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Radioaktivität in der Schule - Abteilung Königsmann - Albert ...

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Wissenschaftliche Arbeit<br />

für das Staatsexamen im Fach Physik<br />

<strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

–<br />

Experimente im Physikunterricht<br />

vorgelegt von<br />

Al<strong>in</strong>a Renner<br />

Angefertigt bei<br />

Prof. Dr. Horst Fischer<br />

7. Dezember 2012<br />

Physikalisches Institut<br />

<strong>Albert</strong>-Ludwigs-Universität Freiburg


Inhaltsverzeichnis<br />

1 E<strong>in</strong>leitung 1<br />

2 Physikalische Grundlagen 3<br />

2.1 <strong>Radioaktivität</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.1.1 Radioaktive Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.1.2 Künstliche und natürliche Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.2 Zerfälle radioaktiver Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.2.1 Das Zerfallsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.2.2 Zerfalls- bzw. Strahlungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.2.3 Unterscheidung <strong>der</strong> Zerfallsarten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis . . . . . . . . . . 19<br />

2.3 Reichweite und Absorption von Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.3.1 α-Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.3.2 β-Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.3.3 γ-Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.4 Anwendung radioaktiver Elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

2.5 Ionisierende Strahlung und ihre Wirkung - Strahlenschutz . . . . . . . 27<br />

2.5.1 Strahlenbelastung des Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

2.5.2 Dosimetrie - Dosismessgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

2.5.3 Schäden im Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

2.5.4 Strahlenschutzverordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

2.6 Statistische Streuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

2.6.1 Wichtige Begriffe aus <strong>der</strong> Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

2.6.2 Gaußsche Normalverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

2.6.3 Poisson-Verteilung als Grenzwert <strong>der</strong> B<strong>in</strong>omialverteilung . . . . 37<br />

2.6.4 Gaußsche Normalverteilung als Grenzfall <strong>der</strong> Poissonverteilung . 39<br />

3 Der Versuchsaufbau 41<br />

3.1 Das Geiger-Müller-Zählrohr, 45 mm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

3.2 Der Digitalzähler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

3.3 Sensor-Cassy 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

3.4 Die GM-Box . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

3.5 Erster Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

3.6 Zweiter Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

3.7 Versuchsvorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

3.8 Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

3.8.1 Zimmerwände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47


3.8.2 Zigarettentabak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

3.8.3 Glasscheibe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

3.8.4 Radon im Keller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

4 Messungen und Auswertungen 51<br />

4.1 Untergrundmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

4.2 Messungen mit dem ersten Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

4.2.1 Zimmerwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

4.2.2 Glasscheibe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

4.2.3 Zigarettentabak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

4.2.4 Radon im Keller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

4.3 Berücksichtigung <strong>der</strong> Totzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

4.4.1 Statistische Streuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

4.4.2 Absorption von Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

4.5 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

5 Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> den Schulunterricht 81<br />

6 Versuchsanleitung für das Demonstrationspraktikum 85<br />

7 Schlusswort 101<br />

Literaturverzeichnis 103<br />

Anhang 107<br />

Betriebsanleitung des Geiger-Müller-Zählrohrs . . . . . . . . . . . . . . . . . 107<br />

Gebrauchsanweisung <strong>der</strong> GM-Box . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109


1 E<strong>in</strong>leitung<br />

In <strong>Schule</strong>n und schulähnlichen E<strong>in</strong>richtungen gilt beim Umgang mit radioaktiven Stoffen<br />

1 die aktuelle Strahlenschutzverordnung vom Jahr 2001, die vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

erlassen wurde [1]. Danach braucht jede <strong>Schule</strong> für den Betrieb bzw. Weiterbetrieb<br />

von Vorrichtungen, die für Unterrichtszwecke und für den Umgang mit radioaktiven<br />

Stoffen gedacht s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en Strahlenschutzbeauftragten, welcher e<strong>in</strong>e Lehrkraft <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> se<strong>in</strong> muss und vom Schulleiterfür diesen Zweck entpflichtet wird. Der Strahlenschutzbeauftragte<br />

hat unter an<strong>der</strong>em dafür Sorge zu tragen, dass Schüler 2 unter 16<br />

Jahren ke<strong>in</strong>en Umgang mit genehmigungsbedürftigen radioaktiven Stoffen pflegen und<br />

Schüler über 16 nur <strong>in</strong> Anwesenheit des Strahlenschutzbeauftragten beim Umgang mit<br />

genehmigungsbedürftigen radioaktiven Stoffen mitwirken dürfen. Lehrkräfte, die ke<strong>in</strong>e<br />

Strahlenschutzbeauftragte s<strong>in</strong>d, dürfen im Unterricht nur dann radioaktive Stoffe<br />

verwenden, wenn sie zuvor von e<strong>in</strong>em Strahlenschutzbeauftragten unterwiesen worden<br />

s<strong>in</strong>d. Die Mitwirkung von Schülern ist im Unterricht dieser Lehrkräfte allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht zulässig. Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d diese Maßnahmen selbstverständlich notwendig, um die<br />

Risiken für die Schüler aufgrund falscher o<strong>der</strong> unvorsichtiger Handhabung von radioaktiven<br />

Präparaten zu m<strong>in</strong>imieren. Zum an<strong>der</strong>en wird die Gestaltung des Unterrichts<br />

zum Thema <strong>Radioaktivität</strong> durch diese Maßnahmen erheblich e<strong>in</strong>geschränkt. Denn<br />

die Schüler erhalten ke<strong>in</strong>e Möglichkeit zu diesem Thema selbstständig Erkenntnisse<br />

zu gew<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie erarbeitete <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis 3 eigenständig, etwa an<br />

Hand von Experimenten und Messungen, nachzuvollziehen. Aber gerade Experimente<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil des Physikunterrichts und dienen dazu, dass das theoretisch<br />

erworbene Wissen bei den Schülern gefestigt wird. H<strong>in</strong>zu kommt, dass zum e<strong>in</strong>en<br />

die Lagerung und Sicherung radioaktiver Stoffe durch die Strahlenschutzverordnung<br />

streng geregelt s<strong>in</strong>d und zum an<strong>der</strong>en, die Umhüllung bei umschlossenen radioaktiven<br />

Stoffen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal jährlich von e<strong>in</strong>er dafür zuständigen Behörde gewartet und<br />

auf Unversehrtheit und Dichtheit überprüft werden muss. All das führt dazu, dass an<br />

den meisten <strong>Schule</strong>n ke<strong>in</strong>e radioaktiven Stoffe mehr vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

Die Regelung, dass Lehramtstudierende des Faches Physik laut Prüfungsordnung<br />

während ihres Studiums e<strong>in</strong>en ”Kurs zur Durchführung von Demonstrationsversuchen”<br />

absolvieren müssen, gibt es bereits seit dem Jahr 2003 [2]. Diese Regelung wurde<br />

1 Mit ”Radioaktiven Stoffen” s<strong>in</strong>d alle radioaktiven Materialien geme<strong>in</strong>t, die wegen ihrer <strong>Radioaktivität</strong><br />

für Unterrichtszwecke verwendet werden, unabhängig von ihrer Aktivität und Form.<br />

2 Aus sprachlichen Gründen wird im Folgenden nur die männliche Form verwendet. Die weiblichen<br />

Leser werden dafür um Verständnis gebeten.<br />

3 Damit s<strong>in</strong>d beispielsweise Praktika o<strong>der</strong> Unterrichtse<strong>in</strong>heiten geme<strong>in</strong>t, <strong>in</strong> denen die Schüler<br />

selbstständig arbeiten/forschen dürfen.<br />

1


1 E<strong>in</strong>leitung<br />

notwendig als das Referendariat aufgrund des e<strong>in</strong>geführten Schulpraxissemester von<br />

24 auf 18 Monate gekürzt wurde und die Demonstrationsexperimente, die bisher Teil<br />

<strong>der</strong> Begleitveranstaltungen während des Referendariats waren, entfielen. Da solche Experimente<br />

jedoch für e<strong>in</strong>en zeitgemäßen und abwechslungsreichen Unterricht wichtig<br />

s<strong>in</strong>d und diesen <strong>in</strong>teressant und lebendig machen, wurden die Demonstrationsversuche<br />

im W<strong>in</strong>tersemester 2004/05 zunächst im Rahmen <strong>der</strong> Vorlesung ”E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die<br />

Physik mit Experimenten für Mediz<strong>in</strong>er und Pharmazeuten” von Prof. Dr. Fischer<br />

angeboten und durchgeführt. Im W<strong>in</strong>tersemester 2006/07 und 2007/08 wurde diese<br />

Vorlesung ebenfalls von Prof. Dr. Fischer und Dr. Salm an <strong>der</strong> Pädagogischen Hochschule<br />

Freiburg als ” Experimentalpraktikum für Lehramtstudierende” angeboten. Für<br />

das W<strong>in</strong>tersemester 2008/09 wurde mit Hilfe von Frau Schmid, Herr Schnei<strong>der</strong> und<br />

Frau Patzner (Lehramtstudenten des Faches Physik) im Rahmen <strong>der</strong> Wissenschaftlichen<br />

Arbeit zur Zulassung zum 1. Staatsexamen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Prof. Dr.<br />

Fischer und Dr. Salm das Demonstrationspraktikum e<strong>in</strong>gerichtet. Dieses wird <strong>in</strong> dieser<br />

Form jedes W<strong>in</strong>tersemester angeboten und genügt den Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e qualitativ<br />

hochwertige Lehrerausbildung. In diesem Praktikum sollen die Studierenden die<br />

Bedienung <strong>der</strong> unterschiedlichen Experimentiergeräte und den methodisch s<strong>in</strong>nvollen<br />

E<strong>in</strong>satz von verschiedenen Medien e<strong>in</strong>üben, sowie lernen schulübliche Experimente zu<br />

verschiedenen Bereichen <strong>der</strong> Physik selbstständig aufzubauen und durchzuführen.<br />

Diese Arbeit soll das Angebot an Versuchen des Demonstrationspraktikums zum<br />

Thema ”<strong>Radioaktivität</strong>” im Bereich <strong>der</strong> Kernphysik erweitern, mit dem Ziel, dass die<br />

Lehramtstudenten als angehende Lehrer den Schülern dieses Thema näher br<strong>in</strong>gen und<br />

sie für radioaktive Strahlung im eigenen Umfeld sensibilisieren können ohne dabei von<br />

radioaktiven Präparaten Gebrauch zu machen, die nach <strong>der</strong> aktuellen Strahlenschutzverordnung<br />

genehmigungsbedürftig s<strong>in</strong>d und, wie oben beschrieben, die Gestaltung<br />

des Unterrichts e<strong>in</strong>schränken.<br />

2


2 Physikalische Grundlagen<br />

2.1 <strong>Radioaktivität</strong><br />

Im Jahre 1896 stellte Anto<strong>in</strong>e Henry Becquerel 1 fest, dass Uransalze Strahlen aussenden,<br />

die den von Wilhelm C. Röntgen 2 kürzlich entdeckten Röntgenstrahlen sehr<br />

ähnelten [3]. Fasz<strong>in</strong>iert von <strong>der</strong> Entdeckung Becquerels erforschte Marie Curie 3 zusammen<br />

mit ihrem Mann Pierre Curie 4 diese bislang noch nicht bekannte Strahlung. Marie<br />

Curie war die Erste, die den Begriff radioaktiv (lat. radius, Strahl) verwendete, um<br />

Elemente zu beschreiben, <strong>der</strong>en Atomkerne <strong>in</strong>stabil s<strong>in</strong>d und die unter Abgabe ionisieren<strong>der</strong><br />

Strahlung spontan zerfallen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> energetisch günstigere Zustände übergehen.<br />

A. H. Becquerel erhielt 1903 zusammen mit Pierre und Marie Curie für die Endeckung<br />

des Elements Radium und für ihre Forschungen über radioaktive Stoffe den Nobelpreis<br />

für Physik [4].<br />

Abb. 2.1: Henry Becquerel, Marie und Pierre Curie [5].<br />

1 Anto<strong>in</strong>e Henry Becquerel (1852-1908) war e<strong>in</strong> französischer Physiker.<br />

2 Wilhelm C. Röntgen (1845-1923) war e<strong>in</strong> deutscher Physiker.<br />

3 Marie Curie (1867-1934) erhielt Nobelpreise für Physik, Chemie und weitere Forschungen.<br />

4 Pierre Curie (1859-1906) war e<strong>in</strong> französcher Physiker.<br />

3


2 Physikalische Grundlagen<br />

2.1.1 Was s<strong>in</strong>d radioaktive Stoffe?<br />

E<strong>in</strong> Atomkern setzt sich aus sogenannten Nukleonen (Kernbauste<strong>in</strong>e; lat. nukleus,<br />

Kern) zusammen. Diese werden unterteilt <strong>in</strong> Z positiv geladene Protonen und N neutrale<br />

Neutronen, die nahezu gleiche Masse haben. Die Anzahl <strong>der</strong> Protonen Z im<br />

Atomkern wird Kernladungszahl genannt und bestimmt die Eigenschaften und das<br />

chemische Verhalten des Elements. Im Periodensystem heißt Z Ordnungszahl und die<br />

Summe <strong>der</strong> Protonen und Neutronen (Z+N) e<strong>in</strong>es Kerns, also die Gesamtzahl <strong>der</strong><br />

Nukleonen im Kern, wird Massenzahl A genannt. Durch die Angabe von zwei <strong>der</strong> drei<br />

Zahlen Z, A und N ist e<strong>in</strong> Nuklid (wird weiter unten erklärt) e<strong>in</strong>deutig bestimmt.<br />

Elemente mit gleicher Kernladungszahl Z, aber unterschiedlicher Massenzahl A, bezeichnet<br />

man als Isotope, solche mit verschiedener Ordnungszahl Z, aber gleicher Massenzahl<br />

Isobare. Isotope und Isobare werden zusammenfassend als Nuklid (Kernart)<br />

bezeichnet. Es gibt mehr als tausend verschiedene Kerne, da im Allgeme<strong>in</strong>en zu je<strong>der</strong><br />

Kernladungszahl mehrere Isotope existieren. Dabei wird unterschieden zwischen<br />

stabilen und <strong>in</strong>stabilen Kernen [6]. E<strong>in</strong> Isotop gilt als stabil, wenn se<strong>in</strong>e Lebensdauer<br />

wesentlich größer ist als das Alter unseres Sonnensystems. Atomkerne, die spontan,<br />

also ohne äußeren Anlass zerfallen, werden als <strong>in</strong>stabil bezeichnet und radioaktiv genannt.<br />

Bei diesen f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Kernumwandlung statt, bei <strong>der</strong> ionisierende Strahlung<br />

<strong>in</strong> Form von Teilchen (siehe Kapitel 2.2) emittiert wird, <strong>der</strong>en Energie von <strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />

Kernumwandlung freiwerdenden B<strong>in</strong>dungsenergie <strong>der</strong> Nukleonen herrührt [7]. Radioaktive<br />

Stoffe können natürlichen o<strong>der</strong> künstlichen Ursprungs se<strong>in</strong>.<br />

2.1.2 Was s<strong>in</strong>d natürliche, was künstliche radioaktive Quellen?<br />

Radioaktive Elemente, also <strong>in</strong>stabile Nuklide, können <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur vorkommen o<strong>der</strong><br />

künstlich erzeugt werden [8].<br />

Künstliche Radionuklide können im Wesentlichen auf zwei Arten erzeugt werden, durch<br />

Kernreaktionen o<strong>der</strong> <strong>in</strong>duzierte Kernspaltungen, wie etwa bei <strong>der</strong> Energiegew<strong>in</strong>nung<br />

<strong>in</strong> Kernreaktoren. Während bei Kernreaktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die Neutronen- o<strong>der</strong> die<br />

Protonenzahl <strong>der</strong> Mutterkerne erhöht wird, wird bei <strong>der</strong> Kernspaltung, wie <strong>der</strong> Begriff<br />

schon sagt, e<strong>in</strong>e Spaltung des Kerns, meist durch Neutronenzufuhr, ausgelöst.<br />

Mittels Beschuss durch schwere Ionen können auch überschwere Elemente, sogenannte<br />

Transurane, erzeugt werden, die bevorzugt spontan spalten. Die aus <strong>der</strong> Kernspaltung<br />

entstehenden Spaltprodukte (Fragmente) werden nach Aufarbeitung als Strahler für<br />

Mediz<strong>in</strong> und Technik e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Natürliche Radionuklide werden <strong>in</strong> zwei Gruppen unterteilt, die primordialen (lat.<br />

uranfänglich, aus <strong>der</strong> Urzeit stammend) und die kosmogenen. Die primordialen Radionuklide<br />

haben sehr lange Lebensdauern und s<strong>in</strong>d bereits seit <strong>der</strong> Erdentstehung<br />

vorhanden, also seit etwa 4,5 Milliarden Jahren. Ihre Massenzahlen liegen zwischen<br />

A = 40 und etwa A = 240, wobei die meisten schwerer als Blei (A = 206) s<strong>in</strong>d. Bei den<br />

schweren Nukliden handelt es sich vor allem um Isotope von Uran sowie se<strong>in</strong>e Zerfallsprodukte<br />

(siehe Abbildung 2.2), die überwiegend an Bleilagerstätten zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

4


2.2 Zerfälle radioaktiver Stoffe<br />

Das leichte Radionuklid Kalium K-40 hat e<strong>in</strong>e vergleichsweise kurze Lebensdauer 5 ist<br />

aber sehr bedeutsam, da es am menschlichen Stoffwechsel beteiligt ist.<br />

Kosmogenen Radionuklide s<strong>in</strong>d, wie die Bezeichnung schon sagt, kosmischen Ursprungs<br />

und entstehen immer wie<strong>der</strong> neu <strong>in</strong> den oberen Schichten <strong>der</strong> Erdatmosphäre. Ihre Lebensdauer<br />

ist wesentlich kürzer als die <strong>der</strong> primordialen Radionuklide. Der wichtigste<br />

Vertreter dieser Gruppe ist das Kohlenstoffisotop C-14, das e<strong>in</strong>e Halbwertszeit von<br />

5730 Jahren hat und <strong>in</strong> das stabile Tochternuklid N-14 zerfällt. Da <strong>der</strong> radioaktive<br />

Kohlenstoff von allen lebenden Organismen aufgenommen wird, spielt es vor allem bei<br />

<strong>der</strong> Altersbestimmung durch die Radiokarbonmethode(siehe Kapitel 2.4) e<strong>in</strong>e große<br />

Rolle.<br />

Abb. 2.2: Nuklidkarte <strong>der</strong> Uran-Radium-Zerfallsreihe mit Endprodukt Blei [9].<br />

2.2 Zerfälle radioaktiver Stoffe<br />

Der Zerfall e<strong>in</strong>es radioaktiven Kerns tritt stochastisch auf. Folglich kann man nicht<br />

genau vorhersagen zu welchem genauen Zeitpunkt dieser Kern zerfallen, sich also <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Kern umwandeln, wird. Betrachtet man aber e<strong>in</strong>e große Anzahl von<br />

Teilchen, so lässt sich beobachten, dass radioaktive Prozesse e<strong>in</strong>em Exponentialgesetz,<br />

dem sogenannten Zerfallsgesetz folgen, welches für den α-, β- und γ-Zerfall (Kapitel<br />

2.2.2) gleichermaßen gilt.<br />

5 Die Halbwertszeit von Kalium K-40 beträgt T 1/2 = 1,28 · 10 9 a. Das ist die Zeit, nach <strong>der</strong> die Hälfte<br />

aller vorhandenen Mutterkerne zerfallen ist. (vergleiche Kapitel 2.2)<br />

5


2 Physikalische Grundlagen<br />

2.2.1 Das Zerfallsgesetz<br />

Bei Zerfallsprozessen geht e<strong>in</strong> <strong>in</strong>stabiler Mutterkern unter Emission von Teilchen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en Tochterkern über [3]. Betrachtet man e<strong>in</strong>e Gruppe von N <strong>in</strong>stabilen Mutterkernen,<br />

so ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit λ, dass e<strong>in</strong> Kern diese Gruppe pro Zeite<strong>in</strong>heit<br />

verlässt, für alle Kerne gleich groß. Nämlich<br />

λ = dP<br />

dt . (2.1)<br />

λ wird Zerfallskonstante o<strong>der</strong> Zerfallswahrsche<strong>in</strong>lichkeit pro Sekunde genannt.<br />

Die Anzahl (-dN) <strong>der</strong> Kerne, die pro Zeitschritt dt zerfallen, ist proportional zu <strong>der</strong><br />

Anzahl <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe zur Zeit t noch vorhandenen Mutterkerne N:<br />

−dN<br />

dt<br />

∼ N . (2.2)<br />

Die Größe −dN<br />

dt<br />

wird Aktivität A(t) des radioaktiven Materials genannt. Also:<br />

A(t) ∼ N . (2.3)<br />

Die Proportionalitätskonstante dieser Beziehung ist gerade die Zerfallskonstante λ.<br />

Folglich gilt:<br />

−dN<br />

= λN . (2.4)<br />

dt<br />

Das bedeutet, dass je größer die Zerfallswahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es Kerns pro s und die<br />

Anzahl <strong>der</strong> nicht zerfallenen Kerne ist, umso größer die Aktivität.<br />

Die E<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Aktivität, also <strong>der</strong> Zerfall pro Sekunde, wird <strong>in</strong> Becquerel (Bq) gemessen:<br />

[A(t)] = 1 s −1 = 1 Bq . (2.5)<br />

Früher war die Angabe <strong>der</strong> Aktivität <strong>in</strong> Curie 6 (Ci) üblich, wobei die Umrechnung<br />

gilt. Durch Integration <strong>der</strong> Differentialgleichung (2.4)<br />

1 Ci = 3,7 · 10 10 Bq (2.6)<br />

∫ N(t)<br />

N 0<br />

∫<br />

dN<br />

t<br />

N = − λdt (2.7)<br />

lässt sich die Anzahl <strong>der</strong> Mutterkerne N(t), die zur Zeit t noch nicht zerfallen s<strong>in</strong>d,<br />

berechnen. Das Zerfallsgesetz radioaktiver Kerne lautet nun:<br />

0<br />

N(t) = N 0 · e −λt = N 0 · e − t τ (2.8)<br />

6 Curie war bis 1985 die E<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Aktivität, und gab die Anzahl <strong>der</strong> Zerfälle <strong>in</strong> 1 g Radium an.<br />

6


2.2 Zerfälle radioaktiver Stoffe<br />

Mit<br />

N 0 : Anzahl <strong>der</strong> Mutterkerne zum Zeitpunkt t = 0<br />

N(t) : Anzahl <strong>der</strong> Mutterkerne zum Zeitpunkt t<br />

τ = 1 λ<br />

: mittlere Lebensdauer <strong>der</strong> Kerne<br />

Die mittlere Lebensdauer τ ergibt sich aus<br />

〈t〉 =<br />

∫ ∞<br />

0<br />

t · N(t)dt<br />

∫ ∞<br />

0<br />

N(t)dt<br />

= · · · =<br />

[<br />

−tτe −t/τ − τ 2 e −t/τ] ∞<br />

[−τe −t/τ ] ∞ 0<br />

0<br />

= τ . (2.9)<br />

Ist also gerade <strong>der</strong> gewichtete Mittelwert 〈t〉 aller tatsächlichen Lebensdauern t <strong>der</strong><br />

Mutterkerne.<br />

Um e<strong>in</strong>e radioaktive Substanz zu charakterisieren, wird die Halbwertszeit T 1/2 angegeben,<br />

die sich mit Hilfe des Zerfallsgesetzes zu<br />

T 1/2 = ln2<br />

λ<br />

= τ · ln2 (2.10)<br />

ergibt. Nach Ablauf dieser Zeit ist die Hälfte aller anfangs vorhandenen Mutterkerne<br />

zerfallen.<br />

2.2.2 Zerfalls- bzw. Strahlungsarten<br />

Radioaktive Elemente können drei Arten von Kernstrahlung, die sogenannten Zerfallsarten,<br />

aufweisen, welche nach den ersten drei Buchstaben α, β und γ des griechischen<br />

Alphabets benannt wurden. Über diese drei Strahlenarten, welche sich aufgrund ihrer<br />

Ablenkungen im Magnetfeld (siehe Kaptitel 2.2.3) unterscheiden lassen, gehen <strong>in</strong>stabile<br />

Kerne <strong>in</strong> stabilere Kerne o<strong>der</strong> energetisch günstigere Zustände über.<br />

Der α-Zerfall<br />

Abb. 2.3: Emission e<strong>in</strong>es α-Teilchens [10] (rot: Protonen; grau: Neutronen).<br />

7


2 Physikalische Grundlagen<br />

α-Teilchen s<strong>in</strong>d zweifach positiv geladene Heliumkerne 4 2He und werden beim α-Zerfall<br />

emittiert (siehe Abbildung 2.3). Die allgeme<strong>in</strong>e Reaktionsgleichung für e<strong>in</strong>en Kern K 1<br />

(Mutterkern), <strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kern K 2 (Tochterkern) unter Abstrahlung e<strong>in</strong>es α-Teilchens<br />

zerfällt, lautet [3]:<br />

A<br />

ZK 1 −→ A−4<br />

Z−2 K 2 + 4 2 He + ∆E . (2.11)<br />

Aus <strong>der</strong> Nuklidkarte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 2.2 lässt sich zum Beispiel folgende Reaktion<br />

für den Zerfall des Uranisotops U-234 (T 1/2 = 2, 455 · 10 5 a) <strong>in</strong> das Thoriumnuklid<br />

Th-230 ablesen:<br />

234<br />

92 U → 230<br />

90 Th + 4 2 He + ∆E . (2.12)<br />

Dabei stellt ∆E die beim Zerfall frei werdende B<strong>in</strong>dungsenergie dar, mit <strong>der</strong> das<br />

α-Teilchen <strong>in</strong> den Mutterkern e<strong>in</strong>gebunden war [7]. ∆E ist positiv, da sonst ke<strong>in</strong>e Reaktion<br />

möglich wäre. Die k<strong>in</strong>etische Energie des α-Teilchens E k<strong>in</strong>,α ist jedoch kle<strong>in</strong>er<br />

als ∆E, da e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungsenergie als k<strong>in</strong>etische Energie an den Tochterkern<br />

abgegeben wird und von dem Anfangs- und Endzustand des Mutterkerns abhängt.<br />

Mutterkern und Tochterkern können angeregte o<strong>der</strong> nicht angeregte Zustände besitzen<br />

[6]. Zerfällt beispielsweise <strong>der</strong> Mutterkern, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angeregten Zustand<br />

bef<strong>in</strong>det, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tochterkern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nicht angeregten Zustand, so ist die k<strong>in</strong>etische<br />

Energie E α des α-Teilchens größer als beim Übergang von e<strong>in</strong>em nicht angeregten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en angeregten Zustand (vergleiche Abbildung 2.4: Zerfall des Astat-Isotops).<br />

Energiespektrum des α-Zerfalls<br />

In jedem Fall besitzt E α e<strong>in</strong>en diskreten Wert. Das bedeutet, dass die Energieanalyse<br />

des α-Teilchens e<strong>in</strong> diskretes L<strong>in</strong>ienspektrum liefert, wie das Beispiel des Astatisotops<br />

208<br />

85 At <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 2.4 zeigt. In dieser Abbildung ist zu sehen, dass das Astatisotop<br />

unter Abstrahlung e<strong>in</strong>es α-Teilchens <strong>in</strong> unterschiedlich angeregte Zustände des<br />

Bismutisotops 204<br />

83 Bi übergeht. Die L<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> abgestrahlten α-Teilchen (α 1 , α 2 , α 3 , α 4 )<br />

unterschiedlicher Energie s<strong>in</strong>d ”scharf” 7 . Die Energien <strong>der</strong> α-Teilchen s<strong>in</strong>d diskret und<br />

haben stets den gleichen Energiewert. Bei dem Zerfall <strong>in</strong> Gleichung (2.12) beispielsweise<br />

beträgt die Energie des α-Teilchens stets 4,774 MeV [11]. Solche scharfe L<strong>in</strong>ien<br />

im Energiespektrum s<strong>in</strong>d für Zwei-Teilchen-Zerfälle charakteristisch.<br />

7 Das bedeutet, dass die L<strong>in</strong>ien im Energiespektrum (Spektrall<strong>in</strong>ien) e<strong>in</strong>deutig und deutlich von<br />

e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> getrennt s<strong>in</strong>d, sodass ihnen auch e<strong>in</strong>deutige Energien zugeordnet werden können.<br />

8


2.2 Zerfälle radioaktiver Stoffe<br />

Abb. 2.4: Termschema und L<strong>in</strong>ienspektrum <strong>der</strong> α-Teilchen des Astat-Isotops 208 Bi, das<br />

zu 99,5 % durch Elektronene<strong>in</strong>fang zerfällt und nur zu 0,5 % durch α-Zerfall<br />

[6].<br />

Warum werden α-Teilchen und nicht Protonen o<strong>der</strong> Neutronen emittiert?<br />

Es werden α-Teilchen emittiert, weil diese e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s hohe B<strong>in</strong>dungsenergie von<br />

ungefähr 7 MeV/Nukleon aufweisen und außerordentlich stark gebunden s<strong>in</strong>d [12].<br />

Folglich steht e<strong>in</strong>em α-Teilchen e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>dungsenergie von <strong>in</strong>sgesamt rund 28 MeV zur<br />

Verfügung, da dieses aus zwei Neutronen und zwei Protonen besteht. E<strong>in</strong> Proton,<br />

Neutron o<strong>der</strong> Deuteron D ( 2 1H + ) s<strong>in</strong>d zwar auch <strong>in</strong> schwereren Kernen mit bis zu<br />

7 MeV beziehungsweise 14 MeV gebunden, können aber im allgeme<strong>in</strong>en nicht aus dem<br />

Kern entweichen, da die ihnen zur Verfügung stehende Energie ger<strong>in</strong>ger ist. Weil die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass sich e<strong>in</strong> System von Nukleonen im Kern formiert, mit <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> benötigten Nukleonen drastisch abnimmt, ist vor allem die Emission e<strong>in</strong>es<br />

Heliumkerns von praktischer Bedeutung.<br />

Die Theorie zum α-Zerfall lieferte bereits 1928 George A. Gamow 8 mit dem Potentialtopfmodell<br />

[6]. Diese besagt, dass sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kern mit e<strong>in</strong>er gewissen Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

e<strong>in</strong> α-Teilchen bilden kann. Dieses bef<strong>in</strong>det sich nun im Potentialtopf, <strong>der</strong><br />

durch die Überlagerung von negativer Kernb<strong>in</strong>dungsenergie und positiver Coulomb-<br />

Abstoßungsenergie entsteht. Das ganze Kernpotential setzt sich folglich zusammen<br />

aus anziehendem Kernpotential und abstoßendem Coulomb-Potential. Da die B<strong>in</strong>dungsenergie<br />

e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Nukleons <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schweren Kern meist kle<strong>in</strong>er ist als<br />

7 MeV und die B<strong>in</strong>dungsenergie e<strong>in</strong>es α-Teilchens mit 28,3 MeV größer ist als die B<strong>in</strong>dungsenergie<br />

zweier e<strong>in</strong>zelner Protonen und Neutronen, steht dem α-Teilchen e<strong>in</strong>e<br />

positive Gesamtenergie E ges mehr zur Verfügung. Diese positive Gesamtenergie regt<br />

8 George Anthony Gamow (1904-1968) war e<strong>in</strong> russischer Physiker.<br />

9


2 Physikalische Grundlagen<br />

Abb. 2.5: Modellpotential für e<strong>in</strong> α-Teilchen [13].<br />

das Teilchen auf e<strong>in</strong> höheres Energieniveau 9 E α an, das aber unterhalb des Potentialmaximums<br />

E max liegt, welches für die meisten α-Strahler etwa 10 MeV beträgt.<br />

Die gesamte Potentialtiefe liegt bei ungefähr 30 MeV. Das α-Teilchen bef<strong>in</strong>det sich<br />

folglich nicht mehr im gebundenen Zustand, son<strong>der</strong>n im Bereich des quasi-gebundenen<br />

Zustands (siehe Abbildung 2.5). Im klassischen Modell wäre e<strong>in</strong>e Emission ausgeschloßen,<br />

da das α-Teilchen dafür bis zur Energie E max angeregt werden müsste, um aus<br />

dem Kern entweichen zu können. Daher ist das Verlassen des Kerns nur auf Grund des<br />

sogenannten Tunneleffekts möglich. Dieser besagt, dass das α-Teilchen, welches e<strong>in</strong>e<br />

De-Broglie 10 -Wellenlänge 11 λ dB besitzt, mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit T die Potentialbarriere<br />

passieren kann. Diese Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit hängt von <strong>der</strong> Höhe E max − E α ab<br />

und von <strong>der</strong> Breite d des Potentials, auch Potentialwall genannt, bei <strong>der</strong> Energie E α<br />

(vergleiche Abbildung 2.5). Für die Transmissionswahrsche<strong>in</strong>lichkeit T gilt:<br />

T = e −2G , (2.13)<br />

9 Damit ist die diskrete Energie e<strong>in</strong>es quantenmechanischen Zustands geme<strong>in</strong>t.<br />

10 Louis-Victor Pierre Raymond de Broglie (1802-1987) war <strong>der</strong> 7. Herzog de Broglie und e<strong>in</strong> französischer<br />

Physiker.<br />

11 Laut Louis de Broglie weist nicht nur Licht Teilchen- und Wellenaspekte auf, son<strong>der</strong>n auch Elektronen<br />

und an<strong>der</strong>e Teilchen bzw. Objekte, die e<strong>in</strong>e von Null verschiedene Ruhemasse besitzen.<br />

Diesen wird e<strong>in</strong>e De-Broglie-Frequenz und e<strong>in</strong>e De-Broglie-Wellenlänge zugeordnet.<br />

10


2.2 Zerfälle radioaktiver Stoffe<br />

wobei G <strong>der</strong> Gamow-Faktor ist, <strong>der</strong> sich näherungsweise durch Integration über die<br />

Breite d berechnen lässt und von <strong>der</strong> Energiedifferenz E max − E α abhängt:<br />

G = 1 ∫<br />

√<br />

2m|Emax − E α |dr . (2.14)<br />

<br />

Breite d<br />

Warum haben die α-Teilchen e<strong>in</strong>er spezifischen Substanz die gleiche Energie?<br />

Durchtunnelt e<strong>in</strong> α-Teilchen, welches das Energieniveau E α besitzt, den Potentialwall,<br />

so erhält es nach elektrischer Abstoßung (durch den positiv geladenen Kern) eben diese<br />

Energie E α als k<strong>in</strong>etische Energie. Folglich ist die Lage <strong>der</strong> Energieniveaus E α für den<br />

Kern charakteristisch und alle α-Teilchen, die von diesem spezifischen Kern emittiert<br />

werden, erhalten stets die gleiche Energie. Kerne, <strong>der</strong>en α-Spektrum aus mehreren<br />

L<strong>in</strong>ien besteht (vergleiche Abbildung 2.4), besitzen mehrere dieser charakteristischen<br />

Energien. Die Energie E α e<strong>in</strong>es α-Teilchens liegt meist zwischen 2 und 12 MeV [14].<br />

Woher kommt die große Diskrepanz zwischen den Halbwertzeiten?<br />

Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit pro Zeite<strong>in</strong>heit, dass e<strong>in</strong> α-Teilchen aus dem Kern entweicht,<br />

also die Zerfallswahrsche<strong>in</strong>lichkeit λ, ist gleich dem Produkt aus <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

w(α) e<strong>in</strong> α-Teilchen im Kern zu f<strong>in</strong>den, <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Stöße (∼ v ) <strong>der</strong> α-Teilchen an<br />

R<br />

die Barriere und <strong>der</strong> Transmission T (Gleichung (2.13)) [12]. Das bedeutet, dass für<br />

die Zerfallswahrsche<strong>in</strong>lichkeit gilt:<br />

λ = w(α) v R e−2G . (2.15)<br />

Dabei ist v die Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> α-Teilchen im Kern und liegt typischerweise bei<br />

0,1 · c (c: Lichtgeschw<strong>in</strong>digkeit).<br />

Die große Diskrepanz <strong>der</strong> Lebensdauern kann durch das Auftreten des Gamow-Faktors<br />

im Exponenten erklärt werden. Die Abhängigkeit G ∼ 1 hat zur Folge, dass kle<strong>in</strong>e<br />

E<br />

Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Energie des α-Teilchens sich stark auf die Lebensdauer auswirken.<br />

Die Halbwertszeiten T 1/2 von α-Strahlern lassen sich durch T 1/2 = 1 berechnen und<br />

λ<br />

liegen zwischen 10 ns und 10 17 a.<br />

Zwei Beispiele sollen verdeutlichen, wie stark die Abhängigkeit tatsächlich ist [3]:<br />

• 232 Th : E α = 4,01 MeV ↔ T 1/2 = 1,4 · 10 10 a = 4,4 · 10 17 s ,<br />

• 212 Po : E α = 8,62 MeV ↔ T 1/2 = 3 · 10 −7 s .<br />

Die mittlere Lebensdauer τ wird aus <strong>der</strong> Halbwertszeit mit Hilfe <strong>der</strong> Gleichung (2.10)<br />

berechnet.<br />

11


2 Physikalische Grundlagen<br />

Der β-Zerfall<br />

Abb. 2.6: β − -Zerfall [15] (rot: Protonen, grau: Neutronen, schwarz: Elektron, farblos:<br />

Anti-Elektron-Neutr<strong>in</strong>o).<br />

Wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 2.1.2 erwähnt, s<strong>in</strong>d meist schwere Atomkerne, <strong>der</strong>en Neutronenzahl<br />

meist größer ist als die Protonenzahl (N > Z), <strong>in</strong>stabil und zerfallen. Erfolgt<br />

<strong>der</strong> Zerfall, wie <strong>in</strong> Abbildung 2.6 zu sehen ist, unter Aussendung e<strong>in</strong>es Elektrons e − , so<br />

wird die Zerfallsart β − -Zerfall genannt und das emittierte Elektron β − -Teilchen [7].<br />

Künstlich erzeugte Nuklide, die sehr protonenarm s<strong>in</strong>d, wie etwa das Heliumisotop<br />

7<br />

2He, emittieren e<strong>in</strong> Neutron n. Auch im Fall N < Z (nur bei künstlich erzeugten Nukliden<br />

möglich) s<strong>in</strong>d die Atomkerne meist <strong>in</strong>stabil. Diese emittieren e<strong>in</strong> Positron e + ,<br />

welches auch β + -Teilchen genannt wird, o<strong>der</strong> sogar e<strong>in</strong> Proton p, falls <strong>der</strong> Kern sehr<br />

neutronenarm ist. Elektronen und Positronen haben dieselbe Masse (Energie) und den<br />

selben Sp<strong>in</strong> 12 (I = 1/2), jedoch mit entgegengesetzten Vorzeichen bei <strong>der</strong> Ladung und<br />

dem magnetischen Moment 13 µ. E<strong>in</strong> Beispiel für den β − -Zerfall zeigt die Abbildung<br />

2.7:<br />

Abb. 2.7: Termschema e<strong>in</strong>es β − -Zerfalls des Cäsiumisotops 137<br />

55 Cs [8].<br />

12 engl. sp<strong>in</strong>, Drehung. Der Sp<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e quantenmechanische Eigenschaft von Teilchen und wird auch<br />

Eigendrehimpuls genannt.<br />

13 Auch magnetisches Dipolmoment genannt.<br />

12


2.2 Zerfälle radioaktiver Stoffe<br />

Hier führt <strong>der</strong> β − -Zerfall des Cäsiumisotops 137<br />

55 Cs zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en angeregten Zustand<br />

des Bariumisotops 137<br />

56 Ba, welches dann unter Abstrahlung e<strong>in</strong>es γ-Quants <strong>in</strong><br />

den Grundzustand übergeht. Mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 5,6 % ist jedoch auch<br />

e<strong>in</strong> direkter Zerfall des Isotops Cs-137 <strong>in</strong> das Bariumisotop Ba-137 möglich.<br />

Energiespektrum des β-Zerfalls<br />

E<strong>in</strong> charakteristisches Merkmal dieser Strahlungsart ist die Tatsache, dass die Elektronen<br />

(bzw. Positronen) e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierliches Energiespektrum besitzen, ihre k<strong>in</strong>etischen<br />

Energien folglich kont<strong>in</strong>uierlich über e<strong>in</strong>en Bereich von 0 bis E max verteilt s<strong>in</strong>d. Die<br />

Abbildung 2.8 stellt die Energieverteilung schematisch dar:<br />

Abb. 2.8: Schematisch Darstellung von β-Energieverteilungen [16].<br />

Die charakteristische Größe des Zerfalls ist die Maximalenergie E max e<strong>in</strong>es β-Spektrums,<br />

die für die meisten radioaktiven Nuklide im Bereich von 3 keV bis 18 MeV liegen<br />

[14]. Bei <strong>der</strong> Energieverteilung fällt auf, dass die β + - und β − -Spektren sich gerade<br />

im niedriegen Energiebereich deutlich von e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden, <strong>in</strong> höheren Bereichen<br />

jedoch gleich s<strong>in</strong>d [16]. Das liegt daran, dass sich bei niedrigen Energien die<br />

positive Ladung des Atomkerns stark bemerkbar macht. Das Coulombfeld des Kerns<br />

beschleunigt die emittierenden β + -Teilchen niedriger Energie, was dazu führt, dass<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Energieverteilung die kle<strong>in</strong>en Energien fehlen. Im Gegensatz dazu s<strong>in</strong>d im β − -<br />

