Ud Z2⋅Z3−Z1⋅Z R Z Z<br />
4<br />
1 Z2 − Z1 1 L2 − L1<br />
= = = ⋅ = ⋅ .<br />
U Z + Z ⋅ Z + Z Z + Z ⋅ 2R 2 Z + Z 2 L + L<br />
0 1 2 3 4 1 2 2 1 2 1<br />
Für die einzelnen Induktivitäten gilt<br />
so dass sich<br />
1<br />
= +Δ = ⋅ ⋅ ⋅<br />
( )<br />
2<br />
L1 L x0 x μ0<br />
N<br />
2 x<br />
0<br />
+ Δ x<br />
1<br />
= −Δ = ⋅ ⋅ ⋅<br />
( )<br />
2<br />
L2 L x0 x μ0<br />
N<br />
2 x<br />
0<br />
− Δ x<br />
1 1<br />
−<br />
Ud 1 x0 −Δ x x0<br />
+Δx 1 ( x0 +Δx) −( x0<br />
−Δx)<br />
1 Δx<br />
= ⋅ = ⋅ = ⋅<br />
U 1 1<br />
0<br />
2<br />
+<br />
2 ( x0 +Δ x) + ( x0 −Δx)<br />
2 x0<br />
x −Δ x x +Δx<br />
0 0<br />
ergibt. Somit kann durch Messung der bezogenen Diagonalspannung<br />
Ud<br />
U<br />
0 die bezogene Auslenkung Δ x x0<br />
<strong>und</strong> damit mittels<br />
A<br />
A<br />
,<br />
Δx<br />
x<br />
0<br />
( )<br />
∼ F = A⋅ p − p<br />
1 2<br />
der Differenzdruck p1− p2<br />
bestimmt werden.<br />
8
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
Entsprechend den verschiedenen für DMS <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Fertigungstechnologien<br />
stehen folgende Ausführungsformen für DMS‐<br />
Drucksensoren mit Federkörpern <strong>zur</strong> Verfügung [Gevatter]:<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
• Metallfolien‐Drucksensoren. Hier werden Metallfolien‐DMS auf<br />
die Membran aufgeklebt oder für hohe Temperaturen aufgeschweißt,<br />
siehe Abbildung 111 unten.<br />
• Dünnfilm‐Drucksensoren. Hier werden Dünnfilm‐DMS direkt auf<br />
die Membran aufgedampft <strong>und</strong> mit lithografischen Verfahren<br />
strukturiert. Membran <strong>und</strong> DMS bilden eine Einheit, was insbesondere<br />
die Geschwindigkeit der Druckmessung verbessert. Die<br />
Fertigungskosten sind allerdings ziemlich hoch.<br />
• Halbleiter‐Drucksensoren. Hier werden Halbleiter‐DMS verwendet,<br />
wobei die Membran selbst aus Silizium (Si) besteht <strong>und</strong> Bestandteil<br />
des Halbleiters ist. Entsprechende p‐ <strong>und</strong> n‐Dotierungen<br />
werden auf der Membran durchgeführt. Halbleiter‐<br />
Drucksensoren haben wesentlich größere Empfindlichkeiten als<br />
die o.a. Metall‐DMS. Halbleiter‐Drucksensoren können durch<br />
geeignete Fertigungstechniken relativ kostengünstig hergestellt<br />
werden.<br />
Metallfolien‐ <strong>und</strong> Dünnfilm‐Drucksensoren mittels Membran werden im<br />
Weiteren als Metall‐Drucksensoren oder Metall‐Druckaufnehmer bezeichnet.<br />
9
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche<br />
Eigenschaften<br />
Druckaufnehmer mit Membran haben u.a. folgende Eigenschaften<br />
[Schaumbg]:<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
• Messbereichsumfang. Handelsübliche Metall‐Druckaufnehmer<br />
decken einen Bereich von 10bar bis ca. 2000bar ab. Halbleiter‐<br />
Drucksensoren können aufgr<strong>und</strong> ihrer höheren Empfindlichkeit<br />
auch deutlich niedrigere Drücke messen. Noch geringere Drücke<br />
können gemessen werden, wenn wie in Abbildung 114 gezeigt,<br />
induktiv die Auslenkung der Membran gemessen wird [Gevatter].<br />
• Robust. Insbesondere Metall‐Druckaufnehmer sind sehr robust<br />
