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18<br />

kroatien-spe zial • hvar<br />

8 2 0 1 2 19<br />

Die<br />

Entdeckung<br />

Der<br />

Langsamkeit<br />

Charteryacht in einer Bucht bei Milna. Eine Oase<br />

der Ruhe im Vergleich zum Trubel im keine drei<br />

Seemeilen entfernten Hauptort der Insel<br />

Für gewöhnlich stehen beim Adriatörn mindestens ein halbes Dutzend<br />

Inseln und Festlandziele auf dem Kursplan, wenn nicht mehr. Doch es geht<br />

auch anders, wie ein Wochentörn um Hvar zeigt. Eine Reportage<br />

über eine entspannte, aber nie langweilige Art der Reviererkundung<br />

f o to s : m . a m m e


Frische Brise vor Hvar. Vor allem, wenn es durch<br />

enge Inselpassagen geht, muss man mit einer<br />

Düse rechnen. Schlimm wird es aber nur bei Bora<br />

kroatien -spe zial • hvar<br />

20 8 2 0 1 2<br />

21<br />

Insel-Kalender 2012<br />

5 . A p r i l<br />

K r e u z p r o z e s s i o n<br />

Gleichzeitiger Beginn in<br />

Jelsa, Vrboska und Hvar.<br />

Seit 500 Jahren unveränderter<br />

Ablauf. Zählt zum<br />

immateriellen Weltkulturerbe<br />

der Unesco.<br />

3 . – 7 . M a i<br />

T h e a t e r t a g e<br />

Zahlreiche Vorstellungen<br />

im alten Theater sowie in<br />

vielen anderen Spielstätten<br />

der Inselhauptstadt.<br />

1 5 . M a i – 1 5 . O k t o b e r<br />

S o m m e r - F e s t i v a l s<br />

Ein volles Kulturprogramm<br />

mit internationalen Künstlern,<br />

Musikern und Folklore-<br />

Ensembles, allesamt in der<br />

Stadt Hvar.<br />

1 0 . M a i<br />

H e i l i g e r P r o s p e r u s<br />

Prozessionen, Kulturveranstaltungen,<br />

dalmatinischer<br />

Küchenwettbewerb – in der<br />

Inselhauptstadt wird jedes<br />

Jahr der Beginn der neuen<br />

Saison gefeiert.<br />

2 3 . / 2 4 . J u n i<br />

L a v e n d e l - f e s t i v a l<br />

Ätherisches Öl und diverse<br />

andere Produkte aus Lavendel<br />

haben auf der Insel eine<br />

lange Tradition. In Velo<br />

Grabje unweit der Hauptstadt<br />

Hvar gibt es Konzerte<br />

sowie Ausstellungen, Workshops<br />

und Produkte rund<br />

um die violette, intensiv<br />

duftende Pflanze.<br />

1 . J u l i – 3 1 . A u g u s t<br />

S o m m e r s p i e l e<br />

In Starigrad mehrmals in<br />

der Woche zwischen 20<br />

und 21.30 Uhr Konzerte<br />

und Theateraufführungen –<br />

und zwar stets unter freiem<br />

Himmel, auf verschiedenen<br />

Plätzen, Höfen und Straßen<br />

der Stadt.<br />

1 6 . A u g u s t<br />

S t . - R o c h u s - F e s t<br />

Folklore, Musik und Theater<br />

in Starigrad zu Ehren des<br />

Pestpatrons.<br />

2 5 . A u g u s t<br />

F a r o s M a r a t h o n<br />

Internationaler Langstrecken-Schwimmwettbewerb<br />

in Starigrad.<br />

2 5 . / 2 6 . A u g u s t<br />

W e i n f e s t<br />

Konzerte, Folklore und Fest<br />

in Jelsa.<br />

2 . O k t o b e r<br />

H e i l i g e r S t e f a n u s<br />

Messe, Kulturveranstaltungen,<br />

Prozessionen – auf<br />

Hvar’s Straßen wird das<br />

Ende der Saison gefeiert.<br />

