Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
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Rezensionen und Berichte<br />
Nach einleitenden Bemerkungen werden solche Begriffe erklärt wie: Purismus,<br />
Fremdwort, Lehnwort, Verdeutschung. Angedeutet sind Verdeutschungswörterbücher,<br />
so von J. H. Campe, G. Saalfeld, E. Lohmeyer, E. Engel u. a. Die<br />
Frage der Abgrenzung von einem Verdeutschungswörterbuch und einem Fremdwörterbuch<br />
wird leider nicht gestellt. Die Geschichte und Tätigkeit des Allgemeinen<br />
Deutschen Sprachvereins (ADSV) wird in kompetenter Weise auf den Seiten<br />
51–81 überblicksweise dargestellt. Die Autorin verweist auf die vielfältigen<br />
Aktivitäten des Vereins, darunter verschiedene Preisausschreiben zur Ersetzung<br />
der Fremdwörter, auf die Gründe für die Fremdwortbekämpfung – hier dominierten<br />
nationale Motive, die eine „reine“, d. h. fremdwortfreie Sprache mit dem<br />
nationalen Bewusstsein in Verbindung brachten. Angesprochen wird auch die<br />
wenig ruhmreiche NS-Zeit, als sich der Deutsche Sprachverein * der rassistischen<br />
Ideologie der Nazis angeschlossen hatte und andererseits die Naziführer wegen<br />
des Fremdwortgebrauchs tadelte, was zum endgültigen Verbot der Fremdwortarbeit<br />
aufgrund eines Erlasses Hitlers vom Jahre <strong>19</strong>40 führte. Angeführt werden<br />
Beispiele für erfolgreiche Ersetzung der Fremdwörter, schließlich finden wir ein<br />
kurzes Kapitel „Der Sprachverein und die Presse“, in dem kurz berichtet wird,<br />
wie der Verein auf die Sprache der deutschen Zeitungen Einfluss zu nehmen<br />
versuchte und an die Vermeidung der Fremdwörter appellierte. Besonders viel<br />
Aufmerksamkeit widmet Czyżewska der Tätigkeit von Hermann Dunger, einem<br />
der Gründer (neben Herman Riegel) des ADSV und dem Verfasser eines bedeutenden<br />
Verdeutschungswörterbuches vom Jahre 1882.<br />
Nur eine volle Seite ist dagegen dem Thema „Gegner des Sprachvereins“<br />
gewidmet. Die Sympathie der Autorin gilt eindeutig dem von ihnen kritisierten<br />
Sprachverein. So veröffentlichte Hans Delbrück in den „Preußischen Jahrbüchern“<br />
seinen „angreifenden“ Artikel, wozu Otto Sarrazin „in einem vortrefflich<br />
geschriebenen Beitrag“ Stellung nahm (S. 71).<br />
Störend ist, dass die Verfasserin – ganz im Sinne der ehemaligen Puristen<br />
– zwischen deutschen Wörtern und Fremdwörtern unterscheidet. Als wären<br />
Entlehnungen, darunter auch nicht assimilierte bzw. nicht integrierte Wörter<br />
keine deutschen Wörter! Statt „deutsch“ sollte man eher von „einheimisch“ oder<br />
„nativ“ sprechen.<br />
Der zweite Hauptteil (S. 102–401) enthält eine Beschreibung des Fremdwortgebrauchs<br />
in den Jahren 1880 und 1896 in folgenden Zeitungen: „Vossische<br />
*<br />
So hieß der Verein seit <strong>19</strong>23.