22.11.2013 Aufrufe

Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

66<br />

Regina Hartmann<br />

lässt; und er tut dies nicht etwa im Kontext des Gerichts Gottes über die sündige<br />

Welt, sondern sein Vernichtungswille ist menschlicher Natur. Er ist keineswegs<br />

gegen sündige Menschen gerichtet, sondern gegen einen ‘Feind’, den<br />

er sich selbst erschaffen hat und der genauso ‘verdorben’ ist wie er selbst, denn<br />

auf beiden Seiten gibt es das ‘Gute’ wie das ‘Böse’. Zu dem Ersteren gehört ein<br />

kollektives Wir – die eigentlichen Opfer des Krieges vertretend:<br />

Wir stehen eingereiht ins Heer des Nichts<br />

Und werden ausgesandt zum Mord des Lichts.<br />

Damit ist überdeutlich ausgesprochen, wo die tatsächliche Frontlinie verläuft:<br />

nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen dem satanischen „Nichts“ und<br />

dem göttlichen „Licht“, im Kampf Satans gegen Gott 30 . Gott ist Licht und Wahrheit<br />

31 , und bekanntlich heißt es im Johannes-Evangelium 32 :<br />

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis,<br />

sondern wird das Licht des Lebens haben. 33<br />

Gott ist Licht und Wahrheit, und wer ihn angreift, ist damit der Lüge überführt.<br />

Der „Stahl im Munde“ des Krieges versinnbildlicht also auch Lüge – die propagandistischen<br />

Zwecken dienende Rede, die alles andere als das Wort Gottes ist.<br />

Im letzten Drittel des Gedichtes kommt dann das eigentliche Thema zur<br />

Sprache, „Die Friedensstadt“. In der Offenbarung des Johannes beginnt die entscheidende<br />

Wende zur Hoffnung auf das neue Jerusalem, ‘wenn der Herr ein Zeichen<br />

gibt’ 34 . Alfred Wolfenstein lässt das lyrische Ich dieses ‘Zeichen’ erleben:<br />

Doch plötzlich in dem allfeindseligsten Land –<br />

Mit wem zusammentastet meine Hand?<br />

O – etwas mutigeres Weiterstrecken<br />

Und dich bei mir und mich bei dir Entdecken!<br />

30<br />

Vgl. Offb. 20,7–10.<br />

31<br />

Vgl. Offb. 21.<br />

32<br />

Die theologische Forschung ist sich darin einig, dass der Verfasser der Apokalypse<br />

weder mit dem Apostel Johannes noch mit dem Urheber des Johannesevangeliums identisch ist.<br />

(Vgl. Jürgen Brokoff: Die Apokalypse in der Weimarer Republik. München 2001, S. 17.)<br />

33<br />

Joh. 8,12.<br />

34<br />

Vgl. Offb. 1,12–18.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!