S<br />

ie kommen im Sommer, jedes<br />

Jahr, mit Yachten groß wie Fähren.<br />

Prunkvoll glitzern Glas und<br />

Edelstahl in der gleißenden<br />

Sonne, ferngesteuert surren blank polierte<br />

Gangways aus Heckgaragen. Flinke Stewards<br />

in weißen Polohemden legen Fußmatten auf<br />

die Marmorplatten der alten Hafenpier. Erst<br />

dann treten die prominenten Bordgäste<br />

durch die getönten Terrassentüren der klimatisierten<br />

Salons: Prinz Harry, Roman Abramowitsch,<br />

der König von Jordanien, Brad<br />

Pitt, Bill Gates, Steven Spielberg, George<br />

Clooney, die Klitschkos, Hugh Grant, Ralf<br />

Schumacher. Noch viele weitere berühmte<br />

Besucher der Stadt könne er aufzählen, wird<br />

uns Georges Buj später erzählen. Buj ist Angestellter<br />

des Tourismusbüros von Hvar.<br />

Hvar gilt als das Saint-Tropez Kroatiens,<br />

doch das hören die Einwohner nicht gerne.<br />

„Hvar ist Hvar“, sagt Buj, „es ist schließlich<br />

kein ehemaliges Fischerdorf. Vielmehr war<br />

hier schon immer der Adel zu Hause und die<br />

Kultur, auf Hvar wurde Politik gemacht und<br />

Geschichte geschrieben. Außerdem hat die<br />

Stadt eine lange Seefahrtstradition.“<br />

„Hvar ist wie eine Gericht“, wagt Buj einen<br />

Vergleich, „der Wassersporttourismus<br />

ist die Hauptspeise, alles andere gibt es dazu.“<br />

Und das sei ziemlich viel. „Wir haben<br />

alles außer Sextourismus: Game Fishing,<br />

Freeclimbing, Wanderwege, Tauchschulen,<br />

Mountainbike-Touren, Partys, Geschichte,<br />

FKK, Konzerte, Prozessionen.“<br />

Doch ist Hvar deshalb gleich das Epizentrum<br />

des kroatischen Tourismus, des internationalen<br />

Jetsets, des Wassersports?<br />

Wir wollen die Insel kennenlernen, nicht<br />

nur den Ort. Unsere Yacht kommt aus der<br />

Marina Kastela bei Split, dunkelblau, fünf<br />

Jahre alt, und trägt den Namen „Anita“. Ein<br />

Charterboot wie viele in der Region, lediglich<br />

die Route ist eine andere. Keine Rundreise<br />

inklusive Brac, Solta, Korcula und Vis,<br />

nein, auf dem Törnplan steht nur Hvar.<br />

Eine Woche für eine Insel, wird das nicht<br />

langweilig? Gibt es da überhaupt genügend<br />

Ziele? Kommt das Segeln nicht zu kurz?<br />

Warum sollte man das tun? – Ein Grund<br />

könnte sein, den Urlaub zu entschleunigen.<br />

Kein gehetztes Abhaken vermeintlicher Revierhöhepunkte,<br />

dafür mehr ruhiges<br />

Einmal Hölle<br />

und zurück.<br />

vor dem Hauptort<br />

liegt der<br />

gleichnamige<br />

Archipel.<br />

Höllisch ist<br />

dort aber nur<br />

der Discolärm<br />

f o to s : m . a m m e<br />

D<br />

Starigrad, Ort der Dichter und Denker. Eine der<br />

ältesten Ansiedlungen des Landes. Im Hafen<br />

findet sich selbst im Hochsommer ein freier Platz


22<br />

kroatien-spe zial • hvar<br />

8 2 0 1 2 23<br />

Blick über die Dächer von Hvar hinab auf den<br />

Hafen. Fischerkähne liegen neben Megayachten,<br />

draußen ankern Yachten und ein Kreuzfahrer<br />

Dahintreiben. Um Plätze und Stimmungen<br />

