Hannah Arendt ¨uber politisches Handeln - Humboldt-Universität zu ...
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0.1 Einführung<br />
Was ist politisch? Wie wird etwas politisch? Was macht Menschen als ”politische Wesen” aus? Gibt es überhaupt eine<br />
andere Politik, als den Kampf von Interessenvertretern um die Macht? Und wenn <strong>Arendt</strong> das bejaht, vertritt sie damit<br />
ein verklärtes Bild der griechischen Polis oder utopische Strukturen, die sich höchstens im basisdemokratischen<br />
Hausprojekt verwirklichen lassen? Oder wird ihr Politikbegriff angesichts von Globalisierung(skritik) und Internetforen<br />
gerade erst richtig aktuell? Kann Politik eine Lebensform sein? Und was steht ihr im Wege?<br />
Im Seminar wollen wir <strong>Arendt</strong>s Theorie des politischen <strong>Handeln</strong>s, die sie in vita activa entwickelt, studieren. Außerdem<br />
soll nachvollzogen werden, wie <strong>Arendt</strong>s Analyse des Totalitarismus auf der einen und der kurzlebigen revolutionären<br />
Räteregierungen auf der anderen Seite ihr Politikverständnis prägen. Als Ausblick gehen wir <strong>zu</strong>m Schluss kurz auf<br />
die Rolle des politischen Urteils in <strong>Arendt</strong>s Philosophie ein.<br />
Quelle: Kommentar aus dem Vorlesungsverzeichnis<br />
0.2 Eva von Redecker<br />
Eva von Redecker ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für politische Philosophie,<br />
Sozial- und Rechtsphilosophie. Nach dem sie ihr Studium der Philosophie, Literaturwissenschaft<br />
und Geschichte in Kiel, Tübingen, Cambridge und Potsdam 2009 mit einer<br />
Arbeit <strong>zu</strong> <strong>Hannah</strong> <strong>Arendt</strong>s Moralphilosophie ( ”<br />
Gravitation <strong>zu</strong>m Guten. <strong>Hannah</strong> <strong>Arendt</strong>s Begründung<br />
der Moralphilosophie im Leben des Geistes”) abgeschlossen hat, liegen ihre Forschungsinteressen<br />
nun im Bereich der Sozialphilosophie und kritischen Theorie, sowohl in<br />
der Tradition der Frankfurter Schule als auch aus der Perspektive von feministischer und<br />
Queer Theorie.<br />
In ihrer Promotion unter dem Arbeitstitel “Alles andere als Revolution? Zur Theorie radikalen<br />
sozialen Wandels” versucht sie Machtanalyse und Anerkennungstheorie so <strong>zu</strong> kombinieren,<br />
dass sich damit Möglichkeiten und Implikationen von radikalem Wandel auf der<br />
Ebene von Lebensformen fassen lassen.<br />
Kürzlich stellte sie das Manuskript für eine Einführung <strong>zu</strong>r Philosophie Judith Butlers (Zur Aktualität von Judith Butler.<br />
Eine Einleitung in ihr Werk, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft, im Erscheinen 2011) fertig.<br />
Quelle: Institut für Philosophie der <strong>Humboldt</strong> <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> Berlin<br />
0.3 <strong>Hannah</strong> <strong>Arendt</strong><br />
0.3.1 Kurzporträt<br />
Ihr Leben wurde entscheidend geprägt vom Totalitarismus. Auf ihn und ein Verstehen seiner Ursachen richtete sich ihr<br />
Denken in erster Linie. Eine Biographie, wie sie nur das 20. Jahrhundert hervorbringen konnte, und eine Philosophie,<br />
die ebenso notwendig mit den Katastrophen ihrer Zeit verbunden ist, wenden sich mit <strong>Hannah</strong> <strong>Arendt</strong> an die Bürger<br />
demokratischer Gesellschaften – mit eindeutiger Botschaft.<br />
Sie wandelte sich von der zionistischen Aktivistin <strong>zu</strong>r streitbaren Philosophin, von der leidenschaftlichen Journalistin<br />
<strong>zu</strong>r ernsthaften Theoretikerin. Leben und Werk der Politikwissenschaftlerin <strong>Hannah</strong> <strong>Arendt</strong> haben in der deutschen<br />
Öffentlichkeit nach wie vor eine singuläre Wirkung. Nach ihr werden Schulen und Straßen benannt, ihr sind ein<br />
Forschungsinstitut und ein Preis für <strong>politisches</strong> Denken gewidmet. Längst ist die einst so umstrittene Publizistin<br />
<strong>zu</strong> einer Ikone freiheitlichen Denkens und einer Art Vorzeige-Intellektuellen geworden. Die, die aus Deutschland<br />
vertrieben wurde und im ”Land der Freiheit” eine neue Heimat fand, wurde gerade in Deutschland mit Preisen und<br />
Ehrungen überhäuft.<br />
Ihr philosophisches Hauptwerk Vita activa oder Vom tätigen Leben wendet sich eher handlungstheoretischen Fragen<br />
<strong>zu</strong>. <strong>Arendt</strong> unterscheidet zwischen der ”Arbeit” als der unmittelbar lebenserhaltenden Tätigkeit, dem ”Herstellen” als<br />
der vergegenständlichenden Tätigkeit und dem ”<strong>Handeln</strong>” als der echten und höchsten Tätigkeit, in der die Menschen<br />
miteinander in Interaktion treten. Dies versteht <strong>Arendt</strong> vor allem im Sinne einer politischen Praxis. Ihr ist es um ein<br />
<strong>Handeln</strong> in Verantwortung für sich und andere <strong>zu</strong> tun, um Respekt und Pluralität der Meinungen.<br />
Quelle: Goethe Institut<br />
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