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Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

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232<br />

Rezensionen und Berichte<br />

Nach einleitenden Bemerkungen werden solche Begriffe erklärt wie: Purismus,<br />

Fremdwort, Lehnwort, Verdeutschung. Angedeutet sind Verdeutschungswörterbücher,<br />

so von J. H. Campe, G. Saalfeld, E. Lohmeyer, E. Engel u. a. Die<br />

Frage der Abgrenzung von einem Verdeutschungswörterbuch und einem Fremdwörterbuch<br />

wird leider nicht gestellt. Die Geschichte und Tätigkeit des Allgemeinen<br />

Deutschen Sprachvereins (ADSV) wird in kompetenter Weise auf den Seiten<br />

51–81 überblicksweise dargestellt. Die Autorin verweist auf die vielfältigen<br />

Aktivitäten des Vereins, darunter verschiedene Preisausschreiben zur Ersetzung<br />

der Fremdwörter, auf die Gründe für die Fremdwortbekämpfung – hier dominierten<br />

nationale Motive, die eine „reine“, d. h. fremdwortfreie Sprache mit dem<br />

nationalen Bewusstsein in Verbindung brachten. Angesprochen wird auch die<br />

wenig ruhmreiche NS-Zeit, als sich der Deutsche Sprachverein * der rassistischen<br />

Ideologie der Nazis angeschlossen hatte und andererseits die Naziführer wegen<br />

des Fremdwortgebrauchs tadelte, was zum endgültigen Verbot der Fremdwortarbeit<br />

aufgrund eines Erlasses Hitlers vom Jahre <strong>19</strong>40 führte. Angeführt werden<br />

Beispiele für erfolgreiche Ersetzung der Fremdwörter, schließlich finden wir ein<br />

kurzes Kapitel „Der Sprachverein und die Presse“, in dem kurz berichtet wird,<br />

wie der Verein auf die Sprache der deutschen Zeitungen Einfluss zu nehmen<br />

versuchte und an die Vermeidung der Fremdwörter appellierte. Besonders viel<br />

Aufmerksamkeit widmet Czyżewska der Tätigkeit von Hermann Dunger, einem<br />

der Gründer (neben Herman Riegel) des ADSV und dem Verfasser eines bedeutenden<br />

Verdeutschungswörterbuches vom Jahre 1882.<br />

Nur eine volle Seite ist dagegen dem Thema „Gegner des Sprachvereins“<br />

gewidmet. Die Sympathie der Autorin gilt eindeutig dem von ihnen kritisierten<br />

Sprachverein. So veröffentlichte Hans Delbrück in den „Preußischen Jahrbüchern“<br />

seinen „angreifenden“ Artikel, wozu Otto Sarrazin „in einem vortrefflich<br />

geschriebenen Beitrag“ Stellung nahm (S. 71).<br />

Störend ist, dass die Verfasserin – ganz im Sinne der ehemaligen Puristen<br />

– zwischen deutschen Wörtern und Fremdwörtern unterscheidet. Als wären<br />

Entlehnungen, darunter auch nicht assimilierte bzw. nicht integrierte Wörter<br />

keine deutschen Wörter! Statt „deutsch“ sollte man eher von „einheimisch“ oder<br />

„nativ“ sprechen.<br />

Der zweite Hauptteil (S. 102–401) enthält eine Beschreibung des Fremdwortgebrauchs<br />

in den Jahren 1880 und 1896 in folgenden Zeitungen: „Vossische<br />

*<br />

So hieß der Verein seit <strong>19</strong>23.

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