zu entdecken, die im Verborgenen liegen,<br />

zumindest abseits der üblichen Durchreiseziele.<br />

Und wer genau hinschaut, Seekarte<br />

und Revierführer zur Hand, wird feststellen,<br />

dass der Plan einer Inselumrundung von<br />

Hvar vieles ist, nur nicht abwegig.<br />

Die ersten Ziele sind gut 20 Seemeilen<br />

von den nahe gelegenen Charterstützpunkten<br />

der Küste entfernt, die Insel selbst ist<br />

knapp 40 Seemeilen lang. Mit Einbuchtungen<br />

und Kreuzschläge kommen auch auf<br />

diesem Törn schnell 150 Seemeilen zusammen.<br />

Rund Mallorca sind es kaum mehr.<br />

Fünf Hafenorte, eine Marina in einer Naturbucht,<br />

einige Anlegestellen sowie je nach<br />

Revierhandbuch über 70 Buchten! Das sind<br />

mehr Törnziele als auf Ibiza, Elba oder Menorca.<br />

Warum, so die Gegenfrage, sollte Hvar<br />

also nicht Törnziel sein?<br />

T<br />

ag eins der Reise, die Anfahrt vom Festland<br />

führt zwischen den Inseln Solta<br />

und Brac hindurch. Die kargen, felsigen Küsten<br />

sind mit grüner Macchia bewachsen, die<br />

Passage ist keine halbe Meile breit. Dahinter<br />

muss „Anita“, eine Oceanis 393, an die Kreuz.<br />

Der Wind pfeift im Hvarski-Kanal parallel<br />

zur Küste aus Ostsüdost, die Sonne brennt,<br />

das Ziel: Starigrad im Norden. Die letzten<br />

Seemeilen führen gut geschützt in einen tiefen,<br />

fjordartigen Einschnitt, Starogradski<br />

Zaljev. Im Nordteil, dicht nebeneinander,<br />

liegen weitere fünf Einschnitte, zusammen<br />

Luka Tiha genannt.<br />

Keine Straße führt hierher, die Buchten<br />

sind einsam und unbebaut, das Wasser tief<br />

und dunkelblau. Plätze wie diese – mal mit<br />

schattigen Pinienbäumen, mal mit Felsplateaus<br />

zum Sonnenbaden – gibt es viele rund<br />

um Hvar. Ideale Badestopps, die abends zu<br />

Privatbuchten werden. Inklusive sternenklarem<br />

Nachthimmel, zirpenden Grillen und<br />

dem Duft von Rosmarin in der Luft.<br />

Wie fast überall im Inselrevier wird frei<br />

geankert. Es gibt keine Muringbojen, keine<br />

Naturschutzgebiete, kein Abkassieren am<br />

Ankerplatz. Vor allem aber: Starigrad hat<br />

auch in der Hochsaison um sechs Uhr<br />

abends noch freie Liegeplätze.<br />

Liegt das an der für Durchgangsreisende<br />

ungünstigen Lage? Am Ort selbst, dem mit<br />

2000 Einwohnern zweitgrößten auf Hvar,<br />

kann es nicht liegen. Der ist wunderschön<br />

und einer der ältesten Europas: gegründet<br />

von Griechen der Insel Paros 384 v. Chr. Wir<br />

Ankerplatz im Grünen in einer Bucht namens<br />

Srhov Dolac weit im Osten der Inselsüdseite.<br />

Hierher verirren sich nur selten Besucher<br />

Hvar begeistert nicht zuletzt<br />

aufgrund seiner Gegensätze.<br />

Mal Touristenhochburg, mal<br />

Rückzugsort für Künstler.<br />

Mal Jetset-Marina,<br />

mal Fischerdorf.<br />

Mit dem Segelboot lässt<br />

sich all das auf wunderbarste<br />

Weise erkunden.<br />

Hochsaison in der ACI-Marina von Palmizana<br />

auf Sveti Klement, jenem Eiland, das gleich<br />