<strong>und</strong> daher auch für raue Umgebungsbedingungen geeignet.<br />
• Hohe Überlastbarkeit. Bei Metall‐Druckaufnehmern wird häufig<br />
ein mechanisches Gegenlager verwendet, das die Durchbiegung<br />
der Membran begrenzt, so dass diese bei einer 10%igen Überschreitung<br />
der Nennlast aufliegt. Bersten tritt häufig erst ab<br />
1000%iger Überlast oder mehr auf.<br />
• Kosten. Metall‐Druckaufnehmer sind teuer in der Fertigung <strong>und</strong><br />
daher hauptsächlich in der industriellen Messtechnik zu finden,<br />
nicht im Bereich der Konsum‐Technik. Dagegen können Halbleiter‐Druckaufnehmer<br />
günstiger hergestellt werden, so dass sie<br />
auch im Bereich der Konsum‐Technik zu finden sind.<br />
• Für statische <strong>und</strong> dynamische Messungen geeignet. Membran‐<br />
Druckaufnehmer mit DMS sind (im Gegensatz zu den später behandelten<br />
piezoelektrischen Aufnehmern) sowohl für statische<br />
als auch für dynamische Messungen uneingeschränkt einsetzbar.<br />
• Temperaturkompensation. Metall‐Druckaufnehmer <strong>und</strong> insbesondere<br />
Halbleiter‐Druckaufnehmer sind empfindlich gegen Änderungen<br />
der Temperatur. Es sind daher ggf. entsprechende<br />
Kompensationsmaßnahmen zu treffen.<br />
Einsatzbereiche<br />
Drucksensoren mit Membran werden in allen industriellen Bereichen<br />
mit Erfolg eingesetzt; Halbleiter‐Drucksensoren können so günstig gefertigt<br />
werden dass sie auch im Bereich der Konsum‐Technik eingesetzt<br />
werden.<br />
Kommt es auf eine sehr schnelle Druckmessung an, z.B. bei der Messung<br />
von Zylinderdrücken bei Verbrennungsmotoren, so sind ggf. piezoelektrische<br />
Drucksensoren zu bevorzugen, wie wir gleich sehen werden.<br />
10
Piezoelektrische Druckmessung<br />
Die vorher erläuterte Kraftmessung auf Basis des piezoelektrischen Effekts<br />
kann ebenfalls leicht <strong>zur</strong> Messung des Drucks p verwendet werden.<br />
Dabei wird die Fläche A eines Piezo‐Elements einem Druck p ausgesetzt<br />
<strong>und</strong> der Druck p dann unter Anwendung von<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
F<br />
p ≡<br />
A<br />
bestimmt. Mit<br />
Q<br />
Q= n⋅kp<br />
⋅F ⇒ F = nk ⋅<br />
p<br />
folgt daraus<br />
F 1 Q<br />
p ≡ A<br />
= A ⋅ n⋅<br />
k<br />
p<br />
.<br />
n ist die Anzahl der Elemente im Piezo‐Stapel nach Abbildung 102, k p das<br />
Piezo‐Modul oder auch Ladungskonstante des verwendeten Materials,<br />
siehe Tabelle 4.<br />
11
Ausführungs <strong>und</strong> Bauformen<br />
Folgende Abbildung zeigt den typischen Aufbau eines piezoelektrischen<br />
Drucksensors.<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
Abbildung 115: Schema eines piezoelektrischen Drucksensors.<br />
Zum Einsatz kommt in diesem Beispiel ein ungestapeltes Piezo‐Element.<br />
1. Der Druck p wird über diese Membran in eine Kraft F umgewandelt.<br />
2. Diese Spannhülse dient im Wesentlichen <strong>zur</strong> Aufnahme des Piezo‐Elements.<br />
3. Das Übergangsstück leitet die Kraft F an das Piezo‐Element weiter.<br />
4. Das Piezo‐Element.<br />
5. Ein Spiralfederkontakt <strong>zur</strong> Kontaktierung einer Ebene des Piezo‐<br />
Elements. (Die andere Ebene liegt auf Gehäusemasse.)<br />
6. Das Aufnehmergehäuse.<br />
