Deutsch - Über Heraeus
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Deutsch - Über Heraeus
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technology report<br />
<strong>Heraeus</strong> Technologiemagazin | ausgabE 4 | 2013 | www.heraeus.com<br />
Die Evolution<br />
der Innovation<br />
Forschung und<br />
Entwicklung bei <strong>Heraeus</strong>:<br />
Die Erfolgsgeschichte von<br />
<strong>Heraeus</strong> begann vor über<br />
160 Jahren in Hanau.<br />
> 24 Zehn Jahre<br />
Innovationen<br />
Der <strong>Heraeus</strong> Innovationspreis<br />
hat sich zu einer<br />
festen Institution<br />
innerhalb der <strong>Heraeus</strong><br />
Innovationskultur<br />
entwickelt.<br />
> 40<br />
Auch Gottesteilchen<br />
brauchen<br />
Ersatzteile<br />
<strong>Heraeus</strong> liefert wichtige<br />
Bauteile für den größten<br />
Teilchenbeschleuniger<br />
der Welt.<br />
> 4
Editorial<br />
Rolf Najork<br />
Jan Rinnert<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
für ein Technologieunternehmen wie <strong>Heraeus</strong> sind Innovationen<br />
ein wesentliches Element der Wachstumsstrategie. Unsere<br />
Innovationskultur zeichnet sich durch ihre internationale<br />
Ausrichtung, kreative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie<br />
eine ausgeprägte Kundenorientierung aus.<br />
<strong>Heraeus</strong> arbeitet mit anspruchsvollen Materialien wie<br />
Gold, Platin oder Quarzglas. Hinter dieser Werkstoffvielfalt<br />
stehen über 160 Jahre Erfahrung und Know-how<br />
im Umgang mit den außergewöhnlichen Eigenschaften<br />
dieser Werkstoffe. Unsere Entwicklerinnen und Entwickler<br />
arbeiten täglich daran, das Verständnis für diese Materialien<br />
zu erweitern und neue wettbewerbsfähige Produkte<br />
zu entwickeln. Die aktuell 5300 Patente, welche <strong>Heraeus</strong><br />
hält, sind ein Beleg dieser erfolgreichen Arbeit und für uns<br />
Ansporn für die Zukunft.<br />
Verkürzte Innovationszeiten, immer kürzere Produktlebenszyklen<br />
und die ständig wachsenden Anforderungen<br />
unserer Kunden machen es notwendig, neue Produkte<br />
immer schneller und zielgerichteter zu entwickeln. Hierbei<br />
berücksichtigen wir auch die sich rasch verändernden<br />
internationalen Märkte. Für uns bedeutet das: Wir arbeiten<br />
eng mit unseren Kunden zusammen und entwickeln passgenaue<br />
Lösungen, die ihnen einen echten Nutzen bringen.<br />
Da unsere Produkte oftmals am Anfang der Wertschöpfungsprozesse<br />
unserer Kunden eingesetzt werden, müssen<br />
wir die gesamte Wertschöpfung verstehen und im Auge<br />
behalten.<br />
wurden in den vergangenen zehn Jahren von <strong>Heraeus</strong><br />
Entwicklerteams weltweit für unseren Innovationspreis eingereicht,<br />
insgesamt 34 Produkte und Prozesse prämiert.<br />
Zahlreiche dieser Innovationen konnten sich in der Folge<br />
erfolgreich im Markt etablieren.<br />
<strong>Über</strong> einige Beispiele und viele weitere Themen aus der<br />
innovativen <strong>Heraeus</strong> Welt berichten wir in der vierten Ausgabe<br />
unseres Technologiemagazins. Wir möchten Ihnen<br />
mit dieser Ausgabe erneut einen Einblick in unser breites<br />
Produktspektrum und unser technologisches Know-how<br />
geben. Sie erfahren unter anderem, warum die Entdeckung<br />
der Higgs- oder Gottesteilchen Ersatzteile von <strong>Heraeus</strong><br />
benötigte, wieso Motorradkatalysatoren und Sensoren<br />
für Wärmemengenzähler China erobern und weshalb die<br />
Leiterbahnen auf Solarzellen immer dünner werden.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre des<br />
technology reports.<br />
Das hohe Innovations- und Entwicklungspotenzial im<br />
Unternehmen fördern wir intensiv, zum Beispiel mit dem<br />
<strong>Heraeus</strong> Innovationspreis. Diesen Preis vergeben wir seit<br />
2003 an herausragende Produkt- und Prozessinnovationen.<br />
Im Mittelpunkt steht dabei die Würdigung unserer<br />
Entwicklerinnen und Entwickler. <strong>Über</strong> 210 Innovationen<br />
Jan Rinnert<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der <strong>Heraeus</strong> Holding GmbH<br />
Rolf Najork<br />
Mitglied der Geschäftsführung<br />
der <strong>Heraeus</strong> Holding GmbH<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013
Inhalt<br />
technology report<br />
<strong>Heraeus</strong> Technologiemagazin | Ausgabe 4 | 2013<br />
8<br />
Strahlumformer macht Diodenlaser brillanter:<br />
Preisgekröntes Kernmaterial für Hochleistungsfaserlaser<br />
Industrie<br />
gemeinsam entwickelt von IPHT und <strong>Heraeus</strong><br />
Strahlumformer macht Diodenlaser brillanter<br />
8<br />
Platinsensoren go East<br />
14<br />
Flugzeuge sicherer fliegen lassen<br />
16<br />
„Blaulicht“ macht Holz dauerhaft schön<br />
18<br />
Energie und Umwelt<br />
Mit Silber Sonnenlicht effizienter nutzen<br />
10<br />
Blowing in the Wind<br />
34<br />
Blinde Passagiere an Bord<br />
36<br />
10<br />
Mit Silber Sonnenlicht effizienter nutzen:<br />
Silberhaltige Metallisierungspasten machen Solarzellen<br />
Motorradkatalysatoren für China<br />
38<br />
Materialien<br />
hocheffizient<br />
Auch Gottesteilchen brauchen Ersatzteile<br />
4<br />
Rotosil – ein einzigartiger Werkstoff<br />
20<br />
Forschung & Entwicklung<br />
Die Evolution der Innovation<br />
Materialien müssen verstanden werden<br />
<strong>Heraeus</strong> Innovationspreise 2012<br />
Zehn Jahre voller Innovationen<br />
Karriere bei einem Global Player<br />
24<br />
30<br />
40<br />
44<br />
46<br />
18<br />
„Blaulicht“ macht Holz dauerhaft schön:<br />
Innovative UV-Lichtquellen sparen Energie und Zeit in<br />
Beschichtungsprozessen<br />
Infection Management<br />
Gesundheit<br />
22<br />
Hätten Sie‘s gewusst?<br />
Meerwasser messen und analysieren<br />
48<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Heraeus</strong> Holding GmbH, Konzernkommunikation,<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12-14, 63450 Hanau, Internet: www.heraeus.com<br />
Redaktionsleitung: Dr. Jörg Wetterau,<br />
E-Mail: joerg.wetterau@heraeus.com, Tel.: +49(0)6181.35-5706<br />
Gastautoren dieser Ausgabe: Peter Bauer, Dr. Marie-Luise Bopp,<br />
Patrick Broscheit, Juliane Henze, Daniela Hornung, Dr. Andreas Langner,<br />
Guido Matthes, Lilian Winkler, Meike Zimni (alle <strong>Heraeus</strong>)<br />
Konzeption, Layout: Agentur Brinkmann, Krefeld<br />
Art Direction: Florian Funke, Agentur Brinkmann<br />
Produktion: David Leister, <strong>Heraeus</strong><br />
Fotos: Wolfgang Hartmann, <strong>Heraeus</strong><br />
(wenn nicht anders gekennzeichnet),<br />
Titelfoto: CMS-Detektor am LHC (©2008, CERN)<br />
Print<br />
Englische <strong>Über</strong>setzungen: Kocarek GmbH, Essen<br />
Druck: Schleunungdruck GmbH, Marktheidenfeld<br />
Gedruckt auf Circlesilk Premium White aus 100 % recycelten Fasern.<br />
technology report erscheint in den Sprachen <strong>Deutsch</strong> und Englisch.<br />
Nachdruck mit Quellenangabe erlaubt, um Belegexemplare wird gebeten.<br />
Die mit ® gekennzeichneten Produkte sind eingetragene Marken.<br />
Erschienen: Juli 2013<br />
kompensiert<br />
Id-Nr. 1329947<br />
www.bvdm-online.de<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013
Auch<br />
Gottesteilchen<br />
brauchen<br />
Ersatzteile<br />
<strong>Heraeus</strong> liefert wichtige Bauteile für den größten<br />
Teilchenbeschleuniger der Welt in Genf und leistet<br />
einen Beitrag zur Entdeckung der Higgs-Teilchen<br />
Das Kernforschungszentrum CERN (Conseil Européen<br />
pour la Recherche Nucléaire - Europäische Organisation<br />
für Kernforschung) in der Schweiz führt physikalische<br />
Grundlagenforschung durch. Eine wichtige<br />
Anlage dafür ist der größte und schnellste Teilchenbeschleuniger<br />
der Welt, der Large Hadron Collider<br />
(LHC), mit dem die Forscher unter anderem den Urknall<br />
simulieren. Im Sommer 2012 sorgten dort Physiker<br />
mit ihren Experimenten für weltweites Aufsehen,<br />
da sie Beweise für die so genannten „Gottesteilchen“<br />
(Higgs-Boson-Teilchen) entdeckten.<br />
4 technology report Ausgabe 4 | 2013
Materialien<br />
Dr. Richard Walter von <strong>Heraeus</strong> Precious Metals gewann in<br />
der Kategorie „Beste Produktinnovation“ für die Synthese<br />
von Platinoxalat, das in der chemischen Industrie<br />
als Katalysator-Vorstufe zur Herstellung großtechnischer<br />
Prozesskatalysatoren benötigt wird. Platinoxalat ist eine<br />
für <strong>Heraeus</strong> neue Edelmetallverbindung, die der Markt im<br />
technischen Maßstab bislang nicht kannte. Bei den besten<br />
Prozessinnovationen gab es gleich zwei Sieger. Dr. Jan<br />
Schapp, ebenfalls <strong>Heraeus</strong> Precious Metals, gewann für<br />
ein neues Recyclingverfahren für fluoridhaltige Katalysatoren<br />
und Produkte. Dr. Kyung Chung von <strong>Heraeus</strong> Materials<br />
Technology (USA) überzeugte mit einer kostenoptimierten<br />
Fertigung von Materialien auf der Basis von Metall-Oxid-<br />
Mischungen. Bei den Produkten belegten zwei weitere<br />
Innovationen gemeinsam den zweiten Platz: Komponenten<br />
für medizinische Implantate aus hartmagnetischen und<br />
biokompatiblen Edelmetall-Legierungen (Dr. Jörg-Martin<br />
Gebert, <strong>Heraeus</strong> Precious Metals) und die Beschichtung<br />
unzementierter Hüftgelenkprothesen mit Antibiotika, um<br />
so das Infektionsrisiko bei Gelenkimplantationen zu reduzieren<br />
(Dr. Ekaterini Copanaki, <strong>Heraeus</strong> Medical).<br />
<strong>Heraeus</strong> verlieh zum 10. Mal internen<br />
Innovationspreis<br />
Die Preisträger wurden im Rahmen einer Feierstunde von<br />
der <strong>Heraeus</strong> Geschäftsführung ausgezeichnet. „Innovationen<br />
sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Wachstumsstrategie.<br />
Mit dem Innovationspreis wollen wir die Innovationen<br />
als auch die Menschen dahinter in den Mittelpunkt<br />
der Firmenöffentlichkeit stellen. Und natürlich geht es uns<br />
auch darum, die Leistung der Entwickler entsprechend<br />
zu würdigen“, hebt Dr. Frank Heinricht, Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung <strong>Heraeus</strong> Holding, die Bedeutung des<br />
internen Wettbewerbs hervor. Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Dr. Jürgen <strong>Heraeus</strong>, Schirmherr der Veranstaltung, ist<br />
von den Innovationspreisträgern überzeugt: „Wir machen<br />
pfiffige Innovationen für technologisch sehr anspruchsvolle<br />
Nischen. Und viele unserer prämierten Produkte und Prozesse<br />
haben zu Verbesserungen bei Kunden geführt.“<br />
Einbau des CMS-Detektors am Teilchenbeschleuniger LHC Ende 2007 (Bildquelle: CERN)<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
5
Materialien<br />
Bildquelle: CERN<br />
Möglich gemacht hat diese bahnbrechende Entdeckung<br />
der „Gottesteilchen“ auch Hightech von <strong>Heraeus</strong>. Schon<br />
2005, beim Bau des LHC, lieferten die Materialspezialisten<br />
von <strong>Heraeus</strong> rund 70 Tonnen speziell walzplattierter<br />
Bänder mit Sägezahnprofil. Diese verwendeten die<br />
Wissenschaftler für die Teilchenstrahlführung der nur<br />
wenige Zentimeter durchmessenden Beschleunigungsrohre<br />
(kleinster Durchmesser: 45,4 Millimeter) des technisch<br />
anspruchsvollen Systems.<br />
In Kollisionsexperimenten in solchen Beschleunigungsröhren<br />
konnten die Forscher Spuren der Gottesteilchen nachweisen.<br />
Higgs-Teilchen sind dafür verantwortlich, dass<br />
Materie Masse hat und dass es das Universum überhaupt<br />
gibt. Für das angesehene Fachmagazin „Science“ war die<br />
Entdeckung des jahrzehntelang gesuchten Teilchens das<br />
wichtigste wissenschaftliche Ereignis im Jahr 2012, noch<br />
Materie, Masse und das Higgs-Teilchen<br />
Die Masse bezeichnet eine Eigenschaft von Materie und eine physikalische<br />
Grundgröße. Die Physik kennt zwölf Elementarteilchen, aus denen Materie<br />
aufgebaut ist. Gemäß dem aktuellen Standardmodell irren diese aber masselos durch<br />
den Raum. Nach dem schottischen Physiker Peter Higgs gibt es ein Feld, das alles<br />
durchdringt und den Teilchen ihre Masse verleiht. Vereinfacht kann man dies mit<br />
einer Geburtstagsparty vergleichen, bei der alle Gäste gleichmäßig über den Raum<br />
verteilt sind. Wenn der Jubilar<br />
den Raum betritt, versammelt<br />
sich sofort eine Schar<br />
Gratulanten um ihn – und<br />
geben ihm dadurch Masse.<br />
Das 2012 entdeckte Higgs-<br />
Teilchen soll die Ursache dafür<br />
sein, dass es das Universum<br />
überhaupt gibt – daher auch<br />
der Name „Gottesteilchen“.<br />
Bildquelle: CERN<br />
„Der gesamte Fertigungsprozess der<br />
Beschleunigungsröhren und der<br />
Ersatzteile ist sehr zeitintensiv und<br />
dauert Circa zwei Jahre.“<br />
Joachim-Franz Schmidt, Fertigungsleiter Walzwerk bei <strong>Heraeus</strong> in Hanau,<br />
mit dem Bauteil eines walzplattierten Bandes von <strong>Heraeus</strong> (rechts) und dem<br />
Beschleunigungsrohr für den Large Hadron Collider<br />
vor der präzisen Landung des Roboters „Curiosity“ auf<br />
dem Mars.<br />
Die Entdeckung der Higgs-Bosonen wäre aber fast an<br />
einem technischen Defekt gescheitert. 2008 sollte der<br />
Forschungsbetrieb am LHC starten, doch schon nach wenigen<br />
Tagen führte eine Beschädigung des Kühlsystems zu<br />
einem längeren Ausfall der hochkomplexen Anlage. Nach<br />
der mehrmonatigen Reparatur wurde allen Projektbeteiligten<br />
klar, dass bei einem erneuten Ausfall die Anlage wohl<br />
noch länger stillstehen würde – es waren nämlich keine<br />
weiteren Ersatzteile vorrätig. Deshalb erhielt <strong>Heraeus</strong> den<br />
Auftrag, gemeinsam mit anderen Firmen entsprechende<br />
Ersatzteile für die Beschleunigungsröhren zu fertigen.<br />
Lieferzeit beträgt zwei Jahre<br />
„Der gesamte Fertigungsprozess der Beschleunigungsröhren<br />
und der Ersatzteile ist sehr zeitintensiv und dauert<br />
circa zwei Jahre. Allein die Herstellung des Sonderstahls<br />
bei einem externen Spezialisten benötigte knapp zehn<br />
Monate“, erläutert Joachim-Franz Schmidt, Fertigungsleiter<br />
Walzwerk bei <strong>Heraeus</strong>, die Anforderung. Die Produktionsphase<br />
umfasste das Walzplattieren und hochgenaue<br />
Einbringen eines Sägezahnprofils in die Bänder, was<br />
weitere vier Monate in Anspruch nahm. Ende 2011 konnte<br />
diese Phase abgeschlossen werden. Anschließend wurden<br />
die Bänder nach speziellen Verarbeitungsschritten zu<br />
Rohren verarbeitet.<br />
„Die Walzplattierung des Bandes stellt nur eine der Besonderheiten<br />
dar, welche die Fertigung bei <strong>Heraeus</strong> mit sich<br />
brachte“, beschreibt Schmidt. „Auch das Sägezahnprofil<br />
ist recht exotisch und lässt sich nicht auf jeder x-beliebi<br />
6 technology report Ausgabe 4 | 2013
Large Hadron Collider<br />
Der „LHC Beam Screen“ beinhaltet unter anderem die Profilteile<br />
(walzplattierte Bänder mit speziellem Sägezahnprofil) von<br />
<strong>Heraeus</strong>. Diese verwenden die Wissenschaftler im Large Hadron<br />
Collider für die Teilchenstrahlführung der nur wenige Zentimeter<br />
durchmessenden Beschleunigungsrohre (kleinster Durchmesser:<br />
45,4 Millimeter). (Fotos rechts und links außen: CERN)<br />
Kühlrohr<br />
Sägezahnprofil<br />
Bildquelle: CERN<br />
Arbeiten unter Extrembedingungen<br />
Beschleunigungsrohr<br />
Schiebering<br />
Längsschweißnaht<br />
Pumpschlitze (dienen zum Erzeugen<br />
des Hochvakuums)<br />
Kupferschicht<br />
gen Maschine fertigen.“ Er erklärt die Besonderheit: „Das<br />
Sägezahnprofil wird durch Rollen hergestellt. Zwar wäre<br />
es auch möglich, das Profil zu stanzen, aber das dafür<br />
benötigte Werkzeug wäre nicht nur sehr komplex im Aufbau,<br />
sondern auch sehr teuer. Die stattdessen eingesetzte<br />
Rolle verfügt über eine vergleichsweise einfache Struktur,<br />
bei der es ‚nur‘ darauf ankommt, das Profil hoch- und<br />
toleranzgenau zu schleifen. Aber gerade die Fertigung<br />
sehr komplexer Strukturen und Formen ist Teil unserer<br />
täglichen Arbeit.“<br />
Möglicherweise hat dieses Hightech-Material entscheidend<br />
dazu beigetragen, dass im LHC die letzten Geheimnisse<br />
der Entstehung des Universums gelüftet wurden. Denn<br />
das nun entdeckte, nach dem schottischen Physiker Peter<br />
Higgs benannte „Gottesteilchen“ soll die Ursache dafür<br />
sein, dass es das Weltall überhaupt gibt.<br />
Guido Matthes, Dr. Jörg Wetterau<br />
Der Large Hadron Collider (LHC) gilt als größte Maschine, die Menschen je<br />
geschaffen haben. Im 100 Meter unter der Erde liegenden und 27 Kilometer<br />
langen, ringförmig angeordneten LHC werden geladene Teilchen (Protonen<br />
und Ionen) durch sehr starke elektrische Felder fast auf Lichtgeschwindigkeit<br />
beschleunigt und zur Kollision gebracht – mit der zehnfachen Energie bisheriger<br />
Anlagen. Dabei entstehen für kurze Momente Teilchen, wie sie auch am Beginn<br />
des Urknalls stehen könnten. Die beim Teilchenzerfall freigesetzte Strahlung<br />
kann mit hochempfindlichen Detektoren erfasst und ausgewertet werden. Um die<br />
Teilchen in den Beschleunigungsröhren in die richtige Spur zu lenken, werden<br />
sie im Vakuum bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt von zahllosen<br />
supraleitenden Magneten gelenkt.<br />
Die extremen Bedingungen stellen an die Materialien, die zur Herstellung<br />
der Röhren eingesetzt werden, besondere Anforderungen. Die walzplattierten<br />
Bänder müssen auch bei minus 270 °C – der Betriebstemperatur des LHC<br />
– ihre besonderen magnetischen Eigenschaften und mechanische Stabilität<br />
beibehalten. Der speziell hergestellte Sonderstahl wurde von <strong>Heraeus</strong> mit einer<br />
hauchdünnen Kupferschicht von nur wenigen Mikrometern Dicke plattiert<br />
und gleichzeitig mithilfe einer Profilanlage mit einem Sägezahn-Spezialprofil<br />
versehen. Die Sägezähne dienen der Reflexion der bei den späteren Experimenten<br />
aus der Teilchenkollision freigesetzten Strahlung. Jede Abweichung in der<br />
Sägezahngeometrie könnte den Reflexionswinkel verändern und damit zu<br />
fehlerhaften Messergebnissen führen.<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Joachim-Franz Schmidt<br />
<strong>Heraeus</strong> Materials Technology GmbH & Co. KG<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12-14, 63450 Hanau<br />
Tel.: +49(0)6181.35-5198<br />
E-Mail: joachim-franz.schmidt@heraeus.com<br />
www.heraeus-materials-technology.de<br />
Der Large Hadron Collider gilt als größte Maschine, die Menschen je<br />
geschaffen haben (Foto/Grafik: CERN)<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
7
Industrie<br />
Strahlumformer macht<br />
Diodenlaser brillanter<br />
Preisgekröntes Kernmaterial für Hochleistungsfaserlaser entstand<br />
in gemeinsamer Entwicklung zwischen IPHT und <strong>Heraeus</strong> – einzelne<br />
Faser erzeugt erstmals fünf Kilowatt Laserleistung<br />
Hochleistungsfaserlaser sind aus der Materialbearbeitung<br />
und industriellen Fertigungstechnik nicht mehr wegzudenken.<br />
Faserlaser werden zum Beispiel in der Automobilindustrie<br />
zum Schneiden, Schweißen oder Bohren von<br />
mehreren Millimeter dicken Metallblechen eingesetzt.<br />
Weltweit wird intensiv daran geforscht, die eingesetzten<br />
Lasersysteme zu verbessern und die Leistungsfähigkeit der<br />
Laser zu steigern. Einer Forschergruppe am Institut für<br />
Photonische Technologien (IPHT) in Jena ist gemeinsam<br />
mit <strong>Heraeus</strong> ein Durchbruch in der Entwicklung eines<br />
neuartigen Kernmaterials für Laserfasern gelungen. Damit<br />
können erstmals Multikilowatt-Faserlaser gebaut werden,<br />
die aus nur einer einzigen Glasfaser mehr als fünf Kilowatt<br />
Laserleistung erzeugen.<br />
„Bei der Herstellung von XLMA-Laserfasern stößt das konventionelle<br />
Fertigungsverfahren, das Modified Chemical<br />
Vapor-Deposition-Verfahren, kurz MCVD, schnell an seine<br />
Grenzen, da die notwendigen großen aktiven Kerndurchmesser<br />
nicht in ausreichend guter Qualität und Homogenität<br />
realisierbar sind“, sagt Dr. Gerhard Schötz, General<br />
Manager Specialty Fiber Optics bei <strong>Heraeus</strong> Quarzglas.<br />
Neues Verfahren ermöglicht komplexe Faserdesigns<br />
Üblicherweise werden Glasfasern aus einer Vorform gezogen,<br />
die bereits alle Eigenschaften der späteren Faser besitzt.<br />
„Die Evolutionsstufe gegenüber bisherigen Verfahren<br />
beruht darauf, dass wir den laseraktiven Kern dieser Vor<br />
Dieser Erfolg basiert auf der engen Kooperation zwischen<br />
Experten des IPHT und von <strong>Heraeus</strong> auf dem Gebiet der<br />
synthetischen Quarzgläser. Die Faseroptikgruppe des<br />
IPHT hat gemeinsam mit <strong>Heraeus</strong> Quarzglas im Rahmen<br />
eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
seit 2008 geförderten Projekts das so genannte<br />
Reaktiv-Pulver-Sinterverfahren entwickelt. Mit diesem<br />
neuen Verfahren ist es erstmalig möglich, sehr homogene,<br />
laseraktiv dotierte Quarzgläser in größerem Maßstab<br />
herzustellen. Die einzigartige Homogenität und Chargengröße<br />
dieser Gläser erlauben neuartige Faserdesigns wie<br />
Multikernfasern mit mehreren laseraktiven Kernen in einer<br />
Faser oder Extra-Large-Mode-Area-Fasern (kurz XLMA) für<br />
Lasersysteme, bei denen eine Faser mit einem sehr großen<br />
Einzelkern zum Einsatz kommt. Hierbei wird die gesamte<br />
Leistung von über fünf Kilowatt kostengünstig in einer<br />
einzigen 1,2 Millimeter dicken Quarzglasfaser mit einem<br />
laseraktiven Faserkern von 50 bis 100 Mikrometer Durchmesser<br />
generiert. Bisher waren solche Hochleistungsfaser-<br />
Lasersysteme nur durch eine sehr aufwändige, teure und<br />
störanfällige Kopplung mehrerer Einzelfasern möglich.<br />
Neue LaserfaserGeneration durch<br />
PulverSinterverfahren<br />
Ursprünglich fanden Faserlaser bzw. Faserverstärker im Bereich<br />
der Telekommunikation zur Datenübertragung Verwendung, um<br />
die in Glasfasern übermittelten Lichtsignale zu verstärken und<br />
so die optische Datenübertragung über größere Distanzen zu<br />
ermöglichen. Seit diesen Anfängen in den 1990er-Jahren<br />
wurde die Leistungsfähigkeit von Faserlasern erheblich verbessert<br />
und von niedrigen Ausgangsleistungen im Wattbereich bis<br />
heute in den Multikilowattbereich gesteigert. Der Faserlaser<br />
verdrängt im Automobil- und Schiffbau zunehmend etablierte<br />
Lasersysteme wie CO 2 -Laser, Stablaser oder Direktdiodenlaser.<br />
Ein technischer Vorteil des Faserlasers ist seine hohe Effizienz<br />
in Kombination mit der brillanten Strahlqualität. Dies führt zu<br />
höheren Leistungsdichten im Strahlfokus bzw. spart Energie,<br />
wenn vergleichbare Leistungsdichten eingesetzt werden. Ein<br />
weiterer Pluspunkt ist seine robuste Bauweise, die ihn unempfindlich<br />
gegenüber äußeren mechanischen Störungen macht.<br />
8 technology report Ausgabe 4 | 2013
Schematische Darstellung eines<br />
FaserlaserAufbaus<br />
Das Licht einer Pumplaserdiode mit schlechter<br />
Strahlqualität wird in die laseraktive Faser eingekoppelt<br />
und in der Faser geführt. Dabei wird der laseraktive<br />
Faserkern angeregt und emittiert Faserlaserstrahlung<br />
mit hervorragender Strahlqualität.<br />
LASERSYSTEM<br />
Pumplichtquelle<br />
Linsen<br />
dichroitischer<br />
Spiegel<br />
Yb-dotierte<br />
Laserfaser<br />
Pumplicht<br />
Anregung des<br />
aktiven Faserkerns<br />
laseraktive Faser<br />
Laseremission<br />
Pumpmantel<br />
Lichtführung und Einkopplung<br />
des Pumplichts in den<br />
laseraktiven Kern<br />
laseraktiver Kern<br />
seltenerddotiertes<br />
synthetisches Quarzglas<br />
Außenmantel<br />
XLMA-Laserfaservorform: Im Zentrum erkennt man den seltenerddotierten Faserkern,<br />
hergestellt nach dem neuen Reaktiv-Pulver-Sinterverfahren. Eine solche Vorform<br />
hat typischerweise einen Durchmesser von 25 mm und eine Länge zwischen<br />
500 und 1300 mm.<br />
form nun über eine Pulver-Sinter-Technologie herstellen“,<br />
beschreibt Gerhard Schötz. „Bei dem Verfahren stellen wir<br />
in mehreren Prozessschritten ein hochreines synthetisches<br />
Granulat her. Dieses wird dann zu Stäben und später zu<br />
Laserfasern weiterverarbeitet. Erst mit diesem neuen Verfahren<br />
sind neuartige komplexe Faserdesigns mit großem<br />
laseraktivem Kernvolumen überhaupt realisierbar.“<br />
Dr. Schötz weiter: „Die Besonderheit an einem Faserlaser<br />
besteht darin, dass hier das laseraktive Medium in einer<br />
mehrere Meter langen Faser enthalten ist. Dadurch kann<br />
der Faserlaser im Vergleich zu anderen Lasertypen sehr<br />
gut gekühlt werden, was wiederum thermische Linseneffekte<br />
unterbindet, die sonst die Strahlqualität verschlechtern.<br />
Letztlich ist der Faserlaser nichts anderes als ein<br />
Strahlumformer für den Diodenlaser. Dieser Konverter<br />
verbessert die Strahlqualität erheblich, wodurch sich der<br />
Laserstrahl am Werkstück feiner fokussieren lässt.“<br />
Preisgekrönte Forschungsergebnisse<br />
Die nächsten Entwicklungsschritte bei <strong>Heraeus</strong> sehen vor,<br />
das laseraktive dotierte Quarzglas bei noch höheren Leistungen<br />
zu testen und beispielsweise für gepulste Laseranwendungen<br />
weiterzuentwickeln. „<strong>Heraeus</strong> verbindet seit<br />
mehr als 20 Jahren eine enge Zusammenarbeit mit dem<br />
IPHT bei Forschungsthemen im Bereich optischer Materialien.<br />
Die Entwicklung des Reaktiv-Pulver-Sinterverfahrens<br />
ist ein anschauliches Beispiel für die herausragende Kooperation<br />
und steht stellvertretend für viele gemeinsame<br />
Entwicklungen“, ist Schötz stolz auf die preisgekrönten<br />
Forschungsergebnisse. 2011 wurde die Forschergruppe<br />
vom IPHT mit dem Thüringischen Forschungspreis für die<br />
beste Arbeit für angewandte Forschung ausgezeichnet.<br />
Das gemeinsam entwickelte Fasermaterial wird durch<br />
<strong>Heraeus</strong> erfolgreich vermarktet.<br />
Peter Bauer, Dr. Andreas Langner<br />
Dadurch sind präzisere Materialbearbeitungen möglich<br />
und die Effizienz des Lasers steigt, da man höhere<br />
Leistungsdichten im Fokus des Laserstrahls erzielt.<br />
Zudem ermöglicht die verbesserte Strahlqualität größere<br />
Arbeitsabstände bei der Materialbearbeitung. Aufgrund<br />
des größeren Arbeitsabstands werden die Optiken der<br />
Laserbearbeitungsköpfe besser vor Verunreinigungen durch<br />
vom Werkstück abgetragenes Material geschützt.<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Dr. Gerhard Schötz<br />
Specialty Fiber Optics<br />
<strong>Heraeus</strong> Quarzglas GmbH & Co. KG<br />
Quarzstr. 8, 63450 Hanau<br />
Tel.: + 49 (0) 6181.35-6410<br />
E-Mail: gerhard.schoetz@heraeus.com<br />
www.heraeus-quarzglas.com<br />
9
Zäh flieSSt eine graue sich wellende<br />
Masse in einen Walzenstuhl, wird darin<br />
homogen gewalzt und fällt schwer<br />
von der Walze in einen Edelstahlbehälter.<br />
Danach wird die Paste in weiSSe<br />
Plastikdöschen abgefüllt, versiegelt<br />
und an Solarzellenhersteller in alle<br />
Welt verschickt. Eine kleine Dose<br />
wiegt rund zwei Kilogramm, denn die<br />
unscheinbare graue Masse darin ist<br />
durch den Silberanteil sehr dicht.<br />
Alle Fotos dieser Seite: Bert Bostelmann/photon-pictures.com<br />
10 technology report Ausgabe 4 | 2013
ENERGIE UND UMWELT<br />
Mit Silber<br />
Sonnenlicht<br />
effizienter<br />
nutzen<br />
Silberhaltige Metallisierungspasten machen<br />
Solarzellen hocheffizient – <strong>Heraeus</strong> ist mit<br />
Entwicklungszentren in Asien, Europa und den<br />
USA am Puls der Photovoltaik industrie<br />
Sonnenlicht in Strom umzuwandeln bleibt ein Zukunftsmarkt mit hohem Wachstumspotenzial.<br />
Nach einer Studie des DG Joint Research Centre der Europäischen<br />
Kommission wurden bei der Verbreitung der Photovoltaik große Fortschritte erzielt,<br />
vor allem in Europa mit geschätzten Installationen von rund 14 Gigawatt pro Jahr. Bis<br />
2020 soll eine installierte Photovoltaikleistung von 100 Gigawatt allein in Europa erreicht<br />
werden. Weltweit wurde diese Marke laut einer Studie der European Photovoltaic<br />
Industry Association (EPIA) bereits 2012 übertroffen. Ziel ist es, aus Sonnenlicht<br />
möglichst viel Strom herzustellen.<br />
Silberhaltige Metallisierungspasten von <strong>Heraeus</strong> tragen in diesem Zusammenhang<br />
zur Verbesserung des Wirkungsgrads von Silizium solarzellen bei. Anforderungen an<br />
die zukünftige Pastengeneration sind hohe Effizienz bei geringem Verbrauch und<br />
Silbergehalt. Die Silberpasten werden standardmäßig im Siebdruckverfahren auf die<br />
Solarzelle aufgebracht und getrocknet. Anschließend werden die Zellen in einem<br />
Hochtemperaturprozess gesintert, um eine leitfähige Verbindung mit dem Emitter<br />
herzustellen. Im Anschluss an diese Produktionsschritte werden die fertigen Zellen<br />
getestet und nach erfolgreicher Prüfung zu Modulen weiterverarbeitet.<br />
Aus den Silberpasten entstehen sehr feine, hochleitfähige Kontaktbahnen auf den<br />
tiefblauen Solarzellen. Diese dienen dazu, den Wafer elektrisch zu kontaktieren. Leistungsfähige<br />
Leitpasten stellen sicher, dass die gewonnene Sonnenenergie optimal<br />
genutzt wird. <strong>Heraeus</strong> entwickelt und vertreibt Pasten für konventionelle Solarzellen<br />
(zur Vorder- und Rückseitenmetallisierung) und für neue Zelldesigns (wie etwa<br />
N-Type-, PERC- und MWT-Zellen) sowie Pasten für Niedertemperaturanwendungen.<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
11
2009<br />
130µm<br />
Sol9117<br />
„Unsere neu eingeführten<br />
Metallisierungspasten der SOL9610<br />
Serie zur Frontseitenkontaktierung<br />
ermöglichen die Herstellung<br />
hocheffizienter kristalliner<br />
SolarZellen. Sie sind optimiert<br />
für die Produktion bei hohem<br />
Durchsatz und geringen Kosten.<br />
Seit 2009 konnten wir mit diesen<br />
innovativen Rezepturen die Breite<br />
der Kontaktlinien von 130 auf unter<br />
50 Mikrometer reduzieren.“<br />
Dr. Arno Stassen, Staff Technologist der Business Unit Photovoltaics<br />
2013<br />
>50µm<br />
SOL9610A<br />
Carsten Mohr, Leiter der Business Unit Photovoltaics<br />
Europe, erklärt die prinzipielle Formulierung von Silberleitpasten:<br />
„Die Pasten bestehen aus Silberpulver,<br />
organischen Trägersubstanzen, weiteren Zuschlagstoffen<br />
und Gläsern. Für all diese Rohstoffe sind Wissen und<br />
Kompetenz im Konzern vorhanden – das hat die Entwicklung<br />
entscheidend geprägt. Die Silberpaste sorgt innerhalb<br />
der Solarzelle für einen effizienteren Kontakt zwischen<br />
Wafer und stromführendem Leiter.“ Entwickelt hat sich<br />
das Solarpastengeschäft aus dem seit mehr als 40 Jahren<br />
bestehenden Geschäft mit Leitpasten für elektronische<br />
Schaltgeräte. Seit 2008 hat sich die Geschäftseinheit zu<br />
einem Weltmarktführer entwickelt.<br />
Weltweit ist rund ein Drittel der Mitarbeiter in Entwicklung<br />
und Anwendungstechnik tätig. „Wir entwickeln immer<br />
neue Rezepturen, um die Kontaktierung der Solarzellen<br />
und damit deren Effizienz zu steigern. Die Hauptanforderung<br />
unserer Kunden besteht darin, durch günstigere<br />
Materialien und geringeren Silberverbrauch die Kosten pro<br />
Watt Solarstrom zu senken“, sagt Carsten Mohr.<br />
Physiker, Halbleitertechnologen und Glaskeramikfachleute<br />
bilden in internationalen Teams den Prozess von<br />
der Entwicklung neuer Rezepturen bis zum Bedrucken<br />
verschiedener Solarzellentypen ab, so auch in Singapur.<br />
Ziel beim Druck ist es, möglichst schmale, hohe und im<br />
Profil gleichmäßige Silberleitbahnen zu erzeugen. So wird<br />
weniger Fläche der Solarzelle durch Leitbahnen verdeckt,<br />
wodurch mehr Sonnenlicht auftreffen kann. „Der Markt<br />
schläft nicht, stetig weiter verbesserte Siliziumsolarzellen<br />
benötigen angepasste Silberpasten. Der Innovationsdruck<br />
ist sehr hoch, die Halbwertszeit neuer Pasten gering und<br />
jeder Kunde, jede Solarzelle stellt andere Ansprüche“,<br />
erläutert Dr. Arno Stassen, Staff Technologist der Business<br />
Unit Photovoltics, tätig am Standort Singapur. Eine wichtige<br />
Anforderung ist, ob sich mit den Pasten eine hervorragende<br />
„Aspect Ratio“ erzielen lässt – also ein optimiertes<br />
Verhältnis von Breite zu Höhe der feinen Leiterbahnen.<br />
Jedes innovative Zelldesign benötigt andere Pasten<br />
Technologie und Material sind die Schlüssel zum Erfolg<br />
für die Effizienzsteigerung von Siliziumsolarzellen. Eine<br />
aktuelle Technologie ist zum Beispiel das MWT-PERC-<br />
Konzept mit Wirkungsgraden von über 20 Prozent.<br />
Für dieses kombinierte Solarzellenkonzept (MWT- und<br />
PERC-Technologie) hat <strong>Heraeus</strong> in einem gemeinsamen<br />
Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer-Institut für Solare<br />
Energiesysteme ISE eine MWT-Paste für die Durchkon<br />
Silberleitbahnen auf Solarzellen werden immer schmaler<br />
Internationale Entwicklerteams optimieren Leitpasten<br />
Die Photovoltaikindustrie konnte über die letzten Jahre<br />
ein starkes Wachstum verzeichnen. Dabei hat sich der<br />
Markt strukturell und regional stark verändert. Während<br />
seit 2011 nahezu alle deutschen Solarfirmen aufgrund<br />
des enormen Kostendrucks Insolvenz anmelden mussten,<br />
wird der größte Anteil an Solarzellen mittlerweile in Asien<br />
produziert. Dies bedeutet für <strong>Heraeus</strong>, dort zu sein, wo<br />
die Kunden produzieren. International ist die Business<br />
Unit Photovoltaics mit Full Service Sites (Entwicklung,<br />
Produktion, Technischer Service) in Hanau, Singapur und<br />
den USA vertreten. Schanghai und Taiwan sind weitere<br />
Produktionsstandorte, jeweils mit technischem Service.<br />
Seit der Akquisition des Pastengeschäfts der Ferro Corporation<br />
im Februar 2013 bietet der Bereich seinen Kunden<br />
auch in Japan technischen Service.<br />
12 technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
Foto: Bert Bostelmann/photon-pictures.com
Funktionsprinzip einer Silizium-basierten Solarzelle<br />
An der Grenzschicht zwischen positiv (p-Typ) und negativ<br />
(n-Typ) dotiertem Silizium entsteht durch Sonneneinstrahlung<br />
elektrische Ladung. Die so erzeugten Ladungsträger<br />
Verbraucher<br />
Sonnenlicht<br />
werden durch den pn-<strong>Über</strong>gang getrennt und können an<br />
Strom<br />
der Oberfläche abgegriffen werden:<br />
• Auf der Vorderseite bestehen die<br />
Sammelkontakte aus Silberpaste<br />
Photonen<br />
• Silber- und Aluminiumpasten<br />
werden für die Kontakte auf<br />
n-dotiertes Silizium<br />
der Rückseite verwendet<br />
pn-<strong>Über</strong>gang<br />
p-dotiertes Silizium<br />
Mehr Informationen:<br />
• www.pvsilverpaste.com<br />
(Webadresse des Bereichs Photovoltaics)<br />
• www.heraeus-photovoltaics.com<br />
(Hier informiert der <strong>Heraeus</strong> Konzern über<br />
sämtliche Leistungen für die Photovoltaikindustrie.)<br />
Elektronenfluss<br />
Löcherstrom<br />
ENERGIE UND UMWELT<br />
taktierung der Löcher entwickelt. Durch die Verwendung<br />
dieser Paste in Kombination mit einer Vorderseitenpaste<br />
ist <strong>Heraeus</strong> maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt.<br />
Bei der MWT-PERC-Solarzelle handelt es sich um eine<br />
kristalline Solarzelle. MWT steht für „Metal Wrap Through“<br />
und bedeutet, dass die Busbars (Sammelschienen) der<br />
Vorderseitenkontakte der Zelle auf die Rückseite verlagert<br />
sind. Im Gegensatz zu konventionellen Zellentypen wird die<br />
Verschattung auf der Vorderseite verringert und mehr Licht<br />
kann auf die Zelle treffen. Die Effizienz erhöht sich – und<br />
dies ganz ohne zusätzlichen Materialaufwand. PERC steht<br />
für „Passivated Emitter and Rear Cell“. Die Rückseite<br />
der Zelle ist hier so beschaffen, dass auftreffendes Licht<br />
gespiegelt und zum Wafer zurück reflektiert wird. So kann<br />
zusätzliche Energie nutzbar gemacht werden.<br />
<strong>Heraeus</strong> Produkte<br />
für die Photovoltaik<br />
Maschinen- und Anlagenbau:<br />
• Infrarot-Strahler für Sinterprozesse<br />
• Quarzträger für Wafer<br />
Verbrauchsmaterialien:<br />
• Sputter-Targets für Dünnfilmzellen<br />
• Ruthen-Lösungen für organische Zellen<br />
• Silberhaltige Metallisierungspasten für Solarzellen<br />
Antworten auf steigenden Kostendruck<br />
Warum wird Silber für die Metallisierung von Solarzellen<br />
genutzt? Silber ist extrem leitfähig, besonders korrosionsbeständig,<br />
gut lötbar und langzeitstabil. Das ist wichtig,<br />
denn Solarzellen haben eine Lebensdauer von bis zu 30<br />
Jahren, teilweise sogar länger. Dem gegenüber steht der<br />
hohe Preis, welcher Silberleitpasten zu einem bedeutenden<br />
Kostenfaktor für Solarzellenhersteller macht.<br />
Um dem Kostenfaktor Silber zu begegnen, gilt es, Einsparungspotenziale<br />
in der Herstellung von Photovoltaikzellen<br />
zu nutzen. Diese liegen vor allem in den Bereichen neuer<br />
Solarzellenkonzepte und Optimierung des Siebdrucks bzw.<br />
Anwendung neuer Drucktechniken wie etwa Dispensen<br />
oder Extrusion. Seit 2010 konnte der Silberverbrauch pro<br />
Zelle von 0,3 auf 0,2 Gramm vermindert werden. Experten<br />
halten bis zum Jahr 2020 eine weitere Reduzierung auf<br />
unter 0,05 Gramm Silber pro Zelle für möglich. „Nach<br />
heutigem Stand ist es nicht denkbar, das Edelmetall Silber<br />
zu ersetzen, denn kein anderes Material wird der Anforderung<br />
‚Kosten in Relation zu Performance‘ vergleichbar<br />
gerecht. Ebenso ist Silber hervorragend für eine hohe<br />
Prozessstabilität“, zeigt sich Dr. Arno Stassen überzeugt.<br />
In absehbarer Zukunft scheint somit ein vollständiger<br />
Ersatz von Silber, etwa durch Kupfer, nicht möglich.<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
Dennoch wird weltweit nach alternativen Materialien geforscht.<br />
Die <strong>Heraeus</strong> Photovoltaikexperten sind auch dabei<br />
am Puls der Photovoltaikindustrie und in verschiedenen<br />
Projekten involviert, welche an Methoden für die Substituierung<br />
von Silber arbeiten.<br />
Dr. Jörg Wetterau<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Carsten Mohr<br />
Manager Photovoltaics Business Unit Europa<br />
<strong>Heraeus</strong> Precious Metals GmbH & Co. KG<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12-14, 63450 Hanau<br />
Tel.: +49(0)6181.35-3730<br />
E-Mail: carsten.mohr@heraeus.com<br />
www.pvsilverpaste.com<br />
Foto: Bert Bostelmann/photon-pictures.com<br />
13
Industrie<br />
Platinsensoren go East<br />
<strong>Heraeus</strong> entwickelt neue Temperatursensoren<br />
für den chinesischen Markt<br />
Experten gehen von über 400 Millionen Haushalten in China aus. In der Gesellschaft entwickelt sich eine konsumfähige<br />
Mittelschicht mit steigenden Ansprüchen an Komfort und einem wachsenden Energiebedarf. So verdoppelte sich der Energieverbrauch<br />
Chinas seit der Jahrtausendwende und übertraf im Jahr 2010 erstmals den der USA. Um beispielsweise den<br />
Heizenergieverbrauch sicher und zuverlässig zu ermitteln, werden Wärmemengenzähler in großer Zahl gebraucht. <strong>Heraeus</strong><br />
entwickelte für diese Wärmemengenzähler hochstabile und präzise Platintemperatursensoren.<br />
Die Durchsetzung von Energiesparmaßnahmen gilt als<br />
eine der größten Herausforderungen Chinas. So hat die<br />
chinesische Regierung Energiesparen auf die Agenda<br />
gesetzt, mit dem Ziel, den Energieverbrauch der Haushalte<br />
exakt zu erfassen. Bereits Ende der 1990er-Jahre wurde<br />
nach europäischem Vorbild die Heizkostenabrechnung<br />
nach tatsächlichem Verbrauch eingeführt. In den hierfür<br />
genutzten Wärmemengenzählern sind hochsensible<br />
Platintemperatursensoren in Dünnschichttechnologie von<br />
<strong>Heraeus</strong> im Einsatz. Das Prinzip der Wärmemengenzählung<br />
ist einfach: Jeweils ein Temperatursensor misst die<br />
Zu- und Rücklauftemperatur im Heizkreis. Zusammen mit<br />
dem Volumenstrom liefert die Temperaturdifferenz den<br />
Wärmeverbrauch. Das eingesetzte Sensorpaar darf dabei<br />
nur maximal 0,1 Grad Kelvin voneinander abweichen.<br />
Da alle Wärmemengenmessgeräte geeicht sind, müssen<br />
die Sensoren nach fünf Jahren Betriebszeit ausgebaut<br />
und rekalibriert oder ausgetauscht werden. „Obwohl die<br />
Platinsensoren über eine ausreichende Langzeitstabilität<br />
verfügen, sind diese Eichintervalle fest vorgeschrieben“,<br />
erklärt Gernot Hacker, Spezialist für Wärmemengenmessung<br />
bei <strong>Heraeus</strong>, die gesetzlichen Vorgaben. Die sichere<br />
und effiziente Herstellung solcher eichfähigen Systeme in<br />
Millionenstückzahlen erfordert einen hohen Automationsgrad.<br />
Tatsächlich erinnern die Produktionseinrichtungen<br />
bei <strong>Heraeus</strong> an die Bedingungen in der Halbleiterindustrie.<br />
Auch hier wird in Reinräumen produziert, in denen<br />
der Staubanteil der Luft auf nur wenige Partikel pro<br />
Kubikmeter reduziert ist.<br />
Doch vor der erfolgreichen Markteinführung der neuen<br />
Sensoren in China war zunächst Entwicklerfleiß gefragt.<br />
„Denn es zeigte sich, dass für diesen Markt eine spezifisch<br />
zugeschnittene Variante des Standardsensors – unseres<br />
Pt-1000 – erforderlich ist“, erläutert Hacker.<br />
Höchste Qualitätsanforderungen – neue Bauform<br />
Höchste Qualitätsanforderungen bei extrem hohen<br />
Stückzahlen und großem Kostendruck bildeten hier den<br />
Entwicklungsrahmen. Die neue Bauform des Temperaturfühlers<br />
nutzt die Vorteile einer zweiseitig beschichteten,<br />
durchkontaktierten Trägerplatine. Was auf den ersten Blick<br />
zwar teurer als eine einseitig beschichtete Platine<br />
14 technology report Ausgabe 4 | 2013
Lange Tradition: Platinsensoren zur<br />
Temperaturmessung<br />
Schematisches Schnittbild des<br />
<strong>Heraeus</strong> Sensors Pt-1000<br />
Die Geburtsstunde der modernen<br />
Temperaturmesstechnik liegt über<br />
100 Jahre zurück: Am 1. Juli 1906<br />
ließ <strong>Heraeus</strong> ein „Elektrisches Widerstandsthermometer<br />
aus Platindraht“<br />
vom Kaiserlichen Patentamt des<br />
<strong>Deutsch</strong>en Reiches patentieren.<br />
Heute entwickeln und produzieren<br />
die Sensorspezialisten von <strong>Heraeus</strong><br />
Millionen von kundenspezifischen<br />
Komponenten in Platin-Dünnschichttechnik.<br />
erscheint, bringt im Gesamtsystem aus Platinsensor<br />
und fertig gehäustem Temperaturfühler entscheidende<br />
Kostenvorteile. Dazu gesellt sich ein erhebliches Plus an<br />
Messsicherheit.<br />
Ein Blick auf den Aufbau des Temperaturfühlers macht<br />
diese Vorteile deutlich: Die komplette Einheit besteht aus<br />
einem Platinsensor, der auf einer Platine sitzt, welche<br />
mit zwei Drähten bedrahtet ist. Diese Einheit wird in eine<br />
Metallhülse geschoben und dort fixiert. Der Clou der<br />
<strong>Heraeus</strong> Entwicklung liegt nun im Platinsensor sowie<br />
in der Verdrahtung der Platine: Dieser Sensortyp besitzt<br />
keine Kantenmetallisierung. Kopfüber auf der Platine<br />
verbaut, zeigt seine aktive Seite also unmittelbar auf die<br />
Platine. Da die Rückseite des Sensors aus nicht leitender<br />
Keramik besteht, ermöglicht diese Bauart eine absolut<br />
sichere Isolation gegenüber dem Gehäuse.<br />
Die Verdrahtung der Platine auf Vorder- und Rückseite<br />
stellt zudem sicher, dass sich der Fühler bei der Montage<br />
im Metallschutzrohr selbstständig zentriert. Jeglicher<br />
Fehlkontakt zwischen Sensor und Gehäuse ist dadurch<br />
ausgeschlossen. Die geforderten Sicherheitsstandards sind<br />
damit auch ohne zusätzliche Isolation zwischen Kabel und<br />
Gehäuse erfüllt. Beide Innovationen erhöhen die Messsicherheit<br />
und senken gleichzeitig die Kosten.<br />
Dr. Jörg Wetterau, Guido Matthes<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
Das Messprinzip ist so einfach wie genial: Es basiert auf der Temperaturabhängigkeit<br />
des elektrischen Widerstands, den jedes Metall besitzt. Kennt<br />
man den exakten Verlauf dieser Abhängigkeit – die so genannte Kennlinie<br />
des Temperatursensors –, lässt sich die Temperatur durch die Messung des<br />
elektrischen Widerstands sehr genau ermitteln. Die modernen Platintemperatursensoren<br />
von <strong>Heraeus</strong> bestehen heute nicht mehr aus Drähten im<br />
eigentlichen Sinn. Beim Pt-1000 (Pt steht für Platin, 1000 steht für den<br />
Nennwiderstand in Ohm, einsetzbar für Temperaturen von minus 200 °C bis<br />
1000 °C) winden sich zum Beispiel stark miniaturisierte Leiterbahnen wie<br />
eine flach gedrückte Serpentine<br />
auf einem Keramikträger. Dabei<br />
liegen die einzelnen Leiterbahnen<br />
nur um den Bruchteil einer<br />
Haaresbreite auseinander.<br />
Diese kompakte Anordnung<br />
zwingt den Strom über eine<br />
vergleichsweise lange Strecke.<br />
Entsprechend stark macht sich<br />
die Temperaturabhängigkeit im<br />
Signalhub bemerkbar. Ein weiterer<br />
Vorteil der Pt-1000-Sensoren: Sie<br />
besitzen eine sehr geringe Masse,<br />
Schematisches Schnittbild des <strong>Heraeus</strong><br />
sodass sie überaus schnell und<br />
Sensors Pt-1000 von vorn<br />
sensibel reagieren.<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Gernot Hacker<br />
Technical Sales Department<br />
<strong>Heraeus</strong> Sensor Technology GmbH<br />
Reinhard-<strong>Heraeus</strong>-Ring 23, 63801 Kleinostheim<br />
Tel.: +49(0)6181.35-8133<br />
E-Mail: gernot.hacker@heraeus.com<br />
www.heraeus-sensor-technology.de<br />
15
INDUSTRIE<br />
Flugzeuge sicherer<br />
Infrarot-Wärme hilft, Strukturstörungen bei Flugzeugbauteilen zu verhindern<br />
Auf Turbulenzen während des Flugs oder schlechtes<br />
Wetter bei der Landung kann jeder Fluggast gut verzichten.<br />
Er möchte sich auf die Sicherheit und Zuverlässigkeit<br />
des Flugzeugs verlassen können. Das kann<br />
er insbesondere dann, wenn die Bauteile an Bord mit<br />
Infrarot-Wärme verarbeitet wurden.<br />
Flugzeuge müssen zahlreichen Belastungen standhalten,<br />
nicht nur Windböen und Sturmregen. Sie sollen zudem<br />
möglichst leicht sein, um Kraftstoff zu sparen, und dabei<br />
für die Fluggäste genauso sicher bleiben. Für die Strukturbauteile<br />
und Komponenten von Flugzeugen werden zunehmend<br />
Kompositmaterialien eingesetzt. Einige Großraumflugzeuge<br />
bestehen bis zu 50 Prozent aus Kompositen,<br />
einschließlich des Rumpfs. Das ermöglicht signifikante<br />
Einsparungen an Gewicht, was wiederum eine verbesserte<br />
Effizienz im Brennstoffverbrauch zur Folge hat. Infrarot-<br />
Wärme kommt bei der Verarbeitung von Kompositmaterialien<br />
zum Einsatz und kann helfen, Strukturstörungen<br />
Faserverstärkte Kunststoffe<br />
Faserverstärkte Kunststoffe sind moderne Verbund werkstoffe<br />
(Komposite). Sie bestehen aus Kunststoffen wie<br />
Polyphenylsulfid (PPS), Polyetheretherketon (PEEK) oder<br />
Epoxidharzen (EP), in die Carbon- oder Glasfasern eingebettet<br />
wurden. Die Fasern machen das Bauteil fest und<br />
steif, die Kunst stoffmatrix kann die auftretende Energie<br />
absorbieren. Viele hoch belastete Bauteile im Auto wie<br />
Lenkrohre, die hohen Torsionskräften ausgesetzt sind, oder<br />
auch Elemente für den Seitenaufprallschutz werden aus<br />
diesen Kompositen gefertigt. Bei der Herstellung solcher<br />
modernen Bauteile kommen Infrarot-Systeme zum Einsatz,<br />
weil sie diese Materialien schnell und homogen erwärmen<br />
und so die Prozesszeiten verkürzen.<br />
16<br />
in hochwertigen Flugzeugbauteilen zu verhindern. Ein<br />
Beispiel einer Anwendung mit <strong>Heraeus</strong> Infrarot-Strahlern<br />
verdeutlicht dies.<br />
Infrarot-Strahler optimieren die Qualität von Flugzeugteilen<br />
aus Kompositmaterial<br />
Ein Infrarot-Wärmesystem von <strong>Heraeus</strong> Noblelight trägt in<br />
einer Anlage von GKN Aerospace in der Nähe von Bristol<br />
dazu bei, Struktur- und Gefügestörungen in hochwertigen<br />
Flugzeugbauteilen zu vermeiden. Das Infrarot-System wurde<br />
in enger Kooperation mit GKN Aerospace Ingenieuren<br />
für Kompositbauteile konstruiert, die später als Tragkonstruktion<br />
in Flugzeugflügeln am Heck des Airbus A350<br />
XWB Verwendung finden. GKN Aerospace ist ein weltweit<br />
führender Lieferant von Flugzeugzellen und Komponenten<br />
für eine breite Palette von Flugzeugzulieferern und<br />
Generalunternehmern. Zur Herstellung der Heckflügeltragkonstruktion<br />
für den Airbus A350 XWB wird ein Prepreg-<br />
Carbonkomposittape flächig und mehrlagig auf eine für<br />
das jeweilige Tragwerkbauteil spezifische Form aufgelegt<br />
und dann gehärtet. Bei Prepregs handelt es sich um mehrlagige<br />
vorimprägnierte Verbundwerkstoffe, die in speziellen<br />
Formwerkzeugen über Profile geformt werden, bevor man<br />
sie schließlich in Autoklaven härtet.<br />
Wie eine Leimbinder-Holzplatte<br />
Viele Lagen dünner Holzplatten miteinander verleimt<br />
ergeben besonders stabile Schichtholzplatten, so genannte<br />
Leimbinder. Genauso werden einzelne Kompositlagen<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013
fliegen lassen<br />
miteinander zu einem besonders stabilen Flugzeugbauteil<br />
verbunden. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Lagen<br />
sich gegeneinander verschieben oder auffalten können<br />
und dadurch Hohlräume entstehen. Diese Hohlräume oder<br />
ein <strong>Über</strong>maß an Harz zwischen den Kompositlagen führen<br />
jedoch zu einer Schwächung des Aufbaus. Ein gängiges<br />
Verfahren, um derartige Verschiebungen zu vermeiden,<br />
ist die lagenweise Verdichtung. Hierbei fixiert man den<br />
Sitz der einzelnen Lagen immer wieder unter Vakuum und<br />
durch den Einsatz von moderater Wärme. Dazu werden die<br />
Formen mit den Kompositlagen zwischen dem Aufbau der<br />
verschiedenen Lagen in Vakuumhüllen gesteckt und die<br />
Luft oder Gase zwischen den Prepreg-Laminaten herausgedrückt.<br />
Dann wird unter Einsatz von Wärme die Haftung<br />
verstärkt und die Struktur der Kompositlagen fixiert.<br />
Jon Wood, Projektleiter bei <strong>Heraeus</strong> Noblelight in Neston,<br />
hat die Einführung der Infrarot-Wärme bei GKN Aerospace<br />
begleitet: „Unsere ersten Versuche führten wir hier im<br />
Anwendungszentrum durch. Wir fanden heraus, wie man<br />
die für die Verdichtung erforderliche Wärme gezielt und<br />
lokal an der Bauteilform einbringen konnte.“ Danach<br />
folgten Versuche vor Ort mit einem portablen Infrarot-<br />
System und der Bau eines Prototyps. Schließlich wurde<br />
der Prototyp durch ein produktionsreifes System mit einer<br />
Nennleistung von 465 Kilowatt ersetzt. Dieses besteht aus<br />
drei Sektionen, die jeweils sieben einzeln regelbare Zonen<br />
enthalten, um so die Oberflächenerwärmung auch an<br />
diesen extrem großen Bauteilen präzise und gleichmäßig<br />
steuern zu können.<br />
Dr. Marie-Luise Bopp<br />
Prozessverbesserung durch exakte Anpassung<br />
Infrarot-Wärmetechnologie bietet:<br />
• hohe Wärmeübertragungskapazität<br />
• kontaktfreie Wärmeübertragung<br />
• hohen Wirkungsgrad<br />
• effiziente Energieübertragung dank der<br />
optimalen Wellenlänge<br />
• örtlich begrenzten Energieeinsatz durch Anpassung<br />
an die Form der Produkte<br />
• zeitlich begrenzten Energieeinsatz aufgrund schneller<br />
Reaktionszeiten<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Jon Wood<br />
<strong>Heraeus</strong> Noblelight Ltd.<br />
Industrial Estate, Buildwas Road<br />
CH64 3UZ Neston, Großbritannien<br />
Tel.: +44 (151) 3532713<br />
E-Mail: jon.wood@heraeus.com<br />
www.heraeus-noblelight.com<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013 17
Industrie<br />
© Visionär – Fotolia.com<br />
„Blaulicht“<br />
macht<br />
Holz dauerhaft schön<br />
Innovative UV-Lichtquellen sparen Energie und Zeit in Beschichtungsprozessen<br />
Streicht man mit der flachen Hand über den heimischen Esstisch, ist der zum Teil vielschichtige Aufbau der Oberfläche<br />
nicht zu spüren. Das nackte Holz ertastet man meist nicht. Vielmehr gleitet die Haut über mehrere Schichten aus Filler,<br />
UV-Schutz und Klarlack. Sie schützen das empfindliche Holz dauerhaft vor Sonnenlicht oder Feuchtigkeit. Bei der<br />
industriellen Herstellung solcher Oberflächen entfällt ein Großteil der Arbeit auf die Beschichtungsprozesse. Mit einem<br />
neuen Duo aus UV-LEDs und UVC-Hochleistungsstrahlern ist es <strong>Heraeus</strong> gelungen, diese Prozesse einfacher, schneller<br />
und energiesparender zu machen. In der Holz- und Möbelindustrie stellen Beschichtungsprozesse eine komplexe und<br />
komplizierte Angelegenheit dar. Zwar konservieren die aufgetragenen Schichten den hochwertigen Look des empfindlichen<br />
Naturstoffs, die Prozesse sind jedoch sehr arbeits- und kostenintensiv. Nicht selten bringen erst drei oder vier nacheinander<br />
aufgetragene Materialien die gewünschte Optik und Schutzwirkung. Dabei gilt: Je schneller eine Schicht aushärtet und<br />
weiter verarbeitet werden kann, desto günstiger ist die Fertigung.<br />
Wellenlänge bestimmt die Aushärtung<br />
Bei den typischen Härtungsprozessen handelt es sich in<br />
der Regel um Polymerisationen. Sie werden durch UV-<br />
Licht initiiert. Dabei spalten<br />
Optimale Härtungsergebnisse können mit<br />
chemische Bindungen auf und<br />
UV-Speziallichtquellen auch bei 3-D-Geometrien vernetzen anschließend wieder<br />
erzielt werden, hier am Beispiel einer Holztür zu neuen Verbindungen. Als<br />
Lichtquelle dienen Systeme,<br />
die üblicherweise mit den<br />
chemischen Elementen Gallium<br />
oder Quecksilber dotiert sind.<br />
Ob die Härtung weiter in der<br />
Tiefe stattfindet oder eher an<br />
der Oberfläche, wird maßgeblich<br />
durch die Wellenlänge dieser<br />
Lampen bestimmt. UV-Licht<br />
im längeren Wellenlängenbereich<br />
(UVA, circa 350 bis 380<br />
Nanometer) dringt weiter in die Tiefe, während kurzwelliges<br />
UV-Licht (UVC, circa 200 bis 280 Nanometer) an der<br />
Oberfläche wirkt. In den industriellen Beschichtungsprozessen<br />
kommen daher meist unterschiedliche monochromatische<br />
UV-Lichtquellen zum Einsatz.<br />
Mit Tandemlösung alles im Griff<br />
Mit den beiden neuen Modulen NobleCure ® und Soluva ®<br />
UVC-Cure hat <strong>Heraeus</strong> eine Tandemlösung entwickelt,<br />
die effizient alle Härtungsaufgaben einer Oberflächenbeschichtung,<br />
beispielsweise in der Holz- und Möbelindustrie,<br />
abdeckt. Die UV-LEDs (NobleCure ® ) emittieren Licht<br />
im UVA-Bereich und sind daher für die Zwischen- oder<br />
Tiefenhärtungsschritte konzipiert. Ein charakteristisches<br />
Merkmal dieses Systems ist die ausgezeichnete Aushärtung<br />
in der Tiefe, wobei die Materialoberfläche eine<br />
leichte „Klebrigkeit“ behält. Anschließend aufgetragene<br />
Schichten haften dadurch besonders gut. Ausgestat<br />
18 technology report Ausgabe 4 | 2013
UVC<br />
UVB<br />
UVA<br />
UV-Licht<br />
200–280 nm<br />
280–315 nm<br />
315–380 nm<br />
Wellenlänge<br />
Soluva ® UVC-Cure (UVC-Strahler)<br />
NobleCure ® (UV-LEDs)<br />
30–70 mm<br />
Arbeitsabstand<br />
5 µm<br />
30–120 µm<br />
UV-Lack<br />
Material, z. B. Holz<br />
Laufgeschwindigkeit bis zu 60 m/min<br />
tet mit einer speziellen Mikrooptik sowie der „Chip on<br />
Board“-Technologie, erweitert sich der Einsatzbereich<br />
des Tandems auch auf 3-D-Geometrien. Ungewöhnlich<br />
große Arbeitsabstände von bis zu 70 Millimetern zwischen<br />
Lichtquelle und Trägermaterial lassen sich ohne Einbußen<br />
in der Aushärtungsqualität realisieren. Vor Schleifprozessen<br />
oder auch beim finalen Versiegeln von Oberflächen<br />
kommen die Hochleistungsstrahler des Soluva ® UVC-Cure<br />
Moduls zum Einsatz. Deren energiereiche Strahlung sorgt<br />
auf der Oberfläche für eine kontinuierliche Aushärtung.<br />
„Das Material ist damit gut versiegelt und besonders kratzfest.<br />
Die Oberflächen bleiben also dauerhaft schön“, weiß<br />
Christian Rüth, Anwendungsmanager UV-Prozesstechnik<br />
bei <strong>Heraeus</strong> Noblelight.<br />
Auf Energieoptimierung getrimmt<br />
Intensives UV-Licht, große Arbeitsabstände, schnelle<br />
Maschinenlaufzeiten und trotzdem Energie sparen? „Ja,<br />
das ist mit unseren neuen UV-Härtungsmodulen kein<br />
Widerspruch“, freut sich Marko Hofmann, Sales Manager<br />
Optoelektronik bei <strong>Heraeus</strong> Noblelight. „Schließlich stand<br />
bei der Entwicklung die Energieeffizienz des gesamten<br />
UV-Systems im Fokus. Alle Ideen und Entwicklungsschritte<br />
wurden darauf getrimmt.“ Ein Beispiel dafür ist die<br />
intelligente Taktung der UV-LEDs. Sie bewirkt, dass nur<br />
dann Energie verbraucht wird, wenn man sie benötigt.<br />
Möglich ist das allerdings nur, weil sich die Lichtquellen<br />
verzögerungsfrei ein- und ausschalten lassen. Die UVC-<br />
Hochleistungsstrahler arbeiten wiederum so effizient,<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
dass erheblich weniger Strom dafür aufgewendet werden<br />
muss – auch das reduziert den Energieverbrauch im<br />
Härtungs prozess.<br />
Höheres Tempo in der Fertigung<br />
Von den innovativen <strong>Heraeus</strong> Technologien profitiert auch<br />
die Geschwindigkeit der Prozesse. Mit den neuen UV-<br />
Strahlern können bis zu 60 Meter Holz pro Minute durch<br />
die Anlage laufen, ohne dass die Qualität der Aushärtung<br />
leidet. Dabei gehen die Module immer sanft mit dem<br />
Untergrund um. Wärme wird nicht freigesetzt, sodass vor<br />
allem auch temperatursensible Materialien wie die meisten<br />
Nadelhölzer problemlos behandelt werden können.<br />
Fällt also beim nächsten Treffen mit Familie oder Freunden<br />
eine Gabel auf den Tisch oder breitet sich ein Glas<br />
samt Inhalt auf dem Holz aus, so ist das kein Problem.<br />
Die mit UV-Lichtquellen perfekt gehärteten Schichten<br />
halten einiges aus. Trocken wischen sollte man aber<br />
trotzdem.<br />
Juliane Henze<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Marko Hofmann<br />
<strong>Heraeus</strong> Noblelight GmbH<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12–14<br />
63450 Hanau<br />
Tel.: +49(0)6181.35-4627<br />
m.hofmann@heraeus.com<br />
www.heraeus-noblelight.com<br />
Christian Rüth<br />
<strong>Heraeus</strong> Noblelight GmbH<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12–14<br />
63450 Hanau<br />
Tel.: +49(0)6181.35-4596<br />
christian.rueth@heraeus.com<br />
www.heraeus-noblelight.com<br />
19
Materialien<br />
Rotosil –<br />
ein einzigartiger Werkstoff<br />
Natürliches opakes Quarzglas für hohe Temperaturen<br />
und aggressive Medien in Industrieanwendungen<br />
Ob Mikrochipherstellung, Datenübertragung im Internet<br />
mittels Lichtleitfaser, Präzisionsoptik oder Lasertechnik:<br />
Wenn es um anspruchsvolle optische Anwendungen<br />
geht, führt kein Weg am Werkstoff Quarzglas vorbei. Der<br />
<strong>Heraeus</strong> Geschäftsbereich Quarzglas ist seit über 100<br />
Jahren weltweit einer der wenigen Spezialisten, der diesen<br />
Werkstoff in einzigartigen Qualitäten erzeugt. Einzigartig<br />
ist auch Rotosil, das im Gegensatz zum bekannten klaren<br />
Quarzglas undurchsichtig (opak) ist und für besonders<br />
heiße und aggressive Hochtemperaturprozesse genutzt<br />
wird – etwa als XXL-Prozesskammern in der Dünnfilmsolartechnik.<br />
Bei <strong>Heraeus</strong> bildet Rotosil seit 1934 eine eigene Quarzglasklasse.<br />
Das Material wird in einem speziellen<br />
Lichtbogen verfahren aus Quarzsand verschiedener<br />
Reinheit elek trisch geschmolzen. Rotosil besteht<br />
ebenso wie andere Quarzglasarten aus Silizium<br />
und Sauerstoff in der chemischen Verbindung<br />
SiO 2 . Dennoch unterscheidet sich Rotosil<br />
grundsätzlich durch sein Erscheinungsbild.<br />
„Bei Rotosil sorgen produktionsbedingt<br />
erzeugte Einschlüsse von feinsten<br />
Gasblasen dafür, dass das Material<br />
aufgrund von Lichtstreuung opak-weiß<br />
und lichtundurchlässig ist“, beschreibt<br />
Anette Baumbach, Key-Account-Managerin<br />
für Rotosil-Produkte bei <strong>Heraeus</strong> Quarzglas,<br />
den Unterschied. Dadurch ist das Material<br />
prädestiniert für eine große Bandbreite von<br />
Anwendungen in der chemischen Industrie<br />
bis zur Halbleitertechnik.<br />
„Die hohe Temperaturbeständigkeit und die<br />
Resistenz gegen fast alle Säuren zeichnen diesen<br />
Werkstoff aus“, unterstreicht Anette Baumbach.<br />
Bauteile aus Rotosil kommen überall dort zum Einsatz,<br />
wo hohe Temperaturen und aggressive Medien zusammentreffen.<br />
Beispielhafte Anwendungen sind Recyclingprozesse,<br />
Schmelz- und Beschichtungsprozesse sowie<br />
20 technology report Ausgabe 4 | 2013
AuSSergewöhnliche Eigenschaften und Anwendungen<br />
Rotosil vereint eine Reihe von Eigenschaften, die in dieser Form wohl in keinem anderen Werkstoff zu finden sind:<br />
• niedrige thermische Ausdehnung<br />
• hohe Temperaturwechselbeständigkeit<br />
• hohe Erweichungstemperatur<br />
• sehr niedrige Transmission<br />
• geringe Wärmeleitfähigkeit<br />
• sehr gute thermische und elektrische<br />
Isolationseigenschaften<br />
• hohe Beständigkeit gegenüber<br />
aggressiven Medien wie Säuren<br />
oder Laugen<br />
• hohe Beständigkeit gegenüber<br />
Schmelzen (z. B. Gold, Silber,<br />
Silizium)<br />
• Verfügbarkeit in flexiblen Geometrien<br />
bis hin zu großen Abmessungen<br />
Ofenauskleidungen. Die Mikroporen in der Struktur machen<br />
Rotosil zu einem hervorragenden thermischen Isolator.<br />
„Die Kombination aus thermischer und elektrischer<br />
Isolation ermöglicht auch den Einsatz als Isolatoren<br />
in der großindustriellen Filtertechnik“, nennt Anette<br />
Baumbach ein weiteres Beispiel.<br />
Glocken aus Quarzglas in XXL<br />
Die Herstellungsmethode des Lichtbogenschmelzens<br />
bedingt in erster Linie rotationssymmetrische<br />
Körper wie Rohre und Tiegel mit einer<br />
ebenen, dichten Wand und einer glasierten,<br />
nichtporösen Innenoberfläche. Durch mechanische<br />
Bearbeitung und thermisches Umformen<br />
können auch rechteckige Teile wie<br />
Platten, Schalen oder Blöcke gefertigt werden.<br />
„Da Rotosil außerdem bis zu einem gewissen<br />
Grad warm verformbar und gut schweißbar ist,<br />
lassen sich auch relativ komplexe Werkstücke<br />
herstellen, beispielsweise Brennerdüsen<br />
für Syntheseanlagen“, erklärt Baumbach. Das<br />
Schmelzverfahren ist zudem für Bauteile bis zu<br />
einem Durchmesser von einem Meter bei Längen<br />
von mehr als zwei Metern skalierbar. „Solche<br />
Rotosil-Glocken in XXL werden neuerdings als<br />
Prozesskammern in der Dünnfilmsolartechnik weltweit<br />
eingesetzt. Der Prozess stellt höchste Anforderungen<br />
an die Beständigkeit des Materials gegen Korrosion, hohe<br />
Temperaturen und Temperaturwechsel. Gleichzeitig müssen<br />
eine Verunreinigung des Prozesses und das Entweichen der<br />
Prozessgase vermieden werden. All diese Anforderungen<br />
werden durch unsere Rotosil-Glocken erfüllt“, freut sich<br />
Anette Baumbach.<br />
Nicht ohne Grund: Denn das besondere opake Quarzglas<br />
startet knapp 80 Jahre nach seiner Einführung erneut<br />
durch.<br />
Dr. Jörg Wetterau<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Anette Baumbach<br />
<strong>Heraeus</strong> Quarzglas GmbH & Co. KG<br />
Reinhard-<strong>Heraeus</strong>-Ring 29, 63801 Kleinostheim<br />
Tel.: +49(0)6181.35-7296<br />
E-Mail: anette.baumbach@heraeus.com<br />
www.heraeus-quarzglas.com<br />
XXL-Glocke aus Rotosil<br />
21
Gesundheit<br />
Infection Management<br />
Infektionen in den Griff bekommen<br />
Weltweit werden jährlich weit über eine Million Hüftgelenk prothesen eingesetzt. Eine Routine operation, die dennoch mit<br />
einem gewissen Infektionsrisiko verbunden ist. Durch ein optimiertes Infektionsmanagement (Infection Management) lässt<br />
sich hier entscheidend vorbeugen. <strong>Heraeus</strong> nutzt seine langjährige Kompetenz auf dem Gebiet der Infektionsprophylaxe in<br />
der zementierten Endoprothetik. Hierzu entwickelt der Spezialist neue Produkte, mit denen Infektions risiken aktiv begegnet<br />
werden können – sei es in der Prophylaxe, der Diagnostik, der Behandlung oder unterstützenden Fortbildung. Dieses kommt<br />
sowohl dem Arzt als auch dem Patienten zugute und entlastet die Gesundheitssysteme.<br />
Die Lebensqualität vieler Patienten hat sich in den vergangenen<br />
Jahrzehnten durch den zunehmenden Einsatz<br />
medizinischer Implantate deutlich verbessert. Gleichzeitig<br />
ist damit ein erhöhtes Infektionsrisiko verbunden, das wiederum<br />
die Gesundheitssysteme finanziell belastet. Infektionen<br />
nach Gelenkersatz sind schwerwiegende Komplikationen<br />
für den Patienten und kostspielig für Krankenhäuser<br />
und Versicherer. So fallen beispielsweise in <strong>Deutsch</strong>land<br />
pro infizierte Hüftendoprothese Kosten in Höhe von circa<br />
30.000 Euro an. Hochgerechnet eine enorme Belastung<br />
für das Gesundheitssystem.<br />
Um dieser Entwicklung vorzubeugen, forscht der Medizinproduktespezialist<br />
<strong>Heraeus</strong> Medical auf verschiedenen<br />
Gebieten des Infection Managements und erweitert damit<br />
sein Leistungsspektrum für die Endoprothetik. Innerhalb<br />
dieses Konzepts bietet der <strong>Heraeus</strong> Geschäftsbereich Produkte<br />
zur Vorbeugung von Infektionen an. „Wo medizinische<br />
Implantate eingesetzt werden, kann es zu Infektionen<br />
kommen. Dieses Risiko wollen wir langfristig minimieren“,<br />
sagt Dr. Thomas Kluge, Head of Technology, <strong>Heraeus</strong><br />
Medical.<br />
Weiterentwicklung der Kernkompetenz:<br />
Prophylaxe bei künstlichem Gelenkersatz<br />
In Zusammenarbeit mit führenden Orthopäden hatte<br />
<strong>Heraeus</strong> in den 1970er-Jahren festgestellt, dass sich<br />
beim Zusatz eines Antibiotikums zum Knochenzement das<br />
Infektionsrisiko in der Endoprothetik reduzieren lässt und<br />
dadurch die Prothese länger im Körper des Patienten verbleiben<br />
kann. Dadurch wurde die antibiotische Infektionsprophylaxe<br />
lokal im unmittelbaren Operationsfeld ermöglicht<br />
und PALACOS ® mit dem Antibiotikum Gentamicin<br />
zum Goldstandard in der zementierten Endoprothetik.<br />
Infektionen gar nicht erst entstehen lassen<br />
Selbst bei noch so großer hygienischer Sorgfalt können<br />
dennoch körpereigene Keime des Patienten während<br />
der OP in die Operationswunde geraten.<br />
Besonders heikel ist es, wenn<br />
es auf dem Implantat zur<br />
Biofilmbildung kommt.<br />
Hierbei organisieren sich<br />
verschiedene Bakterien<br />
in einer <strong>Über</strong>lebensgemeinschaft<br />
(Biofilm),<br />
die auch noch Jahre<br />
nach der Operation<br />
wieder aktiv werden und<br />
eine postoperative Infektion<br />
auslösen können.<br />
„Die Behandlung eines<br />
Biofilms mittels einer systemischen<br />
Antibiotikagabe stößt dabei an ihre Grenzen. In dem Fall ist<br />
der Austausch der befallenen Prothese erforderlich“, so Dr.<br />
Kluge.<br />
Das Ziel sollte sein, die Entstehung eines Biofilms von Grund<br />
auf zu vermeiden. Hier hat sich ein Konzept aus systemischen<br />
(z. B. intravenös) und lokal verabreichten Antibiotika<br />
bewährt: Letztere erzeugen direkt an der Operationsstelle<br />
einen hohen Wirkspiegel und beugen der Entstehung von<br />
Infektionen gezielt vor.<br />
Spezialzemente für Revisionseingriffe<br />
Revisionseingriffe, also der Wechsel eines Implantats<br />
als Folge einer mechanischen Lockerung oder Infektion,<br />
gehen mit einem erhöhten Risiko für den Patienten einher.<br />
Zur erweiterten Infektionsprophylaxe hat sich hier seit<br />
22 technology report Ausgabe 4 | 2013
„Wo medizinische Implantate<br />
eingesetzt werden, kann es zu<br />
Infektionen kommen. Dieses Risiko<br />
wollen wir langfristig minimieren.“<br />
Dr. Thomas Kluge, Head of Technology, <strong>Heraeus</strong> Medical<br />
Jahren der Revisionszement COPAL ® G+C mit dem Zusatz<br />
von zwei Antibiotika bewährt. Als Reaktion auf die in den<br />
vergangenen Jahren zunehmende Resistenzentwicklung<br />
von Keimen gegenüber Antibiotika hat <strong>Heraeus</strong> Medical<br />
den Knochenzement COPAL ® G+V entwickelt und 2012<br />
auf den Markt gebracht. Dieser Zement enthält eine Kombination<br />
der Antibiotika Gentamicin und Vancomycin und<br />
eignet sich speziell für den Einsatz bei Revisionsoperationen,<br />
bei denen zuvor eine Infektion mit multiresistenten<br />
und schwer behandelbaren Keimen nachgewiesen wurde.<br />
Das Konzept Infection Management von <strong>Heraeus</strong> Medical<br />
besteht aus den vier Kompetenzfeldern „Prevention“,<br />
„Diagnostics“, „Treatment“ und „Support“. Die Kompetenzfelder<br />
von <strong>Heraeus</strong> Medical Infection Management<br />
hängen eng zusammen und haben ihren Ursprung in<br />
jahrzehntelanger Erfahrung in der Endoprothetik.<br />
Infektionsprophylaxe in der zementfreien<br />
Endoprothetik möglich<br />
Aufgrund des Erfolgs der lokalen Antibiotikaprophylaxe<br />
in der zementierten Endoprothetik hat <strong>Heraeus</strong> innovative<br />
Technologien entwickelt, mit denen sich das Prinzip<br />
auch auf die zementfreie Endoprothetik übertragen lässt.<br />
Mit der Innovation „Ready-to-use Coating Device“ kann<br />
erstmals eine antibiotische Schutzschicht direkt auf die<br />
Prothese aufgetragen werden. Das Antibiotikum wird über<br />
einen definierten Zeitraum vom Implantat an der Operationsstelle<br />
im Körper abgegeben. Ähnlich wie beim Einsatz<br />
von antibiotikabeladenem Knochenzement ermöglicht<br />
dieses Verfahren einen sehr effektiven prophylaktischen<br />
Schutz der Prothese vor Keimbesiedelung.<br />
Schnellere und exaktere Diagnostik<br />
Ausschließen lassen sich Infektionen in der Endoprothetik<br />
selbst bei allen Vorsorgemaßnahmen nicht. Sobald ein<br />
Infektionsverdacht vorliegt, ist eine umfassende und vor<br />
allem exakte Diagnostik gefragt. Je schneller bekannt<br />
wird, welche Keime eine Infektion ausgelöst haben, desto<br />
rascher und zielgerichteter kann mit einem auf das Keim<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
spektrum abgestimmten Antibiotikakonzept gearbeitet<br />
werden. Mit konservativen Methoden dauert die Analyse<br />
bislang zwischen sieben und 15 Tagen. „Wir arbeiten im<br />
Rahmen einer Kooperation an der Entwicklung eines neuen<br />
Diagnostiktools, das bereits innerhalb von vier Stunden<br />
ein eindeutiges Keimspektrum abbilden soll“, gibt Thomas<br />
Kluge einen Ausblick in die Zukunft.<br />
Meike Zimni, Lilian Winkler<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Dr. Thomas Kluge<br />
Head of Technology<br />
<strong>Heraeus</strong> Medical GmbH<br />
Philipp-Reis-Str. 8/13, 61273 Wehrheim<br />
Tel.: +49(0)6181.35-2513<br />
E-Mail: thomas.kluge@heraeus.com<br />
www.heraeus-medical.com<br />
23
Forschung & Entwicklung<br />
Die Erfolgsgeschichte von <strong>Heraeus</strong> begann<br />
Die Evolution<br />
Edelmetalle wie Platin und Gold, Sondermetalle wie Niob und Tantal, Sensoren, Biomaterialien<br />
sowie Quarzglas und Speziallichtquellen – in diesen Bereichen hat <strong>Heraeus</strong><br />
seit 1851 mit innovativen Entwicklungen und anspruchsvoller Werkstofftechnik Maßstäbe<br />
gesetzt. Diese Materialkompetenz beruht auf dem Umgang mit komplexen Werkstoffen<br />
sowie extrem hohen Temperaturen. Was vor mehr als 160 Jahren als Platinschmelze<br />
im Keller einer kleinen Einhorn-Apotheke im hessischen Hanau begann, entwickelte<br />
sich bis heute zu einem weltweit tätigen Edelmetall- und Technologieunternehmen mit<br />
mehr als 12.200 Mitarbeitern.<br />
24<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013
vor über 160 Jahren in Hanau<br />
der Innovation<br />
<strong>Heraeus</strong> ist in globalen Nischenmärkten aktiv, die sich durch hohe Markteintrittsbarrieren,<br />
nachhaltiges Wachstum und attraktive Renditen auszeichnen. Schwerpunkte<br />
sind die Bereiche Umwelt, Gesundheit, Mobilität, Kommunikation und Energie. Innovationen<br />
bleiben auch in Zukunft ein Schlüssel des Geschäftserfolges. Die bahnbrechende<br />
Entwicklung des Platinschmelzens im industriellen Maßstab durch Firmengründer<br />
Wilhelm Carl <strong>Heraeus</strong> hat zahllose innovative Entwicklungen nach sich gezogen. Heute<br />
verfügt das Unternehmen über mehr als 5300 Patente und Patentanmeldungen.<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013 25
2008<br />
Quarzglas<br />
<strong>Heraeus</strong> Quarzglas ist der Technologieführer<br />
und Werkstoffspezialist<br />
für die Herstellung und Verarbeitung<br />
von hochreinem Quarzglas.<br />
Wallsend/UK<br />
Entwicklung von natürlichen und synthetischen<br />
Quarzgläsern für Anwendungen in<br />
Halbleiter- und optischer Industrie<br />
(seit 2008 Teil von <strong>Heraeus</strong>)<br />
2006<br />
Austin/US<br />
Entwicklung von Komponenten für die<br />
Halbleiterindustrie<br />
1996<br />
Buford/US<br />
Entwicklung synthetischer Vorprodukte von<br />
Glasfasern für Telekommunikation<br />
1992<br />
Bitterfeld/DE<br />
Entwicklung von synthetischem Basismaterial<br />
für optische und faseroptische<br />
Anwendungen (z. B. Lichtleitfasern)<br />
1988<br />
KLEINOSTHEIM/DE<br />
Entwicklung von natürlichem Quarzglas-<br />
Basismaterial und Komponenten für die<br />
Halbleiterindustrie<br />
1985<br />
Koriyama/JP<br />
Entwicklung von Quarzglas für Halbleiterund<br />
Optikindustrie, Quarzglasanalytik (Joint<br />
Venture SQP)<br />
1990<br />
2013<br />
Maryland/US<br />
UV-Mikrowellentechnologie für<br />
UV-Härtungsanwendungen<br />
Speziallichtquellen<br />
2011<br />
Hanau/DE<br />
UV Applications Competence Center (ACC)<br />
zum Test von unterschiedlichen<br />
UV-Anwendungen<br />
1998<br />
Cambridge/UK<br />
Entwicklungscenter für kontinuierliche<br />
Lampen und Blitz-Lampen für<br />
Laseranwendungen<br />
Hanau/DE<br />
Akkreditiertes Messlabor zur Vermessung von<br />
UV- und Infrarot-Strahlern<br />
<strong>Heraeus</strong> Noblelight gehört weltweit zu<br />
den Markt- und Technologieführern von<br />
Spezial lampen im Wellenlängenbereich<br />
von Ultraviolett bis Infrarot.