Spektrum zahlreiche kle<strong>in</strong>e Energien vorzuf<strong>in</strong>den.<br />

Die Neutr<strong>in</strong>o-Hypothese<br />

Experimente, wie die Nebelkammeraufnahmen von ruhenden β-aktiven Kernen haben<br />

gezeigt, dass Energie- und Impulserhaltung ke<strong>in</strong>e Gültigkeit haben, wenn man bei dieser<br />

Zerfallsart von e<strong>in</strong>em Zwei-Körper-Zerfall (ZKZ) ausgeht, wie etwa beim α-Zerfall.<br />

13


2 Physikalische Grundlagen<br />

Auch das kont<strong>in</strong>uierliche Energiespektrum ist nicht mit e<strong>in</strong>em ZKZ verträglich. Messungen<br />

von Doppelzerfällen, bei denen e<strong>in</strong> Mutterkern auf zwei verschiedenen Wegen <strong>in</strong><br />

den gleichen Tochterkern übergeht, belegen allerd<strong>in</strong>gs, dass <strong>der</strong> Energieerhaltungssatz<br />

gelten muss. Aus dem Wunsch heraus die experimentellen Ergebnisse zu erklären und<br />

den Wi<strong>der</strong>spruch zum Energie- und Impulssatz zu beseitigen, schlug Wolfgang Pauli<br />

14 im Jahre 1930 vor, dass neben dem Positron e + beim β + -Zerfall noch e<strong>in</strong> weiteres,<br />

elektrisch neutrales und sehr leichtes (um mehrere Größenordnungen leichter als e<strong>in</strong><br />

Elektron) Teilchen emittiert wird. Dieses Teilchen hat den Namen Neutr<strong>in</strong>o ν (kle<strong>in</strong>es<br />

Neutron) erhalten. Die Zerfallsenergie wird folglich von drei, statt von zwei, Teilchen<br />

aufgenommen, womit e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Energieverteilung erlaubt ist. Wie bei allen<br />

Elementarteilchen 15 muss es aus Symmetriegründen e<strong>in</strong> entsprechendes Antiteilchen<br />

geben. Dieses ist beim β − -Zerfall erfor<strong>der</strong>lich und wird Ant<strong>in</strong>eutr<strong>in</strong>o ν genannt [6, 7].<br />

β − und β + -Zerfall<br />

Der β − -Zerfall e<strong>in</strong>es Mutterkerns K 1 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tochterkern K 2 wird durch die Reaktion<br />

<strong>in</strong> Gleichung (2.16) beschrieben, <strong>der</strong> β + -Zerfall durch die Reaktion <strong>in</strong> Gleichung (2.17):<br />

A<br />

ZK 1 −→ Z+1<br />

A<br />

K 2 + e − + ν + ∆E o<strong>der</strong> n → p + e − + ν (+∆E np ) . (2.16)<br />

A<br />

ZK 1 −→ Z−1<br />

A<br />

K 2 + e + + ν + ∆E o<strong>der</strong> p → n + e + + ν (+∆E pn ) . (2.17)<br />

In <strong>der</strong> Gleichung (2.16) entspricht ∆E <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Reaktion freigesetzten Energie,<br />

welche beim β − -Zerfall positiv ist [7]. Der Grund hierfür ist <strong>der</strong> Massenunterschied von<br />

Neutron und Proton. Denn die Masse des Neutrons (939,6 MeV/c 2 ) ist größer als die<br />

Summe aus <strong>der</strong> Masse des Protons (938,3 MeV/c 2 ) und des Elektrons (0,5 MeV/c 2 ). 16<br />

Nach diesem Schema kann e<strong>in</strong> freies Neutron auch spontan zerfallen. Se<strong>in</strong>e mittlere<br />

Lebensdauer τ beträgt (896 ± 10) s, also ungefähr 15 M<strong>in</strong>uten. An<strong>der</strong>s ist es beim<br />

β + -Zerfall <strong>in</strong> Gleichung (2.17). Hier ist ∆E negativ, was bedeutet, dass dem System<br />

Energie zugeführt werden muss, damit dieser Zerfall stattf<strong>in</strong>den kann. Das wie<strong>der</strong>um<br />

heißt, dass die Umwandlung e<strong>in</strong>es Protons <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Neutron nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Atomkern<br />

möglich ist, <strong>der</strong> die dafür benötigte Energie aus dem Bestand se<strong>in</strong>er B<strong>in</strong>dungsenergie<br />

abgibt. Der Energieunterschied zwischen diesen beiden β-Zerfällen ist auch <strong>der</strong> Grund,<br />

warum Wasserstoff 17 im Weltall häufig anzutreffen ist, während freie Neutronen fehlen.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für die β − -Umwandlung ist <strong>der</strong> Zerfall von Gold 198<br />

79 Au <strong>in</strong> Quecksilber<br />

14 Wolfgang Ernst Pauli (1900 - 1958) war bedeuten<strong>der</strong> Physiker und Nobelpreisträger des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

15 Damit s<strong>in</strong>d die kle<strong>in</strong>sten bekannten Bauste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Materie geme<strong>in</strong>t. Die Quarks (u,d,c,s,t,b), die<br />

Leptonen (ν e , ν µ , ν τ ,e,µ,τ), die Eichbosonen (Austauschteilchen) und das Higgs-Boson.<br />

16 Die Ant<strong>in</strong>eutr<strong>in</strong>omasse wird vernachlässigt, da diese mit < 2,2 MeV/c 2 sehr viel kle<strong>in</strong>er ist als die<br />

Elektronenmasse.<br />

17 Denn Wasserstoff 1 1H besteht aus e<strong>in</strong>em Proton und e<strong>in</strong>em Elektron.<br />

14


2.2 Zerfälle radioaktiver Stoffe<br />

198<br />

80 Hg (Gleichung (2.18)) und für die β + -Umwandlung <strong>der</strong> Zerfall des Kaliumisotops<br />

40<br />

19K <strong>in</strong> Argon 40<br />

18Ag (Gleichung (2.19)):<br />

198<br />

79 Au → 198<br />

80 Hg + e − + ν , (2.18)<br />

Lebensdauer β-<strong>in</strong>stabiler Kerne<br />

40<br />

19K → 40<br />

18 Ag + e + + ν . (2.19)<br />

Die Lebensdauer τ β-<strong>in</strong>stabiler Kerne ist stark abhängig von <strong>der</strong> freiwerdenden Energie<br />

E ( 1 τ ∼ E5 ) und den Kerneigenschaften von Mutter- und Tochterkern. τ kann Werte<br />

zwischen wenigen ms und 10 16 a annehmen [7].<br />

Zum Beispiel lässt sich für den Zerfall des freien Neutrons (Gleichung (2.16)), welches<br />

e<strong>in</strong>e Lebensdauer von (896 ± 10)s hat, mit Hilfe <strong>der</strong> Energie-Lebensdauer-Beziehung<br />

( 1 τ ∼ E5 ) berechnen, dass e<strong>in</strong>e Energie von +0,78 MeV frei wird.<br />

Elektronene<strong>in</strong>fang / K-E<strong>in</strong>fang<br />

E<strong>in</strong> Proton kann sich auch durch e<strong>in</strong>en sogenannten Elektronene<strong>in</strong>fang <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Neutron<br />

umwandeln. Dies ist bei Prozessen möglich, bei denen die Energiebilanz positiv ist, also<br />

∆E pn > 0 gilt, und sich e<strong>in</strong> neutrales Atom wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neutrales Atom umwandelt.<br />

Bei dieser Umwandlung wird e<strong>in</strong> Elektron aus <strong>der</strong> Elektronenhülle e<strong>in</strong>es Atoms von<br />

e<strong>in</strong>em Proton aus dem Kern absorbiert (”e<strong>in</strong>gefangen”), das sich anschließend, nach<br />

<strong>der</strong> Reaktionsgleichung (2.20), <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Neutron umwandelt:<br />

e − + p → n + ν . (2.20)<br />

Da alle Elektronen e<strong>in</strong>e gewisse Aufenthaltswahrsche<strong>in</strong>lichkeit im Kern besitzen und<br />

diese für die Elektronen <strong>der</strong> K-Schale 18 am größten ist, werden meistens K-Elektronen<br />

e<strong>in</strong>gefangen, sodass man vom K-E<strong>in</strong>fang spricht [3]. Das durch den K-E<strong>in</strong>fang entstandene<br />

Loch <strong>in</strong> <strong>der</strong> K-Schale wird durch e<strong>in</strong> Elektron aus e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Schale aufgefüllt,<br />

wobei charakteristische Röntgenstrahlen 19 emittiert werden. E<strong>in</strong> Beispiel ist <strong>der</strong> Elektronene<strong>in</strong>fang<br />

beim Berylliumisotop 7 4Be, welches dadurch <strong>in</strong> Lithium 7 3Li übergeht:<br />

7<br />

4Be + e − → 7 3 Li + ν . (2.21)<br />

E<strong>in</strong> weiteres Beispiel für den Elektronene<strong>in</strong>fang (11%) ist das Kaliumisotop 40<br />

19K, welches<br />

außerdem durch β + - (0, 001%) als auch durch β − -Zerfall (89%) <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e stabile<br />

Isobare übergehen kann (siehe Abbildung 2.9). Dieses Nuklid trägt wesentlich zur<br />

Strahlenbelastung <strong>der</strong> Menschen und an<strong>der</strong>er biologischer Systeme bei. In <strong>der</strong> Abbildung<br />

2.9 ist das Zerfallsschema des Kaliumisotops K-40 zu sehen:<br />

18 Die K-Schale ist im Schalenmodell des Atoms die <strong>in</strong>nerste Schale, die vollbesetzt 2 Elektronen<br />

enthält. Weitere Schalen s<strong>in</strong>d die L-Schale mit 8 Elektronen, die M-Schale, und viele weitere.<br />

19 Entstehen bei Übergängen zwischen Energieniveaus <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Elektronenhülle.<br />

15


2 Physikalische Grundlagen<br />

Abb. 2.9: Zerfall von 40 K. Bei dieser Kernumwandlung konkurrieren <strong>der</strong> β − -, β + - und<br />

<strong>der</strong> Elektronene<strong>in</strong>fangprozess mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> [17].<br />

Der γ-Zerfall<br />

Abb. 2.10: Abstrahlung e<strong>in</strong>es γ-Quants [18].<br />

Bei <strong>der</strong> γ-Strahlung handelt es sich um die Emission hochenergetischer Photonen, den<br />

sogenannten γ-Quanten. Dies wird durch die Abbildung 2.10 veranschaulicht. Man f<strong>in</strong>det<br />

γ-Quanten ebenfalls bei den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur vorkommenden radioaktiven Substanzen,<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> α- o<strong>der</strong> β-Strahlung.<br />

Kerne im energetisch angeregten Zustand E k (z.B. nach e<strong>in</strong>em α- o<strong>der</strong> β-Zerfall)<br />

können <strong>in</strong> energetisch niedrigere Zustände E i übergehen, <strong>in</strong>dem sie γ-Quanten emittieren.<br />

Dieser Vorgang wird durch folgende Reaktionsgleichung beschrieben:<br />

A<br />

ZK ∗ → A ZK + ∆E<br />

o<strong>der</strong><br />

A<br />

ZK ∗ → A ZK + γ . (2.22)<br />

Dabei wird durch * <strong>der</strong> angeregte Zustand des Kerns K, mit Massenzahl A und Ordnungszahl<br />

Z, angezeigt. Diese Gleichung zeigt bereits, dass bei diesem Prozess die<br />

Zahlen A und Z erhalten bleiben. ∆E ist die Reaktionsenergie, die gerade vom Photon<br />

γ mitgenommen wird. Für diese gilt<br />

16


2.2 Zerfälle radioaktiver Stoffe<br />

∆E = h · f = E i − E k (2.23)<br />

wobei h das Plancksche Wirkungsquantum und f die Frequenz des Photons ist.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für diesen Zerfall s<strong>in</strong>d die γ-Übergänge beim Nickelnuklid 60<br />

28Ni, <strong>der</strong> direkt<br />

dem β − -Zerfall des Nuklids 60<br />

27Co folgt:<br />

Abb. 2.11: γ-Übergänge bei Nuklid 60<br />

28Ni [19].<br />

Dieser Vorgang ist analog zu Übergängen zwischen diskreten Energiezuständen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Elektronenhülle. Während jedoch dort Photonen im Energiebereich von ≤ 10 eV emittiert<br />

werden, haben die vom Kern abgestrahlten Photonen Energien, die um mehrere<br />

Größenordnungen höher liegen [3, 6]. Diese bef<strong>in</strong>den sich bei <strong>der</strong> Gammastrahlung im<br />

Bereich von 70 eV bis 11 MeV [14].<br />

Energiespektrum e<strong>in</strong>es γ-Strahlers<br />

Das Energiespektrum des γ-Zerfalls ist, wie beim α-Zerfall, e<strong>in</strong> L<strong>in</strong>ienspektrum. Denn<br />

bei dieser Strahlungsart handelt es sich ebenfalls um e<strong>in</strong>en Zweikörperzerfall.<br />

In <strong>der</strong> nachfolgenden Abbildung 2.12 ist das γ-Spektrum von 22<br />

10Ne zu sehen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> das<br />

Neonnuklid sowohl im angeregten Zustand als auch im nicht angeregten Grundzustand<br />

aus 22<br />

10Na durch β + -Zerfall entsteht [6].<br />

Außer <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zig erwarteten γ 2 -L<strong>in</strong>ie bei 1,280 MeV s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Spektrum wesentlich<br />

mehr Peaks zu sehen. Die L<strong>in</strong>ie bei 0,511 MeV rührt von den Elektronen-Quanten γ 1 .<br />

Die Elektronen stoßen mit Positronen, welche im Präparat durch den positiv geladenen<br />

Kern abgebremst werden, zusammen und emittieren Vernichtungsstrahlen (Gleichung<br />

(2.24)):<br />

e + + e − → 2γ 1 . (2.24)<br />

17


2 Physikalische Grundlagen<br />

Abb. 2.12: Gammaspektrum des Neonnuklids 22<br />

11Ne, das durch β + -Zerfall aus 22<br />

11Na entsteht<br />

[6].<br />

Man spricht hier von Annihilation (lat. annihilatio, Vernichtung, das Zunichtemachen),<br />

die <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ie bei 1,020 MeV entspricht. Da die Vernichtungsstrahlen <strong>in</strong> entgegengesetzter<br />

Richtung abgestrahlt werden, s<strong>in</strong>d auch Überlagerungen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Quanten als<br />

L<strong>in</strong>ien im Spektrum zu sehen.<br />

Lebensdauer e<strong>in</strong>es γ-Strahlers<br />

Wie groß die Lebensdauer <strong>der</strong> angeregten Zustände e<strong>in</strong>es Nuklids gegen die Lebensdauer<br />

ist, hängt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Anregung ab [3]. Beispeilsweise beträgt<br />

die mittlere Lebensdauer τ ungefähr 10 −9 s für ∆E ≈ 0,1 MeV und 10 −12 s für<br />

∆E ≈ 1 MeV. Diese lässt sich aus <strong>der</strong> Zerfallsbreite bzw. L<strong>in</strong>ienbreite δE e<strong>in</strong>es Peaks<br />

bestimmter Energie im Gammspektrum nach <strong>der</strong> Heisenbergschen 20 Unschärferelation<br />

berechnen:<br />

δE ≈ τ<br />

(2.25)<br />

Dabei enspricht die Zerfallsbreite δE <strong>in</strong> dieser Relation <strong>der</strong> Energieunschärfe und wird<br />

als volle Breite <strong>der</strong> Kurve bzw. des Peaks auf halber Höhe vermessen. Der Beziehung<br />

<strong>in</strong> Gleichung (2.25) lässt sich entnehmen, dass die mittlere Lebensdauer umso kürzer<br />

20 Werner Heisenberg (1901-1976) war <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Quantenmechanik.<br />

18


2.2 Zerfälle radioaktiver Stoffe<br />

ist, je grösser die Zerfallsbreite ist. Zum Beispiel entspricht e<strong>in</strong>em Peak mit <strong>der</strong> Zerfallsbereite<br />

δE ≈ 0,66 MeV e<strong>in</strong>e mittlere Lebensdauer τ ≈ 10 −12 s.<br />

2.2.3 Wie lassen sich e<strong>in</strong>zelne Zerfallsarten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />

unterscheiden?<br />

Abb. 2.13: Ablenkung radioaktiver Strahlung im Magnetfeld e<strong>in</strong>er Nebelkammer [20].<br />

Wie <strong>in</strong> Kapitel 2.2 bereits erwähnt, lassen sich die Kernstrahlungen durch ihre unterschiedlichen<br />

Ablenkungen im Magnetfeld unterscheiden [3]. γ-Quanten als Lichtquanten<br />

erfahren ke<strong>in</strong>e Ablenkung, können aber durch ihre Wechselwirkung mit Materie<br />

nachgewiesen werden, wie etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geiger-Müller-Zählrohr. Physikalisch s<strong>in</strong>d<br />

diese nicht von Röntgenquanten zu unterscheiden. Der e<strong>in</strong>zige Unterschied besteht<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Art ihrer Entstehung. Während γ-Quanten im Atomkern entstehen, entstehen<br />

Röntgenquanten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atomhülle. Neutronen 21 als neutrale Teilchen werden <strong>in</strong> magnetischen<br />

Fel<strong>der</strong>n ebenfalls nicht abgelenkt. Die Teilchen α, p (Proton) und e + (β + -<br />

Zerfall) werden <strong>in</strong> entgegengesetzter Richtung wie e − (β − -Zerfall) abgelenkt und haben<br />

je nach Impuls und Ladung unterschiedliche Krümmungen im Magnetfeld. Abbildung<br />

(2.13) zeigt die unterschiedlichen Ablenkungskurven verschiedener Strahlungsteilchen,<br />

die beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nebelkammer sichtbar gemacht werden können.<br />

21 Diese entstehen beispielsweise beim Elektronene<strong>in</strong>fang o<strong>der</strong> werden von neutronenreichen Kernen<br />

emittiert.<br />

19


2 Physikalische Grundlagen<br />

2.3 Reichweite und Absorption von Strahlung<br />

Durchdr<strong>in</strong>gt Kernstrahlung Materie, kommt es zu Stößen, zwischen den Strahlungsteilchen<br />

und den Materiebauste<strong>in</strong>en (meist Hüllenelektronen), und an<strong>der</strong>en Prozessen<br />

[3]. Man sagt auch kurz, es kommt zur Wechselwirkung <strong>der</strong> Strahlenarten mit Materie.<br />

Bei den Stoßprozessen wird, ähnlich wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mechanik starrer Körper, unterschieden<br />

zwischen elastischen 22 und <strong>in</strong>elastischen 23 Stößen. Während nicht geladene Teilchen,<br />

wie etwa Neutronen, ihre Energie durch Stoßprozesse mit Kernen verlieren, geben geladene<br />

Teilchen ihre Energie beim Durchdr<strong>in</strong>gen von Materie fast aussschließlich durch<br />

Ionisation 24 und Anregung ab.<br />

2.3.1 α-Strahlung<br />

α-Teilchen s<strong>in</strong>d wesentlich schwerer als die Hüllenelektronen <strong>der</strong> Atome (m α ≈ 7500m e ).<br />

Aus diesem Grund werden diese durch die Stöße mit den Hüllenelektronen kaum<br />

abgelenkt. 25 Das bedeutet, dass sie ihre Flugrichtung beibehalten und ihre Energie<br />

portionsweise verlieren. Je nach B<strong>in</strong>dungsenergie <strong>der</strong> Elektronen und Energie <strong>der</strong> α-<br />

Teilchen (siehe Kapitel 2.2.2) können mehrere 100 000 Ionenpaare gebildet werden,<br />

bis das Teilchen zur Ruhe kommt. Da die α-Teilchen e<strong>in</strong>er spezifischen radioaktiven<br />

Substanz stets die gleiche Energie besitzen, lässt sich ihnen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Reichweite<br />

Rα<br />

A im absorbierenden Material zuordnen. Diese berechnet sich für α-Teilchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Absorbermaterial <strong>der</strong> Dichte ρ und mit <strong>der</strong> Massenzahl A durch die empirischen<br />

Formeln:<br />

R A α ≈ 0, 56 · 1<br />

ρ A 1 3 · R<br />

Luft<br />

α mit R Luft<br />

α ≈ 3, 1 · 10 −3 · E 3 2 α . (2.26)<br />

Dabei ist E α die Energie des α-Teilchens <strong>in</strong> MeV und R Luft<br />

α die Reichweite des α-<br />

Teilchens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft <strong>in</strong> Meter (m). Somit beträgt die Reichweite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft für e<strong>in</strong><br />

α-Teilchen <strong>der</strong> Energie E α = 3 MeV ungefähr 1,6 cm, für E α = 9 MeV ungefähr 8 m.<br />

Folglich zählt <strong>der</strong> α-Zerfall zur kurzreichweitigen Strahlung, welche zum Beispiel bereits<br />

durch e<strong>in</strong> kräftigeres Blatt Papier absorbiert wird.<br />

22 Bei elastischen Stoß- und Streuprozessen bleibt die k<strong>in</strong>etische Gesamtenergie erhalten.<br />

23 Bei <strong>in</strong>elastischen Stoß- und Streuprozessen kann e<strong>in</strong> Stoßpartner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en angeregten Zustand<br />

übergehen und die Anregungsenergie anschließend abstrahlen. Bei diesen Prozessen bleibt die<br />

mechanische Energie <strong>der</strong> Stoßpartner nicht erhalten. Zu diesen Reaktionen gehören, neben vielen<br />

an<strong>der</strong>en, die Spaltung und die Elementumwandlung.<br />

24 Bei Ionisationsprozessen entstehen Ionenpaare, bestehend aus positiven Ionen und negativen Elektronen.<br />

25 In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass das α-Teilchen mit e<strong>in</strong>em Atomkern des Absorbers<br />

direkt zusammenstößt. Dann erhält die Teilchenbahn e<strong>in</strong>en deutlichen Knick, <strong>der</strong> zum Beispiel <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Nebelkammer sichtbar gemacht werden kann.<br />

20


2.3 Reichweite und Absorption von Strahlung<br />

2.3.2 β-Strahlung<br />

β-Teilchen, also Elektronen und Positronen, haben die gleiche Masse wie die Hüllenelektronen<br />

<strong>der</strong> Atome (0,511 MeV/c 2 ), mit denen diese wechselwirken. Das hat zur<br />

Folge, dass β-Strahlen von Anfang an auf ihrer Flugbahn stark abgelenkt werden und<br />

längs <strong>der</strong> Strahlrichtung an Intensität verlieren [3]. Dabei kann es auch vorkommen,<br />

dass die gesamte Energie e<strong>in</strong>es β-Teilchens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Stoß auf e<strong>in</strong> Hüllenelektronen<br />

übertragen wird. Die Teilchenzahl nimmt kont<strong>in</strong>uierlich ab und <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong><br />

Intensität bzw. <strong>der</strong> Intesitätsabnahme entspricht <strong>in</strong> etwa e<strong>in</strong>er Exponentialfunktion<br />

(∼ e −αx , α: Absorbtionskoeffizient, x: Weglänge). Ab e<strong>in</strong>er gewissen Absorberdicke des<br />

Materials nimmt die Intensität allerd<strong>in</strong>gs stärker ab, als es e<strong>in</strong>er Exponentialfunktion<br />

entspricht. Als Reichweite dieser Strahlungsart wurde die Absorberdicke def<strong>in</strong>iert, die<br />

nur noch 1 % <strong>der</strong> Teilchenstromdichte durchlässt. Die Bleuler 26 -Formel <strong>in</strong> Gleichung<br />

(2.27) ist e<strong>in</strong>e empirische Formel, welche die Reichweite von β-Teilchen <strong>in</strong> Meter angibt:<br />

R β ≈ 1 ρ · (5,71 E β,max − 1,61) . (2.27)<br />

Dabei gibt E β,max die Maximalenergie <strong>der</strong> β-Teilchen aus e<strong>in</strong>em radioaktiven Zerfall<br />

<strong>in</strong> MeV an und ρ die Absorberdichte <strong>in</strong> kg/m 3 . Somit beträgt die Reichweite für<br />

β-Teilchen <strong>der</strong> Energie 1 MeV <strong>in</strong> Luft etwa 3,4 m (ρ Luft ≈ 1,2041 kg/m 3 auf Meeresspiegelhöhe)<br />

und <strong>in</strong> Wasser etwa 4 mm (ρ W asser ≈ 998 kg/m 3 bei 20 ◦ C). β-Strahlen<br />

haben also e<strong>in</strong>e wesentlich größere Reichweite als α-Strahlen und werden umso besser<br />

absorbiert je niedriger die Energie E β,max o<strong>der</strong> je größer die Teilchendichte ρ des<br />

Absorbers ist.<br />

2.3.3 γ-Strahlung<br />

Auch γ-Teilchen verlieren ihre Energie durch Stöße mit den Hüllenelektronen und werden<br />

auf diese Weise beim Durchgang durch Materie absorbiert. Hier werden dreierlei<br />

Effekte wirksam:<br />

Der Photoeffekt<br />

Trifft e<strong>in</strong> γ-Quant <strong>der</strong> Energie E γ auf e<strong>in</strong> Hüllenelektron (siehe Abbildung 2.14), welches<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Atomhülle des Kerns im Absorbermaterial mit <strong>der</strong> Energie E B gebunden<br />

ist, 27 so überträgt er se<strong>in</strong>e gesamte Energie auf eben dieses Hüllenelektron und ”verschw<strong>in</strong>det”:<br />

E γ = h · f = E B + E k<strong>in</strong>,e . (2.28)<br />

26 Hans Konrad Bleuler (1912-1992) war e<strong>in</strong> schweizer Physiker, <strong>der</strong> Beiträge zur Teilchenphysik und<br />

Quantenfeldtheorie leistete.<br />

27 Die B<strong>in</strong>dungsenergie von Hüllenelektronen beträgt e<strong>in</strong>ige eV. Beim Wasserstoffatom z. B. beträgt<br />

diese 13,6 eV.<br />

21


2 Physikalische Grundlagen<br />

Abb. 2.14: Veranschlaulichung des Photoeffekts [21].<br />

Dabei enspricht E k<strong>in</strong>,e gerade <strong>der</strong> Differenz zwischen E γ und E B , die dem Elektron als<br />

k<strong>in</strong>etische Energie zur Verfügung steht. Diese Energie verliert das Elektron anschließend<br />

im Medium durch Sekundärionisationsprozesse. Bei diesem Prozess spricht man<br />

vom sogenannten Photoeffekt [3]. Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 2.17 zu sehen ist, dom<strong>in</strong>iert<br />

<strong>der</strong> Photoeffekt für γ-Quantenergien E γ bis etwa 100 keV [14] und ist umso wirksamer,<br />

je näher E γ bei <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungsenergie E B des Elektrons ist.<br />

Der Compton-Effekt<br />

Bef<strong>in</strong>det sich die Energie E γ des γ-Quants im MeV-Bereich, so kann die B<strong>in</strong>dungsenergie<br />

E B des Elektrons vernachlässigt und die Elektronen im Atom können als quasi<br />

frei angesehen werden. In diesem Bereich dom<strong>in</strong>iert als Absorptionsprozess bei Energien<br />

E γ von 100 keV bis etwa 10 MeV [14] (siehe Abb. 2.17) <strong>der</strong> sogenannte Compton-<br />

Effekt 28 , <strong>der</strong> als Stoß e<strong>in</strong>es γ-Quants mit e<strong>in</strong>em freien Elektron zu verstehen ist (Abbildung<br />

2.15). Auch hier verschw<strong>in</strong>det das e<strong>in</strong>fallende γ-Quant <strong>der</strong> Energie E γ . Allerd<strong>in</strong>gs<br />

wird bei diesem Prozess e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es γ-Quant ger<strong>in</strong>gerer Energie E ′ γ = h·f ′ < E γ gebildet.<br />

Dabei wird die maximale Energie E max , die an das Elektron mit <strong>der</strong> Ruheenergie<br />

m 0 (0,511 MeV/c 2 ) bei e<strong>in</strong>em zentralen Stoß (θ = 180 ◦ ) übertragen wird, wie folgt<br />

berechnet:<br />

∆E max = E γ ·<br />

2E γ /m 0 c 2<br />

1 + 2E γ /m 0 c 2 . (2.29)<br />

Das bedeutet, dass e<strong>in</strong> γ-Quant <strong>der</strong> Energie E γ = 1 MeV höchstens e<strong>in</strong>e Energie von<br />

etwa ∆E max ≈ 0, 8 MeV an das Elektron überträgt. Das Elektron verliert anschließend<br />

28 Arthur Holly Compton (1892-1962) war e<strong>in</strong> US-amerikanischer Physiker und Nobelpreisträger.<br />

22


2.3 Reichweite und Absorption von Strahlung<br />

Abb. 2.15: Veranschlaulichung des Compton-Effekts [22].<br />

se<strong>in</strong>e Energie, wie oben bereits erwähnt, durch Sekundärionisationsprozesse und das<br />

neu entstandene γ-Quant wird mit erhöhter Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit durch den Photoeffekt<br />

absorbiert 29 Somit handelt es sich beim Compton-Effekt ebenfalls um e<strong>in</strong>en sehr<br />

wirksamen Energieabsorptionsprozess [3].<br />

Die Paarbildung<br />

Ab e<strong>in</strong>er Energie des γ-Quants von etwa 1 MeV, genauer ab <strong>der</strong> doppelten Ruheenergie<br />

des Elektrons (also E γ > 2 · E 0 = 2 · 0,511 MeV ≈ 1 MeV), kann es im elektrischen<br />

Feld des Atomkerns zur Elektron-Positron-Paarbildung kommen, bei <strong>der</strong> das γ-Quant,<br />

wie beim Photo- und Compton-Effekt, verschw<strong>in</strong>det (siehe Abbildung 2.16).Die, nach<br />

Abzug <strong>der</strong> Ruheenergien, verbleibende Energie des γ-Quants wird auf das Elektron<br />

und Positron als k<strong>in</strong>etische Energie übertragen (nicht notwendigerweise zu gleichen<br />

Teilen), welche wie <strong>in</strong> Abschnitt 2.3.2 beschrieben verloren geht. Allerd<strong>in</strong>gs kann das<br />

Positron als Antiteilchen nur e<strong>in</strong>e begrenzte zeitlang existieren. Je ger<strong>in</strong>ger se<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>etische<br />

Energie, desto größer wird die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für e<strong>in</strong>e Zerstrahlung 30 .<br />

Die dadurch ausgesandten Quanten werden wie<strong>der</strong>um durch die drei beschriebenen<br />

Prozesse absorbiert.<br />

29 Ansonsten, wenn die Energie des neuen γ-Quants zu groß ist, erfolgt die Absorption durch nochmaligen<br />

Compton- und anschließenden Photoeffekt.<br />

30 Das Positron vere<strong>in</strong>igt sich mit e<strong>in</strong>em Elektron und zerstrahlt <strong>in</strong> zwei γ-Quanten aufgrund <strong>der</strong><br />

Impulserhaltung.<br />

23


2 Physikalische Grundlagen<br />

Abb. 2.16: Veranschaulichung des Effekts <strong>der</strong> Paarbildung [23].<br />

Wie die Abbildung 2.17 zeigt, ist die Paarbildung ab e<strong>in</strong>er Energie von E γ > 10 MeV<br />

<strong>der</strong> dom<strong>in</strong>ierende Absorptionsprozess für γ-Strahlung.<br />

Zur Gesamtabsorption σ tot (Abbildung 2.17) tragen hauptsächlich die Absorptionsprozesse<br />

Photoeffekt (σ p.e. ), Compton-Effekt (σ Compton ) und Paarbildung (κ nuc + κ e ) bei<br />

[24]. Den Gesamtabsorptionskoeffizienten σ tot f<strong>in</strong>det man im Absorptionsgesetz (Gleichung<br />

(2.30)) wie<strong>der</strong>, welchem man entnehmen kann, dass die Intensität I, bzw. die<br />

Zahl N <strong>der</strong> γ-Quanten im Strahl, exponentiell mit <strong>der</strong> im Absorbermaterial zurückgelegten<br />

Strecke x abnimmt [3].<br />

I = I 0 · e −σtot·x . (2.30)<br />

Im Gegensatz zu α- und β-Strahlen, lässt sich für γ-Strahlen ke<strong>in</strong>e Reichweite angeben.<br />

Nur ihre Intensität lässt sich unter e<strong>in</strong>en gewünschten Wert drücken, <strong>in</strong>dem man das<br />

Absorbermaterial und se<strong>in</strong>e Dicke geeignet wählt.<br />

24


2.4 Anwendung radioaktiver Elemente<br />

Abb. 2.17: Abhängigkeit des Gesamtabsorptionskoeffizienten σ tot beziehungsweise <strong>der</strong><br />

γ-Absorption von <strong>der</strong> Energie des γ-Quants <strong>in</strong> Blei (engl. lead) [24]. (σ p.e. :<br />

Photoeffekt; σ Compton : Comptoneffekt; κ nuc : Paarbildung durch Wechselwirkung<br />

des Photons mit dem Atomkern; κ e : Paarbildung durch Wechselwirkung<br />

des Photons mit e<strong>in</strong>em Elektron; σ Rayleigh : Rayleigh-Streuung; σ g.d.r :<br />

Wechselwirkung von Kern und Photon, vor allem die Dipolresonanz (Giant<br />

Dipole Resonance))<br />

2.4 Anwendung radioaktiver Elemente -<br />

Radiokarbon-Methode<br />

Das Zerfallsgesetz radioaktiver Kerne wird bei <strong>der</strong> radiometrischen Altersbestimmung<br />

organischer Fundstücke verwendet, wie bei <strong>der</strong> sogenannten C-14 Methode [7]. Das<br />

C-14-Isotop ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Anteil des Kohlenstoffs im Kohlenstoffdioxid <strong>der</strong> Luft<br />

und bleibt durch Neubildung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Konzentration gleich. Denn e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Teil<br />

des Stickstoffs aus <strong>der</strong> Atmosphäre wird durch den E<strong>in</strong>fang von Neutronen aus <strong>der</strong><br />

Höhenstrahlung <strong>in</strong> das radioaktive Kohlenstoffisotop 14<br />

6 C umgewandelt (siehe Gleichung<br />

(2.31)), welches e<strong>in</strong>e Halbwertszeit von 5715 Jahren hat.<br />

14<br />

7 N + n → 14<br />

6 C + p . (2.31)<br />

E<strong>in</strong> Teil dieses Isotops verb<strong>in</strong>det sich mit dem Sauerstoff <strong>der</strong> Atmospäre und reagiert<br />

zu CO 2 . Dieses radioaktive CO 2 wird wie<strong>der</strong>um von allen Organismen bis zu ihrem<br />

Absterben aufgenommen, sodass das Mengenverhältnis von C-14 zu C-12 im Organismus<br />

dasselbe ist wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre. Sobald <strong>der</strong> Organismus abstirbt, kann er<br />

25


2 Physikalische Grundlagen<br />

ke<strong>in</strong> C-14 mehr aufnehmen und das Mengenverhältnis C-14/C-12 nimmt exponentiell<br />

(nach Gleichung (2.32)) mit <strong>der</strong> Halbwertszeit ab.<br />

mit<br />

N = N 0· e −λt , (2.32)<br />

N: Anzahl <strong>der</strong> Atome zur Zeit t<br />

N 0 : Anzahl <strong>der</strong> noch nicht zerfallenen Atome zur Zeit t<br />

λ : Zerfallskonstante, abhäng<strong>in</strong>g von <strong>der</strong> Halbwertszeit T = ln2/λ<br />

Das Alter organischer Fundstücke lässt sich somit durch Messen ihrer verbliebenen Aktivität<br />

bestimmen, sodass mit dieser Methode Altersbestimmungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich<br />

von etwa 500 - 50000 Jahren möglich s<strong>in</strong>d. Außer <strong>der</strong> Radiokarbonmethode gibt es<br />

noch weitere Methoden <strong>der</strong> radiometrischen Altersbestimmung, wie z.B. die Kalium-<br />

Argon-Methode, mit welcher Datierungen 200 - 800 Millionen Jahren möglich s<strong>in</strong>d, die<br />

Kalium-Calcium-Methode (1 - 2 Milliarden Jahre) und Methoden mit Blei.<br />

26


2.5 Ionisierende Strahlung und ihre Wirkung - Strahlenschutz<br />

2.5 Ionisierende Strahlung und ihre Wirkung -<br />

Strahlenschutz<br />

Im Gegensatz zu früher, als Henry Becquerel im Jahre 1901 noch e<strong>in</strong> nicht abgeschirmtes<br />

Radiumpräparat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Westentasche trug und nach zwei Wochen verwun<strong>der</strong>t<br />

Verbrennungen auf se<strong>in</strong>er Haut feststellte, die nur schwer heilten, weiß man heute<br />

sehr viel mehr über die Wirkung ionisieren<strong>der</strong> Strahlung auf den lebenden Organismus.<br />

Es ist bekannt, dass e<strong>in</strong>e Strahlenexposition 31 zu e<strong>in</strong>em biologischen Schaden 32<br />

führen kann, aber nicht muss, da unser Organismus über wirksame Abwehrmechanismen<br />

verfügt, mit denen er Schäden reparieren o<strong>der</strong> durch das Immunsystem erkennen<br />

und beseitigen kann. Folglich kommt es erst dann zum Strahlenschaden, wenn diese<br />

Abwehrsysteme versagen. Da jedoch e<strong>in</strong> Strahlenschaden umso wahrsche<strong>in</strong>licher auftritt,<br />

je mehr Moleküle im Körper ionisiert o<strong>der</strong> angeregt werden, steht je<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Verpflichtung, sich selbst und <strong>der</strong> Umwelt gegenüber, bei <strong>der</strong> Arbeit mit radioaktiven<br />

Substanzen vorsichtig zu se<strong>in</strong> und die vier Grundregeln <strong>der</strong> Strahlenschutzverordnung<br />

(siehe Kapitel 2.5.4) gewissenhaft zu befolgen [4].<br />

2.5.1 Strahlenbelastung des Menschen<br />

Menschen s<strong>in</strong>d ionisieren<strong>der</strong> Strahlung überall ausgesetzt (Untergrundstrahlung). Diese<br />

wird verursacht von natürlichen Strahlenquellen, die vom Menschen unabhängig<br />

entstanden s<strong>in</strong>d. Dazu gehören radioaktive Nuklide, die bereits bei <strong>der</strong> Entstehung<br />

<strong>der</strong> Erde gebildet wurden, wie U-238 (Uran), Th-232 (Thorium) und K-40 (Kalium).<br />

Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Zerfallsprodukte von Uran und Thorium <strong>in</strong> unterschiedlicher<br />

Konzentration <strong>in</strong> Böden und Geste<strong>in</strong>en vorhanden und tragen zur natürlichen Strahlenbelastung<br />

des Menschen wesentlich bei, welche sich aus folgenden vier Komponenten<br />

zusammensetzt [4]:<br />

• Das gasförmige Radonisotop Rn-222 (T 1/2 = 3,8 d) aus <strong>der</strong> Uran-238-Zerfallsreihe<br />

und Rn-220 (T 1/2 = 55,6 s) aus <strong>der</strong> Thorium-232-Zerfallsreihe nehmen<br />

unter den natürlichen radioaktiven Nukliden e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Stellung e<strong>in</strong>. Radon<br />

strömt aus dem Erdboden und den Geste<strong>in</strong>en <strong>in</strong> die Luft und ist praktisch<br />

überall <strong>in</strong> unserer Lebenssphäre vorhanden. Im Freien liegt <strong>der</strong> Mittelwert<br />

<strong>der</strong> Radonaktivität bei 15 Bq/m 3 und <strong>in</strong> Wohn- und Arbeitsräumen bei etwa<br />

50 Bq/m 3 . Rn-222 und Rn-220 sowie se<strong>in</strong>e Zerfallsprodukte Po-218 und Po-216<br />

(Polonium) s<strong>in</strong>d α-Strahler, die sich als Metallionen an die Staubpartikel und Aerosole<br />

33 <strong>der</strong> Luft nie<strong>der</strong>schlagen und mit <strong>der</strong> Luft e<strong>in</strong>geatmet werden, sodass sie<br />

31 Als Strahlenexposition wird <strong>der</strong> Vorgang bezeichnet, bei dem ionisierende Strahlung e<strong>in</strong>en Menschen<br />

trifft.<br />

32 Das ist das letzte Glied <strong>in</strong> <strong>der</strong> strahlenbiologischen Wirkungskette die aus physikalischen, chemischen<br />

und biologischen Reaktionsprozessen besteht. Denn die im Zellkern enthaltetenen DNS-<br />

Moleküle, welche die Zellfunktionen steuern und regeln, reagieren beson<strong>der</strong>s sensibel auf Strahlung.<br />

