Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
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Rezensionen und Berichte<br />
Heinz Vater (Köln) beschäftigt sich in seinem umfangreichen Artikel<br />
Versprecher und andere Entgleisungen mit dem Problem der Versprecher, Verschreiber,<br />
Verhörer, Verleser, Verwechslungen/„Übelsetzungen“ und der dichterischen<br />
Freiheit. Jede vom Verfasser dargestellte Erscheinung wird in solche<br />
Unterklassen wie Metathese, Antizipation, Perseveration, Substitution oder Kontamination<br />
eingegliedert. Der Autor vertritt die Auffassung, dass Versprecher<br />
ein Anzeichen für den Sprachwandel sein können und dass sie häufig zur Erzielung<br />
eines witzigen Effekts eingesetzt werden. Es werden auch Gründe für die<br />
Entstehung von sprachlichen Irrtümern analysiert.<br />
In ihrem Beitrag Die Bezeichnungen „Fremdwort“ und „Lehnwort“ im<br />
Kontext der Sprachkontaktforschung erklärt Gisela Ros (Greifswald), was man<br />
unter dem Begriff „Sprachkontakt“ versteht und stellt sowohl die herkömmliche<br />
Differenzierung von Fremd- und Lehnwörtern als auch die bisherige Typologie<br />
des Lehnguts in Frage, weil Entlehnungen das Resultat verschiedener Integrationsvorgänge<br />
sind. Sie bemerkt zutreffend, dass diese zwei Begriffe „Fremdwort“<br />
und „Lehnwort“ in verschiedenen Klassifikationsmodellen unterschiedlich verwendet<br />
und interpretiert werden und auch die Kategorisierung bei verschiedenen<br />
Autoren unterschiedlich sein kann. Sie führt in ihrem Aufsatz verschiedene<br />
Definitionen von Fremd- und Lehnwort an und zeigt die Einstellung einzelner<br />
Sprachwissenschaftler zur Abgrenzung von Fremd- und Lehnwort und vom<br />
‘Eigenen’ und ‘Fremden’, so dass sich der Leser einen Überblick über die Fremdwortdiskussion<br />
verschaffen kann. Man sollte auf die künstliche Trennung von<br />
Fremd- und Lehnwort verzichten und stattdessen den Prozess der Integration<br />
nachvollziehen und bei der Untersuchung der Integrationsprozesse auch außersprachliche<br />
Faktoren berücksichtigen. Die Autorin betont, dass man in neueren<br />
Untersuchungen davon abkommt, den Wortschatz nach etymologischen Kriterien<br />
zu beurteilen. Stattdessen neigt man dazu, den Gebrauch des Wortschatzes<br />
auf der synchronischen Ebene hervorzuheben.<br />
In dem inhaltsreichen Text von Hermann Bluhme (Antwerpen) Westeuropäische<br />
Lehnwörter im Deutschen werden geschichtliche Gründe für das Vorkommen<br />
von lateinischen (z. B. Markt, Pfand, Zins), italienischen (z. B. Mole,<br />
Ries, Firma), niederländischen (z. B. Steuer, Staat, Schleuse) und französischen<br />
(z. B. Marke, Piste, Bluse) Lehnwörtern in der deutschen Sprache dargestellt.<br />
Der Verfasser untersucht das Lehngut in der Seefahrt- und Handelssprache<br />
sowie Entlehnungen aus den Bereichen „Stoffe und Kleidung“ und Transport. Er<br />
konzentriert sich sowohl auf die Herkunft der Wörter als auch auf die Zeit, in der