7. Der Gewindeanschluss mit Stecker.<br />
12
Signalverarbeitung<br />
Wie schon vorher bei der Kraftmessung erläutert hat sich folgende<br />
Schaltung <strong>zur</strong> Signalverarbeitung durchgesetzt.<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
i<br />
iq = dQ = k dF dp<br />
p⋅ = kp⋅A⋅<br />
dt dt dt<br />
i<br />
u ≈ 0<br />
e<br />
-<br />
C<br />
8<br />
+<br />
R e<br />
C e<br />
+<br />
u a<br />
Piezo-Element<br />
Ladungsverstärker<br />
Abbildung 116: Ladungsverstärker <strong>zur</strong> Signalverarbeitung bei der piezoelektrischen<br />
Druckmessung.<br />
Der o.a. Ladungsverstärker ist ein Integrator mit Stromeingang. Unter<br />
Annahme eines idealen Kondensators in der Rückkopplung erhalten wir<br />
dQ dp dua<br />
1 kp<br />
⋅ A<br />
i≈ iq = = kp⋅A⋅ ≈−C ⇒ ua<br />
≈− ⋅ Q=− ⋅ p.<br />
dt dt dt C C<br />
13
Eigenschaften <strong>und</strong> Einsatzbereiche<br />
Eigenschaften<br />
Piezoelektrische Druckaufnehmer haben u.a. folgende Eigenschaften<br />
[Gevatter]:<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
• Sehr schnell. Der piezoelektrische Effekt ist fast ohne Trägheit.<br />
Entsprechende Druckaufnehmer sind daher sehr schnell mit sehr<br />
hoher Eigenfrequenz. Messungen bis in den MHz‐Bereich sind<br />
möglich [Schaumbg].<br />
• Nahezu weglose Messung. Das Auftreten des piezoelektrische Effekts<br />
benötigt praktisch keinen Weg, Daher ist eine fast weglose<br />
Messung möglich.<br />
• Hohe Überlastbarkeit <strong>und</strong> hohe Nenndrücke. Handelsübliche piezoelektrische<br />
Druckaufnehmer decken einen Druckbereich von<br />
1bar bis 5000bar ab [Profos].<br />
• Einsatz auch bei hohen Temperaturen möglich.<br />
• Einschränkungen bei statischen Messungen. Ändert sich der<br />
Druck minuten‐ oder gar st<strong>und</strong>enlang nicht, so kommt der Ladungsabfluss<br />
in Abbildung 116 doch zum tragen. Entsprechende<br />
statische Messungen werden daher ungenau.<br />
Einsatzbereiche<br />
Piezoelektrische Drucksensoren werden mit Erfolg dort eingesetzt, wo<br />
es auf eine sehr schnelle Druckmessung ankommt, z.B. bei der Messung<br />
des Zylinderdrucks bei Verbrennungsmotoren.<br />
Werden hinlänglich statische Druckmessungen gefordert, bei denen der<br />
Druck sich minuten‐ oder gar st<strong>und</strong>enlang nicht ändert, so können piezoelektrische<br />
Drucksensoren nicht eingesetzt werden.<br />
Die i.A. aufwändige <strong>und</strong> störungsanfällige Signalverarbeitung mittels Ladungsverstärker<br />
nach Abbildung 116 führt dazu, dass piezoelektrische<br />
Druckmessungen zwar häufiger im Laborbereich anzutreffen sind, im<br />
rauen industriellen Umfeld aber seltener anzutreffen sind.<br />
14
Beispiel<br />
U.a. Abbildung ist ein Beispiel für einen piezoelektrischen Drucksensor.<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
Abbildung 117: Piezoelektrischer Drucksensor Typ 6013CA der Fa.<br />
Kistler.<br />
Kistler gibt u.a. folgende Eigenschaften für den Sensor an:<br />
• Anwendungsbereich Zylinderdruckmessung<br />
• Für Drücke bis 250bar<br />
• Linearitätsabweichung 85kHz<br />
• Betriebstemperaturbereich ‐50 … +350°C<br />
15
Kontrollfragen<br />
1. Erläutern Sie das Prinzip der Druckmessung mit Membran bei<br />