gegenüber der Inselhauptstadt Hvar liegt<br />

schlendern durch das Labyrinth aus Gassen,<br />

bestaunen die Natursteinfassaden der Renaissancehäuser,<br />

die museumsschöne Piazza<br />

Skor, das Tvradalj-Wehrschloss des Dichters<br />

Hektorovic. In einem Hinterhof treffen<br />

wir auf einen Einheimischen, der aus Wurzelholz<br />

Schiffsmodelle baut. Der Ort gilt<br />

auch als Künstlertreff.<br />

Tag zwei. „Ab jetzt machen wir’s immer<br />

so wie gestern“, schlägt Crewmitglied Jan,<br />

Lehrer aus Freising, vor. „Tagsüber segeln<br />

und baden, dann fahren wir in einen Ort.“<br />

Kein Problem, südlich des Westzipfels von<br />

Hvar, ganz dicht unter der Küste, liegt eine<br />

Inselkette: die Höllen-Eilande, sie erstrecken<br />

sich über rund fünf Seemeilen. Eine ideale<br />

Badestelle in Sichtweite der Stadt Hvar.<br />

Es gibt auf den Felsen weder einen Ort<br />

noch Autos oder permanente Bewohner.<br />

Das heißt aber nicht, dass hier nichts los sei.<br />

Auf der Nordseite liegt in der Bucht Palmizana<br />

eine voll ausgestattete ACI-Marina, Ausweichhafen<br />

für den chronisch überfüllten<br />

Stadthafen auf der Hauptinsel gleich gegenüber.<br />

Im Osten des kleinen Archipels, quasi<br />

umgeben vom Nichts, befindet sich das<br />

„Carpe Diem“, eine der angesagtesten Discos<br />

des Landes. Unter freiem Himmel dröhnt<br />

House und R&B durch die Nacht bis herüber<br />

zum Ankerplatz. Tagsüber verwandelt sich<br />

das Ganze in eine Loungebar mit Pool. Im<br />

Süden und in der Mitte des Inselgartens gibt<br />

es mehrer Ankerbuchten, teils einsam, teils<br />

mit Restaurant am Ufer.<br />

Friedlich gleitet „Anita“ am Abend durch<br />

die engen Passagen des Steinlabyrinths.<br />

„Der Hafen von Hvar ist jetzt bestimmt schon<br />

voll“, vermutet der Skipper. Die Wahl fällt daher<br />

auf die Vela Garska westlich der Stadt,<br />

eine „unbewohnte Bucht mit Ankerplätzen<br />

auf 6 bis 12 Metern“, wie der Revierführer<br />

verspricht. Doch plötzlich taucht Marko Pavieio<br />

in seinem Motorboot vor unserem Bug<br />

auf und grinst. Der junge Kroate – blonde<br />

Locken, Koteletten, Unterlippenbart – reicht<br />

uns eine seiner zehn nagelneuen Muringleinen.<br />

Im hinteren Teil der Bucht sehen wir<br />

eine kleine Steinpier und ein renoviertes<br />

Haus, oben auf dem Hügel ein Schild: ‚Konoba<br />

Marena Welcome’. „Ich habe mein Restaurant<br />

gerade erst eröffnet“, sagt er. Wir sind<br />

die einzigen Gäste an den rustikalen Holztischen.<br />

Es gibt gegrilltes Gemüse und Sardellen<br />

mit Kapern zur Vorspeise, wahlweise<br />

Lamm oder Dorade zur Hauptspeise. „Sehr<br />

gutes Essen“, findet Mitsegler Martin aus<br />

f o to s : m . a m m e<br />

Köln, „ein toller Laden, idyllisch gelegen,<br />

sehr sympathisch.“<br />

S<br />

tadtbesuch Hvar. „Je reicher die Familien<br />

waren, desto verzierter ist die Fassade“,<br />

erzählt Jasna Bozdar beim Rundgang<br />

durch die Stadt. „Die meisten Häuser sind<br />