33 E<strong>in</strong> Aerosol ist e<strong>in</strong>e Dispersion (Gemisch) von festen o<strong>der</strong> flüssigen Schwebeteilchen und e<strong>in</strong>em<br />

Gas.<br />

27


2 Physikalische Grundlagen<br />

den Atemtrakt durch ihre Strahlung belasten. Die Inhalation von Radon macht<br />

etwa 58 % <strong>der</strong> natürlichen Strahlenbelastung aus (1,4 mSv/a).<br />

• Die terrestrische Strahlung ist e<strong>in</strong>e weitere Komponente <strong>der</strong> Untergrundstrahlung,<br />

welche von den γ-strahlenden Nukliden <strong>in</strong> Böden und Geste<strong>in</strong>en herrührt<br />

und <strong>in</strong> ihrer Intensität je nach Zusammensetzung des Bodens schwankt. Diese<br />

führt zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen jährlichen Strahlenbelastung von 0,4 mSv/a, welches<br />

e<strong>in</strong>em Anteil von etwa 16% entspricht.<br />

• Die kosmische Strahlung aus dem Weltraum setzt sich aus hochenergetischen<br />

Teilchenstrahlen und γ-Strahlung zusammen. Diese wird durch die Lufthülle <strong>der</strong><br />

Erde teilweise absorbiert, was bedeutet, dass die Dosisleistung (<strong>in</strong> Kapitel 2.5.2<br />

erklärt) mit <strong>der</strong> Höhe steigt. Die kosmische Strahlung verursacht e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Strahlenbelastung von etwa 0,3 mSv/a <strong>in</strong> Bodennähe 34 . Dies entspricht e<strong>in</strong>em<br />

Anteil von etwa 12 %.<br />

• Die natürlichen radioaktiven Nuklide gelangen aus dem Boden auch <strong>in</strong> Wasser,<br />

werden von Pflanzen und Tieren und somit mit <strong>der</strong> Nahrung von uns <strong>in</strong> den<br />

Körper aufgenommen (ca. 100 Bq/kg Nahrung), wo sie e<strong>in</strong>e zeitlang verbleiben.<br />

Die Gesamtaktivität e<strong>in</strong>es Erwachsenen beträgt etwa 9.000 Bq. Den größten Anteil<br />

macht dabei K-40 (Kalium) aus. Die Ingestion 35 führt zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen<br />

effektiven Dosis von etwa 0,3 mSv/a, welche etwa 12% <strong>der</strong> gesamten effektiven<br />

Dosis entspricht.<br />

Die übrigen 2% (


2.5 Ionisierende Strahlung und ihre Wirkung - Strahlenschutz<br />

Untersuchungsart/Körperbereich<br />

Effektive Dosis [µSv]<br />

Urethrographie 574<br />

(= Darstellung <strong>der</strong> Harnröhre mit Kontrastmittel)<br />

Becken 575<br />

(stehende Aufnahme)<br />

Lendenwirbelsäule 554<br />

Abdomen 474<br />

Brustwirbelsäule 366<br />

(stehende Aufnahme)<br />

Magen 349<br />

(stehende Aufnahme)<br />

Rippen 224<br />

(liegende Aufnahme)<br />

Halswirbelsäule 144<br />

(stehende Aufnahme)<br />

Hysterographie 108<br />

(= Darstellung <strong>der</strong> Gebärmutter mit Kontrastmittel)<br />

Hüftgelenk 96<br />

(stehende Aufnahme)<br />

Lunge 73<br />

(liegende Aufnahme)<br />

Speiseröhre 35<br />

(stehende Aufnahme)<br />

Schädel 26<br />

(liegende Aufnahme)<br />

Ellenbogen < 1<br />

Knie < 1<br />

Frontzähne Ober-/Unterkiefer 2<br />

Backenzähne Oberkiefer 3<br />

Backenzähne Unterkiefer 2<br />

Bite-w<strong>in</strong>g-Aufnahmen 3<br />

(= Bissflügelaufnahmen)<br />

Occlusal Aufnahme Oberkiefer 17<br />

(Intraorale Röntgenaufnahme <strong>der</strong> Kaufläche des Oberkiefers)<br />

Dentale Röntgenaufnahme 7<br />

Tabelle 2.1: Strahlenbelastung durch Röntgenuntersuchungen diverser Körperbereiche.<br />

29


2 Physikalische Grundlagen<br />

2.5.2 Dosimetrie - Dosismessgrößen<br />

Die ICRP ( ”<br />

International Commission on Radiological Protection“) ist dafür zuständig<br />

Empfehlungen herauszugeben, die <strong>der</strong> Strahlenschutzverordnung als Grundlage dienen.<br />

Dazu gehört zum Beispiel die Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Dosisbegriffe [4]:<br />

• Als Energiedosis D bezeichnet man den Quotient<br />

D = ∆W<br />

∆m<br />

mit [D] = 1 Gray = 1 Gy = 1 J/kg (2.33)<br />

Dabei entspricht ∆W <strong>der</strong> Energie <strong>der</strong> Bestrahlung und ∆m <strong>der</strong> Masse des<br />

Körpergewebes, das diese Strahlung absorbiert.<br />

• Die Energiedosisleistung<br />

Ḋ ist die pro Sekunde absorbierte Energiedosis:<br />

Ḋ = ∆D<br />

∆t<br />

mit<br />

[Ḋ] = 1 Gy/s = 1 W/kg (2.34)<br />

• Die sogenannte Äquivalentdosis H ist das Produkt aus <strong>der</strong> Energiedosis D und<br />

e<strong>in</strong>em dimensionslosen Strahlungs-Wichtunsfaktor w R :<br />

H = w R · D mit [H] = 1 Sievert = 1 Sv = 1 J/kg (2.35)<br />

Sie wurde e<strong>in</strong>geführt, um die unterschiedliche biologische Wirkung (siehe Kapitel<br />

2.5.3) ionisieren<strong>der</strong> Strahlen 36 <strong>in</strong> demselben organischen Gewebe mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

quantitativ vergleichen zu können. Dabei s<strong>in</strong>d die Wichtungs-Faktoren w R e<strong>in</strong><br />

Maß für die biologische Wirksamkeit bei niedrigen Dosen. Für Röntgen-, γ- und<br />

β-Strahlung wurde willkürlich <strong>der</strong> Wert w R = 1 festgelegt. Will man die gesamte<br />

schädliche Wirkung auf e<strong>in</strong> Gewebe berechnen, das von mehreren Strahlenarten<br />

getroffen wurde, so muss man die Summe <strong>der</strong> entsprechenden Äquivalentdosen,<br />

also <strong>der</strong> gewichteten Energiedosen je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Strahlungsart, bilden.<br />

• Die effektive Dosis E wurde für die Zwecke des Strahlenschutzes e<strong>in</strong>geführt,<br />

um das Strahlenrisiko 37 für das Auftreten e<strong>in</strong>er stochastischen Strahlenwirkung<br />

(siehe Kapitel 2.5.3) richtig abschätzen zu können. Denn für verschiedene Gewebe<br />

o<strong>der</strong> Organe ist die stochastische Wirkung im nie<strong>der</strong>en Dosisbereich bei<br />

36 Verschiedene Strahlenarten haben unterschiedliche biologische Wirkungen, je nachdem ob ihre<br />

Energie auf kurzen o<strong>der</strong> langen Wegstrecken absorbiert wird. Während α-Teilchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zelle<br />

10 4 bis 10 5 Ionenpaare erzeugen, also e<strong>in</strong>e sehr hohe Ionisationsdichte haben, erzeugen β-Teilchen<br />

nur 10 bis 100 Ionenpaare <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zelle. Das bedeutet, dass bei gleicher Strahlenenergie ∆W im<br />

ersten Fall viel weniger Zellen betroffen s<strong>in</strong>d, als im zweiten. Allerd<strong>in</strong>gs werden im ersten Fall auch<br />

mehr Zellen zerstört, da bei ger<strong>in</strong>ger Ionisationsdichte die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für die Selbstheilung<br />

wesentlich höher ist (siehe auch Kapitel 2.3.1 und 2.3.2 über ”<br />

Reichweite und Absorption von<br />

Strahlung“).<br />

37 Der Begriff Strahlenrisiko steht für die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass durch e<strong>in</strong>e Strahlenbelastung e<strong>in</strong>e<br />

nachteilige Wirkung bei e<strong>in</strong>em Individuum e<strong>in</strong>getreten ist.<br />

30


2.5 Ionisierende Strahlung und ihre Wirkung - Strahlenschutz<br />

gleicher Äquivalentdosis unterschiedlich. Um dies zu berücksichtigen wurde <strong>der</strong><br />

dimensionslose Gewebe-Wichtungsfaktor w T e<strong>in</strong>geführt, <strong>der</strong> multipliziert mit <strong>der</strong><br />

Äquivalentdosis H die effektive Energiedosis E (auch effektive Äquivalentdosis<br />

genannt) für das betroffene Gewebe bzw. Organ liefert:<br />

E = w T · H mit [E] = 1Sievert = 1Sv (2.36)<br />

Soll das Schadensrisiko nicht nur für e<strong>in</strong> bestimmtes Organ, son<strong>der</strong>n für alle<br />

betroffenen Organe abgeschätzt werden, so muss die gesamte effektive Dosis E ges<br />

als Summe über die e<strong>in</strong>zelnen effektiven Dosen berechnet werden. Die effektive<br />

Energiedosis berücksichtigt also die Empf<strong>in</strong>dlichkeit <strong>der</strong> Organe mit den Gewebe-<br />

Wichtungsfaktoren w T .<br />

2.5.3 Zu welchen Schäden kann es im Körper durch<br />

Strahlene<strong>in</strong>wirkung kommen?<br />

Wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 2.5.2 erwähnt s<strong>in</strong>d die biologischen Wirkungen ionisieren<strong>der</strong><br />

Strahlung verschieden. Diese werden unterteilt <strong>in</strong> stochastische und determ<strong>in</strong>istische<br />

Wirkungen [4]: Erstere treten meist nach e<strong>in</strong>igen Jahren auf (z.B. Krebs), wobei die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit dafür von <strong>der</strong> Energiedosis abhängt. Die determ<strong>in</strong>istischen Wirkungen<br />

<strong>der</strong> Strahlung treten nach relativ kurzer Zeit auf, wobei <strong>der</strong> Schweregrad auch<br />

hier von <strong>der</strong> Energiedosis abhängt, die e<strong>in</strong> Vielfaches <strong>der</strong> Dosis für stochastischen<br />

Strahlenwirkung betragen kann. Für den Strahlenschutz (siehe Kapitel 2.5.4) s<strong>in</strong>d vor<br />

allem die stochastischen Strahlenwirkungen von Interesse, weil Menschen meist e<strong>in</strong>er<br />

Strahlung ger<strong>in</strong>ger Dosis (unterhalb <strong>der</strong> Dosisschwelle für determ<strong>in</strong>istische Strahlenwirkungen)<br />

ausgesetzt werden. Die Schäden, die ionisierende Strahlen im Körper<br />

verursachen können, s<strong>in</strong>d je nach Wirkung und Energiedosis unterschiedlich:<br />

• Der Schwellenwert <strong>der</strong> determ<strong>in</strong>istischen Strahlenwirkung liegt bei etwa 0,2 Gy<br />

bei e<strong>in</strong>er Ganzkörperexposition. Das bedeutet, dass e<strong>in</strong> Schaden beim Menschen,<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Ganzkörperbestrahlung ausgesetzt war, erst dann auftritt, wenn dieser<br />

Wert überschritten wird. Je größer die Energiedosis als <strong>der</strong> Schwellenwert ist, desto<br />

schwerer die Erkrankung, die <strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit (sofort o<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb<br />

weniger Wochen) auftritt. Als erstes werden meist jene Zellverbände geschädigt,<br />

die relativ rasch erneuert werden, also Schleimhäute <strong>in</strong> Mund, Magen und Darm<br />

sowie die Blutbildungsorgane. Die Symptome gehen über Erbrechen (0,2-3 Gy),<br />

Kopfschmerzen (1-3 Gy), Haarausfall (1-3 Gy), Fieber (3-6 Gy), Enzündungen<br />

im Mund und Rachen (3-6 Gy) sowie blutige Durchfälle mit 50%-iger Todeswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

(3-6 Gy) bis h<strong>in</strong> zum Tod <strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit (>6 Gy).<br />

• Schäden, welche durch stochastische Strahlenwirkung verursacht werden, s<strong>in</strong>d<br />

beispielsweise Leukämie, Krebs und Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erbanlagen. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

dafür, dass <strong>der</strong> Schaden auftritt, hängt auch <strong>in</strong> diesem Fall von<br />

<strong>der</strong> Energiedosis (


2 Physikalische Grundlagen<br />

bei e<strong>in</strong>er stochastischen Strahlene<strong>in</strong>wirkung nur die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für e<strong>in</strong>e<br />

Erkrankung, die man bekommen kann, aber nicht muss.<br />

2.5.4 Strahlenschutzverordnung<br />

Der Strahlenschutz gilt weltweit und geht nach dem sogenannten ”<br />

ALARA-Pr<strong>in</strong>zip“ vor.<br />

ALARA steht für ”<br />

As low as reasonably achievable“.<br />

Der Zweck dieser Verordnung ist es, zum Schutz des Menschen und <strong>der</strong><br />

”<br />

Umwelt vor <strong>der</strong> schädlichen Wirkung ionisieren<strong>der</strong> Strahlung Grundsätze<br />

und Anfor<strong>der</strong>ungen für Vorsorge- und Schutzmaßnahmen zu regeln, die bei<br />

<strong>der</strong> Nutzung und E<strong>in</strong>wirkung radioaktiver Stoffe und ionisieren<strong>der</strong> Strahlung<br />

zivilisatorischen und natürlichen Ursprungs Anwendung f<strong>in</strong>den.”[25]<br />

Dabei müssen diese Maßnahmen, nach dem ALARA-Pr<strong>in</strong>zip, unter Berücksichtigung<br />

wirtschaftlicher und sozialer Faktoren vernünftig und s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>. Zur praktischen<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Strahlenschutzverordnung gelten folgende fünf Grundregeln [1, 4]:<br />

• Die verwendete Quelle soll e<strong>in</strong>e möglichst ger<strong>in</strong>ge Aktivität aufweisen.<br />

• Die Strahlung muss durch geeignete Materialien abgeschirmt werden.<br />

• Die Aufenthaltsdauer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Strahlenfeld muss auf das M<strong>in</strong>imum beschränkt<br />

werden.<br />

• Zur Strahlungsquelle muss e<strong>in</strong> größtmöglicher Abstand e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />

• Strikte Abst<strong>in</strong>enz, d. h. nicht essen, tr<strong>in</strong>ken und rauchen während des Umgangs<br />

mit radioaktiven Präparaten.<br />

Der Umgang mit radioaktiven Stoffen und Röntgengeräten ist durch gesetzliche Vorschriften<br />

streng geregelt und die Wirksamkeit von Strahlenschutzmaßnahmen wird<br />

durch die E<strong>in</strong>haltung von Dosisgrenzwerten gesichert. Die Vorschriften sowie die Dosisgrenzwerte<br />

können <strong>der</strong> Strahlenschutzverordnung [25] o<strong>der</strong> speziell für <strong>Schule</strong>n [1]<br />

sowie <strong>der</strong> Röntgenverordnung [26] entnommen werden.<br />

32


2.6 Statistische Streuung<br />

2.6 Statistische Streuung<br />

Das oberste Ziel e<strong>in</strong>er Messung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Experiment ist, den ”wahren” Wert e<strong>in</strong>er<br />

physikalischen Größe möglichst genau zu bestimmen und die Unsicherheit beziehungsweise<br />

Streuung <strong>der</strong> Messwerte um diesen e<strong>in</strong>en ”wahren” Wert herauszuf<strong>in</strong>den. Jedoch<br />

liefert je<strong>der</strong> Messvorgang nur e<strong>in</strong> Ergebnis aus e<strong>in</strong>er unendlich großen Gesamtheit von<br />

möglichen Ergebnissen. Man kann allenfalls e<strong>in</strong>ige Messungen durchführen, sogenannte<br />

Stichproben machen, und versuchen verlässliche Rückschlüsse auf die Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> Gesamtheit anhand <strong>der</strong> Eigenschaften <strong>der</strong> wenigen Messergebnisse zu ziehen. Das<br />

Ziel sollte also se<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>er Stichprobe den tatsächlichen Wert e<strong>in</strong>er Messgröße o<strong>der</strong><br />

die tatsächliche Streuung <strong>der</strong> Messwerte möglichst genau vorherzusagen o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest<br />

e<strong>in</strong>e Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit dafür anzugeben, dass <strong>der</strong> tatsächliche Wert beispielsweise<br />

nicht weiter als e<strong>in</strong>en bestimmten Betrag vom gemessenen Wert (o<strong>der</strong> Mittelwert)<br />

entfernt liegt. Hierfür werden die herkömmlichen Methoden <strong>der</strong> Statistik (bzw. Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitstheorie)<br />

verwendet [27, 28].<br />

2.6.1 Wichtige Begriffe aus <strong>der</strong> Statistik<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichte<br />

Die Statistik arbeitet mit Zufallsvariablen. Diese können kont<strong>in</strong>uierlich (xɛR) o<strong>der</strong><br />

diskret (x i ɛR, iɛN) verteilt se<strong>in</strong>. Will man zufällige Zählraten o<strong>der</strong> zufällige Fehler<br />

mathematisch erfassen, benötigt man sogenannte Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitverteilungen<br />

p(x) o<strong>der</strong> p(x i ), 38 welche diese Daten beschreiben (siehe Kapitel 2.6.2). Als Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichte<br />

wird p(x) genau dann bezeichnet, wenn das Integral über die<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitverteilung auf 1 normiert ist [28]. Wenn also gilt:<br />

∫ x<br />

∫ +∞<br />

P (x) = p(x ′ )dx ′ mit p(x) = δP und p(x)dx = 1 .<br />

−∞<br />

δx<br />

−∞<br />

(2.37)<br />

Dabei gibt p(x)dx die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit P an, den Wert x im Intervall [x, x + dx] zu<br />

f<strong>in</strong>den. Das wie<strong>der</strong>um bedeutet, dass sich, bei Kenntnis <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichte<br />

für e<strong>in</strong>e bestimmte Variable, je<strong>der</strong>zeit Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten für beliebige Intervalle<br />

durch Integration berechnen lassen (siehe Vertrauensbereiche). Diskrete Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichten<br />

s<strong>in</strong>d formal mathematisch e<strong>in</strong>e Reihe von δ-Funktionen, sodass sich<br />

die Integrale <strong>in</strong> diesem Fall wie<strong>der</strong> als Summen schreiben lassen und die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsfunktion<br />

P e<strong>in</strong>e Treppenfunktion ist. Integriert man also über nur e<strong>in</strong>e Stufe<br />

∆x, so bleibt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Produkt übrig:<br />

P (x i ) = p(x i ) · ∆x . (2.38)<br />

38 Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitverteilungen werden auch (Wahrsche<strong>in</strong>lichkeits-)Verteilungsfunktionen genannt.<br />

33


2 Physikalische Grundlagen<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten nehmen stets dimensionslose, reelle Werte zwischen 0 und 1 an.<br />

Wogegen Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichten Größen <strong>der</strong> Dimension des Kehrwerts <strong>der</strong> Zufallsvariablen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Erwartungswert µ<br />

Da <strong>der</strong> ”wahre” Wert e<strong>in</strong>er Größe meist nicht bekannt ist, kann er nur durch e<strong>in</strong>e Messung<br />

auf e<strong>in</strong>en bestimmten Bereich e<strong>in</strong>gegrenzt und näherungsweise berechnet werden.<br />

Für zufällige Messwerte, die durch e<strong>in</strong>e Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitverteilung beschrieben werden,<br />

wird daher als bestmögliche Nährerung für den ”wahren” Wert <strong>der</strong> sogenannte<br />

Erwartunswert µ angegeben, welcher sich wie folgt berechnet:<br />

µ = E[x] =<br />

µ = E[x] =<br />

n∑<br />

x i · P (x i ) für diskrete Verteilungen , (2.39)<br />

i=1<br />

∫ +∞<br />

−∞<br />

x · p(x)dx für kont<strong>in</strong>uierliche Verteilungen . (2.40)<br />

Bei e<strong>in</strong>er Stichprobe von n Messungen gilt für die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit P (x i ) = 1 n und<br />

somit für den Erwartungswert <strong>der</strong> diskreten Verteilung:<br />

µ = E[x] = 1 n<br />

n∑<br />

x i = ¯x (arithmetisches Mittel) . (2.41)<br />

i=1<br />

Der Erwartungswert ist <strong>der</strong> Wert, um den alle an<strong>der</strong>en gemessenen Werte streuen.<br />

Somit macht <strong>der</strong> Erwartungswert zwar genaue Vorhersagen über das Verhalten <strong>der</strong><br />

Messergebnisse im statistischen Mittel, gestattet aber ke<strong>in</strong>e Vorhersage e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen<br />

Ergebnisses.<br />

Varianz (s 2 und σ 2 ) und Standardabweichung<br />

Für jede E<strong>in</strong>zelmessung x lässt sich die mittlere quadratische Abweichung (x − µ) 2<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelmessung vom Erwartungswert µ, um den alle gemessenen Werte streuen,<br />

berechnen. Für endlich viele E<strong>in</strong>zelmessungen (diskrete Verteilung) berechnet sich die<br />

Varianz s 2 als Summe über alle mittleren quadratischen Abweichungen (x i −µ) 2 jeweils<br />

gewichtet mit <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit P (x i ):<br />

s 2 = E[(x i − µ) 2 ] =<br />

s 2 = 1<br />

n − 1<br />

n∑<br />

(x i − µ) 2 · P (x i ) o<strong>der</strong> (2.42)<br />

i=1<br />

n∑<br />

(x i − ¯x) 2 für n Messergebnisse . (2.43)<br />

i=1<br />

Für wachsende Datenmengen (n → ∞, also ersetze P (x i ) durch p(x i )·∆x mit ∆x → 0)<br />

geht die Summe <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Integral über, so dass sich die theoretische Varianz σ 2 für<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Verteilungen wie folgt errechnet:<br />

34


2.6 Statistische Streuung<br />

σ 2 = E[(x − µ) 2 ] =<br />

∫ +∞<br />

−∞<br />

(x − µ) 2 · p(x)dx . (2.44)<br />

Folglich ist die Varianz e<strong>in</strong> Maß für die Streuung <strong>der</strong> Messwerte um den Erwartungswert.<br />

Die Standardabweichung s bzw. σ wird gegeben durch die positive Wurzel aus <strong>der</strong><br />

Varianz:<br />

s = √ ∑<br />

s 2 = + √ n (x i − µ) 2 · P (x i ) (diskret) , (2.45)<br />

√ ∫ +∞<br />

i=1<br />

σ = √ σ 2 = +<br />

Vertrauensbereiche<br />

−∞<br />

(x − µ) 2 · p(x)dx (kont<strong>in</strong>uierlich) . (2.46)<br />

Wie schon erwähnt gestattet <strong>der</strong> Erwartungswert ke<strong>in</strong>e Vorhersage e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Ergebnisses.<br />

Dennoch kann e<strong>in</strong>e Aussage über die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für das Auftreten<br />

von Messwerten <strong>in</strong> bestimmten Bereichen getroffen werden, wenn die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichte<br />

bekannt ist [27]. Denn dann lassen sich die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten wie <strong>in</strong><br />

Gleichung (2.37) durch Integration <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichte über den gewünschten<br />

Bereich berechnen. Beispielsweise würde sich die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit P dafür, e<strong>in</strong>en<br />

Messwert x im Intervall I = [x a , x b ] vorzuf<strong>in</strong>den, berechnen lassen durch:<br />

∫ xb<br />

P (x a ≤ x ≤ x b ) = p(x)dx = P (x; xɛI) = P (x ≤ |x b − x a |) . (2.47)<br />

x a<br />

In <strong>der</strong> Regel untersucht man Bereiche, sogenannte Vertrauensbereiche, die e<strong>in</strong> ganzzahliges<br />

Vielfaches <strong>der</strong> Standardabweichung σ darstellen und um den Erwartungswert<br />

µ zentriert s<strong>in</strong>d. σ ist e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolles Maß für die Spezifizierung von Messunsicherheiten<br />

und soll als Fehlerspanne angesehen werden. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten P werden<br />

meistens für folgende Bereiche berechnet:<br />

P (µ − σ ≤ x ≤ µ + σ) , (2.48)<br />

P (µ − 2σ ≤ x ≤ µ + 2σ) , (2.49)<br />

P (µ − 3σ ≤ x ≤ µ + 3σ) . (2.50)<br />

So bedeutet bespielsweise P (µ − σ ≤ x ≤ µ + σ) = 65 %, dass man darauf ”vertrauen”<br />

kann, dass <strong>der</strong> Messwert x mit e<strong>in</strong>er 65 %-gen Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nicht mehr als<br />

1 Standardabweichung vom Erwartungswert entfernt liegt. Dabei ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

umso größer, je größer <strong>der</strong> Vertrauensbereich gewählt wird, und umso kle<strong>in</strong>er,<br />

je präziser das Ergebnis durch den Vertrauensbereich festgelegt werden soll.<br />

35


2 Physikalische Grundlagen<br />

2.6.2 Gaußsche Normalverteilung<br />

Zufällige Messergebnisse mit zufälligen Messfehlern (statistischen Fehlern) führen dazu,<br />

dass die Messdaten um den Mittelwert (Erwartungswert) verteilt s<strong>in</strong>d und zu<br />

beiden Seiten h<strong>in</strong> symmetrisch abfallen. 39 Dies ist <strong>in</strong> sehr vielen natürlichen Prozessen<br />

(wie beispielsweise bei radioaktiven Zerfällen) <strong>der</strong> Fall [27, 28]. Die Verteilung <strong>der</strong><br />

Messwerte hat dann die Form e<strong>in</strong>er Glockenkurve (Gaußschen-Glockenkurve) und wird<br />

durch die Gaußsche 40 Normalverteilung beschrieben.Die Gaußfunktion ist gerade die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichtefunktion p(x), welche die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitverteilung <strong>der</strong><br />

Messdaten beschreibt. In ihrer Normalform lautet diese:<br />

p(x) = 1 √<br />

2πσ<br />

e − x2<br />

2σ 2 (xɛR) . (2.51)<br />

Bei dieser Darstellung (Gleichung (2.51)) beschreibt die Zufallsvariable x die Abweichung<br />

e<strong>in</strong>es Messwerts von se<strong>in</strong>em Erwartungswert µ. Folglich ist die Funktion p(x)<br />

um Null zentriert. Will man e<strong>in</strong>e Funktion, welche die Verteilung <strong>der</strong> Messwerte selbst<br />

um den Erwartungswert beschreibt (also um den Erwartungswert zentriert ist), muss<br />

e<strong>in</strong>e Variablentransformation x ↦→ x − µ durchgeführt werden. Die Funktion hat dann<br />

folgende Form:<br />

p(x) = 1 √<br />

2πσ<br />

e − (x−µ)2<br />

2σ 2 (xɛR) . (2.52)<br />

Die Verteilungsfunktion wird somit durch genau zwei Parameter festgelegt: Dem Erwartungswert<br />

(bzw. Mittelwert) µ und <strong>der</strong> Standardabweichung σ.<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> Gaußverteilung<br />

• Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichtefunktion p(x) ist auf 1 normiert.<br />

• Der Erwartungswert (Mittelwert) µ genügt folgen<strong>der</strong> Gleichung (vgl. Gleichung<br />

(2.40)):<br />

µ =<br />

∫ +∞<br />

−∞<br />

x · p(x)dx = √ 1 ∫ +∞<br />

2πσ<br />

−∞<br />

e − (x−µ)2<br />

2σ 2 xdx . (2.53)<br />

• Die Varianz σ 2 wird durch folgende Formel berechnet (vgl. Gleichung (2.44)):<br />

σ 2 =<br />

∫ +∞<br />

−∞<br />

(x − µ) 2 · p(x)dx = √ 1 ∫ +∞<br />

2πσ<br />

−∞<br />

e − (x−µ)2<br />

2σ 2 (x − µ) 2 dx . (2.54)<br />

• Die Wendepunkte <strong>der</strong> Gaußfunktion bef<strong>in</strong>den sich genau an den Stellen x =<br />

µ ± σ.<br />

39 Dies wird auch statistische Streuung <strong>der</strong> Messwerte (um den Erwartungswert) genannt.<br />

40 Johann Carl Friedrich Gauß (1777 - 1855), deutscher Mathematiker, Astronom und Physiker<br />

36


2.6 Statistische Streuung<br />

• Vertrauensbereiche: Für die Bereiche bzw. Intervalle I = [µ−hσ, µ+hσ] (h =<br />

1, 2, 3) errechnet sich die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit P dafür e<strong>in</strong>en Messwert x im entsprechenden<br />

Intervall vorzuf<strong>in</strong>den zu:<br />

P (|x − µ| ≤ σ) ≈ 68, 3% , (2.55)<br />

P (|x − µ| ≤ 2σ) ≈ 95, 4% , (2.56)<br />

P (|x − µ| ≤ 3σ) ≈ 99, 7% . (2.57)<br />

Gleichung (2.55) bedeutet, dass zwei Drittel aller Werte im Bereich von ±1σ um<br />

den Erwartungswert herum streuen (sollten). Weiterh<strong>in</strong> sollten nur knapp 5%<br />

außerhalb des Bereiches von ±2σ liegen (Gleichung (2.56)) und nur 3 von 1000<br />

außerhalb des Bereiches von ±3σ (Gleichung (2.57)).<br />

2.6.3 Poisson-Verteilung als Grenzwert <strong>der</strong> B<strong>in</strong>omialverteilung<br />

Stichproben von n E<strong>in</strong>zelmessungen, von denen jede e<strong>in</strong>zelne nur 2 Werte annehmen<br />

kann, also entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong> ”Erfolg” (Ereignis) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> ”Misserfolg” ist, werden<br />

durch die B<strong>in</strong>omialverteilung charakterisiert [27, 28]. Diese gibt die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

P n,p dafür an, dass unter den n E<strong>in</strong>zelmessungen x (gezählte) Ereignisse mit <strong>der</strong><br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit p e<strong>in</strong>en ”Erfolg” und (n − x) Ereignisse mit <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

q = (1 − p) e<strong>in</strong>en ”Misserfolg” verzeichnen. P n,p berechnet sich dann wie folgt:<br />

P n,p (x) =<br />

( n<br />

x)<br />

p x q n−x (x, nɛN) mit µ = np und σ = npq . (2.58)<br />

Die B<strong>in</strong>omialverteilungsfunktion ist diskret, da sie nur für ganze Zahlenwerte def<strong>in</strong>iert<br />

ist, und besitzt genau zwei Parameter, nämlich n und p.<br />

Betrachtet man nun den Grenzfall n → ∞ (also den Fall, dass die Anzahl n <strong>der</strong> Versuche<br />

bzw. Messungen sehr groß wird), benötigt man e<strong>in</strong>e Näherungsformel, um die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit P n,p berechnen zu können, da Ausdrücke wie n! (im B<strong>in</strong>omialkoeffizient<br />

<strong>der</strong> B<strong>in</strong>omialverteilungsfunktion enthalten) sich nicht mehr schnell auswerten<br />

lassen. Dabei sollte man sicherstellen, dass <strong>der</strong> Erwartungswert µ relativ kle<strong>in</strong> bleibt<br />

und q ≈ 1 (Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für e<strong>in</strong>en Misserfolg). Unter diesen Voraussetzungen<br />

lässt sich die Formel <strong>der</strong> B<strong>in</strong>omialverteilung (nach e<strong>in</strong>igem Rechenaufwand) umformen<br />

und die Poissonverteilung 41 herleiten. Diese Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitverteilung P µ (x) hängt<br />

nur noch von e<strong>in</strong>em Parameter ab, nämlich dem Erwartungswert µ, und lautet:<br />

P µ (x) = µx<br />

x! e−µ (xɛN) . (2.59)<br />

41 Simon Denis Poisson (1781 - 1840), französischer Physiker und Mathematiker<br />

37


2 Physikalische Grundlagen<br />

Durch die Poissonverteilung werden Zählexperimente mit großer Anzahl an E<strong>in</strong>zelversuchen<br />

bzw. -messungen n beschrieben, wobei aber die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit p für jedes<br />

”Erfolgs”-Ereignis so kle<strong>in</strong> ist, dass <strong>der</strong> Erwartungswert µ bei Zahlen <strong>der</strong> Größenordnung<br />

1 liegt (siehe Gleichung (2.58)). Auch diese Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitverteilung ist<br />

diskret, besitzt aber im Gegensatz zur Gaußverteilung nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Parameter,<br />

nämlich den Erwartungswert µ.<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> Poissonverteilung<br />

• Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichtefunktion P µ (x) ist auf 1 normiert.<br />

• Der Erwartungswert µ ist gleich dem Produkt aus <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit p<br />

und <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelmessungen n:<br />

µ = n · p . (2.60)<br />

• Die Varianz, welche bei <strong>der</strong> B<strong>in</strong>omialverteilung durch npq = σ 2 berechnet wird,<br />

berechnet sich folglich bei <strong>der</strong> Poissonverteilung, mit q ≈ 1, zu:<br />

Damit wird die Standardabweichung σ<br />

σ 2 = npq ≈ np = µ . (2.61)<br />

σ = √ µ . (2.62)<br />

Somit ist die Varianz gleich dem Erwartungswert des Messwerts und e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Ergebnisse für die Poissonverteilung. Denn dieses Ergebnis bedeutet, dass Vorhersagen<br />

über das Maß <strong>der</strong> Streuung <strong>der</strong> Messwerte getroffen werden können, wenn <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Stichprobe <strong>der</strong> Mittelwert bestimmt und als Schätzwert für den Erwartungswert<br />

benutzt wird. Es lässt sich also vorhersagen wie groß die Standardabweichung e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>zelnen Messung se<strong>in</strong> sollte. Werden z.B. im Mittel 10 γ-Quanten (<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

festgelegten Messzeit/-dauer) registriert, so hat dieses Ergebnis e<strong>in</strong>e relative Genauigkeit<br />

von √ 10<br />

≈ 3 = 30 %. Registriert man etwa 100 Ereignisse, so beträgt die relative<br />

10 10<br />

Genauigkeit bereits 10 %.<br />

Anwendungsbeispiel für die Poissonverteilung<br />

Wie bereits erwähnt, kommt die Poissonverteilung bei kle<strong>in</strong>en zu erwartenden Zählraten<br />

zum E<strong>in</strong>satz [27]. Der Erwartungswert µ liegt hier meist bei Zählraten von 0<br />

bis 30 (<strong>in</strong> 1 ). Dies ist beispielsweise bei <strong>der</strong> Untergrundstrahlung, die aus γ-Quanten<br />

s<br />

besteht, <strong>der</strong> Fall (Kapitel 2.5.1).<br />

38


2.6.4 Gaußsche Normalverteilung als Grenzfall <strong>der</strong><br />

Poissonverteilung<br />

2.6 Statistische Streuung<br />

Wie <strong>in</strong> Kapitel 2.6.3 erwähnt wurde, lässt sich aus <strong>der</strong> B<strong>in</strong>omialverteilung mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen<br />

n → ∞ , q = 1 − p ≈ 1 , µ relativ kle<strong>in</strong> (2.63)<br />

die Poissonverteilung herleiten [27, 28]. Durch diese For<strong>der</strong>ungen wurden sehr große<br />

mögliche Messwerte x (x ≫ µ) ignoriert und x ≪ ∞ sichergestellt. Ist aber die Anzahl<br />

n an E<strong>in</strong>zelmessungen wesentlich größer als <strong>der</strong> Erwartungswert µ, so kann auch dieser<br />

(bisher ausgeschlossene) Messbereich dazugenommen und µ ≫ 1 gefor<strong>der</strong>t werden.<br />

Das heißt, dass zu n → ∞ und q = 1 − p ≈ 1 (p → 0) zusätzlich n ≫ µ = ¯x ≫ 1<br />

gefor<strong>der</strong>t wird. Nach längerer Rechnung (kann <strong>in</strong> [27] nachvollzogen werden) erhält<br />

man mit diesen Bed<strong>in</strong>gungen folgende Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsverteilung P µ :<br />

P µ = 1 √<br />

2πσ<br />

e − (x−µ)2<br />

2σ 2 = p(x) (xɛR) mit <strong>der</strong> Randbed<strong>in</strong>gung µ = σ 2 . (2.64)<br />

Dieser Ausdruck ist mit <strong>der</strong> Gaußverteilung identisch. Dies ist nicht sehr verwun<strong>der</strong>lich,<br />

denn ist die Poissonverteilung für Werte von µ kle<strong>in</strong>er 10 noch asymmetrisch 42 ,<br />

so wird sie umso symmetrischer, je größer <strong>der</strong> Erwartungswert ist. Dieser Übergang<br />

ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 2.18 zu erkennen.<br />

Abb. 2.18: blau: µ = 1; grün: µ = 5; rot: µ = 10<br />

42 D. h. das Maximum <strong>der</strong> Verteilung stimmt nicht exakt mit dem Mittelwert übere<strong>in</strong> und die Verteilung<br />

erstreckt sich mehr nach rechts als nach l<strong>in</strong>ks.<br />

39


2 Physikalische Grundlagen<br />

Demnach hat <strong>der</strong> Ausdruck <strong>in</strong> Gleichung (2.64) zwei entscheidende Unterschiede zur<br />

Gaußschen-Normalverteilung. Zum e<strong>in</strong>en ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsfunktion diskret<br />

und <strong>der</strong> Wertebereich umfasst nur die nicht-negativen ganzen Zahlen. Zum an<strong>der</strong>en<br />

besitzt die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsfunktion nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Parameter µ ≡ σ 2 , was bedeutet,<br />

dass die Streuung <strong>der</strong> Ergebnisse streng an den Erwartungswert <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

gekoppelt ist.<br />

Anwendungsbeispiel<br />

E<strong>in</strong> typisches Beispiel für diese Gaußverteilung ist <strong>der</strong> radioaktive Zerfall [27]. Denn<br />

hier s<strong>in</strong>d die wichtigsten Randbed<strong>in</strong>gungen für ihre Anwendung gegeben:<br />

• Die Anzahl n <strong>der</strong> radioaktiven Kerne ist sehr groß. (n → ∞)<br />

• Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit p, dass e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner Kern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vorgegebenen Messzeit<br />

zerfällt, ist sehr kle<strong>in</strong>. (p → 0)<br />

• Die Anzahl <strong>der</strong> registrierten Ereignisse x ist ausreichend groß. (µ ≫ 1)<br />

Beispielsweise beträgt die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit dafür, dass e<strong>in</strong> Radiumkern (Ra-226,<br />

t<br />

T 1/2 = 1600a) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>ute zerfällt nur p = λ · t = ln2 ·<br />

T 1/2<br />

= 0, 83 · 10 −9 (p → 0).<br />

E<strong>in</strong> Präparat <strong>der</strong> Masse 1 µg hat aber 3 · 10 15 (= n) Kerne, sodass erwartet werden<br />

kann etwa 2, 5 · 10 6 (n · p = µ ≫ 1) Zerfälle <strong>in</strong> dieser M<strong>in</strong>ute zu registrieren. Das<br />

entspricht e<strong>in</strong>er Aktivität von etwa 40 kBq.<br />

40


3 Der Versuchsaufbau<br />

Die Experimente zum Thema ”<strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>” sollen das Angebot im Bereich<br />

<strong>der</strong> <strong>Radioaktivität</strong> im physikalischen Demonstrationspraktikum erweitern, mit<br />

dem Ziel die Lehramtstudierenden, sowie auch zukünftig die Schüler, für <strong>Radioaktivität</strong><br />

bzw. radioaktive Strahlung <strong>in</strong> ihrem eigenen Umfeld zu sensibilisieren. Denn<br />

zum e<strong>in</strong>en ist radioaktive Strahlung etwas Natürliches, was den Menschen ständig umgibt<br />

und mit dem <strong>der</strong> menschliche Organismus gelernt hat umzugehen. Zum an<strong>der</strong>en<br />

können erhöhte Strahlenbelastungen zu Krankheiten sowie zu irreparablen Schäden bis<br />

h<strong>in</strong> zum Tod führen. Da immer mehr <strong>Schule</strong>n auf radioaktive Präparate, wie bereits <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung beschrieben verzichten o<strong>der</strong> verzichten wollen, werden im Rahmen dieser<br />

Arbeit Experimente und Messungen durchgeführt, die den Lehramtstudierenden<br />

und den Schülern auch ohne den E<strong>in</strong>satz von genehmigungsbedürftigen radioaktiven<br />

Präparaten e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Themengebiet ”<strong>Radioaktivität</strong>” ermöglichen.<br />

Im Folgenden werden die Versuchsaufbauten, die Messungen bzw. Aufnahmen, sowie<br />

die Auswertungen dargestellt.<br />

Bei den nachfolgend aufgeführten Experimenten und Messungen werden zwei verschiedene<br />

Versuchsaufbauten verwendet. Bevor die Bestandteile des jeweiligen Aufbaus<br />

genannt werden, sollen zunächst die e<strong>in</strong>zelnen verwendeten Geräte <strong>in</strong> ihrer Funktionsweise<br />

kurz erklärt werden.<br />

3.1 Das Geiger-Müller-Zählrohr, 45 mm<br />

Abb. 3.1: Geiger-Müller-Zählrohr, 45 mm [29].<br />

41


3 Der Versuchsaufbau<br />

Das Geiger-Müller-Zählrohr 1 mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von 45 mm (siehe Abbildung 3.1)<br />

dient dem Nachweis von α-, β- und γ-Strahlung.Das eigentliche Zählrohr ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Metallzyl<strong>in</strong><strong>der</strong> mit festem BNC-Anschlusskabel montiert und besitzt e<strong>in</strong>en dünnwandigen<br />

Metallmantel. Es besteht aus zwei Elektroden, zwischen die e<strong>in</strong>e Spannung 2 angelegt<br />

wird, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mit Gas (meist e<strong>in</strong> Halogengas, wie z. B. Argon) gefüllten Kammer.<br />

In die Kammer e<strong>in</strong>fallende Teilchen (ionisieren<strong>der</strong> Strahlung) erzeugen durch Stöße<br />

mit den Gasatomen bzw. -molekülen Ionen und Elektronen, die zu den Elektroden<br />

h<strong>in</strong> beschleunigt werden. Die anliegende Spannung wirkt beschleunigend, sodass die<br />

Ionen und Elektronen noch mehr an k<strong>in</strong>etischer Energie gew<strong>in</strong>nen und durch weitere<br />

Ionisation des Gases (Gasverstärkung) zusätzliche Ionen und Elektronen erzeugen.<br />

Diese werden im Inneren <strong>der</strong> Gaskammer durch das von <strong>der</strong> Anode und Kathode erzeugte<br />

elektrische Feld getrennt und zu den Elektroden h<strong>in</strong> beschleunigt. Dies hat zur<br />

Folge, dass e<strong>in</strong>e ”Law<strong>in</strong>e” von Elektronen die Anode erreicht und es zwischen Anode<br />

und Kathode zu kurzzeitigem Stromfluss kommt. Dieser kurzzeitige Stromfluss führt<br />

zu e<strong>in</strong>em kurzzeitigen Spannungsabfall an dem Arbeitswi<strong>der</strong>stand 3 bzw. zu e<strong>in</strong>em<br />

kurzzeitigen Spannungspuls, <strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>en Zähler gegeben wird. Über e<strong>in</strong>en Digital-<br />

Analog-Wandler kann die Pulsrate <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Analogsignal umgewandelt werden und die<br />

Zählrate als analoges Stromsignal gesendet o<strong>der</strong> <strong>in</strong> digitaler Form angezeigt werden.<br />

Abb. 3.2: Schematischer Aufbau e<strong>in</strong>es Zählrohrs [30].<br />

Die Abbildung 3.2 zeigt e<strong>in</strong>en schematischen Aufbau e<strong>in</strong>es solchen Zählrohrs. Das<br />

Geiger-Müller-Zählrohr 45 mm ist e<strong>in</strong> selbstlöschendes 4 Halogenzählrohr. Der dünnwandige<br />

Metallmantel ist für γ-Strahlung durchlässig. Das Glimmerfenster (Endfenster)<br />

an <strong>der</strong> Stirnseite des Zählrohrs, welches aufgrund se<strong>in</strong>er Empf<strong>in</strong>dlichkeit gegen<br />

1 Johannes Wilhelm Geiger (1882-1945) und Walther Müller (1905-1979 entwickelten geme<strong>in</strong>sam<br />

1928 e<strong>in</strong> Zählrohr zur Messung <strong>der</strong> <strong>Radioaktivität</strong>, welches damals nach ihnen benannt wurde<br />

und auch heute noch so heißt.<br />

2 Damit ist die zum Betrieb erfor<strong>der</strong>liche Gleichspannung (Arbeitsspannung) geme<strong>in</strong>t, die bei diesem<br />

GM-Zählrohr 500 V beträgt.<br />

3 Dieser Wi<strong>der</strong>stand berägt beim GMZ 45mm 10Ω. Über ihn s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> axiale Zähldraht des Zählrohrs<br />

mit dem zentralen Leiter verbunden.<br />

4 Durch Sekundärelektronen, welche durch die bei <strong>der</strong> Entladung entstehenden Ionen aus <strong>der</strong> Zählrohrwand<br />

austreten können, kann die Entladung unabhängig von <strong>der</strong> ionisierenden Strahlung<br />

aufrechterhalten werden. Aus diesem Grund werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gaskammer weitere Zusätze wie etwa<br />

Jod- o<strong>der</strong> Bromdampf (Löschgas) benötigt, um die Zählrohrentladung zu löschen.<br />

42


3.2 Der Digitalzähler<br />

mechanische Beanspruchung durch e<strong>in</strong> Schutzgitter geschützt ist, dient dazu, dass<br />

auch die energiearmen α- und β-Teilchen von diesem Geiger-Müller-Zählrohr registriert<br />

werden können. Bei hohen Zählraten (d.h. die zu registierenden Teilchen treffen<br />

<strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> e<strong>in</strong>) muss die Totzeit (siehe Kapitel 4.3) des<br />

Zählrohrs berücksichtigt werden. Diese beträgt etwa 100 µs [29, 30].<br />

3.2 Der Digitalzähler<br />

Abb. 3.3: Digitalzähler.<br />

Der Digitalzähler ist e<strong>in</strong> elektronischer Zähler zur Messung von Zeiten, Frequenzen,<br />

Raten, Periodendauern und zum Zählen von Ereignissen sowie Zählrohrimpulsen und<br />

wird zur Ereignismessung über das fest am Geiger-Müller-Zählrohr montierte BNC-<br />

Kabel an <strong>der</strong> BNC-E<strong>in</strong>gangsbuchse mit dem Zählrohr verbunden. Die Torzeiten zur<br />

Ereigniszählung lassen sich bei diesem Zähler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich von 1 - 99 999 s e<strong>in</strong>stellen.<br />

Der Zählvorgang kann mittels Schalter (Start/Stopp) manuell o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong><br />

Signal an den Ausgangsbuchsen ausgelöst werden und endet nach Ablauf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gestellten<br />

Torzeit [31].<br />

3.3 Sensor-Cassy 2<br />

Das Sensor-Cassy 2 ist e<strong>in</strong> kaskadierbares Interface zur Messdatenaufnahme, das sich<br />

an den USB-Port e<strong>in</strong>es Computers anschließen lässt und e<strong>in</strong>e automatische Sensorboxerkennung<br />

durch Cassy Lab 2 besitzt. 5 Weiterh<strong>in</strong> wird es über e<strong>in</strong>en Hohlstecker mit<br />

5 Das Cassy Lab 2 ist e<strong>in</strong>e freigeschaltete Software, welche nur vom Käufer und ausschließlich für<br />

den von <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> o<strong>der</strong> Instution erteilten Unterricht verwendet werden darf.<br />

43


3 Der Versuchsaufbau<br />

Abb. 3.4: Sensor Cassy 2<br />

e<strong>in</strong>er Spannung von 12 V versorgt und ist variabel als Tisch-, Pult- o<strong>der</strong> Demonstrationsgerät<br />

aufstellbar [32].<br />

3.4 Die GM-Box<br />

Abb. 3.5: GM-Box [33]<br />

44


3.5 Erster Versuchsaufbau<br />

Die GM-Box wird zusammen mit dem computerunterstützten Messsystem CASSY R○<br />

(beispielsweise Sensor Cassy 2 <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Cassy Lab 2) e<strong>in</strong>gesetzt und dient <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Zählrohr zur Messung radioaktiver Strahlung. Dabei wird die<br />

für das Zählrohr benötigte Arbeitsspannung von 500 V <strong>in</strong> <strong>der</strong> GM-Box erzeugt [34].<br />

3.5 Erster Versuchsaufbau<br />

Abb. 3.6: Erster Versuchsaufbau<br />

In <strong>der</strong> Abbildung 3.6 ist <strong>der</strong> erste Versuchsaufbau zu sehen. Dieser besteht lediglich<br />

aus dem Geiger-Müller-Zählrohr und dem daran über das BNC-Kabel angeschlossenen<br />

Digitalzähler. Mit diesem Versuchsaufbau können verschiedene Proben, die jedem<br />

Schüler und Studenten auch im Alltag zugänglich s<strong>in</strong>d, auf erhöhte <strong>Radioaktivität</strong><br />

untersucht werden. Hierzu werden die gemessenen Zählraten unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Fehler mit dem Wert aus <strong>der</strong> Untergrundmessung verglichen.<br />

3.6 Zweiter Versuchsaufbau<br />

Der zweite Versuchsaufbau (Abbildung 3.7) besteht aus dem Geiger-Müller-Zählrohr<br />

45 mm, <strong>der</strong> GM-Box, dem Sensor-Cassy 2 und e<strong>in</strong>em Computer mit <strong>in</strong>stallierter Cassy<br />

Lab 2 Software zur Auswertung <strong>der</strong> Messergebnisse. Dabei ist das GM-Zählrohr<br />

mit <strong>der</strong> GM-Box über e<strong>in</strong> Kabel 6 verbunden. Die GM-Box ist auf das dafür vorge-<br />

6 Das Kabel hat an e<strong>in</strong>em Ende als Anschluss e<strong>in</strong>e BNC-Buchse und am an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>e Koaxialbuchse,<br />

und wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werkstatt des Physkialischen Instituts <strong>in</strong> Freiburg eigens gefertigt werden. Dieses<br />

45


3 Der Versuchsaufbau<br />

Abb. 3.7: Zweiter Versuchsaufbau<br />

sehene Cassy-Modul am Sensor-Cassy 2 aufgesteckt, während das Sensor-Cassy 2 an<br />

den USB-Port des Computers angeschlossen ist und über e<strong>in</strong>en Hohlstecker mit 12 V<br />

Spannung versorgt wird. In Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Cassy Lab 2 Software lässt sich mit<br />

dieser Anordnung das Absorptionsgesetz für die γ-Strahlung nachprüfen sowie die<br />

statistische Streuung von zufälligen Ereignissen beobachten.<br />

3.7 Versuchsvorbereitung<br />

Die Versuchsvorbereitung bestand <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie aus <strong>der</strong> Suche nach Proben messbarer<br />

<strong>Radioaktivität</strong>. Das bedeutet, dass die Proben e<strong>in</strong>e messbar und vergleichbar höhere<br />

Aktivität als die Untergrundstrahlung aufweisen sollen und je<strong>der</strong>mann zugänglich<br />

se<strong>in</strong> sollen, also nicht erst nach <strong>der</strong> aktuellen Strahlenschutzverordnung zugelassen<br />

werden müssen. Nach e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> Recherche wurde die Auswahl <strong>der</strong> Proben getroffen.<br />

Nicht bei allen Proben ließ sich e<strong>in</strong>e erhöhte Aktivität verzeichnen, sodass nur die<br />

besten ausgewählt wurden. Im Laufe <strong>der</strong> Messungen und Auswertungen kamen noch<br />

Ideen und somit Proben h<strong>in</strong>zu, sodass die endgültige Auswahl vier Proben messbarer<br />

<strong>Radioaktivität</strong> umfasst (Kapitel 3.8).<br />

Anschließend g<strong>in</strong>g es die Anordnung <strong>der</strong> Geräte für die Versuchsdurchführungen sowie<br />

ihre Bedienung. Beide Versuchsanordnungen wurden zunächst <strong>in</strong> ihrer Funktionsweise<br />

an radioaktiven Präparaten, welche nach <strong>der</strong> aktuellen Strahlenschutzverordnung zugelassenen<br />

s<strong>in</strong>d und im Demonstrationspraktikum für Lehramtstudierende verwendet<br />

werden, getestet. Vor Inbetriebnahme des zweiten Versuchsaufbaus musste allerd<strong>in</strong>gs<br />

zuerst die GM-Box und die aktuelle Cassy Lab 2 Software bei <strong>der</strong> Firma LD Didaktic<br />

Kabel kann jedoch bei Bedarf auch zusammen mit <strong>der</strong> GM-Box bestellt werden.<br />

46


3.8 Proben<br />

GmbH bestellt werden. Sobald alles vollständig und mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden war, konnten<br />

auch hier die Testmessungen beg<strong>in</strong>nen. Diese benötigten e<strong>in</strong>igen Zeitaufwand, da<br />

die Software und die damit verbundenen Möglichkeiten bei <strong>der</strong> Versuchsdurchführung<br />

und -auswertung noch nicht bekannt waren.<br />

3.8 Proben<br />

3.8.1 Zimmerwände<br />

Wie <strong>in</strong> Kapitel 2.5 bereits beschrieben, s<strong>in</strong>d Menschen überall ionisieren<strong>der</strong> Strahlung<br />

natürlichen Ursprungs ausgesetzt. Die effektive Äquivalentdosisleistung von außen,<br />

welche <strong>der</strong> pro Sekunde absorbierten effektiven Äquivalentdosis entspricht, ist<br />

jedoch im Freien ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong> Wohnungen. Sie beträgt im Freien im Mittel etwa<br />

0,43 mSv/a und <strong>in</strong> Wohnungen etwa 0,57 mSv/a. Diese erhöhte Dosisleistung <strong>in</strong> Wohnungen<br />

stammt hauptsächlich von <strong>der</strong> Strahlung <strong>der</strong> Baumaterialien 7 , welche beispielsweise<br />

<strong>in</strong> den Haus- und Zimmerwänden verarbeitet werden und zur zusätzlichen<br />

Strahlenexposition führen [35].<br />

3.8.2 Zigarettentabak<br />

Rauchen führt zur radioaktiven Belastung <strong>der</strong> Lunge. Denn das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur vorhandene<br />

Poloniumisotop Po-210, welches e<strong>in</strong> α-Strahler ist, lagert sich an den Blatthärchen<br />

<strong>der</strong> Tabakpflanze ab und gelangt beim Rauchen <strong>in</strong> die Lunge. Dort wird das Polonium<br />

aufgenommen und zurückgehalten. Unter Abstrahlung von α-Teilchen zerfällt das<br />

Polonium im Lungengewebe <strong>in</strong> Blei Pb-106 (Gleichung (3.1)), wo die gesamte Energie<br />

<strong>der</strong> α-Teilchen wegen ihrer ger<strong>in</strong>gen Reichweite absorbiert und dieses geschädigt wird.<br />

210<br />

84 P o → 206<br />

82 P b + 4 2 He (3.1)<br />

In Raucherlungen konnte gegenüber Nichtraucherlungen etwa die drei- bis vierfache<br />

Poloniumkonzentration nachgewiesen werden ([36, 37]).<br />

Für die Messungen wurde handelsüblicher loser Tabak im Wert von etwa vier Euro<br />

verwendet.<br />

3.8.3 Glasscheibe<br />

Gläser s<strong>in</strong>d amorphe 8 Feststoffe und bestehen meist aus Siliciumoxid. Um bestimmte<br />

Eigenschaften, wie die Glasfärbung o<strong>der</strong> -entfärbung, zu bee<strong>in</strong>flussen, werden die<br />

meisten Glassorten mit Zusatzstoffenproduziert. Bis <strong>in</strong> die Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

7 Die zusätzliche Strahlenbelastung <strong>in</strong> mSv/a bezogen auf den Aufenthalt im Freien beträgt für<br />

(Kalk-)Sandste<strong>in</strong> 0-0,1 mSv/a, Ziegel und Beton 0,1-0,2 mSv/a, Naturste<strong>in</strong> und technisch erzeugter<br />

Gips 0,2-0,4 mSv/a, Schlackenste<strong>in</strong> und Granit 0,4-2,0 mSv/a.<br />

8 Amorph bedeutet, dass die Atome des Feststoffes ke<strong>in</strong>e geordnete Struktur besitzen, son<strong>der</strong>n unregelmäßige<br />

Muster bilden.<br />

47


3 Der Versuchsaufbau<br />

wurden für e<strong>in</strong>e leichte Grün- o<strong>der</strong> Gelbfärbung Uranoxide (schwarzes, kristall<strong>in</strong>es<br />

Pulver) beigemischt. Uran ist e<strong>in</strong> sehr schweres Metall, dessen Isotope allesamt radioaktiv<br />

und hauptsächlich α-strahlend s<strong>in</strong>d. Als Probe wird bei <strong>der</strong> Messung e<strong>in</strong> alter<br />

Glasboden e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Kühlschranks verwendet. Dieser besitzt im Tageslicht ke<strong>in</strong>e<br />

nennenswerte Färbung, hat sich aber als Probe ”bewährt” [38].<br />

3.8.4 Radon im Keller<br />

Wie bereits <strong>in</strong> den ”Physikalischen Grundlagen” <strong>in</strong> Kapitel 2.5.1 erklärt, lagern sich<br />

die gasförmigen Radonnuklide Rn-222 und Rn-220 als Metallionen an die Aerosole<br />

und Staubpartikel <strong>der</strong> Luft an und gelangen mit <strong>der</strong> Atmung <strong>in</strong> den Körper (bzw.<br />

werden beim Atmen <strong>in</strong>korporiert). Radon sowie se<strong>in</strong>e Zerfallsprodukte s<strong>in</strong>d α-, β- und<br />

γ-strahlend und führen zur Belastung <strong>der</strong> Bronchien. Die mittlere Teilkörperdosisleistung<br />

beträgt etwa 10 mSv/a, was e<strong>in</strong>er effektive Dosis (bei e<strong>in</strong>em Wichtungsfaktor von<br />

0,12) von etwa 1,2 mSv/a entspricht. Diese effektive Dosis kann <strong>in</strong> schlecht belüfteten<br />

Räumen, wie z. B. Kellerräumen bis auf 3 mSv/a (mittlere Teilkörperdosisleistung: 25<br />

mSv/a; Wichtungsfaktor: 0,12) ansteigen [35]. Die Inhalation von Radon macht etwa<br />

58% <strong>der</strong> natürlichen Strahlenbelastung des Menschen aus.<br />

Da Radon e<strong>in</strong> Gas ist, steht es als zu messende Probe nicht unmittelbar zur Verfügung.<br />

Will man aber die Belastung <strong>der</strong> Raumluft mit radioaktiven Substanzen untersuchen,<br />

müssen die im Raum verteilten zahlreichen radioaktiven Partikel (Zerfallsprodukte<br />

von Radon, die fest und nicht gasförmig s<strong>in</strong>d) auf e<strong>in</strong>en möglichst kle<strong>in</strong>en Bereich<br />

konzentrieren werden. Hierfür bieten sich zwei Methoden an: Die Filtermethode und<br />

die Hochspannungsmethode. Die mit Hilfe dieser beiden Methoden erhaltene radioaktive<br />

Probe, wird im Folgenden als Radon-Probe bezeichnet.<br />

Die Hochspannungsmethode<br />

Bei dieser Methode wird quer durch den Raum e<strong>in</strong> Kupferdraht von e<strong>in</strong>igen Metern<br />

Länge gespannt und mit den Anschlüssen e<strong>in</strong>er Hochspannungsversorgung (wenige<br />

kV) verbunden, wobei <strong>der</strong> Draht mit dem M<strong>in</strong>us-Pol verbunden und <strong>der</strong> Plus-Pol geerdet<br />

wird. Mit dieser Anordnung können die radioaktiven Partikel zusammen mit<br />

Staub und positiv geladenen Aerosolen von <strong>der</strong> Kathode aus <strong>der</strong> Luft e<strong>in</strong>gefangen<br />

werden. Dabei wird ausgenutzt, dass beim α-Zerfall <strong>der</strong> Radonisotope sowie se<strong>in</strong>er<br />

Zerfallsprodukte (beispielsweise Polonium) <strong>der</strong> abgestrahlte, zweifach positiv geladanene<br />

Heliumkern beim Verlassen des betreffenden Isotops Elektronen aus <strong>der</strong> Hülle<br />

mitreißt, sodass das beim Zerfall entstandene Tochternuklid, positiv geladen ist [39].<br />

Nach e<strong>in</strong>er Expositionszeit von mehreren Stunden hat sich genügend radioaktives Material<br />

auf dem Draht gesammelt und kann mit e<strong>in</strong>em Taschentuch vom Draht sorgfältig<br />

abgewischt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach auf e<strong>in</strong> Stück Pappe aufgewickelt werden. Das Taschentuch<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> aufgewickelte Draht bilden die Probe.<br />

Auf dem Bild 3.8 ist die Anordnung zu sehen, wie sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kellerraum des Physik-<br />

Hochhauses des Physkialischen Instituts aufgebaut wurde. Hier wurde e<strong>in</strong> 2 m langer<br />

Kupferdraht (d = 0, 6mm) mit 5 kV Spannung versorgt.<br />

48


3.8 Proben<br />

Abb. 3.8: Aufbau für die Anwendung <strong>der</strong> Hochspannungsmethode<br />

Die Filtermethode<br />

Abb. 3.9: E<strong>in</strong>e mögliche Umsetzung <strong>der</strong> Filtermethode.<br />

49


3 Der Versuchsaufbau<br />

Bei <strong>der</strong> Filtermethode werden größere Luftmengen durch e<strong>in</strong>en fe<strong>in</strong>en Gewebefilter gesaugt.<br />

Auch mit dieser Methode wird nicht etwa Radon gesammelt, da dieses Element<br />

gasförmig ist, son<strong>der</strong>n se<strong>in</strong>e Zerfallsprodukte, welche fest s<strong>in</strong>d und sich als Ionen an<br />

Staub- und Aerosolpartikel <strong>der</strong> Luft anlagern. So lässt sich <strong>in</strong>direkt durch das Sammeln<br />

<strong>der</strong> Folgeprodukte auf Radon schließen.<br />

Auf dem Bild 3.9 ist <strong>der</strong> für die Filtermethode verwendete Staubsauger zu sehen. Als<br />

Filter wurde e<strong>in</strong> handelsüblicher Kaffeefilter 9 verwendet, welcher aufgetrennt und mit<br />

e<strong>in</strong>em Gummi an dem Saugrohr befestigt wurde. Das Filterstück auf dem Saugrohr<br />

ist nach dem ”Saugvorgang” gerade die für die Messungen benötigte Probe.<br />

9 Hier wurde die Marke Brigitta No.4 benutzt.<br />

50


4 Messungen und Auswertungen<br />

Im Folgenden werden die Durchführungen <strong>der</strong> Messungen mit dem ersten und zweiten<br />

Versuchsaufbau beschrieben und die Messergebnisse analysiert. Sämtliche Messungen<br />

wurden im siebten Stock des Physikhochhauses des Physikalischen Instituts <strong>in</strong><br />

Freiburg durchgeführt. Bei beiden Versuchsanordnungen werden die Proben vor dem<br />

Geiger-Müller-Zählrohr angebracht. Mit dem ersten Aufbau (Abbildung 3.6) wird die<br />

Anzahl <strong>der</strong> gezählten Ereignisse direkt vom angeschlossenen Digitalzähler abgelesen<br />

und mit <strong>der</strong> Untergrundstrahlung verglichen, um Aussagen über die von <strong>der</strong> Probe<br />

ausgehende radioaktive Strahlung sowie die daraus resutierende Mehrbelastung machen<br />

zu können. Der zweite Aufbau (Abbildung 3.7) wird für Experimente mit <strong>der</strong><br />

Radon-Probe benötigt und wird zur Vesuchsdurchführung im Demonstrationspraktikum<br />

verwendet werden. Denn die Messungen sowie ihre Analyse verschaffen den Lehramtstudenten<br />

und Schülern e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> verschiedene Themengebiete <strong>der</strong><br />

<strong>Radioaktivität</strong> wie statistische Streuung von Messdaten, natürliche Strahlenbelastung<br />

sowie Absorption von Strahlung. Als Vorbereitung auf die Untersuchung <strong>der</strong> Proben<br />

musste jedoch zuerst <strong>der</strong> Untergrund gemessen und die bei den Versuchen benötigten<br />

Hilfsmittel auf <strong>Radioaktivität</strong> geprüft werden.<br />

4.1 Untergrundmessung<br />

Da das Geiger-Müller-Zählrohr nicht nur die Aktivität <strong>der</strong> Probe misst, son<strong>der</strong>n auch<br />

die natürliche Strahlung, die aus γ-Quanten besteht und uns umgibt, muss diese <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Auswertung <strong>der</strong> Messergebnisse <strong>der</strong> Proben berücksichtigt werden.Für die Untergrundmessung<br />

wurde das GMZ an den Digitalzähler angeschlossen (erster Versuchsaufbau)<br />

und e<strong>in</strong>e Messdauer von 20 h manuell e<strong>in</strong>gestellt. Die Messdauer wurde möglichst<br />

groß gewählt, um den Messfehler zu m<strong>in</strong>imieren, sodass <strong>der</strong> relative Fehlerkle<strong>in</strong> genug<br />

ist, dass er bei <strong>der</strong> Fehlerrechnung nicht berücksichtigt werden muss. In dieser zwanzigstündigen<br />

Messung wurden <strong>in</strong> Abwesenheit e<strong>in</strong>es radioaktiven Präparats 47.108<br />

(= N U,20h ) Ereignisse vom GMZ registiert. Bezogen auf das Zeit<strong>in</strong>tervall von e<strong>in</strong>er<br />

Stunde ergibt sich daraus e<strong>in</strong> Nullrate R U20h ,h von<br />

R U20h ,h = (2355,40 ± 10,85) 1 h<br />

, (4.1)<br />

bezogen auf das Zeit<strong>in</strong>tervall von e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>ute e<strong>in</strong>e Nullrate R U20h ,m<strong>in</strong> von<br />

R U20h ,m<strong>in</strong> = (39,26 ± 0,18)<br />

1<br />

m<strong>in</strong><br />

, (4.2)<br />

51


4 Messungen und Auswertungen<br />

wobei <strong>der</strong> Fehler durch σ U20h ,h = √ N U,20h /20 h und σ U20h ,m<strong>in</strong> = √ N U,20h /(20 · 60) m<strong>in</strong><br />

berechnet wurde. Die mittlere Zählrate pro Sekunde (R U20h ,s) errechnet sich somit zu<br />

R U20h ,s = (0,654 ± 0,003) 1 s<br />

mit σ U20h ,s = √ N U20h ,m<strong>in</strong>/60 s . (4.3)<br />

Vergleichsweise wurde e<strong>in</strong>e kürzere, e<strong>in</strong>stündige Untergrundmessung gemacht, da für<br />

Messungen und Experimente im Demonstrationspraktikum etwa an<strong>der</strong>thalb Stunden<br />

vorgesehen s<strong>in</strong>d. Hier ergab sich, resultierend aus den 2473 (= N U1h ,h) während e<strong>in</strong>er<br />

Stunde registrierten Ereignissen, e<strong>in</strong>e Nullrate pro M<strong>in</strong>ute R U1h ,m<strong>in</strong> von<br />

1<br />

R U1h ,m<strong>in</strong> = (41,22 ± 0,83)<br />

(4.4)<br />

m<strong>in</strong><br />

Die Fehler wurden analog, aus <strong>der</strong> Standardabweichung, berechnet. Der Vergleich <strong>der</strong><br />

Nullraten pro M<strong>in</strong>ute R U20h ,m<strong>in</strong> und R U1h ,m<strong>in</strong> zeigt, dass <strong>der</strong> genauere Wert R U20h ,m<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> 2,4-fachen Standardabweichung von R U1h ,m<strong>in</strong> liegt und die kürzere Messung somit<br />

e<strong>in</strong>e recht gute Näherung <strong>der</strong> natürlichen Strahlbelastung liefert.<br />

Bei beiden Messungen wurde die Totzeit des GMZ (τ = 100 µs) nicht berücksichtigt,<br />

weil die Ereignisrate pro Sekunde sehr ger<strong>in</strong>g ist und die Totzeit erst bei höheren Ereignisraten<br />

relevant wird (Kapitel 4.2). Da <strong>der</strong> Digitalzähler nur die vom GMZ registrierte<br />

Ereignisse zählt und die Ereignisanzahl digital wie<strong>der</strong>gibt, wird die angezeigte Ereignisanzahl<br />

gleich <strong>der</strong> vom GMZ registrierte angenommen, sodass <strong>der</strong> Digitalzähler als<br />

nicht fehlerbehaftet angesehen wird. Zusätzlich zu den systematischen Fehlern können<br />

zufällige Fehler auftreten. 1 Denn, wird <strong>der</strong> ”Start/Stopp”-Knopf zufällig, unmittelbar<br />

nach e<strong>in</strong>em Ereignis gedrückt, so werden vom GMZ <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorgegebenen Zeit eventuell<br />

e<strong>in</strong>ige Ereignisse zu wenig o<strong>der</strong> sogar zu viel als zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Zeitpunkt<br />

registriert. Diese zufälligen Fehler werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Standardabweichung<br />

jedoch bereits berücksichtigt, da Zerfälle selbst nicht vorhersagbar s<strong>in</strong>d.<br />

4.2 Messungen mit dem ersten Versuchsaufbau<br />

Nach ausreichen<strong>der</strong> Recherche, Testmessungen und Auswahl <strong>der</strong> Proben, geht es nun<br />

um die ”Haupt”-Messungen mit dem ersten Versuchsaufbau und Auswertung <strong>der</strong> Messergebnisse:<br />

4.2.1 Zimmerwand<br />

Zur Messung <strong>der</strong> <strong>Radioaktivität</strong> <strong>der</strong> Zimmerwand, die zwei Büroräume im siebten<br />

Stock des Physikhochhauses trennt, wurde das Geiger-Müller-Zählrohr 45 mm auf e<strong>in</strong>em<br />

Stativfuß zusammen mit dem Digitalzähler auf e<strong>in</strong>em Tisch neben <strong>der</strong> Wand aufgestellt<br />

und zur Wand h<strong>in</strong> gerichtet, sodass <strong>der</strong> Abstand zwische dem GMZ und <strong>der</strong><br />

1 Bei <strong>der</strong> Fehlerrechnung wird zwischen sogenannten systematischen und zufälligen Fehlern unterschieden.<br />

E<strong>in</strong>e ausführliche Beschreibung und Erläuterung <strong>der</strong> Fehler f<strong>in</strong>det man u. a. <strong>in</strong> [27].<br />

52


4.2 Messungen mit dem ersten Versuchsaufbau<br />

Wand nur noch etwa 2 cm betrug. Nach Aufstellung <strong>der</strong> Geräte wurde e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>stündige<br />

Messung vorgenommen. In dieser Zeit wurden von GMZ 2980 Ereignisse (= N W,h )<br />

registriert. Das entspricht, bezogen auf das Zeit<strong>in</strong>tervall von e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>ute beziehungsweise<br />

e<strong>in</strong>er Sekunde, e<strong>in</strong>er Rate R W,m<strong>in</strong> bzw. R W,s von<br />

bzw.<br />

R W,m<strong>in</strong> = (49,67 ± 0,91)<br />

1<br />

m<strong>in</strong> , (4.5)<br />

R W,s = (0,83 ± 0,02) 1 s . (4.6)<br />

Die Fehler σ W,m<strong>in</strong> bzw. σ W,s wurden durch σ W,m<strong>in</strong> = √ N W,h /60 m<strong>in</strong> und σ W,s =<br />

√<br />

NW,h /3600 s berechnet. Verglichen mit den Ergebnissen <strong>der</strong> Untergrundmessung<br />

wurden bei <strong>der</strong> <strong>Radioaktivität</strong>smessung <strong>der</strong> Zimmerwand etwa 10 (≈ 49,67 − 3,26 =<br />

R W,m<strong>in</strong> − R U20h ,m<strong>in</strong>) Ereignisse pro M<strong>in</strong>ute, also rund 27 %, mehr gezählt. Dies entspricht<br />

e<strong>in</strong>er Mehrereignisrate R (W −U),m<strong>in</strong> von<br />

R (W −U),m<strong>in</strong> = (10,41 ± 0,91)<br />

1<br />

m<strong>in</strong><br />

. (4.7)<br />

Der Fehler auf die Mehrereignisrate wurde mit dem Gaußschen Fehlerfortpflanzungsgesetz<br />

(GFG) berechnet, wobei <strong>der</strong> Fehler σ U20h ,m<strong>in</strong> vernachlässigt wurde, da er lediglich<br />

etwa 1/5 des Fehlers σ W,m<strong>in</strong> beträgt. 2 Somit wurde <strong>der</strong> Fehler σ (W −U),m<strong>in</strong> wie folgt<br />

berechnet:<br />

√<br />

σ (W −U),m<strong>in</strong> =<br />

√σW,m<strong>in</strong> 2 + σ2 U 20h ,m<strong>in</strong> ≈ σW,m<strong>in</strong> 2 = σ W,m<strong>in</strong> . (4.8)<br />

Bei e<strong>in</strong>er Entfernung des GMZ von 0,8 Meter betrug die während e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>stündigen<br />

Messdauer registrierte Ereigniszahl N W ;h<strong>in</strong>;0,8 = 2710, wobei <strong>der</strong> GMZ <strong>der</strong> Wand zugewandt<br />

war. Bei <strong>der</strong>selben Entfernung aber <strong>der</strong> Wand abgewandtem GMZ betrug<br />

die Ereigniszahl N W ;weg;0,8 = 2462. Vergleicht man diese Werte mit dem <strong>der</strong> Ereigniszahl<br />

N W,1h = 2980, die <strong>in</strong> unmittelbarer Wandnähe gemessen wurde, und <strong>der</strong> Nullrate<br />

N U1h ,h = 2473 <strong>der</strong> e<strong>in</strong>stündigen Messung, so sieht man schnell, dass die Wände<br />

tatsächlich strahlen, also ionisierende Strahlung aussenden. Dabei sche<strong>in</strong>en die Wände<br />

nicht nur γ-Quanten zu emittierten, die unter an<strong>der</strong>em auch im Untergrund gemessen<br />

werden, son<strong>der</strong>n auch β-Strahlung, da die Zählrate zum e<strong>in</strong>en mit dem Abstand<br />

abnimmt und zum an<strong>der</strong>en bei abgewendetem GMZ mit <strong>der</strong> Nullrate <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

Standardabweichung (σ U1h ,h = √ N U1h ,h ≈ 50) übere<strong>in</strong>stimmt, denn <strong>der</strong> dünnwandige<br />

Metallmantel des GMZ ist vor allem für γ-Strahlen durchlässig.<br />

Da die natürliche Strahlenexposition <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e mittlere Dosisleitung von<br />

etwa 2,4 mSv/a, also 0,27 µSv/h, verursacht, hätte die Erhöhung <strong>der</strong> Ereignisrate für<br />

e<strong>in</strong>e Person, die 46 Wochen fünf Tage die Woche acht Stunden lang unmittelbar neben<br />

dieser Wand arbeitet (das entspricht e<strong>in</strong>er jährlichen Arbeitszeit von 1840 h), e<strong>in</strong>e<br />

zusätzliche jährliche Strahlenbelastung von 0,02 mSv/a zur Folge, wobei bei dieser<br />

2 Man kann e<strong>in</strong>en Fehler s 1 bereits unberücksichtigt lassen, wenn er zu den an<strong>der</strong>en Fehlern im<br />

Verhältnis 1:3 steht [27].<br />

53


4 Messungen und Auswertungen<br />

Beispielrechnung nur die terrestrische Komponente von 16 % e<strong>in</strong>e Rolle spielt. 3 Soll<br />

allgeme<strong>in</strong> die Strahlenbelastung berechnet werden, die von Wänden ausgeht, muss<br />

berücksicht werden, dass die Menschen wesentlich mehr Zeit neben den Wänden verbr<strong>in</strong>gen.<br />

Denn bei den meisten steht das Bett, <strong>in</strong> dem sie schlafen, neben <strong>der</strong> Wand.<br />

Dieser Wert liegt deutlich unter dem Dosisgrenzwert für Strahlenzusatzbelastung <strong>der</strong><br />

Normalbevölkerung 4 , <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Strahlenschutzverordnung je nach von <strong>der</strong> Strahlenexposition<br />

betroffenen Körperteilen auf 0,3 - 0,9 mSv/a festgesetzt wurde [35]. Somit<br />

ist die gemessene Strahlung <strong>der</strong> Zimmerwand für die im Zimmer bef<strong>in</strong>dlichen Personen<br />

ungefährlich.<br />

4.2.2 Glasscheibe<br />

Um den Glasboden des Kühlschranks auf <strong>Radioaktivität</strong> zu überprüfen, wurde die<br />

erste Versuchsanordnung wie bei <strong>der</strong> Untergrundmessung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des Zimmers<br />

auf e<strong>in</strong>em Tisch angebracht und die Glasscheibe direkt vor das GMZ gestellt. Bei<br />

dem Digitalzähler wurde e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>stündige Messdauer e<strong>in</strong>programmiert. Während <strong>der</strong><br />

Messung wurden vom GMZ 2587 (= N G,1h ) Ereignisse registriert, sodass sich folgende<br />

M<strong>in</strong>utenrate R G,m<strong>in</strong> ergab:<br />

R G,m<strong>in</strong> = (43,12 ± 0,85)<br />

1<br />

m<strong>in</strong> . (4.9)<br />

Der Fehler σ G,m<strong>in</strong> wurde wie schon zuvor bei <strong>der</strong> Zimmerwandmessung durch σ G,m<strong>in</strong> =<br />

√<br />

NG,1h /60 s berechnet. Nach Abzug des Untergrunds lässt sich folglich e<strong>in</strong>e Mehrereignisrate<br />

R (G−U),m<strong>in</strong> von<br />

R (G−U),m<strong>in</strong> = (3,86 ± 0,85)<br />

1<br />

m<strong>in</strong><br />

(4.10)<br />

angeben. Der Fehler σ (G−U),m<strong>in</strong> auf die Mehrereignisrate wurde wie<strong>der</strong> mit dem GFG<br />

berechnet, wobei auch hier <strong>der</strong> Fehler <strong>der</strong> Untergrundmessung nicht berücksichtigt<br />

wurde, da er wie<strong>der</strong> etwa 1/5 des Fehlers σ G,m<strong>in</strong> beträgt. Das Ergebnis entspricht,<br />

verglichen mit <strong>der</strong> Untergrundstrahlung, e<strong>in</strong>er etwa 10 % höheren <strong>Radioaktivität</strong> <strong>der</strong><br />

Glasscheibe. Das bedeutet, dass auch die auf <strong>Radioaktivität</strong> überprüfte Glasscheibe<br />

strahlt, aber die Strahlung bei uns zu ke<strong>in</strong>er wesentlichen Zusatzbelastung führt und<br />

somit ungefährlich ist. 5<br />

4.2.3 Zigarettentabak<br />

Als Tabakprobe für die Messung wurde ”Pueblo 30g F<strong>in</strong>e Cut Tobacco” verwendet.<br />

Der Tabak wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kaffeefilter umgefüllt, um ihn möglichst nah an das GMZ<br />

3 Bei diesem Beispiel geht es nur um die Wand, welche die Büros im Physikhochhaus trennt.<br />

4 Damit s<strong>in</strong>d beruflich nicht strahlenexponierte Personen geme<strong>in</strong>t.<br />

5 Man möge nochmal die Beispielrechnung bei <strong>der</strong> ”Wandmessung” betrachten, bei <strong>der</strong> die <strong>Radioaktivität</strong><br />

um etwa 27 % erhöht war.<br />

54


4.2 Messungen mit dem ersten Versuchsaufbau<br />

anbr<strong>in</strong>gen zu können, damit er die gesamte vergitterte Öffnung des GMZ abdeckt. 6 Bevor<br />

jedoch alles für die Messung vorbereitet wurde, musste <strong>der</strong> Kaffeefilter se<strong>in</strong>erseits<br />

auf <strong>Radioaktivität</strong> überprüft werden, um auszuschließen, das dieser den Untergrund<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Die e<strong>in</strong>stündige Messung des Kaffeefilters ergab e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>utenrate R K,m<strong>in</strong><br />

von<br />

R K,m<strong>in</strong> = (39,08 ± 0,81)<br />

1<br />

m<strong>in</strong><br />

. (4.11)<br />

Da dieses Ergebnis mit dem <strong>der</strong> Untergrundmessung (R U20h ,m<strong>in</strong> = 39, 26 ± 0, 18 1<br />

m<strong>in</strong> )<br />

konsistent 7 ist, wird <strong>der</strong> Kaffeefilter bei den noch folgenden Messungen nicht berücksichtigt.<br />

Im Anschluss an die ”Kaffeefiltermessung” wurde die Tabakprobe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>stündigen Messung auf radioaktive Strahlung überprüft. In dieser Zeit wurden<br />

(N T,h = 3001) Ereignisse registriert. Dies entspricht e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>utenrate R T,m<strong>in</strong> von<br />

R T,m<strong>in</strong> = (50,02 ± 0,91)<br />

1<br />

m<strong>in</strong><br />

. (4.12)<br />

Dabei wurde <strong>der</strong> Fehler σ T,m<strong>in</strong> auf die Rate, analog zu den vorangehenden Berechnungen,<br />

wie folgt bestimmt:<br />

σ T,m<strong>in</strong> = √ N T,1h /60 s . (4.13)<br />

Unter Berücksichtigung des Untergrunds ergibt sich e<strong>in</strong>e Mehrereignisrate R (T −U),m<strong>in</strong><br />

von<br />

R (T −U),m<strong>in</strong> = (10,76 ± 0,91)<br />

1<br />

m<strong>in</strong><br />

. (4.14)<br />

Der Fehler wurde wie bei den vorangegangenen Messungen durch das GFG berechnet,<br />

wobei <strong>der</strong> Untergrundfehler nicht berücksichtigt wurde. Aus diesem Ergebnis lässt sich<br />

folgern, dass die Strahlung, die vom Tabak ausgeht, im Vergleich zum Untergrund um<br />

etwa 27 % höher liegt.<br />

Aus Interesse, ob es sich hier tatsächlich um α-Strahlung handelt, wurde zusätzlich<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>stündige Messung mit e<strong>in</strong>em zwischen den Tabak und das GMZ geschobenen<br />

