Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

Bildlinguistik – Ansätze, Aspekte, Aufgaben 201
keit funktioniert als erfahrungsgemäß produzierte Vorstellung über ein gesprochenes
oder graphisch stilisiertes Zeichen und ist danach ausgerichtet,
alle Wörter des Sprachsystems, die Gegenstände, Vorgänge und Erscheinungen
der wahrgenommenen Realität bei bloßer Nennung (außerhalb des Kontextes)
so lebendig und plastisch in unserem Bewusstsein [zu] reproduzieren, dass sie
Gesichts-, Gehörs-, Geruchs-, Geschmacks- und Tastempfindungen hervorrufen.
(RIESEL/SCHENDELS 1975: 206)
So können sowohl geschriebene als auch gesprochene Texte diverse optisch oder
akustisch vermittelte Vorstellungen und Empfindungen evozieren. Ein kleiner
Ansatz für die formale Bildhaftigkeit steckt bereits im Titel des vorliegenden
Beitrags, indem die Wiederholung des Buchstabens „A“ (Ansätze, Aspekte, Aufgaben)
ein kleines Wort- und Klangspiel andeutet und zugleich das inhaltliche
Gerüst dieses Aufsatzes signalisiert. Alliterationen werden in dieser Hinsicht
natürlich wirksamer, weil sie durch die Wiederholung der Anfangssilben den
Wortlaut einer Phrase bildhafter machen. Onomatopoetika, Reime, Wortspiele,
unterschiedliche Polysemierungen oder Umstellungen sowie Substitutionen
einzelner Silben und Wörter schaffen eine Abweichung vom konventionellen
freien Sprechen, in dem wir in der Regel geordnete und kohärente Wortfolgen
verwenden. In appellativen Medientexten bringt ein solches Textgestalten einen
beachtlichen Nutzen mit sich, z. B. in der Werbung prägen sich Produktname,
Slogan oder Headline besser ein. Es sei an dieser Stelle nur noch eine Headline
aus einer Anzeige für Internet-Autobörse angeführt: Geputzt. Gehegt. Gepfl egt.
Verkauft. Mit dieser Alliteration vollzieht sich eine formale Bildhaftigkeit der
Sprache, die die Headline wirksam memorieren lässt. Dies ist umso effektiver,
weil alle drei Partizipien den Zustand vor dem Verkaufen des Autos veranschaulichen.
Die Bildhaftigkeit geht m. E. weiter, weil Verkauft durch Grammatik und
Interpunktion in vorangehende Reihe optisch und auditiv passt und dabei die
Werbebotschaft abrundet.
1.3. Typographie
Mit der typographischen Gestaltung von Texten wird die Form eines
Schriftzuges zum Bild gemacht, so dass ein Schriftbild entsteht: