Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19
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Roman Opiłowski<br />
Die Präsenz und Dynamik multimodaler Textsemiosen und deren Relevanz<br />
in der gegenwärtigen Mediengesellschaft, die multimodale Texte in immer<br />
größeren Mengen wahrnimmt oder übersieht, rezipiert oder vergisst, auf sich<br />
wirken lässt oder bewusst ablehnt, bedarf einer kompetenten, ausführlichen,<br />
kritischen Beschäftigung mit Sprache-Bild-Interaktionen im Rahmen einer<br />
Bildlinguistik.<br />
Die Bildlinguistik ist von einer etablierten Disziplin immer noch weit entfernt.<br />
Einen ersten Grundstein hat in dieser Hinsicht STÖCKL (2004) mit seiner<br />
Monographie und einer Reihe anderer Vor- und Nacharbeiten gelegt. Andere<br />
Sammelbände und Monographien zur kommerziellen Medienkommunikation,<br />
wie z. B. OPIŁOWSKI 2006, ROTH/SPITZMÜLLER 2007, HELD/BENDEL 2008, DIEK-<br />
MANNSHENKE/KLEMM/STÖCKL 2010, zeigen das komplexe und anregende Untersuchungsterrain<br />
der Bildlinguistik. Erst im Aufsatz von SCHMITZ (2010) finden wir<br />
den ersten definitorischen Umriss der Bildlinguistik:<br />
„Bildlinguistik“ – dieser griffige Ausdruck drückt einen Widerspruch in sich aus.<br />
Sprache und Bild sind zwei medial, semiotisch, methodisch und technisch verschiedene<br />
Ausdrucksformen. Wer spricht, zeigt nicht; wer schreibt, malt nicht [...].<br />
Das freche Wort „Bildlinguistik“ schreit allerdings ein Desiderat, einen wissenschaftlichen<br />
Wunsch heraus, eben den Wunsch nämlich nach interdisziplinärer<br />
Untersuchung des Zusammenspiels von Sprache und Bild. (SCHMITZ 2010: 1)<br />
Die Notwendigkeit der Bildlinguistik sieht Schmitz in der zunehmenden multimodalen<br />
Kommunikation, die sich auf primäre Zeichen – Sprache und Bild<br />
– stützt:<br />
In der umtriebigen, oft turbulenten, hektischen, entweder auf Geschwätzigkeit<br />
und/oder auf Effizienz angelegten Alltagswelt haben sich Text-Bild-Kombinationen<br />
als vorzüglich geeignete Mittel zur Darbietung [...] von Informationen erwiesen.<br />
Sie ziehen Aufmerksamkeit auf sich, ermöglichen größte Informationsmengen<br />
auf kleinstem Raum, erlauben vielfältige Präsentations-, Strukturierungs-, Orientierungs-<br />
und Rezeptionsweisen und unterstützen den schnellen Blick. (SCHMITZ<br />
2010: 3)<br />
Die Übergeordnetheit der Linguistik für die Untersuchung des Bildes in der<br />
Interaktion mit der Sprache ergibt sich aus vielmehr differenzierteren linguistischen<br />
Analysemethoden, Erkenntnissen und Spezialisierungen (vgl. SCHMITZ<br />
2010: 2).