aus lokalem Kalkstein gebaut, manches auch<br />

mit Marmor aus Brac“, weiß die Stadtführerin<br />

in perfektem Deutsch zu berichten. Griechen,<br />

Römer, Nertertjaner, Venezianer, Österreicher<br />

– die Insel ist über die Jahrhunderte<br />

in vielen Händen gewesen.<br />

Unter der venezianischen Herrschaft<br />

zwischen dem Ende des 13. und dem 18.<br />

Jahrhundert erlebte Hvar seine Blütezeit,<br />

wurde Hauptstadt, wichtige Hafenstadt,<br />

Transitzentrum. Immer wieder gab es Auseinandersetzungen<br />

zwischen Volk und Adel,<br />

erst 1610 kam es zu einem dauerhaften Friedensabkommen,<br />

„dabei wurde auch der Bau<br />

eines der ersten, öffentlichen Volkstheater in<br />

Europa beschlossen“, berichtet Bozdar.<br />

Wir bestaunen von der hoch über der<br />

Stadt gelegenen Festung Spanjol aus den<br />

Blick über die Altstadt, den Hafen und die<br />

Hölleninseln. Dann treffen wir Georges Buj<br />

vom Fremdenverkehrsamt, schlendern zusammen<br />

durch die vollen Gassen und über<br />

den mit weißen Marmorplatten gepflasterten<br />

Hauptplatz des Ortes, Trg Sv. Stjepana,<br />

den größten Dalmatiens. „Für die Weiterentwicklung<br />

des Tourismus mussten die Stadtväter<br />

erst das Wasserproblem lösen“, erzählt<br />

Buj. „Seit den 60er Jahren fließt das Trinkwasser<br />

durch eine Leitung vom Festland.“ So<br />

kann die Insel heute jährlich etwa 450.000<br />

Besucher versorgen, „43 Prozent davon<br />

kommen im August.“<br />

Auf der Hafenpromenade, im Schatten<br />

mächtiger Palmen, blicken wir auf die vollbesetzte<br />

Pier: historische Motorsegler im<br />

Päckchen, protzige Motoryachten, Masten<br />

dicht an dicht, eine Katamaranfähre, dazu<br />

Fischer- und Ausflugsboote. „Wir wollen ein<br />

öffentlicher Hafen bleiben mit einem Mix<br />

aus großen und kleinen Booten, bei uns wird<br />

keiner bevorzugt“, sagt Hafenmager Ante<br />

Buzolic vom Nauticki Centar Hvar. „Das Beste<br />

an unserem Hafen ist das klare Wasser<br />

und der gut haltende Ankergrund“, erklärt<br />

der sportliche 31-Jährige.<br />

Einen Tipp hat er noch: „In der Hochsaison<br />

bekommt man am besten gegen zwölf<br />

Uhr mittags einen Liegeplatz. Ist alles voll,<br />

gibt es gegenüber 21 Muringbojen und den<br />

Ankerplatz vor dem Hafen.“ Der ist kostenpflichtig:<br />

100 Kuna (etwa 13 Euro) für zwölf<br />

Meter. Ein Platz im Hafen kostet 500 Kuna,<br />

ganzjährig. Als Ankerlieger darf man seinen<br />

Müll entsorgen – „eines unserer größten Probleme“,<br />

so Buzolic – und an der Pier Wasser<br />

bunkern.<br />

Tag vier und fünf der Reise gehören der<br />

schmalen, langgezogenen Osthälfte der Insel.<br />

Die Buchten sind offener und nicht mehr<br />

so tief in das wuchtige, bis über 600 Meter<br />

hohe Felsmassiv der Insel eingeschnitten.<br />

Wir stoppen in Srhov Dolac, einer Bucht<br />

mit türkisblauem Wasser, kleiner Steinmole,<br />

einem Dutzend Häuser und noch mehr Fischerbooten.<br />

Es ist ruhig und grün, auf der<br />

Terrasse eines nur halb fertigen Hauses sitzt<br />

