Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
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Bildlinguistik – Ansätze, Aspekte, Aufgaben <strong>19</strong>9<br />
Diese Einsichten kann man m. E. folgendermaßen resümieren: Die Bildlinguistik<br />
soll Erkenntnisse und Methoden der Linguistik, Bildwissenschaft,<br />
Semiotik, Medienwissenschaft und Kommunikationswissenschaft verknüpfen,<br />
um praktische Kapazitäten und Wirkungen von zwei zentralen Kodes – Sprache<br />
und Bild – in Medientexten zu zeigen und zu erklären. Aus genereller Sicht<br />
steht bei der Bildlinguistik die Sprache im Zentrum und ist ein Ausgangspunkt<br />
für die ikonische (Um-)Gestaltung der Materialität der Sprache und für die<br />
bildhafte Interpretation ihres Gehalts. Im Zuge textpragmatischer Aspekte der<br />
Bildlinguistik beteiligen sich jedoch beide Zeichensysteme gleichrangig oder mit<br />
unterschiedlicher Qualität, Intensität und Ausschöpfung des Sprachtextes durch<br />
ein Bild und umgekehrt an einem Informations- und Funktionskomplex eines<br />
Gesamttextes.<br />
Im Folgenden konzentriere ich mich auf einige formale und inhaltliche<br />
Aspekte aktueller Medientexte, an denen man das Wirkungsgebiet und einen<br />
aktuellen Bedarf an einer Bildlinguistik ablesen kann. 1<br />
1. FORMALE ASPEKTE DER BILDLINGUISTIK<br />
Aus formaler Sicht lassen sich bildlinguistische Grunderscheinungen in der<br />
Struktur, Bildhaftigkeit und Typographie von sprachlichen Texten beobachten.<br />
Form, Körper und Materialität von Sprache gehen in eine neue Dimension des<br />
Bildhaften über und erfüllen dort im Zuge einer visuellen Textinterpretation<br />
bzw. -kreation neue Funktionen, denen das Sprachliche selbst nicht bzw. nur<br />
eingeschränkt nachkommen kann.<br />
1.1. Textstruktur<br />
Will man die Textstruktur rein textlinguistisch verankern, so kann man sie<br />
nach HEINEMANN/HEINEMANN (2002: 137, 147) in einem der lokalen Textmuster<br />
jeder Textsorte – Textstrukturierung – ansiedeln. Globale Stilmuster von Textsorten<br />
enthalten eine innere Architektonik, zu der Anordnung sprachlicher und<br />
bildlicher Elemente im Gesamttext gehören. So liegen z. B. einer prototypischen<br />
Werbeanzeige zumindest Schlagzeile, Werbebild, Fließtext und Slogan zugrunde,<br />
1<br />
In der nachfolgenden Aufteilung stütze ich mich auf die signifi ant-bezogene und signifi é-<br />
bezogene Gliederung der bildlinguistischen Grundphänomene von HELD (2008: 156).