VHB HOCHBAU - Ausgabe März 2012 - VergabeBrief.de

I.5
Ermittlung des Auftragswertes
Grundlage: § 3 VgV, in der Fassung vom 11.06.2010
1. Allgemein
Die Ermittlung/Schätzung des Auftragswertes ist ausschließlich in § 3 iVm § 2 Nr. 7 VgV geregelt. Der
Auftragswert entscheidet, ob ein Verfahren nach VOF/VOL oder Haushaltsrecht durchzuführen ist.
Der maßgebliche Auftragswert ohne Umsatzsteuer ergibt sich aus
der geschätzten Gesamtvergütung an den Auftragnehmer,
einschließlich
etwaigen Prämien oder Zahlungen an Bewerber oder Bieter (z. B. Bonus nach § 7 Abs. 7 HOAI)
bzw. bei Wettbewerben:
etwaige Preisgelder und Zahlungen an die Teilnehmer
dem Wert aller Optionen oder etwaiger Vertragsverlängerungen
den Nebenkosten (z. B. nach § 14 HOAI)
Bei Rahmenaufträgen ist der geschätzte Gesamtwert aller Einzelaufträge (im vorstehenden Sinne)
über die gesamte Vertragslaufzeit zu bestimmen.
Maßgeblicher Zeitpunkt der Ermittlung ist der Tag des Versands der Bekanntmachung oder der
Einleitung des Verfahrens.
2. Grundsätze
Aufgrund der Bedeutung des Schwellenwertes für die Wahl des Vergabeverfahrens ist die Ermittlung
des geschätzten Auftragswertes in der Dokumentation festzuhalten (OLG Celle vom 2.07.2007 Az. 13
Verg 6/07).
2.1 Auftragswert der vorgesehenen Gesamtleistung
Soweit für die zu vergebende freiberufliche Tätigkeit eine Gebühren- oder Honorarordnung existiert,
wird die Gesamtvergütung hiernach ermittelt.
Existiert für die zu vergebenden Leistungen keine gesetzliche Gebühren- oder Honorarordnung, ist
eine übliche Vergütung zu ermitteln oder unter Berücksichtigung des voraussichtlichen Zeitaufwandes,
des Schwierigkeitsgrades und dem Haftungsrisiko zu schätzen. Gelingt dies nicht zweifelsfrei, kann für
die Ermittlung des Auftragswertes ein Sachverständiger eingeschaltet werden.
Zur Gesamtvergütung der Architekten und Ingenieure nach Maßgabe der HOAI gehören auch die
Nebenkosten nach § 14 HOAI, da der Anspruch hierauf gemäß § 14 Abs. 1 Satz 1 HOAI im Regelfall
Teil des von der HOAI vorgesehenen Entgeltes ist und ein Anspruch auf Nebenkosten grundsätzlich
auch ohne eine ausdrückliche Vereinbarung neben der Honorarforderung besteht.
Bei Vergaben im Zusammenhang mit Auslobungsverfahren (Wettbewerben) sind die vorgesehenen
Preisgelder und Zahlungen mit ihrer Gesamtsumme zu der geschätzten Gesamtvergütung hinzu zu
addieren. Es sind jedoch gemäß § 3 Abs. 8 VgV ausdrücklich nur Preisgelder und Zahlungen an die
Teilnehmer zu berücksichtigen, also keine Aufwendungen z. B. für das Preisgericht und sonstige
Aufwendungen für den Wettbewerb.
Die Umsatzsteuer bleibt bei der Auftragswertermittlung immer unberücksichtigt (§ 1 VgV).
© VHF Bayern – März 2012 1