eine Fischerfamilie beim Mittagessen. Wir<br />

baden, sonnen und genießen eine Ankerbucht<br />

ganz für uns alleine.<br />

Ähnlich auch die Stimmung in der Pokrivenik,<br />

nur ein paar Inselkenner verirren


24<br />

kroatien-spe zial • hvar<br />

kroatien -spe zial • hvar<br />

8 2 0 1 2 8 2 0 1 2<br />

25<br />

Etappenziele für die Inselrunde<br />

1 S t i n i v a<br />

Schöne Badebucht mit Kiesstrand,<br />

15 Häusern, einem<br />

Ferienapartment, einer Konoba<br />

(landestypisches Lokal)<br />

und einer Kirche. Praktisch:<br />

Man kann an einer Steinpier<br />

festmachen und von dort<br />

direkt ins Wasser springen.<br />

2 L u k a T i h a<br />

Geschützt im Golf von Starigrad<br />

gelegen. Fünf Einbuchtungen<br />

mit Ankerplätzen in<br />

einsamer, unbebauter Umgebung<br />

drei Seemeilen vom Ort<br />

entfernt. Vorsicht: Seeigel an<br />

den felsigen Ufern!<br />

3 S t a r i g r a d<br />

Liegeplätze (Muringleinen, Strom und Wasser)<br />

entlang der schönen, mit Grünstreifen und<br />

jungen Palmen verzierten Hafenpier. Kleine<br />

Altstadt mit mehreren Restaurants, Markt und<br />

Supermarkt. Der Ort, zugleich Künstlertreff der<br />

Insel, hat sich eine entspannte und einheimische<br />

Atmosphäre bewahrt.<br />

4 V r b o s k a<br />

Festmachen an der Stadtpier<br />

oder in der kleinen (und<br />

teureren) ACI-Marina mit<br />

modernem Clubhaus. Hübsch<br />

gelegen am Ende eines langen<br />

Meeresarms sind beide. Die<br />

alte Stadt mit vielen Barockund<br />

Renaissancehäusern ist<br />

ein ruhiger Ferienort mit<br />

langer Fischereitradition.<br />

5 J e l s a<br />

Das quadratische Hafenbecken<br />

bietet nur im Nordteil<br />

Platz für Besucheryachten. Es<br />

gibt einige Badestrände in der<br />

Umgebung, viele Touristenunterkünfte<br />

und reichlich<br />

Gastronomiebetriebe. Buntes<br />

Treiben rund um den Hafen<br />

und in den Gassen.<br />

Charteryacht<br />

bei für‘s Revier<br />

typisch<br />

lauem Wind,<br />

im Hintergrund<br />

der<br />

Leuchtturm<br />

an der Ostspitze<br />

von<br />

Hvar nahe<br />

der Ortschaft<br />

Sucuraj<br />

1 Stinivar<br />

2<br />

Luka Tiha<br />

6 V e l a G a r s k a<br />

Neu und noch in keinem Revierführer<br />

enthalten: Marko<br />

Pavieió hat in dieser Bucht die<br />

Konoba „Marena“ eröffnet.<br />

Zehn Murings inklusive Landleinenverbindung<br />

sind vorhanden.<br />

Der junge Kroate offeriert<br />

landestypische Küche<br />

zu fairen Preisen.<br />

N<br />

2 sm<br />

7<br />

Sveti Klement<br />

Vela Garska<br />

8 Marinkovac<br />

9 Hvar<br />

Hvar, knapp 68 Kilometer lang und im westlichen<br />

Teil rund zehn Kilometer breit. Die Mehrzahl der<br />

guten und sicheren Häfen und Buchten liegt an der<br />

vor Bora geschützten Südküste<br />

6<br />

Milna<br />

10 Zarace<br />

3<br />

Stari Grad<br />

4 Vrboska<br />

Hvar<br />

5 Jelsa<br />

Zavala<br />

11 Lovisce<br />

Abseits der Inselhauptstadt finden Crews selbst in der Hochsasion problemlos<br />

