Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
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Rezensionen und Berichte<br />
Das Buch wurde in vier Teile eingegliedert, die verschiedene Perspektiven<br />
der Zweisprachigkeit darlegen. In dem ersten, „Sprachen im Kontakt“ genannten<br />
und drei Artikel von Weinreich, Taylor, Boyer enthaltenden Teil stehen soziolinguistische<br />
bzw. sozialpsychologische Aspekte im Vordergrund und es wird<br />
der Einfluss von Assimilationspolitik, Multikulturalismus, der Einstellung der<br />
Bevölkerung gegenüber den sprachlichen Minderheiten auf den Zweitsprachenerwerb,<br />
Erhalt der Muttersprache und folglich soziale Position der Einwanderer<br />
erörtert. Einen historisch wichtigen Beitrag leistete dabei ein Aufsatz von Uriel<br />
Weinreich aus dem Jahre <strong>19</strong>63, in dem der Autor den immer noch gerne angeführten<br />
Taxonomieversuch der Zweisprachigkeit in reine, gemischte, subordinative<br />
und koordinative Zweisprachigkeit vorschlug.<br />
Dieses Thema findet die Fortsetzung im zweiten Teil des Buches mit dem<br />
Thema: „Verschiedene Arten des Bilingualismus und die mit ihnen verbundenen<br />
psychologischen Probleme“. Eine allgemeine Einführung in den Zweitsprachenerwerbsprozess<br />
aus einer breiten psycholinguistischen Perspektive bietet das erste<br />
Kapitel aus dem <strong>19</strong>84 erschienenen Werk Zweisprachigkeit: eine Einführung von<br />
Wolfgang Klein an. Hier findet der interessierte Leser grundlegende Informationen<br />
zu den Regelmäßigkeiten des Mutterspracheerwerbs, dem angeborenen<br />
Spracherwerbsmechanismus (LAD), den Kontroversen um die von Lenneberg<br />
aufgestellte These der kritischen Periode, den möglichen Erwerbskontexten der<br />
Zweitsprache sowie eine Darstellung der wichtigsten Zweitsprachenerwerbshypothesen.<br />
Auf die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen dem Erst- und<br />
Zweitsprachenerwerb mit Hervorhebung des Faktors Alter geht McLaughin (<strong>19</strong>81)<br />
ein, der die charakteristischen Merkmale der gleichzeitigen (L2 von Geburt an<br />
gebraucht) und sequentiellen (L2 im Kindergarten- und Schulalter eingeführt)<br />
zweisprachigen Entwicklung des Kindes wie auch des Erlernens einer Zweit- oder<br />
Fremdsprache nach der Einstellung der Pubertät schildert. Katchan (<strong>19</strong>86) dagegen<br />
konzentriert sich in ihrem Artikel Frühkindliche Zweisprachigkeit – Verbündeter<br />
oder Feind auf den gleichzeitigen Erwerb von wenigstens zwei Sprachen<br />
(primary bilingualism) und führt empirische Evidenz an, die gegen die in vielen<br />
Assimilationspolitik betreibenden Ländern weit verbreitete Ansicht von einem<br />
negativen Einfluss des Bilingualismus auf die kognitive Entwicklung des Kindes<br />
spricht. Katchan beschreibt ebenfalls die Auswirkungen der Zweisprachigkeit<br />
auf metasprachliche Fähigkeiten des Kindes, seinen kognitiven Stil sowie das für<br />
die in bilingualer Umgebung erziehenden Eltern höchst interessante Thema der<br />
Sprachaneignungsstrategien. Sehr weit wird das Wort sozial von Ellis Rod (<strong>19</strong>94)