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Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

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202<br />

Roman Opiłowski<br />

Dadurch erhalten an sich symbolische Buchstabenzeichen eine ikonische oder<br />

indexikalische Funktion, und die Diskrepanz zwischen beiden Kodesystemen wird<br />

reduziert. Schrift wird in zunehmendem Maße zum Bild. (STÖCKL <strong>19</strong>98a: 86) 4<br />

Zweifellos muss man im heutigen typographischen Gestalten von der ikonischen<br />

Typographie (SAHIHI/BAUMANN <strong>19</strong>87: 89 ff.) als einem der Belege für den sog.<br />

iconic return (ASSMANN 2004: 306) sprechen. Das Letztere ist als eine Rückkehr<br />

zum piktoriellen Schreiben zu verstehen, in dem die heutigen Schriftzeichen ihren<br />

Anfang hatten. Diese Tendenz macht sich in der Werbetypographie bemerkbar,<br />

wobei bestimmte Übergangsstadien in der Rückkehr zum Piktoriellen gelten. 5<br />

Durch ein vorgetäuschtes Aufkleben, Stanzen, Hervorheben und Aufreißen<br />

der Schrift entstehen in der Werbung quasi dreidimensionale Figuren. Ein<br />

Beispiel einer solchen Schriftgestaltung befindet sich in der Anzeige für die<br />

Fachzeitschrift „Auto Zeitung“ (s. Abb. 1). Um Glaubwürdigkeit zu erwirken<br />

und das Vertrauen der Autobesitzer zu gewinnen, erscheint der Zeitungstitel im<br />

wohlbekannten Emblem der Automarke auf der Heckklappe. Dies ermöglicht<br />

die Doppeldeutigkeit des Slogans „Auto Zeitung. Starke Marke“ und aktiviert<br />

den Prozess der Merkmalsübertragung: Die mit dem glänzenden Emblem ausgezeichnete<br />

Fachzeitschrift wird mit dem wunderbaren Auto, eben mit der „starken<br />

Marke“, gleichgesetzt und somit aufgewertet. Außer oder gerade dank der<br />

ikonischen Schriftdimension assoziiert man eine gewisse Tastempfindung beim<br />

Anfassen eines solchen Emblems. Eine derartige Synästhesie bringt den Rezipienten<br />

sehr nah an die Realität, so dass die Werbesituation wegen der berührbaren<br />

Inszenierung in der Tat überzeugend wirkt.<br />

4<br />

Vgl. zur Werbetypographie STÖCKL 2008.<br />

5<br />

In einer anderen Arbeit habe ich fünf Kategorien des typographischen Wandels in der<br />

Werbung von der assoziativen Bildhaftigkeit zur inhaltlichen Bildlichkeit unterschieden (vgl.<br />

OPIŁOWSKI 2006: 127 ff.): Schriftarten, Schriftdynamik, Schrift als Bild, Schrifträumlichkeit und<br />

Bild als Schrift.

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