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S3-Leitlinie Demenzen (Kurzversion) - AWMF

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1. Methodik der <strong>Leitlinie</strong>nentwicklung<br />

1.3.2.6 Lewy-Körperchen-Demenz<br />

Die Lewy-Körperchen-Demenz (LKD) (Lewy Body Dementia, LBD) ist ohne syndromale Beschreibung<br />

in der ICD-10 benannt (G.31.82). Es liegen aber aktuelle, wissenschaftlich verwendete Konsensuskriterien<br />

für die LKD vor (Tabelle 5).<br />

Tabelle 5: Klinisch-diagnostische Konsensuskriterien der Lewy-Körperchen-Demenz (LKD)<br />

(nach McKeith et al. 2005 6 )<br />

I. Das zentrale Merkmal der LKD ist eine Demenz, die mit Funktionseinschränkungen im Alltag<br />

einhergeht. Die Gedächtnisfunktion ist beim Erkrankungsbeginn relativ gut erhalten. Aufmerksamkeitsstörungen,<br />

Beeinträchtigungen der exekutiven und visuoperzeptiven Funktionen sind häufig<br />

II.<br />

Kernmerkmale sind:<br />

• Fluktuation der Kognition, insbesondere der Aufmerksamkeit und Wachheit<br />

• Wiederkehrende ausgestaltete visuelle Halluzinationen<br />

• Parkinson-Symptome<br />

III. Stark hinweisende Merkmale sind:<br />

• Verhaltensstörungen im REM-Schlaf (Schreien, Sprechen, motorisches Ausagieren von Träumen)<br />

• Ausgeprägte Neuroleptikaüberempfindlichkeit<br />

• Verminderte dopaminerge Aktivität in den Basalganglien, dargestellt mit SPECT oder PET<br />

Für die Diagnose "mögliche" LKD muss das zentrale Merkmal zusammen mit einem Kernmerkmal<br />

vorkommen<br />

Wenn Kernmerkmale fehlen, genügt mindestens ein stark hinweisendes Merkmal für die Diagnose<br />

"mögliche" LKD<br />

Für die Diagnose "wahrscheinliche" LKD müssen mindestens zwei Kernmerkmale oder ein Kernmerkmal<br />

zusammen mit mindestens einem stark hinweisenden Merkmal erfüllt sein<br />

IV. Unterstützende Merkmale kommen häufig vor, haben aber zurzeit keine diagnostische Spezifität:<br />

wiederholte Stürze oder Synkopen, vorübergehende Bewusstseinsstörung, schwere autonome Dysfunktion<br />

(orthostatische Hypotension; Urininkontinenz), Halluzinationen in anderen Modalitäten, systematischer<br />

Wahn, Depression, Erhaltung des medialen Temporallappens (cCT, cMRT), verminderter Metabolismus,<br />

insbesondere im Okzipitallappen, pathologisches MIBG-SPECT des Myokards, verlangsamte EEG-<br />

Aktivität mit temporalen scharfen Wellen<br />

Gegen LKD sprechen:<br />

• Zerebrovaskuläre Läsionen in der cCT oder cMRT oder fokal-neurologische Symptome<br />

• Andere Erkrankungen, die das klinische Bild zureichend erklären können<br />

• Spontane Parkinson-Symptome, die ausschließlich bei schwerer Demenz auftreten<br />

1.3.3 Verlauf und Prognose von Demenzerkrankungen<br />

Alle neurodegenerativen Demenzerkrankungen (Alzheimer-Demenz, frontotemporale Demenz, Parkinson-Demenz,<br />

Lewy-Körperchen-Demenz) sind progressive Erkrankungen mit Verläufen über mehrere<br />

Jahre. Die Dauer der Erkrankungsverläufe ist sehr variabel. Die frontotemporale Demenz zeigt einen<br />

deutlich früheren Erkrankungsbeginn als die anderen genannten Erkrankungen.<br />

Da für keine der degenerativen Demenzerkrankungen eine Therapie zur Verminderung der Progression<br />

bzw. zur Heilung existiert, haben alle eine Prognose mit weitreichender Pflegebedürftigkeit und einer<br />

reduzierten Lebenserwartung.<br />

Bei der vaskulären Demenz sind auch stufenförmige Verläufe mit langen Phasen ohne Progredienz und<br />

Phasen leichter Besserung möglich.<br />

<strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> "<strong>Demenzen</strong>": <strong>Kurzversion</strong> (November 2009)<br />

Die "<strong>Leitlinie</strong>n" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte<br />

Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen. Sie beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen und in der Praxis bewährten Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in der Medizin, sollten aber auch<br />

ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die "<strong>Leitlinie</strong>n" sind für Ärzte rechtlich nicht bindend und haben daher weder<br />

haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.<br />

Die <strong>AWMF</strong> erfasst und publiziert die <strong>Leitlinie</strong>n der Fachgesellschaften mit größtmöglicher Sorgfalt - dennoch kann die<br />

<strong>AWMF</strong> für die Richtigkeit - insbesondere von Dosierungsangaben - keine Verantwortung übernehmen.

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