S3-Leitlinie Demenzen (Kurzversion) - AWMF
S3-Leitlinie Demenzen (Kurzversion) - AWMF
S3-Leitlinie Demenzen (Kurzversion) - AWMF
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Psychosoziale Interventionen<br />
39<br />
3.4.4 Künstlerische Therapien<br />
Künstlerische Therapien (u.a. Musiktherapie, Kunsttherapie, Tanztherapie, Theatertherapie) nutzen in<br />
der therapeutischen Interaktion nonverbale und prozedurale Kommunikation, um mit künstlerischen<br />
Medien und Prozessen wahrnehmungs- und gestaltungsorientiert Fähigkeiten zu stärken und Ressourcen<br />
zu aktivieren.<br />
3.4.4.1 Musiktherapie<br />
Musiktherapie wird einerseits als aktive Beteiligung des Demenzkranken mittels Stimme oder Instrument<br />
am musikalischen Geschehen innerhalb einer therapeutischen Beziehung definiert (aktive Musiktherapie).<br />
Das gezielte Abspielen von Musik wird auch unter dem Begriff der Musiktherapie gefasst (rezeptive<br />
Musiktherapie). 189 . Die Datenlage zur Wirksamkeit ist aufgrund der Studienqualität eingeschränkt<br />
beurteilbar. Es finden sich jedoch Hinweise, dass aktive und rezeptive Musiktherapie geringe<br />
positive Effekte auf psychische und Verhaltenssymptome haben können 190-192 .<br />
71 Es gibt Hinweise, dass aktive Musiktherapie geringe Effekte auf psychische und Verhaltenssymptome<br />
bei Menschen mit Demenz hat. Sie kann empfohlen werden.<br />
Empfehlungsgrad C, Evidenzebene IIa<br />
72 Rezeptive Musiktherapie, insbesondere das Vorspielen von Musik mit biographischem<br />
Bezug ("preferred music") kann geringe Effekte auf agitiertes und aggressives Verhalten<br />
haben. Sie kann empfohlen werden.<br />
Empfehlungsgrad C, Evidenzebene III<br />
3.4.4.2 Kunsttherapie<br />
Aussagekräftige RCTs für eine wissenschaftliche Bewertung der Wirkung der Kunsttherapie bei Demenz<br />
liegen aktuell nicht vor.<br />
3.4.4.3 Tanztherapie<br />
In der Tanztherapie bei Demenz werden Bewegung und Tanz zur Interaktion mit dem Demenzkranken<br />
eingesetzt. Hochwertige RCTs für eine wissenschaftliche Bewertung der Wirkung der Tanztherapie bei<br />
Demenz liegen aktuell nicht vor.<br />
3.4.5 Sensorische Verfahren<br />
Unter sensorischen Verfahren werden Interventionen verstanden, die unmittelbar sensorisches Empfinden<br />
bei den Betroffenen ansprechen. Dieser Ansatz trägt insbesondere der Beeinträchtigung verbaler<br />
Kommunikation im Rahmen von Demenzerkrankungen Rechnung.<br />
3.4.5.1 Aromatherapie<br />
Der Einsatz von Geruchsstoffen zur positiven Beeinflussung von Verhaltenssymptomen bei Demenz<br />
wird als Aromatherapie bezeichnet. Es konnte eine signifikante Wirkung bei äußerer Anwendung von<br />
Melissenöl auf agitiertes Verhalten und allgemeine Verhaltenssymptome gezeigt werden 193, 194 .<br />
73 Die Anwendung von Aromastoffen kann geringe Effekte auf agitiertes Verhalten und allgemeine<br />
Verhaltenssymptome bei Patienten mit mittel- bis schwergradiger Demenz haben. Sie<br />
kann empfohlen werden.<br />
Empfehlungsgrad C, Evidenzebene Ib<br />
<strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> "<strong>Demenzen</strong>": <strong>Kurzversion</strong> (November 2009)<br />
Die "<strong>Leitlinie</strong>n" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte<br />
Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen. Sie beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen und in der Praxis bewährten Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in der Medizin, sollten aber auch<br />
ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die "<strong>Leitlinie</strong>n" sind für Ärzte rechtlich nicht bindend und haben daher weder<br />
haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.<br />
Die <strong>AWMF</strong> erfasst und publiziert die <strong>Leitlinie</strong>n der Fachgesellschaften mit größtmöglicher Sorgfalt - dennoch kann die<br />
<strong>AWMF</strong> für die Richtigkeit - insbesondere von Dosierungsangaben - keine Verantwortung übernehmen.