Biomaterialien und Medizinprodukte<br />
<strong>Heraeus</strong> Medical entwickelt, produziert und<br />
vertreibt medizinische Biomaterialien, mit denen<br />
Gelenkprothesen im Knochen fixiert sowie Wirbelsäulenfrakturen<br />
stabilisiert werden.<br />
1912 Wehrheim/DE<br />
Hanau/DE<br />
Entwicklung von Quarzglasprodukten für<br />
optische und faseroptische Anwendungen,<br />
Quarzglasanalytik in zertifiziertem Labor<br />
1982<br />
1904<br />
1899<br />
Hanau/DE<br />
Hanau/DE<br />
Seit 1904 (UV-Hochdrucklampe; Original<br />
Hanauer Höhensonne) Entwicklung,<br />
Produktion und Anwendung von UV-Strahlern<br />
zur Behandlung von Wasser, Luft und<br />
Oberflächen<br />
Kleinostheim/DE<br />
Entwicklung von optischem Quarzglas<br />
Entwicklungs- und Anwendungscenter für<br />
Infrarot-Strahler und -Module für industrielle<br />
Wärmeprozesse<br />
1851<br />
1851 Hanau/DE<br />
1988<br />
Houthalen/BE<br />
Entwicklung von Sensoren und<br />
Messsystemen für die Anwendung in Metallschmelzen,<br />
insbesondere in der Eisen- und<br />
Stahl industrie<br />
1959<br />
Wehrheim/DE<br />
Entwicklung und Produktion von PALACOS ®<br />
Knochenzementen für zementierte Endoprothetik<br />
(Hüft- und Kniegelenkprothesen)<br />
1988<br />
LANGHORNE/US<br />
Sensorentwicklung für Metall schmelzen in<br />
den USA, Kanada und Mexiko<br />
Einhorn-Apotheke:<br />
Ursprung des Unternehmens<br />
1988<br />
Chesterfield/UK<br />
Entwicklung von Messsonden für die<br />
Anwendung in Metallschmelzen<br />
2012<br />
Hartland/US<br />
2008<br />
Eröffnung PALACADEMY ® Training Center:<br />
OP-Technik und Zementiertechnik für Ärzte<br />
und OP-Fachpersonal<br />
1856<br />
Hanau/DE<br />
1959<br />
Hanau/DE<br />
Walzplattierwerk: Walzplattieren von<br />
Edelmetall unter hohem Druck auf unedle<br />
Trägerbänder wie Kupferband<br />
1968<br />
Hanau/DE<br />
Entwicklung von Dickfilm-Pasten<br />
Erste <strong>Deutsch</strong>e Platinschmelze W. C. <strong>Heraeus</strong><br />
1970<br />
Hanau/DE<br />
Technologiecenter: Materialentwicklung<br />
und -untersuchung, Bondlabor, Hochtemperaturtechnikum,<br />
Qualitätskontrolle und<br />
Erprobung von Prototypen<br />
Sensoren<br />
Entwicklung auf dem Gebiet der Messung,<br />
<strong>Über</strong>wachung und Steuerung von Metallschmelzprozessen<br />
<strong>Heraeus</strong> Electro-Nite ist Weltmarktführer bei<br />
Sensoren und Messsystemen für die Stahl-,<br />
Aluminium- und Gießereiindustrie. Der Geschäftsbereich<br />
gehört seit 1988 zu <strong>Heraeus</strong>.
1980<br />
Hanau/DE<br />
Entwicklung pharmazeutischer Wirkstoffe für<br />
die Chemotherapie<br />
1982<br />
1982<br />
Hanau/DE<br />
Entwicklungscenter für Edelmetallrecycling<br />
Kleinostheim/DE<br />
Entwicklung von Platintemperatursensoren<br />
in Dünnschichttechnik<br />
1984<br />
Hanau/DE<br />
Elektronenstrahlschmelzanlage<br />
für Niob, z. B. für die Hochenergiephysik<br />
(Teilchenbeschleuniger)<br />
und Lichttechnik<br />
1994 Port Elizabeth/ZA<br />
Schanghai/CN<br />
Entwicklung chemischer Produkte für den<br />
asiatischen Markt<br />
1985<br />
Hanau/DE<br />
Entwicklungscenter für Lotpasten und<br />
Leitkleber<br />
1990<br />
Chandler/US<br />
2000<br />
Santa Fe Springs/US<br />
Anwendungszentrum für Edelmetalle /<br />
Recycling<br />
2003<br />
Anwendungszentrum für Edelmetalle /<br />
Recycling<br />
1998<br />
Hanau/DE<br />
Entwicklungscenter für Rohr- und<br />
Flachsputtertargets für die funktionale<br />
Beschichtung großer Glasflächen;<br />
Sputtering-Anwendungslabor<br />
Entwicklungscenter für Sputtertargets für die<br />
Elektronik- und Festplattenindustrie<br />
2008<br />
Singapur/SG<br />
2004<br />
St. Paul/US<br />
Anwendungszentrum für Prozesstechnologie<br />
2008<br />
Conshohocken/US<br />
Entwicklungscenter für Metallisierungspasten<br />
für Solarzellen<br />
2011<br />
Singapur/SG<br />
Entwicklung von Sinterpasten für die<br />
Aufbau- und Verbindungstechnik<br />
Materialien und Technologien<br />
Entwicklungscenter für Kupferbonddrähte für<br />
die Aufbau- und Verbindungstechnik<br />
<strong>Heraeus</strong> Materials Technology erstellt<br />
Hightech-Produkte aus Edelmetallen und anspruchsvollen<br />
Werkstoffen und zählt weltweit<br />
zu den bedeutendsten Anbietern in dieser<br />
Branche. Bis 2010 bildete <strong>Heraeus</strong> Materials<br />
Technology gemeinsam mit <strong>Heraeus</strong> Precious<br />
Metals die W. C. <strong>Heraeus</strong> GmbH.
2010<br />
Danyang/CN<br />
2012<br />
Singapur/SG<br />
Entwicklungscenter für Drähte und Federwicklungen<br />
für minimal invasive Geräte<br />
(Medizinische Komponenten)<br />
Edelmetalle<br />
<strong>Heraeus</strong> Precious Metals zählt weltweit zu den ersten Adressen<br />
im industriellen Edel metallgeschäft und nimmt im industriellen<br />
Edelmetallhandel international eine führende Position ein. Bis<br />
2010 bildete <strong>Heraeus</strong> Precious Metals gemeinsam mit <strong>Heraeus</strong><br />
Materials Technology die W. C. <strong>Heraeus</strong> GmbH.<br />
Entwicklungscenter für Abgaskatalysatoren<br />
für Kleinkrafträder<br />
Dayton/US<br />
2011<br />
2010 Singapur/SG<br />
Halbleiterindustrie<br />
Leverkusen/DE<br />
Entwicklungscenter für leitfähige Polymere<br />
für Kondensatoren und Touchscreens<br />
Entwicklungscenter für Metallisierungspasten<br />
für Solarzellen<br />
2012<br />
Feinchemikalienentwicklung für die<br />
<strong>Heraeus</strong> baut durch kundennahe Produktentwicklungen und gezielte<br />
Akquisitionen seine weltweite Markt- und Technologieführerschaft<br />
in verschiedenen Industriebereichen immer weiter aus. Schon 1958<br />
wurden die ersten ausländischen Vertriebsgesellschaften in Frankreich<br />
und Italien gegründet. Es folgten Auslands töchter und Beteiligungen in<br />
den USA, England und Japan sowie Fertigungsstätten in Korea und auf<br />
den Philippinen. Seit 1974 ist <strong>Heraeus</strong> mit eigenen Produktions- und<br />
Entwicklungsstandorten in der Wachstumsregion China tätig.<br />
In unserer immer komplexeren Welt verändern sich die internationalen<br />
Märkte mit hohem Tempo. Dies erfordert eine Evolution der<br />
Innovation. Daher betreibt jeder <strong>Heraeus</strong> Geschäftsbereich eigene<br />
Entwicklungsaktivitäten und richtet sich an jeweils relevanten Märkten<br />
aus. Der Vorteil: Wir sind nah am Kunden und entwickeln passgenaue<br />
Produkte. <strong>Über</strong> 550 Mitarbeiter forschen und entwickeln weltweit in<br />
Entwicklungszentren. Die Grafik gibt Ihnen einen <strong>Über</strong>blick über die<br />
„Evolution der Innovation“ bei <strong>Heraeus</strong>.
<strong>Heraeus</strong> Technologiecenter<br />
Moderne Material- und Werkstoffwissenschaften ermöglichen<br />
immer neue maßgeschneiderte und verbesserte<br />
Werkstoffe. Ob Superlegierungen, Nanomaterialien, elektrisch<br />
leitfähige Polymere oder magnetische, biokompatible<br />
Edelmetall-Legierungen: Mit immer raffinierteren<br />
Untersuchungsmethoden erkunden Entwickler heute die<br />
Strukturen von Metallen und organischen Materialien,<br />
um diese zu optimieren. Gut, wenn Materialexperten<br />
dabei auf die Unterstützung und Kompetenz eines<br />
Technologiecenters wie bei <strong>Heraeus</strong> bauen können.<br />
30 technology report Ausgabe 4 | 2013
Forschung & Entwicklung<br />
Materialien müssen<br />
verstanden werden<br />
Entwicklungshelfer mit Materialprüfungskompetenz<br />
Um die Materialentwicklung voranzutreiben und die Eigenschaften<br />
von Werkstoffen zu optimieren, müssen Materialien<br />
beginnend vom atomaren bis in den makroskopischen<br />
Bereich verstanden werden. „Unser Technologiecenter bietet<br />
vielfältige Möglichkeiten durch ein motiviertes Team,<br />
Labore und Technika sowie verschiedene materialspezifische<br />
Untersuchungsmethoden und Prüfverfahren“, sagt<br />
Annette Lukas, Leiterin des <strong>Heraeus</strong> Technologiecenters<br />
am Standort Hanau. „Mit dieser technischen Ausstattung<br />
helfen wir unseren Kunden bei der Entwicklung und<br />
Optimierung maßgeschneiderter Produkte und unterstützen<br />
sie bei materialspezifischen Problemstellungen oder<br />
Schadensanalysen.“<br />
Zu den Servicebereichen für die Materialprüfung gehören<br />
die Oberflächenanalytik, ein Bondlabor zur Prüfung<br />
von Bonddrähten und Substraten für die Automobil- und<br />
Mikroelektronikindustrie sowie die Metallographie. Weitere<br />
Bereiche umfassen die Gasanalytik an Festkörpern, die<br />
zerstörende und zerstörungsfreie Prüfung von Werkstoffen<br />
sowie die Schmelz- und Glühtechnik. Alle Bereiche<br />
arbeiten sehr eng zusammen und es kommt vor, dass ein<br />
zu prüfendes Material fast alle Abteilungen „durchläuft“,<br />
bevor es zur Anwendung beim Kunden freigegeben wird.<br />
„Die Breite an Analysemethoden und unsere Materialkompetenz<br />
ermöglichen es, unseren Kunden nicht nur maximale<br />
Qualität und Qualitätskontrolle zu liefern, sondern<br />
ihnen auch als Berater zur Seite zu stehen“, resümiert<br />
Annette Lukas.<br />
Oberflächenanalytik: REM, EDX und AES geben tiefe<br />
Einblicke<br />
Bei einer der industriell bedeutendsten Katalysen, der<br />
Umsetzung von Ammoniak zu Salpetersäure für die<br />
Düngemittelindustrie, kommen große Katalysatornetze aus<br />
Platin-Rhodium-Legierungen zum Einsatz. Die katalytische<br />
Mitarbeiter bei der Untersuchung mit der Augerelektronenspektroskopie (AES)<br />
Wirkung der Netze wurde in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich<br />
verbessert. Entwickler von <strong>Heraeus</strong> verwenden<br />
zur Verbesserung der katalytischen Oberflächenaktivität<br />
der Netze modernste Techniken wie die Rasterelektronenmikroskopie<br />
(REM), energiedispersive Röntgenspektroskopie<br />
(EDX) und Augerelektronenspektroskopie (AES).<br />
Damit können Mikrostrukturen sowie Oberflächenverunreinigungen<br />
der Edelmetallkatalysatoren untersucht und in<br />
ihrer Wirkungsweise optimiert werden – ganz im Sinne des<br />
Anwenders.<br />
„Viele Produkte wie Katalysatoren werden in ihren Eigenschaften<br />
und Funktionen ganz entscheidend von der<br />
Oberfläche und den oberflächennahen Schichten geprägt.<br />
Deshalb ist es sehr wichtig, zahlreiche Informationen über<br />
die Oberflächen zu gewinnen. Zu diesem Zweck bieten<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
31
Materialuntersuchung im Technologiecenter<br />
Der Servicebereich des Technologiecenters beschäftigt sich mit der Untersuchung materialspezifischer<br />
Aufgabenstellungen. Zu den Standardleistungen gehören:<br />
Metallographie<br />
• Schliffherstellung und Zielpräparationen an<br />
• Edel-, Refraktär-, Bunt- und Leichtmetallen<br />
• Verbundwerkstoffen und Werkstoffverbunden<br />
• Glas, Keramiken und Kunststoffen<br />
• Auflicht- und Stereomikroskopie mit verschiedenen Beleuchtungs- und<br />
Kontrastierverfahren<br />
• Gefügebeurteilung und -analyse<br />
• Härtemessungen<br />
• Kleinlast-, Mikro-, Vickers- und Knoophärte<br />
Anorganische Elementaranalytik<br />
• Bestimmung von Gasen (Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff) und<br />
Nichtmetallen (Kohlenstoff, Schwefel) in Edel-, Refraktär- und anderen<br />
Metallen sowie in Keramiken und anderen anorganischen Feststoffen<br />
mit einer Bestimmungsgrenze von ca. 1µg/g<br />
• Bestimmung von Oberflächenkohlenstoff und Oberflächenwasserstoff/-<br />
wasser in organischen und anorganischen Proben<br />
Oberflächenanalytik<br />
• Rasterelektronenmikroskopie (REM) mit intergrierter Röntgenanalyse<br />
(EDX, WDX)<br />
• Hochauflösende Topographie- und Materialkontrastbilder von<br />
Oberflächen<br />
• Bestimmung der atomaren Zusammensetzung zur Charakterisierung<br />
von Materialien und Probenbereichen wie Schichten, Phasen,<br />
Verunreinigungen und anderen Bestandteilen<br />
• Augerelektronenspektroskopie (AES) und<br />
Röntgenphotoelektronenspektroskopie (XPS)<br />
• Bestimmung der chemischen Zusammensetzung der Oberfläche zur<br />
Charakterisierung von dünnsten Schichten und Belegungen<br />
• Konzentrationstiefenprofile<br />
• Sekundärionen-Massenspektrometrie (SIMS)<br />
• Nachweis von Spurenelementen<br />
Bond- und Kontaktlabor<br />
• Bondbarkeitsprüfungen an Bondsubstraten und -drähten<br />
• Dick- und Dünndrahtbonden mit Drähten aus Aluminium, Gold und<br />
Kupfer<br />
• Pull-, Scher- und Tweezertest<br />
• Auslagerungstests (Temperatur / Feuchte / Schadgas)<br />
• Bonden von Kleinserien für Pilotproduktionen<br />
• Bestimmung elektrischer Eigenschaften<br />
• Elektrische Kenngrößen (Widerstand, Kapazität,…)<br />
• Bestimmung von Kontaktwiderständen<br />
• Temperaturkoeffizient-Messung an Drähten<br />
• Leckratenmessung<br />
Schmelz- und Glühtechnik<br />
• Hochfrequenzschmelzen an Luft oder unter inerter oder reduzierender<br />
Atmosphäre<br />
• Lichtbogenschmelzen<br />
• Elektronenstrahlschmelzen von Edelmetallen<br />
• Wärmebehandlungen an Luft oder unter inerter oder reduzierender<br />
Atmosphäre<br />
Zerstörende und zerstörungsfreie<br />
Materialprüfung<br />
• Zug-, Druck- und Biegeversuche<br />
• Ermittlung von Festigkeiten, E-Modul, Dehnungen und anderen<br />
mechanischen Kennwerten von Werkstoffen<br />
• Warmzugversuche<br />
• Härteprüfungen (Vickers-, Rockwell-, Brinellhärte)<br />
• Ultraschallprüfungen an Barren, Blechen, Rohren und Stäben<br />
• Stationäre Prüfanlage mit Tauchbecken<br />
• Mobiles Ultraschallprüfgerät für große Bauteile<br />
32 technology report Ausgabe 4 | 2013
Forschung & Entwicklung<br />
chen Messaufwand ermittelt werden“, so Oliver Pompe.<br />
In den Gesprächen werden die Aufgabenstellung geklärt,<br />
Prüfverfahren festgelegt oder auch Resultate gemeinsam<br />
interpretiert und Maßnahmen abgeleitet.<br />
REM-Aufnahme eines Platinnetzes vor (links) und nach (rechts) dem<br />
Einsatz als Katalysator zur Herstellung von Salpetersäure<br />
wir eine Reihe von Prüfverfahren wie zum Beispiel REM,<br />
EDX, AES und weitere an“, erläutert Dr. Oliver Pompe,<br />
Leiter des Servicebereichs Materialprüfung des <strong>Heraeus</strong><br />
Technologiecenters.<br />
Die REM ermöglicht durch eine seitliche Auflösung von<br />
wenigen Nanometern Abbildungen der Topographie und<br />
von Materialunterschieden bei sehr hohen Vergrößerungen.<br />
Die EDX oder AES erlauben lokale oder flächenhafte<br />
chemische Analysen und damit die Identifikation und<br />
Quantifizierung von Elementen mit einer Informationstiefe<br />
von wenigen Atomlagen bis zu einigen Mikrometern. Das<br />
kann beispielsweise dazu genutzt werden, Schichtaufbauten<br />
zu charakterisieren respektive Ablagerungen oder<br />
Verunreinigungen in Produkten zu bestimmen.<br />
Erfolgsfaktoren: Gut kombinieren<br />
und engen Kontakt halten<br />
„Oft ergibt erst die Kombination mehrerer Untersuchungsmethoden<br />
ein vollständiges Bild. Die Ergebnisse der<br />
verschiedenen Analysen können dann sowohl den <strong>Heraeus</strong><br />
Entwicklern die systematische Optimierung von Produkten<br />
ermöglichen, aber auch dem Kunden Feedback über<br />
seinen Produktionsprozess geben“, beschreibt Pompe.<br />
Die vielfältigen und übergreifenden Aufgabenstellungen<br />
der Kunden aus der Entwicklung, Fertigung und Qualitätssicherung<br />
erfordern einen intensiven Austausch über<br />
die Fragestellungen und Ergebnisse. „Der enge Kontakt<br />
zum Auftraggeber, auch während der Untersuchung, ist oft<br />
entscheidend für die wirtschaftliche und effektive Durchführung.<br />
Der Dialog stellt sicher, dass die für den Kunden<br />
wesentlichen Informationen mit dem minimal erforderli<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
Eine weitere Serviceleistung ist die Betreuung und<br />
Prüfung von Prototypen oder Nullserien innerhalb des<br />
Entwicklungsprozesses neuer Produkte. Hinzu kommt die<br />
Nachprüfung von Produkten, die bereits beim Kunden im<br />
Einsatz waren. „Gerade hier können wir unsere Kunden<br />
mit wichtigen Informationen zu ihren Herstellungsprozessen<br />
unterstützen, die er sonst nur über externe Institute<br />
bekommen könnte. Das Technologiecenter bietet somit die<br />
Möglichkeit, Prozesse zu optimieren und weiter zu entwickeln“,<br />
hebt Annette Lukas abschließend einen weiteren<br />
wichtigen kundenorientierten Aspekt des Technologiecenters<br />
hervor.<br />
Patrick Broscheit, Dr. Jörg Wetterau<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Annette Lukas<br />
