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Colloquia Germanica Stetinensia Nr 19

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186<br />

Marek Laskowski<br />

Im Hinblick auf sprachfamilienmäßige Zuordnung gehören das Deutsche und<br />

das Polnische zu den indoeuropäischen Sprachen. Innerhalb dieser Gruppen<br />

gehört das Polnische zu den slawischen und das Deutsche zu den germanischen<br />

Sprachen. Sprachstrukturell gesehen ist das Polnische eine synthetische Sprache<br />

mit dem hohen Grad an Flektiertheit. Das Deutsche hat auch ein relativ reich<br />

ausgebildetes Flexions- und (produktives) Kasussystem. Nach BUSSMANN (<strong>19</strong>90:<br />

591 f.) sind gemeinsame Merkmale aller slawischen Sprachen die Palatalisierung<br />

von Konsonanten, das reiche Kasussystem von bis zu sieben Fällen beim<br />

Substantiv und die Unterscheidung verschiedener Funktionsarten beim Verb.<br />

Bußmann unterstreicht auch, dass spezifisch für die polnische Sprache „verbale<br />

Formen bei Konjunktionen und bestimmten Partikeln“ (coś powiedziała – co<br />

powiedziałaś) sind. Auf eine detaillierte kontrastive Analyse der polnischen und<br />

der deutschen Sprache wird hier verständlicherweise verzichtet (vgl. GLADROW<br />

<strong>19</strong>90). In der polnischen Fachliteratur werden vor allem solche Partikeln<br />

genannt, die im Allgemeinen eher als Gradpartikeln zu klassifizieren sind (vgl.<br />

GROCHOWSKI <strong>19</strong>86: 77 ff.). Man kann an dieser Stelle erst mal festhalten, dass ein<br />

erfolgreicher Transfer des Wissens um die polnischen Partikeln auf das deutsche<br />

Partikelsystem nur begrenzt möglich ist. Das ergibt sich in erster Linie aus der<br />

Tatsache, dass die polnischen Partikellexeme sehr viele homonyme Bedeutungen<br />

in unterschiedlichen situativen und illokutiven Kontexten aufweisen, so dass die<br />

deutschen Partikeln sehr wohl mit polnischen wiedergegeben werden können.<br />

Problematisch dabei ist aber, dass die Partikeln im polnischen Satz oft weglassbar<br />

sind und durch andere Mittel wie die Prosodie, die Wortreihenfolge im Satz<br />

u. Ä. ersetzt werden können.<br />

Ziel des vorliegenden Beitrags ist es in erster Linie, Bedeutung und Funktion<br />

der deutschen Modalpartikeln auch und etwa in Fragessätzen im Deutschen<br />

und im Polnischen approximativ zu beschreiben, Divergenzen und Konvergenzen<br />

anhand der ausgewählten Beispiele zu veranschaulichen.<br />

1. DEFINITORISCHES ZU MODALPARTIKELN<br />

Bevor wir auf die Präsenz und Funktion der erwähnten Modalpartikeln 2 in<br />

Fragesätzen eingehen, stellen wir kurz im Allgemeinen die Modalpartikeln im<br />

2<br />

Ansonsten gibt es in der einschlägigen Fachliteratur viele andere Bezeichnungen für Modalpartikeln,<br />

z. B. emotional-expressive Partikeln (ERBEN <strong>19</strong>72), adjungierte Adverbialia (ENGEL

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