S3-Leitlinie Demenzen (Kurzversion) - AWMF
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Pharmakologische Behandlung einzelner psychischer und Verhaltenssymptome 35<br />
3.3.2.3 Euphorie<br />
Eine euphorische Stimmungslage kann ebenfalls bei Demenzkranken auftreten. Es existiert aktuell keine<br />
höhergradige Evidenz für die Behandlung von Euphorie bei Demenzerkrankten.<br />
3.3.2.4 Gesteigerte Psychomotorik<br />
Gesteigerte Bewegung und repetitives Durchführen gleicher Bewegungsabläufe ist ein häufiges Phänomen<br />
bei Demenzkranken. Bei gesteigertem Bewegungsdrang ohne erkennbares Leid für den<br />
Betroffenen ergibt sich keine unmittelbare Interventionsnotwendigkeit. Bewegungsdrang kann aber auch<br />
zur Belastung des Erkrankten werden und z.B. zur Gewichtsabnahme führen. Umgebungsgestaltung und<br />
psychosoziale Interventionen können die gesteigerte Psychomotorik dämpfen. Bei quälendem<br />
Bewegungsdrang kann eine medikamentöse Behandlung in Erwägung gezogen werden.<br />
Von besonderer Bedeutung ist, dass die motorische Unruhe eines Erkrankten, insbesondere in Pflegeeinrichtungen,<br />
als Belastung für die Mitarbeiter empfunden werden kann. Aus dieser Belastung leitet sich<br />
jedoch keine pharmakologische und freiheitsentziehende Indikation ab. Die Indikation einer Intervention<br />
ergibt sich generell, wenn die Unruhe für den Betroffenen leidvoll ist oder zu einer Gefährdung führt. In<br />
der häuslich-familiären Pflegesituation kann es zu starker Beastung der pflegenden Angehörigen durch<br />
gesteigerte Psychomotorik des Erkrankten kommen, was im Einzelfall und bei unzureichender Wirksamkeit<br />
anwendbarer psychosozialer Verfahren eine medikamentöse Behandlung erforderlich machen<br />
kann.<br />
Eine Post-hoc-Analyse von plazebo-kontrollierten RCTs zu Risperidon bei Demenzkranken mit mittlerer<br />
bis schwerer Demenz zeigte eine Wirksamkeit auf repetitive Bewegungen und scheinbar zielloses Umhergehen<br />
152 .<br />
61 Bei schwerer psychomotorischer Unruhe, die zu deutlicher Beeinträchtigung des Betroffenen<br />
und/oder der Pflegenden führt, kann ein zeitlich begrenzter Therapieversuch mit Risperidon<br />
empfohlen werden.<br />
Empfehlungsgrad C, Evidenzebene II<br />
Die Behandlung der psychomotorischen Unruhe bei Demenz mit Risperidon ist eine Off-label-Behandlung<br />
und die Schwierigkeit des Off-label-Gebrauchs ist adäquat zu berücksichtigen.<br />
3.3.3 Psychotische Symptome (Halluzination, Wahn)<br />
Halluzinationen und Wahn sind häufige Phänomene bei Demenz. Die Beeinträchtigung des Betroffenen<br />
entsteht häufig durch die damit ausgelösten Affekte, wie z.B. Angst oder Wut. Bevor eine medikamentöse<br />
Behandlung eingeleitet wird, soll die mögliche Induktion der psychotischen Symptome durch<br />
Medikamente oder andere Ursachen (z.B. Delir) geprüft werden.<br />
3.3.3.1 Antipsychotika<br />
Zur Behandlung von psychotischen Symptomen müssen gelegentlich Antipsychotika eingesetzt werden.<br />
Es sind auch hier Nebenwirkungen und Risiken gegenüber dem potenziellen Nutzen abzuwägen. Die<br />
Behandlung ist kurz zu halten, regelmäßig zu kontrollieren und in der niedrigsten möglichen Dosis<br />
durchzuführen (s. auch Abschnitt 3.2.3).<br />
3.3.3.1.1 Haloperidol<br />
Eine Dosierung von 2-3 mg Haloperidol zeigte sich einer Dosierung von 0,5-0,75 mg Haloperidol und<br />
Plazebo in der Behandlung von psychotischen Symptomen bei Alzheimer-Demenz Erkrankten<br />
überlegen. In dieser Dosierung traten bei 20% der Demenzkranken extrapyramidale Nebenwirkungen<br />
auf 153 .<br />
<strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> "<strong>Demenzen</strong>": <strong>Kurzversion</strong> (November 2009)<br />
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