Technologiecenter<br />
<strong>Heraeus</strong> Materials Technology GmbH & Co. KG<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12-14, 63450 Hanau<br />
Tel.: +49(0)6181.35-5748<br />
E-Mail: annette.lukas@heraeus.com<br />
www.heraeus-materials-technology.de<br />
Neues Technikum<br />
sorgt für Flexibilität<br />
Ein neues Technikum macht das Technologiecenter<br />
noch flexibler. Mit modernen Induktionsöfen<br />
können nun hochschmelzende Legierungen<br />
bei Temperaturen von über 2000 °C unter<br />
Schutzgasatmosphäre geschmolzen und für<br />
nachfolgende Prüf- oder Entwicklungsverfahren<br />
vorbereitet werden.<br />
33
Energie und Umwelt<br />
Blowing in the Wind<br />
<strong>Heraeus</strong> Technologie macht Windenergie profitabel<br />
Bis zum Jahr 2020 soll allein in <strong>Deutsch</strong>land der Anteil<br />
der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern<br />
auf mindestens 35 Prozent steigen. Im Energiemix der<br />
Zukunft kommt dabei der Windenergie eine zentrale<br />
Rolle zu. Die Nutzung des Windes als Antriebsenergie<br />
hat eine lange Tradition. Windräder in Form von ehrwürdigen<br />
Windmühlen nutzten schon früher die Bewegungsenergie<br />
des Windes zum Mahlen von Mehl.<br />
Moderne Windmühlen heißen jetzt Windenergieanlagen<br />
und wandeln Windenergie in elektrischen Strom um.<br />
Dabei helfen auch Schleifkontakte und Infrarot-Wärme<br />
von <strong>Heraeus</strong>.<br />
© zentilia – Fotolia.com<br />
34 technology report Ausgabe 4 | 2013
Moderne Windräder sind bis zu 130 Meter hoch, tragen<br />
Rotorblätter mit Durchmessern von bis zu 154 Metern<br />
und versorgen immer mehr Haushalte weltweit mit Strom.<br />
Bei der Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie nimmt<br />
die Windkraft mit einem Anteil von rund 36 Prozent<br />
in <strong>Deutsch</strong>land den ersten Platz ein. Die „deutschen“<br />
Windenergieanlagen produzierten Ende 2011 fast 50<br />
Milliarden Kilowattstunden Strom (Quelle: DEWI/BWE/<br />
VDMA). Und das Potenzial der Windenergie ist noch nicht<br />
ausgeschöpft. Vor allem der Austausch älterer Anlagen<br />
durch moderne und leistungsfähigere („Repowering“)<br />
sowie die Windenergienutzung auf dem Meer („Offshore“)<br />
bieten Perspektiven für den weiteren Ausbau. Zur umweltfreundlichen<br />
Gewinnung dieser Energie benötigt jede<br />
Windkraftanlage jedoch ein Höchstmaß an Präzision und<br />
technologischem Know-how. <strong>Heraeus</strong> hilft mit Schleifkontakten<br />
und Infrarot-Wärme, Wind effizient in elektrische<br />
Energie umzuwandeln.<br />
Infrarot-Strahler für stabile Rotorblätter<br />
Windkraftanlagen mit ihren Rotorblättern in luftiger Höhe<br />
sind ständig hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt.<br />
Alle Teile müssen qualitativ hochwertig gefertigt und<br />
miteinander verbunden werden. Infrarot-Strahler leisten an<br />
dieser Stelle wärmende Hilfe. Bolzen, Niete oder andere<br />
Elemente werden häufig über einen Kleber verbunden, der<br />
durch Wärme ausgehärtet werden muss. Infrarot-Strahlung<br />
überträgt hohe Wärmeleistungen in kurzer Zeit, sodass<br />
der Kleber wesentlich<br />
schneller härtet, als dies<br />
mit Heißluft der Fall ist.<br />
Zudem können Infrarot-<br />
Strahler durch ihre Form<br />
die Wärme exakt auf den<br />
Niet, den Bolzen oder<br />
die Verbindungsstelle<br />
ausrichten.<br />
Rotorblätter sind die am stärksten belasteten Teile eines<br />
Windrads. Bei der Herstellung und Reparatur von Rotorblättern<br />
werden Glasfasermatten, getränkt mit Epoxidharz,<br />
auf besonders beanspruchte Stellen aufgebracht und dann<br />
mit Wärme ausgehärtet. Dies geschieht heute noch meist<br />
mithilfe von Heizmatten oder Heißluft. „Infrarot-Wärme<br />
ist hier überlegen“, zeigt sich Volker Reith vom Business<br />
Development Team bei <strong>Heraeus</strong> Noblelight überzeugt.<br />
„Sie wird kontaktfrei und viel schneller als durch konventionelle<br />
Methoden übertragen. Es kann kein Harz an der<br />
Wärmequelle festkleben, und nicht zuletzt sind Infrarot-<br />
Wärmeprozesse exakt und reproduzierbar.“<br />
Schleifkontakte – unscheinbar, aber präzise<br />
Das Prinzip der Windkraftanlagen ist denkbar einfach: Zur<br />
Stromerzeugung nutzen diese den Auftrieb, den der Wind<br />
beim Vorbeiströmen an den Rotorblättern erzeugt. Die<br />
Rotoren drehen sich im Wind und nehmen so die Energie<br />
des Windes auf. Dadurch versetzen sie die waagerecht<br />
liegende Achse in eine Drehbewegung – mechanische<br />
© picsxl – Fotolia.com<br />
2008<br />
50 Mrd. kWh<br />
40 Mrd. kWh<br />
Erneuerbare Energien werden immer wichtiger für die Stromversorgung.<br />
Die Zahlen gelten für <strong>Deutsch</strong>land (Quelle: DEWI/BWE/VDMA).<br />
Energie wird freigesetzt. Ein Generator wandelt diese<br />
mechanische Energie in Elektrizität um. Schleifkontaktsysteme<br />
und Edelmetalldrähte von <strong>Heraeus</strong> Materials<br />
Technology werden in Windkraftanlagen in Komponenten<br />
eingesetzt, die unter anderem Ströme für den Antrieb der<br />
Rotorblattverstellung und Sensorsignale übertragen.<br />
Im Inneren der Anlage treibt die Rotorbewegung einen<br />
Generator an und erzeugt somit elektrischen Strom. Um<br />
den Wind möglichst effizient in Energie umzuwandeln, ist<br />
es erforderlich, Windrichtung und -stärke ständig zu messen<br />
und die Rotorblätter optimal im Wind auszurichten.<br />
Die Versorgung des Antriebs der Rotorblätter sowie die<br />
<strong>Über</strong>tragung der Messsignale erfolgen über so genannte<br />
Schleifringübertrager. In diesen <strong>Über</strong>tragern sorgen<br />
präzise gefertigte Kontaktsysteme aus Edelmetall für eine<br />
störungsfreie Signalübertragung auch unter rauen Umgebungsbedingungen,<br />
zum Beispiel auf hoher See.<br />
Sie tragen hierdurch letztendlich dazu bei, uns mit umweltfreundlicher<br />
Energie zu versorgen.<br />
Dr. Marie-Luise Bopp, Guido Matthes<br />
Schleifringübertrager …<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
technology.de<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013 35<br />
2011<br />
… sind rotierende Stromübertrager mit Kontaktsystemen aus Edelmetall oder<br />
Edelmetallbeschichtungen. <strong>Heraeus</strong> produziert dafür Schleifkontakte aus Drähten<br />
oder gestanzten Federn aus abriebfesten Gold- oder Palladiumlegierungen. Neben<br />
massiven Ausführungen werden auch walzplattierte, galvanisch beschichtete<br />
oder schweißtechnisch hergestellte Verbundmaterialien verwendet. Typische<br />
Bauformen sind zylindrische oder flache <strong>Über</strong>tragersysteme mit Leiterplatten.<br />
Neben Signalströmen werden in einigen Anwendungen auch Lastströme bis zu<br />
400 Ampere übertragen.<br />
Volker Reith<br />
<strong>Heraeus</strong> Noblelight/<br />
Industrielle Prozesstechnik<br />
Reinhard-<strong>Heraeus</strong>-Ring 7<br />
63801 Kleinostheim<br />
Tel.: +49(0)6181.35-8469<br />
volker.reith@heraeus.com<br />
www.heraeus-noblelight.de<br />
Rolf Paulsen<br />
<strong>Heraeus</strong> Materials<br />
Technology GmbH & Co. KG<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12-14<br />
63450 Hanau<br />
Tel.: +49(0)6181.35-5478<br />
rolf.paulsen@heraeus.com<br />
www.heraeus-materials-<br />
Rolf Paulsen
Energie und Umwelt<br />
Blinde<br />
Passagiere<br />
an Bord<br />
UV-Desinfektion von<br />
Ballastwasser kann zum<br />
Erhalt des ökologischen<br />
Gleich gewichts beitragen<br />
Rund zehn Milliarden Tonnen Ballastwasser sorgen jährlich<br />
weltweit auf Schiffen für eine stabile Lage, schätzt die<br />
Internationale Seefahrtorganisation (IMO – International<br />
Maritime Organisation). Durch Ballastwasser werden<br />
jedoch auch regelmäßig winzige Organismen wie Plankton,<br />
wirbellose Tiere, Fischlarven und Krankheitserreger<br />
auf genommen und in fremde Ökosysteme eingeschleppt.<br />
Mit leistungsstarken UV-Lampen von <strong>Heraeus</strong> können auf<br />
Schiffen die unerwünschten „blinden Passagiere“ jedoch<br />
gezielt abgetötet werden.<br />
© dan_prat – istockphoto.com<br />
36 technology report Ausgabe 4 | 2013
Aus fremden Gewässern eingeschleppte Kleinstlebe wesen<br />
wie Fischlarven, Zebramuscheln, Quallen oder sogar Cholerabakterien<br />
gehören zu den größten Bedrohungen für das<br />
Gleichgewicht unserer Meere. Sie werden mit dem Ballastwasser<br />
der Schiffe rund um den Erdball „geschippert“<br />
und können dann in fremden Gebieten enorme Schäden<br />
anrichten. Die Chinesische Wollhandkrabbe beispielsweise,<br />
die aus dem Norden<br />
Chinas stammt und bis<br />
zu 30 Zentimeter groß<br />
werden kann, hat sich in<br />
europäischen Gewässern<br />
gut eingelebt, frisst dort<br />
die Nahrung der heimischen<br />
Wasserbewohner<br />
weg und zerstört durch<br />
ihre Wohnhöhlen Dämme<br />
und Böschungen. Vermutlich<br />
ist sie vor einigen<br />
Ballastwasser eingeschleppt<br />
Krankheitserreger werden durch<br />
Jahren im Ballastwasser<br />
von Schiffen in Europa angekommen. Auf ähnliche Weise<br />
reisen Jahr für Jahr viele Meeresbewohner und Krankheitskeime<br />
als blinde Passagiere um die Welt. Für den Erhalt<br />
des biologischen und ökologischen Gleichgewichts ist es<br />
daher sinnvoll, dieses Wasser frei von Organismen wie<br />
Bakterien und Krankheitserregern zu halten.<br />
UV-Methode ist sehr umweltschonend<br />
Die von der IMO festgelegten Standards für sauberes Ballastwasser,<br />
welche allerdings noch ratifiziert werden müssen,<br />
sollen helfen, die Invasion der gefährlichen „blinden<br />
Passagiere“ einzudämmen. Umweltschonende Behandlungsanlagen<br />
für Ballastwasser sollen zukünftig auf allen<br />
Seeschiffen Vorschrift sein. So müssen etwa Schiffe bei<br />
der Einschiffung in amerikanische Hoheitsgewässer heute<br />
schon Wasseraufbereitungsanlagen mit sich führen.<br />
High-Power AmalgamLampen<br />
Der Geschäftsbereich <strong>Heraeus</strong> Noblelight gehört zu den Markt- und<br />
Technologieführern bei der Herstellung von Speziallichtquellen. Die enge<br />
Zusammenarbeit mit Anlagenherstellern und Endkunden und die über<br />
100-jährige Erfahrung im Umgang mit speziellem Licht machen viele<br />
Innovationen möglich.<br />
High-Power Amalgamlampen kommen bei der Wasseraufbereitung zum<br />
Einsatz. Die speziellen UV-Lampen wurden so entwickelt, dass sie die<br />
gehobenen Anforderungen des Schiffbaus erfüllen. Salzwasser-, säure- und<br />
ölbeständig, rüttelfest, kompakt und druckstabil bis 16 Bar sind nur einige<br />
Anforderungen an die kleine Lampe aus Quarzglas. Quarzglas findet sowohl<br />
bei der Lampe als auch bei ihrem Hüllrohr Verwendung, denn es intensiviert<br />
die Transmission des UV-Lichts. Von der äußerst langen Lampenlebensdauer<br />
profitieren auch die Schiffsbetreiber, denn die zusätzliche Wartung für<br />
die kompakte UV-Einheit tief im Schiffsrumpf kann eingespart werden.<br />
<strong>Heraeus</strong> Speziallichtquellen werden je nach Kunden anforderung entwickelt<br />
und hergestellt, entsprechend angepasstes Zubehör wie beispielsweise<br />
Vorschaltgeräte oder Halterungen können zusätzlich mitgeliefert werden.<br />
Damit spart auch der Schiffsbauer Aufwand und Zeit beim Bau von<br />
kompakten Anlagen.<br />
Eine mögliche Behandlungsmethode ist die Wasseraufbereitung<br />
durch intensives UV-Licht. Das spezielle Licht desinfiziert<br />
das Wasser. Es zerstört im UVC-Bereich bei einer<br />
Wellenlänge von 254 Nanometern die Erbsubstanz (DNA)<br />
der Bakterien, Krankheitserreger und Kleinstlebewesen,<br />
inaktiviert sie und verhindert damit ihre Vermehrung. Für<br />
Ballastwasser<br />
Große Schiffe benötigen Ballastwasser zur Stabilität und<br />
für den Gewichtsausgleich. Ballastwasser ist Wasser,<br />
das aus dem Meer in den Schiffsrumpf gepumpt wird<br />
diesen Prozess entwickelt und fertigt <strong>Heraeus</strong> UV-Spezialstrahler<br />
sowie komplette Module und Vorschaltgeräte<br />
zur Integration in moderne Ballastwasseranlagen. „Die<br />
Wasseraufbereitung mit ultraviolettem Licht wird durch zusätzliche<br />
Vorfilterung der groben Verschmutzung optimiert.<br />
Im Vergleich zu chemischen oder physikalischen Verfahren<br />
stellt das UV-Verfahren eine besonders umweltschonende<br />
Methode dar, von der die IMO, auch aufgrund ihrer effizienten<br />
und einfachen Handhabung, überzeugt ist“, erklärt<br />
Erik Roth, UV-Experte für Ballastwasser bei <strong>Heraeus</strong>.<br />
Juliane Henze<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
(Ballasten). Das geschieht vorwiegend im Hafen, aber auch<br />
auf hoher See, wenn das Schiff beispielsweise das Gewicht<br />
des verbrauchten Treibstoffs wieder ausgleichen muss.<br />
Wird das Schiff im Hafen nach dem Entladen wieder voll<br />
beladen, muss es zum Ausgleich erneut Wasser ablassen<br />
(Deballasten).<br />
Erik Roth<br />
<strong>Heraeus</strong> Noblelight GmbH<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12–14, 63450 Hanau<br />
Tel.: +49(0)6181.35-9379<br />
E-Mail: erik.roth@heraeus.com<br />
www.heraeus-noblelight.com<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
37
ENERGIE UND UMWELT<br />
Motorradkatalysatoren<br />
für China<br />
<strong>Heraeus</strong> sieht großes Potenzial bei Abgaskatalysatoren für Kleinmotoren<br />
Bei Abgaskatalysatoren denkt man in erster Linie an deren umweltfreundlichen Einsatz in Kraftfahrzeugen, in denen<br />
Katalysatoren schon seit Jahren verpflichtend vorgeschrieben sind. Doch auch in Kleinmotoren von Rasenmähern, Laubsaugern<br />
oder Motorsägen sorgen kleine Katalysatoren für saubere Abgaswerte – und nicht zuletzt gilt dies für motorisierte<br />
Zweiräder. Hier werden vor allem in China aufgrund neuer Gesetze zur Reduzierung der Emissionswerte millionenfach<br />
Abgaskatalysatoren benötigt.<br />
Im Januar 2013 versanken Peking und weitere Millionenstädte<br />
in China tagelang unter einer Abgasdunstwolke.<br />
Wegen der bis dahin schlimmsten Luftverschmutzung<br />
wurden in der chinesischen Hauptstadt erstmals Fabriken<br />
stillgelegt. Neben der Industrie trugen auch Kraftfahrzeuge<br />
und im Speziellen die als Nutzfahrzeug und Transportmittel<br />
sehr beliebten Motorräder mit ihren Abgasen zum<br />
Smog bei. Nicht ohne Grund soll daher ein 2010 in Kraft<br />
getretenes Gesetz zur Reduzierung von Emissionen dafür<br />
sorgen, dass Motorräder mit Verbrennungsmotoren ohne<br />
Katalysatortechnik in China nicht mehr für die Straße<br />
zugelassen werden. Weit über 20 Millionen Motorräder bis<br />
250 Kubikzentimeter Hubraum produzieren chinesische<br />
Firmen allein für den heimischen Markt. Mehr als die<br />
Hälfte der weltweit gebauten Motorräder stammt mittlerweile<br />
aus China. Die Volksrepublik gilt als größter Motorradhersteller.<br />
Damit steigt der Bedarf an hochwertiger Katalysatortechnik<br />
für diese Motoranwendung. Die in China<br />
produzierten Motorräder müssen die China-3-Abgasnorm<br />
erfüllen, die sich an den Standard in Europa anlehnt. Gefragt<br />
ist dabei auch Know-how von europäischen Firmen.<br />
Mit zahlreichen Produktionsstandorten in China präsent<br />
<strong>Heraeus</strong> ist seit vielen Jahren mit eigenen Produktionsund<br />
Vertriebsgesellschaften in der Wachstumsregion China<br />
präsent. Die Gründung der ersten Gesellschaft <strong>Heraeus</strong><br />
Limited in Hongkong erfolgte bereits 1974. Mit Produkten<br />
aus Edelmetallen, Quarzglas, Sensoren sowie Speziallichtquellen<br />
ist der Technologiekonzern mit Produktionsund<br />
Technologiezentren an neun Standorten (Peking,<br />
Hongkong, Schanghai, Zhaoyuan, Changshu, Danyang,<br />
Shenyang, Sihui und Taicang) und über 2700 Mitarbeitern<br />
erfolgreich auf dem chinesischen Markt tätig.<br />
„Wir produzieren beispielsweise am Standort Danyang Abgaskatalysatoren<br />
für Motorräder in China. <strong>Heraeus</strong> Catalyst<br />
wurde 2008 als Joint-Venture-Unternehmen mit dem Partner<br />
Jiangsu Golden Changjiang Environmental Protective<br />
Motor Muffler Co. Ltd., einem der größten chinesischen<br />
Schalldämpferhersteller für Motorräder, gegründet“, sagt<br />
Dr. Uwe Endruschat, Vice President Operations Business<br />
Unit Catalysts von <strong>Heraeus</strong>. In Danyang – einer für chinesische<br />
Verhältnisse kleineren Stadt mit rund 900.000<br />
Einwohnern, 200 Kilometer nordwestlich von Schanghai<br />
gelegen – werden seit Juli 2009 Katalysatoren hergestellt<br />
