Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

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206 Roman Opiłowski Abb. 2. Remotivierung durch Bildbezug (Werbebroschüre für öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt) 2.3. Sprache-Bild-Beziehungen Die Verknüpfungen, gegenseitige Auswirkungen und funktionale Leistungen des sprachlichen Textes und des Bildes haben neben der Anschaulichkeit von Phraseologismen eine gewisse Untersuchungstradition in angewandter Linguistik. Diesem Forschungsgebiet widmen sich vor allem STÖCKL (<strong>19</strong>92; 2004), GEI- GER/HENN-MEMMESHEIMER (<strong>19</strong>98), SCHMITZ (2003; 2005a; 2005b) und OPIŁOWSKI (2006; 2009c). Um einen kleinen Umriss möglicher Sprache-Bild-Beziehungen zu geben, stütze ich mich hierbei auf meine Untersuchungen in OPIŁOWSKI (2006:
Bildlinguistik – Ansätze, Aspekte, Aufgaben 207 115 ff). Dementsprechend schlage ich folgende Kategorien in der Interaktion von Sprache und Bild vor: • komplementäre Kommentierung (der sprachliche Text unterstützt das Bild in seiner Botschaft, wobei der Appell und die Information vornehmlich vom Bild stammen), • komplementäre Illustrierung (ein Kommunikat wird im sprachlichen Text ausgedrückt und das begleitende Bild unterstützt perzeptiv und ästhetisch den Gesamttext), • determinierende Monosemierung (die zeichenspezifisch polyvalente, offene Bedeutung des Bildes muss vom sprachlichen Text konkretisiert werden), • konstituierende Polysemierung (das Bild weist dem sprachlichen Text eine zusätzliche Lesart zu, was oft bei anschaulichen Wortverbindungen der Fall ist), • wechselseitige Determination (Bild und Sprache beeinflussen einander und erwirken die Kohärenz des Gesamttextes auf einem höheren Niveau; ohne diese Wechselbeziehung ist weder Text noch Bild an sich verständlich). Diese Zusammenstellung ist gegenüber anderen, weniger prototypischen oder okkasionellen Verknüpfungen offen. Appellative Medientexte, die stets um das Gefallen der Leser und Betrachter kämpfen, verbinden nicht selten einige Typen dieser Verknüpfungen in einem Gesamttext. Dies passiert sehr oft in komplexen Cluster-Texten, die eine merkmalreiche Multimodalität aufweisen, wie z. B. auf Internetseiten und Titelseiten der Publikumszeitschriften oder in vielfältigen Werbemitteln. 3. EINE INTEGRATIVE PERSPEKTIVE AUF FORM UND INHALT DER SPRACHE UND DES BILDES In den erläuterten Aspekten der Bildlinguistik durchscheint bisweilen ein integratives Zusammenwirken von Form und Inhalt. Das Textdesign, das in letzter Zeit immer mehr Eingang in die bildlinguistische Forschung findet (vgl. ANTOS/SPITZMÜLLER 2007; OPIŁOWSKI 2009a), bietet einen exzellenten Befund für das Ineinandergreifen der formalen und inhaltlichen Aspekte in der Bildlinguistik. Das Textdesign umfasst ein visuelles Muster, eine Sehfläche (SCHMITZ 2005b), die sich im kontinuierlichen und unveränderlichen Wiederholen der
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