Messung der Dehnung mittels DMS bzw. induktiver Wegmessung.<br />
2. Schildern Sie Ausführungs‐ <strong>und</strong> Bauformen sowie Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> Einsatzbereiche von Drucksensoren mit Membran.<br />
3. Erläutern Sie das Prinzip der piezoelektrischen Druckmessung.<br />
4. Schildern Sie Ausführungs‐ <strong>und</strong> Bauformen sowie Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> Einsatzbereiche von piezoelektrischen Drucksensoren. Wo<br />
liegen deren Vor‐ <strong>und</strong> Nachteile im Vergleich <strong>zur</strong> Druckmessung<br />
mit Membran?<br />
Literatur<br />
[Gevatter]<br />
[Profos]<br />
Gevatter, H.‐J.: Handbuch der <strong>Mess‐</strong> <strong>und</strong> Automatisierungstechnik.<br />
Springer‐Verlag, 1999.<br />
Profos, P., Pfeifer, T.: Handbuch der industriellen Messtechnik.<br />
Oldenbourg‐Verlag, 1994.<br />
[Schaumbg] Schaumburg, H.: Sensoren. Teubner‐Verlag, 1992.<br />
[Schrüfer] Schrüfer, E.: Elektrische Messtechnik. Hanser‐Verlag, 8.<br />
Auflage, 2004.<br />
[Tränkler]<br />
Tränkler, H.‐R.: Taschenbuch der Messtechnik. Oldenbourg‐Verlag,<br />
3. Auflage, 1992.<br />
16
Zeit‐ <strong>und</strong> Frequenzmessung<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
Die Zeit (Abk. t) ist eine SI‐Basisgröße, die in s gemessen wird. Zeitintervalle<br />
(bzw. Frequenzen) lassen sich mit außerordentlicher Genauigkeit<br />
messen; selbst mit einfachen, nicht temperaturstabilisierten Uhrenquarzen<br />
sind relative Genauigkeiten von 10 ‐5 möglich; durch geeignete Temperaturregelungen<br />
lassen sich die Fehler bezüglich der Temperaturdrift<br />
um drei bis vier Größenordnungen reduzieren. In speziell eingerichteten<br />
Laboratorien wir z.B. der Physikalisch‐Technischen B<strong>und</strong>esanstalt (PTB)<br />
in Braunschweig werden bei der Zeitmessung sogar Genauigkeiten von<br />
5∙10 ‐15 erzielt.<br />
1
Digitale Zeitintervallmessung<br />
Das Prinzip der digitalen Zeitintervallmessung zeigt die unten stehende<br />
Abbildung.<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
High<br />
u<br />
Δt<br />
T<br />
N<br />
Takt T<br />
u<br />
Δt<br />
Abbildung 118: Digitale Zeitintervallmessung nach [Lerch].<br />
Ein T‐Flip‐Flop öffnet zu Beginn des Zeitintervalls <strong>und</strong> schließ am Ende<br />
des Zeitintervalls ein zeitliches Tor (Gate), während dessen die Impulse<br />
eines Taktes gezählt werden. Ein Zähler zählt die Takt‐Impulse während<br />
der Tor‐Zeit aus (N X ); das Zeitintervall ergibt sich dann zu<br />
Δ t = N ⋅ T =<br />
T<br />
N<br />
f<br />
T<br />
mit der Periodendauer des Taktes T T bzw. der Taktfrequenz f T .<br />
Quantisierungsfehler<br />
Der absolute Quantisierungsfehler bei der Messung der Anzahl Takt‐<br />
Perioden beträgt Δ N = ± 1; dies übersetzt sich bezogen auf das Zeitintervall<br />
t<br />
2<br />
Δ in A ( t)<br />
ΔN<br />
1<br />
=Δ Δ = =± 1⋅ ,<br />
f f<br />
woraus sich für die absolute Abweichung (= absoluter Quantisierungsfehler)<br />
der Zeitintervallmessung<br />
ergibt.<br />
1 1 1<br />
− ≤ A≤+ ⇔ A ≤<br />
f f f<br />
T T T<br />
T<br />
T
Für die relative Abweichung (= relativer Quantisierungsfehler) ergibt<br />