Druckerpapierblatt, das die α-Strahlung absorbieren soll, durchgeführt. Während<br />

dieser Messdauer wurden 2850 Ereignisse registriert. Also nur noch etwa 70 % <strong>der</strong> Mehrereignisrate.<br />

8 Das bedeutet, dass <strong>der</strong> Zigarettentabak tatsächlich unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong><br />

α-Strahler ist, <strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er Belastung <strong>der</strong> Lunge führen kann beziehungsweise führt.<br />

6 Auch hier wurde die erste Versuchsanordnung wie bei <strong>der</strong> Untergrundmessung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des<br />

Zimmers auf e<strong>in</strong>em Tisch aufgebaut.<br />

7 Zwei Ergebnisse s<strong>in</strong>d konsistent, wenn ihre Diskrepanz ger<strong>in</strong>ger o<strong>der</strong> gleich ist als die kle<strong>in</strong>ere <strong>der</strong><br />

beiden Messunsicherheiten [27].<br />

8 Zur Er<strong>in</strong>nerung: Bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong>stündigen Untergrundmessunge wurden 2473 (= N U1h ,h) Ereignisse<br />

registriert.<br />

55


4 Messungen und Auswertungen<br />

4.2.4 Radon im Keller<br />

Will man die Belastung <strong>der</strong> Raumluft mit radioaktiven Substanzen untersuchen, müssen<br />

die im Raum verteilten zahlreichen radioaktiven Partikel, wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 3.8<br />

beschrieben, auf e<strong>in</strong>en möglichst kle<strong>in</strong>en Bereich konzentrieren werden. Hierfür wurde<br />

sowohl die Hochspannungsmethode also auch die Filtermethode angewandt. Anschließend<br />

wurde die auf diese Weise beschaffte Probe auf messbar erhöhte <strong>Radioaktivität</strong><br />

untersucht. Dazu wurde e<strong>in</strong>mal das Taschentuch, mit dem <strong>der</strong> für die Hochspannungsmethode<br />

angebrachte Kupferdraht abgewischt wurde, mit <strong>der</strong> betroffenen Stelle vor<br />

das GMZ mit Hilfe e<strong>in</strong>es Gummis angebracht, und das an<strong>der</strong>e Mal <strong>der</strong> Filter, durch<br />

den bei <strong>der</strong> Filtermethode die Raumluft von e<strong>in</strong>em Staubsauger angesaugt wurde.<br />

Um auszuschließen, dass das Taschentuch o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kaffeefilter den Untergrund bee<strong>in</strong>flussen<br />

und somit e<strong>in</strong>e zusätzliche Auswirkung auf Messergebnisse haben, wurde<br />

beides jeweils vor dem Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Radioaktivität</strong>smessung <strong>der</strong> Probe auf ionisierende<br />

Strahlung untersucht. Da die Kaffeefilter bereits im Rahmen <strong>der</strong> Zigarettentabak-<br />

Messung auf <strong>Radioaktivität</strong> geprüft wurden und das Ergebnis mit dem Ergebnis <strong>der</strong><br />

Untergrundmessung konsistent war, wurde ke<strong>in</strong>e zusätzliche Messung durchgeführt,<br />

son<strong>der</strong>n das Ergebnis für die Radonmessung übernommen. Das bei <strong>der</strong> Messung verwendete<br />

handelsübliche Taschentuch 9 wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>stündigen Messung se<strong>in</strong>erseits<br />

auf erhöhte <strong>Radioaktivität</strong> untersucht. Die während dieser Messdauer vom GMZ registrierte<br />

Ereignisanzahl von N T uch,h = 2366) Ereignissen ergibt e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>utenrate<br />

R T uch,m<strong>in</strong> von<br />

R T uch,m<strong>in</strong> = (39,43 ± 0,81)<br />

1<br />

m<strong>in</strong><br />

. (4.15)<br />

Der Fehler auf die M<strong>in</strong>utenrate wurde auch hier durch R T uch,m<strong>in</strong> = √ N T uch,h /60 m<strong>in</strong><br />

berechnet. Auch dieses Ergebnis ist mit dem <strong>der</strong> Untergrundmessung (R U20h ,m<strong>in</strong> =<br />

39,26 ± 0, 18 1 ) konsistent. Somit bee<strong>in</strong>flussen, den Messergebnissen nach, we<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

m<strong>in</strong><br />

Kaffeefilter noch das Taschentuch die Nullrate, welche bei <strong>Radioaktivität</strong>smessungen<br />

stets zu berücksichtigen ist.<br />

Radon-Probe von <strong>der</strong> Hochspannungsmethode (HM)<br />

Die Hochspannungsmethode, bei <strong>der</strong> quer durch den Raum e<strong>in</strong> Kupferdraht von e<strong>in</strong>igen<br />

Metern Länge gespannt und mit den Anschlüssen e<strong>in</strong>er Hochspannungsversorgung<br />

verbunden wurde, wobei <strong>der</strong> Draht mit dem M<strong>in</strong>us-Pol verbunden und <strong>der</strong> Plus-Pol<br />

geerdet wird, wurde bereits <strong>in</strong> Kapitel 3.8 beschrieben. Für diese Methode wurde<br />

<strong>der</strong> dünnste, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Physikwerkstatt zur Verfügung stehende, Kupferdraht mit e<strong>in</strong>em<br />

Durchmesser von 0,6 mm ausgesucht und über zwei Meter Länge mit 5 kV Spannung<br />

versorgt. Nach 24 Stunden wurde die Spannungsversorgung abgestellt und <strong>der</strong> Kupferdraht<br />

sorgfältig über die gesamte Länge mit e<strong>in</strong>em Taschentuch abgewischt und für<br />

9 Für diese Messung wurden Taschentücher <strong>der</strong> Marke Floradays von LIDL verwendet.<br />

56


4.2 Messungen mit dem ersten Versuchsaufbau<br />

den Transport vorsichtig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tüte gelegt. 10 Angelangt am ersten Versuchsaufbau<br />

wurde das Taschentuch, wie bereits erwähnt, mit <strong>der</strong> betroffenen Stelle vor das GMZ<br />

mit Hilfe e<strong>in</strong>es Gummis angebracht. Am Digitzähler wurde e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>stündige Messdauer<br />

programmiert und im Anschluss an die Messung die vom GMZ registrierte Ereignisanzahl<br />

abgelesen. Diese betrug N HM,h = 6959, sodass daraus folgende M<strong>in</strong>utenrate<br />

R HM,m<strong>in</strong> resultiert:<br />

R HM,m<strong>in</strong> = (115,98 ± 1,39)<br />

1<br />

m<strong>in</strong><br />

. (4.16)<br />

Der Fehler wurde durch σ HM,m<strong>in</strong> = √ N HM,h /60 m<strong>in</strong> berechnet. Diese Rate ist rund<br />

dreimal so groß wie die Nullrate, die noch bei <strong>der</strong> Angabe <strong>der</strong> Mehrereignisrate<br />

R (HM−U),m<strong>in</strong> , bezogen auf das Zeit<strong>in</strong>tervall von e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>ute, berücksichtigt werden<br />

muss. R (HM−U),m<strong>in</strong> errechnet sich dann zu:<br />

1<br />

R (HM−U),m<strong>in</strong> = R HM,m<strong>in</strong> − R U20h ,m<strong>in</strong> = (76,72 ± 1,39) . (4.17)<br />

m<strong>in</strong><br />

Der Fehler auf die ”Mehrereignisrate” wurde wie schon bei den vorangegangenen Auswertungen<br />

zuvor mit dem GFG ermittelt, wobei <strong>der</strong> Fehler auf die Nullrate nicht<br />

berücksichtigt wurde.<br />

Vergleichsweise wurde die Hochspannungsmethode unter Verwendung des selben Drahtes<br />

über e<strong>in</strong>en Zeitraum von etwa vier Stunden angewandt. Bei dieser Probe wurden<br />

3196 Ereignisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>stündigen Messdauer registriert, also rund 54 % weniger als<br />

bei <strong>der</strong> Probe <strong>der</strong> 24-stündigen Anwendung <strong>der</strong> Hochspannungsmethode.<br />

Radon-Probe von <strong>der</strong> Filtermethode (FM)<br />

Auch mit Hilfe <strong>der</strong> Filtermethode (Kapitel 3.8) werden durch das Ansaugen größerer<br />

Luftmengen die Folgeprodukte von Radon gesammelt und auf kle<strong>in</strong>em Raum konzentriert.<br />

Dazu wurde im Keller des Physikhochhauses an das Saugrohr des Staubsaugers<br />

e<strong>in</strong> Filter angebracht und mit e<strong>in</strong>em Gummi am Saugrohr fixiert. Der Staubsauger<br />

wurde daraufh<strong>in</strong> für 30 M<strong>in</strong>uten auf die schwächste Stufe e<strong>in</strong>gestellt und e<strong>in</strong>geschaltet.<br />

Anschließend wurde <strong>der</strong> Filter vorsichtig vom Saugrohr abgenommen und für den<br />

Transport, wie das Taschentuch zuvor, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tüte verpackt. Angelangt am ersten<br />

Versuchsaufbau wurde <strong>der</strong> Filter ebenfalls mit <strong>der</strong> betroffenen Stelle vor das GMZ mit<br />

Hilfe e<strong>in</strong>es Gummis angebracht. Auch bei dieser Radon-Probe wurde e<strong>in</strong>e Messdauer<br />

von e<strong>in</strong>er Stunde e<strong>in</strong>gestellt und die registrierte Ereignisanzahl am Digitalzähler abgelesen,<br />

welche sich auf N F M,h = 18682 ± 136,68 Ereignisse pro Stunde belief. Folglich<br />

ergibt sich für die vom GMZ registrierten Ereignisse e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>utenrate R F M,m<strong>in</strong> von<br />

R F M,m<strong>in</strong> = (311,37 ± 2,28)<br />

1<br />

m<strong>in</strong><br />

mit σ F M,m<strong>in</strong> = √ N F M,h /60 m<strong>in</strong> . (4.18)<br />

10 Da die gesammelten Partikel nich am Taschentuch ”kleben”, son<strong>der</strong>n nur aufliegen, bestand die<br />

Gefahr, dass sie während des Transports fortgeweht werden könnten.<br />

57


4 Messungen und Auswertungen<br />

Daraus ergibt sich e<strong>in</strong>e Aktivität A RF M<br />

<strong>der</strong> Probe von:<br />

A RF M −U = N F M,h − N U20h ,h<br />

3600 s<br />

= (4,54 ± 0,04) Bq . (4.19)<br />

Der Fehler <strong>der</strong> Aktivität wurde durch σ AF M<br />

= √ N F M,h /3600 s berechnet, da <strong>der</strong> Fehler<br />

<strong>der</strong> Nullrate bezogen auf das Zeit<strong>in</strong>tervall von e<strong>in</strong>er Sekunde im Vergleich zu σ AF M<br />

zu ger<strong>in</strong>g (σ U20h ,s ≈ 0, 003 1 ), um sich wesentlich auf den Gesamtfehler aus zu wirken.<br />

s<br />

Aus Interesse und zum Vergleich wurde dieselbe Methode (FM2) nach <strong>der</strong>selben Vorgehensweise<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em relativ neuen Reihenendhauses (BJ 2006) angewandt, wobei die<br />

Transportzeit <strong>der</strong> Probe etwa e<strong>in</strong>e Stunde betrug. Die Messungen ergaben e<strong>in</strong>e<br />

Ereignisanzahl von:<br />

N F M2,h = (18306 ± 135,3) Ereignisse<br />

M<strong>in</strong>utenrate von: R F M2,m<strong>in</strong> = (305,37 ± 2,25) 1<br />

m<strong>in</strong><br />

Aktivität von: A RF M2 −U = N F M2,h−N U20h ,h<br />

3600 s<br />

= (4,43 ± 0,04) Bq<br />

Alle Ergebnisse <strong>der</strong> Messung im Reihenhaus liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> 3-fachen Standardabweichung<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Messung im Keller des Physikhochhauses. Die ger<strong>in</strong>ge Abweichung<br />

<strong>der</strong> Werte vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kann entwe<strong>der</strong> durch die lange Transportzeit, da während dieser<br />

Zeit bereits e<strong>in</strong>ige Partikel ”entflohen” se<strong>in</strong> könnten, o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />

Belastung des Hauskellers mit radioaktiven Substanzen verursacht worden se<strong>in</strong>.<br />

Vergleicht man den Aufwand, die Dauer zur Beschaffung <strong>der</strong> Probe und die Ergebniswerte,<br />

so ist die Filtermethode e<strong>in</strong>deutig die effizientere und weniger aufwendige<br />

Methode. Denn sie liefert nach ger<strong>in</strong>gem Aufbau- und Zeitaufwand e<strong>in</strong>e messbare<br />

Probe und ist aus diesem Grund für den Schulunterricht und für den Versuch im Demonstrationspraktikum<br />

geeignet.<br />

Die Mehrbelastung an Strahlung lässt sich mit Hilfe dieser Ergebnisse jedoch nicht<br />

angeben, da mit Hilfe <strong>der</strong> Filtermethode lediglich die radioaktiven Partikel aus <strong>der</strong><br />

Luft konzentriert wurden, sodass sich e<strong>in</strong>e radioaktive Probe ergab, mit Hilfe <strong>der</strong>er<br />

man auf Radon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumluft rückschließen kann. Allerd<strong>in</strong>gs beträgt die gemessene<br />

Aktivität <strong>der</strong> Probe bereits nach e<strong>in</strong>er Anwendung von 15 - 30 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> etwa das<br />

Achtfache <strong>der</strong> Nullrate, sodass e<strong>in</strong>e Belastung <strong>der</strong> Raumluft durch Radon sowie se<strong>in</strong>er<br />

Zerfallsprodukte deutlich anhand <strong>der</strong> Messergebnisse zu sehen ist.<br />

4.3 Berücksichtigung <strong>der</strong> Totzeit<br />

Wie <strong>in</strong> Kapitel 3 bereits beschrieben, erzeugen die <strong>in</strong> die Kammer e<strong>in</strong>fallenden ionisierenden<br />

Teilchen durch Stöße mit den Gassatomen beziehungsweise -molekülen im<br />

GMZ e<strong>in</strong>e Vielzahl von Ionen und Elektronen, die zu den Elektroden h<strong>in</strong> beschleunigt<br />

werden. Die Entladung des Gases führt zu e<strong>in</strong>em kurzzeitigen Spannungsabfall<br />

an dem Arbeitswi<strong>der</strong>stand und macht das GMZ für e<strong>in</strong>e gewisse Zeit, die sogenannte<br />

58


4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau<br />

Totzeit τ, für weitere Teilchen unempf<strong>in</strong>dlich. Da das GMZ nach jedem Teilchendurchgang<br />

für die Zeit τ ”tot” ist, entspricht R · τ bei R Teilchendurchgängen pro Sekunde<br />

dem Bruchteil <strong>der</strong> für weitere Teilchenregistrierung unempf<strong>in</strong>dlichen Zeit. Umgekehrt<br />

bedeutet das, dass das GMZ für den Anteil von (1 − R · τ) <strong>der</strong> Zeit für weitere Teilchen<br />

empf<strong>in</strong>dlich ist. Daher ergibt sich nach Totzeitkorrektur die tatsächliche Zählrate<br />

R wahr zu<br />

R wahr =<br />

R<br />

1 − R · τ<br />

. (4.20)<br />

Bei den bisher betrachteten Proben betrug die Anzahl <strong>der</strong> Teichendurchgänge pro<br />

Sekunde nicht mehr als R = 5 1 . Da die für das GMZ angegebene Totzeit 100sµs<br />

s<br />

beträgt, bedeutet das für die tatsächliche Zählrate R wahr :<br />

R wahr =<br />

R<br />

1 − R · τ = 5<br />

0, 995 · 1<br />

s ≈ 5,03 · 1<br />

s<br />

. (4.21)<br />

Somit weicht bei fünf vom GMZ registrierten und angezeigten Teilchen pro Sekunde<br />

<strong>der</strong> tatsächliche Wert lediglich um R wahr−R<br />

= 0, 6% von dem Wert, welchen <strong>der</strong><br />

R<br />

Digitalzähler als den wahren Wert ausgegeben hat, ab. Aufgrund <strong>der</strong> sehr ger<strong>in</strong>gen<br />

Abweichung, wurde die Totzeit bei den Messungen und Auswertungen mit dem ersten<br />

Versuchsaufbau nicht berücksichtigt.<br />

4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau<br />

Wie <strong>in</strong> Kapitel 4 beschrieben, wird <strong>der</strong> zweite Aufbau (Abbildung 3.7) für die Messungen<br />

und Auswertungen <strong>der</strong> ”Radon”-Probe benutzt und zur Vesuchsdurchführung im<br />

Demonstrationspraktikum verwendet werden. Dieser Aufbau besteht aus dem GMZ,<br />

<strong>der</strong> GM-Box, dem Sensor-Cassy 2 und e<strong>in</strong>em Computer mit <strong>in</strong>stallierter Cassy Lab 2<br />

Software zur Auswertung <strong>der</strong> Messergebnisse, die vom GMZ über das Sensor-Cassy 2<br />

direkt auf den Computer übertragen werden und im Cassy-Lab-2-Programm zu sehen<br />

s<strong>in</strong>d (siehe Kapitel 3). Die Messungen sowie ihre Analyse mit dem Programm sollen<br />

den Lehramtstudenten und Schülern <strong>in</strong>nerhalb relativ kurzer Zeit e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> verschiedene Themengebiete <strong>der</strong> ”<strong>Radioaktivität</strong>” verschaffen, wie statistische<br />

Streuung von Messdaten, natürliche Strahlenbelastung sowie Absorption von Strahlung.<br />

Sowohl bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> statistischen Streuung von zufälligen Ereignissen<br />

sowie <strong>der</strong> Strahlungsabsorption wird zum Vergleich zusätzlich e<strong>in</strong> Radium-Präparat<br />

verwendet, das für die Versuche des Demonstrationspraktikums gemäß den Richtl<strong>in</strong>ien<br />

<strong>der</strong> Strahlenschutzverordnung zugelassen ist.<br />

Das Radiumpräparat<br />

Die Firma ELWE Lehrsysteme GmbH gibt für das Radiumpräparat Ra-226 (Abbildung<br />

4.1), das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em speziellen Schutzbehälter aufbewahrt wird und gemäß den<br />

59


4 Messungen und Auswertungen<br />

Abb. 4.1: Radiumpräparat.<br />

Richtl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> aktuellen Strahlenschutzverordnung zugelassen ist, e<strong>in</strong>e maximale Aktivität<br />

von 3,7 kBq an. Das Präparat ist <strong>in</strong> den Stift, <strong>der</strong> im Deckel des Behälters<br />

angebracht ist, <strong>in</strong> <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Öffnung e<strong>in</strong>gesetzt, welche rechts im Bild zu sehen ist.<br />

4.4.1 Statistische Streuung<br />

Zählexperimente mit e<strong>in</strong>er großen Anzahl an E<strong>in</strong>zelversuchen, bei denen sowohl die<br />

Messergebnisse als auch die Messfehler dem Zufall unterliegen, führen dazu, dass die<br />

Messdaten um den Mittelwert verteilt s<strong>in</strong>d und zu beiden Seiten h<strong>in</strong> abfallen. Während<br />

die Messdaten bei kle<strong>in</strong>en zu erwartenden Zählraten poissonverteilt s<strong>in</strong>d (siehe Kapitel<br />

2.6.3), so s<strong>in</strong>d sie bei großen Zählraten gaußverteilt (siehe Kapitel 2.6.4). E<strong>in</strong> Beispiel<br />

für die Poissonverteilung ist die Untergrundstrahlung, für die Gaußverteilung <strong>der</strong> radioaktive<br />

Zerfall.<br />

An dieser stelle sollen die mit <strong>der</strong> zweiten Versuchsanordnung durchgeführten Messungen<br />

und Messergebnisse sowie ihre Auswertungen mit dem Cassy-Lab-2-Programm<br />

vorgestellt werden. Zudem soll stichpunktartig erklärt werden, welche für diese Messreihen<br />

erfor<strong>der</strong>lichen E<strong>in</strong>stellungen im Programm ausgewählt werden müssen.<br />

E<strong>in</strong>stellungen im Cassy-Lab-2-Programm zur Erstellung e<strong>in</strong>e Histogramms<br />

1. Cassy Lab 2 öffnen.<br />

2. Auf den Button Beispiel laden klicken.<br />

3. In <strong>der</strong> Indexsuche die Poissonverteilung auswählen und anzeigen lassen.<br />

4. Im geöffneten CASSYs-Fenster die GM (R A1 )-Box anklicken.<br />

5. Die E<strong>in</strong>stellungen für die Häufigkeitsverteilung 11 laden und öffnen. (Die eventuell<br />

auftretende Frage ”Än<strong>der</strong>ung speichern?” mit ”ne<strong>in</strong>” beantworten.)<br />

11 Führt man e<strong>in</strong>e Messreihe durch, <strong>in</strong> <strong>der</strong> man n-mal e<strong>in</strong>e Größe x (z.B. Länge e<strong>in</strong>es Stabes o<strong>der</strong><br />

Aktivität e<strong>in</strong>es radioaktiven Präparats) misst, so erhält man m (m ≤ n) verschiedene Messwerte<br />

unterschiedlicher Häufigkeit (Häufigkeitsverteilung). Diese Messdaten lassen sich graphisch <strong>in</strong><br />

60


4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau<br />

6. Das noch geöffnete Cassy-Fenster schließen.<br />

7. Mit Rechtsklick auf ”Rate R A1 ” werden die notwendigen E<strong>in</strong>stellungen angezeigt.<br />

Das an <strong>der</strong> Seite geöffnete E<strong>in</strong>stellungen-Fenster kann auf <strong>der</strong> oberen Symbolleiste<br />

( -Symbol) e<strong>in</strong>- und ausgeblendet werden.<br />

8. E<strong>in</strong>stellungen zur Messzeit und Intervalllänge vornehmen.<br />

9. Mit F9 o<strong>der</strong> -Symbol <strong>in</strong> <strong>der</strong> Symbolleiste die Messung starten (bzw. bei Bedarf<br />

stoppen).<br />

10. Nach Beendigung <strong>der</strong> Messung unter Diagramm → weitere Auswertungen die<br />

Poissonverteilung 12 bzw. die Gaußverteilung 13 berechnen lassen. Dabei den für<br />

die Berechnung gewünschten Bereich markieren.<br />

11. Im l<strong>in</strong>ks geöffneten Fenster für die E<strong>in</strong>stellungen kann unter Darstellungen →<br />

Häufigkeitsverteilung (Doppelklick mit <strong>der</strong> Maus) → H A1 (R A1 ) die Farbe des<br />

Diagramms und <strong>der</strong> Kurve frei gewählt werden.<br />

12. Die für die Verteilung charakteristischen Messparameter n (Gesamtzahl <strong>der</strong> Ereignisse),<br />

µ (Erwartungswert) und σ (Standardabweichung) können <strong>der</strong> Zeile am<br />

unteren Bildschirmrand entnommen werden.<br />

13. Unter Diagramm → Markierung setzen → Text lassen sich alle Messparameter<br />

sowie weitere Beschriftungen <strong>in</strong>s Diagramm e<strong>in</strong>fügen.<br />

14. Das Diagramm kann unter Diagramm → Diagramm kopieren → als Bitmap o<strong>der</strong><br />

Metafile kopiert und mit e<strong>in</strong>em Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet werden.<br />

15. Damit die Achsenbeschriftungen sowie die Messergebnisse besser lesbar s<strong>in</strong>d,<br />

kann unter Diagramm die Schriftgröße und L<strong>in</strong>ienbreite e<strong>in</strong>gestellt werden.<br />

16. Die gesamte Messung sowie ihre Auswertung kann gespeichert werden. Anschließend<br />

kann e<strong>in</strong>e neue Messung gestartet werden.<br />

Der Untergrund<br />

Mit den oben beschriebenen E<strong>in</strong>stellungen wurde e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>stündige Untergrundmessung<br />

mit e<strong>in</strong>sekündigen Mess<strong>in</strong>tervallen durchgeführt. Da die Ereignisrate Werte zwischen<br />

0 und 5 Ereignisse pro Sekunde angenommen hat, wurde unter weitere Auswertungen<br />

die Poissonverteilung ausgewählt. In <strong>der</strong> Abbildung 4.2 ist das zur Messung gehörende<br />

Histogramm zu sehen.<br />

Form e<strong>in</strong>es sogenannten Histogramms darstellen, das e<strong>in</strong>en stufenförmigen Verlauf hat. Dabei<br />

wird die Häufigkeit <strong>der</strong> Messwerte gegen die Messwerte selbst aufgetragen.<br />

12 f(x) = n · µx<br />

x! e−µ (n: Gesamtzahl <strong>der</strong> Ereignisse; µ: Erwartungswert; σ: Standardabweichung)<br />

13 f(x) = √ n<br />

2πσ<br />

e − (x−µ)2<br />

2σ 2 (n: Gesamtzahl <strong>der</strong> Ereignisse; µ: Erwartungswert; σ: Standardabweichung)<br />

61


4 Messungen und Auswertungen<br />

Abb. 4.2: Untergrundmessung mit dem Cassy-Lab-2-Programm (Histogramm).<br />

Da die Poissonverteilung diskret und nur für positive Werte def<strong>in</strong>iert ist, ist nur <strong>der</strong><br />

rechte (etwas kantige) Kurventeil zu sehen. Die Auswertung liefert für die Gesamtzahl 14<br />

von 3010 Ereignissen für den Erwartungswert und die Standardabweichung <strong>der</strong> Rate<br />

folgende Werte:<br />

µ = 0,651 1 s<br />

und σ = 0,798 1 s . (4.22)<br />

In <strong>der</strong> Abbildung 4.2 ist zu sehen, dass das Maximum nicht mit dem Erwartungswert<br />

übere<strong>in</strong>stimmt und die Verteilung somit asymmetrisch ist. Dies ist für poissonverteilte<br />

Messwerte typisch (Kapitel 2.6.1). Soll mit diesem Wert für die Rate weitergearbeitet<br />

werden, so kann die vom Programm berechnete Standardabweichung nicht übernommen<br />

werden, da diese die Gesamtzahl <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelmessungen nicht berücksichtigt.<br />

14 Die Gesamtzahl stimmt meist nicht mit <strong>der</strong> vorgesehenen bzw. vom Programm berechneten Anzahl<br />

übere<strong>in</strong>, da das Programm mit Zeitverzögerung arbeitet, die daher rührt, dass das Programm<br />

nach jedem Mess<strong>in</strong>tervall Zeit benötigt, um den Messwert zu übertragen. Erst wenn <strong>der</strong> Messwert<br />

übertragen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tabelle (l<strong>in</strong>ks) abgespeichert wurde, wird e<strong>in</strong>e neue Messung gestartet. Bei<br />

<strong>der</strong> Untergrundmessung waren beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>stündigen Messungdauer e<strong>in</strong>e Messung<br />

von 3600 e<strong>in</strong>seküngigen E<strong>in</strong>zelereignissen vorgesehen, es konnten aber <strong>in</strong> dieser Zeit nur 3010<br />

E<strong>in</strong>zelereignissen gemessen werden. Wird e<strong>in</strong>e spezielle Ereignisanzahl benötigt, z. B. n = 3600,<br />

so muss die Messzeit ”offen” gelassen und unter Stoppbed<strong>in</strong>gung im E<strong>in</strong>stellungsfenster n = 3600<br />

gefor<strong>der</strong>t werden. Die Messung würde dann jedoch länger als e<strong>in</strong>e Stunde dauern.[40]<br />

62


4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau<br />

Sie muss aus den Tabellenwerten berechnet werden. Dazu muss die Tabelle zunächst<br />

(l<strong>in</strong>kes Fenster während e<strong>in</strong>er Messung) durch Maus-Rechtsklick → Tabelle kopieren<br />

kopiert und beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Exceltabelle e<strong>in</strong>gefügt werden, damit die Standardabweichung<br />

aus den Daten berechnet werden kann. Aus diesem Grund empfiehlt es sich<br />

e<strong>in</strong>fachheitshalber das GMZ im Demonstrationspraktikum zuerst an den Digitalzähler<br />

anzuschließen und die Untergrundmessung, falls erwünscht, mit <strong>der</strong> 1. Versuchsanordnung<br />

durchzuführen, solange die Vorbereitungen für die weiteren Messungen laufen,<br />

und anschließend die Messungen mit dem Sensor Cassy vorzunehmen (siehe Kapitel 4<br />

”Untergrundmessung”).<br />

Die Rate <strong>der</strong> 20-stündigen Untergrundmessung mit dem 1. Versuchsaufbau (Kapitel<br />

4.1) betrug<br />

sodass die Ergebnisse konsistent s<strong>in</strong>d.<br />

R U20h ,s = (0,654 ± 0,003) 1 s , (4.23)<br />

Die Radon-Probe<br />

Da das Demonstrationspraktikum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Gebäude des Physikalischen Instituts<br />

stattf<strong>in</strong>det, nämlich dem Praktikumsgebäude, wurde die Filtermethode zur<br />

Beschaffung e<strong>in</strong>er Radon-Probe aufgrund kürzerer Wegstrecken direkt im Keller des<br />

Gebäudes 20 M<strong>in</strong>uten lang angewandt. Für die Untersuchung wurde die Probe vor<br />

dem GMZ (im Physikhochhaus) angebracht und e<strong>in</strong>e 15-m<strong>in</strong>ütige Messung gestartet.<br />

Das Mess<strong>in</strong>tervall wurde auf e<strong>in</strong>e Sekunde e<strong>in</strong>gestellt. In <strong>der</strong> Abbildung 4.3 ist die<br />

Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> Radon-Probe zu sehen. Da die Werte für die Ereignisrate um<br />

den Ereignisratenwert von etwa 15 Ereignissen pro Sekunde verteilt s<strong>in</strong>d, also unter<br />

R = 30 1 liegen, wurde unter weitere Auswertungen (wie zuvor bei <strong>der</strong> Untergrundmessung)<br />

wie<strong>der</strong> die Poissonverteilung ausgewählt. Bei dieser (Poisson-)Funktion ist<br />

s<br />

nur noch e<strong>in</strong>e leichte Asymmetrie zu erkennen, denn <strong>der</strong> rechte Teil <strong>der</strong> Kurve läuft<br />

etwas länger aus als <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ke.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Häufigkeitsverteilung liefert für e<strong>in</strong>e Gesamtzahl von n = 752<br />

Ereignisse folgenden Erwartungswert µ und Standardabweichung σ:<br />

µ = 14,0 1 s<br />

und σ = 3,9 1 s . (4.24)<br />

Dabei wird <strong>der</strong> Untergrund von dem Cassy-Lab-2-Programm nicht berücksichtigt.<br />

Zwar könnten auch hier die Tabellenwerte kopiert werden, um mit ihnen weiterarbeiten<br />

zu können. Da jedoch die Untergrundstrahlung (µ ≈ 0, 7 1 ) nur etwa 5 % des<br />

s<br />

Erwartungswertes µ beträgt und somit <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Standardabweichung liegt, kann<br />

diese vernachlässigt werden.<br />

E<strong>in</strong>e Totzeitkorrektur muss hier nicht vorgenommen werden, da die gemessenen Werte<br />

für die Rate relativ kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d. Zum Vergleich: Bei <strong>der</strong> Radon-Probe aus dem Keller<br />

des Physikhochhauses wurde e<strong>in</strong>e Ereignisrate von<br />

63


4 Messungen und Auswertungen<br />

Abb. 4.3: ”Radon”-Probe: Statistische Streuung<br />

A RF M<br />

= (5,19 ± 0,04) Bq (4.25)<br />

gemessen (ohne Berücksichtigung des Untergrundes). A RF M<br />

Wert N F M,h = (18682 ± 136, 68) <strong>in</strong> Kapitel 4.2 durch:<br />

berechnet sich aus dem<br />

µ ARF M<br />

= 18682/3600 s mit σ ARF M<br />

= √ 18682/3600 s . (4.26)<br />

Das bedeutet, dass <strong>der</strong> Keller im Praktikumsgebäude etwa dreimal stärker belastet 15<br />

ist, als <strong>der</strong> Keller im Physikhochhaus. Die vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge Belastung des Kellers<br />

im Physikhochhauses rührt daher, dass dort Lüftungen aktiv s<strong>in</strong>d und deshalb die<br />

Belastung durch die Zerfallsprodukte von Radon trotz fehlen<strong>der</strong> Fenster niedriger ist<br />

als im Praktikumsgebäude.<br />

Dieses Ergebnis macht glaubhaft, dass Radon beziehungsweise die Inhalation von Radon<br />

und se<strong>in</strong>en Zerfallsprodukten, die sich an Partikeln und Aerosolen <strong>der</strong> Luft anlagern,<br />

e<strong>in</strong>en großen Anteil an <strong>der</strong> natürlichen Strahlenexposition hat. Zudem belegen<br />

die Ergebnisse, dass e<strong>in</strong> häufiger Aufenthalt <strong>in</strong> schlecht gelüfteten Räumlichkeiten zu<br />

e<strong>in</strong>er wesentlich höheren Strahlenbelastung führt.<br />

15 Das bedeutet, dass e<strong>in</strong>e Person im Keller des Praktikumsgebäudes e<strong>in</strong>e etwa 24-mal stärkere Belastung,<br />

verglichen mit <strong>der</strong> Untergrundstrahlung, erfährt.<br />

64


4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau<br />

Das Radiumpräparat Ra-226<br />

Um die Häufigkeitsverteilung zu betrachten und diese auszuwerten, wurde das Radiumpräparat<br />

aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Reichweite <strong>der</strong> α-Strahlen möglichst nah an das<br />

GMZ gerückt. Es wurde e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>stündige Messdauer mit Mess<strong>in</strong>tervallen von e<strong>in</strong>er<br />

Sekunde e<strong>in</strong>gestellt. Die Abbildung 4.4 zeigt die bei <strong>der</strong> Messung entstandene Häufigkeitsverteilung.<br />

Abb. 4.4: Radiumpräparat: Statistische Streuung.<br />

Die Messwerte für die Rate s<strong>in</strong>d (ihrer Häufigkeit nach) um e<strong>in</strong>en Wert von etwa<br />

R = 890 1 verteilt s<strong>in</strong>d. L<strong>in</strong>ks neben <strong>der</strong> recht symmetrischen Verteilung um diesen<br />

s<br />

Wert ist zu sehen, dass auch e<strong>in</strong>ige Werte ger<strong>in</strong>gerer Rate registriert worden s<strong>in</strong>d. Auf<br />

<strong>der</strong> rechten Seite <strong>der</strong> symmetrischen Verteilung taucht ke<strong>in</strong> <strong>der</strong>artiges Rauschen 16 auf.<br />

Da die Raten im Bereich von mehreren hun<strong>der</strong>t Ereignissen pro Sekunde liegen, wurde<br />

hier zur Auswertung <strong>der</strong> Häufigkeitsverteilung die Gaußverteilung ausgewählt. Wird<br />

das Rauschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auswertung berücksichtigt, so verschiebt sich die Gaußglocke nach<br />

l<strong>in</strong>ks. Es ist zu sehen, dass die Gaußfunktion <strong>in</strong> dem Fall ke<strong>in</strong>e gute Anpassung an die<br />

Verteilung <strong>der</strong> Messwerte ensprechend ihrer Häufigkeit liefert. Lässt man das Rauschen<br />

auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite <strong>der</strong> symmetrischen Verteilung für die Auswertung weg, 17 so erhält<br />

man e<strong>in</strong>e Gaußglocke, die an die Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> Messwerte gut angepasst ist<br />

und <strong>der</strong>en Maximum bei e<strong>in</strong>em Erwartungswert von µ = 885 1 liegt. Laut Auswertung<br />

s<br />

16 Darunter ist allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Störgröße mit breitem Frequenzspektrum zu verstehen.<br />

17 Hier wurde die Verteilung <strong>der</strong> Ratenwerte ab 800/s ausgewertet.<br />

65


4 Messungen und Auswertungen<br />

ergibt sich für die Rate bei e<strong>in</strong>er Gesamtzahl von 2862 berücksichtigten Ereignissen<br />

folgen<strong>der</strong> Erwartungswert µ und Standardabweichung σ:<br />

µ = 885 1 s<br />

und σ = 28 1 s . (4.27)<br />

Da die Nullrate wesentlich kle<strong>in</strong>er ist (R U20h ,s = 0, 654 ± 0, 003/s) als die Rate des<br />

Radiumpräparats, wurde sie nicht berücksichtigt. Allerd<strong>in</strong>gs sollte bei solchen hohen<br />

Ereignisraten e<strong>in</strong>e Totzeitkorrektur vorgenommen werden. Nach E<strong>in</strong>berechnung <strong>der</strong><br />

Totzeit beträgt <strong>der</strong> ”wahre” Wert <strong>der</strong> Rate:<br />

µ wahr =<br />

µ<br />

1 − µ · τ ≈ 971 1 s . (4.28)<br />

Folglich wurden aufgrund <strong>der</strong> Totzeit des GMZ etwa 10 % <strong>der</strong> Ereignisse nicht mitgezählt<br />

und flossen somit nicht <strong>in</strong> die Häufigkeitsverteilung e<strong>in</strong>.<br />

4.4.2 Absorption von Strahlung<br />

Radium ist e<strong>in</strong> α-Strahler, <strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen γ-Anteil besitzt. Radon sowie se<strong>in</strong>e<br />

Zerfallsprodukte s<strong>in</strong>d α-, β- und γ-strahlend, senden aber hauptsächlich α- und<br />

γ-Strahlen aus. Dies soll nach Möglichkeit mit <strong>der</strong> zweiten Versuchsanordnung, genauer<br />

mit <strong>der</strong> Cassy Lab 2 Software, durch e<strong>in</strong>e Absorptionskurve sichtbar gemacht<br />

werden, <strong>in</strong>dem nach jeweils kurzen Messdauern immer mehr Absorbermaterial - hier<br />

wurden Druckerpapierblätter verwendet - zwischen das Präparat beziehungsweise die<br />

Probe und den GMZ geschoben wird. Zuerst soll allerd<strong>in</strong>gs stichpunktartig erklärt werden,<br />

welche für diese Messung erfor<strong>der</strong>lichen E<strong>in</strong>stellungen im Programm ausgewählt<br />

werden müssen.<br />

E<strong>in</strong>stellungen im Cassy-Lab-2-Programm für die ”Absorptionsmessung”<br />

1. Cassy-Lab-2-Programm starten.<br />

2. Im geöffneten Cassy-Fenster die GM-Box anklicken und das Cassy-Fenster schließen.<br />

3. Im rechten E<strong>in</strong>stellungen-Fenster unter E<strong>in</strong>gang A 1 (GM-Box)→Rate R A1 (Doppelklick)<br />

auswählen, sodass sich unterhalb des Fensters alle für diese Messung<br />

wählbaren Messparameter öffnen. 18 (Bei dieser Messreihe ist die Torzeit von<br />

Bedeutung.)<br />

4. Die Torzeit und Messdauer e<strong>in</strong>stellen. Das ist die Zeit, während <strong>der</strong> Messdaten<br />

aufgenommen werden und <strong>der</strong> Mittelwert <strong>der</strong> Messwerte <strong>in</strong> die Tabelle übertragen<br />

wird. Der → 0 ← - Button setzt diese wie<strong>der</strong> auf Null, sodass die Messung<br />

18 Sollte das Fenster mit <strong>der</strong> Torzeit versehentlich geschlossen werden, so kann es per Mausklick auf<br />

das l<strong>in</strong>ks geöffnete kle<strong>in</strong>ere R A1 -Fenster wie<strong>der</strong> geöffnet werden.<br />

66


4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Länge <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gestellten Torzeit wie<strong>der</strong> von neuem startet. Das muss bei<br />

<strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Messdauer berücksichtigt werden.<br />

5. Mit F9 o<strong>der</strong> dem -Symbol <strong>in</strong> <strong>der</strong> oberen Symbolleiste kann die Absorptionsmessung<br />

gestartet (und bei Bedarf gestoppt) werden.<br />

6. Um die Messwerte kenntlich zu machen, muss unter Diagramm → Werteanzeige<br />

→ Werte e<strong>in</strong>blenden gewählt werden.<br />

7. Damit die Messpunkte nicht mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden werden, kann unter Diagramm<br />

→ Werteanzeige → Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>blenden die Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie<br />

abgewählt werden.<br />

8. Unter Diagramm → Anpassung durchführen → freie Anpassung kann vor <strong>der</strong><br />

Bereichsmarkierung e<strong>in</strong>e beliebige Funktion f(x, A, B, C, D) e<strong>in</strong>gegeben, s<strong>in</strong>nvolle<br />