einen wenig besuchten Platz – mal in einer Bucht, mal auf einer Insel<br />

und mal in einem alten Fischerdorf. Wir zeigen Ihnen die schönsten Plätze<br />

12 Pokrivenik<br />

13 Srhov Dolac<br />

14 Sucuraj<br />

Scedro<br />

7 T a r s c e / S v. K l e m e n t<br />

Nur eine von vielen Ankerplätzen<br />

auf den Hölleninseln<br />

vor Hvar. Schön sind die Steinplateaus<br />

zum Sonnenbaden<br />

und der kurze Fußmarsch zur<br />

idyllisch im Inselinneren gelegenen<br />

und von Weinfeldern<br />

und Olivenbäumen umgebenen<br />

Konoba „Dionis“.<br />

8 M a r i n k o v a c<br />

Beliebter Ankerplatz inmitten<br />

kleiner Inseln. Achtung: Strömungen<br />

und reichlich Bootsverkehr!<br />

An Land gibt es zwei<br />

Restaurants, auf der anderen<br />

Seite der kleinen Insel befindet<br />

sich die Freiluftdisco „Carpe<br />

Diem“.<br />

9 H v a r<br />

Sonnenschirme, Caféhausstühle und riesige<br />

Palmen schmücken die mit alten Marmorplatten<br />

geflieste Hafenpier. Die Liegeplätze<br />

davor sind fast immer proppevoll. Im August<br />

verstopfen zudem Megayachten das Hafenbecken,<br />

der Ort ist beim Jetset beliebt. Trotzdem:<br />

Der große Hauptplatz, die engen Gassen,<br />

der Blick von der Festung – Hvar ist eine der<br />

Perlen der Adria und ein Besuch hier ist Pflicht.<br />

10 Z a r a c e<br />

Der kleine Ankerplatz wird<br />

von einer weit ins Meer<br />

ragenden Felsformation wie<br />

von einem Wellenbrecher<br />

geschützt. Die Umgebung der<br />

kargen Hänge zieren Weinfelder,<br />

es gibt einen Kiesstrand,<br />

drei Restaurants und viel<br />

Ruhe in schöner Umgebung.<br />

f o to s : m . a m m e ; k a rt e : yacht<br />

11 L o v i s c e / S c e d r o<br />

Ideales Ausweichziel auf dem<br />

Nachbareiland, wenn bei Südwind<br />

die offenen Buchten der<br />

Südküste von Hvar unbrauchbar<br />

werden. Die Bucht ist oft<br />

gut gefüllt, an den Ufern von<br />

zwei der drei Einbuchtungen<br />

stehen urige Restaurants, ansonsten<br />

viel Natur.<br />

12 P o k r i v e n i k<br />

Eingerahmt von hohen Felswänden<br />

gibt es am Eingang<br />

der Bucht ein kleines Hotel. Im<br />

hinteren Teil, wo auch ein<br />

schöner Kiesstrand ist, zudem<br />

ein kleines Restaurant. Freies<br />

Ankern über türkis leuchtendem<br />

Wasser.<br />

13 S r h o v D o l a c<br />

Noch ein Badestopp: Ankern<br />

in der Fischerbucht vor einem<br />

kleinen Kiesstrand. Vorsicht,<br />

die Pier ist für Kielboote wegen<br />

großer Felsvorsprünge<br />

nicht geeignet.<br />

14 S u c u r a j<br />

An der kleinen Holzsteganlage<br />

neben dem Fähranleger wird<br />

längsseits festgemacht. Zwar<br />

sorgt die Autofähre gelegentlich<br />

für etwas Unruhe. Sonst<br />

aber ist der kleine Ort urgemütlich.<br />

Ein kurzer Spaziergang<br />

führt zum Leuchtturm<br />

am Ostzipfel von Hvar.