sich so mit Δ= t N f<br />
<strong>und</strong> in Folge<br />
T<br />
A A A A 1 fT<br />
1<br />
a ≡ a<br />
x ≈ x = Δt ⇒ = Δt ≤ f ⋅ N = N<br />
W<br />
1 1 1<br />
a ≤ = ⋅ .<br />
N f Δ t<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
T<br />
T<br />
f ist.<br />
Der relative Quantisierungsfehler ist umso kleiner je größer der Zählerstand<br />
ist,<br />
• je größer also das Zeitintervall Δ t , oder<br />
• je größer also die Taktfrequenz T<br />
3
Digitale Frequenzmessung<br />
Bei der Zeitmessung nach Abbildung 118 handelt es sich im Prinzip um<br />
die Messung der Zeitdifferenz Δt zwischen einem Start‐ <strong>und</strong> einem<br />
Stopp‐Ereignis. Bei der digitalen Frequenzmessung hingegen wird die<br />
Frequenz eines analogen, periodischen Signals ermittelt.<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
Schmitt-Trigger<br />
u<br />
T p<br />
N<br />
Takt T*<br />
Frequenzteiler<br />
High<br />
T T<br />
Takt T<br />
Abbildung 119: Digitale Frequenzmessung nach [Lerch].<br />
In der o.a. Abbildung wird das periodische Signal u über einen Schmitt‐<br />
Trigger in ein periodisches Rechtecksignal gewandelt, deren Anzahl Perioden<br />
N während einer Tor‐Zeit T T gemessen werden. Die Tor‐Zeit (=<br />
Periodendauer des Taktes T) wird üblicherweise aus einem Takt T* sowie<br />
einem Frequenzteiler N ref abgeleitet. Es ergibt sich so<br />
T<br />
p<br />
TT<br />
1 N<br />
= ⇒ f ≡ = .<br />
N T T<br />
p<br />
T<br />
Quantisierungsfehler<br />
Der absolute Quantisierungsfehler bei der Messung der Anzahl <strong>Mess‐</strong><br />
Perioden beträgt Δ N = ± 1; dies übersetzt sich bezogen auf die Frequenz<br />
f in ΔN<br />
1<br />
A=Δ f = =± ,<br />
T T<br />
woraus sich für die absolute Abweichung (= absoluter Quantisierungsfehler)<br />
der Frequenzmessung<br />
4<br />
1 1 1<br />
− ≤ A≤+ ⇔ A ≤<br />
T T T<br />
T<br />
T T T<br />
ergibt. Für die relative Abweichung (= relativer Quantisierungsfehler)<br />
ergibt sich so mit f = NT<br />
T<br />
A A A A 1 TT<br />
1<br />
a ≡ ≈ = ⇒ a = ≤ ⋅ =<br />
x x f f T N N<br />
W<br />
T<br />
T
<strong>und</strong> in Folge<br />
1 1 1<br />
a ≤ = ⋅ .<br />
N T f<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
T<br />
T ist.<br />
Der relative Quantisierungsfehler ist umso kleiner je größer der Zählerstand<br />
ist,<br />
• je größer also die <strong>Mess‐</strong>Frequenz f , oder<br />
• je größer also die Torzeit<br />
T<br />
5
Digitale Periodendauermessung<br />
Bei der digitalen Periodendauermessung wird die Periodendauer eines<br />
analogen, periodischen Signals ermittelt. Die Schaltung entspricht weitestgehend<br />
der Schaltung der digitalen Zeitintervallmessung Abbildung<br />
118.<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
Takt T<br />
N<br />
u<br />
u p<br />
High<br />
Reset R<br />
T p<br />
u<br />
u R<br />
T<br />
Abbildung 120: Digitale Periodendauermessung nach [Lerch]..<br />
Das analoge, periodische Signal u wird über einen Schmitt‐Trigger in ein<br />
periodisches Rechtecksignal u R der Periodendauer T p gewandelt. Dieses<br />
steuert eine Kombination aus zwei T‐Flip‐Flops an, die für eine Periode<br />
den Eingang eines Zählers zwecks Zählung eines Taktes öffnet. Es gilt<br />