Startwerte für die Parameter gewählt und die gewünschte Funktion an die<br />

Messpunkte angepasst werden.<br />

9. Die für die Funktionskurve berechneten Parameter können <strong>der</strong> Leiste am unteren<br />

Bildschirmrand entnommen werden.<br />

10. Rest wie bei E<strong>in</strong>stellungen zur Erstellung e<strong>in</strong>es Histogramms (13. - 16.).<br />

Die Radon-Probe<br />

Um e<strong>in</strong>e Probe von Radon sowie se<strong>in</strong>en Zerfallsprodukten zu erhalten wurde wie<strong>der</strong><br />

die Filtermethode im Keller des Praktikumsgebäudes angewandt (Dauer: 20 M<strong>in</strong>uten).<br />

Zur Durchführung <strong>der</strong> Absorptionsmessung wurde die Probe, um mit dieser während<br />

<strong>der</strong> Messung bequemer hantieren zu können, mit Hilfe e<strong>in</strong>es Gummis auf die Unterseite<br />

e<strong>in</strong>er Plastikflasche 19 befestigt und möglichst nah vor das GMZ positioniert.<br />

Da die Flasche möglicherweise die Untergrundstrahlung und somit die Nullrate 20 bee<strong>in</strong>flusst,<br />

wurde diese zuvor direkt vor das GMZ gelegt und e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>stündige Messung<br />

mit Cassy Lab 2 durchgeführt. Innerhalb dieser Messdauer hat das Programm geschafft<br />

3000 e<strong>in</strong>sekündige Messungen durchzuführen. Zur Berechnung <strong>der</strong> Ereignisrate<br />

wurden die Werte aus <strong>der</strong> Tabelle des Cassy-Lab-2-Programms übernommen und summiert,<br />

wobei jedes Ereignis mit se<strong>in</strong>er Häufigkeit gewichtet wurde. Laut Berechnung<br />

wurden <strong>in</strong> diesen 50 M<strong>in</strong>uten vom GMZ 1965 (= N F l ) Ereignisse registriert, so dass<br />

die Messung folgende M<strong>in</strong>utenrate R F l,m<strong>in</strong> lieferte:<br />

R F l,m<strong>in</strong> = (39,3 ± 0,74)<br />

1<br />

m<strong>in</strong><br />

(4.29)<br />

Dabei wurde die M<strong>in</strong>utenrate durch R F l,m<strong>in</strong> = N F l /50 m<strong>in</strong> ± √ N F l /50 m<strong>in</strong> berechnet.<br />

Demzufolge wird die Nullrate von <strong>der</strong> vor dem GMZ platzierten Plastikflasche nicht<br />

19 Die bei dieser Messung verwendete Falsche stammt von dm (Drogeriemarktkette).<br />

20 R U20h ,m<strong>in</strong> = 39,26 ± 0,18 1<br />

m<strong>in</strong> (Kapitel 4.1) 67


4 Messungen und Auswertungen<br />

verän<strong>der</strong>t.<br />

Für die Absorptionsmessung wurde die Torzeit auf 30 Sekunden e<strong>in</strong>gestellt und e<strong>in</strong>e 20-<br />

m<strong>in</strong>ütige Messzeit gewählt. Diese Torzeitspanne ist ausreichend lang, um zusätzliches<br />

Absorbermaterial zwischen die Probe und das GMZ anzubr<strong>in</strong>gen und anschließend<br />

die Torzeit auf Null zurück zu setzen, sodass an die vorangegangenen 30 Sekunden<br />

Messdauer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e 30-sekündige Messdauer anschließt kann. Als Absorbermaterial<br />

wurden Druckerpapierblätter 21 , die vorher zur bequemeren Handhabung geviertelt<br />

wurden. Die Wahl fiel auf das Druckerpapier, da aus <strong>der</strong> Theorie bekannt ist, dass α-<br />

Strahlen kurzreichweitig s<strong>in</strong>d und bereits von e<strong>in</strong>em Blatt Papier absorbiert werden.<br />

Dies soll aus <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Messdaten hervorgehen. Nach <strong>der</strong> Positionierung <strong>der</strong><br />

Radon-Probe wurde die Messung gestartet. Dabei wurde jeweils 30 Sekunden vom Programm<br />

(ohne Blatt dazwischen) gemessen, dann nach <strong>der</strong> ersten 30-sekündigen Messdauer<br />

das erste Blatt angebracht und die Torzeit zurückgesetzt. Anschließend wurde<br />

wie<strong>der</strong> 30 Sekunden lang gemessen, dann e<strong>in</strong> zusätzliches Blatt angebracht, die Torzeit<br />

zurückgesetzt, etc. . Diese Schritte erfolgten solange bis sich <strong>in</strong>sgesamt 11 Druckerpapierblätter<br />

als Absorber zwischen <strong>der</strong> Probe und GMZ befanden. Die Blätteranzahl<br />

erschien für die Auswertung als ausreichend, sodass die Messung beendet wurde. Im<br />

Bild 4.5 s<strong>in</strong>d die vom Cassy-Lab-2-Programm aufgenommenen Messwerte zu sehen.<br />

Auf <strong>der</strong> y-Achse können die Werte für die Rate bezogen auf das Zeit<strong>in</strong>tervall von e<strong>in</strong>er<br />

Sekunde abgelesen werden. Diese werden vom Programm als Mittelwert über die<br />

Zeit von 30 Sekunden (Torzeit) berechnet und im Schaubild, als kle<strong>in</strong>es Viereck markiert,<br />

e<strong>in</strong>getragen. Auf <strong>der</strong> x-Achse ist die Anzahl <strong>der</strong> Messungen abzulesen. Dabei<br />

entspricht n = 1 <strong>der</strong> Messung ohne Druckerpapierblatt dazwischen, n = 2 <strong>der</strong> Messung<br />

mit e<strong>in</strong>em Druckerpapierblatt dazwischen, u. s. w. Im Schaubild ist zu erkennen,<br />

dass die Werte für die Rate mit jedem dazwischen geschobenen Blatt immer mehr<br />

abfallen, wobei zwischen dem ersten Messwert (n = 1) und dem zweiten (n = 2) <strong>der</strong><br />

größte Sprung zu sehen ist. Da die Abstände zwischen den Messwerten immer kle<strong>in</strong>er<br />

werden und bei den letzten Messwerten asymptotisch gegen e<strong>in</strong>e zur x-Achse parallele<br />

Gerade zu streben sche<strong>in</strong>en, wurde unter Diagramm → Anpassung durchführen e<strong>in</strong>e<br />

freie Anpassung gewählt. Für die Anpassung wurde folgende Funktion f(x, A, B, C)<br />

e<strong>in</strong>getragen:<br />

f(x, A, B, C) = A · e −B·(x−1) + C . (4.30)<br />

Die Funktion wurde so gewählt, da die Intensitätsabnahme bei e<strong>in</strong>er Absorption von<br />

γ-Strahlung e<strong>in</strong>er Exponentialfunktion entspricht. Der Parameter C ist als Offset 22<br />

<strong>der</strong> Funktion gedacht, da die Abstände zwischen den Messwerten immer kle<strong>in</strong>er werden<br />

und asymptotisch gegen e<strong>in</strong>e zur x-Achse parallele Gerade (oberhalb <strong>der</strong> x-Achse)<br />

zu streben sche<strong>in</strong>en. Statt x wurde im Argument <strong>der</strong> Exponentialfunktion (x − 1)<br />

gewählt, damit die Rate bei x = 1 = n gerade gleich <strong>der</strong> Summe aus A und B ist und<br />

21 Das hier verwendete Druckerpapier war von <strong>der</strong> Marke Evolve (Blue Angel accredited)<br />

22 Damit ist die Verschiebung e<strong>in</strong>er Funktion entlang <strong>der</strong> y-Achse geme<strong>in</strong>t. Hier ist es e<strong>in</strong>e Verschiebung<br />

nach oben.<br />

68


4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau<br />

Abb. 4.5: Radon-Probe: Auswertung <strong>der</strong> Messwerte zur Strahlenabsorption mit Cassy<br />

Lab 2.<br />

somit dem Wert entspricht, wenn sich ke<strong>in</strong> Absorbermaterial zwischen dem GMZ und<br />

<strong>der</strong> Probe bef<strong>in</strong>det. Für die Parameter A, B und C war e<strong>in</strong>e Vorgabe von Startwerten<br />

im Programm nicht notwendig. Die rote Kurve <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 4.5 entspricht <strong>der</strong><br />

vom Programm berechneten und an die Messwerte angepassten Funktion nach <strong>der</strong><br />

Gleichung (4.30). Dabei wurde <strong>der</strong> erste Wert für die Kurvenanpassung nicht berücksichtigt,<br />

da an dem Sprung zwischen dem ersten Messwert (bei ke<strong>in</strong>em Blatt) und dem<br />

zweiten Messwert (bei e<strong>in</strong>em Blatt) zu sehen ist, dass die Strahlung e<strong>in</strong>en α-Anteil<br />

hat, <strong>der</strong> von dem e<strong>in</strong>geschobenen Blatt Papier absorbiert wird. Die Berechnung <strong>der</strong><br />

Parameter ergab:<br />

A = 24,692 , B = 0,16445 , C = 8,3268 . (4.31)<br />

In <strong>der</strong> unteren Leiste wird zusätzlich zu den berechneten Parametern noch <strong>der</strong> Korrelationskoeffizient<br />

23 r angegeben, <strong>der</strong> <strong>in</strong> dem Cassy-Lab-2-Programm als Maß für die<br />

Güte <strong>der</strong> Anpassung an die Messwerte angegeben wird [40]. 24 Dabei ist die Anpassung<br />

an die Messwerte umso besser, je näher <strong>der</strong> Korrelationskoeffizient bei e<strong>in</strong>s liegt. Hier<br />

liegt dieser bei r = 0,9917, also nahe <strong>der</strong> E<strong>in</strong>s.<br />

23 Für den Korrelationskoeffizienten gilt: |r|≤ 1<br />

24 Der Korrelationskoeffizient wird nur bei <strong>der</strong> freien Anpassung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Statuszeile angegeben.<br />

69


4 Messungen und Auswertungen<br />

Da das Programm ke<strong>in</strong>e Standardabweichungen auf die Messwerte angibt und somit<br />

ke<strong>in</strong>e Fehlerbalken im Diagramm zu sehen s<strong>in</strong>d, wurde zum Vergleich zusätzlich e<strong>in</strong>e<br />

Anpassung an dieselben Messwerte mit dem Mathematik-Programm, Scilab 25 durchgeführt.<br />

Hierfür wurden die Messwerte aus <strong>der</strong> Tabelle des Cassy-Lab-2-Programms<br />

kopiert und die Standardabweichung auf jeden Messwert berechnet (siehe Tabelle 4.1).<br />

Blätteranzahl n Rate R(n) <strong>in</strong> 1/s Fehler <strong>in</strong> 1/s<br />

0 1 43,53 1,20<br />

1 2 28,83 0,98<br />

2 3 26,87 0,95<br />

3 4 23,23 0,88<br />

4 5 20,73 0,83<br />

5 6 19,17 0,80<br />

6 7 19,03 0,80<br />

7 8 15,43 0,72<br />

8 9 13,97 0,68<br />

9 10 13,50 0,67<br />

10 11 13,53 0,67<br />

11 12 12,80 0,65<br />

Tabelle 4.1: Radon-Probe: Messwerte aus dem Cassy-Lab-2-Programm, sowie ihre<br />

Standardabweichungen.<br />

Da die Tabelle jeweils den Mittelwert für die Rate (R(n) <strong>in</strong> 1 ; n = 1, ..., 12), die<br />

s<br />

während e<strong>in</strong>er 30-sekündigen Torzeitdauer im Sekundentakt gemessen wurde, enthält,<br />

wurden die Standardabweichungen auf diese Mittelwerte wie folgt berechnet:<br />

σ = √ √<br />

R(n) · s 1<br />

30 s · R(n)/30 s = √ . (4.32)<br />

30 s<br />

In <strong>der</strong> Abbildung 4.6 s<strong>in</strong>d die Messwerte mit den jeweiligen Standardabweichungen, die<br />

als Fehlerbalken e<strong>in</strong>getragen s<strong>in</strong>d zu sehen. Hier wurde die Aktivität <strong>in</strong> Bq ( ˆ= Rate <strong>in</strong><br />

1/s im Cassy Lab 2) gegen die Anzahl <strong>der</strong> Blätter ( ˆ= n im Cassy Lab 2) aufgetragen.<br />

Der Verlauf <strong>der</strong> Messpunkte ist <strong>der</strong>selbe, nur dass diese um E<strong>in</strong>s nach l<strong>in</strong>ks verschoben<br />

s<strong>in</strong>d. Das bedeutet, dass die Rate bei m Blättern <strong>der</strong> Rate bei n = m + 1 entspricht.<br />

Für die Anpassung wurde ebenfalls e<strong>in</strong>e Funktion <strong>der</strong> Form<br />

f(x, A, B, C) = A · e −B·(x) + C . (4.33)<br />

gewählt. Die an die Messwerte angepasste Funktion ist als blaue Kurve im Bild 4.6<br />

zu sehen. Auch hier wurde <strong>der</strong> erste Messwert aus den oben genannten Gründen bei<br />

25 Scilab ist e<strong>in</strong> freies Softwarepaket für die Anwendungen aus <strong>der</strong> Numerik und wurde als Alternative<br />

zu MATLAB entwickelt.<br />

70


4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau<br />

Abb. 4.6: Radon-Probe: Auswertung <strong>der</strong> Messwerte zur Strahlenabsorption mit Scilab.<br />

<strong>der</strong> Kurvenanpassung nicht berücksichtigt. Die Berechnung <strong>der</strong> Parameter mit Scilab<br />

ergab:<br />

A = 24,6899 , B ≈ 0,164466 , C = 8,32707 . (4.34)<br />

Diese Werte unterscheiden sich von denen vom Cassy-Lab-2-Programm berechneten<br />

Werten für die Parameter erst ab <strong>der</strong> vierten Nachkommastelle, sodass die Anpassung,<br />

die das Cassy-Lab-2-Programm vorgenommen hat, recht gut mit <strong>der</strong> des<br />

Mathematik-Programms übere<strong>in</strong>stimmt. Das bedeutet, dass die Wahl <strong>der</strong> Funktion<br />

f(x, A, B, C)) = A · e −B·(x) + C gut war. Die Vermutung, dass α-Strahlung bereits von<br />

e<strong>in</strong>em kräftigeren Blatt Papier absorbiert wird, wird durch den ”Sprung” <strong>der</strong> Messwerte<br />

nach E<strong>in</strong>schub des ersten Blattes <strong>in</strong> den Schaubil<strong>der</strong>n bestätigt. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie<br />

vorhergesagte exponentielle Abnahme <strong>der</strong> Intensität (hier an <strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Rate<br />

zu erkennen) <strong>der</strong> γ-Strahlung ist an <strong>der</strong> an die Messwerte angepassten Funktion ebenfalls<br />

gut erkennbar.<br />

Bei beiden Auswertung wurde die Nullrate (R U20h ,s = (0,654 ± 0,003) 1 ) nicht von <strong>der</strong><br />

s<br />

gemessenen Rate abgezogen, da selbst bei <strong>der</strong> niedrigsten gemessenen Rate R(11) =<br />

(12,80 ± 0,6) 1 die Nullrate noch <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Standardabweichung liegt. Da die<br />

s<br />

Ereignisrate nur im Zehnerbereich liegt, wurde auch ke<strong>in</strong>e Totzeitkorrektur vorge-<br />

71


4 Messungen und Auswertungen<br />

nommen.<br />

Das Radiumpräparat<br />

Für die Messung <strong>der</strong> Absorption <strong>der</strong> Strahlung, die vom Radiumpräparat ausgeht,<br />

wurde dieses möglichst nah an das GMZ gestellt. Die Torzeit wurde auf 30 Sekunden<br />

e<strong>in</strong>gestellt und e<strong>in</strong>e 25-m<strong>in</strong>ütige Messzeit gewählt. Die Abfolge <strong>der</strong> Messschritte ist mit<br />

den Schritten bei <strong>der</strong> Absorptionsmessung <strong>der</strong> Radon-Probe identisch. Die Messung<br />

wurde beendet, sobald sich <strong>in</strong>sgesamt 14 Druckerpapierblätter zwischen dem Präparat<br />

und dem GMZ befanden.<br />

Im Schaubild 4.7 s<strong>in</strong>d die vom Cassy-Lab-2-Programm aufgenommenen Messwerte<br />

sowie die an die Werte angepasste Funktion (schwarze Kurve) zu sehen.<br />

Abb. 4.7: Radiumpräparat: Auswertung <strong>der</strong> Messwerte zur Strahlenabsorption mit<br />

Cassy Lab 2<br />

Entlang <strong>der</strong> y-Achse können die Werte für die Rate bezogen auf das Zeit<strong>in</strong>tervall von<br />

e<strong>in</strong>er Sekunde abgelesen werden, welche von dem Programm wie<strong>der</strong> als Mittelwert über<br />

die Zeit von 30 Sekunden (Torzeit) berechnet wurden und im Schaubild, als kle<strong>in</strong>es<br />

Viereck markiert, zu sehen s<strong>in</strong>d. Auf <strong>der</strong> x-Achse kann die Anzahl <strong>der</strong> Messungen<br />

abgelesen werden. Wie bei <strong>der</strong> Absorptionsmessung <strong>der</strong> Radon-Probe entspricht n = 1<br />

<strong>der</strong> Messung ohne Druckerpapierblatt dazwischen, n = 2 <strong>der</strong> Messung mit e<strong>in</strong>em<br />

72


4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau<br />

Druckerpapierblatt dazwischen, etc.. Auch <strong>in</strong> diesem Schaubild ist zu erkennen, dass<br />

die Werte für die Rate mit jedem dazwischen geschobenen Blatt immer mehr abfallen,<br />

wobei <strong>der</strong> erste Messwert (n = 1) und <strong>der</strong> zweite (n = 2) den größten Abstand<br />

vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> haben. Dieser ”Sprung” rührt von dem α-Anteil <strong>der</strong> Strahlung, sodass<br />

<strong>der</strong> erste Messwert bei <strong>der</strong> Kurvenanpassung wie<strong>der</strong> nicht berücksichtigt wurde. Da<br />

die Abstände zwischen den Messwerten immer kle<strong>in</strong>er werden und <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong><br />

Kurve, welche die Messwerte beschreiben, <strong>in</strong>sgesamt immer flacher wird, wurde unter<br />

Diagramm → Anpassung durchführen → freie Anpassung wie<strong>der</strong> folgende Funktion<br />

f(x, A, B, C) gewählt: 26 f(x, A, B, C) = A · e −B·(x−1) + C . (4.35)<br />

Statt x wurde im Argument <strong>der</strong> Exponentialfunktion wie<strong>der</strong> (x − 1) gewählt, damit<br />

die Rate bei x = 1 = n gerade gleich <strong>der</strong> Summe aus A und B ist. D. h. <strong>der</strong><br />

y-Achsenabschnitt <strong>der</strong> Kurve soll sich an <strong>der</strong> Stelle x = 1 = n bef<strong>in</strong>den. Für die Parameter<br />

A, B und C war e<strong>in</strong>e Vorgabe von Startwerten im Programm nicht notwendig.<br />

Die schwarze Kurve <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 4.7 entspricht <strong>der</strong> vom Programm berechneten<br />

und an die Messwerte angepassten Funktion nach <strong>der</strong> Gleichung (4.35). Die Berechnung<br />

<strong>der</strong> Parameter ergab:<br />

A = 660,82 , B = 0,1856 , C = 136,12. (4.36)<br />

Der Korrelationskoeffizient, welcher zu r= 0,9996 berechnet wurde, liegt nahe <strong>der</strong> 1.<br />

Das bedeutet, dass die gewählte Funktion e<strong>in</strong>e gute Anpassung an den Verlauf <strong>der</strong><br />

Messwerte darstellt.<br />

Zusätzlich zur von Cassy Lab 2 durchgeführten Anpassung wurde <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong>selben<br />

Messwerte wie<strong>der</strong> mit dem Mathematik-Programm Scilab durch e<strong>in</strong>e Funktion<br />

angenähert. Dazu wurden die Messwerte aus <strong>der</strong> Tabelle des Cassy-Lab-2-Programms<br />

übernommen und die Standardabweichung auf jeden Messwert berechnet (siehe Tabelle<br />

4.2). Auch hier enthält die Tabelle jeweils den Mittelwert <strong>der</strong> Rate (R Mess (n) <strong>in</strong> 1 s ;<br />

n = 1, ..., 12), die während e<strong>in</strong>er 30-sekündigen Torzeitdauer im Sekundentakt gemessen<br />

wurde, sodass die Standardabweichungen auf diese Mittelwerte wie <strong>in</strong> Gleichung<br />

(4.32) berechnet wurden. Im folgenden Bild 4.8 s<strong>in</strong>d die Messwerte mit den jeweiligen<br />

Standardabweichungen, die als Fehlerbalken e<strong>in</strong>getragen s<strong>in</strong>d zu sehen.<br />

Wie<strong>der</strong> wurde die Aktivität <strong>in</strong> Bq gegen die Anzahl <strong>der</strong> Blätter aufgetragen, sodass<br />

die Messpunkte um e<strong>in</strong>s nach l<strong>in</strong>ks verschoben s<strong>in</strong>d (vergleiche Abbildung 4.6 ). Die<br />

an die Messwerte angepasste Funktion, für welche wie<strong>der</strong> die Gleichung (4.35) benutzt<br />

wurde, ist als blaue Kurve im Bild 4.6 zu sehen. Die Parameter wurden von Scilab zu<br />

A = 660,813 , B = 0,185604 , C = 136,13 . (4.37)<br />

berechnet. Die Werte stimmen sehr gut mit den vom Cassy-Lab-2-Programm berechneten<br />

Werten für die Parameter übere<strong>in</strong>. Auch bei dieser Messung wird die Vermutung,<br />

26 Die Gründe hierfür wurden bereits bei <strong>der</strong> ”Radon”-Absorptionsmessung erläutert. Diese waren:<br />

1) Exponentielle Intensitätsabnahme bei e<strong>in</strong>er Absorption von γ-Strahlung; 2) Das Streben <strong>der</strong><br />

Messwerte gegen e<strong>in</strong>e zur x-Achse parallelen Gerade.<br />

73


4 Messungen und Auswertungen<br />

Abb. 4.8: Radiumpräparat: Auswertung <strong>der</strong> Messwerte zur Strahlenabsorption mit<br />

Scilab.<br />

dass α-Strahlung bereits von e<strong>in</strong>em kräftigeren Blatt Papier absorbiert wird, durch<br />

den ”Sprung” <strong>der</strong> Messwerte nach E<strong>in</strong>schub des ersten Blattes <strong>in</strong> den Schaubil<strong>der</strong>n<br />

bestätigt. Die exponentiell verlaufende Abnahme ist auch hier an <strong>der</strong> an die Messwerte<br />

angepassten Funktion gut erkennbar.<br />

Da die Nullrate (R U20h ,s = 0,654 ± 0,003 1 ) im Vergleich zu den gemessenenen Raten<br />

s<br />

R Mess (n) sehr niedrig ist, wurden diese nicht um den Untergrund korrigiert. E<strong>in</strong>e Totzeitkorrektur<br />

schien dagegen s<strong>in</strong>nvoll, da die Raten im Bereich von mehreren hun<strong>der</strong>t<br />

registrierten Zerfällen pro Sekunde liegen. Diese Korrektur wird von Cassy Lab 2 jedoch<br />

nicht vorgenommen, sodass die Messwerte nachträglich berichtigt und mit Scilab<br />

ausgewertet werden mussten. Die um die Totzeit berichtigten Raten R wahr (n) können<br />

<strong>der</strong> Tabelle 4.2 entnommen und mit den gemessenen R Mess (n) verglichen werden.<br />

Während bei den ersten beiden Raten R Mess (0) und R Mess (1) die tatsächlichen Raten<br />

um 5 - 10 % höher liegen, wird die letzte Rate gerade mal um 2 % berichtigt. Folglich ist<br />

<strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> totzeitkorrigierten Messwerte im Vergleich zu den gemessenen Werten<br />

etwas <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> y-Achse gestreckt, wobei die Streckung umso größer ist, je<br />

größer <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> Zählrate ist. Den Tabellenwerten für die tatsähliche Rate R wahr<br />

sowie Standardabweichung liegt folgende Berechnung zugrunde (vergleiche Kapitel 4.2,<br />

74


4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau<br />

Blätter n R Mess (n) <strong>in</strong> 1/s σ Mess (n) <strong>in</strong> 1/s R wahr (n) <strong>in</strong> 1/s σ wahr (n) <strong>in</strong> 1/s<br />

0 1 929,73 5,57 1025,03 5,85<br />

1 2 785,65 4,78 736,12 4,95<br />

2 3 596,47 4,46 634,30 4,60<br />

3 4 505,57 4,11 532,49 4,21<br />

4 5 449,42 3,87 470,57 3,96<br />

5 6 401,23 3,66 418,00 3,73<br />

6 7 356,40 3,45 369,57 3,51<br />

7 8 319,18 3,26 329,70 3,32<br />

8 9 277,68 3,04 285,61 3,09<br />

9 10 260,68 2,95 267,66 2,99<br />

10 11 243,52 2,85 249,60 2,88<br />

11 12 223,37 2,73 228,47 2,76<br />

12 13 209,27 2,64 213,74 2,67<br />

13 14 193,80 2,54 197,63 2,57<br />

14 15 182,70 2,47 186,10 2,49<br />

Tabelle 4.2: Radiumpräparat: Messwerte R Mess aus dem Cassy-Lab-2-Programm, sowie<br />

ihre Standardabweichungen σ Mess . Und Messwerte R wahr sowie ihre<br />

Standardabweichungen σ wahr unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Totzeit<br />

Gleichung (4.20)):<br />

R wahr =<br />

R Mess<br />

1 − R Mess · 100 · 10 −6 s<br />

und σ wahr =<br />

√<br />

Rwahr · s<br />

√<br />

30<br />

1<br />

s<br />

(4.38)<br />

Die e<strong>in</strong>getragenen Werte sowie die an die Messwerte nach Gleichung (4.35) angepasste<br />

Funktion s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.9 zu sehen.<br />

Die Streckung <strong>der</strong> Kurve ist <strong>in</strong> dieser Abbildung nicht gut erkennbar, da die y-Achse<br />

von Scilab an<strong>der</strong>s skaliert wird. Folglich s<strong>in</strong>d die beiden Kurven <strong>in</strong> den Abbildungen 4.8<br />

und 4.9 optisch schwer von e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu unterscheiden, sodass zusätzlich e<strong>in</strong> Diagramm<br />

(Abbildung 4.10) erstellt worden ist, <strong>in</strong> dem beide Kurven zu sehen s<strong>in</strong>d.<br />

75


4 Messungen und Auswertungen<br />

Abb. 4.9: Radiumpräparat: Auswertung <strong>der</strong> um die Totzeit des GMZ korrigierten<br />

Messwerte zur Strahlenabsorption mit Scilab.<br />

Abb. 4.10: Radiumpräparat: Gegenüberstellung <strong>der</strong> gemessenen Werte (f1) zu den<br />

tatsächlichen Werten (f2).<br />

76


4.4 Messungen mit dem zweiten Versuchsaufbau<br />

Die Berücksichigung <strong>der</strong> Totzeit hat e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Parameter zur Folge. Für<br />

diese ergab die Berechnung mit Scilab folgende Werte (vergleich Abbildung 4.9):<br />

A = 719,624 , B = 0,195165 , C = 142,692 . (4.39)<br />

Nach E<strong>in</strong>berechnung <strong>der</strong> Totzeit fallen sämtliche Parameterwerte größer aus. Die Streckung<br />

<strong>der</strong> Kurve ist an den Parametern A und B zu erkennen. Am Offset C ist deutlich<br />

zu sehen, dass die Werte aufgrund <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> Totzeit nach oben korrigiert<br />

wurden.<br />

Radiumpräparat: Absorptionsmessung mit <strong>der</strong> ersten Versuchsanordnung<br />

Ergänzend zur Absorptionsmessung mit Cassy Lab 2 wurde e<strong>in</strong>e Messung zur Absorption<br />

<strong>der</strong> vom Radiumpräparat ausgehenden Strahlung mit dem 1. Versuchaufbau<br />

durchgeführt. Das Präparat wurde hierfür wie<strong>der</strong> möglichst nah am GMZ positioniert.<br />

Im Digitalzähler wurde e<strong>in</strong>e Messdauer von 60 Sekunden e<strong>in</strong>programmiert. Nach Ablauf<br />

dieser Zeit wurden die von dem GMZ registrierten Ereignisse am Zähler abgelesen<br />

und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tabelle festgehalten. Anschließend wurde e<strong>in</strong> Druckerpapierblatt zwischen<br />

das Präparat und das GMZ geschoben und e<strong>in</strong>e neue e<strong>in</strong>m<strong>in</strong>ütige Messung gestartet.<br />

Diese Abfolge hielt an, bis sich Absorptionsmaterial von <strong>in</strong>sgesamt 16 Blätter dazwischen<br />

befand. Die Tabelle 4.3 zeigt die mit dieser Anordnung gemessenen sowie die<br />

um die Totzeit berichtigten Raten e<strong>in</strong>schließlich ihrer Standardabweichungen. 27 :<br />

Dabei wurden die Werte R Mess,m<strong>in</strong> vom Digitalzähler übernommen und die übrigen<br />

Werte daraus wie folgt errechnet:<br />

R Mess,s = R Mess,m<strong>in</strong><br />

60<br />

mit σ Mess,s =<br />

√<br />

RMess,m<strong>in</strong> · m<strong>in</strong><br />

, (4.40)<br />

60 s<br />

R wahr,s =<br />

R Mess,s<br />

1 − R Mess,s · τ<br />

mit σ wahr,s =<br />

√<br />

Rwahr,m<strong>in</strong> · m<strong>in</strong><br />

. (4.41)<br />

60 s<br />

In Abbildung 4.11 s<strong>in</strong>d die bereits korrigierten Werte R wahr,s sowie die an diese Messwerte<br />

angenäherte Kurve zu sehen, wobei für die Vorgabe <strong>der</strong> Funktion wie<strong>der</strong> dieselbe<br />

wie <strong>in</strong> Gleichung (4.35) gewählt worden ist.<br />

Die Berechnung <strong>der</strong> Parameter aus den um die Totzeit korrigierten Messwerten ergab<br />

mit Scilab:<br />

A = 779,46 , B = 0,171081 , C = 132,037 . (4.42)<br />

Auch bei diesen Messwerten lässt sich die Absorption <strong>der</strong> α-Strahlung an dem ”Sprung”<br />

zwischen den ersten beiden Messwerten nach E<strong>in</strong>schub des ersten Blattes beobachten.<br />

Am Verlauf <strong>der</strong> Messwerte sowie <strong>der</strong> angepassten Kurve ist zu sehen, dass die Intensität<br />

<strong>der</strong> γ-Strahlung exponentiell mit <strong>der</strong> Absorberdicke abnimmt.<br />

Der Vorteil <strong>der</strong> Absorptionsmessung mit <strong>der</strong> ersten Versuchsanordnung liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

27 Der Untergrund wurde aufgrund <strong>der</strong> wesentlich höher liegenden Zählraten nicht berücksichtigt.<br />

77


4 Messungen und Auswertungen<br />

Blätter R Mess,m<strong>in</strong> (1/m<strong>in</strong>) R Mess,s (1/s) σ Mess,s (1/s) R wahr,s (1/s) σ wahr,s (1/s)<br />

0 59762 996,03 4,07 1106,22 4,29<br />

1 44438 740,63 3,51 799,87 3,65<br />

2 37732 628,87 3,24 671,07 3,34<br />

3 35350 589,17 3,13 626,05 3,23<br />

4 27861 464,35 2,78 486,96 2,85<br />

5 26078 434,63 2,69 454,38 2,75<br />

6 23538 392,30 2,56 408,32 2,61<br />

7 21718 361,97 2,46 375,56 2,50<br />

8 20301 338,35 2,37 350,20 2,42<br />

9 17590 293.17 2,21 302,02 2,24<br />

10 16552 275,87 2,14 283,69 2,17<br />

11 14828 247,13 2,03 253,40 2,06<br />

12 13368 222,80 1,93 227,88 1,95<br />

13 12515 208,58 1,86 213,03 1,88<br />

14 11966 199,43 1,82 203,49 1,84<br />

15 11101 185,02 1,76 188,50 1,77<br />

16 10329 172,15 1,69 175,17 1,71<br />

Tabelle 4.3: Radiumpräparat: Messwerte R Mess sowie ihre Standardabweichungen<br />

σ Mess . Und Messwerte R wahr sowie ihre Standardabweichungen σ wahr unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Totzeit.<br />

e<strong>in</strong>fachen Handhabung sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Anzahl <strong>der</strong> dafür benötigen Geräte. Die<br />

Messwerte lassen sich mit e<strong>in</strong>em beliebigen Mathematik-Programm, wie beispielsweise<br />

Scilab, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schaubild darstellen und durch e<strong>in</strong>e Funktion annähern. Zudem lässt<br />

sich die Totzeitkorrektur direkt an den Messwerten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tabelle vornehmen. Der<br />

Nachteil ist, dass die Schüler und Studenten den Verlauf <strong>der</strong> Messwerte nicht sofort<br />

vor Augen haben und diesen bereits vorab durch e<strong>in</strong>e Funktion annähern können,<br />

wie es <strong>in</strong> dem 2. Versuchsaufbau <strong>der</strong> Fall ist. Weiterh<strong>in</strong> müssen Kenntnisse bezüglich<br />

des ausgewählten Programms vorhanden se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> noch angeeignet werden. Das trifft<br />

jedoch auch beim 2. Versuchsaufbau zu, wenn e<strong>in</strong>e Berichtigung <strong>der</strong> Werte aufgrund<br />

<strong>der</strong> Totzeit des GMZ vorgenommen werden muss. Somit ist die erste Versuchsanordnung<br />

e<strong>in</strong>e gute Alternative zur zweiten, falls e<strong>in</strong> Sensor Cassy, die GM-Box o<strong>der</strong> die<br />

Software für e<strong>in</strong>e Absorptionsmessung nicht zur Verfügung stehen.<br />

78


4.5 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Abb. 4.11: Radiumpräparat: Absorptionsmessung mit <strong>der</strong> ersten Versuchsanordnung<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Totzeit.<br />

4.5 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Die gewählten Proben wurden zunächst auf <strong>Radioaktivität</strong> und die von ihnen ausgehende<br />

zusätzliche Strahlenbelastung für den Menschen untersucht. Die Proben waren:<br />

E<strong>in</strong>e Zimmerwand im 7. Stock des Physikhochhauses, e<strong>in</strong> Kühlschranke<strong>in</strong>legeboden<br />

aus Glas, Zigarettentabak und e<strong>in</strong>e Radon-Probe. Die Untersuchung wurde mit <strong>der</strong> ersten<br />

Versuchsanordnung durchgeführt, da hier lediglich die von den Proben ausgehende<br />

Aktivität gemessen und mit <strong>der</strong> Untergrundstrahlung verglichen wurde. Tatsächlich<br />

konnte bei allen vier Proben e<strong>in</strong>e höhere Aktivität verglichen mit <strong>der</strong> Nullrate nachgewiesen<br />

werden. Bis auf die ”Radon”-Probe ist die nachgewiesene Mehraktivität <strong>der</strong><br />

Proben für den Menschen unbedenklich. Die gemessene Ereignisrate <strong>der</strong> Radon-Probe<br />

h<strong>in</strong>gegen betrug etwa das achtfache <strong>der</strong> Nullrate im Keller des Physikhochhauses und<br />

etwa das 24-fache im Keller des Praktikumsgebäudes, sodass es plausibel ersche<strong>in</strong>t,<br />

dass die Inhalation von Radon und se<strong>in</strong>en Zerfallsprodukten den größten Anteil an <strong>der</strong><br />

natürlichen Strahlenexposition des Menschen hat und dass <strong>der</strong> Aufenthalt <strong>in</strong> schlecht<br />

belüfteten Räumen zu e<strong>in</strong>er wesentlich höheren Strahlenbelastung führt. Um etwas<br />

<strong>in</strong> das Gebiet <strong>der</strong> Statistischen Streuung e<strong>in</strong>zutauchen, wurden die vom GMZ registrierten<br />

Zählraten des Untergrunds, <strong>der</strong> Radon-Probe und e<strong>in</strong>es Radiumpräparats mit<br />

dem zweiten Versuchsaufbau im Cassy-Lab-2-Programm e<strong>in</strong>getragen und ausgewer-<br />

79


4 Messungen und Auswertungen<br />

tet. Dabei war gut zu erkennen, dass die Zählraten des Untergrunds und <strong>der</strong> Radon-<br />

Probe poissonverteilt und die Zählraten <strong>der</strong> Radiumprobe gaußverteilt waren. Wobei<br />

die Zählratenverteilung <strong>der</strong> Radon-Probe bereits bei den gemessenen Raten sehr e<strong>in</strong>er<br />

Gaußverteilung ähnelten, die aus e<strong>in</strong>er Poissonverteilung hervorgeht. Die letzten Messreihen,<br />

bei denen es sich ausschließlich um Absorptionsmessungen handelte, wurden<br />

mit dem zweiten Versuchsaufbau durchgeführt. Am Verlauf <strong>der</strong> Messwerte und <strong>der</strong>en<br />

Auswertung mit Cassy Lab 2 sowie dem Mathematik-Programm Scilab war das <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Theorie vorhergesagte Absorptionsverhalten von α- und γ-Strahlung gut erkennbar.<br />

Ergänzend zu den Absorptionsmessungen mit dem zweiten Versuchsaufbau wurde e<strong>in</strong>e<br />

Absorptionsmessung <strong>der</strong> vom Radiumpräparat ausgehenden α- und γ-Strahlung<br />

durchgeführt, die ähnliche Ergebnisse lieferte. Damit stellt die erste Versuchsanordnung<br />

für die Absorptionsmessung e<strong>in</strong>e gute Alternative zur zweiten dar.<br />

80


5 Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> den<br />

Schulunterricht<br />

Der neue ”Bildungsplan 2004” vom M<strong>in</strong>isterium für Kultus, Jugend und Sport Baden-<br />

Württemberg trat mit <strong>der</strong> Umstellung auf das achtjährige Gymnasium im Jahr 2004<br />

<strong>in</strong> Kraft. Im Unterschied zu den davor geltenden Lehrplänen, die angaben, was gelehrt<br />

werden soll, gibt <strong>der</strong> neue Bildungsplan an, was die Schüler lernen sollen [41].<br />

Mit dem Wort ”lernen” ist <strong>in</strong> diesem Kontext weniger das Gelernte (fächerbezogen)<br />

geme<strong>in</strong>t, son<strong>der</strong>n vielmehr die Anfor<strong>der</strong>ungen und Ziele, auf die sich die jungen Menschen<br />

h<strong>in</strong> aufgrund von Erfahrungen formen sollen, und die Kompetenzen, welche von<br />

den Schülern erworben werden sollen, um als Person und Bürger <strong>in</strong> ihrer Zeit bestehen<br />

zu können. Dabei müssen die Anfor<strong>der</strong>ungen, Ziele und <strong>der</strong> Erwerb <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten<br />

sowie gewünschten Kompetenzen mit den <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zur Verfügung stehenden Mitteln<br />

erreichbar se<strong>in</strong>. 1<br />

Die Naturwissenschaften s<strong>in</strong>d für die Allgeme<strong>in</strong>bildung und die Persönlichkeitsentwicklung<br />

von großer Bedeutung, denn gerade ihre Erkenntnisse prägen das Weltverständnis<br />

<strong>in</strong> zunehmendem Maße. Auch ihre praktische Umsetzung <strong>in</strong> Mediz<strong>in</strong> und Technik ist<br />

für die Lebensweise <strong>der</strong> Menschen von grundlegen<strong>der</strong> Bedeutung.<br />

Naturwissenschaftlicher Unterricht soll das Interesse <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />

”<br />

und Schüler an Natur und Technik wecken, för<strong>der</strong>n und erhalten. Wichtige<br />

Erkenntnisse und Entwicklungen <strong>der</strong> Naturwissenschaften sollen durchschaubar<br />

und verständlich werden.”<br />

Das wie<strong>der</strong>um bedeutet, dass naturwissenschaftliches Wissen sich nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kenntnis<br />

von Begriffen und re<strong>in</strong>em Faktenwissen erschöpfen darf. Vielmehr soll <strong>der</strong> naturwissenschaftliche<br />

Unterricht aufgrund des geweckten Interesses die Schüler befähigen,<br />

ihr Wissen selbst aufzubauen. Hierfür bilden Projektarbeiten, Schülerexperimente und<br />

das Erforschen selbst gefundener Fragestellungen die zentralen Bestandteile des naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts.<br />

Die <strong>in</strong> dieser Arbeit vorgestellten Versuche dienen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie dazu den Unterricht<br />

zum Thema ”<strong>Radioaktivität</strong>” freier gestalten zu können, da auf radioaktive, genehmigungsbedürftige<br />