26<br />

kroatien-spe zial • hvar<br />

8 2 0 1 2<br />

sich an den schönen Kiesstrand im Scheitel<br />

der Bucht. In der steil aufsteigenden Felswand<br />

des Westufers kann man durch eine<br />

riesige Höhle kraxeln und im Restaurant nebenan<br />

mit Blick über die Bucht zu Mittag<br />

essen. „Kaum zu glauben, dass Hochsaison<br />

ist“, findet Jan in Anbetracht der Stille.<br />

Sichere Liegeplätze gibt es auch auf dem<br />

langen Weg um die Ostspitze. Beliebt<br />

sind die Buchten und Restaurants auf Scedro,<br />

auf der zwei Seemeilen vor der Küste<br />

Hvars gelegenen kleinen Nachbarinsel. Oder<br />

der Hafen von Sucuray direkt an der Ostspitze<br />

neben dem Leuchtturm. Hier kommen<br />

die Autofähren vom nahen Festland an, der<br />

Ort ist aber mehr als die in Reiseführern beschriebene<br />

Durchgangsstation. Rot gedeckte<br />

Natursteinhäuser, Restaurants, ein Supermarkt,<br />

ein kleiner Platz, schattige Palmen,<br />

viele bunte Fischerboote und eine kleine<br />

Holzsteganlage mit Wasser und Strom für<br />

Besucheryachten machen den Ort „sehr gemütlich“,<br />

wie Martin findet.<br />

Vrboska oder Jelsa? „Keine Frage“, hatte<br />

Georges Buj uns mit auf den Weg gegeben,<br />

„Vrboska nennen wir auch ‚Klein Venedig’,<br />

da ziehe ich später hin, wenn ich meine Ruhe<br />

haben will.“ Wir tuckern durch einen engen<br />

Einschnitt an einer ACI-Marina vorbei<br />

bis in den Stadthafen, bekommen eine Muringleine<br />

zugewiesen, spazieren über kleine<br />

Brücken vom Nord- zum Südufer und zurück<br />

und bestaunen die massive Festungskirche<br />

Sv. Lovro, ein Renaissancebau zum<br />

Schutz gegen die Türken. Die hatten den Ort<br />

1571 bei einem Angriff zerstört.<br />

Für den letzten Tag mieten wir Motorroller<br />

und knattern über kurvige Gebirgsstraßen.<br />

Vorbei an verschlafenen Ortschaften,<br />

Weinfeldern, Orangenbäumen und Zypressen.<br />

An einem Verkaufsstand am Straßenrand<br />

kaufen wir Rosmarinöl, Lavendelseife<br />

und eine Flasche Faros, den inseleigenen<br />

Rotwein der Südhänge. Die Luft duftet abwechselnd<br />

nach Thymian und Salbei, weiter<br />

geht die Fahrt vorbei an Olivenplantagen,<br />

Schafsherden und Feigenbäumen.<br />

Zwischendurch öffnet sich immer wieder<br />

mal der Blick über die grüne Insel hinweg<br />

auf das tiefblaue Meer. Wir entdecken<br />

noch mehr einsame Buchten und halten<br />

später auch im Touristenort Jelsa – allesamt<br />

Ziele für den nächsten Hvar-Törn.<br />

michael amme<br />

d a s r e v i e r<br />

Hvar ist eine der vier großen<br />

Inseln Süddalmatiens und<br />

liegt südöstlich von Split. Auf<br />

dem Weg dorthin bieten sich<br />

Stopps auf Solta (Stomorska)<br />

und Brac (Milna) an.<br />

C h a r t e r<br />

Rund um Split und Trogir<br />

gibt es zahlreiche Charterstützpunkte.<br />

Unsere Oceanis<br />

393 kam von dem erst 2011<br />

gegründeten Flottenbetreiber<br />

Navigare Adria, der ab<br />

Kastela bei Split 23 Yachten<br />

verchartert und eine von<br />

sechs Bestsail-Basen in Kroatien<br />

ist. Preis: 1500 bis 2700<br />

Euro/Woche, je nach Saison.<br />

Das Komfortpaket (Endreinigung,<br />

Bettwäsche, Außenborder,<br />

Schnorchelset, Gas)<br />

kostet 130 Euro, die Touristensteuer<br />

1 Euro/Tag und<br />

Person. Buchbar über<br />

törn-infos<br />

Barone Yachting, www.barone.de,<br />

Tel. 0761/380630,<br />

sowie alle Bestsail-Agenturen,<br />

www.bestsail.de.<br />

°C 10 15 20 25 30<br />

Mai 10<br />

Juni<br />

Juli<br />

Aug.<br />

Sept.<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

Tagestemp. Wassertemp. Regentage<br />

I n f o s : w w w . t z h v a r . h r , w w w . h v a r i n f o . c o m<br />

W i n d & W e t t e r<br />

2718 Sonnenstunden im<br />

Jahr! Achtung, die Bora<br />

kann vom Biokovo-Gebirge<br />

gegenüber mitunter heftig<br />

an der Nordküste der Insel<br />

aufschlagen. Und in der<br />

Meerenge zwischen Brac<br />

und Hvar kommt es zu Düseneffekten.<br />

Im Sommer<br />

häufig nur leichte Thermik.<br />

H ä f e n & A n k e r p l ä t z e<br />

Es gibt fünf Stadthäfen, zwei<br />

ACI-Marinas, eine Handvoll<br />

Anlegestellen und rund 70<br />

Buchten. Einige davon mit<br />

Muringleinen vor Restaurants,<br />

sonst freies Ankern<br />

(bis auf Hvar kostenlos). Für<br />

ein 12-Meter-Schiff kostet die<br />

Nacht in den ACI-Marinas<br />

und in Hvar ca. 68 Euro, in<br />

den Stadthäfen ca. 32 Euro.<br />

B ü c h e r & S e e k a r t e n<br />

„Küstenhandbuch Kroatien<br />

und Slowenien“, B. Müller/J.<br />

Strassburger, 29,90 Euro,<br />

Delius Klasing; „Kroatien –<br />

888 Häfen und Buchten“,<br />

K.-H. Beständig, 29,90, Eigenverlag;<br />

Delius-Klasing-<br />

Sportbootkartensatz 8, 49,90<br />

Euro, 59,90 Euro (digital).<br />

f o to s : m . a m m e

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