Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
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Roman Opiłowski<br />
Typographie, visueller Flächenverteilung und Farben in Text- und Bildelementen<br />
verfestigt. Von der Inhaltsseite her entsteht ein Textdesign als eine übergeordnete,<br />
argumentative Strategie, die sich aus einer besonderen Sprache-Bild-Beziehung<br />
oder im Darbieten gleicher Bedeutungen im sprachlichen Text und im Bild<br />
ergibt. Beim erfolgreichen Textdesign fügen sich also ähnliche Inhalte einzelner<br />
Textexemplare in das visuelle Muster ein, die in globaler Sicht einen bildlichen<br />
und sprachlichen Diskurs von Sprache und Bild schaffen. 8 Um die Etablierung<br />
und rezeptive Erkennbarkeit des Textdesigns bemühen sich insbesondere<br />
führende Anbieter der Publikumszeitschriften, Produktmarken und sonstiger<br />
globaler Unternehmen, die ihre Präsenz, ihr Angebot sowie ihre Leistungen<br />
im Gedächtnis bewährter und neuer Empfänger verankern wollen. Derartige<br />
Text- und Bildinhalte begleiten dann z. B. in der Werbung eine übergeordnete<br />
Strategie der Beeinflussung einer Rezipientengruppe, gewährleisten mit anderen<br />
Marketingmitteln die Produktvermarktung und -positionierung und im Endeffekt<br />
einen dauerhaften Produktabsatz.<br />
4. GEGENWART UND ZUKUNFT DER BILDLINGUISTIK<br />
Die Bildlinguistik vermittelt zwischen der Text- und Medienlinguistik. Sie<br />
greift auf und führt weiter ikonische Aspekte in der linguistischen Textproduktion<br />
und -rezeption aus der Textlinguistik einerseits und ist ein Teilbereich der<br />
Medienlinguistik andererseits. Im Mittelpunkt steht das sprachliche nonverbale<br />
oder verbale Handeln und dessen bildhafte, ikonische und piktoriale Kapazitäten.<br />
In der Text- und Bildpraxis wirken beide Zeichenressourcen in einer kohärenten<br />
unzertrennbaren Semiose zusammen (vgl. SCHMITZ 2010: 3). So lässt sich bisweilen<br />
z. B. in der ikonischen Schriftgestaltung eine Grenze zwischen Sprache und<br />
Bild als Zeichen nicht mehr ziehen (vgl. STÖCKL 2008: 26). Auf der anderen Seite,<br />
wie z. B. in Sprache-Bild-Bezügen, sind Sprache und Bild als getrennte Zeichen<br />
wahrnehmbar, jedoch stiften sie einen Sinnzusammenhang, eine Botschaft des<br />
8<br />
Von einem wahrnehmungsbezogenen Gesichtpunkt aus fällt das formale Textdesign jedem<br />
Rezipienten als erstes Identifikationsmerkmal einer Text- und Bildreihe auf. Damit sich ein<br />
inhaltliches Textdesign herausbildet und als solches in der kollektiven Erinnerung präsent ist, benötigt<br />
man aufgrund der Zeichenspezifik von Sprache und Bild ein längeres mediales Einblenden<br />
einer inhaltlichen Argumentation und Information. Diese Bedingtheiten verdeutlicht BISHARA<br />
(2007: 130 ff.) am Bespiel der Lucky-Strike-Kampagne, in der die Selbstreferenz, Metasprache,<br />
Rätselhaftigkeit und Abgehen von einer idealisierten Werbewelt das inhaltliche Text- und Bilddesign<br />
ausmachen.