Präparate verzichtet wird. Durch die freiere Gestaltung wie<strong>der</strong>um<br />

sollen die Schüler die Möglichkeit erhalten zu diesem Thema selbstständig Erkenntnisse<br />

zu gew<strong>in</strong>nen, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie Erarbeitete <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis nachzuvollziehen und<br />

1 Mehr zu diesem Thema kann bei Bedarf im Bildungsplan unter [41] nachgelesen werden.<br />

81


5 Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> den Schulunterricht<br />

somit ihr Wissen selbst aufzubauen.<br />

Im Folgenden soll auf <strong>der</strong> Grundlage des aktuellen Bildungsplans <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong><br />

Versuche im Physikunterricht diskutiert werden.<br />

E<strong>in</strong>satz im Physikunterricht<br />

An allgeme<strong>in</strong>bildenden Gymnasien werden zwei Kursstufen für den Physikunterricht<br />

angeboten: Der 2-stündige und <strong>der</strong> 4-stündige Physikkurs. Die Kursarten haben e<strong>in</strong><br />

geme<strong>in</strong>sames Ziel, nämlich die För<strong>der</strong>ung und Entwicklung grundlegen<strong>der</strong> Kompetenzen<br />

als Teil <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bildung und als Voraussetzung für Studium und Beruf. Für<br />

den 2-stündigen Kurs stehen als <strong>in</strong>haltlicher Schwerpunkt die Quantenphysik o<strong>der</strong> die<br />

Astrophysik zur Auswahl. Dieser Kurs strebt vor allem die Beherrschung <strong>der</strong> wesentlichen<br />

Arbeitsmethoden an und för<strong>der</strong>t darüber h<strong>in</strong>aus das Interesse am Fach durch<br />

Bezüge zur Lebenswelt als auch die Selbstständigkeit durch schülerzentriertes Arbeiten.<br />

Der 4-stündige Kurs soll die Beherrschung <strong>der</strong> Fachmethoden vertiefen. Dieser<br />

Kurs zeichnet sich durch e<strong>in</strong>en hohen Grad an Selbstständigkeit <strong>der</strong> Schüler aus, vor<br />

allem beim Experimentieren. Die Kurse unterscheiden sich <strong>in</strong> ihrem Umfang und Spezialisierungsgrad,<br />

dem Abstraktionsniveau und <strong>in</strong> ihrer Komplexität.<br />

Das Thema Kernspaltung, <strong>Radioaktivität</strong> soll <strong>in</strong>haltsmäßig ab Klasse 10 (<strong>in</strong> beiden<br />

Kursarten) unter dem Aspekt ”Technische Entwicklungen und ihre Folgen” behandelt<br />

werden. Im Physikbuch Dorn-Ba<strong>der</strong>, e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Baden-Württemberg weit verbereitetes<br />

Lehrbuch für die Sekundarstufe II <strong>in</strong> Gymnasien, werden im Themenkomplex <strong>der</strong><br />

Kern- und Teilchenphysik die unterschiedlichen Strahlenarten sowie ihre Wirkungen 2<br />

behandelt. Weiterh<strong>in</strong> werden <strong>in</strong> diesem Lehrbuch Exkursionen wie beispielsweise <strong>in</strong> die<br />

Zählstatistik o<strong>der</strong> zu Apparaturen zum Nachweis ionisieren<strong>der</strong> Strahlung angeboten<br />

und mögliche Themen als Vertiefung des Gelernten vorgeschlagen, wie die Absorption<br />

von γ-Strahlung [4].<br />

Trotz <strong>der</strong> Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualität und <strong>der</strong> Quantität <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Physikkurse, zielen beide gemäß dem aktuellen Bildungsplan unter an<strong>der</strong>em auf das<br />

Erlangen folgen<strong>der</strong> Kompetenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberstufe ab:<br />

• Anwendung <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen Arbeitsweise: Hypothese, Vorhersage,<br />

Überprüfung im Experiment, Bewertung,...<br />

• Untersuchung <strong>der</strong> Zusammenhänge zwischen physikalischen Größen.<br />

• Planung (unter Anleitung), Durchführung, Auswertung, grafische Veranschaulichung<br />

und e<strong>in</strong>fache Fehlerbetrachtung von Experimenten.<br />

2 In dem Kapitel Wirkung ionisieren<strong>der</strong> Strahlung werden unter an<strong>der</strong>em die natürliche Strahlenbelastung<br />

des Menschen, biologische Wirkungen, Dosismessgrößen und <strong>der</strong> Strahlenschutz behandelt.<br />

82


• E<strong>in</strong>satz (unter Anleitung) computerunterstützter Messwerterfassungs- und Auswertungssysteme<br />

im Praktikum.<br />

Die im Rahmen dieser Arbeit vorgestellten und durchgeführten Messungen und Experimente<br />

eignen sich um das theoretisch Gelernte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis nachzuvollziehen und<br />

zu festigen, aber auch um eigene Erkenntnisse zu gew<strong>in</strong>nen. Außerdem wird <strong>der</strong> Erwerb<br />

<strong>der</strong> oben genannten Kompetenzen unterstützt. Denn für die Auswahl geeigneter<br />

Proben, müssen sich die Schüler unter an<strong>der</strong>em mit dem Thema ”natürliche Strahlenbelastung<br />

des Menschen” befassen, um diese Proben auf erhöhte <strong>Radioaktivität</strong><br />

(im Vergleich mit <strong>der</strong> Untergrundstrahlung) prüfen und die Messergebnisse auswerten<br />

zu können. Bei <strong>der</strong> Verwendung des zweiten Versuchsaufbaus für die Messungen zur<br />

statistischen Streuung und zur Absorption <strong>der</strong> γ-Strahlung ist e<strong>in</strong> Verständnis für die<br />

Funktionsweise <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Komponenten notwendig. Dazu können die Vorschläge<br />

zu den Exkursionen und Vertiefungen des behandelten Themas des Lehrbuchs Dorn-<br />

Ba<strong>der</strong> genutzt werden. Bei <strong>der</strong> Vorbereitung auf die Versuche, ihrer Planung und<br />

Durchführung werden die Schüler mit <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen Arbeitsweise vertraut<br />

gemacht. Sie lernen das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie Vorhergesagte anhand von Experimenten<br />

zu überprüfen und die Ergebnisse ihrer Messungen auf ihre Güte h<strong>in</strong> zu bewerten.<br />

Zur Analyse <strong>der</strong> Messergebnisse ist e<strong>in</strong>e Betrachtung von Fehlern und Fehlerquellen<br />

unabkömmlich. Da die Messdaten bei dem zweiten Versuchsaufbau mit dem Cassy-<br />

Lab-2 - Programm ausgewertet werden, lernen die Schüler mit computerunterstützten<br />

Messwerterfassungs- und Auswertungssystemen zu arbeiten, sodass die Messergebnisse<br />

dadurch auch grafisch visualisiert werden können.<br />

Die vorgestellten Experimente können e<strong>in</strong>zeln durchgeführt werden. Der pro Versuchsdruchführung<br />

benötigte Zeitaufwand ist je nach Versuch unterschiedlich. Während für<br />

die Vorbereitung <strong>der</strong> Absorptionsmessungen, die Durchführung sowie ihre Auswertung<br />

e<strong>in</strong>e Unterrichtsstunde ausreicht, sollte für die statistische Streuung von zufälligen Ereignissen<br />

und die Überprüfung <strong>der</strong> Proben auf erhöhte <strong>Radioaktivität</strong> e<strong>in</strong>e Doppelstunde<br />

e<strong>in</strong>geplant werden. Die Versuche können demnach problemlos <strong>in</strong> den regulären<br />

Physikunterricht aufgenommen werden. Da bei allen Experimenten auf den E<strong>in</strong>satz<br />

genehmigungspflichtiger Präparate verzichtet werden kann, können die Versuche sowohl<br />

von e<strong>in</strong>er Lehrkraft, welche ke<strong>in</strong> Strahlenschutzbeauftragter ist, als Demonstrationsversuche<br />

vorgeführt werden, als auch von den Schülern selbst als eigenständiges<br />

Experiment.<br />

83


5 Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> den Schulunterricht<br />

84


6 Versuchsanleitung für das<br />

Demonstrationspraktikum<br />

Experimente s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>en guten Physikunterricht wichtig, da sich <strong>der</strong> Unterricht<br />

durch diese lebendig und <strong>in</strong>teressant gestalten lässt. Aus diesem Grund wird für Lehramtstudierende<br />

des Faches Physik als Hauptfach die erfolgreiche Teilnahme an e<strong>in</strong>em<br />

”Kurs zur Durchführung von Demonstrationsversuchen” im Umfang von 4 Semesterwochenstunden<br />

vorgeschrieben. Diese Pflichtveranstaltung bietet den Lehramstudenten<br />

die Möglichkeit sich mit verschiedenen Experimenten aus den Bereichen Mechanik,<br />

Optik, Akustik, Wärmelehre, Atomphysik und Kern- und Teilchenphysik vertraut zu<br />

machen. In diesem Kurs sollen die Studierenden die Bedienung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Experimentiergeräte und den methodisch s<strong>in</strong>nvollen E<strong>in</strong>satz von verschiedenen Medien<br />

e<strong>in</strong>üben, sowie lernen schulübliche Experimente zu verschiedenen Bereichen <strong>der</strong><br />

Physik selbstständig aufzubauen und durchzuführen. Die Veranstaltung ist so konzipiert,<br />

dass die Stundenten jeden Versuch <strong>in</strong> Zweiergruppen e<strong>in</strong>mal durchführen, wobei<br />

die Durchführung nicht mehr als etwa e<strong>in</strong>e Stunde an Zeit <strong>in</strong> Anspruch nehmen soll.<br />

Zusätzlich zu den Versuchsdurchführungen muss jede Zweiergruppe e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Versuche<br />

den Kursteilnehmern präsentieren, und zwar so, wie er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schulklasse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Unterrichtsstunde e<strong>in</strong>gebettet se<strong>in</strong> könnte. Im Anschluss an die Präsentation f<strong>in</strong>det<br />

e<strong>in</strong>e Diskussion <strong>der</strong> Gruppe über die fachdidaktische Umsetzung des Versuchs statt.<br />

Dieser Kurs dient den Studenten bzw. den angehenden Lehrern dazu später im Berufsleben<br />

auf die <strong>in</strong> dieser Pflichtveranstaltung gesammelten Erfahrungen zurückgreifen<br />

zu können.<br />

In dieser Arbeit werden verschiedene Messreihen zum Thema ”<strong>Radioaktivität</strong>” durchgeführt<br />

und vorgestellt, die nicht alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorgegebenen Zeit von etwa e<strong>in</strong>er Stunde<br />

durchgeführt werden können. Aus diesem Grund wurden für das Demonstrationspraktikum<br />

lediglich zwei <strong>in</strong>teressante Experimente, e<strong>in</strong>es zur ”Statistischen Streuung” von<br />

zufälligen Ereignissen und e<strong>in</strong>es zur ”Absorption von γ-Strahlung”, ausgesucht. Die<br />

Durchführung dieser beiden Messreihen sollte höchstens 70 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> Anspruch (<strong>in</strong>kl.<br />

Vorbereitung und Auswertung) nehmen, sodass sie sich sehr gut für die Erweiterung<br />

des Angebots an Experimenten im Bereich <strong>der</strong> Kernphysik im Demonstrationspraktikum<br />

eignen.<br />

Die nachfolgende Versuchsanleitung ist e<strong>in</strong> eigenständiger Teil dieser Examensarbeit<br />

und hat demzufolge e<strong>in</strong> eigenes Titelblatt sowie Literaturverzeichnis. Als Vorlage<br />

dienten die bereits vorhandenen Anleitungen, welche von Frau Schmid, Herr Schnei<strong>der</strong><br />

und Frau Patzner im Rahmen ihrer Examensarbeit entworfen wurden [2]. Der<br />

85


6 Versuchsanleitung für das Demonstrationspraktikum<br />

Versuchsanleitung s<strong>in</strong>d die Aufgabenstellungen, die zusammengefassten theoretischen<br />

Grundlagen, <strong>der</strong> Versuchsaufbau, die Versuchsdurchführung sowie e<strong>in</strong>ige Kontrollfragen,<br />

die zum weiteren Nachdenken anregen sollen, zu entnehmen. Zu den eigentlichen<br />

Versuchen werden Tipps und e<strong>in</strong>e genaue Anleitung zur Bedienung <strong>der</strong> Cassy-Lab-2-<br />

Software gegeben, sodass e<strong>in</strong>e selbständige Durchführung und Auswertung <strong>der</strong> Versuche<br />

ohne Probleme möglich ist.<br />

86


Versuch 30<br />

<strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

In diesem Versuch werden Experimente zum Thema ”<strong>Radioaktivität</strong>” vorgestellt,<br />

welche im Physikunterricht ohne E<strong>in</strong>satz von genehmigungspflichtigen radioaktiven<br />

Substanzen durchgeführt werden können.<br />

87


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 2<br />

1 Aufgabenstellung<br />

1. Wenden Sie die Filtermethode an, um e<strong>in</strong>e Radon-Probe zu beschaffen.<br />

2. Bestimmen Sie die mittlere Aktivität e<strong>in</strong>er Radon-Probe und <strong>der</strong>en statistische<br />

Streuung mit Hilfe des Cassy Lab 2 - Programms. Wie s<strong>in</strong>d die Messdaten verteilt?<br />

3. Untersuchen sie mit Hilfe <strong>der</strong> Radon-Probe das Absorptionsverhalten für γ-Strahlung,<br />

<strong>in</strong>dem Sie den Verlauf <strong>der</strong> gemessenen Werte mit dem Cassy Lab 2 - Programm<br />

durch e<strong>in</strong>e geeignete Kurve anpassen. Entspricht die Funktion dem Absorptionsgesetz<br />

für γ-Strahlung aus <strong>der</strong> Theorie?<br />

Abbildung 1: Versuchsaufbau, bestehend aus: Geiger-Müller-Zählrohr (l<strong>in</strong>ks), Sensor<br />

Cassy mit aufgesteckter GM-Box (Mitte), Laptop mit <strong>in</strong>stallierter Cassy<br />

Lab 2 - Software (rechts)<br />

2 Grundlagen<br />

2.1 Strahlenbelastung des Menschen<br />

Menschen s<strong>in</strong>d ionisieren<strong>der</strong> Strahlung überall ausgesetzt. Diese wird von natürlichen<br />

Strahlenquellen verursacht, die vom Menschen unabhängig entstanden s<strong>in</strong>d. Dazu gehören<br />

radioaktive Nuklide, die bereits bei <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Erde gebildet wurden, wie U-238<br />

(Uran), Th-232 (Thorium) und K-40 (Kalium). Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Zerfallsprodukte<br />

von Uran und Thorium <strong>in</strong> unterschiedlicher Konzentration <strong>in</strong> Böden und Geste<strong>in</strong>en<br />

88


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 3<br />

vorhanden und tragen zur natürliche Strahlenbelastung des Menschen wesentlich bei,<br />

welche sich aus folgenden vier Komponenten zusammensetzt:<br />

• Das gasförmige Radonisotop Rn-222 (T 1/2 = 3, 8d) aus <strong>der</strong> Uran-238-Zerfallsreihe<br />

und Rn-220 (T 1/2 = 55, 6s) aus <strong>der</strong> Thorium-232-Zerfallsreihe nehmen unter den<br />

natürlichen radioaktiven Nukliden e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Stellung e<strong>in</strong>. Radon strömt aus<br />

dem Erdboden und den Geste<strong>in</strong>en <strong>in</strong> die Luft und ist praktisch überall <strong>in</strong> unserer<br />

Lebenssphäre vorhanden. Im Freien liegt <strong>der</strong> Mittelwert <strong>der</strong> Radonaktivität bei 15<br />

Bq/m 3 und <strong>in</strong> Wohn- und Arbeitsräumen bei etwa 50 Bq/m 3 . Rn-222 und Rn-<br />

220 sowie se<strong>in</strong>e Zerfallsprodukte Po-218 und Po-216 (Polonium) s<strong>in</strong>d α-Strahler,<br />

die sich als Metallionen an die Staubpartikel und Aerosole 1 <strong>der</strong> Luft nie<strong>der</strong>schlagen<br />

und mit <strong>der</strong> Luft e<strong>in</strong>geatmet werden, sodass sie den Atemtrakt durch ihre<br />

Strahlung belasten. Die Inhalation von Radon macht etwa 58% <strong>der</strong> natürlichen<br />

Strahlenbelastung aus (1,4 mSv/a).<br />

• Die terrestrische Strahlung ist e<strong>in</strong>e weitere Komponente <strong>der</strong> Untergrundstrahlung,<br />

welche von den γ-strahlenden Nukliden <strong>in</strong> Böden und Geste<strong>in</strong>en herrührt und<br />

<strong>in</strong> ihrer Intensität je nach Zusammensetzung des Bodens schwankt. Diese führt<br />

zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen jährlichen Strahlenbelastung von 0,4 mSv/a, welches e<strong>in</strong>em<br />

Anteil von etwa 16% entspricht.<br />

• Die kosmische Strahlung aus dem Weltraum setzt sich aus hochenergetischen Teilchenstrahlen<br />

und γ-Strahlung zusammen. Diese wird durch die Lufthülle <strong>der</strong> Erde<br />

teilweise absorbiert, was bedeutet, dass die Dosisleistung mit <strong>der</strong> Höhe steigt. Die<br />

kosmische Strahlung verursacht e<strong>in</strong>e zusätzliche Strahlenbelastung von etwa 0,3<br />

mSv/a. Dies entspricht e<strong>in</strong>em Anteil von etwa 12 %.<br />

• Die natürlichen radioaktiven Nuklide gelangen aus dem Boden auch <strong>in</strong> Wasser, werden<br />

von Pflanzen und Tieren und somit mit <strong>der</strong> Nahrung von uns <strong>in</strong> den Körper<br />

aufgenommen (ca. 100 Bq/ kg Nahrung), wo sie e<strong>in</strong>e zeitlang verbleiben. Die Gesamtaktivität<br />

e<strong>in</strong>es Erwachsenen beträgt etwa 9.000 Bq. Den größten Anteil macht<br />

dabei Kalium K-40 aus. Die Ingestion 2 führt zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen effektiven Dosis<br />

von etwa 0,3 mSv/a, welche etwa 12% <strong>der</strong> gesamten effektiven Dosis entspricht.<br />

Die übrigen 2% (


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 4<br />

5 mSv/a. Vere<strong>in</strong>zelt treten sogar Werte von etwa 10 mSv/a auf.<br />

Die Anwendung radioaktiver Stoffe und ionisieren<strong>der</strong> Strahlung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong><br />

liefert e<strong>in</strong>en Anteil von etwa 1,6 mSv/a zusätzlich zur natürlichen Strahlenbelastung.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass dieser Wert über alle E<strong>in</strong>wohner <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland gemittelt wurde.<br />

2.2 Strahlenschutzverordnung<br />

Der Strahlenschutz gilt weltweit und geht nach dem sogenannten ”<br />

ALARA-Pr<strong>in</strong>zip“ vor.<br />

ALARA steht für ”<br />

As low as reasonably achievable“.<br />

Der Zweck dieser Verordnung ist es, zum Schutz des Menschen und <strong>der</strong><br />

”<br />

Umwelt vor <strong>der</strong> schädlichen Wirkung ionisieren<strong>der</strong> Strahlung Grundsätze und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen für Vorsorge- und Schutzmaßnahmen zu regeln, die bei <strong>der</strong><br />

Nutzung und E<strong>in</strong>wirkung radioaktiver Stoffe und ionisieren<strong>der</strong> Strahlung zivilisatorischen<br />

und natürlichen Ursprungs Anwendung f<strong>in</strong>den.”<br />

Dabei müssen diese Maßnahmen, nach dem ALARA-Pr<strong>in</strong>zip, unter Berücksichtigung<br />

wirtschaftlicher und sozialer Faktoren vernünftig und s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>. Zur praktischen Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Strahlenschutzverordnung gelten folgende fünf Grundregeln:<br />

• Die verwendete Quelle soll e<strong>in</strong>e möglichst ger<strong>in</strong>ge Aktivität aufweisen.<br />

• Die Strahlung muss durch geeignete Materialien abgeschirmt werden.<br />

• Die Aufenthaltsdauer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Strahlenfeld muss auf das M<strong>in</strong>imum beschränkt<br />

werden.<br />

• Zur Strahlungsquelle muss e<strong>in</strong> sicherer Abstand e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />

• Strikte Abst<strong>in</strong>enz, d. h. nicht essen, tr<strong>in</strong>ken und rauchen während des Umgangs<br />

mit radioaktiven Präparaten.<br />

2.3 Absorption von Strahlung<br />

Durchdr<strong>in</strong>gt Kernstrahlung Materie, kommt es zur Wechselwirkung 4 <strong>der</strong> Strahlenarten<br />

mit <strong>der</strong> Materie und sie verlieren an Energie. Während nicht geladene Teilchen, wie z.B.<br />

Neutronen, ihre Energie durch Stoßprozesse mit Kernen verlieren, geben geladene Teilchen<br />

ihre Energie beim Durchdr<strong>in</strong>gen von Materie fast aussschließlich durch Ionisation<br />

und Anregung ab.<br />

4 Damit s<strong>in</strong>d Stöße zwischen den Strahlungsteilchen und den Materienbauste<strong>in</strong>en (meist Hüllenelektronen)<br />

sowie an<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> Wechselwirkung beiteiligten Prozesse geme<strong>in</strong>t.<br />

90


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 5<br />

2.3.1 α-Strahlung<br />

α-Teilchen (zweifach positiv geladene Heliumkerne) s<strong>in</strong>d wesentlich schwerer als die<br />

Hüllenelektronen <strong>der</strong> Atome (m α ≈ 7500m e ) und werden deshalb durch die Stöße mit<br />

den Hüllenelektronen kaum abgelenkt. Sie behalten ihre Flugrichtung bei und verlieren<br />

ihre Energie portionsweise. Je nach Absorber und Energie <strong>der</strong> Teilchen lässt sich ihnen<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Reichweite zuordnen, die durch empirische Formeln ermittelt werden<br />

kann. Beispielsweise beträgt die Reichweite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft für e<strong>in</strong> α-Teilchen <strong>der</strong> Energie<br />

E α = 3 MeV ungefähr 1,6 cm, für E α = 9 MeV ungefähr 8 cm. Der α-Zerfall zählt somit<br />

zur kurzreichweitigen Strahlung, welche bereits durch e<strong>in</strong> kräftigeres Blatt Papier absorbiert<br />

werden kann.<br />

2.3.2 β-Strahlung<br />

β-Teilchen haben die gleiche Masse wie die Hüllenelektronen <strong>der</strong> Atome (0,511 MeV/c 2 ),<br />

mit denen diese wechselwirken. Das hat zur Folge, dass β-Strahlen auf ihrer Flugbahn<br />

stark abgelenkt werden und längs <strong>der</strong> Strahlrichtung von Anfang an an Intensität verlieren.<br />

Die Teilchenzahl nimmt kont<strong>in</strong>uierlich ab und <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Intensität bzw. <strong>der</strong><br />

Intesitätsabnahme entspricht <strong>in</strong> etwa e<strong>in</strong>er Exponentialfunktion (∼ e −ax , a: Absorbtionskoeffizient,<br />

x: Weglänge). Ab e<strong>in</strong>er gewissen Absorberdicke des Materials nimmt die<br />

Intensität allerd<strong>in</strong>gs stärker ab, als es e<strong>in</strong>er Exponentialfunktion entspricht. Die Reichweite<br />

dieser Strahlungsart kann dann durch die sog. Bleuler-Formel, e<strong>in</strong>e empirische<br />

Formel, berechnet werden. β-Strahlen haben e<strong>in</strong>e wesentlich größere Reichweite als α-<br />

Strahlen und werden umso besser absorbiert je niedriger die Energie <strong>der</strong> Teilchen o<strong>der</strong><br />

je größer die Teilchendichte des Absorbers ist. Beispielsweise beträgt die Reichweite für<br />

β-Teilchen <strong>der</strong> Energie 1 MeV <strong>in</strong> Luft etwa 3,4 m und <strong>in</strong> Wasser etwa 4 mm.<br />

2.3.3 γ-Strahlung<br />

Auch γ-Teilchen verlieren ihre Energie durch Stöße mit den Hüllenelektronen und werden<br />

auf diese Weise beim Durchgang durch Materie absorbiert. Dabei werden drei Effekte<br />

wirksam: Der Photoeffekt, <strong>der</strong> Compton-Effekt und die Paarbildung. Der Gesamtabsorptionskoeffizient<br />

setzt sich additiv aus den Absorptionskoeffizienten <strong>der</strong> drei Effekte zusammen.<br />

Diesen Gesamtabsorptionskoeffizienten f<strong>in</strong>det man im Absorptionsgesetz (Gleichung<br />

(1)) wie<strong>der</strong>, welchem man entnehmen kann, dass die Intensität I, bzw. die Zahl<br />

N <strong>der</strong> γ-Quanten im Strahl, exponentiell mit <strong>der</strong> im Absorbermaterial zurückgelegten<br />

Strecke x abnimmt. Das Absorptionsgesetz lautet:<br />

I = I 0 · e −µx . (1)<br />

Für γ-Strahlen lässt sich ke<strong>in</strong>e Reichweite angeben. Nur ihre Intensität lässt sich unter<br />

e<strong>in</strong>en gewünschten Wert drücken, <strong>in</strong>dem man das Absorbermaterial und se<strong>in</strong>e Dicke<br />

geeignet wählt.<br />

91


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 6<br />

2.4 Statistische Streuung<br />

2.4.1 Gaußsche Normalverteilung<br />

Bei sehr vielen natürlichen Prozessen (wie z. B. bei radioaktiven Zerfällen) ist es <strong>der</strong> Fall,<br />

dass die Messergebnisse sowie die Messfehler dem Zufall unterliegen. Die statistische<br />

Verteilung <strong>der</strong> Messdaten führt dazu, dass diese um den Erwartungswert verteilt s<strong>in</strong>d<br />

und zu beiden Seiten h<strong>in</strong> symmetrisch abfallen. Die Verteilung <strong>der</strong> Messwerte hat dann<br />

die Form e<strong>in</strong>er Glockenkurve (Gaußschen-Glockenkurve) und wird durch die Gaußsche<br />

Normalverteilung beschrieben. Die Gaußfunktion ist gerade die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsdichtefunktion<br />

p(x), welche die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitverteilung <strong>der</strong> Messdaten beschreibt. In<br />

ihrer Normalform lautet diese:<br />

p(x) = 1 √<br />

2πσ<br />

e − (x−µ)2<br />

2σ 2 . (2)<br />

Die Poissonverteilung kommt bei kle<strong>in</strong>en zu erwartenden Zählraten zum E<strong>in</strong>satz. Der<br />

Erwartungswert µ liegt hier meist bei Zählraten von 0 bis 30 (<strong>in</strong> 1 ). Dies ist beispielsweise<br />

s<br />

bei <strong>der</strong> Untergrundstrahlung, die aus γ-Quanten besteht, <strong>der</strong> Fall.<br />

2.4.2 Poisson-Verteilung als Grenzwert <strong>der</strong> B<strong>in</strong>omialverteilung<br />

Stichproben von n E<strong>in</strong>zelmessungen, von denen jede e<strong>in</strong>zelne nur 2 Werte annehmen<br />

kann, also entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong> ”Erfolg” (Ereignis) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> ”Misserfolg” ist, werden durch die<br />

B<strong>in</strong>omialverteilung charakterisiert. Die B<strong>in</strong>omialverteilungsfunktion ist diskret, da sie<br />

nur für ganze Zahlenwerte def<strong>in</strong>iert ist, und besitzt genau zwei Parameter, nämlich n<br />

(Anzahl <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelmessungen) und p (Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für e<strong>in</strong> Erfolgsereignis).<br />

Betrachtet man nun den Grenzfall n → ∞ , benötigt man e<strong>in</strong>e Näherungsformel, um<br />

die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit berechnen zu können. Dabei ist sicherzustellen, dass <strong>der</strong> Erwartungswert<br />

µ (µ = n · p) relativ kle<strong>in</strong> bleibt und q ≈ 1 (Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für e<strong>in</strong>en<br />

Misserfolg). Unter diesen Voraussetzungen lässt sich die Formel <strong>der</strong> B<strong>in</strong>omialverteilung<br />

umformen und die Poissonverteilung P µ (x) herleiten:<br />

P µ (x) = µx<br />

x! e−µ . (3)<br />

Durch die Poissonverteilung werden Zählexperimente mit großer Anzahl an E<strong>in</strong>zelversuchen<br />

bzw. -messungen n beschrieben, wobei aber die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit p für jedes<br />

”Erfolgs”-Ereignis so kle<strong>in</strong> ist, dass <strong>der</strong> Erwartungswert µ bei Zahlen <strong>der</strong> Größenordnung<br />

1 liegt. Auch diese Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitverteilung ist diskret, besitzt aber im Gegensatz<br />

zur B<strong>in</strong>omialverteilung nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Parameter, nämlich den Erwartungswert µ.<br />

Anwendungsbeispiel für die Poissonverteilung<br />

Die Poissonverteilung kommt bei kle<strong>in</strong>en zu erwartenden Zählraten zum E<strong>in</strong>satz, d.h.<br />

für Erwartungswerte µ zwischen 0 bis 30 Ereignissen pro Sekunde. Dies ist beispielsweise<br />

92


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 7<br />

bei <strong>der</strong> Untergrundstrahlung <strong>der</strong> Fall.<br />

2.4.3 Gaußsche Normalverteilung als Grenzfall <strong>der</strong> Poissonverteilung<br />

Wie bereits erwähnt wurde, lässt sich aus <strong>der</strong> B<strong>in</strong>omialverteilung mit Hilfe <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen<br />

n → ∞ , q = 1 − p ≈ 1 , µ relativ kle<strong>in</strong> (4)<br />

die Poissonverteilung herleiten. Durch diese For<strong>der</strong>ungen wurden sehr große mögliche<br />

Messwerte x (x ≫ µ) ignoriert und x ≪ ∞ sichergestellt. Ist aber die Anzahl n an<br />

E<strong>in</strong>zelmessungen wesentlich größer als <strong>der</strong> Erwartungswert µ, so kann auch dieser Messbereich<br />

dazugenommen und µ ≫ 1 gefor<strong>der</strong>t werden. Das heißt, dass zu n → ∞ und<br />

q = 1−p ≈ 1 (p → 0) zusätzlich n ≫ µ = ¯x ≫ 1 gefor<strong>der</strong>t wird. Nach längerer Rechnung<br />

erhält man mit diesen Bed<strong>in</strong>gungen folgende Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsverteilung P µ :<br />

P µ = 1 √<br />

2πσ<br />

e − (x−µ)2<br />

2σ 2 = p(x) mit <strong>der</strong> Randbed<strong>in</strong>gung µ = σ 2 . (5)<br />

Dieser Ausdruck ist mit <strong>der</strong> Gaußverteilung identisch. Dies ist nicht sehr verwun<strong>der</strong>lich,<br />

denn ist die Poissonverteilung für Werte von µ kle<strong>in</strong>er 10 noch asymmetrisch 5 , so wird<br />

sie umso symmetrischer, je größer <strong>der</strong> Erwartungswert ist.<br />

Anwendungsbeispiel für die Gaußsche Normalverteilung<br />

E<strong>in</strong> typisches Beispiel für diese Gaußverteilung ist <strong>der</strong> radioaktive Zerfall. Denn hier s<strong>in</strong>d<br />

die wichtigsten Randbed<strong>in</strong>gungen für ihre Anwendung gegeben:<br />

• Die Anzahl n <strong>der</strong> radioaktiven Kerne ist sehr groß. (n → ∞)<br />

• Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit p, dass e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner Kern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vorgegebenen Messzeit<br />

zerfällt, ist sehr kle<strong>in</strong>. (p → 0)<br />

• Die Anzahl <strong>der</strong> registrierten Ereignisse x ist ausreichend groß. (µ ≫ 1)<br />

2.5 Verwendete Geräte<br />

Das Geiger-Müller-Zählrohr, 45 mm<br />

Das Geiger-Müller-Zählrohr dient dem Nachweis von α-, β- und γ-Strahlung. Das eigentliche<br />

Zählrohr ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Metallzyl<strong>in</strong><strong>der</strong> mit festem BNC-Anschlusskabel montiert und<br />

besitzt e<strong>in</strong>en dünnwandigen Metallmantel. Es besteht aus zwei Elektroden, zwischen die<br />

e<strong>in</strong>e Spannung (= Arbeitsspannung, die bei diesem GM-Zählrohr 500 V beträgt) angelegt<br />

wird, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mit Gas (meist e<strong>in</strong> Halogengas, wie z. B. Argon) gefüllten Kammer. In die<br />

Kammer e<strong>in</strong>fallende Teilchen erzeugen durch Stöße mit den Gasatomen bzw. -molekülen<br />

5 D. h. das Maximum <strong>der</strong> Verteilung stimmt nicht exakt mit dem Mittelwert übere<strong>in</strong> und die Verteilung<br />

erstreckt sich mehr nach rechts als nach l<strong>in</strong>ks.<br />

93


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 8<br />

Ionen und Elektronen, die zu den Elektroden h<strong>in</strong> beschleunigt werden. Die anliegende<br />

Spannung wirkt beschleunigend, sodass die Ionen und Elektronen noch mehr an k<strong>in</strong>etischer<br />

Energie gew<strong>in</strong>nen und durch weitere Ionisation des Gases (Gasverstärkung)<br />

zusätzliche Ionen und Elektronen erzeugen. Diese werden im Inneren <strong>der</strong> Gaskammer<br />

durch das von <strong>der</strong> Anode und Kathode erzeugte elektrische Feld getrennt und zu den<br />

Elektroden h<strong>in</strong> beschleunigt. Dies hat zur Folge, dass e<strong>in</strong>e ”Law<strong>in</strong>e” von Elektronen<br />

die Anode erreicht und es zwischen Anode und Kathode zu kurzzeitigem Stromfluss<br />

kommt. Dieser kurzzeitige Stromfluss führt zu e<strong>in</strong>em kurzzeitigen Spannungsabfall an<br />

dem Arbeitswi<strong>der</strong>stand bzw. zu e<strong>in</strong>em kurzzeitigen Spannungspuls, <strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>en Zähler<br />

gegeben wird. Über e<strong>in</strong>en Digital-Analog-Wandler kann die Pulsrate <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Analogsignal<br />

umgewandelt werden und die Zählrate als analoges Stromsignal gesendet o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

digitaler Form angezeigt werden.<br />

Abbildung 2: Schematischer Aufbau e<strong>in</strong>es Zählrohrs.<br />

Die Abbildung 2 zeigt e<strong>in</strong>en schematischen Aufbau e<strong>in</strong>es solchen Zählrohrs. Das Geiger-<br />

Müller-Zählrohr 45 mm ist e<strong>in</strong> selbstlöschendes 6 Der dünnwandige Metallmantel ist für<br />

γ-Strahlung durchlässig. Das Glimmerfenster (Endfenster) an <strong>der</strong> Stirnseite des Zählrohrs,<br />

welches aufgrund se<strong>in</strong>er Empf<strong>in</strong>dlichkeit gegen mechanische Beanspruchung durch<br />

e<strong>in</strong> Schutzgitter geschützt ist, dient dazu, dass auch die energiearmen α- und β-Teilchen<br />

von diesem Geiger-Müller-Zählrohr registriert werden können. Bei hohen Zählraten muss<br />

die Totzeit des Zählrohrs berücksichtigt werden. Als Totzeit wird die Zeitspanne unmittelbar<br />

nach dem Nachweis des Teilchens bezeichnet, <strong>in</strong> welcher <strong>der</strong> Detektor noch nicht<br />

wie<strong>der</strong> bereit ist weitere Teilchen zu registrieren. Diese beträgt etwa 100 µs.<br />

2.5.1 Sensor-Cassy 2<br />

Das Sensor-Cassy 2 ist e<strong>in</strong> kaskadierbares Interface zur Messdatenaufnahme, das sich<br />

an den USB-Port e<strong>in</strong>es Computers anschließen lässt und e<strong>in</strong>e automatische Sensorboxerkennung<br />

durch Cassy Lab 2 besitzt. Das Cassy Lab 2 ist e<strong>in</strong>e Software, welche nur<br />

6 Durch Sekundärelektronen, welche durch die bei <strong>der</strong> Entladung entstehenden Ionen aus <strong>der</strong> Zählrohrwand<br />

austreten können, kann die Entladung unabhängig von <strong>der</strong> ionisierenden Strahlung aufrechterhalten<br />

werden. Aus diesem Grund werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gaskammer weitere Zusätze wie z. B. Jod- o<strong>der</strong><br />

Bromdampf (Löschgas) benötigt, um die Zählrohrentladung zu löschen.<br />

94


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 9<br />

vom Käufer und ausschließlich für den von <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> o<strong>der</strong> Instution erteilten Unterricht<br />

verwendet werden darf. Weiterh<strong>in</strong> wird es über e<strong>in</strong>en Hohlstecker mit e<strong>in</strong>er Spannung<br />

von 12 V versorgt und ist variabel als Tisch-, Pult- o<strong>der</strong> Demonstrationsgerät aufstellbar.<br />

Die GM-Box<br />

Die GM-Box (524 033) wird zusammen mit dem computerunterstützten Messsystem<br />

CASSY R○ (z. B. Sensor Cassy 2 <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Cassy Lab 2) e<strong>in</strong>gesetzt und dient<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Zählrohr zur Messung radioaktiver Strahlung. Dabei wird die<br />

für das Zählrohr benötigte Arbeitsspannung (beim GMZ 45 mm beträgt diese 500 V) <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> GM-Box erzeugt.<br />

2.6 Methoden zur Beschaffung e<strong>in</strong>er Radon-Probe<br />

Da Radon e<strong>in</strong> Gas ist, steht es als zu messende Probe nicht unmittelbar zur Verfügung.<br />

Will man aber die Belastung <strong>der</strong> Raumluft mit radioaktiven Substanzen untersuchen,<br />

müssen die im Raum verteilten zahlreichen radioaktiven Partikel (Zerfallsprodukte von<br />

Radon, die fest und nicht gasförmig s<strong>in</strong>d) auf e<strong>in</strong>en möglichst kle<strong>in</strong>en Bereich konzentrieren<br />

werden. Hierfür bietet sich die Filtermethode an.<br />

Die Filtermethode<br />

Abbildung 3: E<strong>in</strong>e mögliche Umsetzung <strong>der</strong> Filtermethode.<br />

95


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 10<br />

Bei <strong>der</strong> Filtermethode werden größere Luftmengen durch e<strong>in</strong>en fe<strong>in</strong>en Gewebefilter gesaugt.<br />

Auch mit dieser Methode wird nicht etwa Radon gesammelt, welches gasförmig ist,<br />

son<strong>der</strong>n se<strong>in</strong>e Zerfallsprodukte, die fest s<strong>in</strong>d und sich als Ionen an Staub- und Aerosolpartikel<br />

<strong>der</strong> Luft anlagern. So lässt sich <strong>in</strong>direkt durch das Sammeln <strong>der</strong> Folgeprodukte<br />

auf Radon schließen. In Bild 3 ist <strong>der</strong> für die Filtermethode verwendete Staubsauger<br />

zu sehen. Als Filter wurde e<strong>in</strong> handelsüblicher Kaffeefilter verwen<strong>der</strong>t, welcher aufgetrennt<br />

und mit e<strong>in</strong>em Gummi an dem Saugrohr befestigt wurde. Das Filterstück auf dem<br />

Saugrohr ist nach dem ”Saugvorgang” gerade die für die Messungen benötigte Probe.<br />

3 Die Versuchsdurchführung<br />

Inbetriebnahme<br />

Verb<strong>in</strong>den Sie das Geiger-Müller-Zählrohr mit <strong>der</strong> auf den Sensor Cassy aufgesteckten<br />

GM-Box mit Hilfe des dafür vorgesehenen Kabels. Schließen Sie den Sensor Cassy an<br />

den USB-Port des Laptops an. Fahren Sie den Computer hoch und starten Sie das Cassy<br />

Lab 2 - Programm.<br />

Tipps zur Versuchsdurchführung<br />

1. Wenden Sie zur Beschaffung <strong>der</strong> Radon-Probe die Filtermethode an und zwar<br />

bereits vor Inbetriebnahme <strong>der</strong> Versuchsanordnung. Es reichen bereits 15 - 20<br />

M<strong>in</strong>uten Laufzeit um e<strong>in</strong>e Probe gut messbarer Aktivität zu erhalten. Kaffeefilter<br />

und e<strong>in</strong> Staubsauger stehen hierfür im Praktikumsgebäude zur Verfügung.<br />

2. Machen Sie sich während <strong>der</strong> ersten Anwendung <strong>der</strong> Filtermethode bereits mit<br />

dem Cassy Lab 2 - Programm vertraut.<br />

3. Sowohl für die Untersuchung <strong>der</strong> Statistischen Streuung als auch des Absorptionsverhaltens<br />

sollte jeweils e<strong>in</strong>e ”Radon”-Probe neu mit <strong>der</strong> Filtermethode ”hergestellt”<br />

werden, da die Aktivität <strong>der</strong> Probe recht schnell mit <strong>der</strong> Zeit abnimmt.<br />