38 technology report Ausgabe 4 | 2013
Abgaskatalysatoren<br />
Abgaskatalysatoren enthalten spezielle<br />
Beschichtungen aus Edelmetallen<br />
wie Platin, Palladium oder Rhodium.<br />
Erst diese Beschichtung ermöglicht<br />
die Zersetzung und Umwandlung<br />
der Verbrennungsschadstoffe,<br />
ohne dass dabei die Edelmetalle<br />
verbraucht werden. <strong>Heraeus</strong> liefert<br />
für die Produktion der platin- bzw.<br />
palladiumhaltigen Beschichtungen<br />
dieser Katalysatoren die wichtigen<br />
edelmetallhaltigen Vorprodukte. Als<br />
Grundkörper für die Katalysatoren<br />
dienen zylinderförmige Metallwaben<br />
oder Drahtgestricke, die in den<br />
Schalldämpfer eingebaut sind. Diese<br />
Strukturen ermöglichen eine sehr<br />
hohe reaktive Oberfläche, sodass<br />
die Schadstoffe später schnell und<br />
effizient umgewandelt werden können.<br />
Die dünnen Katalysatorbeschichtungen<br />
mit nanometerkleinen Platin-,<br />
Palladium- und Rhodiumpartikeln<br />
zeigen eine hohe Beständigkeit unter<br />
extremen Temperaturbedingungen<br />
und können für den jeweiligen Einsatz<br />
individuell angepasst werden.<br />
© Holger Mette – istockphoto.com<br />
© Gettyimages.com<br />
<strong>Heraeus</strong> trägt mit modernster Katalysatortechnik dazu bei, die Luftqualität in Chinas Großstädten zu verbessern<br />
und vertrieben. Bei den mit Edelmetallen beschichteten<br />
Abgaskatalysatoren handelt es sich um ein qualitativ hochwertiges<br />
Produkt zur Entfernung von Emissionsschadstoffen.<br />
„Diese Katalysatoren baut unser Joint-Venture-Partner<br />
in seine Schalldämpfer ein, bevor er sie an die Motorradhersteller<br />
liefert. 2011 konnten wir dabei erstmals die<br />
Schallmauer von einer Million produzierten Katalysatoren<br />
durchbrechen“, zeigt sich Endruschat stolz auf die erfolgreiche<br />
Kooperation.<br />
Eigenes Entwicklerlabor und Motorradtestcenter<br />
Chinesische Motorräder sind überwiegend Vergasermodelle<br />
mit ungeregelter Verbrennung. Dies stellt an die Katalysatoren<br />
im Hinblick auf Bauweise und Oberflächenbeschichtung<br />
mit Platin oder Palladium höhere Ansprüche als bei<br />
Einspritzmodellen. Derartige Ansprüche begründen sich<br />
durch stärkere Schwankungen bei der Abgasverbrennung,<br />
die der Katalysator abdecken muss. Um den technischen<br />
Anforderungen bei den Vergasermodellen gerecht zu werden,<br />
betreibt <strong>Heraeus</strong> seit 2012 ein eigenes Forschungsund<br />
Entwicklungslabor in Danyang. Sechs Entwickler<br />
arbeiten hier an der Neu- und Weiterentwicklung bestehender<br />
Katalysatortechnologien. Im Vordergrund steht<br />
dabei auch das Screening von Materialien und Rohstoffen,<br />
die in China zur Verfügung stehen. Der Wunsch der<br />
Kunden ist zudem klar formuliert: immer kompaktere und<br />
effizientere Katalysatoren, die immer weniger Edelmetall<br />
enthalten sollen. In Kooperation mit Kunden wird gezielt<br />
und schnell an individuellen Lösungen gearbeitet. „In<br />
Kürze können wir dies sogar noch effizienter gestalten, da<br />
wir unser Entwicklerlabor mit einem eigenen Testcenter<br />
einschließlich Motorradprüfstand für Abgasmessungen erweitern“,<br />
freut sich Dr. Endruschat. Er hofft, dass <strong>Heraeus</strong><br />
Technologie künftig dazu beitragen kann, die Smoggefahr<br />
in Chinas Metropolen einzudämmen.<br />
Dr. Jörg Wetterau<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Dr. Uwe Endruschat<br />
Business Unit Catalysts<br />
<strong>Heraeus</strong> Precious Metals GmbH & Co. KG<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12-14, 63450 Hanau<br />
Tel.: +49(0)6181.35-4239<br />
E-Mail: uwe.endruschat@heraeus.com<br />
www.heraeus-catalysts.com<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013 39
Dr. Tanja Eckardt Dr. Jan Schapp Dr. Kyung Chung<br />
Dr. Jürgen <strong>Heraeus</strong><br />
<strong>Heraeus</strong> Innovationspreise 2012<br />
Neue Platinverbindung und zwei Prozessinnovationen gewinnen<br />
Bei der 10. Verleihung des <strong>Heraeus</strong> Innovationspreises<br />
für die besten Produkt- und Prozessinnovationen<br />
setzten sich im Jubiläumsjahr eine neue Edelmetallverbindung<br />
und Innovationen zum Recycling und zur<br />
Kostenoptimierung durch.<br />
40 technology report Ausgabe 4 | 2013
Forschung & Entwicklung<br />
Dr. Ekaterini Copanaki Dr. Jörg-Martin Gebert Dr. Frank Heinricht<br />
Dr. Richard Walter<br />
„Innovationen sind ein wesentlicher<br />
Bestandteil unserer Wachstumsstrategie.“<br />
Dr. Frank Heinricht<br />
Dr. Richard Walter von <strong>Heraeus</strong> Precious Metals gewann in<br />
der Kategorie „Beste Produktinnovation“ für die Synthese<br />
von Platinoxalat, das in der chemischen Industrie als<br />
Katalysator-Vorstufe zur Herstellung großtechnischer<br />
Prozesskatalysatoren benötigt wird. Platinoxalat ist eine<br />
für <strong>Heraeus</strong> neue Edelmetallverbindung, die der Markt im<br />
technischen Maßstab bislang nicht kannte. Bei den besten<br />
Prozessinnovationen gab es gleich zwei Sieger. Dr. Jan<br />
Schapp, ebenfalls <strong>Heraeus</strong> Precious Metals, gewann für<br />
ein neues Recyclingverfahren für fluoridhaltige Katalysatoren<br />
und Produkte. Dr. Kyung Chung von <strong>Heraeus</strong> Materials<br />
Technology (USA) überzeugte mit einer kostenoptimierten<br />
Fertigung von Materialien auf der Basis von Metall-Oxid-<br />
Mischungen. Bei den Produkten belegten zwei weitere<br />
Innovationen gemeinsam den zweiten Platz: Komponenten<br />
für medizinische Implantate aus hartmagnetischen und<br />
biokompatiblen Edelmetall-Legierungen (Dr. Jörg-Martin<br />
Gebert, <strong>Heraeus</strong> Precious Metals) sowie die Beschichtung<br />
unzementierter Hüftgelenkprothesen mit Antibiotika, um<br />
so das Infektionsrisiko bei Gelenkimplantationen zu reduzieren<br />
(Dr. Ekaterini Copanaki, <strong>Heraeus</strong> Medical).<br />
<strong>Heraeus</strong> verlieh zum 10. Mal internen Innovationspreis<br />
Die Preisträger wurden im Rahmen einer Feierstunde von<br />
der <strong>Heraeus</strong> Geschäftsführung ausgezeichnet. „Innovationen<br />
sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Wachstumsstrategie.<br />
Mit dem Innovationspreis wollen wir die<br />
Innovationen und die Menschen dahinter in den Mittelpunkt<br />
der Firmenöffentlichkeit stellen. Und natürlich geht<br />
es uns auch darum, die Leistung der Entwickler entsprechend<br />
zu würdigen“, hebt Dr. Frank Heinricht, bis zum<br />
31. Mai 2013 Vorsitzender der Geschäftsführung <strong>Heraeus</strong><br />
Holding, die Bedeutung des internen Wettbewerbs hervor.<br />
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Dr. Jürgen <strong>Heraeus</strong>,<br />
Schirmherr der Veranstaltung, ist von den Innovationspreisträgern<br />
überzeugt: „Wir machen pfiffige Innovationen<br />
für technologisch sehr anspruchsvolle Nischen. Und viele<br />
unserer prämierten Produkte und Prozesse haben zu Verbesserungen<br />
bei Kunden geführt.“<br />
Der Film zur Preisverleihung 2012 kann<br />
über nebenstehenden QR-Code auf den<br />
Innovationsseiten im <strong>Heraeus</strong> Internet<br />
aufgerufen werden.<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
41
Forschung & Entwicklung<br />
Beste Produktinnovation:<br />
GroSStechnische Synthese von<br />
Platinoxalat<br />
(Dr. Richard Walter, <strong>Heraeus</strong> Precious Metals)<br />
Durch die Entwicklung eines neuen Produktionsverfahrens<br />
kann <strong>Heraeus</strong> die als Katalysator-Vorstufe in der chemischen<br />
Industrie zur Herstellung von Prozesskatalysatoren<br />
benötigte Edelmetallverbindung Platinoxalat erstmals in<br />
großtechnischem Maßstab herstellen. Die Synthese wurde<br />
von einem international zusammengesetzten Entwicklerteam<br />
unter der Leitung von Dr. Richard Walter vom<br />
Labor- in den Produktionsmaßstab überführt. Platinoxalat<br />
ist thermisch instabil und kann sich bei unsachgemäßer<br />
Wärmeeinwirkung explosionsartig zersetzen. Eine innovative<br />
Reaktionsführung trägt entscheidend zur Prozesssicherheit<br />
bei der Herstellung der Chemikalie bei. Die<br />
Entwickler haben das Verfahren so modifiziert, dass die<br />
Synthese von tiefblauem Platinoxalat deutlich unterhalb<br />
der Zersetzungstemperatur der Verbindung durchgeführt<br />
werden kann. Das Problem unkontrollierter Zersetzung<br />
konnte dadurch behoben werden. <strong>Heraeus</strong> ist derzeit der<br />
einzige Lieferant von Platinoxalat und besitzt somit ein<br />
Alleinstellungsmerkmal im Markt.<br />
Beste Prozessinnovation I:<br />
Recyclingverfahren für fluoridhaltige<br />
Katalysatoren und Produkte<br />
(Dr. Jan Schapp, <strong>Heraeus</strong> Precious Metals)<br />
Fluorid wird verstärkt in der Produktion von Chemikalien<br />
für die Agrarwirtschaft sowie der Spezialelektronik eingesetzt.<br />
Seit über drei Jahren ist <strong>Heraeus</strong> Precious Metals<br />
in Taicang, China, präsent. Die dortige Recyclinganlage<br />
bedient die chinesische Chemie- und Pharmaindustrie.<br />
Um die neuen Anforderungen der Agrochemieindustrie<br />
zu erfüllen, wurde der Standort speziell für fluoridhaltige<br />
verbrauchte Palladiumkatalysatoren aus der Agrarindustrie<br />
erweitert. Die hochmoderne Recyclinganlage besteht<br />
aus einer Brennkammer mit einem speziell angepassten<br />
Temperaturprogramm, gefolgt von einer Abluftbehandlung<br />
neuester Technologie. Die Prozessinnovation von Dr.<br />
Jan Schapp beruht auf der Verwendung einer speziellen<br />
Kombination aus verschiedenen fluorbeständigen Isolierauskleidungen<br />
zum Aufbau der Anlagenteile, denn üblicherweise<br />
greift das sehr reaktive Element Fluor fast jedes<br />
Material an. <strong>Heraeus</strong> ist durch diesen Prozess derzeit<br />
einziger Anbieter für die Wiederaufbereitung fluoridhaltiger<br />
Recyclingmaterialien.<br />
42 technology report Ausgabe 4 | 2013
Produktinnovation Platz 2:<br />
Beschichtung unzementierter<br />
Hüftgelenkprothesen mit Antibiotika<br />
(Dr. Ekaterini Copanaki, <strong>Heraeus</strong> Medical)<br />
Pro Jahr werden weltweit über<br />
eine Million Hüftprothesen<br />
eingesetzt. Zu deren Verankerung<br />
gibt es zwei Methoden:<br />
zementfrei und zementiert. Für<br />
zementierte Implantate bietet<br />
<strong>Heraeus</strong> Medical bereits ein<br />
einzigartiges Portfolio von antibiotikahaltigen<br />
Knochenzementen<br />
für verschiedene Anwendungsbereiche<br />
an. Dr. Ekaterini<br />
Copanaki hat ein innovatives<br />
Verfahren zur antibiotischen<br />
Beschichtung zementfreier Endoprothesen entwickelt. Das<br />
Antibiotikum wird über einen definierten Zeitraum vom<br />
Implantat direkt an der Operationsstelle im Körper abgegeben<br />
und beugt dadurch der Entstehung von Infektionen<br />
vor. Mit der Innovation (Ready-to-use Coating Device) kann<br />
erstmals eine sehr effektive prophylaktische antibiotische<br />
Schutzschicht direkt auf die Prothese aufgetragen werden.<br />
Produktinnovation Platz 2:<br />
Beste Prozessinnovation II:<br />
Kostenoptimierte Fertigung von<br />
Materialien auf der Basis von Metall-<br />
Oxid-Mischungen<br />
(Dr. Kyung Chung, <strong>Heraeus</strong> Materials Technology)<br />
Nach sechs Jahren intensiver Arbeit hat ein größeres<br />
Entwicklungsteam um Dr. Kyung Chung, <strong>Heraeus</strong> Materials<br />
Technology (USA), ein neues Fertigungsverfahren für<br />
Sputtertargets auf der Basis von Metall-Oxid-Mischungen<br />
erarbeitet. Die Prozesstechnologie wurde bereits in der<br />
Produktion eingeführt. Durch eine Optimierung wesentlicher<br />
Prozessschritte ermöglicht das innovative Verfahren<br />
eine deutlich höhere Prozesseffizienz. Die von <strong>Heraeus</strong><br />
hergestellten scheibenförmigen Sputtertargets werden zur<br />
Beschichtung von magnetischen Datenspeichern benötigt.<br />
Dort kommen zur Datenspeicherung spezielle metallhaltige<br />
Legierungen zum Einsatz.<br />
Komponenten für medizinische Implantate aus<br />
hartmagnetischen Edelmetall-Legierungen<br />
(Dr. Jörg-Martin Gebert, <strong>Heraeus</strong> Precious Metals)<br />
Weltweit leiden 20 Millionen<br />
Patienten unter massiver<br />
Herzinsuffizienz, bei der das<br />
Herz nicht mehr die notwendige<br />
Menge an Blut durch den<br />
Körper befördern kann. Diesen<br />
Patienten können Herzunterstützungssysteme<br />
implantiert<br />
werden, welche die Funktion<br />
des weiterhin schlagenden<br />
Herzens zu einem großen Teil<br />
übernehmen. Dr. Jörg-Martin<br />
Gebert hat ein Verfahren zur<br />
Herstellung des Kernstücks dieser medizinischen Implantate<br />
aus hartmagnetischen Edelmetall-Legierungen entwickelt,<br />
das eine besonders effiziente und kleine Bauart<br />
solcher Herzunterstützungssysteme ermöglicht. Mit diesen<br />
Komponenten der Medizintechnik erschließt <strong>Heraeus</strong> ein<br />
neues Marktsegment. Der Kunde erhält eine Komplettlösung<br />
von <strong>Heraeus</strong> – biokompatibel, kompakt und effizient.<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
43
Forschung & Entwicklung<br />
<strong>Heraeus</strong> Innovationspreis<br />
Zehn Jahre voller<br />
2003<br />
Danny Habets<br />
Schwefelsensor für<br />
die Stahlindustrie<br />
2004<br />
Paul Verstreken<br />
AlZin-Sensor<br />
2005<br />
Dr. Uwe Jantsch<br />
Mehrstufen-Katalysator zur<br />
Lachgas-Zerstörung bei der<br />
Düngemittelherstellung<br />
2007<br />
2006<br />
Johan Knevels<br />
„Smart Sensor“ für<br />
die Stahlindustrie<br />
Silvia Werner<br />
Quarzglas-Mikrophotoreaktor<br />
Der <strong>Heraeus</strong> Innovationspreis hat sich im Laufe der vergangenen<br />
zehn Jahre zu einer festen Institution innerhalb<br />
der <strong>Heraeus</strong> Innovationskultur entwickelt. Zahlreiche<br />
Produkt- und Prozessinnovationen konnten sich erfolgreich<br />
im Markt etablieren.<br />
Was 2003 noch in kleinem Rahmen stattfand, ähnelt<br />
heute einer Oscarveranstaltung mit weit über 120 Gästen.<br />
Der Preis wurde auf Initiative der Geschäftsführung der<br />
<strong>Heraeus</strong> Holding ins Leben gerufen. <strong>Über</strong> 210 Produktinnovationen<br />
wurden seitdem von <strong>Heraeus</strong> Entwicklerteams<br />
weltweit eingereicht, insgesamt 34 Produkte und Prozesse<br />
prämiert. „Unser Motto lautet ‚Innovationen schaffen‘. Unsere<br />
Entwicklerinnen und Entwickler legen heute mit ihren<br />
Ideen den Grundstein für das zukünftige Wachstum“, lobt<br />
Dr. Tanja Eckardt, Leiterin Innovationsmanagement bei<br />
<strong>Heraeus</strong> und selbst Innovationspreisträgerin 2009, die<br />
zahlreichen Ideen der <strong>Heraeus</strong> Entwicklergemeinschaft.<br />
Mittlerweile ist der Innovationspreis zu einer internationalen<br />
Plattform gereift, die für den Austausch der <strong>Heraeus</strong><br />
Entwickler und für die Schaffung von Netzwerken steht.<br />
Die Prämierung innovativer Produkte ist die eine Sache<br />
– ob diese sich im Markt und bei den jeweiligen Kunden<br />
erfolgreich etablieren können, die andere. Viele der ausgezeichneten<br />
Innovationen konnten Anwendern wichtige<br />
Marktvorteile bringen. Zu den besonders erfolgreichen<br />
Produkten zählen beispielsweise Sensoren für die Stahlund<br />
Aluminiumindustrie, mit denen direkt und sekundenschnell<br />
die Temperatur und die chemische Zusammensetzung<br />
von flüssigem Stahl bestimmt werden können. Mit<br />
innovativen Sensoren wie dem kontinuierlich messenden<br />
CasTemp ® -Sensor (2005), einem Schwefelsensor zur<br />
Bestimmung von Schwefel in flüssigem Stahl (2003),<br />
einem Smart Sensor zur<br />
Füllhöhenbestimmung in<br />
Stahlkonvertern (2006)<br />
sowie einem Sensor zur<br />
Bestimmung von Aluminium<br />
in Zink (2004) veränderten<br />
die Sensorexperten<br />
von <strong>Heraeus</strong> Electro-Nite<br />
Erfolgreiche Sensoren für die nachhaltig den Stahl- und<br />
Stahl- und Aluminiumindustrie Aluminiummarkt.<br />
Viele Branchen profitieren von den Innovationen<br />
Zu den jüngeren Erfolgsprodukten zählen Infrarot-Strahler<br />
mit einem QRC ® -Reflektor (QRC = quartz reflective coating,<br />
1. Platz, 2008). Diese helfen in der Photovoltaik bei<br />
der energiesparenden Produktion von Solarzellen. Einige<br />
Schritte bei der Herstellung der Zellen benötigen hohe<br />
Temperaturen bis 1200 °C im Vakuum. Die Erwärmung<br />
unter Vakuum mit Infrarot-Strahlern, die mit dem weißen<br />
