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Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

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Rezensionen und Berichte 233<br />

Zeitung“ (Berlin), „Allgemeine Zeitung“ (Augsburg, München), „Kölnische<br />

Zeitung“. Das Hauptaugenmerk gilt der Zahl der Fremdwörter in bestimmten<br />

Sachbereichen: 1. Technik, Architektur, 2. Medizin, Sport, 3. Naturwissenschaften,<br />

Landwirtschaft, 4. Geisteswissenschaft, Literatur, 5. Schule, 6. Religion,<br />

7. Kunst, Musik, Unterhaltung, Gesellschaftsleben, Presse, 8. Gewerbe,<br />

Industrie, 9. Handel, Bankwesen, Finanzen, 10. Militärwesen, Politik, 11. Verwaltung,<br />

Recht, 12. Sonstiges. Die Einteilung der Entlehnungen in thematische<br />

Gruppen hatte zum Ziel, die „Anfälligkeit“ bestimmter Themenbereiche gegenüber<br />

fremden Einflüssen zu untersuchen (S. 149). So konstatiert die Autorin, dass<br />

die höchste Fremdwortzahl (und zwar in den beiden untersuchten Jahrgängen)<br />

die „Allgemeine Zeitung“ aufwies, und das besonders im Bereich der Technik,<br />

Architektur, Militärwesen, Politik. In allen Zeitungen befinden sich recht wenige<br />

Fremdwörter im Wortschatz der Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften,<br />

Schule, Religion und Industrie. Beim Vergleich von Zeitungsexzerpten von 1880<br />

und 1896 wurden bestimmte Tendenzen festgestellt. So ist im Jahre 1896 im<br />

Bereich Technik und Architektur die Zahl der Fremdwörter leicht gestiegen,<br />

während im Militär- und Politikbereich und besonders in der Verwaltungs- und<br />

Rechtssprache die Zahl der Fremdwörter sichtbar gesunken ist, was zum großen<br />

Teil auf die Verdeutschungsarbeit des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins<br />

zurückführbar sei. 1896 wurden solche Wörter wie: Annuität, accreditieren,<br />

notifi cieren, opponieren, perhorrescieren nicht mehr gefunden (S. 153). Trotz der<br />

puristischen Aktivitäten sind aber zahlreiche Fremdwörter geblieben, z. B.: Bill,<br />

Cabinet, Deputation, Honorar, Kommission, Ordre, Rekurs, Session u. a. „Der<br />

Einfluss des Sprachvereins auf die Verwaltungs- und Rechtssprache war in der<br />

untersuchten Zeitspanne deutlich und die stark reduzierte Fremdwortmenge kam<br />

auch in den journalistischen Texten zweifellos zum Ausdruck“ (S. 154). Auch<br />

den Journalisten schreibt die Autorin die Verdrängung mancher Fremdwörter zu,<br />

von denen viele heute entweder Archaismen sind (wie Sukkurs, Valleitäten) oder<br />

als bildungssprachliche Ausdrücke neben Verdeutschungen funktionieren (z. B.:<br />

echauffi eren neben sich aufregen, Malheur neben Unglück, fulminant neben<br />

rasend/tobend) (ebd.).<br />

Einen erstaunlich umfangreichen Teil der Arbeit (S. 161–401) bildet ein<br />

Verzeichnis von Zeitungsexzerpten, zuerst aus dem Jahre 1880, anschliessend<br />

von 1896. Angeführt werden Kontexte (meist Satzbeispiele) zu einzelnen Sachbereichen,<br />

ihnen folgen Wörterbuchartikel aus dem Verdeutschungswörterbuch<br />

von Dunger (1882) und aus dem Duden-Fremdwörterbuch (<strong>19</strong>94). Leider findet

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