Denn die radioaktiven Partikel kleben nicht am Filter, sodass sie sich nach und<br />

nach von dem Filter lösen.<br />

4. Die zweite Anwendung <strong>der</strong> Filtermethode kann parallel zu e<strong>in</strong>er laufenden Messung<br />

erfolgen.<br />

5. Transportieren Sie den radioaktiven Filter möglichst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tüte, um e<strong>in</strong>en starken<br />

Verlust an Aktivität auf dem Transportweg zu vermeiden.<br />

6. Überlegen Sie sich bei <strong>der</strong> Absorptionsmessung, wie groß Sie die Torzeit wählen und<br />

wieviele Blätter Sie als Absorptionsmaterial zwischen die Probe und das Geiger-<br />

Müller-Zählrohr anbr<strong>in</strong>gen wollen, und legen sie die Messzeit entsprechend fest.<br />

Berücksichtigen Sie dabei, dass das Absorptionsmaterial während <strong>der</strong> Torzeitdauer<br />

96


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 11<br />

positioniert werden muss. Anschließend wird <strong>in</strong> voller Torzeitlänge die Rate pro<br />

Sekunde gemessen und im Schaubild durch Cassy Lab 2 markiert.<br />

7. Es ist empfehlenswert die statistische Streuung als letztes zu untersuchen, da die<br />

Zeit für die Versuchsdurchführung begrenzt ist, und hier die verbleibende Zeit<br />

für die Messung genutzt werden kann (je länger desto besser). Wählen sie kurze<br />

Zeit<strong>in</strong>tervall, um möglichst viele Messwerte zu erhalten.<br />

Bedienung <strong>der</strong> Cassy Lab 2 - Software<br />

Absorption von γ-Strahlung - E<strong>in</strong>stellungen im Cassy-Lab-2-Programm für die<br />

Absorptionsmessung<br />

1. Cassy-Lab-2-Programm starten.<br />

2. Im geöffneten Cassy-Fenster die GM-Box anklicken und das Cassy-Fenster schließen.<br />

3. Im rechten E<strong>in</strong>stellungen-Fenster unter E<strong>in</strong>gang A 1 (GM-Box)→Rate R A1 (Doppelklick)<br />

auswählen, sodass sich unterhalb des Fensters alle für diese Messung<br />

wählbaren Messparameter öffnen. 7 (Bei dieser Messreihe ist die Torzeit von Bedeutung.)<br />

4. Die Torzeit und Messdauer e<strong>in</strong>stellen. Das ist die Zeit, während <strong>der</strong> Messdaten<br />

aufgenommen werden und <strong>der</strong> Mittelwert <strong>der</strong> Messwerte <strong>in</strong> die Tabelle übertragen<br />

wird. Der → 0 ← - Button setzt diese wie<strong>der</strong> auf Null, sodass die Messung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Länge <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gestellten Torzeit wie<strong>der</strong> von neuem startet. Das muss bei <strong>der</strong> Wahl<br />

<strong>der</strong> Messdauer berücksichtigt werden.<br />

5. Mit F9 o<strong>der</strong> dem -Symbol <strong>in</strong> <strong>der</strong> oberen Symbolleiste kann die Messung gestartet<br />

(und bei Bedarf gestoppt) werden.<br />

6. Um die Messwerte kenntlich zu machen, muss unter Diagramm → Werteanzeige<br />

→ Werte e<strong>in</strong>blenden gewählt werden.<br />

7. Damit die Messpunkte nicht mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden werden, kann unter Diagramm<br />

→ Werteanzeige → Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>blenden die Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie abgewählt<br />

werden.<br />

8. Unter Diagramm → Anpassung durchführen → freie Anpassung kann vor <strong>der</strong> Bereichsmarkierung<br />

e<strong>in</strong>e beliebige Funktion f(x, A, B, C, D) e<strong>in</strong>gegeben, s<strong>in</strong>nvolle<br />

Startwerte für die Parameter gewählt und die gewünschte Funktion an die Messpunkte<br />

angepasst werden.<br />

7 Sollte das Fenster mit <strong>der</strong> Torzeit versehentlich geschlossen werden, so wird es per Mausklick auf das<br />

l<strong>in</strong>ks geöffnete kle<strong>in</strong>ere R A1 -Fenster wie<strong>der</strong> geöffnet.<br />

97


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 12<br />

9. Die für die Funktionskurve berechneten Parameter können <strong>der</strong> Leiste am unteren<br />

Bildschirmrand entnommen werden.<br />

10. Unter Diagramm → Markierung setzen → Text lassen sich alle Messparameter<br />

und weitere Beschriftungen <strong>in</strong>s Diagramm e<strong>in</strong>fügen.<br />

11. Das Diagramm kann unter Diagramm → Diagramm kopieren → als Bitmap o<strong>der</strong><br />

Metafile kopiert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> geeignetes Programm e<strong>in</strong>gefügt, bearbeitet und gespeichert<br />

werden.<br />

12. Damit die Achsenbeschriftungen besser lesbar und die Messergebnisse deutlicher<br />

zu sehen s<strong>in</strong>d, kann unter Diagramm die Schriftgröße und L<strong>in</strong>ienbreite e<strong>in</strong>gestellt<br />

werden.<br />

13. Die Messdaten sowie ihre Auswertung lassen sich im Cassy-Lab-2-Programm abspeichern<br />

und zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt wie<strong>der</strong> aufrufen.<br />

Statistische Streuung - E<strong>in</strong>stellungen im Cassy-Lab-2-Programm zur Erstellung<br />

e<strong>in</strong>e Histogramms<br />

1. Cassy Lab 2 starten o<strong>der</strong> falls bereits gestartet, das CASSYs-Fenster ( -Symbol)<br />

öffnen.<br />

2. Auf den Button Beispiel laden klicken.<br />

3. In <strong>der</strong> Indexsuche die Poissonverteilung auswählen und anzeigen lassen.<br />

4. Im geöffneten CASSYs-Fenster die GM (R A1 )-Box anklicken.<br />

5. Die E<strong>in</strong>stellungen für die Häufigkeitsverteilung laden und öffnen. (Die evtl. auftretende<br />

Frage ”Än<strong>der</strong>ung speichern?” mit ”ne<strong>in</strong>” beantworten.)<br />

6. Das noch geöffnete CASSYs-Fenster schließen.<br />

7. Mit Rechtsklick auf ”Rate R A1 ” werden die notwendigen E<strong>in</strong>stellungen angezeigt.<br />

Das an <strong>der</strong> Seite geöffnete E<strong>in</strong>stellungen-Fenster kann auf <strong>der</strong> oberen Symbolleiste<br />

( -Symbol) e<strong>in</strong>- und ausgeblendet werden.<br />

8. E<strong>in</strong>stellungen zur Messzeit und Intervalllänge vornehmen.<br />

9. Mit F9 o<strong>der</strong> -Symbol <strong>in</strong> <strong>der</strong> Symbolleiste die Messung starten (bzw. bei Bedarf<br />

stoppen).<br />

10. Nach Beendigung <strong>der</strong> Messung unter Diagramm → weitere Auswertungen die Poissonverteilung<br />

8 (bei Zählraten ≤ 30 Ereignisse/s) bzw. die Gaußverteilung 9 (bei<br />

8 f(x) = n · µx<br />

x! e−µ (n: Gesamtzahl <strong>der</strong> Ereignisse; µ: Erwartungswert; σ: Standardabweichung)<br />

9 f(x) = √ n<br />

2πσ<br />

e − (x−µ)2<br />

2σ 2 (n: Gesamtzahl <strong>der</strong> Ereignisse; µ: Erwartungswert; σ: Standardabweichung)<br />

98


Versuch 30 - <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 13<br />

großen Zählraten) berechnen lassen. Dabei den für die Berechnung gewünschten<br />

Bereich markieren.<br />

11. Im l<strong>in</strong>ks geöffneten Fenster für die E<strong>in</strong>stellungen kann unter Darstellungen →<br />

Häufigkeitsverteilung (Doppelklick mit <strong>der</strong> Maus) → H A1 (R A1 ) die Farbe des<br />

Diagramms und <strong>der</strong> Kurve frei gewählt werden.<br />

12. Wie Punkt 9. - 13. bei den E<strong>in</strong>stellung zur Absorptionsmessung.<br />

4 Kontrollfragen<br />

• Zu welchen Schäden kann es im Körper durch E<strong>in</strong>wirkung ionisieren<strong>der</strong> Strahlung<br />

kommen? (Siehe stochastische und determ<strong>in</strong>istische Schäden.)<br />

• Wie sehen die Energiespektren <strong>der</strong> drei Zerfallsarten α, β und γ aus? In welchem<br />

Bereich liegen die Energien <strong>der</strong> abgestrahlten Teilchen?<br />

• Auf welche Art werden γ-Quanten beim Photoeffekt, Compton-Effekt und <strong>der</strong><br />

Paarbildung absorbiert? Bei welchen Energien f<strong>in</strong>den diese Effekte statt? In welchem<br />

Energiebereich s<strong>in</strong>d sie jeweils dom<strong>in</strong>ant?<br />

• Wie ist <strong>der</strong> starke Intensitätsabfall (”Sprung” <strong>der</strong> Messwerte) zwischen dem ersten<br />

Messwert, wenn sich ke<strong>in</strong> Blatt zwischen <strong>der</strong> Radon-Probe und dem GMZ bef<strong>in</strong>det,<br />

und dem zweiten Messwert, wenn e<strong>in</strong> Blatt dazwischen geschoben wird, zu<br />

erklären?<br />

Literatur<br />

[1] Demtrö<strong>der</strong>: Experimentalphysik 4, Kern-,Teilchen- und Astrophysik. Spr<strong>in</strong>ger/Verlag<br />

Berl<strong>in</strong> Heidelberg New York, 2. Auflage, 2004.<br />

[2] Dorn, Ba<strong>der</strong>: Physik, Gymnasium Gesamtband, Sek II. Bildungshaus Schulbuchverlage,<br />

2007.<br />

[3] H.J.Paus: Physik <strong>in</strong> Experimenten und Beispielen. Carl Hanser Verlag München<br />

Wien, 1995.<br />

[4] Krieger, Hanno: Grundlagen <strong>der</strong> Strahlungsphysik und des Strahlungsschutzes. Spr<strong>in</strong>ger<br />

Verlag, 4.Auflage, 2012.<br />

[5] Renner, Al<strong>in</strong>a: <strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. Examensarbeit, 2012.<br />

99


6 Versuchsanleitung für das Demonstrationspraktikum<br />

100


7 Schlusswort<br />

Diese wissenschaftliche Arbeit dient <strong>der</strong> Erweiterung des Versuchsangebots des physikalischen<br />

Demonstrationspraktikums für Lehramtstudenten im Bereich <strong>der</strong> Kern- und<br />

Teilchenphysik. Ihr Ziel war es das Thema ”<strong>Radioaktivität</strong>” ohne E<strong>in</strong>satz laut aktueller<br />

Strahlenschutzverordnung genehmigungspflichtiger radioaktiver Stoffe zu behandeln.<br />

Trotz dieser E<strong>in</strong>schränkung sollten Experimente gefunden und ausgearbeitet werden,<br />

welche es ermöglichen den Unterricht zu diesem Thema <strong>in</strong>teressanter und anschaulicher<br />

zu gestalten.<br />

Da ke<strong>in</strong>erlei Vorgaben gemacht worden s<strong>in</strong>d, welche Experimente und Messungen<br />

durchgeführt werden sollten, bestand die Vorbereitung <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie aus <strong>der</strong> Recherche<br />

und Suche nach Proben messbarer Radioaktivtät. Anschließend wurden Testmessungen<br />

durchgeführt, welche es ermöglichten vier Proben für die weiteren Experimente<br />

und Messungen auszuwählen. Für die Experimente wurden zwei Versuchsanordnungen<br />

verwendet. Der erste Versuchsaufbau, bestehend aus e<strong>in</strong>em Geiger-Müller-Zählrohr<br />

und e<strong>in</strong>em Digitalzähler, dient dazu verschiedene Proben - <strong>in</strong> diesem Fall die<br />

vier ausgewählten Proben -, welche jedem Schüler und Studenten im Alltag zugänglich<br />

s<strong>in</strong>d, auf erhöhte <strong>Radioaktivität</strong> zu untersuchen, <strong>in</strong>dem die registrierte Rate mit<br />

dem Untergrund verglichen wird. Mit dem zweiten Versuchsaufbau, <strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>em<br />

Geiger-Müller-Zählrohr, e<strong>in</strong>em Sensor Cassy 2 (dient <strong>der</strong> Messdatenaufnahme), e<strong>in</strong>er<br />

GM-Box (Sensorbox zur Messung radioaktiver Strahlung) sowie e<strong>in</strong>em Computer mit<br />

<strong>in</strong>stallierter Cassy-Lab-Software (freigeschaltete Software für den Gebrauch im Unterricht)<br />

besteht, können Messungen zur statistischen Streuung zufälliger Ereignisse und<br />

zur Absorption von γ-Strahlung durchgeführt werden.<br />

Alle Versuche im physikalischen Demonstrationspraktikum müssen <strong>in</strong>nerhalb von an<strong>der</strong>thalb<br />

Stunden durchführbar se<strong>in</strong>. Aus diesem Grund können nicht alle Messreihen<br />

<strong>in</strong> die im Rahmen dieser Arbeit erstellten Versuchsanleitung aufgenommen werden.<br />

Da die Messungen sowie ihre Auswertung mit <strong>der</strong> zweiten Versuchsanordnung sowohl<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> Zeit durchführbar als auch e<strong>in</strong>drucksvoll s<strong>in</strong>d, wurden für das Demonstrationspraktikum<br />

lediglich die Experimente zur statistischen Streuung sowie zur<br />

Absorption von γ-Strahlung ausgewählt. Dabei wurde die Struktur und Aufmachung<br />

<strong>der</strong> Versuchsanleitung den bereits im Demonstrationspraktikum vorhandenen angepasst.<br />

Somit kann sich diese mit dem Thema ”<strong>Radioaktivität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>” als ??.<br />

Versuchs im Repertoire des Demonstrationspraktikums e<strong>in</strong>reihen.<br />

Da die <strong>in</strong> dieser Arbeit vorgestellten Experimente Versuche darstellen, die für den<br />

E<strong>in</strong>satz im Schulunterricht geeignet s<strong>in</strong>d, wurde zusätzlich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>bettung <strong>der</strong> Ex-<br />

101


7 Schlusswort<br />

perimente <strong>in</strong> den schulischen Kontext gemäß des neuen Bildungsplans vorgenommen.<br />

Dieser legt außerdem großen Wert auf den Erwerb von Kompetenzen, welche den<br />

Schüler dabei unterstützen sollen als Person und Bürger <strong>in</strong> ihrer Zeit bestehen zu<br />

können. Daher wird <strong>in</strong> Kapitel 5 nicht nur auf die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Experimente im<br />

Unterricht e<strong>in</strong>gegangen, son<strong>der</strong>n auch auf das Erlangen von Kompetenzen, welche bei<br />

den Schülern durch die eigenständige Durchführung <strong>der</strong> Experimente geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Das Anfertigen dieser Arbeit hat mich sowohl gefor<strong>der</strong>t als auch großen Spass bereitet,<br />

da ich beide Positionen, die des Lehrers und die des Schülers, im Blick behalten<br />

musste. Bei <strong>der</strong> Recherche b<strong>in</strong> ich so vorgegangen wie es e<strong>in</strong> Schüler wohl auch auf<br />

<strong>der</strong> Suche nach Proben messbarer <strong>Radioaktivität</strong> machen würde. Während ich bei den<br />

Experimenten überlegen musste, was zu beobachten für e<strong>in</strong>en Schüler <strong>in</strong>teressant wäre<br />

und welche Erkenntnisse er aus <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Experimente und Auswertung<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse gew<strong>in</strong>nt. Durch diese Arbeit waren Theorie, Forschung, Experimentelles<br />

und <strong>der</strong> Bezug zur <strong>Schule</strong> eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden, sodass das Anfertigen dieser<br />

Arbeit nicht nur spannend und <strong>in</strong>teressant war, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e Erfahrung darstellt,<br />

die ich während me<strong>in</strong>es Studiums nicht missen möchte.<br />

102


Literaturverzeichnis<br />

[1] Strahlenschutz <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n; Verwendung von radioaktiven Stoffen und<br />

Schulröntgene<strong>in</strong>richtungen. http://www.nibis.de/~auge/seiten/themen/<br />

strahlenschutz/medien/StrlSch_Erl_05_09_28_komplett.pdf.<br />

[2] Patzner, Kathar<strong>in</strong>a: Aufbau und Gestaltung e<strong>in</strong>es physikalischen Demonstrationspraktikums<br />

- Veruche zur Quantenmechanik. Examensarbeit, Physikalisches<br />

Institut Freiburg, 2008.<br />

[3] H.J.Paus: Physik <strong>in</strong> Experimenten und Beispielen. Carl Hanser Verlag München<br />

Wien, 1995.<br />

[4] Dorn, Ba<strong>der</strong>: Physik, Gymnasium Gesamtband, Sek II. Bildungshaus Schulbuchverlage,<br />

2007.<br />

[5] Naturwissenschaftliches Arbeiten mit ”Seilnachts Didaktik und Naturwissenschaften”.<br />

http://www.seilnacht.com/chemiker/checur.html;http://www.<br />

seilnacht.com/Lexikon/becquer2.JPG.<br />

[6] Demtrö<strong>der</strong>: Experimentalphysik 4, Kern-,Teilchen- und Astrophysik. Spr<strong>in</strong>ger/Verlag<br />

Berl<strong>in</strong> Heidelberg New York, 2. Auflage, 2004.<br />

[7] Pfeifer/Schmiedel: Grundwissen Experimentalphysik. B. G. Teubner Verlagsgesellschaft<br />

Stuttgart Leipzig, 1997.<br />

[8] Krieger, Hanno: Grundlagen <strong>der</strong> Strahlungsphysik und des Strahlungsschutzes.<br />

Spr<strong>in</strong>ger Verlag, 4.Auflage, 2012.<br />

[9] Naturwissenschaftliches Arbeiten mit ”Seilnachts Didaktik und Naturwissenschaften”.<br />

http://www.seilnacht.com/Lexikon/zuran.html.<br />

[10] Universität Gött<strong>in</strong>gen. http://lp.uni-goett<strong>in</strong>gen.de/get/image/5099, Bil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Universität Gött<strong>in</strong>gen zu den Zerfallsarten.<br />

[11] Wikipedia - Die freie Enzyklopädie: Uran. http://de.wikipedia.org/wiki/<br />

Uran, Der Artikel erläutert das chemische Element Uran.<br />

[12] Povh, Rith, Scholz Zetsche: Teilchen und Kerne, E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die physikalischen<br />

Konzepte. Spr<strong>in</strong>ger-Verlag Berl<strong>in</strong> Heidelberg New York, 2. Auflage,<br />

1994.<br />

103


Literaturverzeichnis<br />

[13] Coulombwall. http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9a/<br />

Coulomb-Barriere.gif, Das Bild wurde <strong>der</strong> freien Enzyklopädie Wikipedia aus<br />

dem Artikel zum ”Coulombwall” entnommen und etwas verän<strong>der</strong>t.<br />

[14] Richard B. Firestone: Table of Isotopes CD-ROM, 1999. http://www.wiley-vch.<br />

de/books/<strong>in</strong>fo/0-471-35633-6/toi99/toi99cd.pdf, Wiley-Interscience, Lawrence<br />

Barkeley National Laboratory, University of California.<br />

[15] Universität Gött<strong>in</strong>gen. http://lp.uni-goett<strong>in</strong>gen.de/get/image/5100, Bil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Universität Gött<strong>in</strong>gen zu den Zerfallsarten.<br />

[16] Wursthorn, Elisabeth: Das β-Spektrometer. Staatsexamensarbeit, Universität<br />

Freiburg, 2010.<br />

[17] kernfragen.de - Wissensportal Kernenergie. http://www.kernfragen.de/<br />

kernfragen/img/Physik/phy0703e_Abb8_2_b340.jpg.<br />

[18] Universität Gött<strong>in</strong>gen. http://lp.uni-goett<strong>in</strong>gen.de/get/image/5098, Bil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Universität Gött<strong>in</strong>gen zu den Zerfallsarten.<br />

[19] Gammastrahlung. http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/<br />

thumb/e/e0/Cobalt-60_Decay_Scheme.svg/220px-Cobalt-60_Decay_<br />

Scheme.svg.png, Das Bild wurde <strong>der</strong> freien Enzyklopädie Wikipedia aus<br />

dem Artikel zur ”Gammastrahlung” entnommen.<br />

[20] Nebelkammer. http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bc/<br />

Deflection_of_nuclear_radiation_<strong>in</strong>_a_magnetic_field_de.png, Das Bild<br />

wurde <strong>der</strong> freien Enzyklopädie Wikipedia aus dem Artikel zur ”Nebelkammer”<br />

entnommen.<br />

[21] Onmeda - Internetportal für Mediz<strong>in</strong> und Gesundheit. http://i.onmeda.de/<br />

photoeffekt.gif, Photoeffekt.<br />

[22] Onmeda - Internetportal für Mediz<strong>in</strong> und Gesundheit. http://i.onmeda.de/<br />

compton-effekt.gif, Bild zum Compton-Effekt.<br />

[23] Onmeda - e<strong>in</strong>em Internetportal für Mediz<strong>in</strong> und Gesundheit. http://i.onmeda.<br />

de/paarbildung.gif, Bild zur Paarbildung.<br />

[24] Passage of particles through matter. http://pdg.lbl.gov/2012/reviews/<br />

rpp2012-rev-passage-particles-matter.pdf, Abhängigkeit des Absorptionskoeffizienten<br />

von <strong>der</strong> Energie <strong>der</strong> γ-Quanten.<br />

[25] Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>der</strong> Justiz <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> juris GmbH: Verordnung<br />

über den Schutz vor Schäden durch ionisierende Strahlen, 2001. http:<br />

//www.gesetze-im-<strong>in</strong>ternet.de/bundesrecht/strlschv_2001/gesamt.pdf.<br />

104


Literaturverzeichnis<br />

[26] Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>der</strong> Justiz <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> juris GmbH: Verordnung<br />

über den Schutz vor Schäden durch Röntgenstrahlen, 2011. http:<br />

//www.gesetze-im-<strong>in</strong>ternet.de/bundesrecht/r_v_1987/gesamt.pdf.<br />

[27] Kamke, Wolfgang: Der Umgang mit experimentellen Daten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Fehleranalyse<br />

im physikalischen Anfängerpraktikum. Fakultät für Physik <strong>der</strong> <strong>Albert</strong>-<br />

Ludwigs-Universität Freiburg, 5. Auflage, August 2002.<br />

[28] Krenz, Werner: Fehlerrechnung - Begleitskript zum Physikalischen Praktikum.<br />

Skript, 2005.<br />

[29] PHYWE: Betriebsanleitung des Geiger-Müller-Zählrohrs, 45mm. https:<br />

//www.phywe.de/<strong>in</strong>dex.php/fuseaction/download/lrn_file/bedanl.pdf/<br />

09007.00/d/0900700d.pdf.<br />

[30] B<strong>in</strong>dhammer, M.: Geiger-Müller-Zähler. http://os4.org/wiki/<br />

geiger-mueller-zaehler_-_schaltplan.pdf.<br />

[31] 3B SCIENTIFIC PHYSICS: Digitalzähler U8533341 - Bedienungsanleitung.<br />

[32] Dr. M. Hund, Dr. K. Wietzke, Dr. T. Hanschke Dr W. Bietsch Dr. A. Krause F.<br />

Kempas C. Grüner M. Metzbaur B. Neumayr B. Seithe: Cassy Lab 2 (524 221de)<br />

- Handbuch. LD Didaktik, 2011.<br />

[33] LD Didactic GmbH. http://www.ld-didactic.ch/shop/images/artikel/<br />

524033.jpg.<br />

[34] LD Didactic GmbH: GM-Box (534 033) - Gebrauchsanweisung. http://www.<br />

ld-didactic.de/ga/5/524/524033/524033d.pdf.<br />

[35] W. Philipp, F.Rumold, R.P. Schloot: Strahlenbelastung und Strahlenschutz - Materialien<br />

für den Kurs zum Erwerb <strong>der</strong> Fachkunde im Strahlenschutz. STAATLI-<br />

CHE SEMINARE FÜR SCHULPÄDAGOGIK (GYMNASIEN) - IM BEREICH<br />

DES OBERSCHULAMTES STUTTGART, Februar 2001.<br />

[36] Rauchstoppzentrum: Strahlenbelastung durchs Rauchen. %http:<br />

//www.rauchstoppzentrum.ch/0189fc92f11229701/0189fc92f511bd214/<br />

<strong>in</strong>dex.html;http://www.rauchstoppzentrum.ch/0189fc92f11229701/<br />

0189fc930310cdd07/<strong>in</strong>dex.html.<br />

[37] kernfragen.de - Wissensportal Kernenergie: Lungenkrebs durch α-Strahlung.<br />

http://www.kernfragen.de/kernfragen/physik/03-Strahlungsarten/<br />

3-4-Die-Alpha-Strahlung.php#id2582404.<br />

[38] Wikipedia - Die freie Enzyklopädie. http://de.wikipedia.org/wiki/Glas, Der<br />

Artikel erläutert das Thema ”Glas”.<br />

105


Literaturverzeichnis<br />

[39] Radonbelastung <strong>in</strong> geschlossenen Räumen. http://www.physik-box.de/radon/<br />

radonseite.html.<br />

[40] Gespräch mit Herr Dr. M. Hund (e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Entwickler des Cassy Lab 2 Programms<br />

und e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Verfasser des Cassy Lab Handbuchs) <strong>der</strong> Firma LD DIDACTIC<br />

GmbH.<br />

[41] M<strong>in</strong>isterium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg: Bildungsplan<br />

2004 - Allgeme<strong>in</strong> bildendes Gymnasium. http://www.<br />

bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsplaene/<br />

Gymnasium/Gymnasium_Bildungsplan_Gesamt.pdf.<br />

106


Betriebsanleitung des Geiger-Müller-Zählrohrs<br />

Geiger-Müller Zählrohr, 45 mm 09007-00<br />

PHYWE Systeme GmbH & Co. KG<br />

Robert-Bosch-Breite 10<br />

D-37079 Gött<strong>in</strong>gen<br />

Telefon +49 (0) 551 604-0<br />

Fax +49 (0) 551 604-107<br />

E-mail <strong>in</strong>fo@phywe.de<br />

Betriebsanleitung<br />

Das Gerät entspricht<br />

den zutreffenden<br />

EG-Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien<br />

Abb. 1: 09007-00 Geiger-Müller Zählrohr, 45 mm<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 ZWECK UND EIGENSCHAFTEN<br />

2 HANDHABUNG<br />

3 TECHNISCHE DATEN<br />

4 ZUBEHÖR<br />

5 GARANTIEHINWEIS<br />

6 ENTSORGUNG<br />

1 ZWECK UND EIGENSCHAFTEN<br />

Das Geiger-Müller Zählrohr 45 mm 09007-00 ist e<strong>in</strong> selbstlöschendes<br />

Halogenzählrohr zum Nachweis von α-, β-und γ-<br />

Strahlung. E<strong>in</strong> langes Plateau (ca. 425...650 V) mit ger<strong>in</strong>gem<br />

Anstieg macht die Wahl des Arbeitspunktes unkritisch. Das<br />

eigentliche Zählrohr, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Metallzyl<strong>in</strong><strong>der</strong> mit festem<br />

BNC-Anschlußkabel montiert ist, besitzt e<strong>in</strong>en dünnwandigen,<br />

für γ-Strahlung durchlässigen Metallmantel.<br />

Zur Registrierung von α-Teilchen sowie von energiearmen<br />

β-Teilchen, die den Zählrohrmantel nicht durchdr<strong>in</strong>gen können,<br />

dient das Glimmerfenster an <strong>der</strong> Stirnseite des Zählrohrs.<br />

Wegen se<strong>in</strong>er Empf<strong>in</strong>dlichkeit gegen mechanische<br />

Beanspruchung ist das Glimmerfenster durch e<strong>in</strong> Schutzgitter<br />

geschützt.<br />

Der axiale Zähldraht des Zählrohrs ist über e<strong>in</strong>en 10-MΩ-<br />

Wi<strong>der</strong>stand mit dem zentralen Leiter und <strong>der</strong> Zählrohrmantel<br />

mit dem Außenleiter des BNC-Kabels verbunden.<br />

2 HANDHABUNG<br />

Zum Betrieb wird das Zählrohrkabel direkt mit <strong>der</strong> Zählrohr-<br />

E<strong>in</strong>gangsbuchse des verwendeten Zählgerätes verbunden.<br />

Geeignet s<strong>in</strong>d Zählgeräte (siehe Geräteliste), an <strong>der</strong>en Zählrohr-E<strong>in</strong>gangsbuchse<br />

die Zählrohrbetriebsspannung<br />

(Empfehlung + 500 V .) bereitgestellt wird.<br />

Zur sicheren Halterung empfehlen wir den Zählrohrhalter<br />

groß, auf Haftmagnet 09206-00.<br />

3 TECHNISCHE DATEN<br />

• Selbstlöschendes Halogen-Auslösezählrohr zum Nachweis<br />

von Alpha-, Beta- und Gammastrahlung, montiert <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Metallzyl<strong>in</strong><strong>der</strong> mit BNC-Buchse<br />

• Stiel zur Befestigung enthalten<br />

• Inklusive Gitter zum Schutz des Zählrohres<br />

• Glimmer: 2 ... 3 mg/cm 2<br />

• Arbeitsspannung: 500 V<br />

• Plateaulänge: 200 V<br />

• Plateauanstieg: 0,04 %/V<br />

• Totzeit: ca. 100 µs<br />

• Nulleffekt: ca. 45 Impulse/m<strong>in</strong><br />

• Gehäusedurchmesser: 22 mm<br />

• Zählrohrdurchmesser: 45 mm<br />

• Zählrohrlänge: 80 mm<br />

• Masse: 320 g<br />

www.phywe.com, © All rights reserved 09007-00 / 2512<br />

107<br />

1


Betriebsanleitung des Geiger-Müller-Zählrohrs<br />

4 ZUBEHÖR<br />

Enthaltenes Zubehör:<br />

• Stiel zum Fixieren<br />

Für den Betrieb des Geiger- Müller Zählrohres 09007-00<br />

empfehlen wir folgende Geräte:<br />

Notwendiges Zubehör:<br />

• Abgeschirmtes Kabel BNC, l = 750 mm 07542-11<br />

• Zähler<br />

Geiger-Müller-Zähler 13606-99<br />

o<strong>der</strong> Universal-Zähler 13601-99<br />

o<strong>der</strong> Cobra3 Basic Unit 12150-50<br />

Netzgerät 12V / 2A 12151-99<br />

Messmodul GM-Zählrohr 12106-00<br />

Software Cobra3 <strong>Radioaktivität</strong> 14506-61<br />

Optionales Zubehör:<br />

• Stativfuß, z.B. Tonnenfuß 02006-55<br />

• Zählrohrhalter groß auf Haftmagnet 09206-00<br />

5 GARANTIEHINWEIS<br />

Für das von uns gelieferte Gerät übernehmen wir <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> EU e<strong>in</strong>e Garantie von 24 Monaten, außerhalb <strong>der</strong> EU von<br />

12 Monaten. Von <strong>der</strong> Garantie ausgenommen s<strong>in</strong>d: Schäden,<br />

die auf Nichtbeachtung <strong>der</strong> Bedienungsanleitung, unsachgemäße<br />

Behandlung o<strong>der</strong> natürlichen Verschleiß zurückzuführen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Der Hersteller kann nur dann als verantwortlich für Funktion<br />

und sicherheitstechnische Eigenschaften des Gerätes betrachtet<br />

werden, wenn Instandhaltung, Instandsetzung und<br />

Än<strong>der</strong>ungen daran von ihm selbst o<strong>der</strong> durch von ihm ausdrücklich<br />

ermächtigte Stellen ausgeführt werden.<br />

6 ENTSORGUNG<br />

Die Verpackung besteht überwiegend aus umweltverträglichen<br />

Materialien, die den örtlichen Recycl<strong>in</strong>gstellen<br />

zugeführt werden sollten.<br />

Dieses Produkt gehört nicht <strong>in</strong> die<br />

normale Müllentsorgung (Hausmüll).<br />

Soll dieses Gerät entsorgt werden,<br />

so senden Sie es bitte zur fachgerechten<br />

Entsorgung an die<br />

unten stehende Adresse.<br />

PHYWE Systeme GmbH & Co. KG<br />

<strong>Abteilung</strong> Kundendienst<br />

Robert-Bosch-Breite 10<br />

D-37079 Gött<strong>in</strong>gen<br />

Telefon +49 (0) 551 604-274<br />

Fax +49 (0) 551 604-246<br />

www.phywe.com, © All rights reserved 09007-00 / 2512<br />

108<br />

2


Gebrauchsanweisung <strong>der</strong> GM-Box<br />

06/05-W97-Sel<br />

Gebrauchsanweisung 524 033<br />

GM-Box (524 033)<br />

1 Beschreibung<br />

Die GM-Box wird <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem computerunterstützten<br />

Messsystem CASSY ® e<strong>in</strong>gesetzt. Sie dient <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit e<strong>in</strong>em Fensterzählrohr zur Messung radioaktiver Strahlung.<br />

Die Hochspannung für das Fensterzählrohr wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Box<br />

erzeugt.<br />

Versuchsbeispiele f<strong>in</strong>den Sie auf <strong>der</strong> CD zur Software CASSY<br />

Lab (524 200) bzw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Downloadversion <strong>der</strong> Software unter<br />

http://www.ld-didactic.com o<strong>der</strong> auch im Handbuch zur Software<br />

CASSY Lab (524 201).<br />

2 Verwendbare Sensoren<br />

Fensterzählrohr für α-, β-, γ- und Röntgenstrahlung (559 01)<br />

F<strong>in</strong>gerzählrohr für β- und γ-Strahlen (559 00)*<br />

Fensterzählrohr für β-, γ- und Röntgenstrahlung (559 05)*<br />

* zusätzlich erfor<strong>der</strong>lich:<br />

Zählrohrkabel (559 07)<br />

3 Messgrößen<br />

/1/<br />

Messgröße<br />

CASSY<br />

Lab /1/<br />

(524 200)<br />

CASSY-<br />

Display /2/<br />

(524 020)<br />

Mobile-<br />

CASSY<br />

(524 009)<br />

Ereignisse N ! N<br />

Rate<br />

(Torzeit)<br />

R<br />

(variabel)<br />

!<br />

(1 s, 1 m<strong>in</strong>)<br />

R<br />

(1 s, 10 s)<br />

für Sensor-CASSY (524 010), Pocket-CASSY (524 006)<br />

o<strong>der</strong> Mobile-CASSY (524 009) am PC<br />

/2/ <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Sensor-CASSY (524 010)<br />

4 Bedienung<br />

- GM-Box auf CASSY-Modul aufstecken.<br />

- Gewünschtes Fensterzählrohr anschließen und Schutzkappe<br />

abnehmen.<br />

- Fensterzählrohr im Strahlengang anordnen; zur mechanischen<br />

Halterung z.B. großen Fe<strong>der</strong>stecker (591 21) und Anschlussstab<br />

(532 16) o<strong>der</strong> Zählrohrhalter (aus 588 855) benutzen.<br />

- Ggf. Messgröße än<strong>der</strong>n.<br />

- Messwert ablesen.<br />

- Bei ger<strong>in</strong>gen Zählraten Nulleffekt berücksichtigen.<br />

- Bei hohen Zählraten Totzeit berücksichtigen.<br />

- Zur Lagerung des Fensterzählrohrs Schutzkappe aufsetzen.<br />

109


Gebrauchsanweisung <strong>der</strong> GM-Box<br />

Gebrauchsanweisung 524 033 Seite 2/2<br />

5 Technische Daten<br />

Zählrohrspannung:<br />

Sensor-Anschluss:<br />

500 V über 1 MΩ<br />

Koaxialbuchse<br />

6 Kompatibilität<br />

Die GM-Box ist verwendbar mit folgenden CASSY-Modulen:<br />

Sensor-CASSY<br />

(524 010)<br />

Pocket-CASSY<br />

(524 006)<br />

Mobile-CASSY<br />

(524 009)<br />

mit PC<br />

Software CASSY Lab<br />

ab Version 1.00<br />

ohne PC<br />

mit<br />

CASSY-Display<br />

ab<br />

Firmware 1.00<br />

–––<br />

ab<br />

Firmware 1.00<br />

Als Mitglied <strong>der</strong> CASSY-Familie hat die Box folgende Eigenschaften:<br />

• Die Box darf zu je<strong>der</strong> Zeit aufgesteckt werden.<br />

• Die aufgesteckte Box wird automatisch erkannt.<br />

• Messgrößen und Messbereiche werden menügeführt e<strong>in</strong>gestellt.<br />

® CASSY ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>getragene Marke <strong>der</strong> LD Didactic GmbH<br />

LD Didactic GmbH . Leyboldstrasse 1 . D-50354 Huerth / Germany . Phone (02233) 604-0 . Fax (02233) 604-222 . e-mail: <strong>in</strong>fo@ld-didactic.de<br />

©by LD Didactic GmbH<br />

Pr<strong>in</strong>ted <strong>in</strong> the Fe<strong>der</strong>al Republic of Germany<br />

Technical alterations reserved<br />

110


Danksagung<br />

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Menschen bedanken, die zum Gel<strong>in</strong>gen dieser<br />

Arbeit beigetragen haben.<br />

Prof. Dr. Fischer danke ich für die Vergabe des <strong>in</strong>teressanten Themas, für das Vertrauen,<br />

dass ich die Aufgabe zu se<strong>in</strong>er Zufriedenheit erfüllen kann, sowie dafür, dass<br />

se<strong>in</strong>e Tür für neue Ideen, Denkanstöße und Rücksprache immer offen stand. E<strong>in</strong> großes<br />

Dankeschön dafür, dass er Verständnis für me<strong>in</strong>e Situation als Mutter hatte, sodass ich<br />

me<strong>in</strong>e Arbeitszeit und den Ort für die Arbeit nach eigenem Gutdünken wählen konnte.<br />

Prof. Dr. <strong>Königsmann</strong> danke ich für die freundliche Aufnahme <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e <strong>Abteilung</strong> sowie<br />

die Bereitstellung e<strong>in</strong>es eigenen Arbeitsplatzes.<br />

Den Jungs, Stefan Sirtl, Michael Kunz und Matthias Gorzellik, möchte ich dafür danken,<br />

dass sie es mir so leicht gemacht haben, mich an me<strong>in</strong>em Arbeitsplatz vom ersten<br />

Tag an wohl zu fühlen.<br />

E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Dankeschön geht an Ra<strong>in</strong>er Fastner, <strong>der</strong> sämtliche D<strong>in</strong>ge und Gegenstände,<br />

die ich während <strong>der</strong> Anfertigung me<strong>in</strong>er Arbeit benötigt habe, auf wun<strong>der</strong>same<br />

Weise stets zur Hand hatte. Auch e<strong>in</strong> Dankeschön an Sebastian Schopferer und<br />

Frau Rombach-Mikl, die mich bei den Bestellungen und Anfertigungen <strong>der</strong> Bestandteile<br />

<strong>der</strong> Versuchsanordnungen sowie an<strong>der</strong>en Belangen unterstützt haben.<br />

Ich danke Tobias Rave, Stefan Sirtl, Michael Kunz und P<strong>in</strong>ar Letzkus für das Probelesen<br />

und die konstruktive Kritik me<strong>in</strong>er Arbeit.<br />

Vielen Dank auch allen an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Abteilung</strong>, die zwischendurch immer<br />

wie<strong>der</strong> für Abwechslung und nette Gespräche gesorgt haben.<br />

E<strong>in</strong> großes Dankeschön geht an me<strong>in</strong>en Mann und me<strong>in</strong>e zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die immer<br />

für mich da waren, mir bei Bedarf geholfen haben, an mich geglaubt sowie mich bei<br />

allem unterstütz haben und während <strong>der</strong> gesamten Zeit stets Verständnis dafür hatten,<br />

wenn ich beson<strong>der</strong>s arbeits<strong>in</strong>tensive Tage e<strong>in</strong>legen musste o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>fach nur<br />

schlechte Laune hatte. E<strong>in</strong> ebenso großes Dankeschön geht an me<strong>in</strong>e Eltern, mit <strong>der</strong>en<br />

Unterstützung ich je<strong>der</strong>zeit rechnen konnte.


Erklärung<br />

Ich erkläre, dass ich die Arbeit selbständig angefertigt und nur die angegebenen Hilfsmittel<br />

benutzt habe. Alle Stellen, die dem Wortlaut o<strong>der</strong> dem S<strong>in</strong>n nach an<strong>der</strong>en<br />

Werken, gegebenenfalls auch elektronischen Medien, entnommen s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d von mir<br />

durch Angabe <strong>der</strong> Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht. Entlehnungen aus dem<br />

Internet s<strong>in</strong>d durch Ausdruck belegt.<br />

Freiburg, 5. Dezember 2012

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