S3-Leitlinie Demenzen (Kurzversion) - AWMF
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Psychosoziale Interventionen 37<br />
Es existiert keine höhergradige Evidenz für eine Behandlung von Schlafstörungen bei Demenzerkrankten<br />
mit anderen pharmakologischen Ansätzen. Eine Empfehlung kann nicht gegeben werden.<br />
66 Für eine medikamentöse Therapie von Schlafstörungen bei Demenz kann keine evidenzbasierte<br />
Empfehlung ausgesprochen werden.<br />
Empfehlungsgrad B, Evidenzebene IV<br />
3.3.6 Appetit- und Essstörungen<br />
Demenzkranke leiden häufig unter Appetitstörungen und als Folge an Gewichtsverlust. Die Datenlage<br />
reicht nicht aus, eine medikamentöse Therapieempfehlung zu formulieren 163 .<br />
3.3.6.1 Ernährung mittels perkutaner endoskopischer Gastrostomie (PEG)<br />
Es liegen keine randomisierten, plazebo-kontrollierten Studien zur Verwendung von PEG-Sonden zur<br />
enteralen Ernährung im Stadium der schweren Demenz vor. Basierend auf der bisherigen Datenlage ist<br />
eine positive Beeinflussung der Überlebenszeit, der klinischen Symptomatik, des Auftretens von Infektionen<br />
oder Dekubitalulzera durch den Einsatz der PEG nicht gegeben 164, 165 . Bei der Anlage einer<br />
PEG sind insbesondere Patientenverfügungen zu beachten, und es ist der mutmaßliche Wille des Erkrankten<br />
zu ermitteln.<br />
3.4 PSYCHOSOZIALE INTERVENTIONEN<br />
Psychosoziale Interventionen sind zentraler und notwendiger Bestandteil der Betreuung von Menschen<br />
mit Demenz und deren Angehörigen. Ansätze und Ziele dieser Verfahren sind wesentlich breiter als die<br />
pharmakologischer Therapien. Gleichzeitig ist aus methodischen Gründen die Qualität der Studien zu<br />
den einzelnen Verfahren oft deutlich geringer als bei pharmakologischen Prüfungen.<br />
Verschiedene Interventionen haben häufig unterschiedliche Ziele und wurden in verschiedenen Stichproben<br />
und in verschiedenen Settings untersucht. Die Gliederung richtet sich zunächst nach Interventionstyp<br />
(s. Abbildung 2, S. 43) und im Weiteren nach der Zielsymptomatik (s. Abbildung 3, S. 44).<br />
Viele psychosoziale Interventionen verwenden Methoden der Psychotherapie als wesentliche Bestandteile,<br />
was den Stellenwert der Psychotherapie belegt. Im Rahmen der Behandlung von Depression beim<br />
Demenzkranken sowie der Reduktion von Belastung pflegender Angehöriger nehmen z.B. verhaltenstherapeutische<br />
Verfahren einen großen Raum ein. In den jeweiligen Abschnitten wird darauf verwiesen.<br />
3.4.1 Kognitive Verfahren<br />
Unter kognitiven Verfahren werden Interventionen verstanden, bei denen kognitive Funktionen (Gedächtnis,<br />
Aufmerksamkeit, Sprache etc.) aktiviert werden. Eine allgemeingültige Definition kognitiver<br />
Verfahren oder eine allgemeingültige scharfe Abgrenzung von Unterformen existiert nicht. Grob eingeteilt<br />
werden können diese Verfahren in<br />
(a) kognitives Training: Durchführung von Übungen kognitiver Funktionen<br />
(b) kognitive Stimulation: Anregung kognitiver Tätigkeit, z.B. über Aktivierung von<br />
Altgedächtnisinhalten oder Einbindung in Konversation<br />
(c) kognitive Rehabilitation: unterschiedliche Kombination aus (a) und (b)<br />
(d) Realitätsorientierung: Förderung der Orientierung in Zeit und Raum durch Hinweise und Hilfen<br />
(e) Reminiszenz/autobiographische Arbeit: Aktivierung von autobiographischen, insbesondere emotional<br />
positiv besetzten Altgedächtnisinhalten<br />
Die Studienlage für das kognitive Training bzw. die kognitive Stimulation ist heterogen hinsichtlich der<br />
eingesetzten Verfahren und des Studiendesigns. Es finden sich teilweise Hinweise auf Wirkung auf die<br />
kognitive Leistung. Insgesamt ist die Bewertung der Wirkung aufgrund der angeführten Punkte schwie-<br />
<strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> "<strong>Demenzen</strong>": <strong>Kurzversion</strong> (November 2009)<br />
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