Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
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Rezensionen und Berichte 243<br />
definiert, der sich in seinem Beitrag Soziale Aspekte des Zweitsprachenerwerbs<br />
mit solchen Faktoren wie Einstellungen des Lernenden der Zweitsprache gegenüber,<br />
sein Alter, Geschlecht, soziale Herkunft, ethnische Identität, Unterschiede<br />
zwischen natürlichen und institutionellen Erwerbskontexten und ausgewählten<br />
sozial ausgerichteten Modellen der L2-Aneignung beschäftigt. Besondere Aufmerksamkeit<br />
verdient seine sehr übersichtliche tabellarische Zusammenstellung<br />
der sozialen Kontexte der Zweisprachigkeit und ihrer potentiellen Resultate für<br />
den Aneignungsprozess.<br />
Viel Aufmerksamkeit wurde bisher auch dem Zusammenhang zwischen<br />
der Zweisprachigkeit und der kognitiven Entwicklung geschenkt. Dieses Thema<br />
steht im Fokus des Interesses des dritten Teiles des Buches, das mit einem historisch<br />
belangvollen Artikel von Peal und Lambert (<strong>19</strong>62) über The relation of<br />
bilingualism to intelligence eingeführt wird. Dieser auch an anderen Stellen des<br />
Buches oft erwähnte Beitrag sorgte für Umbruch in der negativen Einstellung<br />
gegenüber der Zweisprachigkeit und entfachte Interesse für diesen Problembereich<br />
in wissenschaftlichen Kreisen. Von den neuesten Forschungsergebnissen<br />
zu diesem Thema berichtet Bialystok (2005), während das Hauptaugenmerk der<br />
zwei weiteren Artikel auf Modelle mentaler Repräsentationen beider Sprachen<br />
im Gehirn gerichtet wird. Paivio (<strong>19</strong>91) stellt dabei eine für das bilinguale Gehirn<br />
modifizierte Version seines berühmten Modells der doppelten Kodierung in Form<br />
von logogenen und imagenen dar, und Grosjean (<strong>19</strong>97) schlägt sein zweisprachiges<br />
Modell des lexikalischen Zugangs vor, der unter dem Namen BIMOLA<br />
(Bilingual Model of Lexical Access) Einzug in die Fachliteratur gefunden hat<br />
und zur Zeit intensiv diskutiert wird. Abschließend erörtert Arabski (2007) den<br />
intersprachlichen Transfer.<br />
Besonders interessant und anregend für viele mit Bildung verbundene Personen<br />
kann der letzte Buchteil sein, in dem mehrere Beispiele für psychologische<br />
Zweisprachigkeitsuntersuchungen präsentiert werden. Bemerkenswert und von<br />
großem Belang für alle, die beispielsweise Curricula in bilingualen Klassen<br />
konzipieren, könnten die von Lambert u. a. (<strong>19</strong>93) beschriebenen Forschungsergebnisse<br />
zum Thema Bilinguales Unterrichten von englischsprechenden Kindern<br />
sein, wo man eine Zusammenfassung eines weit angelegten, bis heute als<br />
besonders erfolgreich betrachteten Projektes zweisprachiger Bildung in Quebec<br />
(Kanada) findet. Es ist dabei zu betonen, dass sich dieses von Lambert in den<br />
60er Jahren des vorigen Jahrhunderts in die Wege eingeleitete Projekt bahnbrechend<br />
erwies und als Vorreiter moderner zweisprachiger Erziehung gilt, auch