Nanoreflektor aus opakem Quarzglas ausgestattet sind,<br />
erfolgt kontaktfrei und damit ohne die Gefahr von Verunreinigungen.<br />
Unter der Marke Clevios (2. Platz, 2011) produziert<br />
<strong>Heraeus</strong> leitfähige Polymere in Form bläulicher Dispersionen,<br />
die als elektrische Funktionsschichten immer mehr<br />
44 technology report Ausgabe 4 | 2013
Die Zeitleiste zeigt die jeweils erstplatzierten Gewinner bei den besten Produktinnovationen seit 2003<br />
Innovationen<br />
2012<br />
Dr. Richard Walter<br />
Großtechnische Synthese<br />
von Platinoxalat<br />
2010<br />
Dr. Martin Trommer<br />
Hochbiegsame Lichtleitfasern<br />
aus Quarzglas<br />
2008<br />
Jürgen Weber<br />
Infrarot-Strahler mit<br />
QRC ® -Reflektor<br />
2009<br />
Dr. Tanja Eckardt<br />
Kosteneffizienter<br />
Platin-Verbundwerkstoff<br />
für Zündkerzen<br />
2011<br />
Jan Cuypers<br />
FiberLance TM zur<br />
revolutionären<br />
Temperaturmessung<br />
„Unsere Entwicklerinnen und Entwickler<br />
legen heute mit ihren Ideen den Grundstein<br />
für das zukünftige Wachstum.“<br />
Dr. Tanja Eckardt, Leiterin Innovationsmanagement<br />
Anwendungsfelder in unserem<br />
Alltag erobern, etwa<br />
für flexible Touchscreens<br />
in Smartphones und Tablet-PCs.<br />
Mit einer Kombination<br />
aus verschiedenen<br />
Organische Elektronik für<br />
leitfähigen Polymeren und<br />
Touchscreens<br />
einer neu entwickelten<br />
Ätztechnologie gelingt es,<br />
diese funktionalen Folien auf den Touchscreen für das<br />
menschliche Auge absolut unsichtbar aufzubringen.<br />
Vom dritten Platz zum Marktführer<br />
Rückblickend zeigt sich auch, dass nicht nur die Produkte<br />
der Erstplatzierten beim Kunden besonders erfolgreich<br />
sind. Mit seinem RIC-Verfahren (RIC = Rod in Cylinder)<br />
wurde Dr. Ralph Sattmann im Jahr 2003 „nur“ Dritter. Er<br />
entwickelte ein Verfahren, mit dem sich direkt aus großen<br />
Quarzglas-Zylindern Glasfasern für die Telekommunikation<br />
ziehen lassen. Diese Zylinder sind bis zu 20 Zentimeter<br />
dick und drei Meter lang. Damit lassen sich bis zu 7000<br />
Kilometer Glasfaser an einem Stück ziehen. Heute ist<br />
<strong>Heraeus</strong> dank dieser Innovation einer der Marktführer in<br />
dem Bereich. Die Innovation konnte die Herstellungs<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
kosten von Lichtleitfasern<br />
deutlich reduzieren. Eine<br />
wichtige Weiterentwicklung,<br />
denn durch den<br />
damaligen Einbruch des<br />
Fasermarktes standen die<br />
Hersteller von Lichtleitern<br />
unter einem hohen Kostendruck.<br />
„Unsere Kunden<br />
Dr. Ralph Sattmann,<br />
<strong>Heraeus</strong> Quarzglas<br />
können mit der RIC-Technologie<br />
die Fasern wesentlich<br />
günstiger produzieren und damit ihre Position im Markt<br />
deutlich stärken“, freut sich Dr. Sattmann, der seit 2005<br />
die Technische Kundenbetreuung für den Bereich Telekom<br />
Fiber bei <strong>Heraeus</strong> Quarzglas leitet, über den nachhaltigen<br />
Erfolg der Produktinnovation.<br />
Dr. Jörg Wetterau<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
10 Jahre <strong>Heraeus</strong><br />
Innovationspreis<br />
auf Youtube.<br />
Dr. Tanja Eckardt<br />
Innovationsmanagement<br />
<strong>Heraeus</strong> Holding GmbH<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12–14, 63450 Hanau<br />
Tel.: +49(0)6181.35-5906<br />
E-Mail: tanja.eckardt@heraeus.com<br />
www.heraeus.com<br />
45
Karriere bei einem<br />
Global Player<br />
<strong>Heraeus</strong> treibt Innovation mit ambitioniertem<br />
Hochschulnachwuchs voran<br />
Die Materialwissenschaftlerin Verena Wald nutzte das Start-up-Programm bei <strong>Heraeus</strong><br />
Vor über 120 Jahren entwickelte sich eine alte Schulfreundschaft<br />
zu einem Glücksgriff für <strong>Heraeus</strong>. Um 1890<br />
wurde der Physiker und Chemiker Richard Küch von<br />
seinen ehemaligen Schulfreunden Wilhelm und Heinrich –<br />
den Söhnen des Firmengründers Wilhelm Carl <strong>Heraeus</strong> –<br />
als Leiter der wissenschaftlichen Forschung eingestellt.<br />
Der Rest ist Legende. Küch trieb mit zahlreichen Erfindungen<br />
maßgeblich die Entwicklung des Unternehmens voran<br />
und machte die Forschung und Entwicklung zum festen<br />
Bestandteil der <strong>Heraeus</strong> Firmenphilosophie. Generationen<br />
kreativer Naturwissenschaftler und Ingenieure haben sein<br />
Werk immer weiter ausgebaut. Auch für die Zukunft setzt<br />
der Technologiekonzern als Global Player auf frische Ideen<br />
junger Hochschulabsolventen.<br />
Der berufliche Einstieg verläuft heutzutage allerdings<br />
etwas anders als zu Küchs Zeiten. Studenten und Absolventen<br />
finden bei <strong>Heraeus</strong> verschiedene Möglichkeiten,<br />
die Vielfalt des Unternehmens früh kennenzulernen und<br />
in eine erfolgreiche berufliche Laufbahn einzusteigen. Am<br />
Beginn und zur Orientierung können ein freiwilliges Praktikum<br />
stehen oder im Rahmen eines Studiums geforderte<br />
Praxissemester. „Werkstudenten sind ebenfalls willkommen<br />
und wir unterstützen Studenten bei ihrer Abschlussarbeit.<br />
Unabhängig davon, ob sie aus einem Diplom-,<br />
Bachelor- oder Masterstudiengang kommen“, sagt Vali<br />
Bluma, Leiterin Personalmarketing bei <strong>Heraeus</strong>. Hat der<br />
berufliche Einstieg bei <strong>Heraeus</strong> geklappt, stehen verschiedene<br />
nationale und internationale Lern- und Entwicklungsprogramme<br />
bereit.<br />
Vom Start-up Programm über das Leadership Advance Program<br />
(LAP) und das International Management Program<br />
(IMP) bis zum Global Leadership Program (GLP) reicht<br />
das Portfolio mit spezifischen Angeboten für jede berufliche<br />
Lebens- und Entwicklungsphase (s. Grafik). Jährliche<br />
Mitarbeitergespräche geben zudem Orientierung für die<br />
weitere berufliche Entwicklung im Unternehmen. „Hierbei<br />
gilt es gezielt herauszufinden, welche Qualifikationen<br />
Hochschulabsolventen individuell benötigen, um schnell<br />
46 technology report Ausgabe 4 | 2013
Forschung & Entwicklung<br />
Führungskräfte mit Potenzial in<br />
strategisch wichtigen Positionen erfolgreicher<br />
machen und auf unter nehme rische<br />
Aufgaben in der Zukunft vorbereiten<br />
GLOBAL LEADERSHIP PROGRAM (GLP)<br />
Weiterführende Führungskompetenz und<br />
grundlegendes stra tegisches Wissen sowie<br />
<strong>Heraeus</strong> Instrumente der Führung lernen<br />
LEADERSHIP ADVANCEMENT PROGRAM (LAP)<br />
General-Management-Wissen mit globaler<br />
Perspektive sowie fortgeschrittene Strategiekonzepte<br />
und -instrumente (zugeschnitten auf<br />
den jeweiligen Geschäftsbereich) vermitteln<br />
INTERNATIONAL MANAGEMENT PROGRAM (IMP)<br />
Grundlegende Management-Fertigkeiten und<br />
grund legen des Führungswissen sowie <strong>Heraeus</strong><br />
Instru men te der Führung kennen lernen<br />
START-UP PROGRAM<br />
<strong>Heraeus</strong> bietet ein breites Portfolio für die<br />
berufliche Weiterentwicklung<br />
Verantwortung übernehmen zu können und in Schlüsseloder<br />
Führungspositionen langfristig erfolgreich zu sein“,<br />
sagt Georg Remmers, Leiter Personal- und Organisationsentwicklung.<br />
Making high-potential managers<br />
in strategically important positions<br />
„Start-up Programm hat sehr geholfen“<br />
more successful and preparing them for future<br />
responsibilities.<br />
Ein Industriepraktikum hat auch Verena Wald zu<br />
<strong>Heraeus</strong> geführt. Sie studierte Materialwissenschaft an<br />
GLOBAL LEADERSHIP PROGRAM (GLP)<br />
der Technischen Universität in Darmstadt. „Ein Dozent<br />
stellte für mich einen persönlichen Kontakt zum Unternehmen<br />
her, so dass ich bei <strong>Heraeus</strong> meine ersten Erfahrungen<br />
in der Industrie sammeln konnte.“ Nach ihrem<br />
Learning intermediate leadership skills and fundamental<br />
strategic knowledge as well as <strong>Heraeus</strong><br />
Praktikum hielt sie Kontakt zu <strong>Heraeus</strong> und nahm im<br />
Januar 2008 ihre jetzige Stelle im Technologiecenter<br />
management tools.<br />
bei <strong>Heraeus</strong> Materials Technology an.<br />
LEADERSHIP ADVANCEMENT PROGRAM (LAP)<br />
Als Hochschulabsolventin und neue Mitarbeiterin nahm<br />
sie auch an dem <strong>Heraeus</strong> Start-up Programm teil. Das Programm<br />
für Hochschulabsolventen ist darauf ausgerichtet,<br />
eine Orientierung für neue Mitarbeiter zu schaffen, ihnen<br />
Basisqualifikationen zu vermitteln und ihnen Möglichkeiten<br />
zum intensiven Networking mit anderen Juniormanagern<br />
aus allen Bereichen des Unternehmens zu bieten.<br />
„Mir persönlich hat das Start-up Programm sehr geholfen.<br />
Für jeden neuen Mitarbeiter ist es wichtig, ein Netzwerk<br />
innerhalb der Firma aufzubauen und seine Kompetenzen<br />
in bestimmten Bereichen zu fördern“, betont Verena Wald.<br />
Das Start-up Programm verfolgt das Ziel, alle Hochschulabsolventen<br />
auf ein gemeinsames Level zu heben<br />
und die Basis für eine Karriere bei <strong>Heraeus</strong> zu schaffen.<br />
Das Programm besteht aus einer Reihe von Seminaren<br />
interkultureller Kompetenz, Unternehmenssimulation oder<br />
Kommunikation sowie zu unterschiedlichen Bausteinen<br />
wie Projekt management, Moderation oder Präsentation.<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013<br />
Obwohl das Start-up Programm ein maßgeblicher Teil der<br />
Weiterbildung bei <strong>Heraeus</strong> ist, lernen neue Entwickler natürlich<br />
auch viel von ihren erfahreneren Kollegen. „Meine<br />
Kollegen geben ihr Wissen gerne weiter. Wenn ich mit<br />
einer Problemstellung zu ihnen komme, unterstützen sie<br />
mich immer“, erzählt Verena Wald.<br />
Communicating general management knowledge<br />
Gerade eine gute Zusammenarbeit im Team spielt für<br />
from a global perspective, as well as advanced<br />
Innovationen eine wichtige Rolle. „In Gesprächen mit<br />
strategy concepts and instruments (customized<br />
Kollegen über Probleme entstehen immer wieder neue<br />
for each business group).<br />
Ideen und Ansätze. So<br />
INTERNATIONAL<br />
entwickeln<br />
MANAGEMENT<br />
sich Innovationen.<br />
PROGRAM (IMP)<br />
Ein<br />
Material nach gezielten Anforderungen hin zu verändern<br />
und zu verbessern ist das Spannendste in der Materialentwicklung“,<br />
schildert Verena Wald und rät: „Für Studenten<br />
in naturwissenschaftlichen Studiengängen, die später in<br />
Becoming familiar with fundamental management<br />
der Industrie arbeiten wollen,<br />
skills and<br />
sind<br />
knowledge<br />
Industriepraktika<br />
as well<br />
enorm<br />
wichtig. Man muss einfach as <strong>Heraeus</strong> ein management Gefühl dafür tools. bekommen,<br />
wie sich die Arbeit eines START-UP Naturwissenschaftlers PROGRAM in der<br />
Praxis gestalten kann.“<br />
Dr. Jörg Wetterau<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Vali Bluma<br />
Leiterin<br />
Personalmarketing<br />
<strong>Heraeus</strong> Holding GmbH<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12–14<br />
63450 Hanau<br />
Tel.: +49(0)6181.35-3050<br />
vali.bluma@heraeus.com<br />
www.heraeus.de<br />
Mehr über Karrieremöglichkeiten<br />
bei <strong>Heraeus</strong> erfahren Sie auf<br />
www.heraeus.de unter der Rubrik<br />
„Karriere“.<br />
Georg Remmers<br />
Leiter Personal- und<br />
Organisationsentwicklung<br />
<strong>Heraeus</strong> Holding GmbH<br />
<strong>Heraeus</strong>str. 12–14<br />
63450 Hanau<br />
Tel.: +49(0)6181.35-9505<br />
georg.remmers@heraeus.com<br />
www.heraeus.de<br />
47
Foto: MBARI<br />
Hätten Sie´s gewusst?<br />
Meerwasser<br />
messen und<br />
analysieren<br />
Mit FiberLight ® werden Inhaltsstoffe im Wasser<br />
mobil mit höchster Genauigkeit gemessen<br />
Die Umweltüberwachung stellt sicher, dass gefährliche Chemikalien im Wasser kontrolliert und in<br />
<strong>Über</strong>einstimmung mit den gesetzlichen Sicherheitsvorschriften verwendet werden. Auch für die<br />
Meeresforschung und die Fischereiindustrie wird die Wasseranalytik immer wich tiger. Vor allem<br />
wenn es darum geht, in der Tiefsee knapp oberhalb der Ozeangrundfläche schnell und sicher die<br />
Qualität des Meerwassers zu prüfen. Mit Speziallampen von <strong>Heraeus</strong> Noblelight ist die Wasseranalytik<br />
problemlos direkt vor Ort möglich.<br />
Hochempfindliche Analysen mit FiberLight ®<br />
In vielen mobilen Spektrometern stecken als Lichtquelle<br />
spezielle kleine Deuteriumlampen (<strong>Heraeus</strong> FiberLight ® )<br />
mit niedrigem Stromverbrauch und langer Lebensdauer.<br />
FiberLight ® ist eine sehr kompakte Lichtquelle für UV-<br />
Licht und den sichtbaren Spektralbereich (von 200 bis<br />
1100 Nanometer). Das Herz einer FiberLight ® ist eine<br />
elektrodenlose, hochfrequenzangeregte Deuteriumlampe.<br />
Die Bauweise dieser Miniaturlampen ermöglicht die mobile<br />
UV-Spektroskopie mit tragbaren batteriebetriebenen<br />
Geräten.<br />
Die kompakte UV/Vis-Lichtquelle FiberLight ® eignet sich besonders für den<br />
Einsatz in tragbaren Spektroskopie-Geräten<br />
Biochemische Analysen in 1000 Meter Tiefe<br />
Das Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI)<br />
in Monterey, Kalifornien, nutzt FiberLight ® in einem<br />
Instrument, einem ISUS-Analyzer. Ferngesteuert misst<br />
das Gerät in einer Wassertiefe von fast 1000 Metern den<br />
Gehalt von nitrat-, brom- und schwefelhaltigen Verbindungen<br />
knapp einen Zentimeter über dem Meeresgrund, der<br />
so genannten benthonischen Bodengrenzschicht (BBL).<br />
Diese Zone interessiert Meeresbiologen wegen ihres Einflusses<br />
auf Mikroorganismen und Nährstoffe für Fische. In<br />
dieser ozeanischen Grenzschicht sammeln sich aber auch<br />
zahlreiche anthropogene umweltschädigende Substanzen<br />
wie Pestizide und andere organische Verbindungen.<br />
Die FiberLight ® -Lichtquelle hilft den Forschern bei biogeochemischen<br />
Analysen, solche Substanzen mit speziellen<br />
spektroskopischen Methoden zu identifizieren sowie<br />
mengenmäßig genau und präzise zu bestimmen.<br />
Daniela Hornung<br />
Haben Sie weitere Fragen?<br />
Mark Oesterle<br />
<strong>Heraeus</strong> Noblelight LLC<br />
1520 Broadmoor Blvd. NE, Suite C<br />
30518 Buford, GA / USA<br />
Tel.: +1 (678) 835-5763<br />
E-Mail: mark.oesterle@heraeus.com<br />
www.heraeus-noblelight.com<br />
48 technology report Ausgabe 4 | 2013
Das Unternehmen<br />
Der Edelmetall- und Technologiekonzern <strong>Heraeus</strong> mit Sitz<br />
in Hanau ist ein weltweit tätiges Familienunternehmen mit<br />
einer mehr als 160-jährigen Tradition.<br />
Unsere Kompetenzfelder umfassen die Bereiche Edelmetalle,<br />
Materialien und Technologien, Sensoren, Biomaterialien<br />
und Medizin produkte, Quarzglas sowie Speziallichtquellen.<br />
Im Geschäftsjahr 2012 erzielte <strong>Heraeus</strong> einen Produktumsatz<br />
von 4,2 Mrd. € und einen Edelmetallhandelsumsatz<br />
von 16 Mrd. €. Mit weltweit rund 12.200 Mitarbeitern in<br />
mehr als 100 Gesellschaften hat <strong>Heraeus</strong> eine führende<br />
Position auf seinen globalen Absatzmärkten.<br />
Mehr Informationen: www.heraeus.com<br />
Feedback<br />
Sagen Sie uns, wie Ihnen der technology report von<br />
<strong>Heraeus</strong> gefällt, was Sie begeistert und was Sie<br />
verbessern würden – wir freuen uns auf Ihr Feedback!<br />
Dr. Jörg Wetterau<br />
Redaktionsleitung<br />
<strong>Heraeus</strong> Holding GmbH<br />
Konzernkommunikation<br />
Tel.: +49 6181 35-5706<br />
technologyreport@heraeus.com<br />
technology report Ausgabe 4 | 2013 49
1769 °C<br />
Platin und hochschmelzende Platinlegierungen werden in Induktionsöfen (offen, unter Schutzgas oder Vakuum)<br />
geschmolzen, in Barrenform gegossen und weiterverarbeitet. Platin selbst schmilzt bei 1769 °C und ist untrennbar mit<br />
der <strong>Heraeus</strong> Geschichte verbunden. Mit einem Knallgas-Gebläsebrenner konnte Firmengründer Wilhelm Carl <strong>Heraeus</strong><br />
das edle Material 1856 erstmals in industriell nutzbarer Qualität und Menge gewinnen. Diese bahnbrechende Pionierleistung<br />
hat bis heute zahllose innovative Entwicklungen nach sich gezogen. Hinter der <strong>Heraeus</strong> Materialkompetenz<br />
stehen über 160 Jahre Erfahrung und Know-how im Umgang mit hohen Temperaturen und den außergewöhnlichen<br />
Eigenschaften von Werkstoffen wie Platin, Gold oder Quarzglas.<br />
Mehr Informationen: www.heraeus.com