S3-Leitlinie Demenzen (Kurzversion) - AWMF
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4 LEICHTE KOGNITIVE STÖRUNG,<br />
"MILD COGNITIVE IMPAIRMENT" (MCI)<br />
MCI ist definiert als subjektive und objektivierbare kognitive Leistungsverschlechterung bei erhaltener<br />
Alltagskompetenz.<br />
MCI mit Gedächtnisstörungen als Leitsymptom ("amnestic MCI") ist in besonderem Maße mit dem Risiko<br />
für eine Alzheimer-Demenz assoziiert. Die jährliche Übergangshäufigkeit von MCI zur Demenz<br />
wird je nach Untersuchungssetting und MCI-Definition mit bis zu 10% angegeben 227 .<br />
Es ist allerdings bis heute nicht gelungen, eine exakte und allgemeingültige MCI-Definition festzulegen<br />
228 . MCI ist an sich kein Syndrom mit Krankheitswert und beinhaltet keine ätiologische Zuordnung.<br />
Bei einem Teil von MCI-Betroffenen, der wiederum in der Größe in Abhängigkeit von der Untersuchungsstichprobe<br />
variiert, ist MCI reversibel.<br />
Das Syndrom MCI kann anhand des klinischen Bildes und unter Einbezug neuropsychologischer Testverfahren<br />
festgestellt werden. Kurztests wie der MMST, der DemTec und der TFDD haben keine hinreichende<br />
Sensitivität für die Feststellung des MCIs, weil sie zu Deckeneffekten führen können. Die neuropsychologische<br />
Diagnostik sollte mindestens ein Verfahren zur Messung des verzögerten Abrufs umfassen,<br />
da diese Leistung einen Frühindikator für eine beginnende Alzheimer-Demenz darstellen kann, sowie<br />
Testungen zu Aufmerksamkeitsleistung und Exekutivfunktionsleistung beinhalten 20 . Wie bei der<br />
Demenzdiagnostik sollen für die Interpretation der Ergebnisse neuropsychologischer Verfahren alle aus<br />
der Anamnese sich ergebenden Informationen berücksichtigt werden, die einen Einfluss auf das Leistungsvermögen<br />
der untersuchten Person haben können, wie soziokultureller Hintergrund, Ausbildungsgrad,<br />
besondere Fähigkeiten, früheres Leistungsniveau, Sprachkompetenz, sensorische Funktionen,<br />
psychiatrische oder körperliche Erkrankungen sowie Testerfahrungen, auch wenn nicht für alle Faktoren<br />
validierte Normwerte in Bezug auf das kognitive Leistungsniveau zur Verfügung stehen.<br />
Im Einzelfall kann eine Abgrenzung zur Demenz schwierig sein, da der Übergang von MCI zur leichten<br />
Demenz fließend ist.<br />
82 MCI als klinisches Syndrom ist uneinheitlich definiert. Bei Hinweisen auf Vorliegen von Gedächtnisstörungen<br />
sollten diese objektiviert werden.<br />
Good clinical practice, Expertenkonsens<br />
83 Aufgrund des erhöhten Risikos für Demenz bedürfen Betroffene mit MCI im weiteren Verlauf<br />
erhöhter Aufmerksamkeit.<br />
Good clinical practice, Expertenkonsens<br />
Die zugrunde liegende Ursache von MCI kann eine beginnende neurodegenerative Demenz sein, ist es<br />
aber nicht in jedem Fall. Andere häufige mögliche Ursachen sind vaskuläre Läsionen, depressive Episoden,<br />
Medikamentennebenwirkungen und Alkoholabusus oder -abhängigkeit.<br />
84 Mögliche Ursachen eines MCI sollten mit angemessenen diagnostischen Maßnahmen geklärt<br />
werden.<br />
Good clinical practice, Expertenkonsens<br />
<strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> "<strong>Demenzen</strong>": <strong>Kurzversion</strong> (November 2009)<br />
Die "<strong>Leitlinie</strong>n" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte<br />
Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen. Sie beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen und in der Praxis bewährten Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in der Medizin, sollten aber auch<br />
ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die "<strong>Leitlinie</strong>n" sind für Ärzte rechtlich nicht bindend und haben daher weder<br />
haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.<br />
Die <strong>AWMF</strong> erfasst und publiziert die <strong>Leitlinie</strong>n der Fachgesellschaften mit größtmöglicher Sorgfalt - dennoch kann die<br />
<strong>AWMF</strong> für die Richtigkeit - insbesondere von Dosierungsangaben - keine Verantwortung übernehmen.