dann<br />
T<br />
p<br />
N<br />
= N ⋅ TT<br />
= .<br />
f<br />
T<br />
Mit Aktivierung der Reset‐Leitung werden Flip‐Flop <strong>und</strong> Zähler <strong>zur</strong>ückgesetzt,<br />
der Vorgang kann von vorne beginnen.<br />
Quantisierungsfehler<br />
Bezüglich des Quantisierungsfehlers können die Ergebnisse der Zeitintervallmessung<br />
unverändert übernommen werden. Es gilt also für die<br />
absolute Abweichung (= absoluter Quantisierungsfehler) der Periodendauermessung<br />
1 1 1<br />
− ≤ A≤ + ⇔ A ≤ ,<br />
f f f<br />
T T T<br />
6
für die relative Abweichung (= relativer Quantisierungsfehler) gilt mit<br />
T = N f<br />
p<br />
T<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
a<br />
≤<br />
1<br />
N<br />
<strong>und</strong> in Folge<br />
a<br />
1 1 1<br />
≤ = ⋅ .<br />
N f T<br />
T<br />
p<br />
Der relative Quantisierungsfehler ist umso kleiner je größer der Zählerstand<br />
ist,<br />
• je größer also die Periodendauer T<br />
p<br />
, oder<br />
• je größer also die Taktfrequenz f ist. T<br />
Frequenzmessung via Periodendauermessung<br />
Bei kleinen <strong>Mess‐</strong>Frequenzen f wird die relative Abweichung<br />
a<br />
1 1 1<br />
≤ = ⋅<br />
N T f<br />
T<br />
der digitalen Frequenzmessung nach Abbildung 119 sehr groß; hier bietet<br />
sich die Messung der Periodendauer T p mit Abbildung 120 <strong>und</strong> Verwendung<br />
von f = 1 T p<br />
an. Dann gilt für die relative Abweichung<br />
a<br />
1 1 1 1<br />
≤ = ⋅ = ⋅ f ;<br />
N f T f<br />
T p T<br />
sie wird für kleiner werdende <strong>Mess‐</strong>Frequenz immer kleiner.<br />
a<br />
≤ 1 1<br />
T<br />
⋅ 1<br />
T<br />
f<br />
a ≤<br />
f<br />
T<br />
⋅ f<br />
10 -0 0,1 10<br />
Frequenzmessung<br />
10 -2<br />
a max<br />
10 -4<br />
10 -6<br />
10 -8<br />
Periodendauermessung<br />
T T =0,1s<br />
T T =1s<br />
T T =10s<br />
1 10 2 10 3 10 4 10 5 10 6 10 7<br />
f/Hz<br />
Abbildung 121: Auswahl der Frequenzmesstechnik.<br />
7
Die o.a. Abbildung zeigt die maximale relative Abweichung a max bei<br />
• der direkten Messung der Frequenz mit der Schaltung Abbildung<br />
119 (Frequenzmessung) mit Torzeiten von 0,1s , 1s <strong>und</strong> 10s ,<br />
<strong>und</strong><br />
• der indirekten Messung der Frequenz via Periodendauer mittels<br />
Abbildung 120 bei einer exemplarischen Taktfrequenz von<br />
fT<br />
= 10MHz<br />
.<br />
Nicht im WS 2008/2009<br />
Wir erkennen, dass z.B. bei einer Torzeit von 0,1s bis zu einer Messfrequenz<br />
von f = 10kHz<br />
die Periodendauermessung günstiger ist; ab dieser<br />
Frequenz empfiehlt sich eine Frequenzmessung nach Abbildung 119.<br />
8
Kontrollfragen<br />
1. Erläutern Sie das Prinzip der digitalen Zeitintervallmessung. Welchen<br />
Einfluss haben Zeitintervall (Messgröße) <strong>und</strong> Taktfrequenz?<br />
2. Erläutern Sie das Prinzip der digitalen Frequenzmessung. Welchen<br />
Einfluss haben Frequenz (Messgröße) <strong>und</strong> Torzeit?<br />
3. Erläutern Sie das Prinzip der digitalen Periodendauermessung.<br />
Welchen Einfluss haben Periodendauer (Messgröße) <strong>und</strong> Taktfrequenz?<br />
Literatur<br />
[Lerch] Lerch, R.: Elektrische Messtechnik. Springer‐Verlag, 1996.<br />
9