S3-Leitlinie Demenzen (Kurzversion) - AWMF
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3. Therapie<br />
3.2.5 Generelle Aspekte zum Einsatz von Antidepressiva und Antikonvulsiva<br />
bei Demenzerkrankten<br />
Bezüglich der Anwendung von Antidepressiva und Antikonvulsiva existieren keine Hinweise für spezifische<br />
Nebenwirkungen bei Demenzkranken. Auf anticholinerge Nebenwirkungen und Sedierungspotential<br />
ist bei der Auswahl von Präparaten zu achten. Sedierende Medikamente erhöhen die Sturzgefahr<br />
und können die kognitive Leistung bei Patienten mit Demenz verschlechtern. Bei allen Substanzen<br />
wird generell zunächst eine niedrigere Dosierung gewählt als bei jüngeren Patienten.<br />
3.2.6 Pharmarmakologische Behandlung des Delirs<br />
Delirien stellen eine häufige, aber in vielen Fällen nicht erkannte Komplikation im Verlauf einer Demenz<br />
dar. Sie können hyperaktiv, hypoaktiv und in Mischformen auftreten. Massnahmen zur Prävention<br />
umfassen u.a. Vermeidung delirogener Medikamente, Sicherstellung ausreichender Flüssigkeitsaufnahme<br />
und Früherkennung von komorbiden Erkrankungen (z.B. Infektionen) 139 . Bei bestehendem Delir ist<br />
eine Behandlung des Auslösers erforderlich. Darüber hinaus ist ggf. eine symptomatische Behandlung<br />
des Delirs mit Antipsychotika notwendig 140, 141 .<br />
54 Nach diagnostischer Abklärung kann ein Delir bei Demenz mit Antipsychotika behandelt<br />
werden. Antipsychotika mit anticholinerger Nebenwirkung sollen vermieden werden.<br />
Empfehlungsgrad C, Expertenkonsens<br />
3.3 PHARMAKOLOGISCHE BEHANDLUNG EINZELNER PSYCHISCHER UND<br />
VERHALTENSSYMPTOME UND -SYMPTOMKOMPLEXE<br />
Im Folgenden orientiert sich die Darstellung der medikamentösen Behandlungsempfehlungen von<br />
psychischen und Verhaltenssymptomen im Wesentlichen an empirisch identifizierten Symptomclustern<br />
(affektive Symptome, Hyperaktivität, psychotische Symptome, Apathie)<br />
40 . Es werden<br />
Empfehlungen unterteilt nach Wirkstoffgruppen und einzelnen Substanzen gegeben .<br />
3.3.1 Affektive Symptome<br />
3.3.1.1 Depression<br />
Die depressive Episode im Rahmen der Demenz ist durch gedrückte Stimmung und weitere Symptome<br />
nach ICD-10 definiert. Antriebsstörungen können auch ohne gedrückte Stimmung bei Demenzkranken<br />
auftreten und werden dann eigenständig mit dem Begriff der Apathie bezeichnet 40 .<br />
55 Medikamentöse antidepressive Therapie bei Patienten mit Demenz und Depression ist wirksam<br />
und wird empfohlen. Bei der Ersteinstellung und Umstellung sollen trizyklische Antidepressiva<br />
aufgrund des Nebenwirkungsprofils nicht eingesetzt werden.<br />
Empfehlungsgrad B, Evidenzebene Ib<br />
3.3.1.2 Angst<br />
Angstsymptome, wie innere Anspannung, Befürchtungen und Nervosität, können bei Demenzkranken<br />
auftreten. Sie sind häufig, aber nicht immer, vergesellschaftet mit Symptomen einer Depression.<br />
Statement: Es existiert für die Therapie der Angst und Angststörung bei Patienten mit Demenz<br />
keine evidenzbasierte medikamentöse Behandlung.<br />
<strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> "<strong>Demenzen</strong>": <strong>Kurzversion</strong> (November 2009)<br />
Die "<strong>Leitlinie</strong>n" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte<br />
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