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Anmerkungen zur schriftlichen Reifeprüfung und Notenauswertung

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<strong>Anmerkungen</strong> <strong>zur</strong> <strong>schriftlichen</strong> <strong>Reifeprüfung</strong> <strong>und</strong> <strong>Notenauswertung</strong><br />

© von Herbert Paukert in Wien am 23.05.2012 (Neufassung)<br />

Nach vielen interessanten Diskussionen mit beteiligten Englisch-Lehrern haben sich<br />

u.a. folgende zehn Kritikpunkte herausgestellt:<br />

(1) Die Gewichtungen von LC, RC, LiU, W1, W2 von 25 : 25 : 25 : 12,5 : 12,5 sind<br />

nicht optimal, weil die Schüler ohne positive Writings bereits ein „Befriedigend“ (75%)<br />

erreichen können. Neben dieser eklatanten Untergewichtung der Writings sind auch<br />

die beiden Writings zueinander falsch gewichtet, weil sie trotz unterschiedlich verlangter<br />

Wortanzahl (400 : 200) gleiche Gewichte haben (12,5 : 12,5).<br />

(2) Die neue vom BIFIE vorgeschlagene Auswertungsskala von 10 Punkten in den<br />

vier Auswertungskategorien ist unvorteilhaft, weil damit bei so kurzen <strong>und</strong> so untergewichteten<br />

Aufsätzen das Differenzierungsvermögen des Lehrers bei 4 x 10 = 40<br />

Punkten überfordert wird. Es würde gr<strong>und</strong>sätzlich eine 7er-Skala ausreichen mit<br />

maximal 4 x 7 = 28 Punkten. Es gilt dann nämlich eine Variationsbreite von drei<br />

Punkten für jede Note ab dem „Genügend“, <strong>und</strong> das sollte doch hinreichend für eine<br />

gute Differenzierung sein:<br />

0, 1, …16 Punkte = „0 – 59,9%“ = „Nicht genügend“<br />

17, 18, 19 Punkte = „60 – 69,9%“ = „Genügend“<br />

20, 21, 22 Punkte = „70 – 79,9%“ = „Befriedigend“<br />

23, 24, 25 Punkte = „80 – 89,9%“ = „Gut“<br />

26, 27, 28 Punkte = „90 – 100%“ = „Sehr gut“<br />

Diese Skalierung entspricht ungefähr jener für die Mathematik-Matura. Dort sind<br />

beispielsweise für 6 Aufgaben insgesamt 48 Punkte vorgegeben. Bei einer Gleichgewichtung<br />

der sechs Aufgaben entfallen dann für eine Aufgabe genau 8 Punkte<br />

(<strong>und</strong> in Englisch wären es hier 7 Punkte).<br />

(3) Die oftmalige Änderung der Namen der vier Auswertungs-Kategorien (vom BIFIE<br />

„Descriptoren“ genannt) ist verwirrend. Warum wird aus „coherence and cohesion“<br />

plötzlich „organisation and layout“ ?<br />

(4) Vielen Lehrern fällt die Zuordnung der Schüler-Fehler zu den vier Auswertungskategorien<br />

schwer. Hier sollten typische Musterbeispiele den Lehrern zugänglich gemacht<br />

werden. Vielleicht ist eine Zusammenlegung von „task achievement“ <strong>und</strong><br />

„organisation and layout“ anzudenken.


(5) Die vom BIFIE herausgegeben SRDP-Kalkulation weist einige Fragwürdigkeiten<br />

auf. Die Begriffe Punkte <strong>und</strong> Prozente werden durcheinander gebracht, so dass völlig<br />

unverständlich sogar von „Prozent-Punkten“ gesprochen wird. Punkte werden von<br />

Lehrern für die Schüler-Antworten in einer Aufgabe (Task) vergeben. In jedem Task<br />

ist eine maximal mögliche Punkteanzahl vorbestimmt. Der maximalen Punkteanzahl<br />

wird nun ein prozentuelles Task-Gewicht zugeordnet. Die vom Schüler erreichten<br />

Prozente werden dann durch eine einfache Schlussrechnung ermittelt. Es ist daher<br />

falsch die Begriffe „Punkte“ <strong>und</strong> „Prozente“ zu vermischen.<br />

(6) Der SRDP-Rechner berechnet für jeden Schüler die erreichten Prozente in jedem<br />

Task etwas irreführend, nämlich wird bei einem Task-Gewicht von 25% beispielsweise<br />

ein erreichter Prozentwert von 20% ausgegeben. Günstiger wäre hier die Ausgabe<br />

von 80%, weil so die Beziehung zu einer Teilnote in dem Task einsichtig würde.<br />

(7) Auch sind die im SRDP-Rechner vorgegebenen Notengrenzen zu hinterfragen.<br />

Wenn das Erreichen eines „Genügend“ mit 60% an richtigen Antworten festgelegt<br />

wird, warum reicht dann aber das „Nicht Genügend“ von 0 bis 59,49% <strong>und</strong> nicht von<br />

0 bis 59,99% ?<br />

(8) Die vom BIFIE herausgegebenen Fragen für die einzelnen Tasks müssen unkompliziert<br />

<strong>und</strong> eindeutig formuliert werden. Mehrdeutige Antwortmöglichkeiten sind<br />

zu vermeiden.<br />

(9) Was die praktische Durchführung der <strong>schriftlichen</strong> <strong>Reifeprüfung</strong> betrifft, wäre<br />

es wünschenswert, dass die Aufgabenlösungen unmittelbar nach der Matura den<br />

prüfenden Lehrern übermittelt werden, <strong>und</strong> nicht erst nach einer Wartezeit von<br />

mehreren St<strong>und</strong>en. Auch sollte <strong>zur</strong> „listening comprehension“ ein entsprechendes<br />

Tapescript mitgeliefert werden.<br />

(10) Es ist sehr zu begrüßen, dass im Sprachunterricht ein genormtes, einheitliches<br />

Punkte-System <strong>zur</strong> Beurteilung von Schüler-Arbeiten eingeführt wird. Dadurch wird<br />

mehr Objektivtät <strong>und</strong> Transparenz erreicht. Jedoch ist dazu erstens eine klare <strong>und</strong><br />

unmissverständliche Definition der Normen notwendig. Zweitens müssen dann auch<br />

die gesetzlichen LBVO <strong>und</strong> RPVO entsprechend angepasst werden. Beides ist nicht<br />

geschehen. Die jahrelangen Säumigkeiten <strong>und</strong> Unklarheiten von Stadtschulrat <strong>und</strong><br />

Ministerium sind für Schüler, Eltern <strong>und</strong> Lehrern unzumutbar. Wie soll ein neues<br />

Bewertungssystem eingeführt werden, wenn es unklar formuliert <strong>und</strong> gesetzlich nicht<br />

verankert ist ?<br />

Hinweis: Einfache Excel-Auswertungsblätter für Tests, Schularbeiten, Matura <strong>und</strong><br />

auch für Semesternoten findet man auf der Homepage http://www.paukert.at.

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